Sozialdemokrat

8entralorgan der Deutschen   sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh Einzelpreis 70 Heller

Redaktion u. Verwaltung: Prag   XII., Fochova 62- Telephon 53077- Herausgeber: Siegfried Taub  - Verantw. Redakteur i. V.: Zdenko Neuwirth, Prag  

17. Jahrgang

Justizmord

Freitag, 9. Juli 1937

Wird Franco   zuerst

an drei Arbeitern Berlin  . Donnerstag wurden hier Wal­demar Schulz, Paul 3 immermann und Bruno Schröter, die wegen Verbrechens Paris  . Die Note, in der General Franco   holen, daß Frankreich   auch die Land­gegen die öffentliche Ordnung zum Tode ver- offiziell feine Anerkennung fordert, ist im frankontrolle an der Pyrenäen  urteilt worden sind, hingerichtet. Die zösischen Außenministerium eingetroffen. Sie grenze aufheben würde, falls Italien  Verurteilten wurden beschuldigt, im Oktober wird an den kompetenten Stellen sehr fühl und Deutschland   der franzöfifch- englischen See 1931 einige Revolverschüsse in einem Berliner   aufgenommen. Vorstadtkaffeehaus gegen SA- Leute abgegeben zu haben.

die Freiwilligen entlassen?

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In Wahrheit hatte es sich, wie die im Ausland aufgenommenen Zeugenaussagen und Beweise ergeben, um eine von der SA provo­zierte Schlägerei gehandelt.

Auch die ,, Taẞ"

Die Stellungnahme der Regierung wird, wie es heißt, mit der der britischen   Regierung vollkommen einverstanden sein. Sie schließe ein prinzipielles Kompromiß and die Möglichkeit der Buerkennung des Rechtes als kricgführende Par. tei nicht aus, falls General Franco   vorher die genau gestellten Bedingungen erfüllt, d. h., alle auffeiner Seitetämpfenden Freiwilligen entläßt.

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kontrolle in Spanien   in Anwesenheit von neutra­len Beobachtern Hindernisse in den Weg legen wird.

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Aus dem Inhalt:

Hungerstreik gegen

Betriebsstillegung

Das Nachspiel der Staaber

Maifeier

Wie die Baskenfront zerbrach Aus einem Kulturstaat

Nr. 159

Emigranten

Im Munde vieler ein Schimpfwort: Emi­grant. Wie es gesagt wird, wie es die Presse der Henleinpartei gebraucht, hassend und verächtlich, geringschäßig und wütend, offenbart nicht nur die freiwillige naziatische Gleichschaltung unserer Voltsgemeinschaftler es schwingt auch die Miz­achtung der bejizloſen, unsteten, heimatlojen Flüchtlinge durch die bodenständigen", besitz­sicheren Bürger mit. Ein Emigrant: einer, der nichts hat, der von Unterstützungen leben muiz! Und noch dazu ein Gegner des Führers aller Deutschen  " genug Grund, ihn zu hassen, ihm das bloße Dasein nicht zu gönnen. Achtung vor einer Ueberzeugung, die das wirklich oft sehr large Brot der Emigration der nährenden Gleich­schaltung vorzog, solche Achtung vor menschlichen Werten tann man von den Volksgenossen Emi­grantenfeinden nicht erwarten.

Die Pariser Presse ist den Beteuerungen Francos gegenüber, daß Italien   und Deutschland  nicht irgendwelche Positionen in Spanien   oder im Mittelmehr gewinnen wollen und daß die spanische nationale Regierung dies ja auch gar nicht zu Tassen könne, sehr steptisch eingestellt. England und Frankreich   find, wie es heißt, Petit Parisien" meint, daß Franco   damit Und doch auch die gehässigsten Emigran faschistisch? entschloffen, zwar in sehr verföhnlichem, aber England gewinnen wolle. Der" Populaire"( tenfeinde unterscheiden zwischen Emigranten und trotzdem festem Geiste zu verhandeln. Ein Be- meint ebenfalls, daß Franco   nunmehr bemüht sei, Emigranten. So gründlich unterscheiden sie, daß London  . Jacob Dolekki, der weis deffen fei die Erklärung des englischen England durch Versprechungen wie durch Drohun- sie die einen schmähen und beschimpfen, die an­Generaldirektor der offiziellen russischen Tele- Außenministers Eden, daß die britische   Regie- gen zu gewinnen, daß er dies jedoch in vollem deren gar nicht als Emigranten betrachten. Die graphenagentur, a fi", wurde als Volksfeind rung in der Freitagsihung des Londoner   Nicht- Einverständnis mit Berlin   und einen wenn sie im Gastlande schriftstellers d; interventionsausschusses keinen Plan vor Rom   tuc. Berlin  , Rom   und Salamanca   seien und unter faschistisch em Einflusse legen, sondern auf ihrem bisherigen Standpunkt| bestrebt, London   und Paris   zu trennen und ein tätig sind und die Zustände im Dritten Reich kriti= stehend, welchem er mit anderen Mitgliedern beharren wird. Auch der französische   Botschafter Kompromiß" zu erreichen, das ihnen alle angeklagt. Die anderen die anderen können sieren, werden sie wütend vergiftender Umtriebe der Agentur unterlegen sein soll, verhaftet. Dies in London   soll im Londoner   Ausschuß wieder- Vorteile gewähren würde. wird nach London   in einem Artikel des Swerd­

lowoffer ,, Uralarbeiters", des offiziellen bolsche- Einladung Neuraths wieder aktuell?

wistischen Parteiorgans in Swerdlow   berichtet. Das Blatt gibt auch die Verhaftung anderer leitender Redakteure des sowjetrussischen amt­

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das Land, in das sie emigrierten, regieren, ohne daß die volksbewußten Emigrantenfeinde daran das mindeste auszusehen finden. Daß die deut­ schen   Emigranten in Frankreich  , in Holland  , in entferntesten versucht hätten, sich in die Politi Belgien  , in der Tschechoslowakei   je auch nur im dieser gänder einzumengen, wird faum jemand

London  . Einige Londoner   Zeitungen wol- Gelegenheit zu einem persönlichen An­neuen fichtenaustausch wird, der auf beiden lichen Pressebüros bekannt, so des Hauptmit- Ten von einer bevorstehenden arbeiters Go14. Es handelt fir bem ge: Englands, an den deutſchen   Reichsaußenminiſter Seiten ein befferes Berttehen, der anderen Gette behaupten wagen. Im Dritten Reich von Neurath wissen. Reuter meldet dazu, daß an bewirken wird. nannten Blatte zufolge um Volksfeinde", amtlichen Stellen die Meldungen von der Fest­aber machen Emigranten nicht nur Zu Spanien   erklärte Chamberlain: Da ich Politit, Reichspolitik, und oft sehr entschieden welche über Weisungen von ausländischen Anf- seßung eines neuen Datums für diesen Besuch überzeugt bin, daß niemand eine Konflagration traggebern gearbeitet haben. Dabei deckten diese vorzeitig" seien. gegen ihre Heimatländer gerichtete Politit, son­ganz Europas   hervorzurufen wünscht, sehe ich ern sie regieren sogar das Deut ,, Volksfeinde" durch ihre besondere Auswahl Am Abend bestätigte Ministerpräsident nicht ein, warum wir nicht mit einer kleinen sche Reich! ihnen genehmen Nachrichtenmaterials ihre Mit- Chamberlain in einer Versammlungsrede Portion Vorsicht und guten Willen eine Lösung schuldigen. So sollen auch kritische Urteile über diese Gerüchte, indem er es bedauerte, daß für unsere Schwierigkeiten finden könnten, die Denn mögen die sudetendeutschen   Nazi und die Bürokratie unterdrückt worden sein, während Neuraths Reise verschoben werden mußte, und sogleich beseitigt wären, wenn wir uns über die die Nazi anderwärts Adolf Hitler   noch so wichtige Informationen, welche die staatsfeind- hinzufügte: Ich habe volles Vertrauen zu einem Ab berufung der Freiwilligen hoch einschäßen, sie werden nicht bestreiten können, persönlichen Kontakt zwischen einflußreichen aus Spanien   einigen und es Spanien   selbst daß er ein österreichischer Emigrant ist. Sein liche Tätigkeit verschiedener Saboteure und Staatsmännern und teile völlig die Hoffnung des überlassen könnten, seine eigene Zukunft zu be- politischer Emigrant, er mußte nicht aus Dester­Staatsschädlinge behandelten, einfach unter den Außenministers Eden, daß sich eine andere ſtimmen. reich flüchten, er hat es bloß verlassen, weil die Tisch geworfen worden sind. steptischen Wiener   weder an seinen handgemalten Ansichtskarten, noch an seinen politischen Ergüssen Gefallen fanden, aber doch ein Emigrant. Ein Zugewanderter hat in Deutschland   nicht nur von der demokratischen Freiheit des Gastlandes wei­testgehenden Gebrauch machend, Politik gemacht. sondern sich sogar zum Diktator dieses Landes gemacht.

Das Palästina- Kompromiß

Alle sind enttäuscht

London  . Der britische   Hochkommissär von Balästina hatte in Jerusalem   eingehende Bera­tungen mit den Führern der Araber, der Juden und der mohammedanischen Opposition über den Bericht der Palästinakommission. Der arabische Hohe Rat faßte Donnerstag bormittags Beschluß über die von den Delegierten einzunehmende Saltung. Ueber das Ergebnis der

Beratung ist bisher noch wenig bekannt.

In einer Unterredung mit dem Vertreter des Reuter- Büros erklärte ein hervorragendes Mitglied des Obersten arabischen Rates, daß es nn möglich sein werde, den Plan der Teilung Palästinas durchzuführen, es sei denn, daß Großbritannien   Gewalt anwende.

Weiterer Vormarsch

der Regierungstruppen

Vergebliche Gegenangriffe glühen, wurde und wird philosophisch begründet Ein späterer Bericht des Verteidigungs­ministeriums besagt:

Madrid  . Im Abschnitte La Sierra ist nend ab. Die Aufständischen verloren sonach bei der Vormarsch, den das fünfte und achte Armee- Minorca in den letzten 24 Stunden zwei Flug­torps Dienstag begonnen hat. am Donnerstag zeuge. erfolgreich fortgelekt worden. Nach 7 Uhr mor­sens bemächtigten fich die Truppen des fünfton Korps der wichtigen Position bei Los Llanos. Die republikanischen Truppen erbeuteten dabei cin Flugabwehrgeschütz, vier Maschinengewehre und eine große Menge Munition. Weiters haben die Nepublikaner Positionen bei Mosquita, No­manillos und Castio de Villafranca erobert. Das Dorf Quirojan ist von den Regierungstruppen vollständig eingeschlossen.

Und einige seiner engsten Mitarbeiter sind gleichfalls Zugewanderte. Die Blut- und Boden­Weltanschauung des Dritten Reiches  , für die auch die Herzen der sudetendeutschen   Nazi so heiß er­von dem Valten Alfred Rosenberg  , der wie kein anderer zur Verfündung des germani­schen Blut- Mythos berufen ist, weil ganz gewiß Die Aufständischen versuchten, die von den kein Tropfen germanischen Blutes in seinen Adern republikanischen Truppen am Dienstag erzielten fließt, sondern ein Gemisch von lettischem, also Erfolge wettzumachen und konzentrierten Trup- flawischem, und finnischem und französischem Blut pen gegen Madrid  , insbesondere aber Flieger, mit einer kleinen Beimengung von jüdischem. Der wleche den ganzen Tag über, jedoch erfolglos, Stellvertreter des Führers", Rudolf e B, ist Evening Standard" erfährt, daß die Haupteintvände der Zionisten sich gegen das Die Moral der Regierungstruppen ist aus operierten. Die Regierungstruppen, welche Bru- Deutsch- Aegypter und der deutsche  geringe Flächen ausmaß des gezeichnet. Zahlreiche Ueberläufer haben den uete befeht hatten, wurden von den Aufständischen Bauernführer Walther Darré   ist füdischen Staate& sowie gegen die Republikanern wertvolle Meldungen über die überfallen, doch wurde der Angriff abge- Deutsch  - Argentinier. Wesentlich Ruteilung des Negev   Gebietes( eines Gebietes Truppenbewegungen des Feindes gebracht, der wehrt und es konnten neue Positionen verstärkt wurde die Emigrantengruppe, die sich am Suezkanal) an die Araber richten, von dessen versucht, den Vormarsch der Regierungstruppen besetzt werden, insbesondere im Guadarrama  - zur Führung des Dritten Reiches   berufen fühlt, Berglande. Die im Abschnitte von Sefena ope- durch den Zuzug aus der Tschechoslowakei  . Neben Erschließung sie sich viel erhoffen. Desgleichen aufzuhalten. opponieren sie gegen die den Arabern zu gewäh­In Andalnfien besetzten die Republikaner   bei rierenden Truppen befekten weitere Pofitionen, kleineren Größen wie dem ziemlich konfusen west­rende Subvention. Pozo Blanca verschiedene Positionen. Im so namentlich die Gräben der Aufständischen auf böhmischen Naziführer Langhans und dem Abschnitt von Alcala la Real   haben die Regie- dem die Straße Sefena- Euesta Neina beherr- Professor Lehmann und Dr. Leibl( die bei­rungstruppen einen Leutnant, einen Unteroffi- fchenden Hügel. Ein Gegenangriff der Aufſtänden leztgenannten haben besonders eifrig die Reli­sier und 25 aufständische Soldaten gefangen- difchen scheiterte. genommen und haben außerdem ein Taufabwehr­geschütz, vier Maschinengewehre und 50 Gewehre erbeutet.

Der Vollzugsausschuß der Jewish Agench und die zionistische Organisation haben, erklärt, daß die Vorschläge mit dem Mandate aus dem Jahre 1922 unvereinbar seien. Die beiden Organisationen betrachten auch den neuen Vor­fchlag zieds Regelung der Einwanderung nach Palästina als Verlegung ihrer Rechte.

Das Reutersche Büro meldet aus Palästina, daß auf allen Seiten der Bevölkerung die Ent­täuschung überwiege.

In Estremadura   befekten Abteilungen des T. Armeekorps das Dorf Rena und schloffen das Dorf Billar de Rena ein. Im Frontabschnitt von Meddellina wurde die Gemeinde Batancjos be­fett. In Aragonien   haben die Regierungstruppen

Niemöller vor ein Sondergericht? tie Stadt Albarracin   eingefchloffen.

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London  . Der Prozeß gegen Pastor Niemöl  - Auf den Balearen versuchte Donnerstag um Ter soll, wie Evening Standard" aus Berlin   5 Uhr morgens ein Bombenflugzeug einige An erfährt, einem Sondergericht übertragen werden. griffe auf den Hafen von Mahon  , die jedoch Gegen dessen Urteil soll teine Berufung möglich die Flugzeugabwehr vereitelte. Gin Aufständi­schen- Flugzeug wurde getroffen und stürzte bren­

fein.

Ein Racheakt Francos

Gibraltar.( Agence Espagne.) Die Details, die über das Luftbombardement von Algeciras  bekannt werden, zeigen, daß vier Luftab­wehr batterien der Insurgen ten zerstört worden sind, ebenso wurden die Küstenbatterien von Getares, die erst vor furzem von den Deutschen   aufgestellt worden sind, vernichtet.

gion der Heimattreue und Stammeszugehörigkeit verkündet!) wirken im Dritten Reich Hans Krebs   als Regierungsrat und beschäftigungs­loser Reichstagsabgeordneter, Rudolf Junz als Universitätsdozent und gleichfalls alz M. d. R. und Herr Dr. Vierer bl als Leitartikler des Völfischen Beobachters". Und gegen die höchst intensive politische Tätigkeit dieser Emigranten in dem Lande, in das sie emigrierten, hat keiner, wirklich keiner der hiesigen Emigrantenfeinde etwas einzuivenden! Daß jemand hier sein Ehrenvort bricht und über die Grenze wechselt und dann drüben gegen den Staat, der doch auch aren, nicht wahr, es ist doch fo? der Staat der Sudetendeutschen   ist. Politit macht, das erscheint ihnen als die selbstverständlichste Sache der Welt.

Sofort nach dem Bombardement haben die Infurgenten als Repreffalie 38 Gefangene füft­liert, die feit Beginn des Krieges in Haft waren, weil sie ihrer Sympathie für die Regierung Aus­druck gegeben hatten.

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