Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen   sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowatiſchen Republik Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh/ Einzelpreis 70 Heller

Redaktion u. Berwaltung: Prag   XII., Fochova 62- Telephon 58077- Herausgeber: Siegfried Taub Berantw. Redakteur i. B.: Zdenko Neuwirth, Prag  

17. Jahrgang

Deutsch  - Österreichischer

Pressefriede?

Wien  . Bei den vom 6. bis 10. d. M. durch­geführten österreichisch  - deutschen   Besprechungen in Sinne des Abkommens vom 11. Juli wurden auch die Fragen der gegenseitigen Pressebeziehungen erörtert. Künftig hin sollen im Nachrichtendienst und in der Presse teinerlei Nachrichten, die im anderen Lande An­

Dienstag, 13. Juli 1937

Pyrenäen  - Kontrolle

endet Dienstag mittags

London.  ( Reuter.) Der Vorsitzende des Nichteinmischungsausschuffes Lord Plymouth empfing Montag um halb 4 Uhr nachmittags im Außenmini. fterium den französischen   Botschafter Corbin, der ihm die Note überreichte, in der Frankreich   seinen bekannten Beschluß mitteilt, wonach die französische  Regierung sich ab Dienstag nicht mehr in der Lage sieht, den internationalen Funktionären die ihnen bisher zwecks Rontrollierung der Durchführung des Nichteinmischungsabkommens zuerkannten Rechte zuzugestehen.

Aus dem Inhalt:

Kardinal- Legat gegen den

,, Götzendienst der Rasse"

Deutsche   Batterien bedrohen Gibraltar  

,, Volksgemeinschaft"

in der Praxis

Ein Mord nach 20 Jahren aufgeklärt

Nr. 162

| Das trojanische Pferd

Das Bild ist nicht neu, aber der Vergleich drängt sich auf, und da Hubert Ripka   in einemt viel beachteten Aufsatz über die Rolle der EdP, der am Sonntag in den ,, Lidové Noviny" erschien, ihn gebraucht hat, kann man, wenn man auf dic Bedeutung dieses Auffazes verweist, ohne wei teres diesen Vergleich mit übernehmen. Daß er zutreffend ist, wissen gerade die Leute von der Edp besonders gut.

Ripka sah sich zu seinen Betrachtungen stoß erregen und eine Polemit entfesseln könn­effenbar veranlaßt durch den auch in unserem ten, ungeprüft veröffentlicht werden. Fer­Blatte bereits erwähnten Berlin  - Bericht des ner soll sich die. Berichterstattung auch mit den Venkov" und die in letzter Zeit in reichs­positiven Leistungen in den beiden Län­An französischen politischen Stellen von der die Pyrenäen  - Grenze voll billige. Eden erinnerte deutschen   Blättern, besonders in der Frankfurter  dern befassen. Insbesondere sollen persönliche An- Linken bis zur Rechten wird dieser Beschluß der in seiner Antwort daran, daß bereits Lord Ply- Beitung", erschienenen Aufsäße über das Ver­französischen Regierung durchwegs als logischer mouth im Nichtinterventionsausschuß dargelegt hältnis zwischen Deutschland   und der Tschechoslo­griffe unterbleiben und Fragen der Weltanschau- und gleichzeitig entschiedener Entschluß gebilligt. habe, daß nach Ansicht der britischen   Regierung wakischen Republik. Darum handelt es sich unge= ung und Staatsauffassung auch dort, wo Mei- Es wird betont, daß niemand den guten Willen bas französische Vorgehen ganz erklärlich schon fähr: ihre Bündnisse mit Frankreich   und der nungsverschiedenheiten bestehen, fachlich und der franzöfifchen Regierung bezweifeln könne, die im Hinblick auf das sei, was sich an der portugie- Sovjet- Union müsse die Tschechoslowakei   nicht nicht in beleidigender Form während der zwölf Monate der Feindseligkeiten fifchen Grenze zugetragen habe. Der Minister gerade aufgeben, es müßte nur der Vertrag mit in Spanien   alle Bemühungen an den Tag gelegt fügte noch hinzu, daß die Pyrenäen- Grenze ge- Sowjet- Rußland modifiziert werden, und es behandelt werden. Die Presse soll sich jeder Unter- hat, damit die Grundfäße der Neutralität und schloffen bleibt. Frankreich   hebe nur die Vorteile müßte einem Ausgleich mit den Sudetendeutschen  stüßung oder Ermutigung einer gegen den ande- der Nichteinmischung in die spanischen   Angelegen- für die Beobachter auf: ich glaube, fo fügte Ned- die Mehrheit der Sudetendeutschen  , also die ren Staat und dessen Regierung gerichteten Be- heiten realisiert werden. ner hinzu, daß die franzöfifche Regierung feftge- Sudetendeutsche Partei zustimmen. Womit ange­tätigung enthalten und sich der Verantwortung Die französische   Regierung stand den gan- stellt hat, daß sie das Recht besitze, ähnliche Maß- deutet wurde, daß diefe Partei mitregieren bewußt sein, die der Publizistik beider Staaten sent Tug mit der britischen   Regierung in Berbin- nahmen wie die portugiesische Regierung zu müßte. Dann würde das Verhältnis zwischen dem Deutschen Reich   und der Tschechoslowakei   ein be durch deren Zugehörigkeit zum deutschen   Volk auf friedigendes werden. erlegt ist.

Französischer Protest

gegen die Fälschermethoden des DNB

dung. Ueber die Einzelheiten und die Aussichten treffen. einer britischen Kompromißlösung ist in Paris  vorläufig nichts Bestimmtes bekannt. Es wird nur

gefagt, daß die französische   Regierung bereit ist,

jebe Lösung zu akzeptieren, welche ihrem belann­

ten Standpunkt Rechnung trägt, daß fie aber nicht

England billigt

Nichts ist selbstverständlicher, als daß sich vor allem die Tschechen mit diesen Fra­

den französischen   Schrittlen beschäftigen. Ja, mit der Sudetendeutschen Die Yorkshire Post" schreibt u. a., die Partei und mit Henleins Politik haben sich die attivistischen Parteien ununterbrochen auseinan

hatte Montag eine Unterredung mit Reichsaußen- nationalen Kontrolle an der Pyrenäengrense Beobachter an der Byrenäen- Grenze fei eine An dem Wege über die unter Henleine Kommando Berlin  . Der französische   Botschafter Poncet weniger entfchloffen fei, die Aufhebung der inter franzöfifche Entscheidung über die ausländischent berzusehen. Ja, den Versuch, die Arbeiter auf

gelegenheit des nationalen Brestiges. Es sei völ.

lig ausgefchloffen, daß eine so große Wacht wie stehende Voltsgemeinschaft" wieder ihres poli­Frankreich die Glaubwürdigkeit ihrer Neutralitätischen Selbstbestimmungsrechtes und ihrer Ge­durch eine fremde Kontrolle überwachen läßt, wertschaftsfreiheit zu berauben, bekämpft die wenn eine kleine Macht wie Portugal   unter Aber die Frage, welche Politik die SdP macht Sozialdemokratie seit dem Entstehen der SdP. dem Einfluß Deutschlands   und Italiens   diese und gar erst die, ob sich die Tschechoslowakische

Dienstag mittags 3 durchzuführen. Neuerlich wird minister von Neurath  , in deren Verlauf der Bot- varan erinnert, daß Frankreich   auch weiterhin die ſchafter die Aufmerkſamkeit des Außenministers Grundfähe der Nichteinmischung in die spanischen darauf lenkte, welche nachteiligen Fol- Angelegenheiten vollauf respektieren wird. gen unter den gegenwärtigen Umständen eine unvollständige oder unrichtige Wiedergabe von London.  ( Neuter.) Außenminister Eden Kommuniqués nach sich ziehen könne. Der fran- wurde im Unterhaus gefragt, ob die britische   Re­zösische Botschafter hatte dabei das durch die gierung die franzöfifche Entscheidung betreffend Kontrolle für sich ablehnt. Agentur Havas   verbreitete offizielle Kommuni­qué über die Suspendierung der Erleichterung für die internationalen Kontrolleure an der französisch- spanischen Grenze im Auge, das von dem offiziellen deutschen   Nachrichtenbüro fe h= Terhaft und verstümmelt veröffent­

licht worden sei.

England baut

Weekend- Konferenz in Deauville  

Republik   die Gnade des Dritten Reiches   erkaufen soll durch Unterwerfung unter die von der SdP aufgestellten Bedingungen, diese Fragen sind wahrhaftig nicht nur solche der sudetendeutschen  Politik, sondern auch und in erster Linie Fragen, welche die tschechoslowakische Bevölkerung bewegen müffen. Denn es handelt sich nicht zuletzt darum, cb jener Staat, für den die Tschechoslowaken als

größere, die entscheidende Verantwortung tragen, feine Innenpolitit, seine Regierung und sein ganzes Gefüge nach dem Willen eines anderen Staates gestalten und als Organ dieses Nachbar­staates eine bestimmte Partei in entscheidende Machtpositionen sezen will.

London.( Tsch. P.-B.) Das britische   Außen-| Bertretern der fremden Mächte statt. Auch mit amt war über das Wochenende eifrig mit der den europäischen   Kabinetten wird eine ständige Ausarbeitung des britischen   Vermittelungsvors Berbindung aufrechterhalten. Ueber die Bespre schlages zur Aufrechterhaltung der Nichtein- chungen wird strengstes Stillschweigen bewahrt, mischung beschäftigt. Eden hatte in Deauda eine frühzeitige Diskussion der in Frage kom- feine Begründer und als Mehrheitsnation die bille eine eingehende Aussprache mit dem bri- menden Details in der Deffentlichkeit sowohl mit schnellste Torpedoboote tischen Botschafter in Paris   Phipps, der be Rücksicht auf die verschiedenen Standpunkte der London  . Der erste Lord der Admiralität fanntlich erst kürzlich von Berlin   nach Paris   ver- Mächte wie auch auf die in England herr­Duff Cooper gab im Unterhaus folgende Erklä- feßt worden ist, und behandelte mit ihm den gan- fchende starte Opposition gegen et rung ab: Die britische   Regierung hat den Bau 3en Fragenbereich. Namentlich ließ sich Eden, wie waige 3ugeständnisse Großbri von drei Flotillen zu je sechs schnellen Motor- Daily Telegraph" berichtet, durch Botschafter tannien& vermieden werden foll. torpedo boot en angeordnet. Die erste Phipps eingehend über die Haltung Frankreichs  Flotille befindet sich bereits auf dem Wege nach informieren. Die Unterredung soll sich, wie News Chronicle" schreibt, daß England Malta  , die zweite Flotille ist fast vollständig" Daily Mail" hiezu berichtet, nicht nur auf Spa- mit Frankreich   eng zusammenarbeite. In London  fertig und die dritte Flotille wird in der nächsten nien, sondern auch auf Mitteleuropa   und Paris   glaube, man vielfach, daß itler Zeit in den britischen Werften auf Kiel gelegt bezogen haben.. mehr Interesse an Oesterreich   als werden. Diese ganz modernen Einheiten halten Nach der Nückkehr Edens aus Deauville   an Spanien   habe. einen Vergleich mit den modernsten Schiffen die- find die Verhandlungen über den britischen   Nicht­ses Typus aller großen Weltflotten aus.( Den einmischungsplan mit großem Nachbruc fortgefekt Bau solcher Boote hat bisher vor allem Italien   worden. Es finden sowohl Besprechungen inner­start forciert! D. Red.). halb der englischen   Regierung, wie auch mit den

"

Der Offensiv- Erfolg

der Regierungstruppen

16 km Geländegewinn westlich von Madrid

Balencia. Amtlich wird gemeldet: Die republikanischen Truppen, die im Abschnitt Sierra de Guadarama operieren, haben Sonntag, früh das Dorf Villa Nueva   del Bardillo, westlich von Madrid  , befest. 600 Aufständische, darunter fieben Offiziere, wurden gefangenge= nommen und viel Kriegsmaterial erbeutet. Darunter befinden sich u. a. eine Antitankkanone, fieben Maschinengewehre, eine Radiofendestation, ein Munitionsdepot und zahlreiche Gewehre. Die Truppen, welche das Dorf einnahmen, gehören zum 18. Armeekorps.

det. Ein Bataillon marschierte in nordwestlicher Richtung und zwei andere füdöstlich auf Billa  Nueva. Ein viertes Bataillion wurde in Referve

Am Samstag abends hatten Trup­pen der ersten Brigabe der 10. Divifion Stellun gen in der Nähe der Straße nach Billa   Nueva de gehalten. Der Nahkampf mit Handgranaten hatte Bardillo befekt und die Vorbereitungen für den kaum begonnen, als sich die Garnison von Billa  Angriff auf Billa   Nueva um Mitternacht been- Nueva zur Uebergabe entschloß.

Während der letzten fünf Tage haben die in der Sierra de Guadarama operierenden Regierungstruppen insgesamt mehr als 1000 Gefangene gemacht, darunter zahlreiche Offiziere. Mit der Einnahme Bardillos find die Regierungstruppen feit Dienstag 16 Kilometer weit auf einer 16 kilometer breiten Front vorgerüd t.

Morning Post" schreibt, der britische Ver­mittlungsvorschlag sei auf folgende drei Möglich feiten aufgebaut:

1. Internationalisierung der Seekontrolle durch Zuziehung neutraler Mächte,

2. Neutrale Beobachter in die spanischen  Häfen zu entfenden,

3. die Gewährung von Kriegsrechten in be grenzter Form und Einigung über den Beginn der Abberufung der Freiwilligen. Der Nichtein­mischungsausschuß dürfte kaum vor Donnerstag zusammentreten. Franco  

entläßt die Freiwilligen nicht! Salamanca.( Reuter.) Der Sprecher der Francoarmee erklärte dem Reuterkorrefpon­denten gegenüber, General Franco   habe befchlof fen, über die Abberufung der Freiwilligen aus Spanien   nicht zu verhandeln, da er diefes Problem als unlösbar betrachte.

Milliardenanleihe für Franco?

Nach Informationen aus der Londoner City wurde Montag eine auf 40 Millionen: Pfund Sterling lautende Anleihe für Franco von einer privaten Finanzgruppe bewilligt. Diefe Operationen wurden unabhängig von dem Kredit von 50 Millionen Pfund Sterling ge­führt, der den Burgos  - Behörden vor kurzer Zeit hauptsächlich deshalb bewilligt worden war, um vor allem Bensin beschaffen zu können.

Das ist ein Problem, das mehr und mehr die tschechoslowatische politische Oeffentlichkeit be­schäftigt, in steigendem Maße, je mehr und je deutlicher von jenseits der Grenze her zu ver­stchen gegeben wird, daß bestimmte einschneidende innerpolitische Aenderungen Voraussetzung der Anbahnung wirklich friedlicher Beziehungen zwischen den beiden Staaten sind. Mit jener Mlarheit und Offenheit, die diesen bekannten tschechischen Publizisten auszeichnet, hat nun Ripka in den. ,, Lidové Noviny" Stellung ge nommen.

Ripka stellt fest, daß es der SdP nicht gelun gen sei, das Vertrauen der Tschechoslowaken zu gewinnen. Sehr bald habe sich erkennen lassen. daß die SdP keine unabhängige Partei, sondern ein Werkzeug in den Händen pangermanistischer nazistischer Elemente sei. Als die Sb mertte, daß der Versuch, die Tschechoslowaken mit leeren Loyalitätsversicherungen hineinzulegen, mißlang, begann man zu brohen. Aber die Tschechoslo­waten haben ihre Nerven in Ordnung gehalten, auch die lärmendste Kampagne bringe sie nicht aus dem Gleichgewicht. Es gibt tein Mita tel, das unsin Shreden ver seßen tönnte, damit wir nach= geben." Man sei sich der Folgen er bewußt, die aus einem Nachgeben entstehen wüva den. Die Anträge der SdP lassen den Preis einer Einigung mit ihr erkennen, die Tschechen sollten der Biveiteilung des Landes zustimmen, die sie erfolgreich abgelehrt haben, als sie noch nicht selbständig waren. Das sei das eigentliche Ziel des Strebens der SdP: Sei es durch Ueberrebung, sei es durch Einschüchterung in die Regierung zu gelangen. Aber ge= rade darin tönnen und dürfen wir ihnen nicht nachgeben!"