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Die Krupp- Grüße für Gibraltar London . Die in Tarifa an der ſpaniſchen Küste aufgestellten weittragenden Geschüße haben, wie gestern gemeldet, zu einer Interpellation im Unterhause geführt.

aller Deutschen " für Lohnerhöhungen plädierte. Besser kann die volksfremde Demagogie der Völ­tischen nicht charakterisiert werden..

tag"

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Mittwoch, 14. Juli 1937

Vor dem Abschluß des Marseiller

Mr. 163

Der deutsch - österreichische

,, Pressefrieden"

Ein bedeutender Erfolg des Nazismus

Der r deutsche Botschafter in Wien , Herr von a pen, ist Montag von Wien neuerdings nach Berchtesgaden abgereift.

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schild des Bundes der Deutschen " aufgenommen werden. Völkisch sein heißt eben, am Sonntag anders zu reden, als an Wochentagen gehandelt wird. Ein solches Jugenderlebnis hat unseren unvergeßlichen Seliger in die sozialistischen Reihen geführt. Er war Mitglied eines völkischen Turnvereines Dem Daily Expres" zufolge umfaßt diese und es gefiel ihm, mit jungen Bauern und Bür­Batterie drei 16zöllige Krupp- Kanogersöhnchen am Turnboden kameradschaftlich ver- Wien.( Tsch. P. B.) Auf Grund des Einmarsch drohten und Schuschnigg sich ant nen, die bereits vor drei Monaten aufgefahren fehren zu können. Bald fiel ihm aber auf, daß der neuen österreichisch - deutschen Pressefriedens wer- Rande des Verderbens sah, machte er wohl auch wurden und nicht nur die Stadt Gibraltar , son- Arbeiter im sozialen Alltag alles andere als völden in der nächsten Zeit alle reichsdeutschen Zei- in europäischer Friedenspolitik und suchte die dern auch die Straße von Gibraltar und die marok- tische Stameradschaft erlebt. Die Erkenntnis, daß tungen und Bither nach Desterreich wieder zuge- Unterstüßung der Westmächte. Kaum war die un kanische Küste beherrschen. zwischen dem Sonntag und dem Alltag der völfi- laffen werden und umgekehrt werden die österrei- mittelbare Gefahr vorüber, so suchte er wieder Schyvere Artillerie- Batterien, die mit Hilfe schen Politik eine unüberbrückbare Kluft bestehe, chischen Blätter literarischen Produkte italienischer Monteure eingebaut wurden, machte den jungen Seliger zum Sozialisten. Die Deutſchland freigegeben. Aufferings Britte in Anlehnung bei Hitler und Muſſolini . Vor kurzem hat Schuschnigg wieder die find entlang der ganzen Küste von Algeciras auf- fen Weg werden noch viele gehen, die darauf kom- beiden Regierungen vorbehalten, einzelnen Blät- Versöhnung mit den Arbeitern" angekündigt. gestellt worden. Der Einbau der Geschüße wurde men, daß der arbeitende Mensch mit Heilschreien tern wieder das Postdebit zu entziehen. Man hätte fast twetten können, daß die Folge eine von der britischen Admiralität genau verfolgt und und Nachlaufen hinter unsozialen Unternehmern Liebedienerei für Hitler sein werde. Faktisch ist man besize Photographien von alle: Befestigungen tein menschenwürdiges Dasein zu erringen ver­nichts geschehen, um die Arbeiter zu versöhnen, in der Nachbarschaft von Gibraltar . mag. Die Sonntagprediger von Hohenelbe tragen dagegen hat man nun den Pressefrieden" vider Willen dazu bei, die ausgebeuteten Volts­abgeschlossen, der wiederum ein völlig einse is genossen zum Denken zu bringen und der sozia­tiger Erfolg Hitlers ist. Denn liſtiſchen Idee auch im sudetendeutschen Bereich Oesterreich wird nun mit einem Strom von nazi­neue Bekenner zuzuführen. Aus enttäusch stischen Blättern, Beitschriften, Büchern übers ten Jungturnern werden soziali flutet werden. Schon bisher dominierten auf Sonntag ist nicht Donnersstische Volksführer vom Schlage österreichischen Beitungsständen die Essener und dieser Ausspruch sollte ins Wappen- 3osef Seligers! andere Naziblätter. Nun wird also auch der Völtische Beobachter" und der Angriff", wohl auch der Stürmer" im ,, christlichen" Desterreich die Wände und Auslagen zieren. Hitlers ,, Me in Kamp f" ist, wie es heißt, unter der Bedingung zugelassen worden, daß er nicht zu Propaganda­zweden benüßt" werde. Wozu soll aber dieses Buch sonst benüßt werden? Das ist, als ob man jemanden in glühende Kohlen greifen ließe, ihm aber zugleich empfehlen wollte, sich nicht zu vers brennen. Dagegen hätte der Export österreichischer Beitungen nach Deutschland nur dann einen Wert wenn diese Zeitungen über deutsche Dinge offen schreiben, insbesondere in Fragen des Kirchen­kampfes Partei ergreifen dürften. Tun sie das aber, so werden sie ja ohnehin von der österrei chischen Polizei beschlagnahmt. Das Verbot von Strassers Deutscher Revolution", eines antinazistischen Buches des christlichen Philoso­phen Berdiaje w, die häufige Konfistation fatholischer Beitungen wie etwa des ,, Christlichen Ständestaat" haben ja schon die längste Zeit bes wiesen, daß Schuschnigg weniger auf Pius XI. als auf Adolf I. und auf Julius Streicher schwört. Es verlautet auch, daß Oesterreich ausdrüd­lich seine publizistische Nichtein misch ung" in den Kirchentampf versprochen habe. Der österreichische Staatsapparat ist auch völlig von Nazis durchsetzt und ohne eine Generalreinigung, eine Verstän digung mit der Arbeiterschaft, ist diesem Zustand schver ein Ende zu machen. Aber es hat sich als Illusion erwiesen, daß Schuschnigg , wenn er in eine Zwangslage gerät, für die Linte optieren würde. Seit dem Scheitern seines Teßten, viels leicht auch gar nicht ernst gemeinten Versuches, den deutschen Drohungen durch die Restauration der Habsburger zu begegnen, wurde immer deuts dem Westen auf die deutsche Karte sehen wird.

Sichere Mehrheit für die Resolution Blum

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Kongresses

Marseille . Der Resolutionsausschus der Kongreß die Resolution Léon Blums und des Sozialistischen Kongresses empfahl mit 19 Paul Faures, so wie allgemein erwartet wurde, gegen 13 Stimmen die Resolution Léon Blums annehmen wird, aber mit einer kleineren und Paul Faures zur Annahme, welche sich Mehrheit, als man glaubte. Zahlreiche Delegierte für das Verbleiben der sozia aus den Industriebezirken geben der Resolution listischen Minister in der Regie den Vorzug, welche im letzten Augenblick Bracke rung Chau temps ausspricht, folange diese und Byromsti ausarbeiteten. Regierung die Programmpolitik der Volksfront loyal durchführen wird.

Die Resolution der Linken, deren Autoren der Chefredakteur des Populaire" Bracke und 8y= romsti sind, erhielt acht Stimmen. Diese Refo Tution spricht sich zivar für das Verbleiben der sozia­Itstischen Minister in einem Kabinett mit einem radi­talen Ministerpräsidenten aus, empfiehlt aber gleich­zeitig, die Sozialisten sollten schon jest trachten, eine neue Regierung herbeizuführen, an der die fozialistischen Minister führenden Anteil hätten.

Die Schlußsißung des Kongresses wurde mit Rücksicht auf die Verzögerung in der Redaktion der Schlußresolutionen auf 22 Uhr abends vertagt.

Wir haben vor Jahresfrist zu denen gehört, die in dem Abschluß des deutsch - österreichischen Abkommens vom 11. Juli einen nicht zu bestrei­tenden Erfolg Hitlers , eine Niederlage des öfter­reichischen Katholizismus und eine schwere Ge­fährdung des Friedens und des Gleichgewichts im Donauraum erblickt haben. Wir haben diese Mei­nung auch unverhohlen ausgesprochen im Gegen­fab zu gewissen Kreisen, die sich mit allerlei Be­schönigungen darüber zu trösten suchten, daß Hit­ ler seine Position in der Schlüsselstellung des Donauraumes beträchtlich verstärkt hatte, daß er der Annegion Desterreichs durch das groß­preußische Dritte Reich um einen gewaltigen Schritt näher gekommen war. Rückblickend können wir sagen, daß wir uns vielleicht in der Beurtei­lung des Tempos der Entwicklung, nicht in der Beurteilung der allgemeinen Entwicklungstendenz und der Folgen des 11. Juli getäuscht haben. Was seither in Mitteleuropa geschehen ist, vor allem die nazistische Offensivpolitit gegen die Tschechoslowakei , die im vergangenen Winter mehreremale Grade erreichte, die das Schlimmste für den europäischen Frieden befürchten ließen, hatte eine seiner Voraussetzungen in der Verstän­digung Hitlers mit Desterreich. Auch die so ge­fährliche Konstruktion der Achse" Berlin - Rom wäre kaum zustande gekommen, wenn sich im Sommer des Vorjahres konstruktive Kräfte und weitblickende Staatsmänner in Europa gefunden hätten, die Desterreich aus der deutsch - italieni­schen Umklammerung gelöst und für eine euro­päische Politik gewonnen hätten. Daß dies nicht ohne innerpolitische Veränderungen in Dester­reich, ohne eine Ueberwindung des ewig schvan­fenden Regimes Schuschnigg möglich war, ist satt­sam bekannt, wenn sich auch immer wieder Leute finden, die an die Möglichkeit einer Berewigung des jetzigen labilen Zustandes in Desterreich glauben. Gewiß, es gehört zu Schuschniggs Staats­funst. die ein ewiges Seiltanzen und Jonglieren ist, daß er gelegentlich auch antinazistische Streise ausschlug. Insgesamt war aber die Bilanz für Hitler doch aktiv. Zwar wurde Neu- Mit dem 12. Juli 1987 rüdt für Desters städter- Stürmer davongeschickt, aber dafür kam reich die Gefahr des deutschen Einmarsches oder Seisa- Inquardt. Zwar drohte Schuschnigg einige der friedlichen" Gleichschaltung um einen weis Feinde suchen, die bisher ganz einfach Male den Nazis, aber wahr gemacht hat er die teren Schritt näher. Da es in der heutigen ges keine Zeit mehr hatten zu fliehen und die sich Drohungen nicht. Dafür gab er den Arbeitern spannten Situation beinahe gewiß ist, daß die unter der Oberfläche bei unseren Freunden ver- Versprechungen, die er dann in Verhaftun Westmächte eine derartige Verschiebung in Mit­bergen. Fordern wir energisch die Säube= gen und willkürlichem est halteleuropa nicht mehr ruhig hinnehmen würden. rung unseres Landes von diesen zer- ten von Sozialisten in Wöller 3 bedeutet der Wiener , Pressefrieden" rüttenden Elementen für das gemeinsame Wohl dorf und in den Polizeigefängnis eine unmittelbare Verstärkung der euros und für das Wohl des Vaterlandes." sen honorierte. Wenn die Deutschen mit dem päischen Kriegsgefahr.

In einer Entgegnung auf die Angriffe des linken Parteiflügels, der von Byromsti und Mar­ ceau Pivert geführt wird, führte Leon BI um am Montag abends an, was die Regierung der Wolfsfront unter Führung der Sozialisten für die Verbesserung der materiellen und sozialen Die Resolution der äußersten Linken, deren Stellung der Arbeiterschaft geleistet hat. Er legte Autor Marco Pivert ist, fordert den sofortigen die Umstände dar, die zu der Demission seiner Austritt der Sozialisten aus der Regierung Chau Regierung geführt haben und betonte namentlich, temps und die Bildung einer Volksregierung, die sich auf die sozialistische Partei, die kommunistische daß die übrigen Komponenten der Volksfront in Partei und den allgewertschaftlichen Arbeitsverband der Regierung nicht Anhänger des Verharrens ſtüßen würde. Diese Resolution erhielt fünf Stim- im Widerstand gegenüber dem Senate waren. Zum Schlusse verteidigte er und Faure die Teil Dieses Stimmenverhältnis deutet an, daßnahme der Sozialisten im Kabinett Chautemps.

men,

Der Franco- Sender

fordert zum Massenmord auf! begünstigte, daß er manchmal gegen die Nazis licher, daß er trop gelegentlichen Kokettierens mit

Bilbao.( Havas.) Radio Nequetes for-| und so herzlos waren. Mit Menschen, die nicht derte in den letzten Tagen von der nationalisti - das geringste Mitleid mit unseren Frauen, Vä­schen Bevölkerung mehr härte" bei der tern und Kindern hatten. Wir müssen unsere ,, Säuberung des Hinterlandes von unverläßlichen Elementen". Am Montag sandte der Sender Ne­quete neuerlich eine solche Aufforderung: ,, Seien wir nicht zu gutmütig. Haben wir nicht so viel Mitgefühl und Erbarmen mit Menschen, die sich so viele Grausamkeiten zuschulden kommen ließen

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Negerkönigs Tochter

Roman von Otto Stössl

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Und dann wurde ihr Haar vorgenommen. Auch das gab ein bitterliches Leidtvesen. Es stand nämlich in fleinen, verfißten, schwarzen Woll fräuseln auf ihrem Haupte. Zwischen den einzel­nen ineinandergerollten Löckchen schien die Kopf haut rötlichbraun durch. Das war ihr ein Greuel, sie zeigte auf Frau Dieters glatten Scheitel und reinlichen Haarfnäuel mit flehentlicher Gebärde. Das Striegeln dieses Hauptes ging aber wirklich über die schwachen Kräfte ihrer Pflegemutter. Da mußte der Hausvater helfen und gab sich gut­mütig dazu her, ließ Bella niedersetzen und nahm die Reibbürste aus der Küche, denn eine gewöhn­liche Haarbürste hätte nicht gefruchtet.

Als dieses Frisieren zum erstenmal statt fand, schauerte auch der lebenskundige Dieter zu­rück. In den vielen Nestern der einzelnen Woll fräusel verbarg sich noch das wilde Afrika . Edmuß und Sand und Täuſe hausten hier, bisher noch völlig ungestört, wie in einem kleinen Ur­wald. Sie hatten das ungebärdige Haar zusam­mengebacken und wehrten sich gründlich ihres an­gestammten Besitzes. Reibsand und Petroleum hielten her. Und es wurde nach Leibeskräften ge­striegelt und geschmiert, gewaschen und gefettet. Die afrikanischen Bewohner mußten endlich aus­sterben, und die Kräusel lösten sich zwar nur un­willig und äußerst mühselig, aber erschienen wenigstens glänzend und machten einen gewöhn­lichen Lockenkopf, der Bellas Ehrgeiz freilich kei­neswegs genügte, aber vielleicht später einmal sich schlichten und glätten mochte, wie sie so sehnlich

wünschte.

Mit dieser großen letzten Reinigungsarbeit hatte man sich allerseits das Nachtmahl redlich

verdient, das nun mit Dampf und Wohlgeruch| troch sich in eine Ecke und glühte den unwillkoms| auf den Tisch kam. Nachher lehnte sich Dieter be- menen Gast mit ihren wilden Augensternen ge­haglich in seinem Stuhl zurück, ließ sich von sei- hässig an. Auch vor dem Doktor Hesty jang jie nem Buben die lange Pfeife bringen und um keinen Preis diese Lieder, deren sie sich schmauchte, während er seinem Söhnlein gestat- schämte, die sie vergessen wollte, wie sie ihre Haut tete, auf seinen Knien zu reiten, was dem gro- und ihr Haar verleugnete, und von denen sie sich ßen Jungen noch immer als der Inbegriff witr- nur gleichsam überkommen ließ, wenn sie sich biger Belohnung und Annehmlichkeit erschien, der ganz unbeachtet dem Wohlsein der Abendruhe er­schaukelnd seine Schulerlebnisse berichtete und sich gab. Sie schien überhaupt den Doktor fast zu vers vom Vater ausfragen ließ. Bella aber ihrerseits abscheuen, jedenfalls recht zu fürchten, obgleich wette auf ihrem Sessel hin und her und konnte sie ihm durchaus und ohne Widerstand gehorchte. sich vor Ungeduld nicht fassen, starrte mit glü- Aber an ihren Blicken sah man den Kampf, das henden Augen auf den großen weißen Mann, Widerstreben, den Born, diesem Wanne untertan sprang endlich zornentbrannt auf, stieß den zu bleiben. Befahl er etwas, so erfüllte sie es Senaben mit einem ihrer wüsten tschechischen schweigend, mit troßigem Mund und gesenkten Schimpfworte von seinem Ehrensiz und begehrte Augen, aber nur das, was sich erzwingen ließ, selber auf Dieters Knie. Und da durfte der kleine nicht mehr. Befahl er ihr zu singen, so frähte sie Josef, wenn er auch über diese Gemeinheit noch irgendeinen tschechischen Gassenhauer, den sie bei so aufgebracht war, nicht wehleidig tun, denn das ihrem Prager Aufenthalt gelernt, ingrimmig litt der Vater nicht: Laß jezt auch die Schwarze falsch, laut und höhnisch, daß sich alle die Ohren reiten, später kommst du wieder dran!" Und auhielten und froh waren, wenn sie aufhörte und nun schaufelte er gutmütig das große afrikanische voll Genugtuung nach beendetem Gesang die sind, das eigentlich schon ein ganzes Weib und Bunge herausstrecte. Auch in ihren Unterhaltungen mit dem jun­doch noch dümmer war als sein vernünftiger die beiden spielten und schwaßten Junge. Aber sie war auch gewiß und wahrhaftig gen Dieter- noch niemals auf eines guten Vaters Knien ge- lange Nachmittage miteinander in einer Zimmer­ſeſſen und geschaukelt worden. Damit sie aber auch ecelehnte ſie jede ustunft über ihre Heimat etwas zur Unterhaltung beitrage, die sie mit an- mit einem wegwerfenden Kopfschütteln ab. Die ständigen gesetzten deutschen Worten nicht wohl oh! Kinder hatten sich eine unbeholfene inngang, führen konnte, sagte er ihr: Also Bella, sing' sprache gebildet, in der sie sich, für die Erwach was!" Weil es schön behaglich warm war und fenen völlig unverständlich, nach ihrer Art ganz tein Fremder sie beirrte, fing sie, langsam auf wohl einander mitteilen konnten. Josef sprach den Knien des Ziehvaters sich wiegend, zu singen Deutsch und verstand von seiner Mutter her- an, weiche Silben in merkwürdiger schwermütiger Frau Dieter war eine Landsmännin Heſtys Tonfolge aneinanderreihend: die Gesänge ihrer ungefähr ebensoviel Tschechisch wie Bella: diese Landleute, die ihr unvergessen eigen waren, wie wieder redete ein mit afrikanischen Sprachfeßen ihre Haut und ihr Haar, Gesänge, die sie vor behängtes Deutsch, dazwischen englische Broden langer Zeit abends in Freien unter dem hohen und tschechische Floskeln. Josef, der eben in dem Himmel beim Brunn oder vor den Hütten beim Alter war, wo sich die Knaben mit den höheren Mahlen des Korns, beim Melken der Mühe, beim Dingen auseinanderzusehen beginnen, jegliche Be­Flechten von Bast selbst gesungen hatte. Kam tätigung derben Mutes und männlicher Nüd­aber irgendein Fremder, so sprang sie mit einem sichtslosigkeit suchen und es gerade darauf abge­Husch von ihrem guten Site, verstummte, ver- jehen haben, wovor man ihnen Respekt einbläuen

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will, befaßte sich in allen seinen Gedanken und Bestrebungen mit einer wilden und ruchlosen Gottesleugnung. Nicht bloß, daß er den gedul digen alten Himmelvater sich zugleich vorstellte und mit allen Schimpfnamen schmähte, die er auf­zubringen und zu erfinden verstand, um ihn nur wieder aus der Welt wegzufluchen, sondern er sette ihn auch täglich and stündlich ins Unrecht, indem er ihn jeder bösen Wendung beschuldigte, die ettva eintraf, so daß ein nicht vorhandener Herrgott zugleich den Sündenbod für alles abs geben mußte, was Josef irgend mißfiel. Dieser Kampf gegen den lieben Gott bildete des Anaben eigentliche feierliche Lebensaufgabe, auf welche er sich bei Gott ", man muß schon so sagen, nicht weniger zugut tat, wie von je die Aufklärung auf ihren heiligen Beruf. Man kann sich denken, daß Josef seine Kameradin vor allem in diese Grunds tatsache einzuweihen, mit dem ersten und letzten Ergebnis feiner Weltanschauung vertraut zu machen suchte: es gibt keinen Gott ".

Doch wie merkivürdig: Bella war von dieser borenen Vorstellungen erschüttern und sie in den Nachricht, die, wie Josef glaubte, all ihre einge­bittersten Zustand des Nichts und der Bertnirs schung stürzen mußte, gar nicht sonderlich berührt! Gie hörte zu und nidte gebantenlos. Or muste ihr nun auseinandersetzen, was er meinte. Gott ! Was war, wer war Gott ? Das war ein Mann, ein Geist, ein Vater, ein Sohn, dreierlei und einerlei, der angeblich alles erschaffen hatte, was auf der Welt war, Baum und Sonne, Boden und Simmel. Feuer und Wasser. So hieß es. Aber das war nicht richtig. Es gab keinen Gott. Bella bestätigte das, Feuer zündete der Mensch, Wasser fam aus dem Wasserleitungsrohr, wenn es reg­nete, machten es die Wolfen. Diese Erklärung erschien wieder dem gar zu flach und grob, denn im Hintergrunde blieb doch etwas

stehen.

( Fortseßung folgt.)