Nr. 154

Donnerstag, 15. Juli 1937

Sudetendeutscfier Zeitspiegel

Das Atus- Jugendlager im Polzental

Am Samstag, den 10. Juli, wurde in Ne- Wachposten( es waren Aussiger) ihren Dienst. stadtl a. P. das erste Schulungslager der Auch der Morgen brachte teine Aenderung des Atus- Union der Kreise Tepliß- Saaz und Aussig - Wetters und gegen 9 Uhr vormittags mußte der Bodenbach- Warnsdorf eröffnet. Auf einer sonni- größte Teil der Lagerinsassen ,, evakuiert" gen Wiese, von drei Seiten von dichtem Busch- werden. werk umrahmt, erhebt sich eine in zwei Gruppen geteilte Beltstadt. 300 Belte in streng ausgerichteten Reihen sind zur Aufnahme von 600 jugendlichen Turnern und Sportlern bereit. Von jedem dieser Zweimann- Belte weht ein rotes Fähnchen. An der Stirnseite des Lagers weht von hohem Mast die Staatsflagge, flankiert von zwei roten Fahnen, dahinter befinden sich zwei große Zelte der Lagerleitung. Zwischen den beiden

Statt der Belte dienen ihnen nun trockene und geschlossene Räume im Orte, die in entgegen tommender Weise von den Herren Emil Vetter, Friedrich Schröter und vom Konsumverein beigestellt worden waren, als Lager. Diese Ver­fügung erwies sich als notwendig, weil die Nacht infolge des wahren Untvetters in den Belten zu kühl geworden wäre.

Ein Wort noch über die Verpflegung. Diese entspricht ungefähr iener des Militärs. Früh Kaffee und eine Semmel, pro Tag ein halbes Kilogramm Brot, mittags Suppe, Fleisch, Buspeise, abends ebenfalls warmes Essen. Informationsdienst der Lagerleitung

Scite 3

Protest- Strelk der Angestellten in der Porzellanindustrie

Karlsbad. ( E.B.) In einer großen An­zahl von Betrieben der Porzellanindustrie, so in Altrohlau, Chodau, Dallwitz , Neurohlau, Pirken­hammer usw. fand am 14. Juli cin cinst in= diger Proteststreik der Angestelltenschaft gegen das Verhalten des Arbeitgeberverbandes der Porzellan- Industrie statt. Wie wir erfahren, haben die Angestellten durch ihre gewerkschaft= Von verschiedenen Seiten wurden Gerüchte lichen Organisationen, den Allgemeinen Angestell­in Umlauf gefeßt, daß die Ordnung und Disziplin tenverband und den DHV , die Forderung auf im Lager erschüttert sei. Weiters, daß es viele zeitgemäße Regelung ihrer Gehaltsbezüge über­Krante gebe, daß auch ein Unfall zu verzeichnen reicht. Der Arbeitgeberverband lehnte Verhand­sei und angeblich soll sogar ein Lagerinsasse tödlungen sowohl hierüber als über den Abschluß des lich erkrankt sein. An all diesen Gerüchten i st tein wahres Wort. Es hat sich weder Kollektivvertrages ab. Da auch die Mehrzahl der ein Unfall noch ein ernstlicher Krankheitsfall er- Firmen der Porzellan- Industrie sich zu keiner eignet. Uebrigens stehen die Lagerinfaffen auch neuen Regelung herbeilies, befchloß die Angestell­unter ärztlicher Kontrolle. Außer- tenschaft, ohne Rücksicht auf ihre gewerkschaftliche dem ist der Samariterdienst vorzüglich organisiert. In einem Falle wurde ein Lagerinsaſſe infolge einer leichten Sehnenzerrung von Herrn Dr. Mil de behandelt.

Einstellung ihren Willen durch diesen Streik Kundzugeben und dadurch Verhandlungen der Ar­beitgeber und der Angestellten zu erreichen. Ueber Weifung des Ministeriums für soziale Fürsorge sollen diese Verhandlungen noch diese Woche statt­

Besucher, die an der sonntägigen Kund­gebung teilnehmen wollen und schon Samstag das Lager zu besichtigen gedenken, werden für den Fall, als sie hier nächtigen wollen, aufmerksam finden. gemacht, daß nur Zeltlager zur Verfügung stehen und daß sie Decken mitzubringen haben.

Strömender Regen auch am Dienstag. Die Beltgruppen, ist ein großer ebener Plaß frei für Parole beim Morgenappell Wir halten die Ülevungen. In der südwestlichen Ecke des durch!" wurde mit stürmischem Beifall aufge­Blazes steht ein großes Zelt für die Vorträge und nommen. Und in der Tat: wenn man mit den schräg gegenüber sind zwei Zelte der Samariter. Jugendlichen spricht, man sicht nur fröhliche Ge­Am Samstag Abend nahmen 470 junge fichter. Sie lachen des Wetters, und wenn auch alle Burschen aus den Bezirken Komotau , Seestadtl, froh wären, wenn die Sonne schiene. Sie wol­Dur, Teplitz , Auffig. Bodenbach, Haida, Rum- len durchhalten. Und wir wünschen mit burg , Warnsdorf usw. in den Zelten Quartier. ihnen, das Programm möge in seiner Gänze ers Wenig freundlich zeigte sich das Wetter. füllt werden und dann zum Abschluß am Sonn­Samstag abends, bei ſtrömendem Regen, wurden tag, den 18. Juli, die große Kunda Kundges Für die auswärtigen Besucher an der Sonn­die Strohsäcke gestopft und die Zelte eingerichtet. bung der Lagerteilnehmer, zu der tägigen Kundgebung, die für 10 Uhr geplant iſt, Kurz vor neun Uhr standen alle Lagerinsassen, viele Gäste aus der ganzen Umgebung erivartet gibt es nach allen Richtungen günstige Zugs= mit Ausnahme der Wachen, zum Appell. Gen. werden, in Neustadtl abgehalten werden können. verbindungen.

Kunig, dem die Leitung des Lagers obliegt, und dem Gen. Hiebsch, Bodenbach, zur Seite steht, begrüßte die Jugendlichen. Sonntag früh um 9 Uhr begannen die im Programm vorge= sehenen Ordnungsübungen unter Anleitung der Bezirks- und Gruppenjugendleiter. Um halb 11 Uhr Probeappell. In fnapp fünf Minuten standen 470 Lagerteilnehmer in vorbildlicher Ordnung auf dem Plate.

Unaufhörlich strömt der Regen. Es wird Mittag und die Abspeisung beginnt. Da, kaum die Hälfte hat das Effen empfangen und gibt sich der so angenehmen Beschäftigung des Essens hin, ertönt das Signal des Lagerhornisten zum Appell. Vier Minuten später stehen die Jugendlichen in strammer Ordnung auf dem Plaze und der Gen. Häckl kann dem Gen. Kunig melden, daß das ganze Lager zum Appell gestellt ist. In diesem Augenblicke betritt der Vertreter des Mis nisteriums für nationale Vers teidigung, Herr Major Bedřich Vala, das Lager, empfangen von den Fanfarentlängen der Zuckmantler und Eichwalder Jugendlichen. Vor dem Zelte der Lagerleitung stand eine Ehreit tache in der Stärke von 20 Jugendlichen und in diesem Augenblicke wurde die Staatsflagge und die roten Lagerflaggen hochgezogen. Unbeirrt durch den strömenden Regen marschierte unsere Atus- Jugend an dem Vertreter des Ministeriums und der Lagerleitung vorüber, formierte sich zu einem breiten Frontmarsch und nahm dann Auf­stellung. Kreisjugendleiter Häck I erstattete dem Gen. Kunig und dieser dem Herrn Major Meldung, worauf er ihn im Namen der Atus­Union und der 470 jugendlichen Lagergäste be­grüßte und die Erwartung aussprach, Major Vala werde die Ueberzeugung gewinnen, daß unsere Jugend demokratisch, im Geiste Beness und Maſaryks erzogen werbe. Herr Major Vala dankte daraufhin dem Gen. Kunig und der Lagerleitung für den Empfang und begrüßte sodann in herzlichen Worten die Lagerinfaffen, die feinen Gruß brausend erividerten.

Streik in Turn

Der Musikzug

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Die Arbeiterschaft bei der Firma A. Sou det, Strickwarenfabrit in Turn, steht wegen Lohndifferenzen im Streit. Zuzug dorthin iſt fernzuhalten.

Acht Postvorstands- Posten

ausgeschrieben

Pardubis); beim Postamt Balon( Postdiret tion Bratislava). Die Dienststellen von Aufsichts­kei den Bostämtern: Bratislava 1, Mähr. beamten in der 6. Gehaltsklasse werden vergeben

it rau 3, Troppau 1, 2, 3, 5, Deutsch­Brod 2 und Prag 36. Die Frist für die Ein­reichung der Gesuche endet am 27. d. M.

( DND.)

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Sollten sie abermals ergebnissos sein, ist mit einem a Ilgemeinen Streif dieser Angestellten zu rechnen.

Radlerivald bei Gablonz die Leiche eines Mannes fand, dessen Schädel bis zur Unkenntlichkeit ver= stimmelt war. Der Selbstmörder hatte eine Dynamit- Patrone im Munde zur Erplosion ge= bracht. Es handelt sich um den 53jährigen Wen­ zel Neumann aus Gablonz , der bei der Stadtgemeinde als Arbeiter beschäftigt war. Neu­mann hat, wie festgestellt wurde, den Papier­böller vor dem Hause des Hübel aus Rache zur Explosion gebracht.

Böhmerwald - Reiseführer beschlagnahmt. Der Deutsche Böhmerwaldbund hat vor dem Krieg das Reisehandbuch Führer durch den Böhmertvald" herausgegeben. Im Jahre 1929 ist eine zweite ,, berbefferte" Auflage dieses Buches erschienen. Jetzt haben die Behörden den Führer beschlag­nahmt. Welche Stellen beanstandet wurden, wurde von der Staatsanwaltschaft noch nicht be tanntgegeben.

Um ein Franz- Joseph- Denkmal. Das gerndorfer Franz- Joseph- Denkmal sollte nach Wien gebracht und dort aufgestellt werden. Die Vereinigung zur Errichtung eines Kaiser­Franz- Joseph- Denkmals in Wien " hat bereits die Nachricht aus Jägerndorf erhalten, daß der Verkauf seitens der Stadtvertretung genehmigt wurde, so daß man in der nächsten Zeit mit dec Ueberführung des zwei Tonnen schweren Monu­mentes rechnen könne. Wie die ,, Reichspost" er­erforderliche Bewilligung zur Ausfuhr ab mit der fährt, lehnt aber die zuständige Prager Stelle die Begründung, daß das Jägerndorfer Denkmal unter Denkmalschutz stehe.

Europälscher Minderheltenkongreß

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London.( Reuter.) Hier wurde heute der 13. Kongreß der europäischen Minderheiten eröffnet. Das Postministerium schreibt wiederum acht Günstige Berichte aus den Kurorten Bum Vorsißenden des Kongresses wurde der Posten für Postvorstände und fünf Posten für Auf­utrainische Senator des rumänischen Senates 3 a ſichtsbeamte der 6. Gehaltstlaffe aus. Im Sinne betrieb in Karlsbad gut und ständig treffen Minderheitenfreunde wurde der Kongreß von Lord Troß der Ungunst des Wetters ist der Kur- Iozieckij gewählt. Im Namen der britischen der Feber- Abmachungen kommen für diese Posten Kurgäste ein: Bisher wurden 22.000 Personen Didinson begrüßt. Aus der Tschechoslo= Die Nachmittagsstunden des ersten Lager- auch deutsche Bewerber in Betracht. Deutsche Bes verzeichnet, während die Marienbader Kur- wakei sind die Abgeordneten Szüllö und Kundt, tages waren' mit einem längeren Vortrag des werber dürften diesmal um so mehr Aussicht auf Liste 15.000 Besucher registiert. Teplit Senator Ludwig Frank , der Obmann des Bundes Herrn Majors Vala ausgefüllt, der es außer Berücksichtigung haben, als namentlich Post Schönau hat bisher 3000, ichwald bei der Landwirte Hader, Architekt Rutha, Graf West­ordentlich gut verstand, mit den Jugendlichen in vor stände vorwiegend für deut fürzester Zeit einen herzlichen Kontalt herzu- iche Orte gesucht werden. Die Dienststelle eines Tepliß verzeichnet 1450 Gäfte: Die Saison ent- falen, Dr. Braftscheifo als Vertreter der karpatho­spricht in allen Kurorten zwar nicht den Erwar­ſtellen, Ueber das Lager, die Ordnung und die Poſtvorstandes wird vergeben: beim Poſtamt tungen, die heuer in sie gesetzt wurden, aber den ukrainischen Gruppe ſowie Dr. Kominſtij als Ver­Disziplin dortſelbſt äußerte er sich in außer Brünn 4, Bärn und Lobnig bei Römerstadt noch sind die Besucherzahlen durchweg3 günstiger frühere Labourabgeordnete Mal one hielt, wie treter der russischen Gruppe anwesend. ( alles im Bereich der Postdirektion Brünn ); beim als in den letzten Jahren. Die Ausländer Die folgende Nacht war eine wahre Sturm- Postamt Mosty( Postdirektion Troppau); beim nacht. Unaufhörlich ſtrömte der Regen und dazu Bostamt a. Met tau, Bad Bělohrab und sind überall wieder zahlreicher vertreten; auch in er betonte, als Privatmann, ein Ansprache, in der heulte ununterbrochen der Wind und trotzdem gab Schönbrunn b. Polička ( alles Postdirektion Prag , das bisher einen weitaus größeren Aus- er entschieden davor warnte, ein poſitives Eingrei­es feinen Mißmut und pünktlich erfüllten die länderbesuch aufzuweisen hat, als in den lezten fen Großbritanniens in den Minderheitenfragen zu erwarten. Großbritannien habe weder die fünf Jahren. Seraft, noch die Macht, um eine Aftion zur Ein= haltung der Verpflichtungen, die aus den Min­Bezirksarbeitertag Poderfam. Für Sonntag derheitenverträgen entspringen, zu erzwingen. Podersam Wenn der Völkerbund das Minderheitenproblem

ordentlich anerkennenden Worten.

Ein Teil der Zeltstadt

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Der

hatte die Parteibezir angesetzt. An dem um nicht lösen könne, dann empfehle er, es eventuell

ihren Bezirksarbeitertag

breiten.

Kein englisches Geld für Franco

10 Uhr vormittags abgehaltenen Funktio einer Konferenz der vier Großmächte zu unter­närappe II nahmen an die 200 Vertrauens­leute teil. Die Tätigkeit der Organisationen ivar laut den auf dem Arbeitertag erstatteten Be­richten zufriedenstellend. Im heurigen Jahre fonnte die erste Frauenorganisa= tion ins Leben gerufen werden. 1936 wur ben 119 Neubeitritte verzeichnet und im ersten Halbjahr 1937 bereits. wieder 106 neue Partei­mitglieder gewonnen. Der Markenumfaß ist be­deutend gestiegen. Die Werbung für die Partei presse, die noch nicht abgeschlossen ist, verlauft sehr günstig. Im Anschluß an den Bericht sprach Abgeordneter& a tz über die außen- und inner politische Situation. Nachmittags formierte sich trop strömenden Regens der Festzug. Die feit rede hielt Aba. Kaß, für die tschechische sozial­demokratische Partei sprach Mr a z.

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London.( Havas.) Der labouristische Abge= ordnete Rilley stellte im Unterhaus an Außen­minister Eden eine Anfrage, ob der Minister in der Lage sei, dem Unterhause einen Bericht über den Besuch britischer Finanzleute bei General Franco in Burgos und über ihre Absichten mit General Franco über eine Anleihe zu verhandeln, abzugeben in der Lage sei, was im Widerspruch mit der Nichtinterventionspolitik stehen würde.

Minister Eden antwortete: Insoweit mir etwas von dieser Angelegenheit bekannt ist, war tein britischer Finanzmann bei General Franco im Hauptquartier von Burgos zu Besuch. Der Selbstmord nach dem Rache- Att. Am Mon- Labourist Parker forderte Eden auf, wenigstens tag früh explodierte vor dem Haus des Stein- den zweiten Teil der Anfrage zu beantworten. meßen Hübel in Gablonz a. N. ein Papierböller. Minister Eden antwortete, daß eine so I che An­Die ganze Angelegenheit erfährt jest eine Alä- Leihe unter den gegenwärtigen Umständen rung dadurch, daß man am Mittwoch früh im nicht möglich wäre.