Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik Erscheint mit Ausnahme bes Montag fäglich früh Einzelpreis 70 eller

Rebattion u. Verwaltung: Prag XII., Fochova 62- Telephon 53077- Herausgeber: Siegfried Taub- Berantw. Rebatteur i. V.: Zdenko Neuwirth, Prag

17. Jahrgang

Samstag, 17. Juli 1937

Aus dem Inhalt:

Rekordausfuhr im Juni: Ausfuhr 83% über Vorjahr

Der Arbeitsmarkt

in Nordböhmen

Reisebericht aus Spanien

Nr. 166

Ein Waffengang Die Regierung zurückgetreten

kaum mehr zu vermelden Japanisches Ultimatum?

Tokio . Das Kriegsministerium gibt offi­ziell die Verschickung großer Truppenmassen ans Japan nach Nordchina bekannt, da die Lage dort nunmehr aufs höchste zugespitzt sei.

Die chinesische Gesandtschaft in Prag stellt der Presse eine Schilderung der Lage in Nordchina zur Verfügung, in der es 1. a. heißt:

Das Ziel der Japaner ist die Beschung der letzten strategischen Stellung in der Umgebung von Peiping, Weil die Chinesen ihre ursprüng­lichen Stellungen nicht verlassen wollen, drohen die Japaner mit Krieg und wollen die chinesische Zentralisierung abschrecken, Verstärkungen nach dem Norden zu senden.

Die chinesische Regierung ist, obwohl sie fich um die Erhaltung des Friedens bemüht, ver­pflichtet, die Unantastbarkeit des Gebietes der Republik zu verteidigen und darum hat fie fich entschlossen, dem japanischen Angriff mit allen Mitteln, die ihr zur Ver­fügung stehen, Widerstand zu Iciften.

Dr. Hodža heute vormittags beim Präsidenten der Republik

Die Frage der Getreide- und Brotpreise führt zur Krise des Kabinetts

Amtlich wird mitgeteilt: Freitag um 19.30 Uhr trat die Regierung der Republik zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen, deren Tagesord­nung einen einzigen Punkt hatte: Der Antrag des Ministerpräsidenten Dr. Milan Hodža, die gesamte Regierung möge zurücktreten.

Trotz dem zähen Bemühen nach einem Einvernehmen in Fragen der Getreidewirtschaft, hauptsächlich in der Frage der Uebernahms­preise für Getreide und der Brot- und Mehlpreise, wurde kein befrie­digendes Ergebnis erzielt. Daher hat die Regierung, sich dem Vorschlag ihres Vorsitzenden anschließend, den verfassungsmäßig vorge­schriebenen Weg gewählt und einmütig beschlossen, dem Präsidenten der Republik die Demission zu überreichen. Der Ministerpräsident dankte hier­auf allen Mitgliedern der Regierung für die ausdauernde, erschöpfende Tä­tigkeit in ihren Aemtern und in der Regierung. Sein Stellvertreter Mini­ster R. Bechyně sprach sodann im Namen aller Minister dem Vorsitzenden den Dank für den Geist der freundschaftlichen Kollegialität aus, der in der Regierung stets geherrscht habe.

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Der Rücktritt der Regierung kam über­raschend. Wohl wußte man, daß es innerhalb der Regierung ernste Gegensätze in der Frage ber Getreidepreise gab, daß ununterbrochen ver­handelt wurde, um eine Lösung zu finden, aber gerade aus der Tatsache der Fortdauer der Ver handlungen glaubte man schließen zu können, daß doch noch eine Uebereinstimmung erzielt wer den würde. Gestern war das Gerücht durchge­sickert, daß der Finanzminister Dr. Kalfus feine Demission angeboten habe, weil er der Mehr­belastung des Budgets, die sich aus der Annahme

der Forderungen der Getreidegesellschaft ergeben hätte, nicht zuzustimmen vermochte. Tatsächlich iſt es aber zu einer Demission des Finanzministers nicht gekommen. Die Regierung vermochte sich über die Frage der Getreidepreise nicht zu einigen und so blieb, als die Gegeniäße unüber­brückbar waren, tein auderer Schritt als der des Gesamtrücktrittes des Kabintts möglich.

Die sozialistischen Parteien wandten sich entschieden gegen fede erteuerung des Mehles und

Sogleich nad Beendigung des Ministerrates teilte der Ministerprä­sident dem Herrn Präsidenten der Republik nach Sezimovo Ústí mit, daß die Regierung die Demission beschlossen habe. Der Herr Präsides Brotes. Die Krise ist noch lange nicht Ühin Pragein

nicht allgemein und keineswegs in einem solchen völlig überwunden, die Löhne sind bei weitem

Nach den Freitag vorliegenden Melbungen dent der Republik wird Samstag präsidenten Ausmaße gestiegen, daß die arbeitenden und

fmeint es ausgefchloffen, bak größere bewaffnete Aktionen in Nordchina noch zu vermeiden find. Die japanische Presse ergeht sich in schärfften Drohun gen gegen China . Sie bezeichnet das Unternehmen zwar nicht als Krieg, fondern als eine koloniale Befriedigungsmaßnahme, aber sie erklärt zugleich, daß die Japaner erst zu kämpfen aufhören würden, wenn die chinesische Armee vernichtet wäre. Bur gleich erklärt die offizielle Domei", bak Japan teine Vermittlung einer dritten Macht annehmen würde.

Aus der Propaganda und den diplomatischen Schritten der Japaner läßt sich darauf schließen. daß sie ein Ultimatum vorbereiten, daß von China mehr minder verklausuliert die Preisgabe ganz Nordchinas und seine Unterstellung unter ja panische Oberhoheit forbern wird. Die japanische Breffe verlangt nicht nur konkrete Zugeständnisse, sondern auch eine Demütigung" Chinas .

Falls China nicht doch vor den japanischen Drohungen zurückweicht und alles Gebiet nördlich des Jangtfekiang faktisch aufgibt, dürfte es wohl zum Kampfe tommen. Die Japaner beabsichtigen jedoch, wie es fcheint, nicht, den Krieg zu erklä­ren und die vermutlich langwierigen Kampfhand­lungen dürften sich zunächst wohl auch als ein etap penweises Vorschieben der japanischen Stükpunkte entwickeln

Mächte verfolgen die Entwicklung mit Be­forgnis. nið, es hat aber teine Stegierung bisher die Initiative zu einer Vermittlung ergriffen. Noofe velt ließ sich ausführlich über die Lage informieren.

Jugoslawische Staatskrise

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fen und um zehn Uhr don Mini empfangen.

Eden- Plan- Diskussionsgrundlage

Untergusschuß wird Dienstag welterverhandeln

3. die Zuerkennung des Rechtes einer krieg führenden Partei an General Franco .

London . Der Nichtinterventions- Ausschuß| Kombattanten aus dem ganzen spanischen hielt Freitag zwei Sitzungen ab. In der Vormit- Gebiet, und dann erst tags- Sitzung erklärten zahlreiche kleinere Staa ten ihre Zustimmung zu dem Vorschlag Edens. Mibbentrop erklärte für Deutschland , daß diefes den Plan als Diskussionsgrundlage an­nehme. Grandi schloß sich für Italien dieser Meinung an, forderte aber, daß man die latein­amerikanischen Staaten zur Mitarbeit heranziehe. Da Botschafter Corbin ersuchte, die Entschei­dung des franzöfifchen Ministerrates abzuwarten, wurde die Sigung unterbrochen.

Der franzöfifche Ministerrat, der unter dem Vorsitz des Präsidenten Lebrun zufammen­trat, beschloß, dem britischen Plan bedingt beizu stimmen. Er formulierte einige Vorbehalte wegen bera eitlichen Anordnung der durch­zuführenden Maßnahmen. Er wünſcht:

1. Vor allem die Erneuerung der Seekon­trolle in Form einer Kontrolle der ſpaniſchen Säfen burch internationale Beobachter, die vom Londoner Ausschuß ernannt werden.

berbrauchenden Massen eine Brot- und Mehl­preiserhöhung zu ertragen vermöchten. Der Auf­fassung der Sozialisten schlossen sich auch die tschechische Volkspartei und die deutschen Christ­lichsozialen an. Jene Parteien, die Vertreter der Interessen der werktätigen und verbrauchenden Volksschichten sind, vor allem die Sozialisten. mußten sich in einer für diese Bevölkerungs­schichten noch immer sehr mißlichen Situation gegen die agrarischen Wünsche stellen. Da inner­halb der Getreidegesellschaft, die der Regierung Vorschläge erstatten sollte, eine Einigung über die Neuregelung der Preise nicht möglich war, mußte die Entscheidung der Regic­rung überlassen werden. Der Weizenpreis hätte zwar nach den letzten Vorschlägen in der bisherigen Höhe bleiben, wohl. aber der Roggen­preis erhöht werden sollen. Und da außerdem die Getreidegesellschaft die Kosten für die Ein­lagerung der eisernen Reserve"( zwanzigtaus send Waggons) nicht tragen zu können erklärte und verlangte, der Staat solle sie übernehmen, Nachmittags wurde die Situng fortgefeht wogegen fich der Finanzminister wandte, stand und der Vertreter Frankreichs trug die Ansicht die Regierung angesichts der Gegensätzlichkeit der feiner Regierung vor. Auch die Sowjetunion ließ Auffassungen vor einer im Augenblick unlösbaren einige Vorbehalte vorbringen. Hierauf einigte Aufgabe. Sie wurde auch noch erschwert durch die man fich darauf, daß der englische Plan als Dis- Auseinanderseßungen zwischen der Volkspartei fuffionsgrundlage gelten und von dem Unteraus- und den Agrariern in der Frage der Kommis­Ahuß biskuttert werden folle. Dienstag dürfte der fionate, bet Getreibenefellschaft, die bisher tat­Unterausschuß zu feiner nächsten Siyung zufam- sächlich den Reihen der tschechischen Agrarier ents

Die franzöfifche Regierung würde vor der Prüfung der Frage der Zuerkennung der Rechte einer triegführenden Partei an General Franco gerne wissen, ob beibe Parteien in Spanien , das ist die Regierung von Valencia und General Franco , sich verpflichten, die britischen Anregun­gen anzunehmen, namentlich in bezug auf die Bedingungen der Abberufung fremder Kombat tanten und die wirksame Kontrolle über die spa­ nischen Häfen.

2. Abberufung der fremden mentreten.

nommen worden waren.

Selbstverständlich gab es innerhalb der Offensive noch in Fluß bersuchten die Regierungstruppen in geschlossener zurückgetretenen Regierung auch politische Mei­Linie vorzugehen, wurden jedoch durch schwere nungsverschiedenheiten. Sie war ja eine Koali­wegen des Konkordats Madrid . Zur felben Zeit, da bei Villa Bombeneinschläge daran verhindert. Die Mili- tionsregierung. Aber diese politiſchen Nueva del Parbillo heftige Rämpfe wüten, unter- zionäre versuchten sodann im Terrain Dedung Fragen trugen nicht zur De Belgrad. Nad Beendigung der Spezial- nahmen die Regierungstruppen einige Attionen zu suchen, wurden jedoch unter startes Maschinen it bei. Zur Erörterung der debatte hat der Skupfchtina- Ausschuß in Anwe- aur Umfaffung des Gegners in der Nähe von Villagewehrfeuer genommen und mußten schließlich schwebenden politischen Fragen kam es gerade in fenheit aller Mitglieder den Gefeßentwurf über Mantilla. Die Aufständischen sollen diefen Ort die Berghänge verlassen und den Rüdzug antreten. ben entscheidenden Kabinettsberatungen über­

Madrid.( Havas.) Offiziellen Nachrichten haupt nicht, sie waren ganz in Anspruch genom zufolge wurden während der lebten Offensive der men von der gewiß auch politisch gefärbten, aber republikanischen Truppen 2000 Franco- Soldaten, doch nicht im eigentlichen Sinne des Wortes darunter zahlreiche Offiziere, gefangen ge- ihr zusammenhängenden Nebenfragen. Zur Dis­politischen Frage der Getreidepreise und der mit nommen.

Entlastungsbombardement

fussion der politischen Fragen, wie der der Ges meindewahlen und der anderen angekündigten Wahlen, gelangte die zurückgetretene Regierung richt mehr.

das Konkordat mit zwölf gegen neun Stimmen räumen. Es wird auch mitgeteilt, daß die Re­angenommen. Von den oppofitionellen Klubs gierungsabteilungen Billa Viciofa bedrohen. wurde der Antrag eingebracht, die Verhandlun­gen über das Konkordat zu vertagen, da sonst die Schwere Kämpfe in Asturien Opposition gegen das Kontordat stimmen werde. Leon. Der Havas- Berichterstatter meldet, Dieser Antrag wurde jedoch nicht angenommen. daß die asturischen Abteilungen neuerdings in der Das Stupfchtina- Plenum wird am Montag die Nähe des Berges Pena Salgada einen Angriff Konkordatsdebatte beginnen. unternommen haben. Die Stellungen dec Eine befondere Schwierigkeit ergibt sich aus Franco- Abteilungen, die das Gebiet südwestlich der Haltung der serbisch- orthodoxen Kirche , die der Stadt Oviedo beherrschen, machen dem Kom­Es ist im Augenblicke wenig ergiebig, über dem Prinzregenten und einigen führenden mando der Regierungstruppen die Eröffnung von das Kommende zu orakeln: ob der Präsident der Staatsmännern für den Fall der Annahme des Operationen in größerem Maßſtabe zweds voll Republik die Demission annehmen wird, und wen Konkordats mit der Extommunitation ständiger Eintreifung der Stadt bisher unmög­er, falls er sie annimmt, mit der Regierungs­droht. Andererseits befürchtet man, daß ein lich. Donnerstag früh eröffneten die Regie- In der Nacht versuchten mehrere Flugzeuge bildung betrauen wird. Als selbstverständlich darf Scheitern des Konkordats die Kroaten und Slo- tungsabteilungen, die in diesem Abschnitt zahl der Aufſtändischen Erkundungsflüge über der man annehmen, daß die gegenwärtige Regie­wenen vollends überzeugen würde, daß es für reiche Batterien fonzentriert haben, ein sehr wirt Sauptstadt durchzuführen, wurden jedoch durch rungskoalition zusammenbleiben wird, weil eine fie in dem jugoslawischen Staat teine Gleichbe- fames Feuer auf die Gräben der Franco- Truppen die Scheinwerfer der Regierungs- Truppen zur andere Mehrheitsbildung nicht den Interessen rechtigung geben kann. lauf dem Berge Pena Salgada. Gegen 8 Uhr Umkehr gezwungen. der Republit entsprechen würde. Die so. i as

Madrid.( Havas.) In den ersten Morgen­stunden des Freitag eröffneten die westlich von Madrid eingebauten Batterien der Aufständischen ein heftiges Feuer auf die Hauptstadt. In ver­siebenen Vierteln der Stadt wurden mehrere Bersonen getötet.