Anstitut für Zeitungsforschung Dortmund  

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen   sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh

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Ginzelpreis 70 eller

Redaktion u. Verwaltung: Prag   XII., Fochova 62- Telephon 53077- Herausgeber: Siegfried Taub Berantw. Redakteur i. V.: Zdenko Neuwirth, Prag  

17. Jahrgang

Mobilmachung

und Aufmarsch

von Friedensworten begleitet

Aus der noch immer ungeklärten Lage im Fernen Osten und den einander in vielen Punkten widersprechenden Berichten der großen Presse­büros( Nenter, United Pres, Havas) läßt sich etwa folgendes Ergebnis herausschälen:

Die chinesische Zentralregie­rung würde auch heute noch einen Krieg gern vermeiden, weil die Organisation des chinesischett Neiches wie feiner Armee nicht auf jener Höhe find, die eine erfolgreiche Kriegführung gegen das

Sonntag, 18. Juli 1937

Dr.Hodža mit der Kabinettsbildung betraut

Die Parteiführer beim Präsidenten

Bra g. ( Tich. P.-B.) Samstag vormittags um 10 Uhr fand sich der Vorsitzende der Ne­gierung, Dr. Milan Hodža  , beim Präsidenten der Republik ein und überreichte ihm im Sinne des Beschlusses des Ministerrates die Demiffion der Regierung. Der Vorsitzende der Regierung legte dem Präsidenten der Republit die Situation dar, angesichts der es zu dem Demissionsbeschluß des Mini­sterrates gekommen ist. Im Hinblick darauf, daß der Präsident der Republik wie üblich noch die Re­präsentanten der Koalitionsparteien anhören wird, hat er sich die definitive Entscheidung bis nach den Empfängen der politischen Faktoren vorbehalten.

Der Präsident der Republik empfing hierauf im Sinne des Vorschlages Dr. Hodžas noch vor. mittags den Innenminister Dr. Josef Černý, den Vorfikenden der tschechoslowakischen sozialdemo fratischen Arbeiterpartei, Abg. Antonin Hamp 1, und den Stellvertreter des Vorsitzenden der Regie­rung, Eisenbahnminister N. Bechyně, in Audienz.

ſchwächere, aber ausgezeichnet organisierte Ja- Nachmittags fanden beim Präsidenten der Republik folgende Empfänge ftatt: des Minifters für van gewährleisten. Aber man ist sich in Nanking darüber im klaren, daß man eine außenpolitische Demütigung wahrscheinlich mit einer Revolution im Innern bezahlen würde.' Wenn die Führer ber 29. Armee", die eigentlichen Herren in dem umstrittenen Gebiet von Hopei, fich den Japanern ich von ihren fügen, so werden sie wahrscheinlich meuternden Truppen davongejagt oder erschlagen werden. Wenn die Regierung die kapitulierenden Generale bedt, wird sich gegen fie ein Volkssturm Es bleibt der chinesischen Regierung

Schulwesen und Volksaufklärung, Dr. Emil Franke, des Ministers für Unifizierung der Gefeße und der Verwaltung, Migre Srá met, des Handels ministers J. V. Naiman, des Ministers für öffentliches Gefundheitswesen Dr. Czech und des Ministers ohne Portefeuille Erwin Zajiček  . Minister Dr. Spina fonnte während des Samstags zur Audienz nicht eingeladen werden, da er außerhalb Prags   weilt.

etheben. faum eine andere Wahl als Widerstand bis zum äußersten.

Nach den Unterredungen mit den Regierungs- und politischen Faktoren, die den ganzen Tag hindurch dauerten, empfing der Präsident der Republik um 18 Uhr Minister­präsident Dr. Hodža. Der Präsident der Republik teilte Dr. Hodža mit, daß er die Demission der Regierung annehme, daß er ihn mit der Bildung der neuen Regierung betraue und er ersuchte ihn gleichzeitig, daß bis zur Lösung der Krise die bisherige Regierung die staatlichen Angelegenheiten erledige. Der designierte Minister­präsident Dr. Milan Hodža wird die Verhandlungen mit den politischen Parteien am Mon­

tag, den 19. Juni früh, eröffnen.

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Aus dem Inhalt:

Tagung der

Gewerkschaftskommission

Flottenabkommen

London- Berlin- Moskau

Miajas Offensive weiter erfolgreich

Minderheiten als Schach­figuren des Nazismus

Nr. 167

Der spanische Freiheitskampf

Von Karl Kern, Mitglied der Spaniendelegation der Sozialistischen Jugendinternationale Nun währt der spanische Bürgerkrieg bereits ein Jahr und noch ist sein Ende nicht abzusehen. Tausende und abertausende blühender Menschen= leben hat der Krieg schon verschlungen: die Ju­gend an den Fronten, die Frauen und Kinder von Malaga  , Guernica  , Almeria  , Bilbao   und Madrid  , die Männer von Badajoz  , von Rio Tinto und Irun  , die im faschistischen Hinterland ge= mordeten Bekenner der sozialistischen   Idee. Von den Pyrenäen   bis zum Mittelmeer   zieht sich eine Kette des Todes und der Vernichtung und riesen­große Trauer hat sich über das sonnige schöne Land gebreitet. Die spanische Erde trinkt gierig das Blut, das in Strömen fließt und jener Teil Europas  , der sich demokratisch nennt, be= schränkt sich darauf, dem grausigen Schauspiel mit verschränkten Armen zuzusehen, gestattet un tätig, daß ein paar ruchlose Generale mit deuts scher und italienischer Hilfe und mit Hilfe der Marokkaner das spanische Volt ausrotten. Monarchic, abgesehen von dem reaktionären Zwischenspiel in den Jahren 1934 und 1935, ges schehen? Zum erstenmal in der Geſchichte Spa­ niens   wurde, schüchtern genug, der Versuch unter­nommen, dem Volte sein Vaterland zu geben, das vordem nur das Vaterland der Neichen, des Adels, der Offizierskaste und der Geistlichkeit ge­

Was ist in Spanien   seit dem Sturze der

weſen iſt. In kaum einem anderen Teile Europas  Finanzministerium ein Wechsel eintreten. Es ist waren Land und Volk soweit voneinander ents notwendig, daß die Krise rasch überwunden wird, fernt wie im Spanien   der Monarchie und der aus innerpolitischen Gründen, vor allem aber Reaktion. Die Armee, die zu nichts anderem als mit Rücksicht auf die außenpolitische Situation, zur Niederhaltung des Boltes und zur Vermitt und diese Erkenntnis dürfte mit zur baldigen Adels taugte, blieb leider auch nach dem Sturze Neubildung der Regierung beitragen.

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lung von Pfründnerstellen für die Söhne des

Auch die japanische   Regierung Während faſt die gesamte Preffe die Desu rechnen. Wahrscheinlich wird wird nur im möchte angesichts der Haltung Englands, der mission der Regierung, so überraschend sie ge USA   und der unklaren Lage in Rußland   einen kommen war, ziemlich ruhig behandelte, glaubte offenen Krieg am liebsten vermeiden. Aber auch der..Venkov" über eine Verteidigung der agrari­in Japan   fragt man ſich, ob man der Kwantung- schen Forderungen hinausgehen und sich Andeu­Armee noch ohne Gefahr einer innerpolitischen tungen über die Möglichkeiten, die doch die Revolte in den Arm fallen kann. In Japan   gehen Agrarier vielleicht die rechteste Gruppe aus. ebenso wie in China   die Wogen des Na= der Monarchie volksfremden und gewissenlosen tionalismus hoch. Man kann anderer- genommen selber nicht ernstlich in Betracht Offizieren ausgeliefert, die um ihre Pfründen feits die Kwantung- Armee auch nicht der Gefahr ziehen, leisten zu müssen: Die Mehrheit in der bangten und die Nationswerdung des spanischen einer Niederlage aussehen und hat mit der Koalition kann eine Minderheit im Staate wer- Wien  . Ueber die Demission der Regierung Volfes mit allen Mitteln zu verhindern trachte­Mobilmach uns sehr starker Streitkräfte den". Und: wenn die Landwirte in die De- Dr. Hodžas schreibt die heutige Wiener   Beiten. Sie griffen schließlich zu dem verwerflichen begonnen. fensive gedrängt werden sollen, solle man sich tung": Mittel des Vaterland verrats, indem sie den Das Biel   Japans   ist es, aus den Provinzen nicht auf den Staat und die Demokratie berufen, Bei der Liquidierung der Krise wird viel davon Aufstand gegen die rechtmäßige Volksregierung Hopei und Tschachar einen neuen autonomen" wenn durch diese Taktik die Koalition geschwächt abhängen, ob der eftuelle Anlaß allein den Rüd- anzettelten und sich mit jenen ausländiſchen fa­Bufferstaat nach dem Muſter von Mandſchukuo wird. Nun, der Verlauf des Samstag zeigte, Grün de dem Wunſche nach einer Aenderung nichts anderes suchen als die Befriedigung ihrer tritt verursachte oder ob nicht doch tiefere schistischen Mächten verbündeten, die in Spanien  zu machen. Man hofft, durch Einsatz stärkerer Kräfte gegen die chinesische Befahung von Hopei daß die Koalition nicht geschwächt wird, daß man des System3 oder der Person, die ein eige materiellen und politischen Interessen. Gleich den dieses Ziel erreichen zu können, ohne formell auch nicht an eine Aenderung der bisherigen nes Programm durchseen wollte, Faschisten Deutschlands   und Italiens   geben sie Krieg gegen Japan   führen zu müssen. Man hat Koalition denkt. Was schon die Stimmen der Nachdruck verschaffie. Politische Krisen im Sommer vor, gegen den kultur- und volkszerstörenden China   mitgeteilt, daß man das Betreten Hopeis Presse zeigten, das wurde auch offenkundig in gleichen oftmals rasch vorüberziehenden Gewittern. Bolschewismus zu kämpfen; in Wirklichkeit sind hurch chinesische Truppen nicht duld en werde. den Besprechungen, die der Staatspräsident mit - wie ihre Die Reichspost" befaßt sich mit der Tätigkeit ie es, die Land und Volk verderben- Während chinesische Truppen sich nach Norden in den Parteiführern hatte: der Wunsch nach des Ministerpräsidenten Dr. Hodža und schreibt u. a.: Vorbilder und Bundesgenossen. Wenn Spaniens  Marsch sehen, rüstet Japan   zur Einschiffung der Betrauung des bisherigen Minister- Nicht minder verheißungsvoll als seine inner- Volf in allen seinen Teilen frei handeln und ent einer Okkupationsarmee von mehr als 100.000 bräsidenten Dr. So da mit der Kabinetts. politische Befriedigungsaltion waren Dr. Hodžas ſcheiden könnte, wäre der blutige Spuk in wenigen Mann.. Stunden verflogen. bildung war allgemein. Bemühungen um die Annäherung der Wir haben gesehen, wo Spaniens   Volk steht: USA   warnen die faschistischen Der Staatspräsident Dr. Beneš empfing. Donausta a te n. Seit der Reise des Bundes­im Laufe des Tages alle Parteiführer, unter fanglers Dr. Schuschnigg nach Prag   im Feber 1936 in den Fischerdörfern an der Küste des Mittel­Mächte ihnen selbstverständlich auch die deutschen   Mi- und seinen Unterredungen mit Dr. Hodža konnte meeres, in den stolzen Städten Kataloniens  , Washington. Kurz nachdem die chine- nister Dr. Czech und 3ajičet( Dr. Spina vor allem den zwischen Oesterreich   und der Tsche- birgsdörfern, auf den Werften und in den Fa­man eine Reihe konkreter Ergebnisse verzeichnen, Arragoniens und Kastiliens  , in den armen Ges fifche Regierung die Vereinigten Staaten   durch war nicht in Prag  ) und nach Anhörung der Auf- choslowakischen Republik abgeschlossenen Sandels- briken iſt der Wille lebendig, in demokratischer ihren Botschafter Wang ersucht hatte, zu der Zu- faſſungen der Parteien betraute er Dr. Hodža, vertrag, aber auch einen Abbau geistiger Freiheit Spanien   neu zu zimmern, aber auch der fammenziehung japanischer Truppen in Nord- der nochmals am Abend empfangen worden war, sem mungen zwischen den Staaten der Mei- ille, eher zu sterben als noch einmal den Nacken China   auf Grund des Neun- Mächtevertrages mit der Bildung der Regierung. nen Entente und jenen der römischen Protokolle. unter das Joch des blut- und beutegierigen Ian­Erst in der Testen Zeit wieder haben staatsmänni- desverräterischen Adels zu beugen. Das spanische

den Standpunkt Ameritas darlegte. Die Erklä

Stellung zu nehmen, gab Staatssekretär Hull   eine Dr. Hodža wird den Montag zu den not. wendigen Verhandlungen über die Neubildung China   oder den Neunmächtevertrag zu erwähnen, des Kabinetts aufnehmen und es wird allgemein ters Kanha dieser Tatsache Ausdruck gegeben. henleere Wüste sein, in der die deutschen   und rung befagt u. a., es könne nirgends in der Welt angenommen, daß die Verhandlungen einen glat ernste Feindseligkeiten geben, die nicht in irgend- ten und raschen Verlauf nehmen werden. Selbst­einer Weise die Intereffen, Rechte oder Verpflich-| verständlich handelt es sich nicht nur um Perso­tungen der Bereinigten Staaten berührten. Wei- nenfragen, sondern auch um d die Beilegung jenes Sonflitte 3, der zur Demission geführt Wir befürworten, daß alle Nationen hatte. In welcher Weise die Gegenfäße in der fich bei der Berfolgung a ihrer Politit der Ge waltanwendung und Ein mi. Frage der Finanzierung der eiſernen Reſerve" fchung in die internen Angelegenheiten ande- und in der Frage der Getreidepreise überwunden rer Nationen enthalten. Wir befürworten die werden sollen, läßt sich freilich heute noch nicht Regelung internationaler Probleme durch, Ver- sagen.

ter sagte Hull  :

Man durfte erwarten, daß die Spannungen all- italienischen Eroberer ihre militärischen Boll­mählich einer frieblichen Bereinigung gegenseitiger werke gegen die europäische Demokratie bauen. wünsche weichen werden. Deshalb bedeutet Dr. Will die Welt den wahren Willen des spanischen  objaz Rüdtritt auch einen Stü dich I ag Boltes sehen, dann blicke sie auf Madrid  , die in Mitteleuropa  , der völlig unerwartet stolze, trümmerreiche, blutende und hungernde eingetreten ist. Hauptstadt des Landes, die seit neun Monaten dem faschistischen Anſtrum troßt und unerschüt terlich ist im Haß gegen die faschistischen Mörder, unerschütterlich in dem Glauben an den Sieg der demokratischen Republik  .

Der Papst für Mundelein  

Das spanische Volt, die rechtmäßige spas Castell Gandolfo.( Reuter.). Papst Pius XI.  ( nische Regierung, sie werden fiegen. Daran handlung und Berständigung. Unter Aufrechter- Die Wiederbetrauung Dr. Hodžas ist. vor gedachte anläßlich einer Audienz von Pilgern aus muß jeder glauben, der dieses Vort gesehen, der haltung des Grundfakes vont der Seiligkeit der allem ein Vertrauensbeweis für Chicago   öffentlich des Kardinalerzbischofs Mun- fein Schaffen und Kämpfen zu bewundern Ges Berträge glauben wir an eine Aenderung von ihn. Es ist zu wünschen, daß dieser Vertrauens- delein, deffen Rede über das deutsche   Staatsober legenheit hatte. Sie werden siegen und damit auch Bertragsbestimmungen, wenn die Notwendigkeit beweis vor allem seine Stellung in der eigenen haupt seinerzeit einen diplomatischen Zwischenfall die ängstlichen europäischen   Demokratien vor dem dazu entſteht, durch ein ordnungsmäßiges Ber- Partei, gegenüber derem rechten Flügel, stärkt, hervorrief.. Der Heilige Bater erklärte hiebei: Untergang bewahren, jene Demokratien, die sich fahren im Geifte gegenseitiger Behilflichkeit und gegenüber jenem Flügel, der weit weniger it o La fein, aber auch auf die Größe juristische Tatbestände zu konstruieren und dann Sie können auf die Größe Ihrer Heimatstadt becilen, aus den faschistischen fait accompli Berständigung. Wir befürworten die Senkung ober Befelligung übermählger Schranken im in- an das Staatsintereſſe als an ſeine Sonder. 3hres bortreffliden Kardinal- bersuchen, dieſen mit Leiſetreterei, Stonferenzen, intereffen denkt. erzbischof 3. der bei der Verteidigung der Beschlüssen und Versprechungen gerecht zu wer Mit großen Aenderungen in Rechte Gottes und der Kirche zum Heil der See- den, obivohl- oder weil? sich die Faschisten der Zusammensetzung der Regierung ist nicht len so mutig auftrat." aller Zungen aus diesem Treiben einen guten Tag

ternationalen Handelsverkehr. Wir glauben an eine Herabfehung und Beschränkung der Nüftun gen".

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