Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh Einzelpreis 70 eller

Redaktion u. Verwaltung: Prag XII., Fochova 62- Telephon 53077- Herausgeber: Giegfried Taub- Berantw. Rebatteur i. V.: Zdenko Neuwirth, Prag

17. Jahrgang

Dienstag, 20. Juli 1987

Man kämpft und verhandelt Wichtige Parteiberatung

Um das Schicksal Nordchinas Nanking will bis zum äußersten kämpfen Aus den zahlreichen von den verschiedenen wies er darauf hin, das Peiping, wenn China Punkten Hopeis und Tschachars, an denen japa- die Besetzung von Lukuochiao zulaffe, ein zweites nische auf chinesische Truppen stoßen, einlangen- Mukden werden würde, und was bewahre dann den Berichten geht hervor, daß tatsächlich Kämpfe Nanking davor, ein zweites Peiping zu werden? in beträchtlichem Umfang im Gange find. Die Ob der Zwischenfall friedlich geregelt werden Japaner rücken vor und behandeln die Provinzen könne, hänge davon ab, ob die Grenze des Er­wie ihre eigenen. Es handelt sich faktisch um eine tragbaren erreicht werde. China wolle den Krieg japanische Ottupation Nord nicht und setze dem Angriff nur Widerstand ent­

chi na s. Andererseits reden beide Parteien von

Montag vormittags versammelte sich der

Aus dem Inhalt:

8000 beim roten Kreistag

in Staab

Angestellten- Streik

in der Porzellan- Industrie Piccard

hat Glück im Unglück Atus- Union gegen Stak- Verbandself 6: 1

Nr. 168

Wilhelm III. ?

Parteivorstand der deutſchen ſozialdemokratiſchen Wenige Jahre vor der Machteinseßung Hit­beiterpartei, um zu ber burch die Demiffion der Iers durch den greisen Reichspräsidenten Hinden­Regierung geschaffenen Lage Stellung zu nehmen. burg , der seinen und seiner junkerlichen Stan­Der Parteivorsitzende Minister Dr. Ludwig desgenossen Grundbejizz vor dem Bodenreform­Czech erstattete einen eingehenden Bericht über" Bolschewismus" bewahren wollte, erschien, aus die Probleme, die zur Krise in der Regierung der Feder des oppositionellen Nationalsozialisten führten und über den Stand der Verhandlungen v. Miltendorff, eine Broschüre unter dem Titel: des designierten Ministerpräsidenten Dr. Hodia Adolf Hitler Wilhelm III." Sie zog zahl um die Regierungsneubildung. reiche Vergleiche zwischen dem letzten deutschen Kaiser, dem Redekaiser", und Adolf Hitler und fand ungemein viel Gemeinsames: die Nede keitsdünkel, und auch den Glauben an das eigene Künstlertum und die Berufung zum Amte des Schiedsrichters über alles Künstlerische.

gegen. Das chinesische Volk folle wiffen, daß die ſprache kamen die Genoffen Dr. Heller,

Regierung sich heute mitten in den Vorbereituut

der Möglichkeit, den Frieden zu erhalten, verhan­deln und bombardieren einander mit Protest- gen für die Verteidigung befinde. Wenn die chine­noten und ultimativen Forderungen. fische Regierung zulaffe, daß auch nur noch ein Während die lokalen Behörden die japani- Boll chinesischen Landes verloren gehe, so würde fchen Forderungen angenommen haben, weigert fic ein unverzeihliches Verbrechen an der eigenen fich die Zentralregierung in Nanking , diese Ab- Raffe begehen. Es würde China nichts anderes machungen anzuerkennen. Japan wieder fordert übrig bleiben, als jedes Hilfsmittel der Nation von der chinesischen Regierung, fie folle sich in die in dem Kampf um den endgültigen Sieg zu be­Angelegenheiten Nordchinas nicht einmischen". nützen. Hier entsteht also eine neue Fassung für den so interessanten Begriff Nichteinmischung". Ob die Nanting- Regierung den Kampf wagen wird,

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freude, die Freude am Prunk, den Unfehlbar­

In der an den Bericht anschließenden Aus­Krejči, Jentsch, Müller, Reih ner, Hackenberg, Taub, Wildner, Sinner und 3ischka zum Wort. Nach einem Schlußwort des Vorsitzenden faßte der Parteivor­stand den einmütigen Beschluß, den Bericht zur Adolf Hitler hat, seit er Diktator des Drit Kenntnis zu nehmen, die getroffenen Maßnah- ten Reiches ist, den Eindruck einer gewissen We­men zu billigen und dem Parteivorsitzenden Dr. sensverwandtschaft mit Wilhelm II. verstärft. Ludwig Czech die Vollmachten für alle weiteren Einer gewissen Wesensverwandtschaft! Denn da Verhandlungen zu erteilen. alle die Hemmungen, die es im Deutschland des Kaisers immerhin gab: Reichstag , Pressefreiheit, eine Regierung, die doch auf den europäischen Ruf Deutschlands bedacht war, längst weggefal­len sind, mußten sich phantastische Uebersteige= rungen der Sucht, ins Gigantische" zu wirken, ebenso einstellen wie Wachsen des Unfehlbarkeits­

läßt fich trok der ſtarken Worte Thangkaifcheté Hodža verhandelt mit den Parteien

noch nicht mit Sicherheit sagen.

Wie Eden im Unterhaus bekanntgab, hat England in Nanking und Tokio feine Ver mittlung angetragen.

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Regierungsbildung wahrscheinlich Dienstag

Im Laufe des Montag haben die Koalitions-| noch ein heftiges Feder- Gefecht geführt wurde. glaubens ins Maßlose. Der pompöfe Prachtbau parteien über die Lage und die Bildung des neuen Wan empfindet in weiten Kreisen das Bedürf- des Hauses der Deutschen Kunst" in München Kabinetts Beratungen sowohl in ihren leitenden nis, die alte Koa ition zu erhalten, und die Rede, die Hitler am Sonntag zur Er­Shanghai. Marschall Tschangkaischek Störperschaften, als auch mit dem designierten weil sie die derzeit einzige Form ist, die schwere öffnungsfeier hielt. So wie einst Cäsarenwille ſtellte in Stuling in einer Erklärung vier Mindeſt- Kabinetts- Chef abgeführt. Die kommuniqués, die innerpolitischen Krisen und eine außenpolitische fostspielige Prachtbauten erſtehen ließ, ſo ließ forderungen als Basis für einzelnen Hitlers Gebot einen Riesenbau erstehen, der so wurde, nicherheit auflicien une Siftiethe half der große. Sunnen verſchlungen hat, daß man es befagen: 1. baf jede Regelung die territoriale brud, die Krife so rasch als möglich und auf dem Grundlage der früheren Regierung mit gering ſelbſt in dem Lande, in dem man noch mehr als Integrität und die souveränen Nechte vom Präsidenten der Republik durch die Berufung fügigen Aenderungen erfolgen wird. In den in Amerika mit dem äußerlich Großen prahlt, Chinas nicht verletzen dürfe, Dr. Hodžas eingeschlagenen Wege zu überwin- Abendstunden verlautet allerdings, daß Sch wie es vorzog, die Baukosten nie zu nennen. Wußten 2. daß die Zentral- Regierung in den von den. In der Beratung der tschechoslowakischen rigkeiten noch immer bei den Agrariern doch allein, um Platz für die große Zufahrts­ihr festgelegten Status des Hopei- Tfchachar- Sozialdemokratic referierte Minister Bechyne vorliegen, die noch keine endgültige Stellung bestraße zu schaffen, zwanzig Häuser niedergerissen Nates keine illegalen Aenderungen zulaffen über die Situation und führte die Krise vor allem zogen haben. Man hofft, daß trotzdem im Laufe werden! Das vielkritisierte Gebäude ist ganz nach auf organisatorische Mängel der Getreidebewirt- des Dienstag die neue Regierung perfekt sein den Angaben Hitlers gebaut worden, und auch fchaftung zurück, für die Fehler aus früheren wird. die Ausstellung, mit der es eröffnet wurde, ist Jahren maßgebend feien. Dr. Meißner tritifierte durch Hitlers Gebot gestaltet worden. Er selber die Agrarier, die er für die Demission des Kabi­verwarf und wählte Bilder aus. netts verantwortlich machte.

Verhandlungen auf. Die panische von int allgerteicunt Aussheit,

würde,

3. die chinesische Regierung einer Ab­fehung von folden lokalen Beamten, die von der Zentralregierung ernannt sind, wie der Präsident des Hopei- Tschachar- Nates, auf Grund auswär­tigen Druckes nicht zustimmen werde und

4. daß die chinefifche Regierung es nicht zu laffen könne, daß irgend welche Beschränkungen hinsichtlich der Plätze gemacht werden, die jetzt von der 29. Armee gehalten werden.

In den Preffepolimiken ist Montag eine ge­wiffe Beruhigung eingetreten, während Sonntag

Präsident Dr. Beneš ist nach seinem Sonntagsaufenthalt auf seinem Landsitz wie­der nach Prag zurückgekehrt und hat Montag u. a. den Minister Dr. Spina empfangen.

Grund- Thesen britischer Politik

Eden vor dem Unterhaus

Ernste Mahnung zum Frieden Spanien - Plan steht und fällt als Ganzes Vermittlung in Tokio angeboten!

Nachdem schon am Vortage in zahlreichen Reden Hitler als Förderer und Befreier der deutschen Kunst, vom Gauleiter Wagner als größter Meister der deutschen Kunst" gepriesen worden war( ernsten Gesichtes mußten das die Vertreter der Auslandspresse mit anhören), ver­tündete der Unfehlbare am Sonntag selben sein Evangelium der wahren und allein gültigen deutschen Kunst.

In dieser Erklärung führte Marfchall Tschangkaischek noch weiter aus, daß China die Regelung aller Probleme auf diplomatischem Wege anstrebe. Solange China die äußerste Hitler erklärte, mit der Eröffnung dieser Grenze des Ertragbaren nicht erreicht habe, werde es nicht leichthin von letzten Opfern Ausstellung habe das Ende der deutschen Kunst­bernarrung" und der deutschen Kulturvernichtung fprechen. Sollte aber diese Grenze erreicht sein, begonnen. Von nun ab werde ein unbarmherzi so werde auch die letzte Unze nationaler Energie in den Kampf geworfen werden. Das chinesische tag Außenminister Eden die außenpolitische De- höhen. London . Im Unterhause eröffnete Mon- notwendig, die Zahl seiner Mitglieder zu er- ger Erneuerungskrieg gegen die letzten Elemente der deutschen Kulturzersetzung geführt werden. Volk müsse die volle Bedeutung dieser Worte und batte mit einem Exposé über die internationale ibre Folgen verstehen. Sobald erst einmal ein Lage. Das große Interesse, dem dieses Expose in mittlung in Spanien stehe oder falle als gegen das Moderne, gegen das Neuel), denn eine 6. Der britische Plan für die Ver- Hitler wandte sich gegen jede Kunstmode( also folcher Abschnitt erreicht sei, müſſe bis zum der politischen Oeffentlichkeit begegnete, ging aus Gan 3 es, das müsse man sich an den zuständigen solche Theorie setze die Kunſt gleich dem Hand­bittersten Ende durchgekämpft der Anwesenheit fast aller Auslandsdiplomaten Stellen vergegenwärtigen. Die Alternative des ivert der modernen Schneidereien. In des Füh werden. Denn wenn man trügerische Hoffnun- und hoher politischer Persönlichkeiten hervor, Planes kann nur in einem völligen Zusammen- rers" Rede, der auch Konrad Henlein , der Kul gen auf ein Einlenken des Gegners hege, fo werde welche in den Logen Platz genommen hatten. China zugrunde gehen. Tschangkaifchet fagte so­bruch der Nichteinmischung bestehen. Man könne turberbundene, lauschte, wimmelte es von schar darüber streiten, was die Parteien in Spanien fen und derben Ausdrücken. Schmieranten" solle dann, daß der Lufuochiao- Fall keine plöhliche, zufällige Angelegenheit sei, sondern daß er von von einem solchen Zustande hätten. Es bestehen man kastrieren oder einsperren, denn entweder den Japanern seit Monaten vorbereitet worden aber keine Zweifel darüber, daß Europa verlieren chen dieſe Waler" falsch", dann hätten ſie eine würde. Wenn die Völker ickt nicht aufrichtig" falsch", dann seien sie Verbrecher. schlechte Erbmasse", oder sie malten absichtlich auf einer Grundlage zusammenarbeiten, die sic alle angenommen hätten, würde man in fährlicher Weise einem europäi­

fei. Der Zwischenfall madhe klar, basi Japan einen sehr bestimmten Zweck mit China verfolge und daß der Frieden nicht leicht erhalten bleiben tönnte. China hätte den Zwischenfall nur dadurch verhindern können, daß es ausländischen Armeen freien Einmarsch und Marschfreiheit im eigenen Gebiete gestattete. Kein Land, das auch nur die geringste Selbstachtung befäße, könnte eine folche Erniedrigung annehmen. Unter Hinweis auf den Verlust der Mandschurei vor sechs Jahren

Außenminister Eden führte, wie zusammen­faffend gesagt werden kann, u. a. aus:

1. Großbritannien hat nicht die Absicht, ge­sen andere Länder eine Politik des Angriffes oder der Nache zu betreiben. Im englischen Wort. schat finde sich kein Ausdruck für das Wort ,, Ven detta"( ital.: Blutrache).

2. Großbritannien wird sich an einem Block gegen den Kommunismus und gegen den Faschismus beteiligen. Für Großbritannien ist ausschlaggebend das Verhalten anderer Länder im internationalen Berkehr, nicht aber die inner­politische Ordnung ihrer Angelegenheiten.

fchen Krieg näher tom men.

"

Als in Deutschland an der Neige des voris en Jahrhunderts als Rebellion gegen die Stunſt­erstarrung der Naturalismus sich erhob, wandte sich Wilhelm II. heftig gegen diese Stinnsteins 7. Die fernt östlichen Angelegen- funst". Damals wurde nicht nur außerhalb der heiten feien gegenwärtig fehr verworren. Grenzen des Reiches, sondern auch in Deutsch­Großbritannien habe Verständnis für die berech land laut gelacht, und der Naturalismus ſetzte tigten Intereffen sowohl Japans als auch Chinas sich, eben weil Wilhelm nur eine primitive Kunst­und suche nach einer geeigneten Form, um beiden meinung, aber keine Macht über die Kunst hatte, 3. Niemand dürfe hoffen, die Parteien gerecht zu werden. doch durch. Heute wagt man in Deutschland höch englisch franzöfifche Freund­Tumulte in der Skupschtina Infolge der drohenden Gefahr hat sich die stens noch innerhalb der vier Wände heimlich zu fchaft zu zerstören oder auch nur schwächen britische Regierung auch mit den Vereinig- lachen, über der deutschen Kunst aber herrscht un­Belgrad. Die Belgrader Polizeidirektion publi- 3u tönnen. Die englisch - franzöfifchen Be- ten Staaten und der franzöfi- centrinnbar des Diktators Gebot. Es wird bie zierte Montag eine Verfügung, der zufolge die Pro- siehungen feien gegenwärtig die denkbar besten. fchen Regierung in Verbindung deutsche Kunst nicht ganz umzubringen vermo 3effion, welche Montag abends nach dem Gottesdienst 4. Im Mittelländischen und gefekt und diefen gegenüber ihren Wunsch gen. Aber es verhindert jegliche Weiterentwick anläßlich der Gesundung des Patriarchen veranstal- im Roten Meer müffe allen Ländern einer friedlichen Regelung zum Ausdruck gebracht. lung. Kunst kann nur in der Freiheit wachsen. tet werden sollte, verboten wurde. freie Ein- und Durgewähr. Auch hat fic in Tokio und Nanting ihre Ver- Dem Künstler dürfen nicht bestimmte enge Wege Auläßlich der Verhandlung des Konkordats leistet sein. Großbritannien zu den Vermittlung angeboten. Eden regte an, vorgezeichnet werden. Es darf ihm nicht eine ganz fam es in der jugoslawischen Stupichtina Montag bindlichkeiten des englisch - italienischen Mittel- daß Japan und China nicht nur die Methoden genau bestimmte Art, so und nur so zu malen, zu Krawallen. Aber auch in den Straßen meer- Abkommens vom 2. Jänner 1937. ändern, sondern einen wirklichen Verfuch zur Ver- zu dichten, zu konponieren, vorgeschrieben werden. Belgrade kam es zu Bufammenstößen, als die 5. Der Völkerbund fei weder tot, noch fei er ständigung unternehmen sollten, um eine Zeit nur in Freiheit und in freier Konkurrenz, nicht orthodoxen Geistlichen versuchten, die verbotene im Sterben begriffen, doch müffe vermieden wer- friedlicher Entwicklung für der Handel zu bloß zwischen den einzelnen Künstlern, sondern Prozeffion durchzuführen. Angeblich soll die Po- den, daß eine Staatengruppe für ihn, eine an- fichern. Noch immer beſtünde die Hoffnung, die auch den verschiedenen Kunstauffassungen kann lizei auch einen Bischaf verprügelt haben. bere Gruppe aber gegen ihn sei und es sei deshalb chinesisch- japanischen Beziehungen zu verbessern. Kunst gedeihen. Anders verfümmert sie, fommt