Mr. 169

Mittwoch, 21. Juli 1937

Sudetendeutscfier Zeitspiegel

Erfolgreicher Abschluß des Streiks der Handschuharbeiter im Oberen Erzgebirge  

Prager   Handschuhmacher streiken weiter

Jugendliche Arbeitslose bauen eine Straße

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Pseudoarbeitslagern gewisser Drahtzicher zu einer Knüppelhorde ausgebildet werden, um bei pompösen Masteraden zur Schau gestellt au werden.

Strenge Kontrolle der Verkehrsverhältnisse auf den Autostraßen. In Brür wurde für das nordböhmische Straßenneß eine Gendarmerie­kommission für die strikte Einhaltung der Ver­Ueber Initiative der sozialdemokratischen fehrsvorschriften eingesetzt. Es wurde festgestellt, Mitglieder der Bezirksvertretung Tetschen   hat daß namentlich dort, aber auch in den übrigen dieser Bezirk in Neu- Ohlisch ein Arbeitslager für Teilen der Republik  , das Ladegewicht der Last­Jugendliche errichtet, das in immer sechswöchigen Turnussen je 50 Jugendliche Arbeitslose beher- wagen start überschritten wird, wodurch Verkehrs­bergt. Diese Jugendlichen, die eine eigene, trans- unfälle herbeigeführt werden. Die Ueberschreitung portable Barade bewohnen, haben die Aufgaben, der zulässigen Höchstbelastung wird streng geahn= einen sehr schlechten Fußweg, der die beiden Orte det werden.( DND.) Alt- und Neu- Ohlisch verbindet, in eine normale Bezirksstraße zu verwandeln. Finanziert wird Das Böhmerwaldlied im Rundfunk. An­dieser Straßenbau vom Bezirk und vom Staat. Täßlich der Böhmerwaldlied- eier bringt die Die Straße selber würde wohl in absehbarer Zeitrager deutsche Sendung am 24. nicht gebaut worden sein, wenn es nicht auf diese Juli das Hörspiel Tief drin im Böhmerwald  " Art möglich gemacht worden wäre. von Rudolf Kubitschek   unter der Leitung Hans Nach ihrer Fertigstellung wird diese Straße Multerers. Prag   überträgt auch die Denkmal­ungefähr vier Ailometer lang sein. Man wird ihr Enthüllung. Zahlreiche ausländische Sender wer­den an dem Tage das Lied spielen. vielleicht einen besonderen Namen geben müssen, denn alle Arbeiten, mit Ausnahme etwa gewisser Mauerteile und Durchlässe, werden von Jugend­

Nach achttägiger Dauer des Streiks, bei gelungen wegen des Streiks vornehmen. Be­welchem die gesamte Arbeiterschaft beiderlei Ge- reits vorgenommene Kündigungen werden zurück­schlechts einmütig in einer Kampffront geftanden genommen. ist, konnte nach mehrstündigen schweren Verhand- Damit ist der schwere Lohnkonflikt in der lungen auf der Bezirksbehörde in Neudet am 20. Lederhandschuhindustrie, welcher bei einigem gu­Juli ein erfolgreicher Abschluß des Streites der ten Willen und bei etwas mehr Einsicht der Un­Handschuhinduſtriearbeiter im Oberen Erzgebirge   ternehmer hätte vermieden werden können, für die erzielt werden. Die Unternehmer, welche erst eine Arbeiterschaft ehrenvoll beigelegt worden. einmalige Aushilfe in der Höhe eines Wochen- In den Filialbetrieben der Prager   Hand­lohnes bewilligen wollten( was einer 2.5prozen- fchuhunternehmungen, in den Orten Böhm. Wie­tigen Lohnerhöhung gleichgekommen wäre), muß fenthal, Stolzenhein, Schmiedeberg, Joachims­ten sich bereit erklären, eine neunprozenthal, Gottesgab und Kaaden   sowie in den Be­tige Lohnerhöhung zu bewilligen. Ab trieben von Groß- Prag felbst, geht der Streit werden die flöhne um unverändert weiter. , so daß Durch den Vertragsabschluß in Abertham ist insgesamt eine zehn prozentige Erhöhung die ablehnende Haltung der Prager   Fabrikanten der jetzigen Tariflöhne erreicht werden konnte. den Forderungen der Arbeiter gegenüber unhaltlichen verrichtet. Für die Heimarbeiterinnen erfolgte bar geworden, da durch den Vertragsabschluß in eine fünf prozentige Erhöhung der Abertham der Beweis erbracht wurde, daß die Tariflöhne. Die Regelung der Löhne für Silf 8- Handschuhindustrie durchaus in der Lage ist, den arbeiter in den Betrieben erfolgen zu einem gerechten Forderungen der Arbeiter zu entspre­späteren Termin. chen. Zuzug von Handschuhmachern in die Orte Außerdem wird der Streit nicht als Unter- Böhm. Wiesenthal, Stolzenhein, Schmiedeberg, brechung des Arbeitsverhältniffes angesehen und Joachimsthal  , Gottesgab   und Kaaden   iſt ſtreng­die Firmen werden keinerlei Makrestens fernzuhalten.

1.

Streik- Erfolge der Angestellten

in der Porzellan- Industrie

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Der Arbeitgeberbund in Karlsbad   hat Verhandlungen wegen des B a u werkführer­Vertrages auf den 3. August angesetzt.

Ven den 11 bestreikten Betrieben in der Erhöhung der Entlohnung nach dem Ascher Tex­Porzellanindustrie konnte nunmehr in einigen Be- tilabkommen vereinbart. Bei trieben die Streitaktion beendet werden Schneider u. Co., Alt- Nohlau, wurde am 19. d. M. cin Kollektivvertrag ab abge= fchloffen und deshalb Montag mit der Arbeit wieder begonnen. Bei Mayer in Posche­zau und Chodau wurde eine 11 prozentige Gehaltserhöhung erreicht und der Streit Dienstag mittags beendet.

Bei Nichter, Fenkel und Hahn in Chodau wurden en Berhandlungen unter der Bedingung an­geboten, daß die Arbeit sofort aufgenommen wer­den soll. Die Betriebsversammlung in Chodau hat beschlossen, den Streit weiter zu füh­ren, bis diefe Bedingung aufgehoben wird. Bei der Firma Haas und Czišek, Schlaggenwald und Chodau, deren Chef sich auf einer Nordlandreise befindet, wurde der Prokurist mit den Verhand­lungen beauftragt. Bei Viktoria, Altrohlau, wurde ein Abkommen getroffen, wonach eine 11. prozentige Gehaltserhöhung zugesichert wurde. Deshalb wurde dieser Betrieb nicht bestreift. Beim Epiag Konzern, der sechs Be­triebe umfaßt, wurden die Verhandlungen für Dienstag nachmittags festgesetzt; sie dürften abends erfolgreich abgeschlossen werden. Die Streitbeteiligung in diesem Betriebe ist 100 prozentig. Bei Pihl- Ladowik wird heute die Belegschaft beschließen, ob sich die Be­legschaft der Streikaktion anschließt. Bisher wur­ben die Nemunerationen 100prozentig bewilligt. ( Früher nur ein Drittel oder 50 Prozent aus= bezahlt.)

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Den Angestellten erwächst aus der Streit­bewegung kein Nachteil. Die verlorene Zeit wird bezahlt. Bei den Firmen, die nicht bestreift wur­ben, werden Verhandlungen angesetzt, weil sie zum größten Teil Verhandlungsbereitschaft kund­gegeben haben.

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Bei der Tegtilindustrie im Karlsbader   Kreis wurde eine 7prozentige

Wenzel Jaksch   und Franz Ha la an der Spitze des Festzuges in Staab

Wir haben diese Jugendlichen bei der Arbeit gesehen. Es ist keine leichte Arbeit, die sie zu ver­richten haben und so mancher Jugendliche mag wenigstens in den ersten Tagen empfunden haben, laden und zu schieben. Aber sie werden ja auch wie schwer es ist Erde abzugraven, Karren zu be­nicht überanstrengt und ihre Verföstigung ist gut und ausreichend. Besonders große Anforderungen stellen die Erdbewegungen in dem Abschnitte, an dem jezt gearbeitet wird. Hier müssen erhebliche Erdmassen abgegraben und abgefahren werden, dort wieder müssen Aufschüttungen erfolgen usw. Und alle arbeiten freudig und mit leuchtenden Gesichtern und bei jedem einzelnen kann man be­

obachten, daß der jede Arbeit mit Interesse ver­richtet und sich gewissenhaft die Frage stellt und beantwortet, warum dies so und jenes so und nicht anders gemacht werden muß. Erziehung zur Arbeit ist der Sinn dieses Lagers. Und das gelingt. Die jungen Menschen werden keine Landsknechte und keine Hampelmänner, die in

Brand in der Lackfabrick Borkowsky in Bodenbach. Am Dienstag dieser Woche entstand in dem genannten Betriebe infolge Ueberlaufens eines Sessels ein Brand. Das Feuer konnte jedoch gelöscht werden, ehe es größeren Umfang annahm. Der Schaden ist unbedeutend.

Die Prüfungstermine für das Lehramt an finden im Herbst 1937 an folgenden Terminen statt: Mittelschulen an der Deutschen Universität in Prag  . Erste Staatsprüfung: vom 20. Oktober bis 6.

November. Vollständig belegte Gesuche bis längsten3 10. September, Tagen bis längstens 10. Ottober 1987 einsenden. B. Zweite Staatsprüfung und Lehramtsprüfung alten Stils: vom 1. Dezember bis 11. Dezember. Vollständig belegte Gesuche sowie Hausarbeiten( mit der ehrenwörtlichen Erklärung versehen) bis längstens 20. Oftober, Tagen bis

längstens 20. November einsenden.

Werbefilm der Deutschen Jugendfürsorge. Vor etwa drei Jahren begann der große Film der Deuts schen Jugendfürsorge Kinder werben um deir Herz" seine Wanderung durch die deutschen Bezirke Böh mens. Seitdem sind die Wandervortragenden der Deutschen Jugendfürsorge unermüdlich von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf gewandert und haben selbst bis in die entlegenste Gemeinde Stunde von der Arbeit und dem Werke der Deutschen Jugendfürsorge gebracht.

Der ,, Kreistag der Arbeit" in Staabebat, 1000 Gemeinden wurden durch dieſe plan­

Die mächtige Kundgebung der Arbeiterschaft Westböhmens und des Böhmerwaldes

Mit Pflügen und Wagen waren die Kleinbauern zu der Kundgebung gekommen

mäßige 2000 Vorführungen wurden durchgeführt. 235.000 Besucher und Besuche= rinnen konnten das Leben und Treiben in den Hei­men der Deutschen Jugendfürsorge, in den Mutters beratungen, in den Erholungsfolonien, in den ber­schiedensten Fachstellen der Bentrale und der Zweig­stellen im Film tennenlernen. Die Deutsche Landes. fommission für Kinderschuß und Jugendfürsorge in Böhmen   denkt, wie wir erfahren, wieder daran, einen neuen großen Film zu schaffen.

Der Präsident der Republik empfing Dienstag den bevollmächtigten Minister und außerordentlichen Gesandten in Kaunas  , Dr. Jan Stalický, in Audienz. Ferner empfing der Präsident den Redakteur der schwedischen Tageszeitung Social Demokras ten", Abgeordneten Dr. Ivan Pauli, und schließlich den tschechoslowakischen Militärattaché in Rom  , General   Vladimir Klecanda.

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Der Minister des Aeußeren Dr. Krofta emp­fing den schwedischen Abgeordneten Dr. Ivan Pauli, Chef der Auslandsrubrit des Stockholmer Tagblattes Social Demokraten".

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Englische Flottenmanöver bel Port Sald

Kairo  . Die englische Mittelmeerflotte hat sich mit 20 Einheiten, darunter drei Flugzeug­mutterschiffen mit über 200 Flugzeugen, zum Besuch in Alexandria   zwischen dem 28. August und 21. Oktober angemeldet. Die Schiffe werden ein großes Manöver an der ägyptischen Küste im Raum zwischen Alexandria   und Port Said  unter Mitwirtung der Luftwaffe durchführen. Der englische   Botschafter erbat von der ägyp= tischen Regierung die Genehmigung zur Errich­tung von provisorischen Funfanlagen während dieser Manöver.

Versandfertige Waffen

Magdeburg  . Die mitteldeutschen und this ringischen Waffen- und Munitions- Fabriken has ben während der letzten Wochen Order erhalten. Handwaffen, Minenwerfer, Geschüße und Wunis tion in bestimmter Weise versandfertig zu machen. Die vorgeschriebene Art der Verpackung läßt ers tennen, daß mit See- Transport gerechnet wird.

Berlin  . Hier ist aus zwei deutschen Waffen­fabriten bekannt geworden, daß sie Geschüße und Flugabwehr- Geschüße versandfertig machen sol­len. Die Anweisungen weichen von denen ab, die fonit für die Ablieferung von fertiggestelltem Material an die Wehrmacht   üblich sind.