«r. 171Freitag, 23. Juli 1937Seite 3Mit vollem ErfolgStreik der Angestellten In der Porzellan-Industrie beendetDer Allgemeine Angestellten-Berband Reifenberg meldet: Im Lauf« des Mittwoch und desDonnerstag vormittags wurden die Verhandlungen mit der Firma E P i a g für ihre sämtlichensechs Betriebe abgeschlossen und Gehaltserhöhungen im GesamtauSmatzc vonmonatlich 20 0.0 0 0 AL erzielt. Nach Abschluß dieser Verhandlungen wurde die Arbeit inallen sechs Konzernbetrieben Widder ausgenommen. Bei H a a S u. E z i ö e k, Schlaggenwaldund Ehodau, wnrden im Verhandlungswege nunmehr den Angestellten außer einer hundert-prozentigen Remuneration(früher ein Drittel) generrlleGehaltS-«rhöHungen zugestanden/ Di« Angest«llt«nmit rin«m Einkommen biS 1000 AL monatlicherhalten 10 Prozent, über 1000 bis 15,00 AL& Prozent. DaS betrifft 90 Angestellte und ergibt eine Lohnerhöhung von 190.000 Ai. DieArbeit wurde wieder ausgenommen.Bei„C o n c o r d i a" in Lessau wurde nichtgestreikt, weil di« Firma stch zu Verhandlungenbereit erklärt hatte. DaS Ergebnis: hundertprozentige Remuneration. Gehälter SIS 1000 AL erhalten eine Zulage von 10Prozent, über 1000 bis 1800 AL eine Zulagevon 5 Prozent.Richter, Fenkrl und Hahn,Chodau, ist der einzige von dm elf Betrieben, Indem noch gestreikt wird. Die Verhandlungen fanden Donnerstag nachmittags statt; wennsie positiv auSfallen, womit bereit- zu rechnen ist,wird die Arbeit auch dort wieder aufgenommenwerden.Damit ist der Streik der Angestelltenschaft inder Porzellluiindustrie als beendet anzusehen»wobei die Forderungen der Angestellte» mitvollem Erfolg durchgesetzt wurden.Henlein-Terrornach dem Stander KreislestAuf der Rückkehr vom Festplatz in Staabwurde Sonntag nachmittag- unser Genosse Rudolf Kral aus Honositz im Gasthaus Janka inMirschowitz von dem Bauernsohn Wenzel R y i aauS Honositz angerempelt, weil er das Festab-reichen trug. Bald fielen zusammen mit Rhiadie Mehrzahl der in der Wirtsstube Anwesendenwie auf Kommando über Kral her. Er wurdezweimal zu Boden geschlagen, wobei man aufden Dalkegmden mit aller BrutaNtit einhieb.AlS Kral sich daS zweitemal erhob und den Rhbavon sich wegschob, stellte man ihm ein Bein, sodaß er gleich wieder hinfiel und dann trampelteman auf ihn herum. Kreil wurde dann noch eiltdrittesmal von den Bursche» mißhandelt, überderen Parteizugehörigkeit kein Zweifel besteht.ES wird Zeit, daß man über solchen Terror,nicht nur was diesen Fall anlangt, endlich ordentlich zu Gericht sitzt!Die staatlicheLohnbewegungIm Mannesmannwerk In KomotauDie Arbeiterschaft der ManncSmannröhren-werke in Komotau hat bei der Firmenleitung dieForderung nach Auszahlung einer TeuerungS-aushilfe Angebracht. Die Direktion hat mit derzuständigen Organisation, dein InternationalenMetallarbeiterverband auch bereits entsprechendeVerhandlungen geführt, bei denen es aber leiderzu keiner Einigung kam. Zu informativen Zwek»ken fanden Mittwoch zweigrohe Betriebsversammlungen statt, in denen die Arbeiter zu den Fragen Stellung nahmen. Ueber die Verständnislosigkeit der Firma,den Arbeiterforderungen gegenüber, herrschtetiefe Verbitterung und es wurde ausgesprochen,daß das Angebot der Unterhändler die Grenzedes Erträglichen darstelle. Schließlich erteiltenbeide Versammlungen, an denen nuljt als 1000Personen teilnahmen, dem I. M. V. einstimmigdie weiteren BerhandlungSvollmachtcn. Wir werden vom Ergebnis dieser Lohnbewegung wiederberichten.*Streik In der PappenfabrikGebrüder Mahla In Pasek-Die Pappenfabrik Gebrüder Mahlain P a s e k hat seit Jahren ihren Arbeitern Hungerlöhne gezahlt. Löhne von 8 bis 10 AL täglichnicht nur für Mädchen, sondern auch für Burschen waren Lei ihr an der Tagesordnung undder höchste Lohn, den sie selbst für fachlich geschulte Arbeiter zahlt«, war 18 AL. In ihrer Notsuchten die Arbeiter Zuflucht beim Fabrik«a r b e i t« r v« r b a n d, der sich energisch dafür einsetzte, dah ein menschenwürdiges Lohn-und BertragSbcrhältnis zustande komme. Diesum so mehr, als die Firma Gebrüder MahlaMitglied des Pappenkartells ist und natürlichdieselben Preise bekommt Ivie die anderen Pap-penfabriken, welche fast die doppelten Löhnezahlen. ES wurden wiederholt durch Vermittlungder Behörde Verhandlungen durchgeführt, abererst im März d. I. entschloß sich Herr Dr. BrunoMahla, die Löhne etwas zu erhöhen, und zwarfür Frauen und jugendliche Männer auf 12 AL,Hilfsarbeiter auf 18 AL und Facharbeiter auf21 bis 22 AL täglich. Dies geschah in der Zeit,da überall die bedeutend höheren Löhne erhöhtwurden. Die Arbeiterschaft konnte sich mit diesen»Zugeständnissen" nicht zufrieden geben und verlangt« einen Mindestlohn von 16 AL für Frauen,22 AL für Hilfsarbeiter und 24 bis 26 AL fürFacharbeiter. Die Firma Brüder Mahla lehntediese Forderungen schroff ab, obwohl selbst dieErfüllung dieser bescheidenen Forderung noch beiweitem nicht einer Angleichung an die Löhne derübrigen VertragSbetriebe gleichgekommen wäre.Die, Arbeiterschaft sah sich daher genötigt, nacheiner bei der Bezirksbehörde Starkenbach ergebnislos verlaufenen Verhandlung am 20. Julid. I. die Arbeit niederzulegen. Ueber die Ent-wicklung des Kampfes wird berichtet werden. Zuzug ist strengstens fernzuhalten..*. Glasarbeiterstreik In ErnstbrunnBei der Firma„Südböhmische Glashüttenwerke A.-G." inErnstbrunn, die die n i e d r i g-st c n Löhn e in der Glasindustrie zahlt) stehendie Arbeiter; da alle Beschwerden und Verhandlungen, ergebnislos-blieben, seit 19. Juli imStreik.Mas der Kleine Hannnicht versteht"Unter dieser Überschrift plaudert der„K ä ni p-fe r", das in Lobösitz erscheinende Wochenblatt)der„,BolkSge>neistschäft", interessante Einzelheitenau- der SdP aus, zu deren pielen; Merkwürdigkeiten eben auch dieses Blatt gehört. Denn jederzweite Aufsatz in dieser sonderbaren Zeitschriftstellt den nicht, völlig in alle SdP-Geheimnisse«mgeweihten Leser vor die Frage/ob es sich hiereigentlich um einen„Kämpfer" für oder gegenHenlein handelt. Aber das„gegen" scheinttrotz aller Tarnungsversuche der vielfach Getarnten doch zu überwiegen. Denn nach der Ansichtdes„Kämpfer" versteht der„kleine Mann" unteranderem nicht,„daß trotz der durch die ungeklärte GewerkschaftS-‘ frage heraufbesHvorenen Unruhe in der SdPnoch immer keine Entscheidung— Spitzenverband oder nicht— zustande kam,daß die Mitglieder der„Ramphold Gorenz" aufder Hauptversammlung des Bundes bei derBegrüßung Konrad Henleins mit verschränkten Armen ostentativ sitzen blieben,daß GewerlschaftSfekretäre, die von den Beiträgender SdP-Arbeiter bezahlt werden, immerwieder Stellung gegen die SdP und ihreFührung nehmen,daß ausgerechnet der ErsatzSreservist Dr. RolandShha dazu anSersehen sein soll, Leiter derBundeSschnlnngSarbeit zu werden."DaS sind ganz nette Sächelchen. Und ihreMitteilung durch den„Kämpfer" scheint zu beweisen, daß sich unter den Partisanen Henleinssehr, sehr viele befinden, deren innere Partei-Loyalität etwa so zu werten ist wie die Gesamt-.loyalitä^ der SdP zur TschxchosloHattsHen R«j-.pumik/uMzur DemokxanetErn&hrungsaktlonBom Ministerium fürsoziale■ Fürsorgewurden für die Ernährungsaktion inder Zeitvom 19. Julibis 22. August zur Verfügunggestellt:BezirkErnährungS«Milchaktionaktion K£Anweisungen!<LJägerndorf<140.000800015.000Mähr. Ostraub162.000480024.000Neu-Titschein5.0002001.000Troppau,»65.00016008.000Wagstadt,———Freudenthal.98.000200010.000Hultschin..8.0008001.500Freistadt..80.000200010.000Tsch. Teschen.10.0002001.000Friedel,,65.000200010.000Spinnerei-Brand In UllersdorfBrüx. In einem Raum der der Spinnerei-Gesellschaft in Ullersdorf bei Dux gehörigen Spinnerei, und zwar in der Abteilung für Radiomüt-zen-Erzeugung, brach Donnerstag abends einBrand aus, dem sämtliche in dem Raum befindlichen Strickmaschinen sowie großeP,ojj'f,ä t e; an.Waren und Rohmaterialien zumOpfer fielen.' In der Fabrik wir!» derzekt'nichi(je-Ein DoH In NotElendsbilder aus SttdmHhrenUnser mährischer„Volkswille" brachte dieser Tage einen erschütternden Bericht, dem wirfolgendes entnehmen:Einige Kilometer von Joslowitz, im politischen Bezirk« Z n a i m, liegt hart an der österreichischen Grenze der größte südmährische Ort: erheißt Groß-Tajax und hat weit über dreitausend Einwohner. Der Ort liegt in einer sehrfruchtbaren Gegend. Trotz dieses Reichtums,hungern hier buchstäblich Hunderte Menschen,essen sich nie satt, wohnen wie di« Menschenin alten Zeiten und ihre Kinder siechen langsamdahin. Fast alle Menschen in diesem großen Dorfe,die auf ihrer Hände Arbeit angewiesen sind, sindunterernährt und krank. Sie haben nicht?,mehr anzuziehen» ihre Kinder laufen s h n eHemd und ohne die wichtigsten Kleidungsstückevon Tür zu Tür derjenigen, die noch, zu essen haben und betteln ein'Stück Brot für sich und ihreAngehörigen,, damit sie nicht Hungers sterben.In Groß-Tajax gibt eS an die dreihundert Arbeitslose. Arbeitsgelegenheit für diese dreihundert Arbeitslosen gibt cS normalerweise nicht. Im Orte befindet sich ein!G r o ß g r u n d b e st tz, der zehn bis fünfzehnArbeiter bei seht unzulänglichen Lohnverhältnissen ständig beschäftigt.Vor einigen Wochen wurden allen Arbeitslosen die Lebensmittelkarten mit derMotivierung voin Bezirksarbeitsamt in Z n a i mgestrichen, daß während der Erntearbeiten ohnedies alle beschäftigt wären.Später erfuhr man, daß in den nächsten Tagen mit den Arbeiten der Th a y a r e g u l i e-tun g begonnen werden soll und daß auch deshalb die Lebensmittelkarten'eingestellt wurden,weil alle Arbeitslosen bei diesen Arbeiten beschäftigt werden sollen. Seit dieser Zeit ist bald einböller Monat verflossen und die Regulierungsarbeiten haben»ich t begonnen. DieArbeitsbosen' sind weiter arbeitslos, nur mft deinUnterschied, daß sie keine LÄenSmittellarten bekommen.Unsere Vertrauensleute haben sich der Sacheangenpinmen,.haben an Ort' und Stelle selbst untersucht, Ivie dfe.Verhältnisse.i» Groß-Tajax sindUnd: haben bei dieser Gelegenheit i, erschütterndeTatsachen konstatiert Aber wir lassen unsere Vertrauensleute sprechen!;'' Das erste. Ha st s, das wir besuchtest,'bot'esnen Ivsthphaft.erschütternden Anblick. In«ineistNaum, der 9'Oststdratmeter mißt, wohnt eine Familie; bestehend aus 8 P e r s'o'n'e ms Im Zim mer, wenn man es so nennen- darf, stehen dreiHolzgestelle, die mit- Lumpen und Säcke» bedecktsind. Bettwäsche gibt eS nicht! Im Raum gibt eSkeinen Tisch und nur eine einzige Sitzgelegenheit.Ein Kleiderkasten existiert nicht, wäre auch überflüssig, weil die ganze Familie das Wenig« anKleidungsstücke auf sich trägt.AlS wir dieFrau.dieübrigens hochschwanger ist, fragen, was sie heutegekocht habe, antwortet sie traurig und verschämt,daß die ganze Familie heute noch nichts genossen hätte. Eben band sie einem Mädchen, das 14 Jahre alt ist und auSsieht als wärees erst acht, ein Tuch um den Kopf, damit es umBrot betteln gehe. Der Mann hat seit zwei TagenArbeit in Höflein a. Th., wo'er beim staatlichenGrundbesitz Erntearbeiten verrichtet. Er bekommteinen Stundenlohn von AL 1.28 und arbeitet 10Stunden. Im heurigen Jahr hat der Mann, dersechs Kinder zu ernähren hat, im ganzen dreiWochen gearbeitet und insgesamt 100 AL verdient. Auch ihm hat man die Lebensmittelkartenentzogen!So wanderten wir von Haus zu Haus!Üeberall grinste uns die ungeheuere Notaus allen Winkeln entgegen, in allen Gesichternlag eine müde Resignation. Di« vielen Kinder, der einzige Reichtum, de» wir überall konstatiere» konnten, waren blaß und unterernährt,die meist«»! ohne Hemden, ustd in sehr dürftigenKleidchen. Der Hunger sah allen aus den schmächtigen Kindergesichtern. Fast alle gehen sie b e t-t e l n, indem sie vor den Türen der Reicheren beten. Biele Frauen bitten uns, wir mögen doch auch bei ihnen nachsehen, sie bitten unsin der Zeitung von ihrer großen Rot zu schreiben,damit man doch einsehe, daß es so nicht mehr langeweitergehen'könne. Biele weinen und auch ihreKinder beginnen zu weinen. Die Männer, mit denen wir sprechen, hoffen, daß noch in dieser Wochemit. den Regulierungsarbeiten an der Thaya be»gönnen werde. Wir sagen ihnen, was wir allesunternommen haben, damit es bald zu den Arbei-ten komme und sie wollen nicht recht glauben. Manhat uns die Karten entzogen, und versprochen, daßdie Arbeit gleich beginnen werde,, nun ist bald einMonat vergangen unh wir haben, weder Arbeitnoch Karten. Bon was sollen wir leben? Daß siewWÜich'itUch.von früh er«st,b«fferenZetten sprechen, ist fast selbstverständlich. Manwacht' ihnen den Glauben an die, Demokratie und,an'die Republik.Wirklich nicht leicht.,.,//.Jm-A r m«n h aus berichtet' eist Genosse: Er hat' eine 18jährige Tochter ustd einestVries en den ZeifsnimlR. B. schreibt uns aus Bodenbach:Die sudetendeutschen Tisc hier mei-st er hatten Sonntag in Bö hm. Lei p,a eineReichstagung. Bei dieser Tagung in B. Leipa,dem Orte, in welchem der SdP-AbgeordneteKnöchel lebt und agitiert, war auchder Gewerbe-Kreisstandesvertreter der SDPThurner anwesend, der mit anhören mußte, wie gegen die Filialen der großen Möbelfabriken gewettert wurde. Vielleicht fragt derHerr Kreisstandesvertreter seinen zuständigen Abgeordneten, warum man lieber Möbelbei einer Filiale der D. D'rucker-A.-G., die dieTriumf-Möbel herstellt— scheinbar eine jüdische und tschechische Firma dazu— kaufttHerr Abg. Knöchel dürfte die AussigenFiliale wohl kennen und auch ihre tllöbok,nicht wahrt Auch dürften von diesen„Kenntnissen“ die SdP-Tischler von B.-Leipa etwaserfahren haben, denn es wurde darüber nichtwenig geredet. Selbstverständlich kann„Deutschen nur durch Deutsche geholfenwerden" oder, wie es so schön in der,.Volksgemeinschaft“ heißt:„Kameradenkauft nur bei Kameraden"! Ist dieDruoker-A.-G. vielleicht, wie andere Fabrikanten, auch ein„Kamerad der Volksgcmein-schafftarbeitet, da sich die ganze Arbeiterschaft auf Urlaub befindet. Daher wurde der Brand, obwohlman schon gegen 21 Uhr starken Brandgeruch verspürte, erst gegen 22 lb Uhr, als die Flammenaus dem Raum schlugen, entdeckt. Am Brandpladwaren 12 Feuerwehren erschienen, die den Brandlokalisieren konnten. Die Ursache des Brandes istunbekannt, doch nimmt man Selbstent-z ü n d u n g der dort lagernden Rohbaumwollean. Der Schaden, der etwa eine Viertelmillion K2 beträgt, ist durch Versicherungvoll gedeckt.Für die Einführung der Volkswirtschaftslehre an Mittelschule«. Zur geplanten Einführungder VoflSwirtschaftslehre an Mittelschulen hatnun auch der deutsch« Sparkassen-verband dem Schulministerium eine Eingabeüberreicht. In dieser wird darauf hingewiesen,daß es völlig verfehlt wäre, wollte man sich damit begnügen, die Volkswirtschaftslehre nur imRahmen anderer Unterrichtsgegenstände, wieGeographie, Mathematik und M'irgerkundc berücksichtigen zu wollen. Nach Ansicht des Verbandesist die Volkswirtschaftslehre in den zwei oberstenKlassen der Mittelschule als selbständiger Lehrgegenstand zp behandeln., und.ausschließlich vonFachleuten-zu lchrtn.(DND.)17jährigen Sohn, die beide seit dem Austritt ausder Schule noch keine Arbeit gehabt haben. Als dieNot im vorigen Jahre am größten war, hat erdurch Bermittlung der Joslowihcr Jugendfürsorgeseinen 18jährigen Sohn zu.einem reichen Bauern(dessen Name uns bekannt ist und der in Alt»hart bei Zlabings wohnt), ans Erholungfortgegeben. Nach mehr als einem Jahre hat erdas Kind wieder heimgenommen. Wir haben denKnaben gesehen, nacktgesehen! Er sahsürchterlich aus!Zum Skelett abgemagert, ohne Kleider undSchuhe, ist er von dieser„Erholung" zurückgekehrt!DaS arme Kind mußte täglich von 4 Uhr früh bis11 Uhr nachts arbeiten, bekam wohl genug zuessen, aber hatte keinen Augenblick Ruhe. Das wenige Gewand, welches er von daheim mit hatte,war zerrissen und neues kaufteder so barmherzige Großbauer, der ihn zur.„Erholung" aufnahm, um den Lohn für einen erwachsenen Knecht zu ersparen, nicht. Von der anstrengenden Arbeit durch viele Monate hat er jetztein verkrümmtes Rückgrat. Auf die,«Weise wird der Gedanke der Fürsorge schmählichmißhraucht und die armen Kinder unter demDeckmantel der Barmherzigkeit bis aufs Blut ausgebeutet. Die Jugendfürsorge müßtemit erhöhter Kontrolle einsetzen, um solche Mißbräuche zu verhindern. Am erschütterndsten Ivarwohl ein Ausspruch eines Genossen, als man ihnfragte, von was er denn lebe, da er Heuer überhaupt noch nicht gearbeitet hat. Ich lebe vom Betteln, wie viele hier in Tajaxi Ich weiß, daß hierviele st e h l e n müssen, um zu leben. Aber ichhabe noch niemals etwas gestohlen, weil ich Ängsthatte, beim Erwischen das Wahlrecht zuverlieren. Die Partei braucht bei uns jedeStimme und ich möchte mir ewig Vorwürfe machen, wenn ich sie um die meine brächte. Gibt es einschöneres Beispiel der Anständigkeit eines schlichtenArbeiter als dieses?' Als wir unsere traurige Expedition beendethatten, wußten wir erst, welch ein Mut. sind welchein Opfersinn dazu gehört, weiter der Partei treuzu bleiben und den Verlockungen der Gegner vonlinks und rechts zu widerstehen. Frauen und Män«ner, Kinder und Greise drückten uns di« Händeund baten, dies alles den Menschen außerhalb vonGroß-Tajax zu erzählen. Sie baten unS; zu trachten, daß sie bald Arbeit bekämest und wenn schonkeine Arbeit, die ihnen allen am liebsten wäre, sosollten wir trachten, damit sie wenigstens wiederdie Lebensmittelkarten bekämen. Wir haben versprochen,/unser möglichstes zu tun. Wir werdest e»auch hattest! Wir haben versprochen, der Büro«kratie zu zeigen, wie man in Tajax lebt unddeshalb haben wir dies geschrieben.