Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh Ginzelpreis 70 Heller

Rebattion und Berwaltung: Prag XII, Fochova 62- Telephon 53077 Serausgeber: Siegfried Taub  

17. Jahrgang

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Verantwortlicher Redakteur: Rarl Kern, Prag  

Samstag, 7. August 1937

Aus dem Inhalt:

Die Teplitzer Ausstellung ,, Freiheit und Licht"

Die Lügenhetze der ,, Zeit"

Pastor Dibelius freigesprochen

Der Fall Nekvasil

Flugzeug Moskau- Prag Die Annäherung London  - Rom   Politische Macht

verunglückt

Alle sechs Insassen verbrannt

Wien  . In Wien   traf Freitag abends die Nachricht ein, daß das sow­fetrussische Personen- Flugzeug der Flugstrecke Prag  - Moskau   am Nach mittag mit sechs Personen unweit der Gemeinde Saracel im Bezirk Bister. nih in Siebenbürgen   abgestürzt ist. Das Flugzeug ging in Flammen auf und verbrannte binnen weniger Minu ten vollständig. Im Flugzeug befanden fich zwei tschechoslowakische Passagiere sowie vier Mitglieder der Besagung. Alle Infaffen wurden tot aufgefunden. Ihre Namen konnten bisher nicht fest gestellt werden..

Meldungen aus Bukareſt   beſtätigen lediglich die Tatsache des Unglücks; die Namen der Ver unglückten ſind noch unbekannt. Auch der Prager  Ma aprai hat noch keine näheren Nachrichten über

das Unglück.

Madrid  

unter schwerem Feuer

Madrid  . Die schwere Artillerie der Auf ständischen bombardierte Freitag vormittags gegen neun Uhr wiederum die spanische Haupt­stabt. Das Bombardement hatte vor allem bie Biertel im Zentrum der Stadt zum Ziele und bielt bis 13 Uhr an. Besonders das Arbeiter viertel Duatrocaminos wurde schwer betroffen. Offiziellen Berichten zufolge forderte das Bom­bardement zahlreiche Opfer.

Die republikanische Artillerie beantwortete dieses Bombardement mit einer Befchießung der feindlichen Stellungen in Gerabitas.

Bei der Bombardierung Madrids   wurde durch die Explosion einer Granate das Palais der väpstlichen Nuntiatur beschädigt und der Se­tretär des päpstlichen Nuntius getötet.

Die Regierungstruppen eroberten am Don nerstag das Dorf Frias de Albarracin nach har­tem Rampfe. Der Feind foll große Verluste er litten haben. Eine Aftion der Dynamiteros er. möglichte den Regierungstruppen die Einnahme zweier weiterer Häuser des Dorfes Cara­Im Abschnitt von Guadalajara   ge­

ban ben Regierungstruppen nach Flieger­

lang vorbereitung, ihre Stellungen an der Straße nach Aragon   zu verbessern.

Neue Italienische  

Truppentransporte

Madrid  . Einwohner von Malaga  , die in Gibraltar   angekommen sind, erzählten dem Son derberichterstatter der Agence espagne, daß fast jede Nacht von fremden Schiffen starte Truppentontingente ausges bootet werden. Sie fahren sofort in Last­autos nach Modril weiter. Es handelt sich in den meisten Fällen um Italiener, deren Bahl in Malaga   von Tag zu Tag wächst.

Franco

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Eingehende Besprechungen In Rom   verabredet

No mt. Bei der donnerstägigen Unterredung des italienischen   Botschafters Grandi mit dem ständigen Generalsekretär des englischen Außenamtes Vansittard kam man, wie die Agenzia Stefani meldet, überein, die italienisch- englischen Besprechungen entsprechend einer italie nischen Anregung in Rom   stattfinden zu lassen. Die nächsten Wochen sollen zunächst sowohl vort der englischen wie von der italienischen   Regierung dazu benutzt werden, die verschiedenen Fragen nach ihrem neuesten Stand zu prüfen und so das gesamte erforderliche Material für diese Besprechungen beiderseits vorzubereiten.

Banfittard hat ferner bei der Unterredung Grandi gegenüber zum Ausdruck gebracht, welch günstigen Widerhall die Erklärungen des italienschen Außenministers Grafen Ciano in England gefunden haben. Die englische   Regierung sehe in diesem Interview einen Schritt von großer Tragweite im gegenwärtigen Klärungsprozeß der italienisch- englischen Bezie hungen. Mit dem Interview sei der Weg für die bevorstehenden Besprechungen in Rom   frei ge macht worden.

Nach britischen Meldungen begibt sich der britische Botschafter Sir Eric Drummond   dieser Tage auf Urlaub und wird nicht vor September nach Nom zurückkehren. Die britisch- italienische Aussprache wird erst um diesen Zeitpunkt wieder neu aufgenommen wer den. Bis dahin dürfte auch in Genf   bereits eine Entscheidung bezüglich Abessiniens gefallen fein und auch in Spanien   könnten neue Berhältnisse eingetreten fein. Lord Plymouth, wurde am Don­Londoner Ausschuß vertagtstag abends bei einem Automobiliunfall ber­London. Der Unterausschuß des Nicht- lett. Er erlitt eine Nißwunde über dem linken einmischungsausschusses vertagte sich Freitag nach Auge, konnte aber der Sitzung des Unteraus­knapp einstündiger Beratung voraussichtlich bis ſchuſſes am Freitag schon wieder präſtdieren... technischer Unterausschuß Untersuchungen über Zeitungsverbot aufgehoben technische Einzelfragen der Land- und See- Rom. Einer Meldung der Agenzia Ste­kontrolle anstellen und dabei fowohl die Vorteile fani zufolge wurde das am 8. Mai d. J. ausge­wie die Mängel des bisherigen Systems berück- sprochene Verbot der Einfuhr englischer Zeitun legierten angenommen. fichtigen. Diese Atempause wurde von allen Degen feßt wieder aufgehoben. Von dem Verbot varen bloß die Daily Mail", die Evening News und der Observer" ausgenommen.

Anfang September. In der Zwischenzeit soll ein

Der Vorsitzende des Nichteinmischungsaus

Entartete" Kunst mehr gefragt als die offizielle!

London  . In Londoner   Sammlerkreisen herrscht großes Interesse für die jüngsten reichs­deutschen Maßnahmen, die die Reinigung der reichsdeutschen Muſeen im nationalsozialistischen land darum, ob die aus den Museen verbannten Sinne betreffen. Es handelt sich für das Aus­Bilder verkäuflich sind oder nicht. Auch wird be­fürchtet, daß möglicherweise diese Bilder von einem ähnlichen Schicksal ereilt werden könnten.

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Nr. 184

und gewerkschaftlicher Kampf

Vor zwei Tagen haben wir an dieser Stelle den Ausführungen eines tschechisch- bürgerlichen Blattes gegenüber das Recht der Arbeiter auf den Streit vertreten. Wir haben dabei das Blatt, um das es sich handelte, nicht genannt, weil wir nicht den geringsten Anlaß zu einer unsachlichen Pole­mit geben, durchaus auf dem Boden einer sach­lichen Auseinandersetzung bleiben und den Standpunkt der Arbeiterschaft, als deren Sprach­rohr wir uns fühlen, ebenso ruhig wie entschie= den darlegen wollten. Wir freuen uns nun fest­stellen zu können, daß der ,, Venkov  "-nun kön nen wir sagen, um welches Blatt es sich handelt

die Sachlichkeit unserer Antwort anerkennt und dies an leitender Stelle zum Ausdruck bringt. Diese Atmosphäre, in der eine sachliche Klärung der den Gegenstand einer Auseinandersetzung bil­denden Fragen möglich ist, veranlaßt uns auf die für die arbeitende Klasse im gegenwärtigen Augenblick außerordentlich bedeutsame Frage der Berechtigung des Streits noch einmal zurückzu­tommen, und ein weiteres Argument, das der Venkov  " in die Diskussion geworfen hat, zu prüfen. Wir wissen zwar, daß wir uns mit dem Sauptorgan der republikaniſchen Partei nicht

werden einigen fönnen, glauben aber doch, daß eine Klärung auch dieser Frage nüßlich ist.

Der Venkov  " behauptet, daß es unnötig der Regierung haben. Hat dieses Argument Be­fei zu streifen, weil die Arbeiter ihre Vertreter in rechtigung? Hat tatsächlich der Streit keinen fchaft einen größeren oder geringeren

Sinn in einem Lande, in welchem die Arbeiter= - Ans

teil an der Staatsgewalt hat?

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Der Kampf der Arbeiterschaft um ihre wirt­wie die durch den Nationalsozialismus verpönten schaftlichen, politischen und kulturellen Biele ist Bücher, die bekanntlich 1933 verbrannt wurden. umfassend wie das soziale Leben selbst und spielt Viel vermerkt wird hier vor allem die Tat jedem Kampffelde steht dem Proletariat ein sich auf den verschiedensten Gebieten ab. Auf fache, daß die als Abschreckungsmittel gedachte anderer Gegner gegenüber, muß sich die Arbeis Ausstellung Entartete Kunst  " in Münsterschaft anderer Kampfmittel bedienen und bes chen in den ersten 14 Tagen einen Rekorbbefuch sondere Organisationen schaffen, denn die arbei von 396.000 Personen, darunter vielen Eng­tenden Menschen müssen sich vereinigen, müssen ländern und Amerikanern, zu verzeichnen hatte, während die große offizielle Ausstellung im Haufe der deutschen Kunst" bisher lediglich von 120.000 Personen besucht wurde.

Japan   fordert zwei Provinzen

Hopel und Tschachar sollen ,, selbständig" werden

ihre Zahl zum Ausdruck bringen, wenn sie sich Geltung verschaffen wollen. In den Anfängen der Arbeiterbewegung gab es eine Richtung, man nannte deren Anhänger Selbsthilfler, welche von einer politischen Betätigung nichts, von einem wirtschaftlich genossenschaftlichen Zusammens schluß alles erwarteten. Dagegen trat der große Erwecker der deutschen Arbeiterschaft Ferdinand Lassalle   auf, der den Arbeitern die Ueber­zeugung beibrachte, daß sie die politische Macht erobern müssen, wenn sie ihre wirtschaftlichen Forderungen durchseßen wollen.( Die Anhänger Lassalles nannten sich damals Staatshilfler). Seither ist die überwiegende Mehrheit der Arbeiter und Angestellten davon überzeugt, daß der Befreiungskamm des Proletariats sowohl lang der Tsingtan- Puntau- Bahn find Kämpfe auf politischem als auch auf wirtschaftlich- gewerk­swifchen& fi n gba i( 43 Stilometer füdlich schaftlichem Gebiet geführt werden müſſe. Später von Tientsin  ) Matfant( 72 Kilo- entstand insbesondere in den romanischen Län­meter füdlich von Tientsin  ) im Gange. Hier wur- dern neuerlich eine Bewegung, welche vom poli­den japanische Bombenflieger eingesetzt, dochtischen Kampf der Arbeiter nichts wissen wollte werden größere Kämpfe durch den heftigen Regen und die Gewerkschaften als einziges Kampf­behindert. An der Bahn Tientsi- Tsinan dran- mittel des Proletariats betrachtete, der Shndi­gen die Chinesen bis zum Eisenbahndepot Yang- falismus. Aber nach dem Weltkriege ist die Stoß­liungfing( 20 Kilometer füdlich Tientsin  ) vor. kraft auch dieser Bewegung gebrochen worden Die chinesischen Truppen an der Bahn Peiping- und heute ist es eine Binsenwahrheit, daß der Suiyuan und in Nord- und Ost- Suiyuan wurden politische Kampf ebenso retwendig sei wie der erheblich verstärkt. gewerkschaftliche.

Tokio  . Nach Berichten der hiesigen Preffe An der Hankau- Bahn konnten die chinesi über die Reise des japanischen Botschafters fchen Truppen die Japaner aus Lianghsiang, 30 Kawagoe nach Nanting sind die japanischen Kilometer füblich von Peiping, vertreiben. Ent­Forderungen, die er der chinesischen Zentralregie­rung vorlegen wird, folgende:

1. Die Nanking  - Regierung läßt die Bil­dung einer autonomen Regierung in Hope und£ faar zu.

2. Japan   wird nicht darauf dringen, daß die autonome Regierung von der Nanting­Regierung amtlich anerkannt wird.

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3. Die chinesischen   Truppen verlaffen die Provinzen Hopei   und Tschachar.

4. Auch die japanischen Truppen zichen fich schrittweise aus Nordchina nach Mandschukuo zurüd.

ein kleiner Herrgott Salamanca.  ( DNB.) General Franco   hat ein Defret über den Aufbau der neuen Staats­partei unterzeichnet, die die Grundlage des neuen spanischen   Staates darstellen soll. Die Partei fezt sich aus attiven Mitgliedern und An­hängern zusammen. Attive Parteimitglieder werben u. a. die Generale, Offiziere und inter- Neue Kämpfe Im Gange

offiziere der Armee Marine und Luftwaffe sp wie solche Personen sein, die durch persönlichen

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Die Besabung der japanischen Konzession in Der Sinn aller politischen Arbeit des Pro­Der Botschafter foll auch versuchen, mit der Santa u wurde durch Abteilungen der Marine- letariats und seiner klassischen Vertreterin, der Nanting- Regierung eine 3ufam arbeit unterbrüdung des Glandret vertündet. Von japanischer gewalt, deren Wirkungsfeld ſich ſeit der Laſſalle­am me ta infanterie berſtärkt. Der Flottillenchef hat das Sozialbemotratie, iſt der Kampf um die Staats­Kommunismus zu vereinbaren, worauf Seite wird erklärt, daß diese Maßnahmen not- fchen Agitation noch bedeutend ausgedehnt hat. die japanische Armee großes Gewicht lege. Es wendig wurden, weil ein Angriff der Chinesen Anteil an der politischen Macht bedeutet Einfluß wird jedoch bezweifelt, daß Nanking auf eine auf die japanische Konzession drohe. Von chinesi- auf die Gesetzgebung und Verwaltung, von der folche Allianz eingehen werde. scher Seite wird diese Absicht in Abrede gestellt. die Freiheit des 3 Staatsbürgers und deren Ge­Man erwartet jeden Augenblick den Ausbruch brauch durch die arbeitende Klasse ebenso abhängt eines Stampfes. wie die sozialen Grundlagen der Arbeits- und Lebensverhältnisse der Arbeiter. Deswegen aners tennen auch die Gewerkschaften die Notwendigkeit der politischen Arbeit und hen hiebei mit der Sozialdemokratie Hand in Hand. Dadurch wird Gebiet ihrer Existenzbedingungen mit Hilfe be sonderer Organisationen, eben der Gewerkschaf ten, nicht überflüssig. Trotzdem der Staat auf Wirtschaft und Gesellschaft einen immer größeren

Peiping. Während die Bahnlinie Pei­aus dem Kampf­

Auf Grund der Beschlüsse der chinesischen Regierung, alle chinesischen Staatsbürger aus

Entschluß General Francos dazu gemacht wers Berkehr auf dieser Japan   abzutransportieren, erhielten chinesische aber die besondere Tätigkeit der Arbeiter auf dem

den. Der erste Nationalrat der Partei wird bollständig von Franco   ernannt. Die Zahl seiner Mitglieder darf 50 nicht über schreiten. General Franco   verkörpert in feiner Perfon die abfolute Autorität.

Strede wieder aufgenommen wird, entwideln sich entlang den anderen Eisenbahnlinien langfam die & my te zwischen den japanischen und chinefi­fchen Truppen.

Schiffahrtslinien den Auftrag, Dampfer bereit­zustellen. Der größte Teil der in Japan   studieren­den Chinesen ist bereits zurückgekehrt.