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Prager Zeitung

Samstag, 7. August 1937.

Ein lebhafter Traum. Gestern nachts saß auf| Bloc aus Holleschowiß an einem Haus in Koschirsch, dem Standplaß der Privatkraftwagen auf dem Wen- wo er die Vorderseite des vierten Stockwerts an zelsvlak der 22jährige Wagenlenfer Karl Vodrazka strich. Plötzlich sprang er vom Gerüst hinunter und im Auto seines Dienstgebers und schlief. Hiebei blieb bewußtlos auf der Straße liegen. Die Ret= träumte er offenbar so lebhaft, daß er plößlich mit tungsgesellschaft brachte den tödlich Verletzten auf die den Armen um sich zu schlagen begann, die Schuß- Klinit Jiraset, wo ein Schädelbruch und eine schwere gestellt wurden. Der Grund seiner Tat ist nicht be­fannt; nach Angabe der Verwandten war er bereits feit längerer Zeit trübsinnig gewesen.

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heißt der Inserierenden Konkurrenz helfen

ſcheibe zerschlug und fich mit den Glasſplittern Ver- Gehirnerschitterung ſowie einige Mißwunden, Tete Der Film

legungen im Gesicht und an den Pulsadern zufügte. Die Wache mußte ihn ins Allgemeine Krantenhaus bringen.

Verbotene Rückkehr. Vorgestern abends wurde der 45jährige, jest wohnungslose, mehrfach vorbe­strafte Räuber Rudolf Matuš verhaftet, der für immer" aus dem Prager   Stadtgebiet abgeschafft war. Während der Nachforschungen, ob er nicht als Täter irgendeines in der letzten Zeit hier verübten Einbruchs in Betracht komme, stellte sich heraus, daß er am 1. August in die Wohnung des Kaufmanns Jan Merhaut in Nusle eingedrungen ist und Schmudsachen im Werte von 3000 entiendet hat. Eine Person, die ihn vor dem Hause beobach­tet hatte, erkannte ihn mit aller Bestimmtheit. Er wurde nach Panfraz gebracht und wird nach Ver­büßung seiner Strafe aus dem Prager   Stadtgebiet entfernt werden.

Wieder ein flüchtiger Chauffeur. Der 42jäh­rige Expedient Wenzel Frolik aus Žižkov   wurde vor­gestern abends auf der Liebener Landstraße zwiſchen Bizkov und Lieben von einem unbekannten Auto überfahren, dessen Lenker nach der Tat da vonfuhr. Frolik wurde von der Rettungsgesell­schaft auf die Klinik Jirajet gebracht, wo neben mehreren. Rißwunden eine leichtere Kopfverletzung festgestellt wurde. Nach dem flüchtigen Wagen wird geforscht.

Selbstmord bei der Arbeit. Vorgestern nach­mittags arbeitete der 22jährige Ladierer Wengel

Weltkurort

Samstag, 7. August 1937. Nr. 184

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Kein tschechoslowakischer Film nach Benedig. Ab Montag kein nächtlicher Straßenbahnverkehr Beim diesjährigen Filmfestival in Venedig   wird auf dem Graben. Wegen Auswechslung der Stra ßenbahnschienen wird ab Montag 8 Uhr abends der fein tschechoslowakischer Film gezeigt werden, obwohl Straßenbahnverkehr auf dem Graben zwischen 8 Uhr seit langem die Beschickung des Festivals durch die abends und 6 Uhr morgens einige Tage stilliegen. hiesige Produktion angekündigt worden war. Als Die Stillegung erfolgt stredenweise, so daß zunächst Grund für das Fehlen der heimischen Filme in Vene die Zone vom Brüdel bis zur Bergmannsgaffe ohne Verkehr sein wird. Umgekehrt werden die Straßen- dig wird angegeben, daß keiner von den Filmen, bahnen vom Pulvertum zunächst nur bis zur Berg- die sich nach ihrem Niveau für die die Vorführung in mannsgaffe fahren. Venedig   geeignet hätten, zur rechten Zeit fertigge­Ausflugszüge der tschechoslowakischen Staats- stellt werden kann. Man darf diese Begründung bahnen: Vom 7. bis 15. August quer durch den Böh- wohl als recht merkwürdige bezeichnen und eher als mert a Id 440, vom 7. bis 15. August Rund- ein Eingeständnis der hiesigen Produzenten ansehen,

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Věra Ferbasová und Antonie Nedošinská  , die tschechischen Filmlieblinge in" Falsche Kake".

Die Tochter

den

Von A. Buchow

An Herren stellte Lisa gewöhnlich große An­forderungen. Aeußere Vorzüge allein konnten sie nicht befriedigen. Es blieb ihr zum Beispiel un­verständlich, warum man immer Leo Tolstois hängen hatte, der lo langen Bant tünde bi te tiner Nacht von ihm träumen mußte. Oder da war der Flieger- Ontel Kostja, der immer zur Mama tam. Man erzählte, er habe irgendeine Maschine er= funden, bestimmt etwas sehr Komisches. Sie sollte Teichter als die Luft sein. Wer braucht schon so eine Maschine, die man einfach wegblajen tann? Damit ist er irgendwohin geflogen und hat einen

See geschwommen sind. Auch kann er bellen, ge= nau wie ein Hund in der Nacht. Onkel Wassia ist interessant, den tennst du aber nicht. Dann wohnt von selbst bewegen. im Hof ein Schneider, dessen Ohren können sich

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An diesem Abend wurde viel angerufen. Onkel Kostja wurde beglückwünscht. Mama ging erfreut durch das Haus und summte vor sich hin nut Ontel stoſtja jaß finster da und schaute verstohlen zur Lisa hinüber. Während der Nacht Mama sah so jung und rojig aus und roch hat er lange über irgend etwas mit der Mama o angenehm nach Parfüm. Sie hat ſich aber als geflüstert und das Licht wurde nicht ausgelöscht. eine alte Tratschbase erwiesen und dem Ontel Am Morgen kam ein Auto, Onkel Kostja zu Stoſtia alles ausgeplaudert. Dieſer iſt darüber holen, da man auf ihn in irgendeinem Amt war­sehr traurig geworden. Ein schwieriges Kind Sprach er im Flüsterton zur Mama, ich weiß nicht, wie sie zu nehmen ist.

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Und sie haben sie schon lieb gewonnen, ostia   fragte erregt die Mama. Schon sehr brummte Ontel Stoftia. Geſtern sah ich auf dem Boulevard ein Mädchen mit Zöpfchen, ich versteht er nichts. So glaubte, es sei Lisa, rannte ihr nach und das Herz

Orden gefriegt. Aber dem Stabier ſpielt er oft

unbegabt ist er.

nur mit einem Finger. Und wenn er von Löwen  erzählt, so können sie nur brüllen, aber nicht Men­schen fressen. Und auf dem Kamm spielt er ärger als die Hausgehilfin Marussia, obwohl diese eine Frau ist und sich vor Männern fürchtet. Befann­ten gegenüber benimmt sich Onkel Kostja unüber­Tegt und beleidigend. Er bringt es fertig, Lisa mit zwei Fingern beim Zöpfchen zu sich zu ziehen und jie auf die Nase zu füssen.

lopta

Mama schaut ihn an mit denselben Augen, wie sie Lisa anschaut, wenn sie sie zu Bett bringt.

Nach einigen Tagen famen Mama und Onkel Kostja nach Hause, beide waren sehr lustig, voll bepackt mit Paketen und Blumensträußen, und Mama sagte: Nun, Lisaweta, da hast du deinen neuen Papa. Geh und begrüße ihn.

Guten Tag, Onkel Papa Kostja, flüsterte Lisa höflich und heulte ganz unerwartet auf. Es schien ihr plößlich, dieſer große Mann habe ihr die Mutter weggenommen und sie sei überflüssig in diesem Zimmer.

tete. Rasch trant er seinen Kaffee und schaute auf Lisa.

Ich kannte einen Hafen fagte er plößlich, ohne Lisa anzusehen ein kräftiger Hase war das. Mann kann schon sagen, er war fürchterlich. und da war ein Fuch3.

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Und wie war der? fragte Lisa und er hob ihre blauen Augen.

Erfreut antwortete Ontel Kostja: Als der Hase den Fuchs erblickte, haute er ihn auf den

Bauch. baute ex tem te

Wieso haute er ihn?-

Mit der Pfote. Einmal hat er sogar den Schwanz des Fuchses angebissen. Alle im Walde hatten vor ihm Angst.

Und er?

Er fürchtete niemanden. Einmal schritt der Wolf durch den Wald, der Hase aber saß im Strauch und lächelte vor sich hin. Mein Ehren­wort.

Er wird es natürlich nicht wagen, sich Mama gegenüber so. zu. benehmen, denn Mama ist erwachsen und hat das Haar gestutzt. Aber auch Es ist schon Zeit, Kostja, sagte zärtlich die Schau, Lisa, welch schöne Sachen ich dir mit- Mama, der Chauffeur hat schon zum zweitenmal ein sechsjähriges Mädel verzeiht solche Ausfälle nicht. Als Mama einmal vorsichtig bei Lisa an- gebracht habe, sagte schüchtern Ontel Kostia, als gehupt. fragte, was sie denn dazu sagen würde, wenn er ihre Tränen sah, und öffnete die Pakete. Schau, Ontel Kostja ihr neuer Papa würde, antwortete hier hast du eine Puppe. Sichst du, wie sie die Lisa ausweichend: Als Papa wird er schon gut Augen verdreht? Und drückst du, so piepst sie. sein, aber wenn du Besuche machst, so sollst du aber kräftig piepst sie, was? ihn nicht mitnehmen. Er ist uninteressant. Und Kräftig stimmte Lisa leise und höflich bei. damit es besser verständlich sei, fügte sie hinzu: Am Nabel muß man sie drücken. Nämlich als Mann.

Mama hat unmerklich gelächelt, füßte plöß­lich grundlos das Ohr Lisas und fragte wieder: Aber du, du hast schon interessante Männer ge­Jehen?

So ging es Onkel Kostja mit allen Gefchen­fen. Er seufzte hoffnungslos und sah die Mama an. Ich kenne mich nicht aus, Wera. Ich habe kei­nen Erfolg. Und flüsternd fügte er hinzu: Sie hat mich nicht gern, ich gefalle ihr nicht. Mit dir ging es viel leichter. Sie wird sich gewöhnen- beruhigte die

Freilich erwiderte Lisa trocken. Der hin­tende Herr von Tür Nr. 4 ist interessant. Er ver­mag alles. Und er erzählt, wie einmal Hasen im| Mama.

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Während der Vorträge wird Bildermaterial über die spanischen   Ereigniffe ausgestellt sein. Einladungen sind erhältlich im Sekretariat. der DSAP., Prag   XII., Slezská 13.

Mládež soc. dem., Krajská odborová ada OSČ., Sozialistische Jugend, Prag  .

Am nächsten Tag ist Onkel Kostja zu irgend­einem Empfang gegangen. Die Mama war freu­dig erregt und steckte ihm Taschentücher in die manteltasche. Sija jagte ihm eilig: Staufe mir teine Geschenke mehr, halt dich nicht zu viel in den Geschäften auf, tomm lieber schneller nach Hause, wir haben worüber zu reden.

Ontel Kostja war den ganzen Tag nicht zu und bedankte sich für irgendwelche Glückwünsche. Lisa wurde früh zu Bett gelegt.

Sause. Mama ging immer wieder zum Telephon

Ontel Kostja tam sehr spät nach Hause. Er trat auf Behenspißen in das Zimmer. Na, erzähl, erzähl, wie war es bestürmte ihn die Mama.

Sie schläft schon? fragte er enttäuscht und zeigte zum Schirm, hinter dem Lisa schlief. Sie schläft, nun erzähl doch...

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Gleich. Schläft sie schon lange? Schon lange, lange. Willst du Tee?

Da plößlich ertönte hinter dem Schirme cine schläfrige Stimme: Papa, ach Papa.

Wir scheint, sagte Ontel Kostja Teise und verlegen, sie hat mich Papa genannt.. Dich, dich. Geh, tüß sie schon, wenn du so ungeduldig bist.

Mama faß lange allein beim Tisch und las die Abendzeitungen. Vom Schirm her drang ein begeistertes Flüſtern zu ihr.

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Na, und der Bär, was? Und der Bär: packte ihn am Schanze und riß ihn in die fagt? hat aufgelacht. Wieso? Mit Bärengrube. Und was hat der Hase dazu ge einem kleinen leisen Lächeln, so wie alle Hasen lachen. Der Tee ist falt geworden. Es ist schon Mit­Der Dachs hupt? ternacht vorbei. Mama ist vorsichtig zum Schirm Nein, Lisa, der Chauffeur- Lisa, wenn ich gegangen, flopfte mit dem Finger an und sagte zurückomme, erzähle ich dir zu Ende. streng: Schlafen, Kinder, schlafen.

Gleich, gleich... Und schau, da geht der Hase und der alte Dachs sitzt auf dem Feld. Na, was hupt er schon wieder?

Aber wirst du?

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Bis zu seiner Ankunft spielte Lisa ruhig, horchte auf jedes Läuten und rannte jedesmal in den Korridor. Onkel Kostja war bald wieder zu rück, und während er Mantel und Rod ablegte, fragte er Mama: Na, wie steht's?- Sie wartet schon, sagte lächelnd die Mama. Ontel Kostja wurde plötzlich ganz luftig.

In dieser Nacht sah Lisa im Traume, wie zu ihr ein Wolf tam, aber gar nicht so ein schred­licher. Er verlangte Suchen von ihr. Und nicht weit von ihr schlief ein großer stämmiger Mann einen gesunden und glücklichen Schlaf. Er hatte das gefunden, wovon er so sehnsüchtig heimlich geträumt hatte eine Tochter.

( Ins Deutsche übertragen von Recha Kab.) Bezugsbedingungen: Bei Ruſtellung ins Haus oder bei Bezug durch die Post monatlich 16.- vierteljährlich 48. halbjährig 96. ganzjährig 192.-.- Inferate werden laut Tarif billigst berechnet. Bei öfteren Einschaltungen Preisnachlaß. Nüdstellung von Manuskripten erfolgt nur bei Einsendung der Retourmarten.- Die Beitungsfrantatur wurde von der Poft- und Teles graphendirektion mit Erlaß Nr. 13.800/ VII/ 1980 bewilligt. Druderei: Orbis", Drud. Verlags- und Beihungs-.- G. Prag  .

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