Beile 2 Sonntag/8. August 1937 Nr. ISS konnte, so war Vas ja gerade dein Bruch mit der kapitalistischen Tradition, war es der neuen Wirtschaftspolitik Roosevelts und der lieber nahm« wesentlicher Gedanfeu des Sozialismus in den New Deal zu danken I Der Lobredner des Kapitalismus gibt selbst zu, das; die Segnungen des Kapitalismus äußer« stensalls eine Minderheit beglücken. Zwar könne auch das vom Lohn Erspart« in Unternehmungen angelegt worden und Profit tragen,„nur ist der Arbeiter selten in derLage, etwas zu ersparen und zu investieren". Die Ris- ken im Kapitalismus aber treffen, so meint er, doch nur den Einzelnen.„Aus dem kapitalisti schen System an sich entstehen niemals Verluste für die ganze Gemeinschaft, wenn es nicht durch Korruption verfälscht ist". Gewiß, von schmutzigem Wasser allein stirbt man nicht, cs mnß auch TyphuSbazillen enthalten. Aber es enthält sie merkwürdigerweise fast immer I Die Korruption gehört zum Kapitalismus, sie verfälscht ihn nicht, sondern ist ein lebenswichtiger Teil dieses Systems, es kann gar keinen Kapitalismus ohne Korruption geben; darum sind heute doch alle Strafparagraphen gegen die Korruption Kinderpfeile gegen einen gepanzerten Riesen. Wenn man aber behauptet, daß der Kapi talismus „die B e r l u st c durch Verderb- n i S und Bruch au f e in M i n im u m r e d u- z i c r t, daß er nie dec Gesamtheit einen Verlust zufüge, daß, was der ein« verliere, gewöhnlich der andere gewinne, so rechnet man mit einen; sehr kurzen Gedächtnis der Menschen, welche die Krisenjahrc von 1930—1987 erlebt haben. Sind nicht u nm eßbar« Mengen vonGütern zerstört, Anbauflächen vernichtet, Baumwolle, Reis, Kaffee, Weizen, selbst Schlachwich, Fische, Milch in ganzen SchissS- !adüngen Lahr um Lahr künstlich verderbt worden? Sind nicht nagelneue Maschinen verrostet oder abmontiert worden, stehen nicht Riesenfabriken als Ruinen da? Hat sich nicht die Rationalisierung als die größte und kostspieligste Fehlinvestition der Wirtschaftsgeschichte erwiesen? Nur zum Schaden des Einzelunternehmers? Umgekehrt wird«in Schuh draus I Der Einzelunternehmer flüchtete ins Kartell, in einen Konzern, er wurde zum Rentner, aber die Gesainthcit durfte zahlen. ES ist em guder Witz, anno 1937 zu schreiben: „Die Regierung sollte niemals Erträgnisse garantieren oder gegen Verluste schützen". Gerade davon lebt doch heute der ganze Kapitalismus, gerade dazu hat er di« Regierungen gezwungen, und zwar, wenn«s nicht anders ging, eben durch organisiert« politische Gangsterei, durch den Faschismus. Natürlich, jetzt in der Konjunktur, möchten die Kapitalisten jede Kontrolle und Beschränkung gern loswerden, aber nach dem ersten Börsenkrach werden sie wieder nach den Rettungsbooten des Staates, der„dirigierten Wirtschaft" schreien. Und man vergesse schließlich nicht, daß die ganze Ankurbelung der Wirtschaft nur möglich war durch Planung, durch staatliche Eingriff«, durch Verstaatlichung großer Wirtschaftszweige, man vergesse nicht, daß unser« ganz große Konjunktur doch nur im Treibhaus der Kriegswirtschaft, der Aufrüstung gedeiht! * Und nun zum letzten Argument. Es ist so alt wie di« andern auch. Der Kapitalis mus hebe den Lebensstandard der Maße wie keine andere Wirtschaftsform. . Unter dem kapitalistischen System, ist es möglich geworden, ob n«G«walt di eLöh ne und den Lebensstandard des ameriranischen Arbeiters auf die höchst.«, Stuf« zu heben. Cäsar batte kein Automobil: Napoleon keine Elektrizität: Königin Viktoria keinen elektrischen EiSschrank und»doch sind diese, und tausend andere Beouemlichkciten unter den Mittelklassen und Arbeitern des amerikanischen Volkes im gewöhnlichen Gebrauch. Nahrungsmittel von allen Teilen der Erde sind auf dem Tisch des amerikanischen Arbeiters: Orangen aus Kalifornien , Grapefruit aus Florida : Kaffee aus Brasilien , Tee aus China . KrebSschwänze aus Japan , Käse aus Kanada , Schinken aus der Tschechoslowakei und Polen . Nicht nur in den Bereinigten Staaten, auch in Großbritannien , Frankreich . Skandinavien . Lolland , Schweiz , den leitenden kapitalistischen Ländern, ist der h ö ch st r Lebensstandard f ü r d i e a r b ei te n- den Klassen, zumindeftenr«in höherer wie für dieselben Klaffen in Ländern unter irgend« einem anderen ökonomischen System. Der gute Herr Sokolsky vergißt die Kleinigkeit, daß die Hebung des Lebensstandards der amerikanischen Arbeiter(und vielleicht noch einiger anderer Privilegierter) nicht nur mit der Schaffung einer Arbeitslosen« arme« in diesen selben Ländern, mit der Auf« spaltung des Proletariats in Privilegierte und in Paupers, bezahlt wird, sondern auch in der Pauperisierung der Arbeit«! Das Recht auf den Streik In den tschechischen Blättern wird gegen« ■ wärtig die vom„Venkov" aufgeworfene Frage, ob die Arbeiter gut daran tun, zu streiken, eifrig diskutiert. In einem Leitaufsatz äußert sich das„Närodni Osvobozeni" in der nachfolgenden beachtenswerten arbeiterfreundlichen Weise: Beim Umbruch der Krise und bei Beginn des neuen Wirtschaftsaufstieges kam es bei uns zu einer zweimaligen Devalvation der Krone, ohne daß das Unrecht gutgemacht worden wäre, welches den Arbeiter- und Angestelltenschichten aus der früheren einseitig durchgesührten Deflationspolitik erwachsen war. Außerdem begann seit dem Herbst vorigen Jahres in der ganzen Welt und auch bei uns ein Steigen der Großhandels« und teilweise auch der Kleinhandelspreise, der Roh« stosse, Nahrungsmittel und übrigen Lebensbedürfnisse, während Löhne und Gehälter weiter auf dem niedrigsten Niveau verblieben. Und schließlich kam in einer Reihe von Jndustriebran- chen eine Entfaltung der Konjunktur und in einigen schließlich ungewöhnliche Rekorde im Erreichen von Produktionszissern und Gewinnen(z, B. in der Eisen-, RüstunaS- und Bauindustrie),' ohne daß die Arbeiterschaft einen gerechten Anteil an den Früchten'dieser neuen Prosperität erhalten hätte. Kann sich unter diesen Umständen bei uns noch jemand wundern, daß nun die Anzahl' der Streiks wächst und daß innerhalb der arbeitenden Schichten eine spontane Bewegung für die Wie- dcrcrhöhung der herabgedrückten Löhne und Gehälter entstanden ist? Bemühen sich doch auch die Aktionäre aus den heurigen Generalversammlungen der Unternehmungen um«ine Erhöhung ihrer Dividenden und auch die landwirtschaftlichen Kreise haben Heuer eine bessere Entlohnung für ihre Arbeit in erhöhten Getreidepreisen erhalten. Deswegen anerkennt die breite Oeffentlichkeit in< unserem Staate vielleicht bis auf unbedeutende| ganze r.g ro her Länd er. Weil die Akkord» apbcitcr in Chicago Gcapefvuit, Orangen und KrebSschwänze genießen.mussen di« italienischen Cafoni eben Polenta aus faulem Mais fressen, müssest die ungarischen Landarbeiter'hungern und die Erzgebirgler darben. ES besteht da ein sehr enger und logischer Zusammenhangl „Was der«ine verliert, gewinnt gewöhnlich der andere."' Richtig! Und was zehntauserw gewinnen, müssen hunderttausend bezahlen. Daß aber Hiller im Auto fährt,, während Napoleon noch zu Pferde ritt, daß die Queen keinen EiSschrank hatte, während Frau Babbitt einen hat, daß Joan Crätvfovd sich die Brauen rasieren und die Nägel rot lackieren kann, während Lady Hamilton das vermutlich nicht tat, daß Al Capone «in WE aus Ntavmor benützt« und eine Maschinenpistole, während George Washington wahrscheinlich auf die Latrine ging und«in« Steinschloßflinte hatte, daS wird wirklich nur von den simpelsten Fortschrittsanbetern in Chicago , Berlin und Moskau noch für ein Zeichen menschlicher Höherentwicklung angesehen. Hungersnöte, Seuchen, Rationalisierung, chemischer Krieg, Faschismus, Entseclung und Verdummung gehetzter Massen, das füll» Fortschrittssegnungen des Kapitalismus, die uns wahrlich auch inmitten der„Konjunktur" allen Grund und das sittliche Recht geben, eine vernünftigere, bessere und schönere Ordnung zu fordern! Ausnahmen, die.volle Berechtigung der heutigen Lohn-, und Gehaltsbewegung der arbeitenden Schichten und ihre Bestrebungen um Erreichung günstiger Kollektivverträge. Gleichzeitig verurteilt sie auch die Taktik jener Unternehmerorganisationen, deren Streben dahin geht, den Anspruch der Arbeiter und Angestellten auf gerechten Anteil an der steigenden Wirtschaftskon- junktur mit einfachen einmaligen Beiträgen, statt durch eine ordentliche Erhöhung ihrer Löhne durch neue Arbeitsverträge, a^utun. Tschechoslowakische Innenpolitik In der Darstellung eines Schweizer demokratischen Blattes Die Baseler„Rationat-Zeitung",«in ebenso gut informiertes wie gut demokratisches Organ, bringt in ihrer Folge vom 6. August einen längeren Situallonsbericht ihres Prager Korrespondenten. Wir enwehmen dem Artikel die nachfolgende Stelle, die sich auf die inner- polillschen Angelegenheiten bezieht: Die tschechoslowakische Innenpolitik hat in der letzten Zeit gewisse Erschütterungen durchge- isiacht, die zwar die Hoffnungen der'Gegner ebenso trogen wie etwa— wenigstens für den Augenblick— die letzte französische Kabinettskrise, die aber bedingt war durch Spannungen, die noch nicht als endgültig beseitigt gelten können. Das Kabinett Hodja ist zwar in derselben Zusammensetzung innerhalb von fünf Tagen mit der einzigen Aenderung, daß an Stelle des Finanzministers Dr. Kalfus Minister Dr. Franke trat, wiedergekehtt, aber es dürste doch im Herbst noch weitere Aenderungen geben. Der Schwerpunkt liegt in der Politik der Agrarier, die die bisherige Koalillon mit den Sozialisten als.lästig für ihre Wünsche empfinden und schon eine Anzahl Vorstöße unternommen haben, die allerdings, besonders in der letzten Zeit, zum Teil gescheitert 14 Roman von L Pringsheim „Sie— hören Sie— bei Ihnen wohnt doch diese gewisse Frau Hardt!— Da haben Sie sich nicht gerade eine angenehme Mieterin zugelegt! Die Frau benimmt sich impertinent, einfach impertinent. Und nimmt dazu noch anderen ihre Arbeitsstellen fort. Also hören Sie mal, mein Bester, Sie werden sich einen anderen Mieter zulegen! Ich möchte dieser Person hier nicht mehr begegne»! Es wird Sie nichts losten— im Gegenteil — in dieser Beziehung brauchen Sie keine Sorge zu haben." Und sie deutete mit den Fingern die Geldbelohnung an. Der Portier hatte stets mir natürlichem Widerwillen den Gegensatz dieser Frau zu ihrem erkauften Aufstieg empfunden. Er und seine Familie besaßen das Unerlernbare eines natürlichen Taktes und der richtigen Einstellung zu Ereignissen und Menschen. Niemals neugierig, eher reserviert, lebten sic ihr eigenes, mit der Arbeiterwelt verbundenes Dasein. Sie wußten genau, daß es ihnen im Verhältnis zur ungeheuer anschwellenden Arbeitslosennot noch relativ gu; ging. Aber sie gehörten zu den Ausnahmen, welche die Not nicht vergessen. Man konnte bei ihnen trotz der festgelegten Tages- und Nachtarbeit, trotz Plüschsopha und porzellanenen Ungeheuern in der Wohnung sogar von einer„ideellen" Welt reden. Sie lasen ihre Arbeiterpresse und Literatur, sie verfolgten lebhaft die Politik des In- und Auslandes, sie waren da eben von Geburt an verankert. Sie bildeten das strikte Gegenteil zur forcierten Welt der Dorechana, und wenn diese ihre Vorträge und Versammlungen über die„Entrechteten" hielt, war es ihnen bekannt, und der Portier pflegte über sie sonst nur die Achseln zu Pulken. Damit war sie für ihn abgetan. Heute war es anders. Die schwere Nacht mit ihren Ereignissen hatte sich bei. ihm verdichtet und ein Ventil mußte geöffnet werden, sonst zersprang sein gutes klares, derbes Inneres. Mit rotem Kopf hörte er die Dorechana an und sah das von Alkohol noch immer verschwommene Gesicht, die elegante zerdrückte Kleidung und das wilde Haar. Dann fuhr er sie laut an: „Was verlangen Sie da von mir? Ich soll eine brave Frau hinaussetzen? Bloß weil sie nicht nach ihrer Pfeife tanzt? Was fällt Ihnen denn ein? Ich lasse mich auf keinerlei Erpressungen ein— wenn Sie auch von so einer hochgeschraubten Gnädigen sind. Mir können Sie nicht so kommen wie all den Leuten um Sie herum. Denen inlponiert nur Ihr Geld! Auslachen müßte man Sie! Wer sind Sie denn? Wo kommen Sie denn her? Bestimmt nicht aus der vornehmsten Gegend! Ich kenne meine Pappenheimer! Hätten Sie Ihr Geld nicht— so könnten Sie auch nicht hie andern zum Narren halten! Reden Sie doch einmal Ihr Zeug vor wirklichen Arbeitern— die pfeifen Ihnen etwas! Und wenn Sie beim Hausherrn versuchen wollen, mir einen Strick zu drehen — es wird Ihnen nicht gelingen— ja es dürfte Ihnen noch schlecht bekommen! Das sag ich Ihnen — und mir können Sie glauben!" Laut ünd deutlich hallte die Sprach« auf der nächtlichen Treppe. Die letzten Gäste hatten erschreckt-die Wohnung verlassen, um: nicht in den Streit hineingezogen zu werden. Herr Dorechana begleitete mit seinem Wagen eine ältere Dame (gute Kundschaft) heim und war gar nicht zugegen. Das Personal versuchte trotz alkoholischer Nachwirkungen atemlos und voll' Freude jedes Wort zu erlauschen. Die Dorechana hätte ja hineingehen können, hätte dem Mann eine Ohrfeige geben können, ihn mit ihrer berühmten Rhetorik klein kriegen, aber es geschah absolut nichts. Sie lehnte an der Wand, ihre Augen traten ganz wässerig hervor und sie brachte kein' Wort heraus. Sie wollte Pit Beleidigungsklage drohen, fühlte aber instinktiv, daß sie dabei eine lächerliche Rolle spielen würde. Zum drittenmal stand heute eine Macht vor ihr, und dieses Mal in Gestalt des einfachen vierschrötigen. Mannes ohne Kragen und mit der Portiermüttze. Ihre Waffen versagten. Etwas gedämpfter fuhr der Pottier fort: „Die Hardt ist nicht bcsserund nicht schlechter als die andern wirllich Armen, um die Sie sich ja gar nicht kümmern! Trotz Ihrer Klugheittz- vereine! Die Hardt ist eben arm und Sie sind reich! Mit Ihrem Geld glauben Sie'alles zu, erreichen und sind doch närrisch! Aber Sie können sich satt essen. Sie glauben, wenn Sie mir hundert Schillinge Trinkgeld geben, dann, bin ich zufrieden, weil ich keine Bildung schluckte. Und wenn die Hardt obdachlos auf der Gasse herumirrt, sind Sie auch zufrieden, weil Ihnen niemand einen Borwurf machen könnte. Aber wenn Ihr ganzer Damenverein und all. die Leute, die Ihnen nachlaufen, Ihnen die Hardt anbringen würden, dann hülfen Sie ihr, Weib man Sie dann als Wohl« täterin feierte! Na, und wenn Ihnen irgend so ein feiner Herr oder berühmte Dame sagte, ich sei ein Dichter, dann wär ich bald Stammgast bei' dir! Und jetzt geh schlasenl" Der'Portier duzte im Eifer seiner Rede die sprachlose Frau». Er nahm keine Rücksicht auf..sie und: sah in ihr ein verstiegenes Kind des Volkes. Sichtlich erleichtert ging er fort.' -.Die Dorechanss, wandte sich langsam zu ihrer Wohnung. Das Personal stob auseinander, aber sie' hatte jetzt keinen Blick für die Leute.. Als ihr Mann ahnungslos heimkehrte, fand er seine Frau scheinbar seekrank auf dem Bett sitzen. Er traute sich keine teilnehmende Frage zU stellen, da siemie- mals die nachteilige Wirkung des Alkohols zUge« ben. würde. Auch konnte»nicht wissen, ob die bedeutende Gattin nicht foeben die Idee eines neuen ,Dramas gebar..'.Er ließ sie also Mpektvoll sitzen. Da Herr Dorechana heute früh noch eine mehrwöchige Geschäftsreise''antreten mußte, lohnte es nicht, sich'hinzulegen, und er beschloß/eist ausgiebiges Bad zu nehmen. sind. Die Ambitionen dieser Partei,'- deren Einfluß unvermindert groß ist, haben, eigentlich ihren ersten Echee erlitten,: als Benes der Nachfolger Masaryks wurde und der weitsichtige Hodja, selbst Agrarier, eisten Umbruch in der- Staatssührung der Republik veichütete, der dieser verhängnisvoll hätte werden können. Seitdem ist- nun- Beliess Einfluß, der sich als Staatsoberhaupt keineswegs kaltgestellt fühlt, immer weiter gewachsen. Nicht nur die Mitte und die Linke stehen geschlossen hinter ihm, sondern auch, und zwar einheitlich, die Armee Mit dem gesamten Offizierskorps. Wenn sich also die Agrarier heute nach einer anderen parlamentarischen Konstellation sehnen, so bliebe ihnen nur der Austausch der bisherigen Bundesgenossen mit der Pattei Henleins und die Einbeziehung der Nationaldemokraten,, die sich vor einiger Zeit von den noch rechtsradikaleren Stkj- brnh-Leuten getrennt haben. Daß Henlein zu einem Eintritt in ein« Rechtsregierung mit Freuden bereit wäre, ist selbstverständlich. Dis Entwicklung der„Sudeten deutschen Partei " in Nordböhmen hat aber einen Umfang angenommen, der mit seinen Turnverbänden, Arbeitslagern, SchulungScampS, Boykotts der Nichtanhänger sowie der Juden eine Tatsache darstellt, die als solche schwer mehr diS- kutierbar ist. Henleins Ziele und inner« und äußere Abhängigkeiten vom Ausland sind bekannt. Wenn sich die Agrarier heute mst ihm zu einer Koalition bereit finden würden, so würde das für sie letzten Endes einem nationalen Selbstmord gleichkommen. Aber Politik ist oft nicht weitsichtig, namentlich, wenn er sich um vorübergehende Ausbeutung von Exportmöglichkeiten handelt. Zudem kommt ein gewisser Kokettieren mit bestimmten Rechtsentwicklungstendenzen in Europa . Trotzdem: ganz abgesehen davon, daß die Tschechoslo wakei mit einem Anschluß an solche Strömungen dann zu einer Zeit beginnen würde, in der diese offensichtlich als Gesamterscheinung den Höhe« punkt ihres Wlaufs bereits hinter sich haben, besteht im tschechischen und slowakischen Volk überhaupt kein Boden für derartige Regierungsprinzipien, so daß sie theoretisch nur mit Gewalt durchgesetzt werden könnten. Einer solchen Gewalt würde aber eine viel stärkere Gegengewalt aus allen Schichten des Bürger-, Bauem- und Arbei» tertumS einschließlich der Armee entgegengesetzt werden können, so daß eine etwaige offene Austragung der Gegensätze von vornherein in ihren Gewinnchancen bestimmt wäre. Benes und Hodja zu den Manöver». Fast alle Minister werden ihren Urlaub bereits Mitte August beenden, um an den Manöver» teilzunch- men, die Heuer an mehreren Stellen in kleinerem Nahmen stattfinden. Große SchlußMmgen wie im Vorjahre finden nicht statt und infolgedessen dürsten auch keine ausländischen Militärdele- gationcn— außer den in Prag - akkreditierten Militärattaches— teilnehmen. Dagegen werden sowohl Präsident Dr. Benes wie auch Ministerpräsident Dr. Hodja auch Heuer wieder zu den Manövergästen zählen.(SM) Ernennungen und Anstellungen im Finanzdienst. Mit RegierungSboschluß vom 9. Juli wurden—laut Mitteilung der aktivistischen Zentralstelle— im Bereiche der FinanzlandeSdirek- tion Brünn und der Finanzdirektion Troppau fünf deutsche Beamte zu Obersteuersekretären in der fünften Gehaltsstufe ernannt. Bei der Finanzprokuratur in Brünn hat ein deutscher Konzeptsbeamter am 81. Juli d. I. den Dienst angetreten.(DND) Bert folgte seiner Gönnerin wie esn Kintz. Sie stiegen in das Auto und fuhren zunächst in ihr Hotel. Dort ließ sie ihm ein Zimmer anweisen und erklärte, daß das Gepäck des Herrn erst am ändern Tag folgen werde. Dann beschloß sie, mir ihm zu essen, dabei würde der arme Junge gewiß ins Erzählen geraten. Sie gehörte zu den Frauen, die sich einfach vornehmen, die Menschen gut zu finden. Selten empfand sie Abneigung. Aber dann spontan, wie heute im Dorcchana-Kreis. Sie lebte stark in ihrer, eigenen nach eigenen Gesehen gezimmerten Welt. Aber trotz ihrer viele» Reisen, ihrer großen mensoUichen Güte, ihrer gesicherten Verhältnisse tvar sie nicht welttlug. Jemand,,hätte einmal vpu ihre behauptet:„Sie tut so viel Gutes da und dort, so wie man liebevoll die Pflanzen gießt, aber sie kennt die Erde nicht." Bis jetzt hatte sste eigentlich wenig Undank erfahren, denn sie erwartete ja auch keinen Dank. Sitz empfand die Welt und: den Menschen gut in seiner Totalität, in welche sie. hie Fehler mit einreihte. Sie wär zu einfach em Auftreten, zu gebefreudig, undzn sreundlichim Wesen, um auf Dank oder Opposition zu stoßen. Ihre Werke zeigten große Men- schenkitnntnis, gepaart mit wunderbarer Phantasie. Ihre Kinderbücher' gewännen'alle. Herzen, auch die der Großen. Und ihre großen'Bücher sicherten ihr warmes Verständnis der Erwachse« nemJederfühlte sich mit einem Buch von. ihr verwandt, und genausowirüe sie,aw Mensch. Ihre- Freuntze leiteten usttz.beeinflußten-sie gern in ihren äußeren Handlungen. Desto.ftoher'wär sieln diesem Fäll bei Bert, ganz selbständig ihren „Fund" betreuen zu können. Der kleine Bert wiederum war so gewöhnt, von der sanften Esther angebetet zu. werden und ,sie selbst zu leiten, er war sä Überzeugt von seiner Begabung.und dem ihm gebührenden Respekt, daß er in der umgekehrten Rolle zunächst/etwaS.. verschüchtert wirkte, was ihm.einen eigenen gewissen Reiz verlieh. (Fortsetzung folgt.»
Ausgabe
17 (8.8.1937) 185
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