Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik

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17. Jahrgang

Herausgeber: Siegfried Taub- Berantwortlicher Rebatteur: Rarl Rern, Prag

Mittwoch, 11. August 1937

Die Times" fügen sich nicht Der Krieg unvermeidlich?

Sie lassen es auf die Ausweisung Ebbuts ankommen

Die japanischen Generale suchen immer neuen Zündstoff

Die Nachricht von dem deutschen Ersuchen an die britische Regierung, dahin zu wirken, daß Tokio , Kriegsminister Sugiyama erklärte Diese unkontrollierbaren Meldungen veran= die ,, Times" ihren Korrespondenten Norman nach der Sondersitzung des Reichstages, daß die laffen das japanische Hauptquartier bereits zu Ebbut aus Berlin abberufen, widrigenfalls gegenwärtige Lage ,, die schlimmste Wen- der Annahme, daß ein Krieg nicht ver ihm feine Aufenthaltsbewilligung mit 14tägiger dung" nehme. Da China durch den Vormarschmieden werden könne. Die japanische Frist entzogen würde, hat in London eine seiner Truppen seine vertraglichen Verpflichtun- Heeresleitung sei zu Truppenlandungen großen leine Sensation erregt, obzwar feit gen verletzt habe, sei Japans Geduld zu Ende. längerer Zeit bekannt war, daß Ebbut im Drit- Der Kriegsminister wurde Dienstag vom Kaiser ten Reich als unbeeinflußbarer Kritiker fich ge- zur Berichterstattung über die Lage in Nord­ringer Beliebtheit erfreut. china empfangen.

Stils zwischen Tsingtau und Schanghai ent­schloffen. Japanische Verstärkungen und viele Materialzüge rollen täglich in der Richtung Bei­ ping . Auch in Tientsin haben die Japaner mit der Anlage von Befestigungen begonnen. etwa 30 Kilometer füdlich von Tientsin zu schwe= Montag und Dienstag kam es an der Front ren Artilleriekämpfen. Dienstag nachmittags herrschte wieder Ruhe. Chinesen und Japaner liegen einander am großen Kanal gegenüber. Die zwischen Lianwangschuang und Tulienchen

Aus dem Inhalt:

Zucker für Arbeitslose

und Minderbemittelte

Vor dem Eingreifen der katalanischen Armee

Ein Hereinfall der SdP Achtung auf SdP- Spitzel

Nr. 187

Desterreichs Irrweg

Das Hauptblatt der französischen Sozials demokratie, Le Populaire", veröffentlicht den nachstehenden Leitaufsatz, der nicht nur die Meinung der französischen Sozialdemokratie über das gegenwärtige Regime in Desterreich darstellt, sondern wohl auch die Ueberzeugung der westeuropäischen Demokratie und der des halb bei uns ebenso wie in Oesterreich gelesen werden sollte.

Der Kanzler Schuschnigg ist in die Ferien gegangen. Aber bevor er wegjuhr, hat er bemer­fen müssen, daß die nationalsozialistischen Organis sationen fortfahren, sehr aktiv und gefährlich zu sein.

Wie verlautet, werden die Times" den Ueber den angeblichen Vormarsch der Chi­Korrespondenten nicht selbst abberufen, sondern nefen meldet das japanische Hauptquartier ge­es auf die Ausweisung ankommen laffen. naue Einzelheiten. So follen fich nordwestlich Den drei deutschen Journalisten, die England Peipings drei und in der Richtung Kalgan zwei verlaffen müssen, wird allgemein in der Presse Divisionen der chinesischen Zentralarmee langfam vorgeworfen, daß fie deutsche Emigrantach Norden verschieben. Provinzialtruppen mar­ten befpielten und beunr schieren angeblich in der Nichtung Tsingtau über den Kanal führende Eisenbahnbrücke wurde sagt. Er hat ihre Ausschreitungen verurteilt, er higten.

bor.

zerstört.

Evening Standard" dürfte in der nächsten Seit Der Zwischenfall von Hungjao

rund 400 Personen ihre Aufenthaltsbewilligung Neue Strafexpedition" in Sicht? für Großbritannien entzogen werden. Seit Ende der Parlamentsfeffion hat bas britische Innen­Shanghai. Ueber die möglichen Kon­ministerium umfangreiche Informationen, ins- fequenzen des bereits gemeldeten Zwischenfalles

befondere über die unerwünschte Beo- auf dem hiesigen Flugplatz, wobei ein japani paganba- Tätigkeit von in Eng - fcher Marineoffisier und fein Begleiter von chi­land lebenden Nationalsoziali= sten erhalten, deren Aufgabe vorwiegend darin nefischer Polizei getötet wurden, sind einander bestehen soll, die hier befindlichen Deutschen zu ganz widersprechende Meldungen im Umlauf. überwachen und Berlin über Haltung Die ziemlich glaubwürdige chinesische Darstel­und the Tum zu informieren. Die in England rung des Zwiffenfalls iſt folgende: Bivei benalinew,

lebenden deutschen Staatsangehörigen werden insgesamt auf 20.000 Perfonen geschätzt.

König Carol zurückgekehrt Bukarest . Nach einmonatiger Reise in das Ausland, wobei Frankreich , England, Belgien , die Schweiz und Jugoslawien besucht wurden, ist Montag abends König Carol nach Bufarest zu rückgefehrt, wo er am Bahnhofe von dem Mini­sterpräsidenten, den Mitgliedern der Regierung und den höchsten zivilen und militärischen Wür­denträgern empfangen wurde.

Anwachsen der deutschen Waffenlieferungen an Franco

Japaner in Marineuniformen versuchten, mit Ges walt auf den Flugplaß in Hungjao zu gelangen. Sie wurden von chinesischen Wachen angehalten, auf welche sie das Feuer eröffneten. Die chinesischen Wachen erwiderten das Feuer nicht und die Japa­ner entfernten sich. Unterwegs trafen sie aber auf in ef if& e Milizionäre, welche die Schüsse gehört hatten. Die Japaner ſchoffen auf ſie und töteten einen Milizionär. Die chinesischen Sol­daten erschossen dann einen Japaner und verletzten den anderen tödlich.

Gnade für Liesel Herrmann! Die Union für Recht und Freiheit" sandte an Sitler folgendes Schreiben: Brag, den 10. August 1937.

Obersalzberg bei Berchtesgaden .

Am 12. Juli fällte das Stuttgarter Bolts.

London . Nach den Meldungen eines Son­derberichterstatters des Daily Herald" aus Herrn Reichskanzler des Deutschen Reiches , Samburg soll der Kriegsmaterialhandel Deutschlands nach Rebellen- Spanien im Laufe der letzten Woche beträchtlich angewachſen ſein. gericht des Todesurteil gegen die Arbeiter Josef Einige der wichtigsten Docks, besonders aber der Park- Hafen, sind ausschließlich für die Ladum Steible, Arthur Görik und Lowatsch und gegen die gen nach Spanien bestimmt. Der Bart- Hafen ehemalige Studentin Liefel Herrmann, Mutter trägt sogar den Spitznamen Franco cines dreijährigen Kindes. Wie jetzt bekannt wird, Quai ". Bis Anfang Juni wurden die Ladun- find die vier Verurteilten vor wenigen Tagen in das gen nachts vollzogen, und zwar von ausgewähl­ten SS - Leuten. Aber mit der wachsenden Wich- Gefängnis nach Plökenfee übergeführt worden. Aus tigkeit des Handels wurden bald alle Rücksichten dieser Ueberführung ergibt sich, daß der Vollzug fallen gelassen. Die Ladungen werden jest bei der Todesurteile bevorsteht. hellichtem Tag vorgenommen und von gewöhn lichen Dodarbeitern ausgeführt, die bei der Auf­nahme zum Schweigen verpflichtet werden.

Das Material, das nach Spanien gesendet wird, besteht hauptsächlich aus chemischen Erzeugnissen der J. G.- Farben­

Demgegenüber schildert der Sprecher der ja pa nischen Admiralität den Zwischenfall seiner Ankunft in Schanghai die normale

her, eine ganze Serie sportlicher Veranstaltungen, Er hat auch, es sind erst ungefähr zehn Tage deren sich die jungen Nazis bemächtigt hatten, einschränken müssen. Er hat ihre Vereine unter­

hat Maßnahmen verkündet, um die Neubildung dieser Scganisationen zu verhindern.

Die Polizei ist auf der Hut. Sie sucht ener gisch die Anstifter, sie verfolgt die Rädelsführer. Sie droht, sie versucht sie einzuschüchtern. Verlorene Liebesmüh!

Herr Schuschnigg tann mit der Agitation der Gegenteil glaubt, wenn er hofft, die Agenten des Dritten Reiches mattzuseßen , täuscht er sich ge= waltig.

folgendermaßen: Oberleutnant Oy a m a hahe nach Hitlerleute nicht fertig werden. Wenn er das tun of ahrt( 3) in der Nähe der japanischen Baumwollspinnereien in Westschanghai machen wol­len. Das Auto lenkte der japanische Matrose Saito. Bei dieser Rundfahrt seien beide von chinesischer plati, jierfallen worden,

In Desterreich wie anderswo kann man nicht den Faschismus und den Hitlerismus ohne die werftätige Hilfe der Arbeiterklasse und ihrer voli­

tifchen Kader bekämpfen.

Ueber die Beilegung des Zwischenfalls wur= Es ist noch weniger möglich, dem Faschismus bèn in Shanghai Verhandlungen zwischen der Bürgermeister und den japanischen Behörden die Stirne zu bieten, wenn man zu gleicher Zeit die Arbeiter verfolgt. geführt, die angeblich bestrebt sind, den Konflikt An dem Tage, an dem über Veranlassung auf normalem diplomatischem Wege zu erledigen. Mussolinis und des Vatikans der Kanzler Doll­Nach Meldungen aus Tokio scheinen jedoch fuß die oppositionelle Armee der Sozialdemokratie weitere Str a fm a fit a h me n" bevorzu- provoziert und den Aufſtand des Schußbundes im ſtehen. China hat die Forderung nach gemein- Blute ertränkt hat, an dem Tage hat er den Weg famer Untersuchung unter Heranzie- für den Hitlerismus frei gemacht. hung der japanischen Marine- und der Konsulats­

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behörden angenommen.

Wir wenden und daher an Sie, Herr Reichs­fanzler, um in letter Stunde Sie aufzufordern, von dem Ihnen zustehenden Gnabenrecht Gebrauch zu machen und diese vier Opfer ihrer Gesinnung vor bem Henkersbeil zu bewahren. Insbesondere würde es, wie die zahlreichen Pressestimmen beweisen, in der übrigen Welt mit tiefem Leib empfunden werden, wenn durch die Vollstreckung des Urteils eine junge Mutter ihrem unmündigen Rinde entrissen würde, lediglich weil sie sich aufrecht zu ihrer Geſinnung

bekannt hat.

Aber dieser hat noch nicht endgültig trium­phiert. Die Nazis haben sich noch nicht aller Kommandohöhen bemächtigt. Das verdanken wir hat sein Verbrechen und seinen unheilvollen poli­freilich nicht der Tat des Jesuiten Dollfuß . Er tischen Irrtum mit dem Leben bezahlt. Aber die­fes unfreiwillige Opfer nichts genüßt. rhat

In Wirklichkeit sind es weder Dollfuß noch sein Nachfolger Schuschnigg , welche bis heute die war die internationale Lage, welche Hitler ungüns Unabhängigkeit Desterreichs gerettet haben. Es stig gewesen ist. Wird sie es aber immer sein? Wird sie sich nicht zu ſeinen Gunsten ändern? Werden sich die Gegensätze zwischen dem Duce und dem Führer nicht vermindern und nicht einer Ausammenarbeit Plak machen, oder wenigstens

nicht einer Parallelaktion der beiden Faschismen Wir appellieren daher an Sie als oberste die Hitlergefahr von Tag zu Tag bedrohlicher in Desterreich? Es ist nicht verwunderlich, daß Necht 8 instanz nochmals in aller Eindring wird. lichkeit, das Leben der Frau Liefel Herrmann und der brei anderen Angeklagten zu retten.

England stellt Franco

Aber während die Nazi- Agenten bis in die Tekten Tage nur formal verfolgt wurden, behielt sich die Polizei ihre ganze Strenge den kämpfen­den Sozialisten gegenüber vor. Sie verfolgt sie unbarmherzig, sie versucht mit allen Mitteln, die gezwungenermaß'n geheimen Organisationen der Arbeiter zu vernichten. Sie scheut sich nicht, die Arbeiter, die Angestellten, die Intellektuellen, welche das Verbrechen" begangen haben, die Arbeiter- Zeitung " zu lesen, für ein, zwei und selbst fünf Jahre in die Gefängniſſe und Konzen­

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Frellassung dreler britischer Dampfer gefordert Industrie und in Dynamit der Firma London . Wie ,, Breß Affociation" mel- Sinne beantwortet, daß 32 Mitglieder der Schiffs­Dynamit A.-G. in Treisdorf. Gewisse Ladungen det, ist der britische Botschafter in Hendaye ange- besaßung wegen ihrer roten Sympathien" be­werden als Sendungen nach Shanghai bezeichnet. wiesen worden, bei den Franco- Behörden die nach- tannt seien. Eine Aufklärung der Gründe, derent- trationslager einzusperren. Der Berichterstatter fügt seiner Meldung hinzu, drückliche Forderung auf Freilaffung von wegen das Schiff beschlagnahmt wurde, hatten die daß das nach Spanien verführte Material von feiner deutschen Waffenfirma, sondern direkt den Arſenalen ber deutiger brett austen, bie in tegen Siffen zu ftel Franco- Behörden abgelei wir

wehr stamme.

Kerkerstrafen für österreichische Kommunisten

letzter Zeit von Franco- Streitkräften aufgebracht worden sind.

Unter diesen brei Schiffen befindet sich der Dampfer Molton", der am 14. Juli vom Kreuzer der Aufständischen Almirante Cervera" Wien . Dienstag verantworteten sich vor dem in den Küstengewässern bei Santander beschlag­Wiener Gericht einige Kommunisten, die illegale nahmt wurde. Das Schiff hatte einen irischen Be militärische Sportorganisationen gegründet und obachter des internat. Kontrollausschusses, Aetzte militärische Uebungen im Wiener Walde veran- und vier Krankenpflegerinnen an Bord und sollte staltet hatten. Der Hauptangeklagte Karl Sarin Flüchtlinge aus Spanien be­ger erhielt acht Monate, Abraham Slavný, Franz fördern. Wernit und Anna Fuchs je sieben Monate, A. Žišta und Otto Pampichler je 5 Monate schweren

Kerters.

Die Behörden der spanischen Aufständischen hatten am vergangenen Freitag die erste in diefer Angelegenheit überreichte britische Note in dem

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So fährt die katholische Dittatur des Kanz­Ters Schuschniga fort, ihre Blutgier gegen die ein zige Kraft zu richten, welche entschieden antihits Teristisch, weil demokratisch und sozialistisch, ge= Francos neuestes Märchen sinnt ist, die einzige Sft, welche fähig ist, dem Privaten Meldungen zufolge hat General germanischen Hitlerismus erfolgreich zu wider­Franco ferner den britischen Protest betreffend stehen. die Bombardierung des Schiffes ,, British Es hat sich ein Zustand herausgebildet, den Corpora I mit der Behauptung abgetan, man in Wien durch folgenden Anzirruch bezeich daß an dem fraglichen Tage seine Luftmacht net:" In Desterreich bestehen zwei Parteien, die überhaupt keine Flüge unternommen habe. Er einander bekämpfen: die Regierung und das sucht die Schuld auf die unter russischer Kon- Volt." trolle stehende" Flugbasis der Regierung bei Die Situation wird noch deswegen erschwert, Cartagena zu schieben. Von dort aus würden an- weil das österreichische Volt, bedrängt durch die geblich unter der Vorspiegelung, daß es sich um Meritalen eine gewisse" enugtuung darüber emp­Franco- Flugzeuge handle, Angriffe auf neutrale findet, daß in Deutschland Hitler die Kirche be­Schiffe und auf Gibraltar ( 1) unternommen. fämpft. Man übersicht leicht die Gefahr, welche