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Santander schwer bedrängt Entlastungs- Angriff gefordert

Valencia.  ( Havas). Das Ministerium für Nationalverteidigung gibt bekannt, daß es an zahlreichen Abschnitten der Front von Cordoba  zu Zusammenstößen gekommen ist. Ein besonders heftiger Kampf entwickelte sich bei Sara­goffa, wo die Franco- Truppen unter starker Unterstützung der Artillerie einen Angriff vorbe reiteten. Von verschiedenen Stellen dieser Stadt wurden zahlreiche Brände gemeldet. Von der Front von Santander wird bekannt, daß

Die Stanco- Abteilungen fich widtiger Stellungen

bei Escudo bemächtigt und die Regierungslinien durchbrochen haben. Wie weiter mitgeteilt wird, haben die Franco- Truppen schwere Verluste er littent.

Hendaye  . Nach zuverlässigen Quellen belaufen sich die von Franco an der Santander­front angefammelten Truppen auf 40.000 Mann. Von diesen sind zwei Divisionen Italiener  . An Artillerie besitzt der Feind 37 Batterien, davon 25 schwerkalibrige, mit dem Kaliber von 155 und 210 Millimetern, die zu­meist deutschen   Ursprungs find. Ferner hat Franco 150 Bomben- und Jagdflugzeuge zur Berfügung.

Die Operationen werden von General Da= vila geleitet, dessen Generalstab ausschließlich aus Deutschen   und Italienern besteht.

Madrid.  ( Havas). Das Blatt ,, El Socialista" bringt unter dem Titel ,, Unsere Pflicht ist es dem Norden zu helfen" einen Kommentar der letzten aufständischen Ope­rationen bei Neinofa und betonte die Notwendig­teit einer Offensive, welche der letzten Offensive an der Madrider   Front gleichkäme und die Kräfte der Aufständischen schwächen würde, welche gegen Santander vorgehen. Eine ganze Neihe anderer Blätter hat diesen Gedanken aufgenommen und beschäftigt sich mit denselben. Republikanische Mi­litärkreise in Madrid   sind, wie es scheint, tat­fächlich entschlossen, die Nordoffensive der Auf­

Donnerstag, 19. August 1937

Sudetendeutscher Zeitspiegel

Vom Nordböhmischen Kulturtag in Rumburg  

ständischen zu beantworten. Wo dies geschehen Gesinnungszwang

wird, kann vorläufig nicht gefagt werden.

Besuch Dr. Hodžas bei Tatarescu  Der Vorsitzende der Regierung Dr. Hodža entſprach, wie amtlich gemeldet wird, einer alten Einladung des rumänischen Ministerpräsidenten Zatarescu, an einem Ausflug in die Bu­Towinaer Berge teilzunehmen. Dr. Hodža wird deshalb am Samstag, den 21. b. M. nach Sighe­ tul Marmatiei   reisen, wo er mit seinem rumäni­schen Kollegen zusammentreffen wird. Von Sig­hetul werden beide Staatsmänner den vorberei

teten Ausflug ins Gebirge machen. Am Sonntag, ben 22. d. M. wird Dr. Hodža wieder in die Tschechoslowakei   zurückkehren.

So wollen es die Henlein haben

Von zuverlässiger Seite wird uns berichtet, daß auf den Baustellen in Selb   in Bayern   die Arbeiter daraufhin kontrolliert wurden, ob sie eine SP- Legitimation besitzen. Arbeiter, die teine Henlein- Legitimation vorweiſen konnten wurden aufgefordert, diese Legitimation Montag, den 9. August, unaufgefordert vorzule­gen.

annahm, gegen die Beschmutzung seines Vater landes protestiert, dem er nach seinen sonstigen Versicherungen loyal" gegenübersteht.

Freigewerkschaftlicher Erfolg

Brief von der Grenze

Seite 3

99°

In dem Brief eines deutschen   Emigran­ten, der sich ein paar Tage im Böhmerwald  erholt, heißt es unter anderem: .. Wir marschierten fünf Stunden bis zum Oss er, wo die Grenze direkt auf dem Gipfel liegt. Die Hütte ist deutsches Gebiet; ich blieb fünfzehn Meter von ihr entfernt stehen, und S.( ein tschechoslowakischer Staatsbürger) ging hinauf und holte Karten und Marken. Ich schaute inzwischen weit, weit nach Deutschland   hinein. Herrlich- und doch so traurig, das, was man an der Heimat liebt, so nahe vor sich zu sehen und nicht hinein zu dürfen. Mein erster Blick zum Gasthaus streifte ein Schild des Pschorrbräus München  und die rote Armbinde eines SA- Mannes.

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Als ich meine Post geschrieben und fran­kiert hatte und S. sie in den gelben bayri­schen Kasten gesteckt hatte, stiegen wir wie­der bergab. Ich war froh, in deutsches Land gesehen zu haben, und atmete doch erleich­tert auf, daß das Wagnis gut ausgegangen war. Wie gesagt, den Boden der Republik  hatte ich nicht verlassen. Da, auf einmal, als ich mich umblickte und die Grenze längst hinter mir lag, packt mich ein Todschreck: Direkt hinter uns vier S A- Männer in Uniform! Ich dachte schon, daß sie es auf mich abgesehen hätten; vielleicht, daß sie den Inhalt meiner Karten bereits gelesen hatten! Aber alles ging gut. Die braunen Lauskerle gingen mit einem fröhlichen, arroganten ,, Heil Hitler  !" an uns vorbei. Auf tschecho­slowakischen Boden!( Und selbstverständlich kein Gendarm weit und breit.) Später tra­fen wir sie nochmals, ungefähr andert­halb Kilometer von der Grenze,

mit drei Mädchen in deutscher   Unterhal­tung

"

( Anm. v. Red.: Bei einem Grenzbauern eingeholte Information ergab, daß das Er­scheinen uniformierter SA­Leute auf tschechoslovakischem Gebiet in jener Gegend nichts Überraschen­des und Ungewohntes ist.)

Karlsbad.( Eigenbericht.) Dienstag abends fanden in Karlsbad   die Wahlen in den Gehilfenausschuß der Genossenschaft des Be­amtleidungsgewerbes statt. Es wurden 169 gültige Stimmen abgegeben, von denen allgemeine Ueberraschung, daß soviele Sozial­auf die Wahlgruppe 1( Liſte des Bekleidungs- demokraten aufmarschierten. Dieser Aufmarsch Wer also nicht von Henlein   legitimiert ist. arbeiter- Verbändes) 102 Stimmen enfielen. Der viel schließlich noch um so mehr auf, als das Fest der darf im Reiche Hitlers   nicht arbeiten. Wahlgruppe wurden 9 Mandate zugesprochen. der DAG, das eine Demonstration gegen den Dieser Vorgang beweist erneut, welche Be- Die unbezeichnete Liste 2 erhielt 67 Stimmen Arbeitertag sein sollte und am 8. d. M. stattfand, aichungen, zwiſchen. Senſeinpatte und bet it wind 6 66 Mandate. Das Starlsbader Henleinblatt lerei bestehen. Er beweist auch, daß die Henleins hatte vor der Wahl an die Gehilfen appelliert, diesem Feste kaum 100 Personen teilgenommen. ein vollkommener Versager war. Es hatten an den Zustand des Gesinnungszwvanges als ihren unbedingt zur Versammlung der Wahlgruppe 2 Idealzustand ansehen. Fälschungen in einer SdP- Ausstellung. In zu erscheinen; es gelte heuer zum erstenmal eine Was würden diese Leute gesagt haben, wenn völlische Liste durchzudrücken. Jeder der SdP- Wanderausstellung, welche vom 11. bis man in den Zeiten, da Sozialdemokraten Reichs- völlische Gehilfe wähle die Liste 2. Dieier Sehn- 15. Auguſt im Stadthof in Zwittau   zu ſehen Abendstunden des Dienstag wurde ein weiterer amts licher Bericht über den Verlauf der Schlußübungen bekommen hätte, wenn man eine Legitimation ergebnis einen schönen Erfolg der freigewert­tanzler in Deutschland   waren, dort nur Arbeit sucht der Sdß gegenüber stellt nun das Wabl- war, wurde unter Bild 46 eine Arbeitslosende­monstration gezeigt, die das Ergebnis der Natio= der erſten Manövergruppe in der Weſtſlowakei ver- der Deutschen   sozialdemokratischen Arbeiterpartei schaftlichen Bewegung und einen außerordent- nalisierung darstellen sollte. In Wirklichkeit han­öffentlicht. Der Bericht besagt: Die Blauen eröffnes der Tschechoslowakischen Republit hätte vorzeigen lichen Vertrauensbeweis für den bisherigen Aus- delte es sich um den großen Aufmarsch der Vo­ten am Dienstag um 13 Uhr den Angriff mit dem fönnen? Hauptdruck auf den Rüden des Sarkan und nüßten Denken die Henleins auch daran, daß die den Erfolg in der Richtung gegen Trnava aus. Abends gelang es ihnen, sich Trnava   zu nähern. Die Beit kommen wird, wo sie ernten werden, was sie Roten eröffneten unter dem Drud der Blauen heute gesät haben?

Die Manöver in der Slowakei  . In den späten

Der Verwalter von ,, Ostböhmens Deutscher Bote" verhaftet

Schuß dar.

Aufstieg der sozialdemokratischen Presse in Nordmähren  . Die Sternberger Volkswacht" be richtet, daß sie in den letzten Monaten eine gute Aufwärtsentwicklung genommen hat. Seit dem 1. Jänner dieses Jahres konnte die Auflage um 775 Exemplare wöchentlich gesteigert werden.

Arbeitertag in Weidenau  . Am Sonntag ver­anstaltete die Parteiorganisation in Weide nau einen Arbeitertag, der als erfolgreiche Ver­anstaltung bezeichnet werden kann. Im Demon­strationszug durch die Stadt marschierten über 500 Personen. Diesem Aufmarsch der Arbeiter­schaft in Weidenau   mt ganz besondere Bedeu­tung zu, weil dort, hart an der Grenze( der Straßengraben bildet bereits die Grenze) der

Rüdzugsgefechte und verlangsamten dadurch das er­folgreiche Vorrüden der Blauen. Die Operationen der Roten wurden durch planmäßigen, gesteigerten Widerstand durchgeführt. Die beiden Parteien fämpften trop ber in der Nacht erfolgten ermüdenden Samstag, den 14. August, tamen zwei höhere Verschiebungen und Märsche noch in den späten Gerichtsbeamte aus Troppau   nach Braunau  , Nachmittagsstunden mit vorbildlicher Begeisterung welche nach einer Untersuchung bei dem Verwalter und zeigten glänzende kämpferische Widerstandstraft. des Deutschen Boten", Josef Kleiner, diesen Die tschechoslowakische Sommerschule für das Troppau   veranlaßten. Nähere Gründe, die er­in Haft nahmen und seine Ueberstellung nach Studium mitteleuropäischer Fragen, die am Sonn­tag in Eatranská Lomnica eröffnet wurde, sest be- lären könnten, warum Kleiner in Haft genommen wurde, sind bisher nicht bekannt. reits den regelmäßigen Unterricht in Form von Vor­trägen und Debatten fort, die in den modern und awedmäßig eingerichteten Räumen des Genesungs- Von wem läßt sich Henlein   ehren? Faschismus von drüben herüberschlägt und auch heimes Morava" stattfinden. Fürr die ersten Vor- Herr Henlein   bekam auf der Tagung des Deut- die hiesige Bevölkerung start von diesen faschisti­träge wurden Themen aus dem Gebiet der Geschichte schen Auslandsinstitutes eine Goldene Plaschen Ideen beeinflußt wird. E3 war darum eine gewählt. Am Montag trug der Professor der Karls- tette in Würdigung seiner Verdienste" um die Universität in Prag   Dr. K. Stlou tal vor, der in Sudetendeutschen  . Dieses Auslandsinstitut ist seinen ausführlichen Darlegungen schilderte, wie es jene reichsdeutsche Stelle, welche die Nazipropa­zu der heutigen Schichtung der Nationalitäten in ganda außerhalb Deutschlands   planmäßig orga= Mitteleuropa   tam und welche Versuche in der Ver- nisiert und die demokratischen Regierungen jener gangenheit zur Busammenarbeit, eventuell zur Ver- Länder verleumdet, in denen Deutsche   wohnen. einigung dieser Völfer und Staaten in ein Ganzes unternommen wurden. Er trug die herrschende tsche­In der letzten Presseforrespondenz dieses chische Ansicht über diese Fragen vor. In dem zweiten Deutschen   Auslandsinstitutes, die kurz vor dem am Montag gehaltenen Vortrag gab der Professor Eintreffen Henleins in Stuttgart   erschien, tonn= ber Komenſty- Universität in Bratislava   Dr. Josef ten wir folgende Säße über die Tschechoslowakei  Borovička einen großen Ueberblick über die Ent- lesen: stehung und die Politik des tschechoslowakischen Staa­tes. Der Dienstag- Vormittag war einem Vortrag des Schriftstellers Paul Eisner  ' aus Prag   vor­behalten, der über die europäischen fulturellen Güter bom tschechoslowakischen Gesichtspunkt aus sprach. Die europäische Kultur beruht auf zwei großen Brin­zipien: der Antike und dem Christentum. Beides find Prinsipe der geistigen Gemeinschaft. Ihnen beiden entsprechen die tschechoslowakische Nationalibee und die tschechische Geistesgeschichte in vollem Maße. Der Herr Henlein hat sich unseres Wissens nicht Redner befaßte sich dann mit unserer Bragis der nach dem Namen jenes Ministerialbeamten er­fulturellen Beziehungen zu den einzelnen europäischen   kundigt und nicht flargestellt, ob dieser gesagt hat, Böltern. Er forderte die Hörer auf, in ihren Läns man müsse die Sudetendeutschen dem Untergang dern auf das neue Europa   der geistigen Gemein- preisgeben. Daß en Iein für das Sinten der schaft und auf die Besserung der christlichen Reli- politischen Moral tein Empfinden hat, glauben gionsangelegenheiten, die schon Komenský ersehnte, wir: er hätte sonst wohl bei diesem Stuttgarter  hinzuarbeiten. Institut, von dem er eine goldene Ehrenplatette

Und dann wundern sich die Tschechen, wenn die fremden Volksgruppen den Staat hassen, der mit ihrer Not seinen Spott treibt: erklärte doch bor furzem ein hoher tichechischer Ministerial­beamter, daß man einen Teil der Bevölkerung dem Untergange preisgeben müsse, um den anderen Teil zu erhalten. Fürwahr, das Nuß­landbündnis hat Früchte getragen und die poli tische Mora I, soweit sie noch vorhanden war, sehr, aber auch wirklich sehr tief sinken lassen!

denbacher Sozialdemokraten, wo Abg. Inksch zu 10.000 Menschen gesprochen hat. Diese Fälschung wurde bereits in Mähr.- Trübau bei der im Mai stattgefundenen Ausstellung festgestellt, doch ist die SdP bemüht, auch in den anderen Städten diese Unterschiebungen zu bringen, womit sie am besten die Echtheit" ihrer Darstellungen nach. weist.

Nach den Weisungen der Hauptstelle Eger der SdP sind zweifellos folgende hämischen und unwahren Presseberichte über die sozialdemokra= tischen Kundgebungen vom letzten Sonntag an­gefaßt:

,, Ueber den Tepliker Kreisarbeitertag, wel­cher die größte Veranstaltung sein sollte, haben wir bereits gestern berichtet. Wir tragen heute nur einiges nach. Die schwache Beteiligung hat keineswegs der aufgewandten Mühe und Pro­paganda und der wirklichen Kraft der Arbeiter­schaft entsprochen. Am 26. September 1936 war das erste von Lorenz und Kremser handschriftlich

Der Aufmarsch der schlesischen Arbeiter in Jägerndorf