Sozialdemokrat
Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh Einzelpreis 70 eller
-
Redaktion und Verwaltung: Brag XII., Fochova 62- Telephon 53077 Herausgeber: Siegfried Taub Verantwortlicher Rebatteur: Rarl Rern, Prag
17. Jahrgangers
Samstag, 21. August 1937
wahrgenommen werden, scheint zu zeigen, daß der Zwischenfall ein weiteres Stadium der gegen die Tschechoslowakei gerichteten Se ampagne einleitet. In Whitehall bedauere man den Fall und hege die Hoffnung, daß er teine weittragenden Folgen haben werde.
L'Epoque":
Aus dem Inhalt:
Nr. 196
Via Lissabon
Ein kleiner Umweg der GoebbelsPropaganda
Wer nach dem ersten Alarmschuß noch nicht gemerkt hat, wohin das Bombardement zielt, der fonnte sich nach dem Einſeßen des ſyſtematiſchen Berlin , Rom von
Prag. ( Tich. P. B.) In der in der Presse berufen, wo es sich einfach um die Unmöglichkeit veröffentlichten offiziellen portugiesischen Dar- gehandelt hat, die Fristen einzuhalten, wirft ein Auch wenn vorausgesetzt wird, daß die Lissalegung wird behauptet, daß die Waffen- merkwürdiges Licht auf die Führung eines Rü- baner Version richtig ist, fann man der Eiche choRegierung bie linte weinig beg Bertunges über ist. Der Stant ift der größte Aktionär, die Bertretowatet nimis vorwerfen. Die Propagandafturres i jogenannien judetendeutigen laut ihrer Mitteilung der portugiesischen
die Waffenlieferung an Portugal aus politer des Staates haben die entscheidende Stimme ausschusse war bedenklich. Dieses Land hat sich an tischen Gründen mit Rücksicht auf den im Verwaltungsrat. Man sollte von einer Firma die Seite Deutschlands und Italiens gestellt, um Standpunkt der portugiesischen Regierung im dieser Art erwarten, daß sie sich ihrer Ver- dem Ausschluß jegliche fruchtbare Arbeit unmöglich zu Nichtinterventionsausschuß ab gelehnt haben. fli& tungen gegenüber bem machen. Es war Portugals Recht, ſich offen für die Wenn die Firma tatsächlich diese Erklärung ab- Staat und der Regierung deutlich er svanischen Aufständischen auszusprechen, sein Stand punft war aber gefährlich. In feinem Falle", schreibt gegeben hat, trägt die tschechoslowakische Regie- bewußt wäre und weder etwas ohne vorherige bas Blatt weiter.„ lagen in dieser Angelegenheit rung hicfür eine Verantwortung. Verständigung mit der Regierung unternehmen, ausreichende Gründe dafür vor, die diplomatischen Der politische Standpunkt der tschechoslowakischen noch ohne Verständigung mit dem Außenministe- Beziehungen abzubrechen. Lissabon beschuldigt MosRegierung wurde der portugiesischen Regierung rium Erklärungen abgeben würde, welche wie man tau, daß es Prag dittiere, was es zu beginnen habe, am 2., respektive am 3. August offiziell mitgeteilt ficht allzuleicht mißdeutet und zu unserem Scha- die Tschechoslowakei wäre aber mehr im Rechte, den ausgelegt werden können. Die Unzufömmlich- Portugal den Vorwurf zu machen, daß und war für den Vertrag günstig. teifen, die fich hier ergeben haben, find ein wei- es de ut i calan baufiim babe einz teres sehr triftiges Argument für die sozialistische wirten laſſen. Es genügt, die deutschen Zeitungen Forderung nach deren e i chung der Rüstungsindustrie,
Brag.( Tsch. P. V. ) Ueber den Abbruch der
diplomatischen Beziehungen Portugals mit der Tschechoslowakei und über die Ursachen dieses
Presse rasch orientieren. Erfreulicherweise hat man auch im europäischen Westen die Zusammenhänge sehr rasch erkannt. Niemand, der aus den Erfahrungen der letzten Jahre überhaupt etwas gelernt hat, zweifelt heute daran, daß der unfreundliche Schritt der portugiesischen Regierung nur aus dem Gesamtplan der faschi= it ischen Propaganda für den kommenden Herbst zu verstehen ist.
würdig erscheinen, daß just Portugal den Vorreiter Auf den ersten Blick mußte es freilich merkim Kampf gegen die Tſchechoslowakei abgeven ſoll.
Schrittes werden zahlreiche Informationen vers oder Ufancen nicht dazu führen dürfen, daß dem hat ein Interesse daran, daß sich der Teil der fran- irgendeinen Zusammenstoß hatten, tei...
breitet, die den Tatsachen nicht entsprechen. Es wird damit operiert, daß der Stanppuntt der tschechoslowakischen Regierung zu der Waffenlieferung nach Portugal von der Rücksicht auf den
spanischen Bürgerkrieg und auf die von der Tsche choslowakei übernommene Nichteinmischungsverpflichtung beſtimmt worden sei. Dies ist insoweit richtig, als sich das Ministerium des Aeußern nach dem 24. Juli, an welchem Tage sich der por tugiesische Gesandte zum erstenmal an dieses mit
zu lesen. Deutschland möchte an diesem Falle nach- Ein Land, das einige Schnellzugs- Tagesreisen von weisen, daß sich die Tschechoslowakei in der Um- uns entfernt, derzeit überhaupt nur zu Schiff oder armung des Sowjetverbandes befindet. Deutschland im Flugzeug zu erreichen ist, mit dem wir nic Bösischen öffentlichen Meinung, der Sympathie für Franco empfindet, von dem mitteleuropäischen Verbündeten Frankreichs abwende. Deutschland hat ein Interesse daran, daß die Kleine Entente zerfalle. Was es nicht in diretter Weise tun tann, gibt es anderen zur Durchführung und wenn seine Arbeit genügend weit fortgeschritten ſein wird, will es das Iiegt aberan un 3, diese Schlinge Gebäude Europas in die Luft sprengen. Gut, es
"
Populair c":"
Rom. ( Tsch. P. B.) In amtlichen italienifchen Kreifen wird der Abbruch der diplomatifchen Beziehungen zwischen Portugal und der Tschechoslowakei für eine Angelegenheit gehalten, die nur diese beiden Staaten betrifft. Der Kongu vermeiden.' lift wird in Nom für die internationale Lage dem Erfuchen um Zufſtimmung zu den Mieferum nit als geführtim lich angefehen gen gewandt hat, mit der Angelegenheit von die- und mit Genugtuung wird die optimistische Anſem Gesichtspunkt aus befaßt hat. Aber schon am ficht der Prager Kreise konstatiert, daß die ganze 2. Auguſt iſt dem portugiesischen Gesandten vom Angelegenheit wohl bald einer freundschaftlichen Ministerium des Aeußern zu verstehen gegeben Lösung zugeführt werden wird. In italienischen und am 3. August ihm offiziell bestätigt woorden, politischen Kreisen wird die Ansicht vertreten, daß daß sich das Ministerium des Aeußern in dieser bei der Lösung des Konfliktes bestimmt mit der Hinsicht mit der Erklärung der portugiesischen Unterstützung des italienischen Gesandten in Prag Regierung begnügen wolle, daß sie die Waffen zu rechnen ist, der gegenwärtig die Interessen teiner der beiden kämpfenden Parteien in Spa- Portugals in der Tſchechoslowakei vertritt.
nien abtreten werde.
Seit dieser Zeit ist nur über die technische
Seite der Angelegenheit, die Lieferung der ver
#
E3 handelt sich um nichts anderes, als um zu mißbrauchen wollen, die Tichechoslowakei in ein einen Handelsstreit, den die faschistischen Mächte das Schiefes Licht zu bringen, als ob sie sich in der Umflammerung der„ Roten " befände."
der Interpretion des portugiesischen Stommuniqués Als einziges Blatt unterliegt der" Matin" Das Blatt schreibt:
Die Spannung zwischen Portugal und der Tschechoslowakei ist ein Erfolg Mo 3 fa u 3. Sie ist ein neuer Stein zu der Mauer, welche die Stimmen der Weltpresserent, den margistischen und den antimargiſtiſchen Völker in zwei scharf von einander getrennte Blöcke
Neue Freie Preise":
G3 handelt sich um einen höchst sonderbaren Vorgang. ein Schulbeispiel dafür, daß man die Dinge auf die Dauer nicht so weiterlaufen lassen fann wie bisher. Wenn schon das Nichtzustandekommen eines Geschäftes in die Sphäre der Diplomatie übergreifen fann, dann weiß man nicht, wohin die Nervosität und Nuhelosigkeit Europas noch führen wird.
orning Post":
Blod."
Dr. Kung verschiebt seine Abreise
Mailand . Der chinesische Finanzminister Dr. Kung, der am Freitag mit dem Dampfer Scharnhorst" des Norddeutschen Lloyd die Heimreise nach China antreten wollte, hat im letzten
teise nach China antreten poteri oben und ist in Genua geblieben. Auf der Scharnhorst" hat sich nur der Unterstaatssekretär der chinesischen Eisenbahnen eingeschifft.
Interessengegensäße zu uns hat rade dieses Land für eine Rolle in der Aktion gegen die Tschechoslowakei spielen? Aber wer die Methoden Goebbels ' einigermaßen kennt, wird all das, was ſcheinbar gegen die Annahme eines vorbedachten Planes spricht, als die triftigſte Bevorliegt. Eben weil Portugal fern von uns liegt gründung dafür ansehen, daß ein solcher Plan und weder am Donauraum, noch an den„ russischen Flugpläßen", noch an der Sdß, oder an den deutschen Emigranten oder an einem anderen. her eine Rolle spielte, auch nur interessiert sein Problem, das in der deutschen Propaganda bistann, gerade deshalb muß der portugiesisch- tſche= choslowakische Konflikt doch Aussehen erregen. Und das ist fürs erste einmal das Wichtigste.
-
-
Weiter aber, folgert Goebbels wohl, wird sich die Affäre so entwickeln: man wird sich in London und Paris sagen, daß doch etwas an der Unverträglichkeit der Prager Regierung, an dem russischen Einfluß auf die Tschechoslowakei dran scheinbaren Logit – wenn schon das entfernte, sein müsse, denn eben das Unlogische wird zur sicher gang desinteressierte Portugal derlei be= hauptet. Wenn sich sogar Portugal verMan dente doch, ein Land, das keine unmittelbare anlaßt sieht, die Beziehungen abzubrechen Grenze oder Reibungsfläche mit der Tschecho slowakei hat und sogar diesem Land wird die „ bolſchewiſtiſche" Politik der Tſchechoslowakei lästig. Und bei der nächsten deutschen Proden unter der volschewistischen Politik der Tschecho= pagandahese wird es heißen: nicht wir allein leislowakei, hat doch auch Portugal ... oder: die ganze Welt weiß das, die ganze Welt ist überzeugt von der Bolschewisierung- Sie glauben
-
es nicht? Bitte, denken Sie doch an Por tugal! Von diesem Punkt an gibt es nun eine Fülle von Steigerungsmöglichkeiten, vom Gestichel und Geraune bis zur pathetischen Anklage, die Goebbels eines Tages in den Aether rufen, die vielleicht ein höherer als Goebbels in Brnbera oder sonstwo der Welt mit allen Reichen ehrlicher Es wurde behauptet, wir wünschen, der Empörung entgegenschleudern wird: Denken Völkerbund möge unser Imperium anerkennen. Sie an Portugal , meine Herren! Wollen Sie Dem ist nicht so. Wir verlangen vom Genfer leugnen, daß dieser kleine Staat von Prag verStandesbaamten nicht die Registrierung einer folgt, vergewaltigt, bis aufs Blut gereizt wurde? Geburt. Jit Herrn Eden nicht bekannt, daß Portugal die Beziehungen zu Prag abbrechen mußte? Hat Berr Chamberlain ein so kurzes Gedächtnis, daß er schon vergessen hat, welchen unerhörten Gewaltalt die bis an die Zähne bewaffnete Tschechoflowakei an dem wehrlosen fleinen Portugal begangen hat?...?!
langten Waffenmengen in den geforderten Fristen, verhandelt worden. Ganz unrichtig ist die Behauptung, daß die Waffenlieferung bereits mit allen Lieferfristen vereinbart war, daß das Minis sterium des Aeußern durch den Außenminister selbst die Zustimmung hiezu gab und daß dann die Lieferung der bestellten Ware berweigert wurde. Die Verhandlungen gelangten zu einem günstigen Abschluß, wiewohl das Ministerium des Aeußern erfuhr, daß die portugiesische Regierung bereits am 1. August eine in diskriminierende Verfügung erlassen habe, welche tschechoslowakische Staatsangehörige von Liefe= rungen ausschließt. Trotzdem zögerte das Ministerium des Aeußeren nicht, neuerlich seinen guten Willen zu betonen und zu erklären, daß die tschechoslowakische Regierung zu der Waffenlieferung Streichung Abessiniens- Starke Worte gegen den Bolschewismus in der ursprünglich bestellten Menge zu der von der portugiesischen Regierung geforderten Friſt Palermo . Ministerpräsident Mussolini | glaube ich, daß sich ein Mittel zur Verföhnung von sowie zur Lieferung weiterer nachträglich bestell- hielt Freitag vor unübersehbaren Massen der Weg und Leben finden wird. ter Partien in Fristen ihre Zustimmung gebe, die fizilianischen und füditalienischen Bevölkerung auf mit unserem eigenen Rüstungsprogramm verein- dem Forum eine Ansprache an Italien und die bar sind. Als die portugiesische Regierung er- ganze Welt. tlärte, daß sie irgendwelche Aenderungen der ver- Im ersten Teil seiner Rede sprach Mussolini langten Fristen nicht annehmen könne, wurde ihr über Sizilien und seine Probleme. Der zweite die präzise Lieferung der Waffenmenge in den Wir glauben aber, daß der Augenblick geverlangten Fristen angeboten, allerdings Waffen Teil der Nede betraf die internationale Lage. In tommen ist, einen Todesfall auregi anderer Typs, die in unserer Armee eingeführt Hinkunft, fagt Muffolini, müssen alle überzeugt strieren. Seit 16 Monaten verpestet eine sind und in großen Mengen erzeugt werden. Nur sein, daß Italien eine konkrete Friedenspolitik Leiche die Luft. Wenn man sie nicht aus politidas Verhalten der portugiesischen Regierung ist machen will; und nach diesen Richtlinien wollen schen Gründen beerdigen will, so sollte man dies chuld daran, daß es zur Durchführung der Lieferungen nicht gekommen ist. wir unsere Beziehungen zu allen Staaten, be- doch wenigstens aus Gründen der öffentlichen Sygiene tun. fonders aber zu unseren Nachbarvölkern verPhantasien? Uebertreibungen? Wir könDie zweite Tatsache, die in Rechnung ge= Auß den bisherigen halbamtlichen Erklärun- beffern. stellt werden muß, ist das, was die A che nen ja in drei Monaten wieder über den Fa'l jen über den Anlaß des politischen Konflikts mit Bei der Erwähnung der italienisch- franzöfi- Berlin- No m genannt wird. Man tommt sprechen. Es gibt nichts, was so absurd wäre, nur von fchen Beziehungen fagte der Duce: Diese Be- nicht nach Rom , indem man Berlin ignoriert oder daß Goebbels es nicht versuchte, und gerade das Antäffen mb, Norwün ben, nicht stehungen fönnten fimerlin beffer fein, gegen Berlin iſt und umgelegt, kommt man nicht Abſurdeſte iſt ſein Fall. von der Ursache sprechen, die auf ganz anderem wenn in Frankreich manche immerhin verantwort nach Berlin , indem man Rom ignoriert oder ge- Man wird versuchen, die Tschechoslowakei Gebiete liegt aus den Mitteilungen des offi- liche Stellen nicht so sehr an die Genfer Trug- gen Rom ist. Zwischen beiden Regimen herrscht zu diffamieren, man wird der einen Attion bald ziellen Presbüros über das Waffengeschäft alfo, bilber denken würden und wenn es nicht gewiffe eine Solidarität der Tat...( Die Versammlung weitere folgen lassen. die um so besser wirken wird leider nicht mit wünschenswerter Deutlich Strömungen gäbe, die feit 15 Jahren auf den ruft: G8 lebe Spanien !) Ich erkläre. auf daß werden, je mehr die Welt sich von der ersten bluf= keit klar, wie sich die Firma( es handelt sich um Bufammenbruch des faschistischen Regimes warten. Entschiedenste, daß wir im Mittelmeer weder den fen ließ. In der großen herbsttamraane. die Brünner Waffen fabril), in ber Die Beziehungen zwischen Italien und Eng- Bolschewismus noch etwas Aehnliches dulden des Nazismus werden Portugal und der ganzen Affäre verhalten hat. Die Mutmaßung, land standen in den letzten Jahren im Zeichen des werden. Prag - Lissaboner Konflikt jedenfalls eine große Mussolini schloß seine Rede mit einem Fries Rolle spielen. Daß eine solche Herbstkampagne die Firma habe politische Motive vorgeschützt, wo Nichtverstehens. Der Horizont kläre sich nun es fich nur um geschäftliche gehandelt haben kann, wieder. Wenn ich, sagte Mussolini , an den Zu- deisappell an alle Länder, die am Mittelmeer bevorsteht, darf heute als sicher gelten. Die Heße fie habe sich auf internationale Berpflichtungen fammenhang unserer Kolonialgrenzen benfe, fo liegen... wegen der 6000 Bundestinder war nur eine kleine.
man
*