«eile 2 Sonntag, 22. August 1937 Nr. 197 einzugreifen, erkannt und dazu beigelraßen hat, eine Lösung zu finden, der schließlich nicht nur die Arbeiter, sondern auch die Unternehmer zuge- stimmt haben. Man kann daraus ersehen, wie wichtig es ist, daß dieses Ministerium Unter einer Leitung steht, die von sozialem Geist erfüllt ist. Schließlich hat auch dieser Kampf den Bau­arbeitern die Gelegenheit geboten, das Recht derArbeitcr aufdenStreikzu vertre­ten. Die sozialistische Presse hat mit allem Nach­druck dargetan, daß die Arbeiter in der Konjunk­tur eine Ausbesserung der durch die Krise tief her- abgesetzlen Löhne unter allen Umständen verlan­gen müssen und werden, daß sie bereit sind im Verhandlungswege zu einer Einigung zu gelan­gen, daß sie aber, wenn die Unternehmer das Ver­ständnis für die Berechtigung ihrer Forderungen nicht ausbringen, entschlossen sind, zu jenen Waf­fen zu greifen, deren sich die Arbeiteicklasse seit jeher bediente, wenn all« Mittel versagen: zum Streik. Das Recht auf den Stretl werden sich die Arbeiter niemals nehmen lassen. Mögen auch die Unternehmer und die bürgerlichen Parteien daraus lernen. heute noch in Zukunft in einen Konflikt ideo­logischer Fronten und Lager einreihen oder hineinreißen lassen. Wenn di« Sowjetpolitik uns in eine andere als die Linie des Völkerbundes und des eutopäischen Gleichgewichtes hintzinziehen wollte, könnten wir nicht mitgohen. In alledem sei nichts Feindliche» gegen Deutschland oder Polen und nichts hindere die Tschechoslowakei , sich jederzeit über alle Dinge mit Deutschland oder Polen zu verständi­gen. Vielleicht sei es für Staaten, in denen die Gefahr des Kommunismus größer ist, schwieri­ger, eine normale Grundlage für di« friedliche Zusammenarbeit mit den Sowjets herzustellen. Dann wär« e» aber nur gerecht, daß man Staa­ten, die vom Kommunismus nichts zu fürchten haben, nicht vor aller Welt als bolschewisiert, als Gefahr für den Nachbarn, als Ausfallstor der Sowjets und des Kommunismus usw. denunziert. Dar sei einfach nicht wahr. Unser Vertrag mit Rußland stellt nichts an­deres als die Geltendmachung dieser Grundsätze dar, in denen gegen niemanden etwas Feindliches enthalten ist. Die Tschechoslowakei wäre bereit, einen solchen Vertrag auch mit jedem ihrer Nachbarn zu unterzeichnen. Sie hat aufrichtig geglaubt, daß sie sich im Rahmen des Ostpaktes in einem gegenseitigen Hilfsvertrag mit Deutschland und Polen werde binden können, und sie würde die daraus erfließenden Verpflich­tungen auch gegenüber Deutschland und Polen jederzeit erfüllen. Warum klag« man also die Tschechoslowakei an, daß sie gegenüber Deutsch­ land eine ElnkreisungSpolltik betreibe und daß sie sich gerade mit ihrem mächtigsten Nachbar» nicht verständigen wolle? Man wisse in der Tsche­ choslowakei , daß man«ine auswärtige Politik ge­genüber jedem Staat schlechterdings machen muß, mag er welches und welche politische Doktrine immer haben. Ist dieser Staat gar noch Nachbar der Tschechoslowakei , so bemühe sie sich immer, gegenüber diesem Nachbarn«ine Politik des Frie­dens und der Verständigung zu führen, ohne Rück­sicht auf seine ideologische Orientierung. scheidenden Einfluß in der Brünner Wasfenfabrik die Agrarier haben. Böswillig» Verleumdung Bemerkenswert ist, daß derVenlov" den Konflikt mit Portugal zu einem Angriff auf den Thef der politischen Sektion des Außenministe­riums, den Gesandten Zdenik Fierling« r, benützt, au« keinem anderen Grund als deswegen, weil Fierlinger Sozialdemokrat ist. Dazu teilt nun dasPrävo Lidu" mit, daß Fierlinger schon seit Anfang August auf Urlaub ist und außerhalbPragS weilt. Er konnte also wahrend de» ganzen Konflikts mit,Portugal gar nicht eingreifen. Es ist ein Skandal ersten Ranges, daß da» Blatt der Partei de» Minister­präsidenten Anschuldigungen gegen einen hohen Ministerialbeamten erhebt, die, wie es sich heraus« stellt, glatte Verleumdungen sind. Der Präsident der Republik empfing am Samstag den britischen Minister für Gesund­heitswesen Sir Kingrleh Wood, ferner den Stellvertreter de» Vorsitzenden der Regierung Minister B e ch y n ü und hierauf den Minister für nationale Verteidigung M a ch n i k. Außer­dem empfing der Präsident die amerikanisch« Pu­blizistin Dr. Fannie Fern Andrews und schließ­lich den Herausgeber de»Ehristian Science Mo­nitor" Eduard B. Hitchcock. weil er ihnen unbequem wurde. Die Rue des Saints Ptzre» weiß, wa» sie tut.. In diesem Augenblick wurde Monsieur Laruse jäh abgelenkt. Die Augen und nicht nur die Augen, auch die Interessierten Gesichter aller vor ihm Stehenden, ganze Fronten von Mündern, Nasen, Stirnen hatten sich auf ihn und die Wik debattierende Gruppe gerichtet, in deren Mitte er beklommen sah. Mit geradezu scham­loser Dreistigkeit und Neugier starrten Hunderte Augenpaare auf ihn. Monsieur Laruse, der es schon aui Berussgründen nicht gerne sah, daß er im Mittelpunkt der Beobachtung stand«Ine perverse Situation für ihn und seinesgleichen, wär« vor aller Augen errötet, hätte nicht sein ge­pflegter Bollbart ihn vor der Preisgabe diese» pri­vaten Vorgang».geschützt. .»Sechshundertzwanzig.. rief. der Auk­tionator,vorwärts meine Herren! Sechshundert­vierzig.;. wir kommen ja nicht weiter... sechshundertbierzig zum ersten... sechshundert­sechzig ,.. sechshundertachtzig... so stehen Sie doch aus, mein Herri" Monsieur Laruse. verlor nun ganz di« Fas­sung. Einen Augenblick lang glaubte er zu träu­men;«inen der fürchterlichen Angstträume, au« denen man schweißbedeckt erwacht und die darum nicht minder stark erlckt werden, weil sie von gro­tesker Unwahrscheinlichkeit sind. Aber dies war Wirklichkeit! Ahn hatte der Auktionator gemeint, auf ihn deutet« er mit dem Stäbchen ünd rief: »So stehen Sie doch auf, mein Herr! Sechs­hundertachtzig zum zweiten..7 und der ganz« Saal starrte erbarmungslos hicher, niemand schrie auf Uber diese Ungeheuerlichkeit, daß hier ein kleiner, vollbärtigcr Mann, Vater von drei Kin­dern... nein,«» war ein Irrtum, e» war Wahnsinn. »SechShundevtachtzig.... zum dritten Mall" rief setzt der Auktionator und ließ da» Stäbchen mit einem kurzen, trockenen Schlag auf da» Pult fallen. Erlaubte man sich einen Spaß mit Mon» Mussolini fahrt doch zu Hitler? Berlin. (HavaS.) Da weder reichß- deutsche, noch italienische amttiche Stellen die Nachrichten über den vorbereiteten Vesuch de» ita­lienischen Ministerpräsidenten' Mussolini in Berlin dementieren, wird der Besuch Mussoli­nis al» sicher angesehen. Meldungen au» einer Quelle besagen, daß Mussolini entweder an dem Kongreß der nationalsozialistischen Partei in Nürnberg teilnehmen»der den Reichskanzler kurz nach dem Kongreß besuchen werde. Er würde zuerst nach BerchteSgaden kommen, wo er mit Hitler politische Unterredungen Hütte, worauf er sich nach Berlins » Besuch legeben würde, um die politische Solidarität vor ganz Europa voll zu dokumentieren. Der Borsitzende der Regierung, Dr. Milan Hodja, passierte Samstag im regulären Schnell­zug Karpathorußland. Um 18.12 Uhr Passierte der Zug die Staatsgrenze bei Tereöva. Um 10 Uhr vormittags war bereits der Zug mit dem rumänischen Ministerpräsidenten TatareScu in Kralovo nad Tisou«ingetroffen und war nach Tereöva weitergefahren. Der erste weibliche Ministerialrat. Der Präsident der Republik hat Frau Dr. Martha Johanovskä zum Ministerialrat im Gesund­heitsministerium ernannt. Frau Dr. Johanovskä ist der erste weibliche Ministerialrat in unserem Staate. Sie ist eine sehr angesehene und im Ge­sundheitswesen hochverdiente Beamtin. Ihre Spe­zialgebiete sind Bekämpfung der Tuberkulose, der Geschlechtskrankheiten, de» AlkoholiSmu » und die praktische. Gesundheitsfürsorge. Sie hat mitge­wirkt an der Organisierung der staatlichen Masa- rykschule für soziale Gesundheitsfürsorge und ge­hört dem Kurawrium dieser Anstalt an. Wegen ihrer fachlichen Tüchtigkeit, ihrer Sachkenntnis und ihrer persönlichen Liebenswürdigkeit erfreut sich Frau Ministerialrat Dr. Johanovskä innerhalb und außerhalb des Ministeriums größter Beliebt­heit. Konfiskationen weg«: des Konflikte» mit Por­ tugal . Die Freitag-Ausgabe derNärodni L i st y" verfiel wegen der Stellungnahme in dem Konflikt mit Portugal der Beschlagnahme. Das­selbe geschah mit der Freitagausgabe desB e« ter" und der SamStagauSgabe derDeut­schen L a n d p o st", und zwar wurden die bei­den letzten Blätter wegen der teilweisen Wieder­gabe de» zensurierten Artikels derNarodni Lisch" konfisziert. Die Manöver in Südböhmen . Als letzte Manövergruppe finden AnfangSeptember größere Uebungen in SUdböhmen, und zwar in der Ge- gend von Pifek und Strakonitz statt. Die Manöver beginnen am 81. August und dauem bis 8. Sep­tember.(DND) StellenauSschrrilungen de» GefundheitSminI- sterium». Im Gesundheitsministerium gelangen einige Dienststellen in der S. und 8. Besoldungs­gruppe zur Besetzung, und zwar im Personal­stand der GanitätSbeamten(Dtenstklaffe 18). der juristischen Beamten(DIenstklaffe Ib), und der Pharmazeuten(Dienstklasse Ic). Die entspre­chend belegten Gesuche sind bis 20. September I beim Präsidium deS Gesundheitsministeriums einzubringen. Außer der vollkommenen Kenntnis der Staatssprache in Wort und Schrift ist auch die Kenntnis der deutschen Sprache nachzu­weisen. sieur Laruse? Jetzt erst schnellte er von seinem Fauteuil auf, aber schon drängte einer der-Auk- tionsdiener hinter dem Tisch hervor und schritt, zwei weiße Zettel in der Hand, auf Monsieur Laruse und seinen Nachbarn zu. »Was denn? Was denn? Was soll das be­deuten?" stöhnte Laruse und wich vor dem Mann« zurück, der nun vor ihm stand und ihm die Hand mit einem der Zettel«ntgegenstreckte,»das ist doch... tvaS soll ich denn?" »Aussigen, damit ich den Zettel auf den Sessel kleben kann, in dem Sie sitzen! Er ist verkauft," sagte der Diener. Monsieur Laruse, endlich begreifend, lächelte verlegen. Sein kleiner dicker Nachbar hatte sich erhoben. »Hier ist nicht» mehr los," sagte er,»ich gehe in den Saal 28 zu Melin..." und er klet­terte hinunter. Laruse schloß sich ihm rasch an. Er gcck sich alle Mühe, seinen Begleiter im Ge­wirr der Menschen nicht zu verlieren. Der Man» gefiel ihm: er war etwa fünfunddreißig Jahre alt, noch kleiner al» Laruse, aber kräftig und leb­haft, mit ein« sympathisch dicken Rase, einem fröhlichen, cßlustigen Mund und- winzigen, be­weglichen Aeuglein; er war sorgfältig gekleidet und schwenkte, wenn er ging, einen dicken Knoten­stock in d« Handi Der Aussprache nach mochte er Ausländer sein.. Ein Sammler? Ein Händ­ler? Ein Kunstgelehrter? Er wirkte angenehm, und Monsieur Laruse hatte ein wenig Glaube, Hoffnung, Vertrauensseligkeit so bitter nötig, daß' er gesonnen war,, ein Auge zuzudrücken. Da» Schicksal, das oft/ so harte Lose verteilt, mochte auch einmal in Gebelaune gekommen sein und ihm den richtigen Mann zugeführt haben. Hafte es nicht gestern und heute... ah« nein; e» war Vesser , nicht daran zu decken und ruhig Blut zu venuchren. Vielleicht ging alle» noch gut aus. Durch sülchen Gedanken noch stärker hingezogen zu dem kleinen Dickest, betrat Laruse nun mit ihm den Saal 23. (Fortsetzung folgt) Was Deutschland der Tschechoslowakei vorwirft X. Y. Uber die Haltung der Tschechoslowakei gegenüber SowJetruUland Im Nahmen der ArtikelserieDeutsch­ land und die Tschechoslowakei " schreibt X. V. in derPrager Presse" vom Sonntag darüber, lvao Deutschland der Tsche­choslowakei vorwirst. Am meisten werde der Tschechoslowakei von deutscher Seite der gegenseitige HilfSpakt mit der Sowjetunion vorgeworsen. Das geschehe zu un­recht, vor allem weil man den entwicklung-mäßi­gen Zusammenhang der tschechoslowakischen Poli­tik gegenüber Sowjeirußland mit der gleichen heutigen Politik nicht sehe. Unsere Außenpolitik unterliege überhaupt nicht oder nur in geringem Maße den Fluktuationen der allgemeinen inne­ren Politik. Sie bemühe sich, jedem Lande gegenüber eine eigene konstante Linie der Außenpolitik zu schaffen, die sich auf die natür­lichen Voraussetzungen der beiden Länder griinde. Das war auch Rußland gegenüber um so leichter, al» die innere Politik in der Tschechosiowakei sehr stabil sst. Die Tschechoslowakei hat sich wirklich be­müht, sich In die inneren russischen Verhältnisse nichteinzumischen und sie von ihrem Standpunkt nicht auSzunützen. Schon kurz nach der Konferenz von Genua (1922) hat die Tsche­ choslowakei unter konsequenter Verteidigung der Nichteinmischungspolitik begonnen, loyal für dieAnnäherung derSowjet» union an Europa zu arbeiten. Das ergab sich aus dem dritten Grundsatz unserer allgemei­nen Politik: Europa nach dem Krieg so rasch wie möglich wieder auszubauen, zu stabilisieren. Da» bedeutete für die Tschechoslowakei auch, die Ver­ständigung Deutschlands mit Frankreich und Rußland und dem UbrigenEuropa vorzuberei­ten und so auch die Stabilität in Zentralcuropa zu sichern. Grundsätzlich war die tschechoslowa­kische' Politik daher immer gegen jedwede Isolie­rung, sei eS Deutschlands , sei es Sowjetrußlands, sondern vielmehr auf die Zusammenarbeit gerich­tet, vor allem auch auf die Eingliederung Sowjet­rußlands in den Völkestbund als Bedingung und Gewähr für die Normalisierung des Verhältnisse» aller Staaten zur Sowjetunion . Dar hat ange­sichts der Propaganda der Dritten Internationale seine Schwierigkeiten gehabt. Wir haben uns aber im Jnu«n mit Erfolg gegen die Gefahr der Kommunismus gewehrt; wir fürchten uns auch heute zu Hause nicht vor demKommuniSmuS. Diese innere Abwehr gegen den Kommunismus werfen wir niemandem vor, auch Deutschland nicht. Die Möglichkeit der Erhaltung eines dauern­den Friedens in Europa ist aber nur durch die loyale Zusammenarbeit der Sowjetunion mit dem übrigen Europa gegeben. Europa und jeder ein ­zelne Staat, vor allem die Großmächte, können au» dem heutigen Thao» nicht herausgelangen, wenn sie bei Verteidigung des eigenen inneren Regimes.nicht den Grundsatz der Koexi- st e n z der Regime der aufrichtigen Nichtein­mischung in die inneren Verhältnisse der anderen Staaten ünd den Grundsatz, der allmäh- lichenAngleichungder einen an die ande­ren annehmcn. Wenn sich Europa nicht zu dieser Anschauung hindurcharbeitet, wird«S unaus­weichlich in eine Reihe von Konflikten verwickelt werden. Spanien sei da ein gutes warnendes Beispiel. Der Friede Europas ist eben nur möglich bei vernünfttger Zusammenarbeit aller, ohne Rücksicht auf ihr inneres Regime. Daher war die Tschechosiowakei für den Eintritt Sowjetrußlands in den Völkerbund, daher hat sie durchaus im Rahmen des Völkerbundes und in Verbindung mit der Vösicrbundpolitik Frankreichs und Rußlands den Pakt mit der Sowjetunion unterzeichnet. Sie hat darin den ersten Schritt zum O st p a k t angesehen. Die Tschechosiowakei wird sich aber weder Die Schuld der vrvnner Waffenfabrik DaSPrävo Lidu" schreibt, daß daS Kom­munique des Prager Außenministeriums, worin jene Verantwortung für da» Vorgehen der Brün­ner Waffenfabrik abgelehnt wird, insofern richtig sei, al» es sich in der Tat um einenfaux Pas" (gehler) der Direktton der Brünner Waffenfabrik handelt, di« tatsächlich«inen Brief geschrieben hat, sie könne den Vertrag nicht annehmen, solange da» politische Regime in Portugal nicht geändert werde". DaS Schreiben, dessen Autor vorläufig nicht bekannt fei, war so stilisiert, als handle es sich vielleicht um einen offiziellen Standpunkt. Die Lissaboner Regierung hat sich dadurch belei­digt gefühlt und hat di« ganze Affäre auf Grund de» zitterten Privatbriefes hervorgerufen, von dem di« amtlichen Kreise bi» Freitag nichts ge­wußt haben. Es ist dies, so schreibt da»Prävo Lidu" mit Recht, eine unmögliche Art der Brün­ner Waffenfabrik zu korrespondieren und die eigentliche Quelle de» Konfliktes mit Portugal . Abgesehen davon, daß der Text diese» Schreibens der Ansicht der amtlichen ffchechoslowafischen Kreise widerspricht, muß der Verdacht ausgespro­chen werden, daß die Brünner Waffenfabrik da­mit andere Ziele verfolgt hat. Bezeichnend ist, fügt noch dasPrävo Lidu" hinzu, daß den ent« 2 PAUL HARRISON:_ EINE GESCHICHTE VON BILDERN UND ANTIQUITÄTEN Copyright by Saturn Verlag 1935 Sie bestand darin! daß es keine Käufer gab; sofern man unter Käusern Personen versteht, die durch einen als Kaufvorgang anerkannten Modus ein Ding au» dem Besitz eines anderen in den eige­nen Besitz überführen. Solche Personen gab es hier also nicht. Und obschon Monsieur Laruse ähnliches vermutet, um niche zu sagen, befürchtet hatte, übertras daS Ergebnis seiner Beobachtung noch seine mißtrauischesten Erwartungen. Er wußte wie jedermann, daß eS bei Auktionen Mich ist, durch Heben der Hand oder durch lauten Zuruf deS Preises da» gewünschte Objekt zu erwerben. Nichts dergleichen geschah hier. Niemand hob di« Hand, niemand rief eine Zahl, niemand erklärte sich mit den immer höher steigenden Ziffern deS Mannes hinter dem Pult auf erkennbare Weise einverstanden. Dennoch steigerte dieser Mann, er steigerte nicht nur, er trieb den Bluff es konnte nur ein Bluff sein noch weiter. Bierhundertfünszig Franc»," rief er eben, vierhundertfünfzig Francs... Gibt niemand mehr? Der Ruf ist vorne.. /vierhundert­sechzig... bierhundertsechzig zum ersten.,», dierhundertsiebzig... der Ruf ist vorne..." Wo vorne? fragte sich Monsieur Laruse «rbittert und schaute sich fast die Augen au» dem Kops, denn kein Mensch er konnte eS von seinem Platz aus genau kontrollieren hatte den Mund geöffnet oder die Hand gehoben. »Vierhundertachtzig," ries der Auktionator, »zum ersten, zum zweiten, ich schlage zu... vierhundertachtzig zum dritten Mal. Nein, das sind nicht Sie, Monsieur Bicot, der Ruf war vorne." Neben Monsieur Laruse, im anderen Fau- teufl, saß ein kleiner, dicker Mann mit einem run­den lebhaften Gesicht. Monsieur Laruse sah ihn voll Verzweiflung an. »Der alte Simone! hat's," sagte der kleine Dicke,Bicot ist nicht in der Kippe..." Monsieur Laruse nickte, al» verstünde er. In diesem Augenblick wäre er bereit gewesen, alle Hoffnungen, die ihn noch beim Eintritt in diese» Tollhaus erfüllt hatten, an den Meistbietenden loszuschlagen. Wer er raffte sich zusammen, er mußte hinter die Methode dieses Wähnsinn» kom­men. Hier, an dieser ersten Station seine» Unter­nehmen», durfte er nicht scheitern. Bicot ist nicht in der Kippe," murmelte er daher kopfschüttelnd seinem Nachbar zu,hm, wer hätte das gedacht?" Sie haben ihn hinausgeworfen," sagte der fleine, übrigens klug und gesetzt auSsehende Mann neben ihm,»er hat Schweinereien gemacht.". Schweinereien in der Kippe?" stüstette Monsieur Laruse'mit mißbilligendem Stirnrun- zeln,das ist stark." »Na, na, na!" knurrte jemand hinter ihnen, »Bicot ist nicht der schlimmste, die Kippe ist kein Jungfernzimmer..." Gut, gut," entgegnete der klein« dicke Mann neben Monsieur Laruse,<ch«r Schweinereien darf eS nicht gäben. Bicot hat mit Trepin separat Halbpart gemacht, dar darf e» nicht geben." Zwei ArmstÜhl«, italienisch, sechzehntes Jahrhundert," rief jetzt der Auktionator,«neben dem Eingang de» Saales: Fünfhundert Franc» ... gibt niemand mehr?" Und hat Levy," bellt« die Stimme hinter Monsieur Laruse,bei der Bente Parisy nicht mit Pereau und Larousse gedrittelt, he? Erzählen Sie mir nicht»! Sie haben Bicot hinausgeworfen,