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Sonntag, 8. September 1937
Nr. 209
AALsneuigkeiten Ein dankenswerter und gelungener Versuch Einem glücklichen Gedanken verdankt eine Ferienkolonie ihr Entstehen, die in der Zeit vom 8. bis 27. August in der Erziehungsanstalt Svötlä in Groß-Mesoritsch 132 deutsche und .tschechische Schulkinder vereinigte. Unter der Leitung ausgesuchter Lehrkräfte, die ebenfalls beiden Nationen angehören, hatte diese, vom Mährischen Landeslehrerverein organisierte, Ko­lonie zwei Aufgaben zu erfüllen: Die Erlernung der anderen Sprache einzuleitcn und den Teil- nchmcrn. Knaben und Mädchen, Erholung zu bieten. In einer kleinen Broschüre, welche Leit­sprüche des Staatspräsidenten, des Schulmini­sters und des Abgeordneten Falsch einbegleiten, wird nun Rechenschaft über den Verlauf des Kurses abgelegt. Die Kinder beider Nationen lebten während 'dieser mehr als drei Wochen ständig beisammen. Sie waren in Gemeinschaftsräumen im Verhält- nis von 1:1 bis 1:3 cinquartiert. Von früh bis abends widmeten sich ihnen die Lehrer ohne Un­terbrechung, als Freunde und Berater in allen' Fragen. Der Unterricht erfolgte in den Vormit­tagsstunden; ihn besorgten Lehrer und Lehrerin­nen, die durchwegs beide Sprachen beherrschen, und zwar so, daß den deutschen Kindern tsche­chische Lehrer und den tschechischen deutsche Lehrer Unterricht erteilten. Die körperliche Erziehung die im Programm der Kolonie war, umfaßte nicht nur das tägliche Turnen am Morgen, son­dern auch Schwimmen, Sport und Spiel. Der Samstag Nachmittag und der ganze Sonntag waren frei. Der Erfolg der Ferienkolonie war ein außerordentlich guter und legt den Gedanken an eine Erweiterung der Aktion nahe. Der Mäh- rische Landeslehrervcrein und die in Svötlä wirkenden Dozenten haben sich mit der Abhal- tung dieser Ferienkolonie ein Verdienst nicht nur unr die Kinder erworben, sic haben auch eine» schönen Beweis dafür erbracht, daß einträchtiges Zusammenwirken immer zum Nutzen der beiden Völker sein muß. Urteil im BcstechungSprozeh. Im Prozeß be­treffend die Bestechungen beim Bau de» B ah n> Hofsgebäudes in R a u d n i h, in wel­chem sich vor dem Kreisstrafgericht in Brünn   die Baumeister, Anton Hädl und Franz Häjek aus Raudnitz   wegen des Verbrechens der Verleitung zum Mißbrauch der Amtsgewalt zu veranttoorten hatten, wurde Samstag vormittags das Urteil gefällt. Das Gericht erlannte beide Angeklagte für schuldig und verurteilte Hädl zu fünf und Häjcl zu vier Monaten Kerker. Das Gericht erkannte beiden mildernde Umstände zu und sprach die Strafe bedingt mit einer dreijährigen Bewäh­rungsfrist aus. Die Verteidiger der Angeklagten sowie auch der Staatsanwalt haben gegen das Urteil Rechtsmittel angemckdct.
Weite durch Bulgarien  Von Kurt Doberer Aus dieser Straße saßen spitze Steine um tiefe Löcher und weite Mulde». Sonst war sie weiß und staubig. Augenscheinlich war sie dazu da, ei» riesiges Melonenfeld in zlvei Teile zu schneiden. Diese Straße als Fahrweg zu benutzen, war halsbreche­risch. Darauf zu Fuß zu gehen, war weniger ge­fährlich. Aber den Sonnenstich bekam man schließ­lich doch. Stumpfsinnig trotteten wir dahin. Wenn wir aufblickien, suchten wir immer wieder einen sonnenlosen Flecken.- Ein trauriges Exemplar von Dornbusch gab endlich den Quadratmeter Schatten. Dort saßen wir vor slackigem Feuer und briete» ein Stück Speck. Er schien von einem ehrwürdigen Geisbock zu stamincn, so rotgelb unappetitlich sah der Fetzen'ans. Nur eine» Teil-davon fraßen wir hin- unter. Dabei brannten uns die Füße, wie wenn wir sie im Feuer hätten. Kein Wunder, daß wir richtig wütend lvaren. Wir beschlossen, keinen Kilometer mehr zu laufen, sondern Auto zu fahren. Wer nicht, Bescheid weiß, der wird unseren Beschluß vielleicht lustig finden. Warum waren wir nicht längst gefahren? Nur sachte. Autos gibt cs überall. Halten wollen sie nicht! Wenn du mit­fahren möchtest, scheren sie sich den Teufel um dich. Bei uns pfiff eS anders. Mit wütend ver« biffenem Gesicht marschierten wir zur nächsten Kurve. Der Fluß hatte hier eine steile Schlucht in den Fels gewühlt. Vom Fluß war weit und breit nichts mehr zu sehen. Aber die Schlucht, grau und schattig, die war da. Oben klebte im Sonnenbrand die Straße. Sie rannte erst straks auf den Ab­grund zu. Dann schreckte sie zurück und drängte ängstlich wieder in die Richtung, aus der sie ge­kommen war. Die Wagenführer würden sich hüten, hier rasch zu fahren. So hatten wir sie. Wir waren entschlossen wie Wegelagerer. Hinter einem Fels­block, da hockten wir hin. Nicht im geringsten
Die Ziehung der Prager   Messelotterie wird unwiderruflich am 14. September, sofort nach Abschluß der diesjährigen Herbstmesse stattfinden. Gezogen werden 8848 Gewinne; der Haupttref­fer hat einen Wert von 180.000 XL, der zweite Treffer von 80.000. Lose zu 5 Kc versendet noch die Lotterieabteilung der Prager   Messe, Prag   VII. ZugSzufammenswß. Bei der.Einfahrt in den Bahnhof von Charboniers bei Lyon   stießen zwei Personenzüge zusammen. 48 Reisende wur­den teilweise schwer verletzt. Ma».vermutet falsche Weichenstellung. 41 ü Stundenkilometer. Am Flugwettbewerb um den sogenannten Bendix-Pokal in Cheveland siegte der"Flieger Frank Fuller, der eine DurchschnittSgeschwindigkeit von 418 Kilometer erzielte. Er gewann den Preis von 9000 Dol­lars und außerdem noch 2800 Dollars dafür, daß er den Rekord auf dieser Strecke gebrochen hatte. Kinder von Wölfe  « angefallen. Zwei Kinder Im Alter von sieben und zehn Jahren, die aus dem Dorfe Tymoszewicze im Gouvernement Wolhy­nien stammen, wurden beim Pihesuchen am Rande eines Waldes von Wölfen angefallen. Auf das Geschrei der Kinder herbeieilende Dorf­bewohner versagten die Wölfe. Im Versaufe einer später durchgeführten Treibjagd'wurden elf Wölfe erschossen. Bor zwei Jahrtausenden. Eine archäologische Expedition der Moskauer Akademie der Wissen­schaften nimmt in der Nähe von Kertesch Ausgra­bungen der alten Stadt Dia vor, die im sechsten Jahrhundert vor unserem Zeitalter gegründet und später von den Skythen zerstört wurde. Es wur­den sehr interessant« Funde gemacht: 88 gut er­haltene Fischsalzmulden aus Stein, die Einrich­tungen eines großen Fischsalzbetriebes, der vor mehr als 2000 Jahren bestand, Silber- und Bronzcmünzen aus dem dritten Jahrhundert v. Ehr., zahlreiche Töpfererzeugnisse usw. Im Lodzer Zoo ereignete sich Samstag ein tragischer Unfall. Einem Bären gelang cs, einen neunjährigen Knaben in den Käfig zu ziehen. Der Knabe wurde von deni Bären getötet, noch«he das Tier abgeschossen werden konnte. Fernseh-Apparate in englischen KinoS. An­geregt durch die außerordentlichen Erfolge dec Television auf der Londoner   Radioausstellung, haben sich zahlreiche englische   Kinobesiher, obzwar sie sich der Unvollständigkeit der Fernsehtechnik voll bewußt sind, dazu entschlossen, TelcvisionS- apparate in ihren Lichtspieltheatern installieren zu lassen. Mehr als hundert Kinos sollen solche er­halten. Die Kinderlähmungscpidcmie hat im Mittel- Westen von USA   weiter um sich gegrisfen. In Chicago   wurden 88 neue Krankheitsfälle gemel­det, von denön^clf tödlich verkaufen sind. Den" Kindern unter 16 Jahren wurde der Kino  « und Theaterbesuch verboten. Die Krankheit breitet sich auch in den Städten St. Louis  , Omaha  , Denver, Buffalo und Milivaukee aus, wo bereits alle Schulen und Kinderheime geschlossen wurden. Am stärksten von der Seuche betroffen ist die kana­dische Provinz Ontario  , wo bereits 1100 Krank­heitsfälle gemeldet wurden, von denen 88 tödlich verlaufen sind. Die im Mittel-Westen und im. südlichen Kanada   herrschende tropische Hitze wäh­rend der letzten Wochen erschwert nach Ansicht der
Aerzte die" Bekämpfung der Kinderlähmung außerordentlich. Bevölkerungspolitischer Pessimismus. Die bevölkerungspolitischen Probleme Englands, die dort feit längerem diskutiert werden und die durch die extensiv« Bevölkerungspolitik der Diktaturen Vergleichsmaterial erhält, hat kürzlich Sir Leon­hard Hills in einer Rede behandelt. Hill sagte voraus, daß, wenn nicht die englische Geburten­zahl sich erhöhe, im Jahre 1941 kein Geburten­überschuß mehr vorhanden sein und in hundert Jahren die gesamte englische Bevölkerung nicht die Zahl von fünf Millionen übersteigen werde, was etwas mehr als der Hälfte der gegenwär­tigen Londoner   Einwohnerzahl entspräche. Da­durch wäre die politische und wirtschaftliche Welt­stellung Englands wesentlich bedroht. Konkurrenz für den Panama-Kanal  . Nach Mel­dungen au» Managua   ist der Bau eines schon seit lngem geplanten Kanal» in, den Vordergrund des Interesse» getreten, der eine zweite Verbindung zwi­schen dem Atlantischen und dem Stillen Ozean Her­stellen soll. Diese Verbindung soll in der Weis« ge­schaffen werden, daß der San-Juan-Fluß, der den Großen See von Nicaragua   mit dem Stillen Ozean verbindet, kanalisiert wird, während die Verbindung zwischen dem Großen See und dem Atlantischen Ozean durch eine Essenbahnlinie hergestellt werden soll. Der Präsident von Nicaragua   regte an, daß die Washingtoner Regierung zur Inangriffnahme diese» Plane» zunächst 8 Millionen Dollar zur Verfügung stellen soll, wie überhaupt der Bundeskongreß der USA   die erforderlichen Beträge möglichst schnell be- reitstellen sollte, weil diese» Projekt für beide Staa« teil von großem Nutzen sei. Diplomatischer Konflikt um ein« Marke. Ein neuer diplomatischer Konflikt, diesmal wegen einer Luftpostmarke, ist zwischen Nikaragua   und Honduras  entstanden. Die Marke zeigt eine Karte von Nika­ ragua  , auf der sich große Landesteile befinden, bei denen der Besitz Nikaragua  » stritssg ist. Honduras  hat dagegen scharfen Protest eingelegt und verlangt, daß die Marke au» dem Verkehr gezogen werde. General Somoza, der Präsident- von Nikaragua  , hat Mechtgsachvcrständige um«in« Expertise ersucht. E» handelt sich hinsichtlich de» Territorium» um einen seit Jahren bestehenden Streissall zwischen beiden Staaten. Zusammenstöße zwischen den Streitkräften beider Mächte an den Grenzen werden von General Somoza dementiert, der erklärte, daß die nationalen Rechte diplomatisch in brüderlicher-Harmonie ge­wahrt werden sollen. Da» Wetter. Hinter einem Ausläufer des Atlantsschen Druckticfs, welcher auch Mitteleuropa  erfaßt hat, strömt unseren Gegenden vom Nordwesten her etwa» kühlere Luft zu. Ihr Vor­dringen war SamStag nachmittags in der Umgebung der RiesengebirgeS und in Westböhmen von Ge­wittern, begleitet. In den Niederungen der Re­ publik   wurden-nachmittags' toiebetutrf ,; 25 bis 27 Grad Celsius verzeichnet.- Eine wesentliche' andau­ernde Verschlechterung kann bei un» nicht er­wartet werden, da über dein Binnenland« wieder der Einfluß hohen Drucker vorherrschen dürfte.> Wahrscheinliche» Wetter von heute: In den böhmischen Ländern und in der Westslowakei ver­einzelte Schauer oder Gewitter und ein wenig kühler; im ganzen jedoch schön und ziemlich warm. Im Kar­pathengebiete Andauern der heiteren und sehr war­men Witterung. Wetteraussichten für Montag: Vorwiegend heiter, tagsüber ziemlich warm.
Von gor Erholungs­reise aus dem Reich zurück
Die Piratenflagge im Mittelmeer  
In der Rechnung der polnischen Obersten scheint dieser Punkt nicht zu stimmen
Vom Rundfunk Empfehlenswertes aus den Programment Montag: Prag  , Sender10.08: Deutsche Presse, 12.10: Schallplattenkonzert: Donizettt, Grieg   etc., 14.08: Deutsche   Sendung: Mauder: Wie könnten wir dem Gastgewerbe helfen?, 17.40: BrahmS  : Klaviertrio, 18.08: Deutsche   Sendung: Josef Blau  : Alte Glas­arbeiterfamilien, 18.18: Sommermusss,.18.48: Deutsche Presse, 22.20: Tanzmusik.   Prag  , Sen­der II: 16: Schallplatte», 16.20: Deutsche   Sen­dung: Enten über Prag  , 16.80: Deutsche Presse. Brünn   14.26: Französische Chanson», 17.40: Deut­ sche   Sendung: Dr. Müller: lieber Bücher, 18.16: Operettenmusik. Preßburg   16.10: Kompositionen von Grieg  , 17.05: Rundfunkorchesterkonzert. Mährisch-Ostrau 18.10: Deutsche   Arbeitersendung: Kowalik: Demokratie demokratische Schule, Konzert de» fünfzehnjährigen Geiger» Taschner. Dienstag: Prag  , Sender I: 10.06: Deutsche Presse, 10.80:. Schallplatten, 11.08: Rundsunk für deutsche Schu­len, höhere Stufen. 12.10: Populäre» Konzert jugo­slawische Musik, 14: Deutsche Sendung: Dr. Ei»ner: Aus dem tschechoslowakischen Kulturleben, 14.40: Schallplatte«,'18.06: Deutsche Sendung: Gemeinde­dampfer, Rundfunkspiet vom Altvater, 18.46: Deut­sche Presse;-18.65: Au» dem deutschem-Kulturleben, 20.55: Äundfunkorchestcrkonzert, 22.20:- Konzert für Viola und Klavier: Bach, Hindemith. Prag  , Sender II: 15: Schallplatte», 15.16: Deutsche Sen­dung: Oskar Baum  : Jugoslawische Volkslieder, 16.50: Deutsche Presse. Brünn   17.40: Deutsche Arieitersendung: Sozialinformationen, Dr. Kreis­ler: Die Frau und der Friede, 18.18: Zitherquär« tett. Preßburg   12.86: Rundfunkorchesterkonzert, 14.15: Zigeunermusik, 22.86: Tanzmusik.- Ka­scha» 11.06: Schallplatte», 12.05: Salonorchester. Mährisch-Ostrau   16.10: Leichte Musik. 19.80: Aus dem Nationaltheater:*Der Freischütz von Carl Maria Weber  .
waren wir mehr ungeduldig. Gerade deshalb tourden unsere Wünsche prompt erfüllt. Drunten krauchte ein schwarzer Punkt heran. Mit dem fahren wir", meinte Will. Er sagte es in dem Ton«, als ob es die nächste Stra­ßenbahn wäre. Ich zückte den Feldstecher. Es war ein blauer Personenwagen. Hmm der ist recht!" grunzte ich etwas undeutlich. Meine Zunge war noch damit beschäf« tigt, den ehrwürdigen, Geisbock aus den Zähnen zu stochern. Wir standen schweigend, sprungbereit links und rechts auf der Straße. Der Wagen kam an. Sein Differential trillerte, als er in die Kurve ging. Einen Schritt noch traten wir in die Fahr­hahn. Schon standen wir auf den Trittbrettern. Die Bremsen knirschten. Der Wagen hielt. Jetzt lächelten wir freundlich sagten dem Gospodin Guten Tag. Lächelnd erzählen wir ihm, daß der Weg weit und die Sonne heiß sei. Er war ein netter, freundlicher Mensch. Er lud uns ein, doch stn Wagen Platz zu nehmen. Jetzt gab es nur noch sanft zivilisierte Mitteleuropäer. Rade­brechend erzählten wir zum Summen des Motors. Nach einer Stunde Fährt waren Boris und wir dick« Freunde. Wir waren in Algier   durch die Todesschlucht, Filet de la mort, gefahren. Auf achtzig Kiloimicrn Straße ist ein Gefälle von tausend Metern zu überwinden. Während der dampfende Kühler fast die Felswand streifte, hängen die Hinterreifen an der abstürzenden Tiefe. In bezug auf gefährliche Autoschankeleien zwischenLipp und Kelchesrand" waren wir also hereits verwöhnt. Im Balkangebirge   erlebten wir jetzt jedoch eine verbesserte Auflage. Wie e» heute Nacht wer­den sollte, wenn unser Wagen über da» neue Stück Paßstraße kletterte, das war schleierhaft. Vorläufig rutschten wir noch auf einem besseren Waldweg hin und her. Manchmal war. der Dreck, den,man hier zu eiper Fahrstraße zusammengeschaufelt hatte, be­reits wieder in die Schlucht gefallen. An solchen Stellen mußten wir immer an der Wand ent­lang in raschestem Tempo das reitende Ufer zu erreichen suchen. Im rutschenden Sand stecken
zu bleiben, das bedeutete, mit einem merklichen. Plumps irgendwohin hinabzufallen. Langsam hatte solider Dauerregen eingesetzt. Bei trockenem Wetter mochte die arbeitsdienstlich hergeschaufelte Straße ganz neu aussehen. Aber jetzt die Paßstraße war wie ein in die Länge gezogenes Stück Baugrund. Taumelnd schleudernd heulend, grub sich der Wagen durch Sand und Dreck. Lange waren wir uns einig, daß wir irgendwie abstiirzen würden. Als cs endlich geschah, wurde trotzdem daS Sitzfleisch kalt. Zuerst, da rutschte ein Stück Straße weg. Leider befand sich unser Wagen auf dieser Stelle. Das Vorderrad gehorchte keinem Lenkzug mehr. Das Hinterrad mahlte im gleitenden Sand. Dann rollte der Wagen rückwärts. Der Motor heulte auf. Wir krallten uns in die Wagenpolster stemmten uns. Ein dumpfer Krach I Wir hingen fielen nicht. Eine Sekunde saßen wir still, es kam nichts mehr. Vorsichtig öffneten wir die Türe und turn­ten am Trittbrett. Ein alter Baumstrunk hielt die ganze Herrlichkeit. Wie wir im schwindenden Licht sehen konnten,, war er morsch. Es regnete scheußlich. Boris zuckte die Achseln.Morgen", meinte er. Dann kletterte er in den Wagen und macht« sich zum Schlafen be­reit. Ein rechter Gemütsmensch. Aber draußen regnete es. Also legten wir uns auch in die Pol­ster und wünschten, daß der Baumstrunk nicht, gar zu morsch sei. Unterdessen war es swckfinster geworden. Wir schalteten die Scheinwerfer ein. Die Licht­kegel stiegen wie Leuchtfeuer neben. der Straße hoch. Schlafen konnten wir nicht, Wir rauchten Zigaretten.  - ES mochte gegen elf Uhr gewesen sein.' Schwelende Fackeln kamen durch-die Nacht. Als sie droben im Kegel unserer Scheinwerfer waren, scchen wir, daß cs Bauern. und Wasserbüffel waren. Schwere, schwarze Wasserbüffel,, Boris niöite uns zu. Air atmeten alle drei, auf. Die würden es schon, schaffen.. Di« Bauern brauchten wir nicht lange zu überreden, di« pack­ten an. Teil» waren sie gutmütig, teil» dachten
sie an die Lewascheine. Anders die Büffel. Die dachten erstens übethaupt nicht und zweiten» waren sie unendlich faul. Sie standen da und brummten mürrisch. Leise väterlich redeten die Bauern zu den Büffeln. Manchmal zog der'eine,'manchmal der andere. Da stieg Boris in den Wagen und ließ den Motor ausheulen. Ein Ochse wäre wild ge­radeaus losgegangen. Anders die Wasserbüffel.' Die Summe ihrer Faulheit, ihrer Dummheit und Neugierde war riesengroß gegen ihre Furcht. Sie sahen sich um, was da so ulkig heulte. Sie waren zu träge und dumm, um Angst zu haben. Damit waren wir geschlagen. Schweigend spannten wir aus und krochen wieder in den Wagen. Zuvor sagten wir nochläkanosch", was sonderbarer­weise in Bulgarien  Gute Nacht" heißt.- Weitere zwei Stunden waren wir mit dem Wagest auf dem Baumstrunk gesessen, da kamen- wieder Büffel. Zwar waren es diesmal etwa zwölf Tiere, aber sie waren weiß und klein: Nach den Erfahrungen hätten wir von dieser Sorte minde­stens zehn Stück mehr gebraucht. Boris lächelte über, unsere Einwände. »Es ist Türkenbüffel", sagte er;Türken schlagen zu. Büffel ziehen hoch". Na, wir spannten wieder an.Fertig?" fragten di« Türken. Boris nickte!. Er saß am Lenkrad.  * Die Bauern begannen ein Geschrei und ein Geprügel. Die Büffel zogen den Wagen Ruck um Ruck» Zuletzt kam die Glanzleistung. Boris ließ den Motor wild aufheülen. Im Höllenlärm glaub­ten die Büffel den Teufel hinter sich. Noch wenig« Minuten,-dann stand, der Wagen, wieder auf ebener Straße. Schweigend klappten die Türken ihre großen Hände hoch. Boris legte Schein um Schein hinein - viele kleine Geldscheine. Er hatte ist solchen Dingen Erfahrung, t Mehr", sagten die Büffelherren, obwohl e» schon ein.ganzer Packen zerknitterter Scheine wär.. Boris runzelte die-Stirne.- Dann,sagte,er,, läkanosch" zu ihnenünd kletterte ist den Wägen. Knurrend sprang der Motor an.-