Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik

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17. Jahrgang

Die Verhandlungen

mit Ungarn

Budapest : Weitere Geduld nötig

Budapest . Im Zusammenhang mit der Ab­reise des ungarischen Außenministers any a aus Genf verbreitet das Ungarische Nachrichtens büro MTJ folgende offiziöse Mitteilung:

Außenminister Kanya bot sich während sei­nes Genfer Aufenthaltes u. a. Gelegenheit, die

Herausgeber: Siegfried Taub- Berantwortlicher Redakteur: Rarl Kern, Prag

Samstag, 25. September 1937

Mussolinis Angebot

an die Westmächte

Frankreich verlangt ausreichende Garantien für die Durchführung

Aus dem Inhalt:

Pariser Entführungsaffäre kompliziert sich

Der Staatsrechnungs­abschluß für 1936

Zwei Flugzeugabstürze

Bankrat- Bericht:

im ganzen günstig

Nr. 226

Wo bleibt das Weltgewissen?

Unvorstellbares, Entsetzliches geschieht im Fernen Osten. Japanische Flieger werfen Tag um Tag auf friedliche chinesische Städte Bomben, die unter der friedlichen Zivilbevölkerung tausende Opfer fordern: Frauen und Kinder liegen als blutig zerfetzte Leichen in den Straßen Nantings, Kantons und Hankaus, das Hab und Gut der Ueberlebenden wird eine Beute der Flammen, sie selbst sind von Funger und Seuchen bedroht. mit den Vertretern der drei Kleinen Entente- Gen f.( Havas.) Wie aus No m gemel- Bova- Scoppa fügte hinzu, das einzige Bestreben Kaltlächelnd erklären die Japaner, sie würden Staaten in Sinaja begonnenen Besprechungen, det wird, fanden sich Freitag nachmittags der feines Landes sei, die ,, Bolschewifierung des Mit- ihre blutige Arbeit fortsetzen, bis die Chinesen die den Zweck hatten, das Verhältnis zwischen franzöfifche und der britische Geschäftsträger ge- telmeeres" zu verhindern. mürbe sein, um Frieden bitten und die japani­Ungarn und einigen seiner Nachbarn normaler meinsam beim Außenminister Grafen Ciano ein Minister Delbos nahm namens der franzö- schen Räubereien anerkennen würden. Die Er­zu gestalten, fortzusetzen. und teilten ihm mit, daß die britische und die fischen Regierung diese Erklärung mit Dank zur zeugung einer Panitstimmung unter der fried­Bur Schaffung einer besseren Atmosphäre franzöfifche Regierung den Bericht über die Gen- Kenntnis, fügte jedoch hinzu, daß eine derartige lichen Zivilbevölkerung ist den Japanern eine wäre es in erster Reihe notwendig, die Min- fer Unterredungen des franzöfifchen Außenmini- Regelung in ungewöhnlichem Maße erleichtert leichtere Arbeit als die Neberwindung des mine derheitenfrage auf den Ruhepunkt zusters De I bo& mit dem italienischen Gesandten würde, falls die italienische Regierung wesent- sischen Heeres. Und es scheint, daß den Angrei bringen. Die verhandelnden Parteien haben ihre Bvva- Scoppa mit. Befriedigung aur I i che Garantien dafür geben würde, fern ihre blutigen Pläne gelingen können, denn Auffassungen gegenseitig bekanntgegeben. Eine Kenntnis genommen haben. Die britische Regie- daß ihre Zusicherung durchge- die bombardierten Städte sind wehrlos und die Vereinbarung ist vorläufig nicht zustande ge- rung ist bereit, sich an einem diplomatischen Mei- führt werden wird. Es würde sich sicherlich Bivilbevölkerung ist ohne Schuß. Es kann leicht kommen. Die Schaffung der Voraussetzungen be- nungsaustausch über die Spanienfrage zu betei-- hiebei um die Wiederherstellung einer wirksamen sein, daß sie, in Angst um ihr Leben und in Furcht nötigt mit Rücksicht auf die große Wichtigkeit der ligen. Kontrolle der Nichtinterven= bor weiteren Drangsalen, ihre Regierung drängt. Frage weitere Geduld. An den Be­Gesandter Bova- Scoppa hatte im Auftrage tions politik, um die Abberufungie de Friedensbedingung anzunehmen, also ge­sprechungen hat auch der ungarische Gesandte in Mussolinis den französischen Außenminister dar- der Italiener, welche am Bürgerkrieg in rade das tun, was die Japaner durch die Bom Bukarest Bardofsy teilgenommen. über informiert, daß italienische Regierung Spanien teilnehmen, sowie schließlich um die benangriffe beabsichtigen. Die Großmächte, die bereit fet, eine offisielle Krofta bel Delbos abzugeben, daß Italien in Spanien keinerlei ter- fendung italienischer Freiwit sich der Konsequenzen ihrer Passivität gar nicht ritorialen Absichten verfolge, was auch von den liger und von Kriegsmaterial bewußt zu sein. Balearen sowie von Marokko gelte. Gesandter nach Spanien handeln.

Genf . Der tschechoslowakische Außenmini­fter Dr. Kroft a hat Freitag vormittags dem französischen Außenminister Delbos einen Besuch abgestattet. Die Unterredung der beiden Staats­männer dauerte eineinhalb Stunden.

Vormarsch

an der Aragonfront Balencia. Das Ministerium für Natio­nalverteidigung meldet, daß an der Ostfront die

Nach Deutschland unterwegs

Mit einem Riesenstab von Mitarbeitern

Partei.

Regierungsabteilungen den Vormarsch fortsehen AI fe

und den Ort Biescas Escura, nördlich von Huesca , befeht haben. In Gavin setzte sich nur mehr eine kleine, bei der Kirche verschanzte Gruppe von Aufständischen zu zur Wehr. füblichen Ab­schnitt der Nordfront drangen die Aufständischen

bei ausgiebiger Unterstützung durch die Luftwaffe bis zur Note 1562 füdwestlich von Buftongo vor. Die Regierungstruppen unternahmen einen Ge­genangriff und bemächtigten sich zahlreicher Ge­fangener und Kriegsmaterials. Rebellen- General

bunden.

Amerika , England und Frankreich haben formalen Proteft gegen die Ermordung der chines fischen Zivilbevölkerung erhoben, vor allem aber die Japaner darauf aufmerksam gemacht, daß sie für jeden Schaden, der an dem Leben und dem Eigentum amerikanischer, englischer und fran­zösischer Staatsbürger entsteht, die Japaner haft bar machen werden. Das heißt, daß man sich, wie Nom. Ministerpräsident Muffolink( deutschen Botschafter in Rom von affett im Falle des Angriffes auf den englischen Bots hat in Begleitung des Außenministers Grafen ist auch von Ribbentrop, der deutsche schafter in China , mit einer Entschuldigung zu­friedengeben wird. Was die Japaner durch eine i an o, des Generalsekretärs der faschistischen Botschafter in London , eingetroffen. Propagandaministers Genf . Die Reise Mussolinis nach Niederringung Chinas zu gewinnen haben, steht feines Gefolges Freitag um Deutſchland wird jest in den Couloirs des Völs in gar keinem Verhältnis dazu, was ſie verlören. 12 Uhr 20 Min. im Sonderzug die Reise nach terbundes viel ruhiger beurteilt als zur Zeit des wenn die fremden Mächte ihre Schadenersatz­Deutschland angetreten. Insgesamt begleiteten Auftauchens der ersten Nachrichten in der Def- ansprüche geltend machten. Die Japaner sind die den Duce 56 Personen. Mussolini bleibt während fentlichkeit. Mussolini , der sich den westeuro- leßten, die bereit wären, ein so profitables Ge­der Fahrt durch Radio laufend mit Rom ver- päischen Mächten angenähert und Deutschland schäft auszuschlagen. auf diese Weise zu verstehen gegeben hat, daß Die japanischen Angriffe auf chinesische er nicht ausschließlich auf das deutsche Bündnis Städte sind ein Schulbeispiel dafür, wie es in abhängig sein. Unter diesen Umständen ist wird. Und sie sind, wenn sie mit einem leichten angewiesen ist, wird nun Hitler gegenüber un einem fommenden europäischen Krieg zugehen man in Wölferbundkreisen der Ansicht, daß der Sieg der Japaner über die Chinesen unter der bevorstehende italienische Besuch in Deutschland Duldung der angeblich gesitteten Welt prämiert teine fenfationellen Ergebnisse werden, eine Ermunterung, dem japani­haben wird. schen Beispiel nachzuahmen. Ist es wirklich so sicher, daß morgen nicht Bomben auf Paris , auf London , Kopenhagen oder Prag fallen werden? Die Japaner sind Meister auf dem Gebiete der Kaltschnäuzigkeit und sie geben sich keine Mühe, ihr Vorhaben ideologisch und moralisch zu ver= Nach einem im Hauptquartier Marschall brämen; es gibt jedoch politische Kräfte in der Tschangtaifchets eingegangenen Telegramm er- Welt, die den schlißäugigen Imperialisten bei der rangen die chinesischen Truppen einen Sieg im Erfindung von Vorwänden für einen Krieg noch faborider Teil der Broving Eſchangli, wo fie der überlegen sind. Ihrem Geſchic iſt es zuzutrauen, zufügten. In schweren Nahkämpfen wurden 5000 wenn sie au den Japanern in die Schule gehen: japanischen Kwantung- Armee schwere Verluste daß es nicht einmal zu Formalproteſten kommt, Japaner getötet und 2000 gefangengenommen. wir erleben ja, was sich in Spanien abſpielt, Chinesische Blätter melden, daß die Chinesen wo sich ähnliches wie in Schanghai , Kanton und bie Stadt Tatung in Nordschanghai wieder. be­feht haben, doch scheint es, als ob diese Meldung vorzeitig wäre..

halt nehmen wird, sind bereits außer it I er, In München , wo Muſſolini zuerst Aufent­der von den Manövern zurückgekehrt ist, viele führende Nationalsozialisten eingetroffen. Vpn Ministern sind Reichsaußenminister von Neu­rath und Goebbels anwesend. Neben dem

Protest Englands

Varela verwundet? Madrid.( Havas.) Es verlautet, daß bei dem mit dem Einbruch der Nacht einseßenden Bombardement der republikanischen Artillerie, London . Der britische Botschafter in das gegen die aufständischen Batterien bei Cerro Tokio erhielt die Instruktion, bei der japanischen Carabitas gerichtet war, der Befehlshaber der Regierung in Angelegenheit der Bombardierung aufſtändischen Truppen an der Madrider Front, nichtmilitärischer Objekte scharfen Proteſt General Varela, schwer verwundet wurde. Ba- zu erheben und ihr mitzuteilen, mit welcher Er rela soll an brei Stellen und am schwersten an der bitterung bie Melbungen über die Verluste Brust getroffen worden sein. an Menschenleben unter der Zivilbevölkerung auf­Franco- Agent Troncoso In Brest

Paris . Der Marinetommandant der Franco­Armee Troncoso wurde von Bordeaug nach Brest gebracht und dort, verhört. Das bisherige Berhör und die Konfrontierung mit den Beugen haben be­stätigt, daß er unter dem Namen Suprela die Attion gegen das spanische Regierungs- U- Boot geleitet hat, dessen er sich für Franco bemächtigen wollte.

genommen wurden.

teilt mit, daß bie USA - Flotte für die Dauer des Washington . Das Marineministerium gegenwärtigen fernöstlichen Konfliktes in den chinesischen Gewäffern bleiben wird.

Neue Japanische

Flugzeugangriffe Das Gericht in Cereto an der franzöſiſch­spanischen Grenze hat den italienischen Terroristen Santau.( Reuter.) Am Freitag, 16.50 Cantelli zu drei Jahren Gefängnis unbedingt ver- Uhr Ortszeit, haben sechs japanische Bombenflug­utteilt. Er war ver Teilnahme an dem Bomben- seuge, von drei Jagdflugzeugen esfortiert, San

fau überflogen und neun Bomben abgeworfen. anschlag im Tunnel bei Cerbère angeklagt. Drei Bomben fielen in die Chinesenstadt, drei am Boykott gegen Italienische Schiffe anberen Ufer des Hanu- Flusses und zwei in den Tunis.( Havas.) Die Dodarbeiter in Tunis dangtſe, ungefähr 200 Meter von dem britischen Tehnten es, geführt von Gewerkschaftsfunktionä- Kanonenboot" Avhis". Man glaubt, daß durch das Bombardement ungefähr 100 Personen ge­ren, ab, die Ladung des italienischen Schiffes tötet und 200 verwundet wurden. Es handelt " Praga" zu löschen. Der Kapitän des Schiffes sich zumeist um Angehörige der ärmeren Bevöl. wollte darum die Ladung von der Besazung terungsschichten. löschen lassen und ersuchte um Schuß durch die

bewaffnete Macht. Da aber die Gefahr von Totio.( Reuter.) Freitag um 5 Uhr früh Zwischenfällen bestand, ging das italienische Schiff haben japanische Flugzeuge einen neuen Anflug wieder in See. Die Hafenarbeiter bontottierten auf Ranton unternommen und das Hauptquartier auch das italienische Frachtschiff Citta di Mar- der Kanton- Armee und die Kadettenschule bom­fala". barbiert.

Schlappe der Kwantung- Armee

Paotingfu besetzt

Nanting begibt. Und die Welt hält in diesem Falle den Hinweis auf die bolschewistische Gefahr" für hinreichend; von moralischer Entrüstung oder gar davon, daß aus einer solchen Entrüstung Konsequenzen gezogen würden, ist nicht viel zu bemerken.

Totio. Die japanischen Truppen besetzten So abgeftumpft ist die Menschheit, daß ihr am Freitag Paotingfu, füblich von Peiping. Die der Massenmord kein Grund zur Empörung ist, Schlacht bauerte den ganzen Tag und befenbere so berberbt iſt ſie, daß ihre Wortfüges and heftig waren die Kämpfe bei der Bahnstation, Verwalter den Ueberfall auf ein friedliches Land wo chinesische Maschinengewehrschüßen erbitterten zugeben dürfen. Ja, da und dort schreibt eine Widerstand leisteten.

Tschangkalschek hofft auf Amerika

Beitung, die Methoden der Japaner seien bar­tern angedeutet, daß die Flugzeugangriffe barisch und sogar in einer Note Ameritas wird Nanking . Generalissimus Tschangkaischet auf offene Städte unmenschlich sind. Auch in erklärte amerikanischen Pressevertretern gegen Japan gibt es Papierförbe, und die Protefte fin­über: Solange der Neunmächtepatt in Gültigkeit den darin Plaz. Leidenschaftlich erheben wir die Forderung, ist, müssen die Mächte China in seinem gegen­tvärtigen Kampf unterstüßen. Eine neutrale Hal- mit dem blutigen Schauspiel im Fernen Osten tung läßt dieser Palt nicht zu. Das gilt ins- Schluß zu machen, ehe es zum Vorſpiel ähnlicher besondere für Amerita als den Einberufer der Schauspiele wird; mit Nachdruck muß die Kul­Washington- Konferenz und den Haupturheber turmenschheit fordern: verhindert, daß Schanghai , dieses Neunmächteabtommens. Die bisherige Saltung der Vertragsmächte überrascht China .

Bur Kampflage äußerte sich Tschangtaischet noch dahin, daß China die japanische Blockade unbegrenzt aushalten könne.

Nanting und Kanton Schule machen. Gäbe es ein Weltgewiffen, hätte es Kraft, so müßten die Re­gierungen handeln, die jetzt den Versuch unters nehmen, die Ströme unschuldigen Blutes mit ein paar Tropfen Tinte aufzuwiegen, bis das Verhängnis, dem sie freien Lauf ließen, auch