Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen   sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik

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17. Jahrgang

, Nicht Roß und Reisige Sichern die stelle Höh'"

9

Herausgeber: Siegfried Taub  - Verantwortlicher Redakteur: Karl Kern, Prag  

Sonntag, 26. September 1937

sondern Kanonen, MG's und Polizeihunde

,, Nicht Roß' und Reisige

Sichern die steile Höh'

Wo Fürsten steh'n.

Liebe des Untertans,

Liebe des freien Manns, Sichern des Fürsten   Thron Wie Fels im Meer".

Wenn der Zar

den Zaren besucht

Auf Drängen der italienischen Polizeibehör-)

Aus dem Inhalt:

Verbandstag

der Eisenbahner eröffnet

Faschistisches Verschwörer­nest in Madrid   ausgehoben

Van Zeeland bleibt

Verfehlte Fettwirtschaft Purkyně  - Feier in Prag  

Nr. 227

ben find auch in München   für die Sierheit Innenpolitische Fragen

Mussolinis außerordentliche Maßnahmen ergrif­

fen worden, die durch die offenbar gut fundierte| Im Vordergrund aller politischen Veratun Nachricht begründet zu sein scheinen, wonach vier gen, die nun nach dem Begräbnis des Präsiden antifaschistische Italiener auf ten Masaryk   welches eine großartige Manifes dem Wege nach München   verhaftet wor- station unserer Demokratie gewesen ist und als den feien. Sämtliche Hotels und Pensionen in den solche auch im Ausland getvertet wird wieder Straßen, durch die sich der Triumphzug bewegen eingesetzt haben, steht nach wie vor der Staatsa foll, werden von der Geheimpolizei der allerstreng- boranschlag für das Jahr 1988. Es han sten Ueberwachung unterzogen. Sämtliche Keldelt sich hier um ernste wirtschafts- und staats­

So hieß es in der alten preußischen wird, eine Wache einrichten. Hitlers   Leibler und Dach kammern müssen während politische Probleme. Konnte man in den Jahren Königshymne: standarte wird die Umgebung des Palais, des ganzen heutigen Tages verschloffen gehalten der Krise ein Budget hinnehmen, das ein Defizit an das sich ein großer Garten anschließt, be- werden. Darüber hinaus wurden Maßnahmen aufwvies, ein Defizit, das begründet war in den wachen. Nachts werden Polizeistreifen getroffen, die den Eintritt unbekannter Personen gefunkenen Staatseinnahmen und den gewachse mit Polizei hunden das Grundstück ab- unmöglich machen. Sämtliche Wohnparteien müf- nen sozialen Verpflichtungen des Staates, so muß patrouillieren. In den letzten Wochen ist eine sen sich verpflichten, daß sie keinerlei Fremde in diesmal der Staatshaushalt ins Gleichgewicht ge­ihre Häuser und Wohnungen einlassen werden. bracht werden. Mit aller Gewissenhaftigkeit und Polizeitruppe von achthundert Mann Sie müssen der Polizei die Namen und Adreffen mit allem Verantwortungsbewußtsein müssen die im Scharfschicken besonders ihrer Freunde oder Bekannten vorlegen, die sie Biffern des Staatshaushalts zusammengestellt Die Blätter berichten über die Schuhmaß- Truppen des Sicherheitsdienstes werden Spezial- stern und Baltonen aus zu besichtigen. Den aus- eben veröffentlichte Rechnungsabschluß für 1936, geübt worden. Diese achthundert Mann sowie eingeladen haben, um den Umzug von ihren Fen- werden, sie dürfen keine fiktiven Ziffern sein. Der nahmen, die für die Neise Mussolinis getroffen wurden. De it erre i ch wurde auf diplomati- torps bilden und die Bewachung des Duce über- ländischen Presseberichterstattern find ie fünfzehn der einen Fehlbetrag von 2.3 Milliarden auf­fchem Wege ersucht, das Nötige" vorzukehren. nehmen. Ein besonderes Expeditions Photographien abverlangt worden, che sie Presse- weist, ist eine Mahnung ein Budget aufzustellen, das sich der Wirklichkeit möglichst nähert, die Da die Tiroler Bewachungsmannschaft zahlen- torps der italienischen Polizei farten erhalten haben. Die Photographen dürfen mäßig nicht ausreichen würde, um die Strecke befindet sich in Berlin  , um mit der Berliner   nur ganz kleine Apparate von der Größe einer Unterschiede zwischen Rechnungsabschluß und Staatshaushalt müssen verschwinden oder auf ein Brenner Kufstein   und die Bahnhöfe genügend Polizei die Sicherheitsmaßnahmen auszuarbeiten. Leica bei sich führen. Mindestmaß herabgedrückt werden. In unserer zu bewachen, wurden Verstärkungen heran­Finanzwirtschaft muß vollkommenes Vertrauen gezogen. Polizei aus Wien  , Gendar= herrschen: im Inland und im Ausland. Die crie Staatsschuld darf nicht unnötigerweise vergrößert werden. Wir wissen zwar, daß wir in einer außers ordentlichen Situation leben und daß der Staat Mittel zur Verteidigung braucht. Wir geben ihm

Kärnten   und Salzburg  

Der Empfang in München  

find in militärischer Ausrüstung bereitgestellt Der Sonderzug Mussolinis, der am Bren- seine Stunde dauerte. Bei dem Gegenbesuch über­worden. Weiter ist auch der Wiener   Polizeipräfi- ner in der Nacht zivei Stunden gehalten hatte, reichte Hitler   seinem Gast eine nur für ihn be­dent, der die Leitung der Sicherheitsmaßnahmen um nicht zu früh in Innsbruck   anzukommen, traf ſtimmte einmalige Ausfertigung des Groß­in die Hand genommen hat, in Innsbruck   ange- um 7 Uhr 30 in Innsbruck   ein. Auf dem kommen und hat am Innsbrucker Hauptbahnhof   streng abgesperrten Perron hatten sich zur Be­fein Quartier aufgeschlagen. Es dürften ungefähr grüßung der Wiener   Polizeipräsident, Staats­sekretär Sku bl und der italienische Gesandte in

800. Polizisten, 700 Gendarmen und die Gar= bes peere 6, an the bag, Aufenthalt bon

der Strecke liegen, also in erster Linie jene von 20 Minuten fuhr der Zug nach Kufstein   weiter. Inns brud, all un sub sun Zeil   mit Gendarment, Soldaten und Poliziſten bemagt auf Die österreichische Strecke war von etwa 3700 geboten fein. Die Truppen Maschinengewehren ausgerüstet. In der ersten reichsdeutschen Station i e- Selbst Artillerie steht in Bereitschaft; die fersfelden wurde   Mussolini von   Hitlers Truppen werden auf der Strecke verpflegt. Die Stellvertreter Heß begrüßt. Um 10 Uhr traf der Wache versicht ihren Dienst im Stahlhelm und Sonderzug auf dem Münchener   Hauptbahnhof mit aufgepflanztem Bajonett. Zwei Tage lang ein. Hier empfing   Hitler den Gast an der Spike wurde die Strecke Tag und Nacht abgegangen. des nationalsozialistischen Führerkorps, dessen Bundesbahnarbeiter wurden auf der Strecke Bren- Front sie nach dem obligaten herzlichen Hände­ner- Kufstein eingesetzt; sic kontrollieren dauernd die Schwellen, Schrauben usw.

druck" gemeinsam abschritten. Die Fahrt zum Pring Carl- Palais, wo für Mussolini Quartier vorbereitet war, gestaltete sich nach den offiziellen Schilderungen zu einem einzigartigen Triumph­zug".   Pariser Korrespondenten berichteten aller­dings ihren Blättern, daß der Empfang durch die  Münchener Bevölkerung zunächst etwas fühl war.

Ein eigenartiges Bild bietet Innsbrud, besonders die Gegend um den Bahnhof. Die Häu­ferreihen, die an der Bahnstrecke liegen, und der Bahnhof felbft werden streng bewacht und heute ganz abgesperrt sein. In den Häusern längs der Bahn müssen alle Fenster ab fünf Uhr Um 11 Uhr 23 stattete Mussolini Hitler in früh gefchloffen sein. Die Schlüffel zu dessen Privatwohnung einen Besuch ab. Im An­ben Dachböden diefer Häufer müffen der Polizei schluß daran kam es zu einer einstündigen Aus­übergeben werden. Sie werden erst nach der sprache. Später trafen sich die beiden im Brau­

Die ,,   Salutschüsse" liefert der Dritte im   Bunde...

Durchfahrt Muffolinis zurückgegeben werden. In nen Haus zur feierlichen Kesanzniederlegung. Im treuzes des Ordens vom Deutschen Adler. Nach den lekten Tagen wurden alle verdächtiBraunen Haus gab dann   Hitler ein Frühstück, an einem gemeinsamen Besuch im Hause der   deutschen gen Personen in Verwahrung dem Mussolinis engster Mitarbeiterstab und von haft genommen. Davon wurden besonders die   deutscher Seite die Reichsleiter teilnahmen. Göz Kunſt fuhren beide Diktatoren nach 7 Uhr abends Personen betroffen, die politisch verdächtig find ring ist in der offiziellen Teilnehmerliste nicht in getrennten Sonderzügen ins Manövergehände. und bereits Strafen abgefeffen haben. angeführt. An des Frühstück schloß sich ein großer

In   Berlin wird die Geft a po im Empfang an, nach dessen Beendigung sich Musso­Reichspräsidentenpalais, wo   Mussolini wohnen lini und Hitler vom Balkon aus dem Volte zeig

Die Offensive

ten, das nach dem DNB in einen Orkan von nicht endenwollenden jubelnden Heilrufen" ausbrach. Am Nachmittag nahmen   Mussolini und Sit­ler die Parade der Parteiformationen ab, die  

Hitler- ,, Ehrenkorporal"  

Mussolini hat den Neichskanzler   Hitler zum Ehrenkorporal der faschistischen Miliz ernannt. Es ist dies die höchste Würde, welche die faschistische Bewegung zu vergeben hat.

Nicht Entführung, sondern Flucht

Haftbefehl gegen General Skoblin und seine Frau

diese Mittel gerne, denn wir wollen die Repu blit, die Demokratie und unsere Freiheit erhal= ten, wir wollen das Erbe Masaryks bewahren. Aber ein Staat braucht neben Waffen auch eine gefunde Finanzwirtschaft, die gleichfalls ein Stüd Landesverteidigung ist. Und die breiten Massen der Bevölkerung haben ein Interesse daran, daß ihre Geldlöhne und ihre Sozialrenten einen hohen Sachwert behalten. Es muß also diejenige Linie der staatlichen Finanzwirtschaft herausgefunden werden, die den militärischen Notwendigkeiten genau so Rechnung trägt wie den wirtschaftlichen. Sie fann nur auf der Ebene sorgsamen, ernsten, der Wirklichkeit entsprechenden Präliminierens. des Gleichgewichts zwischen Einnahmen und Aus­gaben liegen.

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Das Parlament wird sich neben dem Bud get auch mit gewissen landwirtschaftli chen Fragen befassen, welche von den Agras riern zur Sprache gebracht werden. Es sind dies die Fragen des Kolonisationsfonds, der land­wirtschaftlichen Entschuldung und des Viehmonos pols. Die   sozialistischen Parteien haben nicht die Absicht, der Behandlung dieser Fragen auszuweis chen, aber sie wollen sie so behandelt wissen, daß Rechnung getragen wird. Der sozialistische_Flü­vor allem den Interessen des kleinen Landwirts gel der Regierungskoalition hat es in den letzten Jahren bewiesen, daß er gewillt ist, die landwirts schaftlichen Probleme zu lösen und daß die Sozia­listen den Sorgen des fleinen Landwirtes, der sich chrlich plagt und um sein Brot ringt, nicht ver­ständnislos gegenüberstehen. Wir verweisen nur auf das Getreidemonopol, welches den Bauer von den Schwankungen der Weltmarktpreise befreit hat und ihm- troß mandher organisatorischer Mängel des Monopols, die wir zugeben einen festen Preis und damit eine feste Entlohnung feiner Arbeitskraft sichert. Leider unterliegt die Führung der republikanischen Partei stets dem Einfluß der großen Grundbesitzer und deswegen wird eine Einigung in diesem Fragenbereich nicht so leicht sein. Je mehr die kleinbäuerlichen Inters effen in der Agrarpartei zur Geltung kommen werden, desto leichter wird eine Verständigung in der Koalition erzielt werden.

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an der   Aragon- Front  Valencia. Das Ministerium für Na­tionalverteidigung teilt mit: An der Aragon­Front bemächtigetn wir uns Freitag des Bahn­hofs in Drna, weiter Barranguas, Casa de Bar­ranguas, der Zementfabrik in El Arto und eini­ger Stellungen der Aufständischen entlang der  Paris. Der mit der Untersuchung des ral Skoblin eine Doppelrolle gespielt hat, Straße aus Sabinanico de Nibero del Fiscal. Wir haben mehr als 300 Gefangene gemacht und geheimnisvollen Verschwindens des Generals Mil- daß er wahrscheinlich zahlreiche Beziehungen zu uns zahlreichen Kriegsmaterials bemächtigt. Wir ler betraute Untersuchungsrichter hat nach Fest- Deutschland unterhielt und daß er nicht ver­haben einen feindlichen Angriff bei Zuera zu- stellung der differierenden Aussagen des Generals fchleppt wurde, sondern geflüchtet ist. Ein Wort noch über die   Sudeten Skoblin und feiner Frau einen Saftbefehl Was General i II er betrifft, so find deutsche Partei Konrad Henleins, die feit rückgeschlagen. zwei Buntte untiat! General furaet Beit eine neue Tallit eingeschlagen hat. Es An der Nordfront bombardierten Franco- gegen General Skoblin, der bekannt hier insbesondere Flugzeuge G i i o n und deffen Umgebung. Im lich feit Donnerstag abends verschwunden ist, er- Miller schreibt in seinem Briefe, dessen Echtheit ist noch gar nicht so lange her, daß die Flüster­Oftabſchnitt bemächtigten fich bie feindlichen laſſen. Auch Frau Stoblin wurde für verhaftet zweifellos iff, bas ganze Treffent fei that be propaganda der die Hoffnung der Waffen; Truppen eines Berges im Benzua- Maffiv, aber erklärt. Der Untersuchungsrichter beschuldigt fie bächtig und er befürchte eine Falle. Trohd.m die im Mai 1935 die Liſte der Sdß gewählt unsere Truppen haben sie im Gegenangriff ver- der Mitschuld an der gewaltfamen Entführung ging er zu dieser Zufammenkunft allein und haben, denen man viel versprochen hat und die trieben. Die Aufständischen, unterstützt von Flug- des Generals Miller. Aus den Aussagen kam der verständigte hievon keinen seiner Mitarbeiter. seit Jahr und Tag ungeduldig geworden sind, das zeugen und Tants, beschten unsere Stellungen Untersuchungsrichter zu der Ueberzeugung, daß Andererseits sprach General Miller gut deutsch mit gestillt hat, daß man sie reden wir   deutsch General Skoblin und seine Frau durch ihre Aus- und es fiel ihm weder der Name des   deutschen auf den Einmarsch   Hitlers vertröstet hat. Man fagen die Polizei darüber täufchen wollten, wie Militärattachés Strohmann, der reichlich ver- hat erzählt, daß in absehbarer Zeit das große fie die Zeit am Mittwoch zwischen 12 und 14 Uhr, dächtig ist, noch der zweite Name Wern.r anf. Im Wunder geschehen wird, in einem Jahr, in sechs als General Miller verschwand, verbrachten. Falle Kutie pow spielte nämlich auch ein ge- Monaten, zuletzt hat man den großen Kladderas Bahlreiche führende Mitglieder der ruffifchen wiffer Werner, der später ermordet worden war, datsch für den Dezember prophezeit. Das Volk Kolonie in   Paris find der Auffaffung, daß Gene- cine Nolle. aber hört die Friedensreden   Hitlers, die es jetzt

bei Molino.

An der   Madrider Front haben wir einige Angriffe im Tale Rio Sorbe im Abschnitt Gua­balajara zurückgeschlagen. An der Front bei  Teruel und an der Südfront teine Veränderun gen.