Nr. 227 Sonntag, 26. September 1037 «Seite 8 Nlnderhcltenunrcdit Einige Dokumente i. Der^rumänische Handels« und Industrie« Minister, Herr Baler Pop, hat an 72 Industrie­unternehmungen in Siebenbürgen , im Banat und in der Bulowine in Rundschreiben geschickt,. in welchem er darauf hinwelst, daß der rumänische Staat durch seinen Schutz und durch die direkte und indirekte Unterstützung die Enüvicklung und Wüte der rumänischen Industrie in hauptsäch­licher Weise hervorgerufen hat. Durch den Zoll­tarif,'durch ein JndustsieförderungSgesetz, durch Kontingentierung und durch sonstige gesetzliche und BertvaltungSmahnahmen ist die inländische Industrie bon der ausländischen Konkurrenz be­wahrt worden, ist ihr auf dem JnlandSmarkte eine Monopolstellung geschaffen worden. Die Konsu­menten haben im Rahmen dieser Schutzpolitit bedeutende Opfer gebracht und sie haben sie ge­bracht, weil sie, wie der Minister meint, der Be-s ideütung der Industrialisierung im Prozesse jdzr wirtschaftlichen Emanzipation bewußt sind. In Anbetracht dieser Tatsachen erachtet der Minister es für die Pflicht der Briefempfänger, das Gebot der Zeit zu verstehen und auch unter materiellen Opfern alle Wege zu suchen, um in den Reihen der Angestelltenschaft die Elemente völkischer rumänischer NationSzugohörigkeit zu fördern. Der Minister fordert somit die Unternehmer auf, 50 Prozent des BerwaltungSpersonalS und des technischen Personals jeder Kategorie, 50 Prozent der qualifizierten Arbeiter und 75 Prozent der nichtqualifizierten Arbeiter aus den Reihen der Angestellten, beziehungsweise Arbeiterschaft rumä­nischer BlmSzugehörigkeit zu entnehmen und die Belegschaft der einzelnen Unternehmungen ent­sprechend abzuändern, oder zu erhöhen, und zwar bis längstens Ende Dezember dieses Jahres. Der Brief ist bis zuml. Oktober zu beantworten, Nichtbeantwortung gift als Ablehnung.* II. Der rumänische Industrie« und Handels­minister, Herr Baler Pop, hat dem Bukarester rechtsradikalen Blatts»Buna Bestire"(Die gute Botschaft) die folgende ,Mte^Botschaft" mit­gefeilt(vorher sei noch bemerkt,^vatz Herr Baler Pop Mitglied, einer Partei und einer Regierung ist, die sichliberql" zu nennen beliebt):Ich bin sicher, daß die Unternehmungen sich meinem Wun­sche fügen werden. Wenn mein Wunsch unbe­achtet bleibt, werden ihre Wünsche daS gleiche Schicksal haben. Doch können die Unternehmun­gen ohne unsere Unterstützung nicht tätig sein. Wir verfügen über ausreichende Mittel, um die Achtung diese» Wunsches durchzusetzen. Unser Ziel ist es, die Rechte des Volkes zu verteidigen. Anstatt ein unabwendbare» Gesetz zu erlaffen, be­gnügen wir uns damit, darauf zu sehen, daß die Rumänen in ihre wirtschaftlichen Rechte wieder eingesetzt werden. Wir brauchen in diesem Falle kein Gesetz". Der Berichterstatter de» genannten Blattes fand den vom Minister geforderten Hun­dertsatz von 50 Prozent sehr bescheiden und leicht zu achten. Der Minister antwortete:Wir kön­nen nicht auf einmal den Umsturz der Wirklichkeit verlangen. Wir werden in drei Monaten durch­setzen, daß in bisher reinen Minderheitenunter«- nehmungen bei der höheren Angestelltenschaft in einem Verhältnis von 50 Prozent, bet der nicht­gelernten Arbeiterschaft in einem Berhältni» bon 7,5 Prozent.der Schlag rumänischer Hetzen ge­hört wird.^>äter werde ich fordern, daß auch in den höheren Angestelltenklassen der Berhält« niSsätz der Rumänen so wie eS gerecht ist. von 50 auf 75 Prozent erhöht wird". in. In Bukarest erscheint eine deutsche Zeitung «Bukarester Tagblatt". Diese Zeitung ist gleich­geschaltet. Sie ist»eine» der vielen Kopfblätter de» Herrn Goebbels . Sie arbeitet in Bukarest mit den nationalistischen und faschistischen Kreisen eng zusammen. Sie wird ausschließlich von An­gehörigen, der.deutschen Minderheit in Rumänien redigiert. Diese Zeitung schreibt zu dem Rund­schreiben de» rumänischen Handelsministers, da» sie einenDrohbrief" nennt: Die zahllosen deutschen Beamten, die au» dem StaatSdidnlt in ungerechtfertigter Weise ent­lasten worden sind,' würden nicht auf Gryj)d der Perfaffuna oder irgend eines Gesetzes auf, die StrSßegekvÄi:ftii.'''Allelkngerechttgkeiken,"dieder' deutschen Volksgruppe im Laufe der letzten Jahre ' widerführen, find ohne Recht und ohne Gesetz fibegangitn worden. Man hat diese Vorfälle an ' zuständiger Stelle vielfach so darzustellen versucht, al» ob es sich-um Uebergriffe untergeordneter Organe handle: Herrn Baler Pop, verdanken» > wir nun das offene Eingeständnis, daß man sich an maßgebender Stelle über'den Grundsatz de» Rechter-und Gesetze» hinwegsetzt" An einer an­deren Stelle sagt da» Blatt:'«Worauf kommt die Forderung des Industrie- und Handelsmlnistev» nutz praktisch herau»tz 50-bi» 75 Prozent an­ständiger Staatsbürger, die nicht weniger Steuern zahlen ql» ihre rumänischen Mitbürger, die ihren Pflichten''dem'Staate genau so Nachkommen: wie tztzer Rumäne, die fleißig. ihrer Arbeit^nach-" gehen,, ohne: die Ruhe de» Lande» und»daS Zu­sammenleben mit den anderen Völkern zu stören, .sollenaufdieStraßegeworfenwerdenMir weil . sie nicht Rumänen sind... Unser tzWnSraum und'unseELebeNSkechtMt ohnehin bi» Mr Grenze deS Ekträglichen''beschnitten..Au» der Bertpal- ttmg,der Justiz: von der Post, der Eisenbahn, von Mercfll sind unsere Volksgenossen hinauSgedrängt MTW' Unter dem Protektorate Dr. Milan HodjaS findet heute in Preßburg eine Hviezdoslav-Feier statt, iq deren Rahmen auf dem Platze vor dem Theater ein Denkmal des größten slowakischen Dichter» Paul Orszägh-Hviezdoslab in Anwesen­heit de» Vorsitzenden der Regierung und.de» Ju­stizministers Dr. Ivan Direr enthüllt werden wird. ganda. ein! Für diesen Zweck wurden 15.000 Plakate und 800.000 Slegelmarken vertrieben, sowie ein neuer Kurzfilm als Wecbefilch geschaf- sen, welcher in den Lichtspielhäusern- vorgeführt wird. n sechs verschiedenen Warnen auftrat, legitimiert sich mit»AtuS"- oder Parteibüchern, die offenbar gestohlen sind, und versucht, unter, irgendeinem Vorwand in den Besitz eines Rade» zu gelangen. In einem Falle gab er an, daß er zu müde sei, um einen Freund besuchen zu können. DaS au»« gehändigt« Rad brachte er nicht zurück. Der Schwindler ist auflallend blond, etwa 20 bis 25 Jahre alt und spricht perfekt deutsch und tschechisch. DI» Schulden des Finanzärar» an die Selbstverwaltung Die SelbstverwaltungSkörper Länder, Bezirke und Gemeinden erhielten auf Grund der Staatsrechnungsabschlusses im Jahre 1088 auf UmlagensorderuNgen au» der^StaatSkassa insgesamt 1840.8 Mill. KC, d. i. um rund 800 Mill. KL mehr al» die Gebühr auf Grund der tatsächlichen Umlageneinnahmen im Jahre 1088, durch welche dem Staate gegenüber den Selbst» verwaltungSkörpern eine Zahlungsverpflichtung von 1540.0 MU. KL erwuchs. Durch die Mehr­leistungen um 800 Mill. KL haben sich die Rück­stände der StaatSkasta an die Selbstverwaltung von 1740 Mill. KL per Ende 1085 auf 1440.2 Mill. KL per Ende 1088 vermindert. Bon den gesamten Zahlungen an die Selbswerwaltung ent­fielen auf die Landesumlagen 808.2 Mill. KL, auf die Schulumlagen 18.7 Mill. KL, auf die Be­zirksumlagen 850.8 Mill., auf GesundheitSum«. lagen 82.2 Mill., Kammerumlagen 88.4 Mill., zwölfprozentige Grundsteuerumlage 0.2 Mill.« Aemeindeumlagen 708.8 Mill, und auf die den Ländern zugeteilten Gemeindezuschläge zur all­gemeinen und besonderen Erwerbssteuer 8.98 Mill. KL. Dabei haben sich die Rückstände de» Staate» auf die Landesumlagen um rund 110 Mill. KL auf 482 Mill, vermindert, die Rück­stände auf die Bezirksumlagen um rund 44 Mill, auf 240.8 Mill. KL, und di- Rückstände auf die Aemeindeumlagen um 120 Mill, auf 881.5 B.-A.-Wahlen In der PoldlhOtte In Komoren Am.Freitag fanden in.der Poldihütte in Ko« motau-die Wahlen in den BettiebSauSschuß statt. Seit der letzten Wahl im Jahre 1085 ist die Zahl der Beschäftigten von 810 auf 1100 gestiegen.' Bon 855 gültigen Stimmen erhielt unser Metallarbeiter-verband 808, die DAG 448 und die Tetschner Gewerkschaft 101 Stimmen. S» müh als besonderer Erfolg unsere» Metallarbeiterverbande» gebucht werden, daß ei ihm, nur auf Grund seiner Tätigkeit im Betrieb gelang, gegenüber der letzten Wahl 102 Stim­men zu gewinnen. Leider wirkt fich der Stimmengewinn bei der Mandatrverteilung nicht au». E» erhielt der Metallarbeiterverbaüd wieder drel' Mandate mit einem Stimmenrest von 72, so daß ihm nur.sechs Stimmen für da» vierte Mandat fehlten. Die DAG erhielt sechs und die DRAG ein Mandat. worden, will'mast fte nun noch aus ihren Werk- stätten und Betrieben kwerfen?" .IV h. Die angeführten.Dokumente sprechen für sich selbst.- E» ist nicht nötig, auch nur ein Wort hin»' zMfügen, um dem Leser begreiflich zu machen, wie der Wind in Rumänien weht. vor Friedhof von LAny wieder geöffnet« Prag . Nach einem Bericht aus Läny find' jetzt die mit der Herrichtung de» Grabe» des Präsidenten T. G. Masaryk verbundenen Arbei­ten so. weit fortgeschritten, daß die Friedhofs­sperre, die für einige Tage notwendig war, auf« gehoben,' werden kann. Der Friedhof vonLänh wird von heute ab, für. die Oeffentlichkett, wie früher, zugänglich sein. Orsi Tage war der Frosch so krank... Konrlrd Henlein, der bekanntlich nur durch Krankheit verhindert war, am Kondukt teil­zunehmen, ist wieder so weit hergestellt, daß er bereit» eine Reise nach Mie» und Neudek antre­ten konnte und daß er dort sogar reden wird. Drei Tage war der Frosch so krank, nun quakt er wieder, gottseidank... Fortsetzung der Ernährungsaktion Entlassene Soldaten einbezogen. Auf Antrag des Ministerium» für soziale Fürsorge wird- die staatliche Ernährungsaktion für Arbeitslose und Kurzarbeiter fortgesetzt. Für eine weitere fünfwöchige Periode, d. I. vom 27. September bis 31. Oktober 1037, wurde der Be­trag von 6,448.400 KL bewilligt. Gleichzeitig wurde-«gestimmt, daß in dieser Periode auch S o l d a t e n, die eben vom militärischen Prä­senzdienst zurückgekehrt sind, beteilt werden kön­nen, auch wenn sie während dieser Periode in der vorgeschriebenen Frist zur staatlichen ErNäh» rungöaktion nicht geincldet waren, allerdings so­weit sie den Bedingungen der Richtlinien ent­sprechen. Für die Durchführung der Milchak- t i o n für Kinder von Arbeitslösen und kurzar­beitenden Familienernährern für die gleiche Pe­riode wurden 844,000 KL bewilligt. Gleichzeitig wird die Brotaktion für die Arbeitslosen unter den bisherigen Bedingungen fortgesetzt. Der Auf­wand für die Durchführung der Aktion in dieser Periode wird insgesamt 1,800.000 KL betragen (Pressedienst de» Ministeriums für soziale Für. sorge).'- L6on Blum abgereist Prag . Der Stellvertreter des französischen Ministerpräsidenten Löon Blum ist SamStaq mit dem Pariser Schnellzug um 11. Uhr 55 vom Wilsonbahnhof nach Paris zurückgereist, Mit dem gleichen Zug fuhr auch seine Gattin und. seine Begleitung. Auf dem Bahnhof kamen sich verab­schieden: der Vorsitzende der Regierung Dr. Mi­lan H o d z a mit Gemahlin sowie die Minister Jng. N eia ä und Dr. Ludwig Cz e ch. Di­französische Gesandtschaft war durch alle ihre Mitglieder vertreten. Auf dem Bahnhofe stand eine Ehrenrotte des Infanterieregiments T. G. Masaryk Nr. 5 mit der Regimentskapelle. Den Staatsminister Blum begleitet bi» zur Grenze-der französische Gesandte in Prag d e Lac roix und Gesandter Zdenik Fierlinger. Staatsmini­ster Lkon Blum und Gemahlin bxnühten ihren offiziellen Aufenthalt in Prag zu einer Besichti­gung des heutigen Prag , wo sie seit dem Jahre 1018 wieder zum erstenmal- weilten. Streik auf der Albert-Grube beendet Aussig . Zu dem Streik auf der Alber!» Grube wird vom Tsch. P.-B. mitgeteilt: Mitden im Revier Elisabeth des Albert-Schachte» strei­kenden Bergarbeitern wurde am Samitag um 10.80 Uhr ein Abkommen in Anwesenheit de» Vertreters de» RevierbergamteS von Tevlitz« Schönau, sowie von Berttetern der Unternehmer und der Arbeiterschaft abgeschloffen. Die strittigen Fragen wurden bereinigt, so daß Montag die Arbeit in normalem Umfange wieder ausgenom­men werden wird. Die Bergarbeiter im Elisa» bethrevier werden jetzt fünf anstelle der bisheri­gen vier Schichten arbeiten, der Bettieb auf dem übrigen'Teil de» Schachtes, wo die Bergarbeiter des Verein» für chemische und metallurgische Produktion arbeiten, ist von dem Konflikt nicht berührt. Dtzrt wird in den bisherigen sechs Schichten gearbeitet. Bla Säuglingssterblichkeit Im sudetendeutKhen Gebiet Für die besondere Häufigkeit der Totgebur- ken oder del Säuglingssterben» im'sudetendeut­schen Gebiet ließe sich Mit großer. Wahrscheinlich- kett der Nachweis führen, daß dafür nicht innere,' vielleicht konstitutionelle Schäden verantwortlich: gemacht werden können, sondern äußere, durch die UnUvelt. bedingte Schäden, nämlich solche, wie ße durch die in den sudetendeutschen Gebieten beson­ders verbrestete Jndustriearbeit der Frauen bedingt'find. Mit einer gewisten Wahr­scheinlichkeit läßt sich nün,sKließen, daß bei den Sudetendeutschen ebenfalls' gehäufte Todesfälle an angeborener Lebensschwäche durch eben diesel­ben, von außen kommenden Umweltschäden be­dingt seien. Endgültige» dazu kann aber nur durch Erhebungen anfibrk Md Stelle und durch unmittelbare» Befragen der bettoffenen Eltern ststgestekÜ'werden.'» Diese Erhebungen der Deutschen Ju- g e n d f it r s o r g e beginnen bereit» mit Sep­tember d. I? und sollen bi» zum 81. Dezember 1087«öbgeschloffen sein. Sie ümfasten alle Tot­geburten und alle Früh- uNd Säuglinglsterbefälle im Zeiträume vom 1. Oktober 1088 btt 80. Sep- tenlber 1087 in sämtlichen Bezirken, die dje Deutsche LandeSkommiffion für Kinderschuh und Jugendfürsorge in Böhmen durch eigene Bezirk»- fürsorgerinnen, besetzt hat, Durch einen Bescheid der Land«»behörde in Prag vom 8. Just 1087, welche den Amt»«, In den frühen Morgenstunden des 25. Sep­tember ist der. langjährige Leiter der Unter« stützungSabteflung de» verbände»«der Arbeiter in der Bau-, Stein« und Keramindustrie in Prag . Johann Sommer, nach^langer, schwerer Krankheit verstorben. Sommw wurde am 10. Dezember 1803 in Ujest -im Böhmerwold geboren, besuchte die Bolks- und Bürgerschule, sowie zwei Jahre BauwerkSmeisterfchule in Pilsen . Er er­lernte dann da» Maurerhandwecr und trat schon im Jahre 1012 der Fachorganisation bet. Seit Jänner 1020 ist er Angestellter de» Verbände». Johann Sommer war den meisten deutschen Bauarbeitern bekannt und hat nicht nur in oer Gewerkschaft, sondern auch in der Pattei im In« tereffe der Arbeiterschaft viele» geleistet. Er hinterläßt eine Frau und drei unversorgte Kinder, , Johann Sommer wird am Mittwoch, den 20. September, l. I., in Prag beerdigt werden. Die Bauarbeiterschaft wird ihm jederzeit ein ehrende» Andenken bewahren. Tödlich verunglückt. Am Dienstag, den 21. d. M. fuhr hur Borsteher von Hörtau, Eduard John: mit feinem Rade gegen Politz. In der Kurve bei Buschmühle kam ihm ein Personen- mrto entgegen. John, der infolge des starken Ge­fälle» in scharfem Tempo fuhr, konnte nicht mehr rechtzeitig au»weichen.und fuhr mit großer Wucht gegen da» Auw. Er erlitt derart schwere verlet- zungen, daß er am Nächsten Tage im Kranken» Häuseln Tttschen starb. Warnung vor einem Schwindler. Die Ausst- ger Staatspolizei warnt vor einem Schwindler, der in Artzttterkreisen, besonder» bei AtuSleuten, Varteigenoffen und Kommunisten. Räder herauS- zülocken versucht. Der Kursche, der bereit» unter Distrikt», und Fürsorgeärzten die Mitwirkung bei der Aktion aufttägi, erhalten die Erhebungen -inen halbamtlichen Tharakter und können des­halb mit Beanspruchung der Amtsärzte.auch jene Fälle erfaffen, die durch di- Jugendfürsorge allein nur unzureichend hätten geklärt werden können. Die Schweigepflicht der Aerzte und die berufliche Schweigepflicht der Fürsorgerinnen sichern eine streng-vertrauliche Behandlung aller Fragen. Die Erhebungen werden weitgehend die zu­künftigen Fürsorgemaßnahmen für Mutter und Kind bestimmen. Sie sind deshalb von größter Bedeutung. Au» diesem Grunde erwattet die Deutsche Jugendfürswege nicht nur eine fteudige Mitarbeit aller Aerzte und eigenen Amtswalter, sondern auch da» volle Berständni» jener Fami­lien, denen e» nicht gegönnt war, ihr Kind am Leben zu erhalten. Wir müffen die Ursachen ken­nen lernen, die bnsere ohnehin geringen Geburten­zahlen noch» so unverhältnismäßig stark verrin­gern. Die Erhebungen werden zeigen, wie weit mit Aufklärung, Erziehung und Fürsorge die Sterblichkeit bekämpft werden kann und wie weit eugenische Maßnahmen notwendig wären. In Böhmen finden sich zwei Gebiete mit be­sonder» gesteigerter Säuglingssterblichkeit: der Egergraben um Saaz-Brüx-Dux und im Böhmevwald um Böhm.»Krumau und Wallern . In beiden Gebieten ist wieder der Anteilsatz der an angeborener Lebensschwäche bald wieder verstorbenen Neugeborenen besonder» hoch. Di» Deutsche Tuberkulosenfürsorge in der Tschechoslowakischen Republik Bereit» im Jahre 1008 wurde von Univ.- Prof. MUDr. Rud. Jaksch-Wattenhorst der Deutsche Landeshilfsverein für Lungenkranke in Böhmen gegründet. Die Ungunst der Berhältniffe im letzten Jahrzehnt stötte die Tätigkeit, so daß eine ganze Reihe von^Zweigvereinen ihre Tätig ­keit einstellten. Diese Tatsache gab den Anlaß zur Neugestaltung, der. Deutschen Tuberkulosenfür- sorge, welche im letzten Jahre durchgeführt wurde. E» wurde beschlossen, den Gesamtverband der deutschen Hilfsvereine für Lungenkranke in ein«: Reichsverband der Deutschen Tubettulosenfürsorge umzuwandeln und Landesstellen der Deutschen Tuberkulosenfürsorge für Böhmen , Mähren und Schlesien , weiter in jedem Gerichtsbezirke de» sudetendeutschen Sprachgebiete« eine Zweigstelle der Deutschen Tuberkulosenfürsorge zu errichten, welcher eine administrative Beratungsstelle anzu ­gliedern ist. In dieser Beratungsstelle soll eine fachlich vorgebildete Fürsorgerin eine vollständige Evidenz der Tuberkulosen schaffen und soll den Erkrankten die Einleitung des Heilverfahren» ver- mittelt werden. Die Tuberkulosediagnoftik soll in zenttalen Fürsorgestellen, welche von Fachärzten geleitet werden, durchgeführt werden. In Durchführung de» Arbeitsplanes vom 8. Dezember 1088 wurden bereit» 88 neue Zweigstellen errichtet, so daß es bereits 5 8 Z w e igstell^n gibt. Aerztlich geleitete Für- sorgestellen, in denen die Tuberkulose ­diagnostik durchgeführt' wird, gibt es bereits 28. Die Leistungen der 28 Fürsorgestellen betrugen tm Jahre 1088: Kranke und Bedrohte in Evidenz 25.820, Zahl der evidenten Familien 8800, Zahl der ärztlichen Ordinationsstunden 4108, Zahl der ärztlichen Untersuchungen 88.880, Zahl der Röntgenuntersuchungen 10.848, Zahl-der Un ­tersuchungen de» Sputums 1018, Zahl der ver ­teilten Thermometer 227, Zahl der vetteillen Spuckschalen 284, Zahl der vorgenommenen ­hensonnenbestrahlungen 15.420, Zahl der Auf ­sichtsbesuche der Fürsorgeschwester 18,422, Zahl der besuchten Familien 8220, in Heilanstalten wurden 610 Personen untergebracht, in Fetten ­kolonien wurden 1315 Kinder entsendet. h Gleichzeitig mit der Durchführung der Or- ganisationSarbeiten setzte eine großzügige Propa-i krow im /DRD)