' TeitL 2Sonntag, 3. Oktober 1937Nr. 233-Rückschläge aus. Zweige melden Kurz«arbeit, zum Teil auch schon Entlassungen. In den'Kamgarnspinnereien waren im Jänner 1937;10.100 Arbeiter beschäftigt, in der Zeit von MitteÄugust bis Mitte September d. I. 9600.'Davon.arbeiteten 30 bis- 40 Stunden wöchentlich im Jän-ner 14.8 Prozent, in der Zeit von Mitte Augustbis Mitte September 46.9 Prozent. 20 bis 80Stunden in der Woche waren im Jänner überhaupt keineÄrbeiter-beschäftigt, Mitte August bisMitte September.44.2 Prozentl Die durchschnittliche wöchentliche Arbeitszeit ist also stark zurückbegangen. Die rückläufige Beschäftigung in einzelnen Zweigen der Textilindustrie fällt in eineZeit, in der in der. Regel aus saisonmäßigengründen eine' Belebung einzusetzen pflegt. Undbas erscheint besonders bedenklich.Vieles-deutet darauf hin, daß die Weltkonjunktur gleichfalls vor neuen Rückschlägen steht.Die Märkte einzelner Rohstoffe weisen währendder letzten Wochen eine beunruhigende Preisbewegung auf. Die Preise verschiedener Rohstoffesind beträchtlich gesunken. Unsicherheit in derPreisbewegung der Rohstoffe und damit Beunruhigung in ihrer industriellen Verarbeitung machensich Wiedel KiiierfbÄc.'Die Rohstoffderbraucherschränken ihre Bezüge im Hinblick auf die Preissenkungen auf den unumgänglich notwendigenBedarf ein. Der Krieg im Fernen Osten hat dierückläufigen Tendenzen der Preisentwicklung einzelner Rohstoffe noch verschärft und überdies wieder eine gewisse Unsicherheit-des Welthandels hervorgerufen. Die sich füo unseren Export darausergebenden Perspektiven sind nicht günstig. Wenndie Weltkonjunktur 1939 ihren Höhepunkt erreichen sollte, wofür vieles spricht, dann würde diesfür unsere Wirtschaft einen neuen, empfindlichenRückschlag in einem Zeitpunkt bedeuten, in demwir von einer allgemeinen Hochkonjunkturnoch weit entfernt sind.Die Lage unserer Exportindustrien und dieandauernde Krise in einzelnen Zweigen undIndustriegebieten erfordert außerordentliche Beachtung. Wir könnten in der Bekämpfung derArbeitslosigkeit' und im konjunkturellen Aufschwungs schon ein gutes Stück weiter sein, wenndie Wirtschaftspolitik großzügiger und rascher gearbeitet hätte. Es hat lange Zeit gedauert, bevordie Refundierung dec Handelssteuern für einigeIndustriezweige verwirklicht wurde. Seit vielenMonaten.wird übe: die gleiche Maßnahme für dieTextilindustrie verhandelt, ohne daß bisher einpraktisches Ergebnis erzielt wurde. So verstreichen kostbare Monate, in denen unserer Wirtschaft beträchtliche Chancen auf dem Weltmarktentgehen. In, der Frage der Organisation desExportkredites ist noch nichts geschehen. Die Re-vrganisation des Exportinstituts, seine bessere!finanzielle Ausstattung, erfolgte sehr spät.Auch die Baubewegung ist in den Grenzge-1bieten im Durchfchnitt unöefrtedigettd.'Von"ein'er■guten Baukonjunktur in den Grenzgebieten zusprechen, wäre eine Uebertreibung. Der Wohn-hausbau stockt noch immer, weil zahlreiche Sparkassen noch nicht in der Lage sind, Hypothekarkredite in hinreichendem Umfange zu gewähren.Wir sind-Mr Ueberzeugung, daß wirtschaftspolitisch zu wesiig zur Hebung der Ausfuhr geschehen ist. Wir können uns mit der Einstellungher Produktion in einigen hundert Betriebennicht abfinden. Unter den jetzt noch stillstehendenBetrieben gibt es noch eine Anzahl, die technischalle Voraussetzungen für die Wiederaufnahme derProduktion bieten, wenn die Beschaffung vonProduktionskrediten gelöst wird. Die Erlangungvon Krediten bei den Privatbanken ist schwierig.oft unmöglich. Zumeist bleibt als einziger Ausweg ein Kredit bei einem öffentlichen Kreditinstitut- mit der Zusicherung der Staatsgarantie..Aberdie Gewährung der Staatsgarantie ist häufigschon bei laufenden Betrieben nicht leicht. Beistillgelegten Betrieben vergehen in der Regel vieleMopate, bevor das Verfahren zu einem positivenErgebnis führt. Eine liberalere und raschereDurchführung der Staatsgarantie für Produktionskredite an laufende und stillstehende Betriebewürde tausenden Arbeitslosen wieder Beschäftigung geben, der Nationalbank Devisen aus Exporten zuführen, der Staatskassa Millionen Ar-beitslcksenunterstützung ersparen und die wirtschaftliche und soziale Lage einzelner Gebiete-erleichtern.Für ganze Gemeinden und ehemalige Industriegebiete ist derzeit, so lange nichts Durchgreifendes zu einer weiteren Hebung des Exportesund zur Wiederinbetriebsetzung stillstehenderUnternehmungen geschieht, die Durchführungöffentlicher Arbeiten die einzige Möglichkeit, dieArbeitslosigkeit vorübergehend zu mildern. Tausende Arbeitslose haben erwartet, daß durch dieErrichtung des JnvestitionSbeirates beim Mini«sterratSpräsidium die Durchführung öffentlicherArbeiten nicht nur rascher, sondern in den Notstandsgebieten auch großzügiger vor? sich gehenwird. Nach fast einjährigem Bestand des Jnve-stitionsbeirates fällt«in Vergleich zwischen denErwartungen und den Packtischen ErgebnissenNicht befriedigend auS. Einzelne behördliche Stellen bearbeiten die ihnen vorgelegten Investitionsprojekte so, als ob ihre Durchführung ohne nach-Auf dem Wesin die VerbannungDie arabischen Geschäftsleute streikenJerusalem. Der britische Kreuzer„Sussex" lief Samstag früh mit vier der verhaftetenarabischen Führer von Haifa aus, kehrte jedochnach kurzer Zeit wieder zurück. Man glaubt, daßdie arabischen Führer auf ein anderesKriegsschiff gebracht worden sind,das sich sofort nach den Seychellvn-Jnsebn im Jüdische« Ozean begebe« wird.Der Präsident der arabischen Partei, Hussein, dessen Verhaftung am Freitag gemeldetwurde, ist entkommen. Verhaftet wurde lediglichder Führer der arabischen Jugend gleichenNamens.In Jerusalem find alle arabischen Geschäftegeschloffen und wahrscheinlich werden auch in denübrigen Städten die arabischen Geschäftsleuteschließen.In Palästina stehen nunmehr 7500 Soldaten in ständiger Bereitschaft, um jederzeit dieOrdnung und Sicherheit deS Landes zu sicher«.INuleseukehrt nach Bukarest zurückBukarest. Wie der„Adeverul" meldet, wirdder frühere Außenminister TituleScu in denersten Tagen des Monats Oktober nach Bukarestkommen und hier sein Lehramt als Universitätsprofessor wieder aufnehmen. Er will sich der Lehredes Völkerrechtes widmen. Nach den vorliegenden Meldungen soll TituleScu auch beabsichtigen, aktiv in die rumänische Innenpolitik einzutreten.teilige Folgen durch längere Zeit verzögert werden könnte.Wir stellen dies alles fest, um auf die Not-iWendigkeit eines rascheren Tempos unserer Wirtschaftspolitik hinzuweisen. Aber wir konstatierendiese Tatsachen auch im Hinblick auf die Beratungen des Voranschlages für 1938. Ministerpräsident Dr. Hodza hat vor kurzer Zeit betont, daßdie Schwierigkeiten der Bedeckung der Ausgabennicht gering sein werden. Diese Schwierigkeitensind leicht begreiflich. Die Steuereinnahmen, dieein Spiegelbild der Lage und der Leistungsfähigkeit der Wirtschaft bieten, steigen nicht entsprechend den wachsenden Ausgaben. Rasche undwirksame Maßnahmen zur Wirtschaftsbelebungsind di« unerläßlichen Voraussetzungen für dieGesundung der Staatsfinanzen.Dies anläßlich der Beratung des Staatsvoranschlages festzustellen, haben wir nicht nur.vom sozialen, sondern auch vom volkswirtschast-lichen und staatsfinanziellen Gesichtspunkt fürnotwendig erachtet. Di« Zeit ist auch für unserLand vorüber, in der man die Ueberwindung vonKrisen von der Automatik der Wirtschaft erwarten konnte. Gleich allen anderen Ländern befindetsich auch die ESR im UebergangSstadium zueinem staatlich gelenkten Wirtschaftssystem. DieHebung der Ausfuhr, die WiederbeschäftigiM dernoch vorhandenen Arbeitslosen sst auch bei unszu einem großen Teil die Aufgabe der Handelsund Wirtschaftspolitik des Staates. Sie muß aberrascher und wirksamer eingreifen, weil es angesichts der Möglichkeit weltwirtschaftlicher Rückschläge keine Zeft mehr zu verlieren gilt.Verzweifelte Angriffeder JapanerSchanghai.(Reuter.) An der Schanghaier Front ist seit 48 Stunden ein verzweifelterKampf im Gange, da die Japaner die Kommunikation Lotten—Liuhan in ihre Hände bekommenwollen. Einer Erllärung des chinesischen Sprechers zufolge hatten die Japaner von dieser Kom-munikatton ass einigen Stellen bereits Besitz ergriffen, wurden aber immer wieder verdrängt.In Schantung eingedrungenTokio. Die an der Bahnlinie Tientsin—Pukeu operierenden japanischen Truppen habendie Grenzen von Hopei und Schantung überschritten und Sanjuan besetzt. Unterstützt von Ar«tillerie und Fliegern haben die Japaner einenAngriff auf Tetschou in der Provinz Schantungunternommen. Es ist dies das erstemal, daß stlpa-nische Streitkräfte in die Provinz Schantung eingedrungen sind.Sanitäre Hilfe für ChinaDi« Budgetkommission des BöllerbundeSprüfte die Finanzmittel für die Gewährung einer!Hilfe auf sanitärem Gebiet an China. Falls dieVersammlung ihre Zustimmung erteilt, wird derVölkerbund für diesen Zweck zwei MllionenSchweizer Franken bereitstellen.Latour-Wahlsieg in AustralienLondon.(Eigenbericht.) In demaustralischen Bundesstaat Victoria fandenWahlen statt, bei denen die Arbeiterpartei fünfSitze gewann. Die Arbeiterpartei unterstützt, dortdie bisherige Regierung.Die Wirtschaftdes GetreidemonopoisWeitere Angriffe des„Prävo Lidu“Das„Prävo Lidu" setzt in seiner Samstag-nummer die Angriffe auf das Getreidemonopolfort. Das Blatt sagt, daß alle. Bemühungen,innerhalb des Monopols selbst Ordnung zu schaffen, gescheitert sind und nichts übrig bleibe alsdie Flucht in die Oeffentlichkeft. Das Monopolhabe aus dem Ausland Korn gekauft, wobei essich der Vermittlung von Wiener Agenten bedienthabe, dadurch sei der Kauf verteuert worden. Alses zu den Abschlüssen kam, hat das Monopol dieSchlußbriefe nicht selbst unterschrieben, sonderndamit die agrarische„Kooperativs" betraut, diediesen Auftrag an ihre Schwesterorganisation„Agrarasol"' weitergegeben habe. Diese Gesellschaft hat zwar eigene gedruckte Schlutzbrief«formulare, in welchen angeführt ist, daß sie fütbaS Monopol verkaufe, sie lehnt aber jede Verantwortung für die Qualität der Ware ab.Die tschechoslowakische Getreidegesellschaftselbst hat dem„Prävo Lidu" eine Antwort aufden Aufsatz dieses Blatts geschickt,.in welchemdas„Prävo Lidu" scharfe Kritik an der Lagerung des Getreides geführt hat, dessen Folgedie Verseuchung deS Getreides mit dem Kornwurm sst. Die Getreidegesellschast bestreitet daS,allerdings führt sie dabei keine ÜberzeugerchenTatsachen ins Treffen.Wieder Lehrerpraktikantenan VolksschulenDie Regierung hat den Schulminister Dr.Franke über seinen Antrag ermächtigt, die Gültigkeit des Ministerialerlasses vom 19. Juli 1985Nr. 92.252/1 über die Lehrerprakttkanten anVolksschulen für das Schuljahr 1937/38 zu verlängern. Die Erneuerung der Institution derLehrer-Prakttkanten wird einen Aufwand von8 Mllionen Kö erfordern.Der Präsident der Republik empfing amSamstag, den tschechoslowakischen Gesandten inWarschau Dr. Juraj S l ä v i k. Nachmittagfuhr der Präsident nach Läny, wo er das GrabT. G. Masaryks besuchte.Kanzler Sämal 70 Jahre. Am 4. Oktoberwird der Kanzler des Präsidenten der RepublikDr. Pkemyfl Sämal 70 Jahre alt. In Prag alsSohn eines städtischen Beamten geboren, absolvierte er in seiner Vaterstadt Gymnasium undUniversität, wurde Dottor der Rechte und eröffnete auch in Prag eine Advokatenkanzlei. Politisch gehörte er der Realistenpartei Masaryks anund wurde nach Ausbruch des Weltkrieges eineifriges Mitglied der„Maffia", in der er ein«führende Rolle spielte. Nach dem Umsturz wurdeer Vorsitzender der Verwaltungskommission derStadt Prag und 1919 Kanzler des Präsidenten.Spanischer Gewerkschaftsbundunter neuer FührungLondon.(Eigenberich t.) Der spanische Gewerkschaftsbund hat eine neue Leitungerhalten. Zum Vorsitzenden wurde Gonzales P e n a gewählt, der ein Anhänger PrietoSist. Die Richtung Prietos hat also nunmehr auchdie Mehrheit in der Gewersschaftsführung. LargoCaballero wurde übrigens in die Leitung wiedergewählt.EINE GESCHICHTEVON BILDERN UND ANTIQUITÄTENCopyright by Saturn Verlag 1936Valerian nickte. Professor Mysenius begannumständlich die Ziffer in den Scheck einzusetzen.Es war eine Ziffer mit fünf Nullen. ProfessorMyseniuS schrieb sehr langsam. Als die letzteNull geschrieben war, wischte sich Valerian denSchweiß von der Sttrn. Er streckte langsam dieHand aus. Professor Mysenius schwenkte, um dieTinte trocknen zu lassen, den Scheck zwischen seinen Fingern. Valerians Hand näherte sich derdes Professors. Die beiden Hände waren einander schon recht nahe. Valerians Hand folgte,magisch angezogen, den Bewegungen der Greisenhand, sie begann sogar gleich dieser leicht zu zittern. Endlich erhaschten seine Finger einen Zipfeldes Schecks, Professor Mysenius soch erstaunt auf,Valerian lächelte freundlich und gedankenlos:„Er ist schon trocken", sagte er mit versagender Stimme und entwand dem mjld Ueber-raschten das Papier.Als nun Professor Mysenius umständlich denSchmuck in seine Aktentasche zu packen begann,beteiligte sich Valerian kaum an diesem Unternehmen. Widerwillig und erschöpft brachte erSeidenpapier und Holzwolle. Gleichzeitig beobachtete er, wie der Professor auf einer Liste dieStücke, die in der Tasche verschwanden, abstrichund er fragte sich voll Staunen, wozu der Manndas Zeug eigentlich mitnahm, warum er es nichtda liesi oder in den Garten hinauswarf. Endlichtvar alles beendet. Plötzlich riß Valerian injäher Angst den Scheck aus der Tasche und begannihn zu studieren; ein Scheck auf Villon& Bardet,eine unbekannte Privatbank...„So, jetzt ist alles in Ordnung", sagte Professor Mysenius,„ich bekomme da^ja wohl gleicheine Autodroschke?"»La, ein paar Schritte vor dem Haus",murmelte Valerian,„was ich noch fragen wollte:der Scheck wird ja doch morgen prompt honoriert?"„Ich nehme wohl an", sagte Professor Mv-senius,„ich verstehe von solchen Dingen gar nichts.TS sst aber anzunehmen. Also guten Tag, HerrAronas, guten Tag".Valerian begleitete ihn bis zur Tür. Di«eigenen Füße dünkten ihn hundertkiloschwer. Mitschleppenden Schritten ging er ins Zimmer zurück.Die Luft war stickig. Er öffnete ein Fenster. Ersetzte sich in den Fauteuil und blieb dort bewegungslos sitzen. ES war Sonntag. Mittag.Eiw Uhr. Die leerste aller Stunden einer Großstadt. Durch das offene Fenster blickte man aufden winterlichen Garten. Es war ganz still. Valeria» saß bewegungslos. Ich bin also jetzt einreicher Mann... sagte er plötzlich laut vor sichhin. Dann wurde er noch imider. Es war nochimmer sehr heiß im Zimmer, ein kalter Luftstoßfuhr herein und wirbelte einige Papiere hoch, dieauf dem Schreibttsch gelegen hatten. Valerianrührte sich nicht. Er sah ihnen zu, wie sie durchsZimmer tanzten und langsam zu Boden flatterten. Er sah«S mit müden Augen. Es tauchten auch noch einmal die Aeste der Gartenbäumeauf und dann wunderte er sich, woher er diesekahlzarte nußbraune Landschaft so gut kannte.Diese wetten, langgestreckten Felder, diese jungenBirken— und Buchenwälder, weit dahinter dieverstreuten Dörfchen; ja, er kannte sie. ES warlange her. Er hätte übrigens einen warmen Mantel mitnehmen sollen, der Wind pfiff manchmalscharf und dünn, man konnte sich erkälten, obwohl die Lust ganz lind und weich war. Ahiij,sagte der Kutscher und das Pferdchen trabte etwas1 rascher. Daß die Straßen noch immer so verdreckt waren, und die Lust von irgend etwas, mankonnte nicht sagen wovon, aber von irgend etwaseinen Geschmack hatte, einen ganz eigenen Geschmack, ja, das war alles vertraut und erfteulich.Man hatte so ein beschwingtes Gefühl, das klein«grüne Wägelchen mit den offenen Sitzen, wackligund knarrend,, rollte rasch dahin, bald würden sieankommen und dann— die Gesichter. Was siefür Gesichter machen würden. Schneller, Kutscher! sagte er und trieb das Pferd selber an;kltsch so trieb man hier dje Pferdchen an, erwußte es noch, alles wußte er noch. UebrigenS saßer hier ein wenig eng. Er warf einen Blick nebensich. Ach» so; warum breitete sich dieser schweigsame Mensch nüben dem Kusscher so aus? Nun,was konnte man machen? Ein ungemütlicherMensch, so ein Schweiger, ewig die Pfeife imMund und kein Wort während der ganzen Fahrt,es konnte einem die ganze Freude verderben. Nein,absulut nicht, gar nicht. Man rückt einfach zurSeite» sagt Pardon, und soll er sich breit machen.Ahij, rief jetzt der Kusscher und zeigte mit demPeitschenstiel nach vorn— da kamen sie schon.Schneller! Er setzte sich im Wagen zurecht undversuchte, eine würdige Miene zu machen. Abersie wintten und schrien, ein Singsang: aiaiaiaiai... oioioioioioi schön war das, er konnte nichtruhig und würdig oben auf dem Kutschbock bleiben,er lachte über das ganze Gesicht, aber sie ließenihn nicht absteigen, sie drängten sich um daS Wägelchen, sie lachten und schrien.Er. ist zurückgekommen...Als ein großer, reicher Mann ist er zurückgekommen...Aiaiaiai... habt Ihr gesehen den Otterpelz! Pss...!Gabt mir doch auch die Handl Was seid Ihrstoh geworden?Soll er nicht geworden sein stolz mit soviel Geld? Laßt ihn heruntersteigen; steigt aus!Und jetzt kam der Bürgermeister, noch immerderselbe wie vor zwanzig Jahren, aber alt warer geworden, und begrüßte ihn. Alle standen sieherum und wssperten, wie der Bürgermeister sel«ber ihn begrüßen kam.Als ein großer Mann kommt Ahr wieder,sagte der Greis und sein« Stimme zitterte' vorRührung, kommt Ahr wieder in Eure Vaterstadt.Fromme Eltern habt Ihr gehabt und darum ruhtGottes Segen über Euch und habt Ihr viel Geldgewonnen draußen in der Well. Seid will«kommen!Und darauf schritten sie voran, er und derBürgermeister und hinten die Leute. Sie gingendurch die schmalen, steilen, alten Gäßchen decStadt, in der es schon zu dämmern begann. Ererkannte die alten Häuser alle wieder und denkleinen Platz, vor dessen niedrigen Toren alteFrauen und Männer saßen und die Hälse reckten,ihn, den großen Sohn der fleinen Stadt zu sehen.Sie wiegten die Köpfe und sagten aiaiai...Dann trat man in das Bürgermeisteramt, gingdurch die schmalen, ftnsteren und schmutzigenGänge(hier war doch die Schul' gewesen) inden großen Festsaal, der nur bei besonderen Anlässen geöffnet wurde. Und da war ein großesBankett gerichtet. Es duftete nach Speisen, derensüßen und durchdringenden Geruch man schonlange nicht verspürt hatte, und alle setzten sichnieder. Wieder hielt der Bürgermeister einekleine Rede. Dann sprach der Oberlehrer underzähüe, wie schon der Knabe in der Schule habeGroßes ahnen lassen und dann stand er selber ausund sagte ein paar Worte. Er danke ihnen, undsie würden sehen, daß er seine kleine Vaterstadtnicht vergessen habe draußen in der weiten Welt,in der großen, daß er etwas tun werde... aberwährend er sprach, hatte er die ganze Zett einunbehagliches Gefühl. Es fehlte ihm etwas, esbeunruhigte ihn etwas und dann fiel ihm ein,daß er doch den schweigsamen Amerikaner, dengroßen Mann mit der Pfeife mithabe. Wo istdenn der? wo treibt er sich herum? das konnteeinen furchtbaren Krach geben. Er brach seineRede schnell ab und ging aus dem Bankettsaal.(Fortsetzung folgt)