SeiteSonntag, 3. Oktober 1937Nr. 233Der Worte sind genug gewechselt„Für die Abwehr europäischer Kulturgegtn den Faschismus und für die Möglichkeit der europäischen Demokratien, ungefährdet von praktischen Auswirkungen derRede Mussolinis ihr nationales und kulturelles Eigenleben gesichert weiter führen zukönnen, ist die Tatsache höchst bedenklich,daß sich faschistische Machtäußerung ganzsystematisch der Massenorganisation bedient.Massen folgen aber stets nur einem Prinzip,dessen äußerliche Erfolge sie sehen. Seit Jahren nun sehen die Massen Europas fast stetsdas Versagen des moralischen Standpunkts,sie sehen stets, wie der Humanitätsgedanke mit Füßen getreten wird,wie die Menschenrechte niedergeknüppeltwerden, wie die Freiheit der Völker von derBrutalität der Kanonen straflos erschossenwird. Man muß heute die Gefahr klar erkennen, daß diese Massen, die ohnehin die Neigung haben, ihre politische Stellung nur ausAffekten zu beziehen, sich allmählich von dermoralischen Idee abwenden und demTr, i um p h der Kanonen nachlaufen, der zudem, psychologisch ungemeinwirksam, den niedersten Instinkten ebendieser Massen Befriedigung gibt. Mit jederBlamage von Genf wandern Tausende in dasLager- derer, die Gegner des humanitärenGrundgedankens von Genf sind und Tausende und aber Tausende verlassen, weil sienicht mehr an Genf glauben, auch das Prinzip der Humanität und verleugnen die Grundsätze, auf denen die Kultur Europas undNordamerikas aufgebaut ist, die erhabenenGrundsätze der Menschenrechte.Es bedarf wahrlich keiner europäischenKassandra, um zu prophezeien, daß die Tageauf bürgerlicher Freiheit aufgebauter europäischer Kultur zu Ende gehen, wenn nichti n d en demokratisc h<e n Staaten selbst, ganz unabhängig vom, Völkerbund und von Ideen kollektiver Sicherheit, dieheute nur Traumgebilde sind, ein festerWille sich kund gibt, Angriffe auf die Menschenrechte, wo immer sie vorkommen, mitder ganzen ihnen zur Verfügung stehendene Macht zu verhindern. Nur das kann die Men-sehenmassen Europas wieder dem moralischen Standpunkt beim Ausgleich zwischenstaatlicher Beziehungen zuführen, nur daskann ihnen wieder das notwendige Vertrauengeben, daß die sittlichen Bestrebungen einzelner und gut gesinnter Gemeinschaftenauch den Schutz der Mächtigen genießen undsich nicht immer wieder als ein Mißerfolgschlimmster Art darstellen. Mögen sich diegroßen Demokratien jeden Tagvorhalten, daß es nicht möglichist, mit Mißerfolgendie Werbung für die demokratischenIdeen durchzuführen. Wenn sichauch ein paar tausend Idealisten für eine Ideetotschlagen lassen, die, weil die DemokratienEuropas versagt haben, zum Mißerfolg geführt hat, so werden doch die Massen derVölker stets nur jenef Idee huldigen, hinterder der Erfolg steht. Es wird an der Zeit,über den Schutz der Menschenrechte und überdie Idee der Demokratie weniger zur e d e n und unendlich viel mehr f ür sie zutun, damit die Humanität endlich stärkerwerde als die Kanonen, die sie bedrohen."„National-Zeitung“, Basel.Die zwei Feiertage. Dr. Sebekowskh schreibtin der„Zeit":Es find zweipolitische Feier»tage, die in den Monat Oktober fallen: derachtundzwanzigste, der im Kalen«derrot angezeichnetzH Feiertag derStaatsgründung und der 1. Oktober, Marschwarz verzeichnet im Kalender, aber glühend roteingebrannt in den Herzen unserer Bolksgenoffen.Unser 1. Oktober ist der sudetendeutsch«Tag des völkischen Bekenntnisses und der Zuversicht.Die Behörden der Republik werden sich wegendauernder Ignorierung des Feiertages volN1. Oktober beim Stammesführer wie in Berlinunbeliebt machen IDer Egerer Hauptbahnhof war bisher gemeinsames Eigentum der tschechoslowakischen undreichsdeutschen Bahnverwaltung. Freitag übernahmen die tschechoslowakischen Staatsbahnen dasHauptgebäude der Bahnhofs sowie den Portierdienst, der bisher von reichsdeutschen Angestelltenversehen wurde» in eigene Verwaltung. Ab 1.November wird auch der Gepäckdicnst, der bisherausschließlich den reichsdeutschen Bahnen gehörte,gemeinsam von den tschechoslowakischen und deutschen Bahnen verwaltet werden.Die jugendlichen Räuber von Oberpltm vorGericht. Bor dem Linzer Jugendgericht wurdeam Samstag die Verhandlung gegen den 18-jährigen Handelsakademiker Wilhelm R. ausLinz durchgeführt, der mit seinem 16jährigenFreunde im Juli d. I. in der Tschechoslowakeieinen Raubmord versucht hatte. Die Burschen kamen heimlich über die Staatsgrenze, überfielen inder Sparkasse von Oberplan den BankkaffierD e e r und verletzten ihn durch zwei Schüsse sehrschwer. Sie flüchteten nachher ohne Beute undwurden später verhaftet. Wilhelm R. wurdewegen versuchten Raubmordes zu drei Jahrensttengen Arrest verurteilt.Scharlachepidemie. Im Städtischen Krankenhaus von Tschechisch-Teschen liegen 26 Kindermit Scharlach und es kommen immer neue hinzu,insbesondere aus Jablunkau.Auto in dm Fluss gestürzt. Unweit des finnischen Städtchens Salo stieß ein in voller Fahrtbefindliches Avltö mobil gegen ein Straßrngelän-der, welches durchbrochen wurde, und stürzte inden Fluß. Hiebei ertranken sieben Personen, zweiweitere wurden schwer verwundet.Reisegepäck... Einem Berichte des,„Malin"zufolge wurden unter den auf dem PariserAustersitz-Bahnhof deponierten Gepäckstücken viernicht explodierte Granaten gefunden.Gemeinnutz geht vor Eigmnutz. Der Oberbürgermeister von Saarbrücken, Dürfeld, ein„alter Kämpfer", wurde beurlaubt, da er sageund schreibe Ausgaben in Höhe von 18 MillionenRM machte, für-die keine Bewilligung vorhandenwar.Erschöpfter Autolonker— zwei Tote. Aneinem Bahnübergang in der Nähe von Stuhlweißenburg wurde ein Lastkraftwagen von einemvorbeifahrenden Personenzug erfaßt. Der Wagenwurde vollkommen zertrümmert. Eine Frau undihre 17jährige Tochter blieben auf der Stelle tot,der Wagenlenker erlitt lebensgefährliche Verletzungen. Die Katastrophe wurde dadurch verursacht, daß der Chauffeur, der in völlig erschöpftem Zustande den Wagen gelenkt hatte, nichtbemerkte, daß di« Schranken des Bahnübergangesgeschlossen seien, diese durchbrach und das Geleise gerade in dem Augenblick passierte, als derPersonenzug vorbeifuhr.Lastzug entgleist. Die Staatsbahndirektion gibtbekannt: Am 1. Oktober um 14.40 Uhr fuhr einStratzenbahn-Dampfwagen der Firma Konstruftivaaus Prag beim ungeschützten Bahnübergang« derSchlauer Straße in Knoviz in den Lastzug Nr. 8867„Amerika, du hast es besser“Ein lustiger Militarismus, der solche Tamhour-majors verträgt!(Der schönen Annie LauraBishop aus Tupelo im Staate Mississippi wurdediesmal di« Auszeichnung zuteil, bei der großenParade der American Legion in New-Dork alsTambourmajor an der Spitze der Musikkapelle ihres• Heimatstaates zu marschieren.)Das Papier der Fälschungen ist stärker als das derechten Schein«, aus zwei Schichten zusanunengeklebt,di« sich bei Befeuchtung trennen lassen. Der HelleRand ist schmäler als bei den echten Banknoten undungleich abgeschnitten. Der Bilderdruck ist etwasungenauer und entbehtt der feinen, durch die Gravierung entstehenden Striche; ein gutes Erkennungszeichen aber ist. daß das Retz von sich kreuzendenFäden, das namentlich auf dem Hellen Rande gurzu erkennen ist, bei den echten Banknoten anders, beiden falschen dagegen ebenso gefärbt ist wie die Bilder, also rotbraun auf der Kopfsette und karminrotauf der Unterschriftenseine. Deshalb wird Vorsichtbeim Entgegennehmen von 50-XL-Noten allen Kreisen empfohlen. Ist eine Banknote verdächtig, ist dernächste Polizist zu verständigen; für Mitteilungen,die zur Ausforschung der Fälscher und ihrer Werr-statt geeignet find, zahlt die Prager Polizeidirektioneine entsprechende Entlohnung. Die vor kurzer Zeitin der nordböhmischen Provinzpresse aufgetauchrcnMeldungen, daß die Geldfälscher in Aussig verhafte:worden sind, entspricht n i ch t der Wahrheit.Wetterbericht. In Mitteleuropa herrschte aucham Samstag ziemlich ruhiges, mäßig warmesHerbstwetter. An Orten mit ausheiterndem Himmelstieg die Temperatur verschiedentlich über 20 Gradan, UZHorod hatte nachmittags 24 Grad. Der Einfluß schwacher Ausstrahlungen über dem Westen unddem Südosten des Erdteils wird sich bei uns vorderhand nicht durchsetzen. Man kann daher mit demFortbestand deS herrschenden WitterungScharaktersrechnen.—, Wahrscheinliches Wetter vonheute: In den Niederungen und Tälern vielfachnebelig oder Nebelgewölk. Sonst wechselnd bewölktbis ziemlich heiter. Mild, schwacher WirÄ.— Wetteraussichten für Montag: Stoch keinegrößere Aenderung.Vom RundfunktapMilsnswsrtas aus den Programmen:hinein. Die Lokomotive und zwei Waggons entgleisten. Verletzt wurde niemand. Der Personenverkehr wurde durch Umsteigen aufrecht erhalten. DieUrsache des Unfalles wird untersucht.Die Freundin erschlagen. Von dem DienerSchwurgericht wurde die 40jährige Alosia Krautsackzum Tode durch den Strang verurteilt. Sie hatteam 31. August an der Postadjunktenswitwe Lenz,mit der fi« gut befreundet war, in deren Wohnungeinen Raubmord begangen, indem sie sie mit einemBeil überfallen und getötet hatte.Grosse Sonnenflecke. Die Stefänik-VolkSstern-warte in Prag macht die Oeffentlichkeit auf einengroßen Sonnenfleck aufmerksam, der mit freiemAuge ohne Fernrohr sichtbar ist. Er erschienam Ostrande der Sonnenscherbe am 28. Septemberund passiert deren Mitte am 9. und 4. Oktober, woer am besten sichtbar sein wird. Für die Beob-achtung der Sonne ohne Fernrohr ist die Verwendung einer geschwärzten Glases angezeigt, ebenso istbei der Beobachtung mit Fernrohr oder Trieder«indunkler GlaS zu verwenden. Nach dem Durchganggroßer Flecken durch den Zentralmeridian der Sonnezeigt sich manchmal deren Einfluß auf die Erde inmagnettschen Gewittern, Störungen der drahtlosenTelegraphie und häufigem Austreten des Polarlichtes, dar manchmal dann auch in unseren Gegenden beobachtet werden kann. Die Stefänik-VolkS«sternwarte bittet, an den Tagen vom 3. bi- S. Oktober dem nördlichen Firmament Aufmerssamkeit zuwidmen und eventuelle Beobachtungen vom Polarlicht der Sternwarte mitzuteilen.Falsche 50>KC-9tetcn im deutschen Gebiet. DiePrager Polizeidirektion als Zentrale der Bekämpfung der Falschgeldherstellung macht darauf aufmerksam, daß in den letzten Tagen namentlich in Nordböhmen, in Aussig, Teplitz, Bodenbach und Brüxgut gelungene falsche 50-XL-Noten aufgetaucht find.Montag:Prag, Sender I: 10.05: Deutsche Presse, 14.05:Deutsche Sendung: Kubelka: Ausbau der berufSge-noffenschaftlichen Organisation im Gewerbe undHändel, 13.10: Deutsche Sendung: Gedenkstundezum Tage des Heiligen Franz von Assisi. Hörfolge,18.25: Musikalische Tiergeschichte, 18.35: DirektorRohn: Der Kinderschutz-Monat Okwber, 18.45:Deutsche Presse, 20.55: Volksrundfunkorchefterkon-zert: Reger, Dvorak etc.— Prag, Sender II:14.20: Deutsche Sendung: Etwas vom Denken.Hörfolge, 14.55: Deutsche Presse.— Brünn 17.40:Deutsche Sendung: Moder: Tischdecken; Remenov-sky: Ucber die Arbeit der Pflegerinnen; MariaErben: Was soll das Arbeitermädchen von derHäuslichkeit wissen? 20.15: Schumann-Komposition.— Pressburg 16.35: Geigenkonzert, 20: Rundfunkorchesterkonzert.— Kascha« 15.30: Konzert.—Mährisch-Oftra« 18.10: Deutsche Arbeitersendung:Johisch: Unsere demokratische Republik hat einfreies Schulwesen.Dien-tag:Prag, Sender I: 10.05: Deutsche Presse,11.05: Rundfunk für deutsche Schulen, höhereStufen, 14: Deutsche Sendung: Aus dem tschccho»slowakischen Kulturleben, Fuchs: Zum 70. Geburtstag von Bezrüc, 18.10: Deutsche Sendung: Dr.Weil: WirtschaftSrelief, 18.20: Neue deutsche Musik. 18.45: Deutsche Presse, 19.15 Smetana: Szenen aus der Oper„Zwei Witwen", 21.05: Ueber-tragung aus Warschau: Sinfoniekonzert.— Prag,Sender II: 14.20: Deutsche Sendung: Dr. Wosyka:Drei Städte— r drei Welten: Wien. Prag, Paris,14.45 Dr. Löwe: Friedrich Schiller als politischerDichter, 14.55: Deutsche Presse, 21: Fibich: Geigenquartett.— Brünn 17.30: Geigensolo, 17.40:Deutsche Arbeiter-Sendung: Sozialiuformattonen;Katschinka: Deutsche Schul fragen, 20.05: Rundfunkorchesterkonzert.— Preßburg 15.30: Populäres Rundfunkorchesterkonzert: Grieg, Urbach etc.»17.30: Althebräische Melodien.— Mährisch»Ostrau 12.35: Rundft.nkorchefterkonzert, 17.80:Südslowatische Lieder, 18.10: Deutsche Sendung:Landwirtschaft.F. V. KreJflDer hervorragendste Kulturverbreiter dertschechischen Sozialdemokratie Schriftsteller F. V.Krejit begeht am 4. Oktober seinen 70. Geburtstag. Sein Leben ist erfüllt von Bestrebungen, das geistige Niveau der Arbeiter zu hebenund seine Harmonie zwischen der Kultur und demSozialismus zu schaffen. Er war der erste, derdie tschechischen Arbeiter auf die große Bedeutungder Literatur und Kunst im Leben des Sozialismus aufmerksam macht« und ihnen systematischdas Verständnis für alle Kulturgüter einflöhte.Jahrzehntelang redigierte er den literarischen,künstlerischen und belletristischen Teil, sowie dasFeuilleton des„Präbo Lidu" und seine gediegenenReferate und Artikel waren immer populär geschrieben, so daß der Arbeiterleser durch sie stetsinformiert war, was es in der Literatur undKunst Beachtenswerte- gibt, welche Bücher erlesenund welche Theaterstücke und Konzerte er besuchensoll. Dabei waren seine Referate mit einerNoblesse geschrieben, welche auch von polittschenGegnern anerkannt wurde. Er ging stets vomsozialistischen und domokrattschen Standpunkteaus und war bestrebt, die Arbeiterschaft auf dasjenige aufmerksam zu machen, was wirfliche unddauernde Kulturwerte dem Volke brachte. Geboren am 4. Ottober 1867 in Böhmisch-Trübau,war er ursprünglich Lehrer und trat bald, nachdem das„Prävo Lidu" täglich zu erscheinen begann, in die Redrcktton ein.DaS Gesamtwerk F. B. Krejöis ist sehr umfangreich. Er schrieb Essays, Monographien überSchriftsteller und Künstler, Betrachtungen undStudien Äer kulturelle, philosophische und politi sche Fragen, Roman«, Erzählungen und Theaterstücke. 1894 gab er eine Schrift»Unsere heutigesittliche Frage" heraus, 1900„Das künstlerischeWerk in der Literatur und seine erzieherischeDiacht", 1903„Ter ewige Morgen in derKunst", 1906 erschien im Parteiverlag„DerTraum einer neuen Kultur". In diesem essayistischen Werk weist er nach, daß die Kultur ihreHöchstziele erst bei Verwirklichung der sozialistischen Ideals erreichen wird. Gleichzeitig zeigter, daß auch die Zukunft des Sozialismus mitder Kultur eng verknüpft ist, weshalb es nötigsei, daß der Sozialismus sein Ideal kulturellverwerte, d. i, aus seinem wirtschaftlichen undsittlichen Ideal auch den' Traum einer neuepSchönheit, den Traum eines neuen, mächtigeren,glücklicheren und freieren individuellen Lebenshervorbringe. Der Sozialismus wird«ine neueEthik und eine neue Kultur, an der alle teilhaftigsein werden, schaffen, er wird den Traum einerneuen Kultur zur Wahrhett machen.In einem 1907 gleichfalls im Parteiverlageerschienenen Werke„Das Werden eines Dichters"entwirft F. V. Krejki eine Einführung in dietschechische Literatur, deren Entwicklung bis zumersten wirflichen Dichter Karel Hynek Mächa undsodann bis zu Neruda und Brchlickh er schildert.Er bemerü zum Schluß, daß di« neue Gesellschaft ganz andere Dichtertypen schaffen wird, alsdiejenigen, welche aus der bisherigen Literaturgeschichte bekannt sind. In der sozialistischen Gesellschaft wird auch di« Stellung d«r Dichters eineganz andere sein. Di« Poesie wird dann nichtLebensersatz. sondern der Ausdruck deS vollen undfreien Lebens sein. Für diese Dichter der glück-i sicheren Zukunft, für ihr baldiges Werden, arbei tet ein jeder, der jetzt mitten im sozialen Kampfesteht.F. B. Krejci reagiert intensiv auf alle politischen und sozialen Ereignisse bei uns und imAusland. Sowohl der Weltkrieg als auch dieZeit deS Umsturzes, die großen sozialen Umwälzungen und Kämpf«, die Gefahren deS Faschismus, der Reaktion und die Unterdrückung desfreien Geistes in den Diktaturen geben immerfort Anlaß für seine Abhandlungen. In seinem1919 erschienenen Buche„Unsere Befreiung"schrieb er, wie gleichzeitig mit den Freiheitsbestrebungen die soziale Emanzipation vorbereitetwurde. Ueber seine Reis^ zu den Legionärennach Sibirien als Delegierter der Regierung berichtete er in den Werken„Bei der sibirischenArmee",„Frühling in Japan" und„GroßesAbenteuer". In seinen Zeitbetrachtungen„Indie bessere Welt"(1926) befaßte er sich mit derErniedrigung des Geistes, mtt dem Verhältnissedes Sozialismus zu den neuen Kulturformen, derStellung der Frau zum Sozialismus u. a. m.Besonders attuell ist sein 1931 erschienenesessayistisches Werk„Tschechentum und Europäer-tum". Unter Europäertum.versteht er das klar«Zusammengehörigkeitsgefühl zum kulturellen undmoralischen Ganzen, das Europa darstellt. Nsersten großen tschechischen Europäer nennt erJaroflav Brchlickh, welcher seinerzeit für die Annäherung und kulturelle Bereinigung der europäischen Nation gewirkt hatte. Ein zweiter vollkommener Europäer war Julius Jeher, welchereinen Hang zum Kosmopolitismus besaß. Alsden dritten in dieser Reihe nennt er T. G. Masa-ryk, den größten Europäer unserer Zeit. Entgegen dem ausschließlichen AesthetizismuS derbeiden Dichter Brchlickh und Zeyer betonte Mass-ryk die philosophische und sittliche Seite der frem-den Kulturen. Während Brchlickh und Zeyer dieFenster der romanischen Kultur dem tschechischenVolke öffneten, waren es die angelsächsische undrussische Kultur, auf deren Werte Masaryk aufmerksam machte. Das tschechische Volk, sagt F.B. Krejki, ist dem Europäertum durch seine teuersten Erinnerungen an- den Freiheitskampf verpflichtet: durch die Tätigkeit von Masaryk undBenes im Ausland. Alles hängt davon ab, daßdie Kriegsgefahr definitiv beseitigt werde und daßder kusiurellen Bereinigung Europas auch'einepolitische folge, denn die Bestrebungen der Generationen nach kulturellem Europäertum wärenohne politisches Europäertum vergeblich.F. B. Krejci, welcher ein guter Musikkennerist, schrieb eine Monographie über Smetana. Grgab weiter Monographien über Hus, Mächa,Neruda, Brchlickh, Zeyer u. a. heraus. Sein ersterRoman„Der goldene Stern"(1909) klingtsozialistisch aus und sein« sozialistische Weltanschauung erfüllt auch feine weiteren Romaneund Novellen. Es sei hier der 1929 erschieneneRoman„Geist und Blut" besonders hervorgehoben, welcher sich mit dem Zusammenleben derTschechen und Deutschen befaßt und für die natto«mal« Verständigung eintritt. Bon seinen Theater*stücken hatte den grichten Erfolg sein Freiheitsdrama aus der Zeit der Religionsverfolgung„Mitternacht".F. B. Krejki schreibt weiter mit immerwährender Geistesfrische seine kullurpolittschen Essaysund bellettistischen Werke. Möge Genosse F. B.Krejki noch viele Jahre in seiner verdienswollenTätigkeit fortfahren, zum Wohle der Arbeiterkultur und der Verständigung und Bereinigung dereuropäischen Völker. Rudolf I l l o v h.