Veite 2
Dienstag, 5. Oktober 1937
Nr. 234
Dichtheit, die die britische   Arbeiterbewegung bisher in die Oeffcntlichkeit gebracht hat. Großbritannien   mit seinen Großstädten, sei­ner Abhängigkeit von der Nahrungsmittetzufuhr aus der Uebersee   und seinem weltumspannenden Reich ist verwundbarer als irgendein anderes Land, heißt es in dieser Erklärung. Daraus er­gibt sich die kategorische Ablehnung jeder Äsolie- rungspolitik, die absolute Notwendigkeit einer Form kollektiver Sicherheit. Ohne irgendeine Ein­schränkung werden Deutschland  , Italien   und Ja­ pan   als die Hauptfeinde des Weltfriedens gekenn­zeichnet. Aber wie recht und billig, stellt die La- bourparty die Verantwortung der britischen   Re­gierung für die gegenwärtige Situation in oen Vordergrund. 1931 die Schuld für das Ver­sagen der Völkerbundsaktion, als Japan   die Mandschurei   eroberte. 1933 und 1934 daS Schweigen über die deutsche   Aufrüstung, weil, wie Baldwin einmal versehentlich zugab, die Regierung sonst bei den Wahlen in Not geraten wäre. 1934 die Passivität angesichts der Zer­störung der Demokratie in Oesterreich  , die verhin­dert hätte werden können, wenn England und Frankreich   gemeinsam ihren Einfluß in Wien   gel­tend gemacht hätten. 1935 die Schwäche gegen­über Italien  , der Verrat der Völkerbundsaktion durch den Laval  -Hoare  -Plan. 1936 Passivi­tät gegenüber der italienischen   und deutschen   In­tervention in Spanien  . Daran schließt sich die Darstellung der ge­genwärtigen Lage und der unmittelbaren Auf­gaben. Kennzeichnend dabei ist die vorbehaltlose Ablehnung, die der Gedanke einer eingeschränkten Haftung Englands auf dem Kontinent erfährt. Mittel- und Osteuropa   spielen in den Erwägungen der Arbeiter­partei eine völlig gleich betech- tigte Rolle neben W esteuropa, die Tschechoslowakei   im besonderen wird in ihrer zentralen Position erkannt. Die Erklärung läßt keinen Zweifel darüber bestehen, daß ein An­griff auf die Tschechoslowakei   das Signal zu einem Weltkrieg wäre. Die Notwendigkeit, durch eine Politik der offenen Tür in den Kolonien diese Märkte für alle Länder zugänglich zu machen, wird unter anderem auch mit einem Hinweis auf die wirtschaftlichen Bedürfnisse der Tschechoslowa­ kei   begründet. Besonders wesentlich ist aber die Warnungvor jeder Abänderung oder.In­terpretation' des Völkerbundpaktes, die praktisch Deutschland sreieHand gäbe, in Ost- oder Mitteleuropa   Krieg zu führen". Diese Totalität der kollektiven Sicherheit findet ihre logische Folgerung in der Ablehnung der Spanien  -Politik der britischen   Regierung. Es ist jedermann, mit Ausnahme offenbar der britischen   Regierung", heißt es,«völlig klar, daß ein Sieg der spanischen   Aufständischen, der die Fortdauer des deutschen   und italienischen Ein­flusses und' bewaffneter Kräfte in Spanien  , in Spanisch-Marokko und den spanischen Inseln zur Folge hätte, eine außerordentlich ernste Gefahr sowohl für Frankreich  , wie für unser Land dar­stellen würde." Aus all diesen Erwägungen zieht das Do­kument die Schlußfolgerung, daß auch eine Ar­beiterregierung, solange keine Aenderung in der internationalen Situation eingetreten ist, genötigt wäre, die gegenwärtige Aufrüstung fortzusehen. Heißt das, daß die Partei den Rüstungs« krediten der gegenwärtigen Regierung im Parlament zuzu­stimmen hat? Das Dokument selbst hüllt sich darüber in Schweigen. Die Gewerkschaften und mag« 1
ein Teil der Führung der Arbeiterpartei mit Hugh D a l t o n an dßr Spitze bejaht diese Frage. Ohne die auswärtige Politik der Regierung zu billigen, müffe die Partei die Notwendigkeit der Aufrüstung anerkennen. Auf der anderen Seite erklärt A t t l e e, der Führer der Partei, und Herbert Morrison  , der brillante Chef der Londoner   Organisation, daß die Rüstungsfrage nicht von der internationalen Politik getrennt werden könne. Dieser Regierung und ihrer aus­wärtigen Politik könne durch die Zustimmung zu den Rüstungskrediten kein Vertrauensvotum aus-
London.(Eigenbericht.) Der Eröffnungs­tag des Kongresses der Arbeiterpartei in Bourne­ mouth   stand im Zeichen einer einleitenden Rede des Vorsitzenden Hugh D a l t o n, der über die in­ternationale Lage und die Aufgabe Englands in der heutigen Situation sprach. England müsse den Gefahren gegenüber, die an allen Enden der Welt auftauchen, gewappnet und gerüstet sein. Insbesondere sei es auch wichtig, daß eine kom­mende Arbeiterregierung allen Einschüchterungsversuchen gegenüber widerstehen köbne. Dalwn forderte Vorkehrungen der Regierung gegen eine neue Krise derWirtschaft, denn wenn man ihr un­vorbereitet entgegengehe, werde^England ein einziges großes Elendsgebiet werden. Der Parteitag der Latour- Party nahm am Montag einstimmig eine Re­solution an, in der zum Boykott japani- scher Waren als Protest- und Kampfmatz­
gesprochen werden. Man sieht, der Gegensatz be­trifft mehr die Frage, wie ein gemeinsamer Ge­danke zum Ausdruck gebracht werden soll, nicht aber die internationale Politik   selbst. Denn beide Teile und mit Ausnahme eines kleinen Flü­gels religiöser Pazifisten um Lansbury   die gesamte britische   Arbeiterbewegung sind einig in der Anerkennung der Notwendigkeit einer vorbehaltlosen Politik kol­lektiver Sicherheit und eines starken England, das den kriegslüsternen Diktatoren Halt gebieten kann.
nähme gegen die Angriffe Japans   auf China  , insbesondere gegen das Bombardement offener Städte und die Tötung von Zivilpersonen, auf­gefordert wird. In einem Schreiben an den Mi- nistcrpräsidcntcn fordert der Fraktionsführer der Arbeiterpartei, Major A t t l e e, die sofortige Einberufung deS Unterhauses zur Erörterung der Borfälle in Ostasien  . Es heißt, daß dem Ver­langen zwar stattgegrben werden wird, aber in der Form, daß der erste Sitzungstag der 21. Oktober einer Debatte über die gesamte inter­nationale Situation gewidmet sein wird. * Dienstag findet in der Alberthall in London  eine große Protestkundgebung gegen die japanischen Kampfmethoden und die dauernde Verletzung des Völkerrechtes durch Japan   statt. Es soll u. a. der E r z b i s ch o f von Can­ terbury   und für die Arbeiterpartei Her­ bert Morrison   sprechen.
Kabinettsrekonstruktion in Jugoslawien  Belgrad  . Montag abends wurde eine Re­konstruktion der Regierung Dr. Stojadinoviä vor­genommen. Aus der Regierung find die Minister Dr. R o g i ü, Dr. Kalu d H e rk i ü, Dr. Subo» tiö, Tr. K o Z u l j und Jng. Iankoviö aus­geschieden und an ihrer Stelle Dr. Simonovik zum Justizminister, Dr. Kupmdziö zum Minister für Forste und Bergwerke, Abgeordneter Lekoslav Mi­letic zum Minister für körperliche Erziehung, Ab­geordneter Cvrkik zum Postminister und Professor MakaraseviL zum Unterrichtsminister ernannt worden. Ferner wurde Abgeordneter Novakoviä zum Minister ohne Portefeuille ernannt. Ver Franc erholt sich London.  (Eigenbericht.) Der Kurs deS französischen   Franc ist Montag nicht unbeträcht­lich gestiegen. In" London   sieht man darin eine« ersten Erfolg der Beschlüsse des Ministerrates vom Samstag und ein Zeichen der Konsolidierung Frankreichs   in wirtschaftlicher und politischer Hinsicht. General Gamelln in Bukarest Bukarest  . Der französische   Generalstabs-! chef General Gamelisi ist in Bukarest   einge­troffen, wo er auf dem Bahnhofe vom Staats­sekretär im Kriegsministerium General Teodo- rescu und anderen rumänischen Persönlichkeiten begrüßt wurde.
Ole Gemeindewahlen Nach den uns gewordenen Mitteilungen be­steht die Absicht, einen Teil der Gemeindewah­len am 7. November durchzuführen. Allerdings ist weder das Ausmaß, d. h. die Zahl der; Ge­meinden, in denen Wahlen stattfinden werden, noch der Termin endgüÜig festgesetzt.
40 JahrePrävo Lidu". Am 3. Oktober waren es 40 Jahre, seitdem die erste Nummer desPrävo Lidu" als Tagblatt erschienen ist. Das Blatt ist aus diesem Anlaß Sonntag in einer Festausgabe erschienen, die.sehr schön ausgestattet und inhaltlich reichhaltig ist. Den Leitartikel hat der Vorsitzende der Partei, Antonin Hampl  , ge­schrieben, in einer Reihe von anderen Aufsätzen werden Erinnerungen an die Gründungszeit des Prävo Lidu" veröffentlicht und die Entwicklung der 40 Jahre dargestellt. Da das Jubiläum des Blattes mit dem 70. Geburtstag eines seiner verdienstvollsten Redakteure, des Theater- und Kulturkritikers sowie Schriftstellers F. B.   Krejöi dessen wir in einem eigenen Feuillewn am Sonntag gedacht haben- zusammenfällt, finden sich in dem Blatt auch einige Artikel, welche die bedeutsamen Leistungen dieses hervorragenden Mannes hervorheben. Der Präsident der Republik empfing am Montag den nationalsozialistischen Abgeordneten Professor Dr. I. B. K o z ä k. Der Borsitzende der Regierung Dr. HMa empfing Montag den Direktor des Internationalen Arbeitsamtes H. B. Butler, der in Prag   zur Tagung des Vorstandes des Internationalen Ar­beitsämter weilt. i Finanzminister Dr. Kalfus vereidigt. Am Montag, den 4. Oktober, um 12.45 Uhr legte Finanzminifter Dr. Josef KalfuS den verfas­sungsmäßigen Eid in die Hände deS Präsidenten der Republik ab.
Vie Ermordung der Ignaz Reiß  (Eberhardt)
Die kommunistische Presse hat sich kürzlich lebhaft über die angeblicheVerleumdung" auf­geregt, die GPU habe den von Stalin   abgefalle­nen ehemaligen GPU  -Beamten Ignaz Reitz, der unter dem Namen Hermann Eberhardt in der Schweiz   lebte, umbringen lassen. Obwohl es auf­fällig und ein sicheres Sympwm für das schlechte Gewissen der GPU   gewesen war, daß die kommu­ nistischen   Blätter sich lange Zeit über den Fall ausschwiegen, während sie doch gewaltigen Lärm geschlagen hätten, wenn es sich nicht um die GPU als Urheberin des Mordes gehandelt hätte, er­klärten sie nun plötzlich, es handle sich um ein Verbrechen der Gestapo  , zu dem Zwecke, die GPU in Mißkredit zu bringen. Alles andere, was über die Person des Ermordeten bekannt geworden war, wagten die stalinistischen Blätter allerdings nicht zu dementieren. Inder trotzkistischen ZeitungLalutte ouvriäre"(Paris  ) findet sich nun eine aus­führliche Schilderung der Vorgeschichte der Tat und der erkennbaren Zusammenhänge. Die Dar­stellung ist so gut fundiert, die Angaben sind so präzise, daß kein Grund vorliegt, sie in wesent­lichen Punkten in Zweifel zu ziehen. DerLutte ouvriöre" zufolge wurde Reiß, der sich nach den ersten Prozessen gegen Stalin  erklärt hatte, von der deutschen   Emigrantin S ch i l d b a ch, die sich ihm gegenüber seit lan­gem als oppositionelle Kommunistin ausgegeben hat, zu einem politischen Rendezvous bestellt und in die Falle gelockt. Die Schildbach floh dann mit
dem zweiten Täter nach Frankreich  , wo die Spu­ren des edlen Paares sich verlieren. Nur die weniger beteiligte Steiner wurde in der Schweiz   verhaftet. Die Zusammenhänge konnten durch die Witwe des Ermordeten leicht aufgehellt werden, weil Frau Reiß die SchiMach nach einer im Berner Hotetzimmer der Mörderin vorgefun­denen Photographie identifizieren konnte."Das Scheusal hatte nämlich, ehe es sich auf die Mord- tour begab, einige Tage in der Gesellschaft der Frau Reiß und deren Kindes, eines Knaben, ver­bracht und sich als Freundin der Menschen auf­gespielt, gegen deren Ernährer es einen tückischen Movdanschlag plante. Reiß hatte seinerzeit den L e n i n-O r d e n erhalten. Er war ein hoher Funktionär der Sowjetmacht gewesen, bis er sich von Stalin loSsqsie. Nunmehr sollen in Frankreich   zwei der Mit­täterschaft an dem Morde verdächtige Personen verhaftet worden sein. Obwohl auch des T s ch s l. Preßbüro jetzt die Fatten Aber den Mord mitteilt, wird die stalinistische Presse wahrschein­lich weiter zu leugnen versuchen und jede Mel­dung über den wahren Sachverhalt als troh- kistisch-faschistische Fälschung hinstellen. Es ist übrigens nicht ganz zu erklären, warum die Kom­munisten in d i e s e m Falle leugnen, während sie doch die russischen Hinrichtungen, die sich lediglich durch die technische Prozedur, nicht aber moralisch oder juristisch von derLiquidierung" des Reiß unterscheiden, mit Stolz oingestehen.
Labour-Kongreß fordert Boykott Japans  
EINE GESCHICHTE VON BILDERN UND ANTIQUrfÄTEN Copyright by Saturn Verlag 1935 Niemand kümmerte sich um ihn. Auf der Straße war eS schon ganz dunkel und nächtlich und ziem­lich kalt. Hinter manchen Fenstern brannte ein Licht in irgendwelchen Stuben, und auf den Straßen war kein Mensch. Eine große Angst be­fiel ihn. Er eilte hastig durch alle Gäßchen, klet­terte altertümliche steile Stiegen hinan, kam auf kleine, nur vom Mond beleuchtete Plätze, rannte weiter längs der niedrigen Häuser, deren krumme Giebel uralt und sonderbar aussahen, und hörte plötzlich in der Nebenstraße hallende Schritte. Was sollte er sagen? wie sich entschuldigen? Aber da stand schon der schweigsame Amerikaner mit der Pfeife im Mund und nefcen ihm ging sein Sekretär: ein schmaler, gefährlich aussehender junger Mensch, ganz blond, und hatte ein Ma­schinengewehr auf seinen Bauch geschnallt, einen Gurt mit Patronen wie die Tscherkeffe^i quer über den ganzen Oberkörper gelegt, und beide schritten von Haus zu Haus. Der Amerikaner nickte und wenn er nickte, machte der blonde Mensch mit einer Kreide ein merkwürdiges Zei­chen, ein schreckliches Zeichen, ein fürchterliches Zeichen an die Haustür, und dann gingen sie zum nächsten. Jetzt sahen sie ihn und, der Amerikaner nahm die Pfeife aus dem Mund: Warum haben Sie mich hierhergckbracht? fragte er streng und der junge blonde Sekretär lächelte bös und hämisch. Sie haben Mich be­trogen. Hier gibt eS gar nichts zu kaufen. Ich
werde die Anzeige gegen Sie erstatten. Und Sie kommen auf den elektrischen Stuhl. Mer, Mister Bumpius, das ganze Dorf mit allen Einwohnern ist zu verkaufen. Ich habe bis jetzt für Sie unterhandelt. Wieder lächelte der Sekretär hämisch und rückte seinen Gurt zurecht. Er hatte hohe glän­zende Röhrenstiefel und eine breite Schärpe am Rücken, auf der stand U. S. A.   Was mochte das heißen? Was konnte das bedeuten? U, das hieße vielleicht: unsere. Mer S A: Was heißt das? Die beiden tuschelten miteinander. Und wie bekomme ich alles hinüber? fragte plötzlich der Amerikaner und sah ihn doppelt streng an. Sehr einfach, Mister Bumpius, sehr einfach. Man kann alles transportieren. Mer die Transporte kosten ein Vermögen. Die Verpackung aller Häuser..., wer wird das besorgen? Die Häuser muß man nicht verpacken, dir Häuser können als Sammelgut unverpackt in Waggons gehen. Und die Personen? Alles wird beschädigt und zerbrochen ankommen. Gar nicht. Die Personen packen wir zuerst in Seidenpapier, dann in Kisten, die Kinder und alten Leute außerdem noch in Wollin. Zwei Personen oder drei Kinder gehen in eine Kiste. Das witzb Scherereien bei der Verzollung machen. Es ist außerdem unsittlich. Wir werden immer nur Personen gleichen Geschlechts in eine Kiste packen. Je zwei Männer oder je zwei Frauen. Bei Kindern unter sechs Jahren kann man ein Auge zudrücken. Die Spesen, die Spesen, sagte der Ameri­kaner, werden mich ruinieren. Sicher nicht, sicher nicht. Mister Bumpius! Die Personen schicken wir Eilgut, aber die Häuser Frachtgut, Da ersparen wir auch. Und die Versicherung? Nur gegen Bruch und Beschädigung. Dieb­stahl ist nicht zu befürchten.
Und was kostet alles? Zweihunderttausend Francs. DaS ganze Dorf, wie es lebt und stirbt, mit allen Einwoh­nern, auch die Haustiere, alles mit dabei. Das ist ungeheuer billig, ein Gelegenheitskauf. Das finden Sie nie wieder. Und meine Provision. Ich will zehn Prozent verdienen. Fünf Perzent ist genug, sagte der Ameri­kaner, keinen Sou mehr als fünf Prozent. Gut. Fünf Prozent. Aber ich muß das Geld sofort haben. Sonst kann ich öds Geschäft nicht abschließen. Sie können das Geld sofort haben. Erledigen Sie das Geschäftliche mit meinem Sekretär, sagte der Amerikaner, strich seinen langen weißen Bart, wurde ganz klein und uralt und trat in ein Hausto^ Und dann stand er, Valerian, allein mit dem Sekretär. Der sah ihn messerscharf an und sagte nichts. Bitte, wegen der Bezahlung, richtete Bale- rian nun das Wort an ihn. Wir werden uns nicht übers Ohr hauen lassen..., sagte der junge Mann leise, aber mit einem gefährlichen Unterton und schlug vom näch­sten Haus ein Stück Mauer ab. Da! sägte er höhnisch, in was für einem Zustand die Sachen sind! Daraufhin beugte ein alter Mann erschrocken seinen Kopf aus dem Fenster der ebenerdigen Stube, der blonde Sekretär ergriff ihn beim grauen schmutzigen Bart, der Alte schrie lautlos und mit weitgeöffnetem Mund, der Junge riß ihm ganze Büschel Haare aus, die sich mühelos vom Gesicht des Alten lösten und wies sie vor. Dal sagte er, so schaut Ihre Ware aus! DaS ist alles schon expertisiert. Ich habe nur daS Geschäftliche mit Ihnen zu ordnen. Da Uhr Vater Militär war, Kleinrusse, wer­den Sie militärisch ausbezahlt, sagte der Blonde, stellte das abgeschnallte Maschinengewehr auf sein aufgestütztes Knie, schob den Patronengurt in die Kammer und begann zu schießen; tatatata, es knatterte schauerlich. Er, Valerian, begann zu
rennen. Er sprang in das nächste Haustor. Aber da bemerkte er, daß aus dem Maschinengewehr Tausende von Francsscheinen flogen. Sie wirbel­ten in der Lust herum. Sie flattekten hoch und sie flatterten nieder, sie wurden von Windstößen da und dorthin getragen. Er eilte aus dem HauS- tor ihnen nach, erlangte aber keinen einzigen. Das geht mich nichts an. Sie hgben mir auf die Hand zu bezahlen! rief er, aber das Maschi­nengewehr knatterte weiter.. Und mit Schrecken sah er,(wie durch ein verkehrtes Fernglas) daß dort, in weiter Ferne, auf einem riesigen Frach­tenbahnhof schon das ganze Dorf eingepackt und versandt wurde. Mr. Bumpius stand mit der Pfeife dabei und sah zu, wie die kleinen uralten Giebelhäuser als Sammelgut in die Waggons ge­schoben wurden. Manchmal schauten aus den Fenstern noch Leute. Andere sprangen eben aus den Waggons, ellten auf große Kisten zu, neben denen riesige Haufen Stroh und Wollin, Seiden­papier und anderes Packmaterial lagen. Dorthin eilten die Menschen mit ihren runden Samthüten, ihren großen Bärten und wickelten sich selbst rasch und hastig in Stroh und Seidenpapier, hoben die Bärte und steckten sie in kleine Papiertäschchen, stiegen rasch in die Kisten und schlugen die Deckel über sich zu. Verzweifelt rannte Valerian nach den«Francsscheinen, die der Wind immer weiter forttrug. Gellend llang das Lachen des jungen Blonden. Entsetzlich ratterte das Maschinengewehr tatatata und mit einem Schrei erwachte Va­lerian, sprang auf, fühtte den kalten Schweiß auf seiner Stirn und hörte, kaum fähig, Traum und Wirklichkeit zu unterscheiden, wie jemand dauernd und hartnäckig draußen an die Eingangs« tür trommelte. Der Wind schlug den halboffenen Fensterflügel auf und zu, es war im Zimmer stockfinster und eiskalt geworden. Er eilte zur Tür und öffnete. Kadidja stand draußen und überhäufte ihn mit Borwürfen. Seit drei Minu­ten, sagte sie, klopfe sie und sei schon halb er­froren. (Forffetzung folgt.)