ftr. 235Mittwoch, 6. Oktober 1937Selle 5und TosLalpMiL—■tu»^aAI.U".T" 1 ,J'-gj.■WMI1MJNeue handelspolitischeVerhandlungen mit FrankreichNoch im Laufe dieses. Monates, spätestensjedoch Anfang November werden die handelspolitischen Verhandlungen mit Frankreich beginnen.Bon tschechoslowakischer Seite werden diesmal entscheidende Forderungen wegen Aufhebung derdiversen Schwierigkeiten gestellt werden, die sichder Einfuhr verschiedener tschechoslowakischer Erzeugnisse in Frankreich in den Weg stellen(Konfektion, Seiden- und Kunstseidenwaren, Jute-erzeugniffe usw.). Während Deutschland, Oesterreich und selbst Ungarn ein Aktivum im Außenhandelsverkehr mit Frankreich ausweisen, erreichtedas Passivum der Tschechoslowakei in den erstensieben Monaten dieses Jahres nach der französischen Statistik 31 Millionen, nach unserer Statistik jedoch ein Passivum von 75 Millionen Francs.(DND).Schwarda-Betrleb versteigertAm Montag, den 4. Oktober, kamen die Objekte der Schwarda-Textilfabrik in Rosental zurVersteigerung. Der Betrieb mit allen maschinellen Einrichtungen wurde von einer Prager Tex-ttlhandelsgesellschaft für den Betrag von XL2,550.000.— erworben. Gegenwärtig sind dortetwa 160 Arbeiter beschäftigt, die in d«i Schichten arbeiten. Es ist nach den Mitteilungen Eingeweihter ohne weiereS möglich, die Belegschaftum 50 Prozent zu erhöhen, ja' man könnte beiDurchführung entsprechender' Ergänzungsarbeitenund Vornahme von Investitionen den Stand derArbeiter und Arbeiterinnen bis auf 600 bis 700erhöhen. Ob sich die Uebernahme des Betriebesdurch die Prager Gesellschaft in diesem Sinneauswirken wird, kann allerdings noch nicht festgestellt werden. Tatsache ist, daß der gegenwärtige Pächter Pesl Wohl erst mit Beginn desneuen Kalenderjahres gekündigt werden dürfteund eine Reorganisation, falls dieselbe beabsichtigt ist, dann im Jahre 1938 ihre Auswirkungen zeitigen würde. Vom Standpunkt der Wirtschaft des Teplitzer Bezirkes und im Hinblick aufden Stand der Arbeitslosen dort wäre es nur zubegrüßen, wenn diese Besitzveränderung auch eineSteigerung der Belegschaft und damit eine Belebung der Wirtschaft im Gebiete von Graupen,Rosental und Mariaschein mit sich brächte.Genossenschaftsorganisationfür gewerblichen ExportDie Zentralverbärfde gewerblicher Erwerbsund Wirtschaftsgenossenschasten verhandeln mitden Gewerbeförderungsinstituten über die Errichtung einer Exportorganisation auf genossenschaftlicher Grundlage, die der Hebung des Absatzes von Erzeügnisien tschechoslowakischer Gewerbetreibender, mittlerer Industrieller und derHeimindustrie dienen soll. Zu diesem Behlrfe soll«ine Genossenschaft für gewerblichen Exportm. b. H. mit Genossenschaftsanteilen von mindestens 500 XL sowie einem zu bestimmenden Eintrittsgeld errichtet werden. Die Tätigkeit derExportorganssation würde zunächst in der kollektiven Beschickung in- und ausländischer Mustermessen bestehen und später in der Errichtung permanenter Musterlager für gewerblichen Export.Vorderhand haben sich gegen das ganze Projektdie Handels- und Gewerbekammern ausgesprochen, indem sie darauf Hinweisen, daß die Aufgaben der geplanten Exportgenossenschaft ausschließlich in den Bereich der Handelskammernfallen.Ole Sitzung des Verwaltungsratesdes IAADer Verwaltungsrat des InternationalenArbeitsamtes, der in den lammenden Tagenseine Sitzung in Prag abhält, besteht aus 82Mitgliedern,. von welchen 16 auf die Vertreterder Regierungen und je acht auf die Arbeitnehmer- und die Arbeitgebervertreter entfallen. Vonden 16 Sitzen der Regierungen find acht ständige(England, Frankreich, Italien, Vereinigte Staaten von Nordamerika, Kanada, Sowjetrußland,Indien und Japan). Die andern acht werden all«drei Jahre neu besetzt und werden im jetzigenZeitraum 1937 bis 1940 von Jugoslawien(alsVertreter der Kleinen Entente), Polen, Norwegen, Mexiko, Chile, Brasilien, Spanien undChina gestellt. An der Dräger Sitzung nehmenu.. a. teil folgende Arbettervertreter: Johaux(Frankreich).Mertens(Belgien).Hallswort(Großbritannien) und Zulawski(Polen).Man erhält fürXL100 Reichsmark. 648.—Markmünzen..... 710.—100 österreichische Schilling.. 526.50100 rumänische Lei.... 16.60100 polnische Zloty..... 517.50100 ungarische Pengö.... 548.50100 Schweizer Franken..654.50100 französische Francs..93.451 englisches Pfund.... 140.251 amerikanischer Dollar..28.40100 italienische Lire.... 124.40100 holländische Gulden... 1574.—100 jngoflawische Dinare... 60.80Die Mehrzahl der Mitglieder des Verwal-tiMsrates ist bereits in Prag eingetroffen. Diejenigen, die Mitglieder der technischen und Verwaltungskommissionen sind, haben am Dienstagan deren Verhandlungen teilgenommen. AmMittwoch vormittags tagen die einzelnen Gruppen der Regierüngs-, der Arbeitnehmer- und derArbeitgebervertreter; die Plenartagung des Verwaltungsrates wird am Mittwoch nachmittagsum 15 slhr mit einer Kundgebung des bisherigenVorsitzenden, des Ministers für soziale FürsorgeIngenieur Jaromir N e ö a s, eröffnet werden.Die Plenarversammlung wird aus der Gruppeder Regierungsvertreter den Vorsitzenden für diekommende Periode 1937/33 und aus der Gruppeder Arbeitnehmer und der Arbeitgeber die Borsitzendenstellvertreter wählen.Internationale Zentralstelle derSozialversicherungsträgerDer Ausschuß dieser Zentralstelle verhandelte in den letzten Tagen in Paris in einer starkbesuchten Vollsitzung mehrere Fragen der Sozialversicherung. Die Eröffnungssitzung tagte amFreitag, den 1. Oktober. Zu dieser Sitzung hattedie französische Regierung den Arbeitsministerdelegiert, der in seiner Ansprache und Begrüßung auf die Fortschritte der sozialpolittschenGesetzgebung in Frankreich unter dem Regimeder Demokratie und der politischen Freiheit verwies und den Ausschuß der Sozialversicherungsträger zu seiner Arbeit beglückwünschte. Berichtelagen vor über den Stand der Sozialversicherungin den angeschloffenen Ländern, über die Familienversicherung in Frankreich, über die Anlagedes Vermögens der Sozialversicherungsträger,über den Bevölkerungsaufbau, und die Sozialversicherung, über obligatorische Sozialversicherung der landwirtschaftlichen Arbeiter und überKrankheitsstatistik und ihre Bedeutung für dieHeiltätigkeit und KrankheitSverhütung. Freitagabends versammelten sicki die Ausschussmitgliederim Pavillon der BersicherungS« und Fürsorgeabteilung der Weltausstellung, die überaus Lehrreiches auf diesem Gebiete aufweist. An dieVerhandlungen der Ausschußsitzung schloß sicheine Besichttaung einiger der größten Heilanstalten Frankreichs. Den Vorsitz in den Verhand-tluskcuutRechtliche Stellungdes Arbeiters im 3. ReichIn der„Deutschen Metallarbeiter-Zeitung(Jahrg. 85, Nr. 85, S. 860) wird auSgeführt:„Es muß... daS Gefolgschaftsmitglied davorgewarnt werden, seine Lohnrückstände zu hoch anwachsen zu lassen... AeltereLohnrück-stände werden im selben Rangeund im gleichen Verhältnis(bei derPleite eines kridatären Unternehmers) befriedigt, wie die Waren« und Dar-lehensgläubiger. Das bedeutet praktisch,daß bei der ü b l i ch e n Dürftigkeit der Konkursmassen auf die älteren Lohnforderungen keineKonkursdividenden verteilt werden, das Gefolg-schastsmitglied also insoweit leer ausgeht(im Original gesperrt)... Immer muß unterschieden werden, ob die Ansprüche(im Originalgesperrt) älter als einJahr sind odernicht. Je nach diesem Alter der Forderung hatdas Gefolgschaftsmitglied Anspruch auf bevorrechtigte Befriedigung oder nicht."Wie es das„Gefölgschaftsmitglied" machensoll, bei den herrschenden. Bestimmungen überStreikverbot und Verbot der„Arbeitsverweigerung"(die sogar Verlust der staatlichen Wohlfahrtsunterstützung zur Folge hat), seine L o h n-rückständenichtübereinLahranwachsen zu lassen, wird nicht näher miSge«führt; dafür heißt es aufschlußreich weiter:„Konkurseröffnung gibt nicht etwa einenGrund zu fristloser Entlassung..- Der Treuhänder kann die Kündigung allerdings auch rückwirkend genehmigen. Dadurch wirdder ursprüngliche Lohnanspruch wiederbeseitigt."In der Beamtenzeitung der DAF,„Arbeitund Staat", Jahrg. 8, Nr. 34, S. 10, wird folgendes Schicksal eines Maschinenbauers berichtet:„Der Kläger war frist losentlassenworden, weil er bei einem im Betrieb stattgefundenen gemeinschaftlichen Rundfunkempfang esunterlassen hatte, beim Absingen des Deutschland-und Horst-Wcffcl-Liedes den Arm zu erheben...In der Betriebsordnung dieser Firma war vorgesehen, daß einem Gefolgschaftsmitglied, dasseine nationale Unzuverlässigkeit durch böswilligeAeußerungen und Handlungen gegen Volk undStaat beweist, fristlos gekündigt werden kann.Der Entlassene... gab vor Gericht an, daß«...den Arm deshalb nicht habe heben können, weiler knrz vorher vom Arzt eine Einspritzung erhalten habe, wodurch der Arm angeschwolleuund entzündet gewesen sei. Diese Behauptung des Klägers' wurde jedoch durchZeugen als Ausrede hingestellt, weil die Einspritzung ihn nicht daran gehindert habe, mit beiden Armen in der Lust herlungen führte Senator NemeLek(Prag). Vertreten waren aus der Tschechoslowakei elf Verfi-cherungsträger, darunter der„Reichsverband derdeutschen Krankenversicherungsanstalten"(Schäfer) und„Üstfedni svaz nemocensk^ch po-jistoven”(Dr. Peskot).Roosevelt urgiert soziale und Agrarvorlagen. Aus St. Paul(Minesota) wird gemeldet,daß dort Präsident Roosevelt nachdrücklich diebaldmöglichste Annahme einer neuen Farmvorlage, betreffend die Ernteüberschüsse, die Kontrolle der Farmproduktenvreise und die Stabilisierung des Bodenerhaltungsprogramms durchden Kongreß sowie die baldige Verabschiedung derGesetzesvorlage über die Arbeitslöhne und Arbeitsstunden befürwortete. Beide Gesetzentwürfe,die bereits dem letzten Kongreß Vorlagen, sollendas landwirtschaftliche Ausgleichsgesetz, sowiedas Nhra-Gesetz ersetzen, die Roosevelt als Ecksteine seines New Deal-ProgrammS bezeichnethat, die aber, wie bekannt,) durch die seinerzeitigeEntscheidung des Obersten BundeSgerichteS alsverfassungswidrig abgelehnt wurden. Mannimmt allgemein an, daß Roosevelt eine Sonder-fitzung des Kongresses für den 15. Novemberzwecks Verabschiedung der beiden Vorlagen einberufen wird.Die ameristmifchan Eisenbahnen erhöhenLöhne. Die mehrwöchigen Verhandlungen zwischen86 Eisenbahngesellschastrn und dem Syndikat derEisenbahner vor dem nationalen Schiedsgerichtwurden Sonntag abends durch ein llebereinkym-men abgeschlossen, demzufolge der Durchschnitts-tageslohn um 44 Cent erhöht wird. 150.000Eisenbahner erlangen hiedurch eine Erhöhungihres Einkommens. Für die Eisenbahnangestellten bedeutet dies eine Steigerung d« Ausgabenum 85 Millionen Dollar- jährlich.Tschechosiowakei im August zweitgrößterKunde Jugoflawiens. Die Einfuhr Jugoslawienserreichte im August 446,8 Mill. Dinar gegen274.3 Mill, im August 1986. Die Ausfuhr stieggegen den BorjahrSaugust um fast 63 Prozentauf 606.5 Mill. Dinar. Größt« Kunde und Lieferant Jugoslawiens war wieder Deutschland,auf das etwa ein Drittel des Umsatzes entfiel.An die zweite Stelle unter die Abnehm« jugo-slawischer Waren ist die Tschechoslowakei gerückt,die für 96,7 Millionen Dinar chbnahm gegen nur26.9 im Juli. Al- Lieferant nahm sie mit 50.4(im Juli 48.6) Mill, den dritten Platz nachOesterreich ein,umzufuchteln, als ihn der Betriebsleiter nach demGemeinschaftsempfang zur Rede stellte.DaS kann nun freilich derart geschehen sei»,daß man ein« Krankheit nicht achtet. Jedenfallswurde durch„Zeugen" nicht„als Ausrede hingestellt", daß überhaupt'ein in ärztlicher Behandlungbefindlicher Dienst machen muß, wenn« nichtwegen„Arbeitsverweigerung" entlassen werdenWill. Es heißt dann weiter:i„Da noch hinzukam, daß der betreffende Betrieb als einer der bedeutendsten deutschen Waffenfabriken unbedingte nationaleZuverlässigkeit eines jeden Gefolgschaftsmitgliedes erfordert, so konnte im Interesse desBetriebes und der übrigen Gefolgschaftsmitglieder diesen eine weitere Zusammenarbeit mitdem Kläger nicht zugemutet werden."Hoffentlich wird ihnen nicht noch ganz anderes zugemutet.Kanya fährt nach BerlinWie die ungarischen Blätter bekanntgeben,wird sich Außenminister Kanya noch im Laufedieses Monates nach Berlin begeben, um den Besuch des Reichsaußenministers von Neurath zuerwidern. Einige Blätter v«zeichnen eine nochunbestätigte Meldung, daß auch MinisterpräsidentDaranny dem Reichskanzler■ Hitler demnächsteinen Besuch abstatten wird, so wie er bereitsden italienischen Ministerpräsidenten in Rombesucht habe.Jugoslawien vor der EntscheidungIm Londoner„Daily Herald" lesen wir:„Der Besuch Marschall Balbos bei Stojadi«n o v i L, den jener zum Anschluß Jugoslawiensan Italien oder die ,-Achse" bestimmen soll, wirdim Lande sehr argwöhnisch beobachtet, denn einesolche Politik wüÄe noch eine Verstärkung derbereits genug intensiven Diktaturmethoden bedeuten. Aber die Kräfte der Demokratteund des Friedens sind bereit zu kämpfen. DerKroatenfichr« Dr. MaLek berät mtt den Führernder serbischen Oppositton über die Aufstellung einergemeinsamen Plattform. Es bestehe angeblich einfrMöglichkeit, daß Prinz-Regent P a u l die demokratische Oppositton zur Regierung berufe, diedann ehrliche Wahlen durchführen würde. Aberauch einKampfmitdenWaffenist möglich. Es heißt, daß StojadinoviL daran geht, sicheine bewaffnete faschistische Macht zu schaffen.Dan» aber wären die Bauerngarden Maöeks auchnicht zu unterschätzen. Ob es zum Kampf kommt,weÄen die nächsten Tage zeigen."(bn)Wiesner für wirffchastlicheS MitteleuropaWim.(Tsch. P-B.) Montag fanden inWien zwei größere monarchistische Versammlungen statt. In einer derselben befaßte sich derehemalige österreichische Gesandte Wiesneru. a. auch mit d« Zusammenkunft deS Vorsitzenden der ffchechoslowakischen Regierung Dr.Milan H o d Z a mit dem österreichischen Bundeskanzler Dr. Schuschnigg in Baden.Heger Drobfiek wegensechsfacher Brandstiftungschuldig erkanntVierzehn Jahre schweren KerkersPrag, t-rb-) Das Beweisverfahren gegeri dmder siebenfachen Brandlegung angellagtm Vald-heger Heinrich Drobilek aus dem Dorf Kozi Horybei Dobkis«gab nichts, was die Verteidigung desAngeklagten gestützt hätte. Wie bereits berichtet,hatte sich Drobilek seinerzeit, am 28. Feber d. A.freiwillig zu sieben Brandstiftungen bekannt, dieer im Laufe der letzten sieben Jahre begangen habe.Bei der Hauprverhandlung vor dem Schwurgerichtwiderrief er dieses Geständnis und behauptete, daßdie Gendarmen ihm den Gedanken eingegebc, hatten,sich durch ein summarisches Geständnis, unter gleichzeitig« Berufung auf feine angebliche„Pyromanie" sich die gelindeste Strafe zu sichern. Diese Darstellung wurde von den als Zeugen einbernommeue»Gendarmen glaubhaft widerlegt. Der Schwurgerichtshof legte den Geschworene» insgesamt28 Schnldftagenzur Beantwortung vor. Sieben Hauptfragen, lautend auf die von ihm in den nach seinem ursprünglichen Geständnis seit 1981 verursachten Brandstiftungen. zu jeder Hauptfrage die obligate» Zusatz«ftagen, ob das Feuer tatsächlich ansgebrochen und obein beträchtlicher Schaden verursacht worden sei. nebstder Zusatzfrage auf die Niedrigkeit und Änehren«Hastigkeit der Beweggründe in jedem einzelnen Fall.Die Beratung der Geschworenen nahm begreiflicherweise sehr geraume Zeit in Anspruch, so daß derWahrspruch«ft in den Abendstunden verkündetwurde.Der Bertttter d« Anklage, Staatsanwalt Dr.Ander- tat alles, um die Anklage nach allen Richtungen zu begründen. Vielleicht sogar etwas zuviel. Ob es angebracht war, diesen Angeklagten mit dem brsüalischen Eisenbahnattentäter Ma«tuschka, oder gar nut dem Massenlustmörder Haarmann zu vergleichen, mag dahingestellt sein. GeradedaS, was jene Mord«, die als besondere Type»in der Kriminalgeschichte figurieren, kennzeichntt,nämlich die Lust an der Vernichtung des menschliche»Lebens trifft auf diesen Angeklagten nicht zu. Wenigstens wird in keinem du in d« Anklage angeführten Fälle auch nur im entterutesteu behauptet,daß du Angeklagte es auf die Vernichtung menschlichen LebenS abgesehen gehabt hätte, in welchemFalle ja der Strafantrag auf die nach dem Gesetz zulässige Höchststrafe hätte lauten müssen. Freilich berief sich du Staatsanwalt als Vergleichsmoment nurauf die„bösartige Neigung zum Verbrechen" lzlo-myslnä zloöinnost), die der Angeklagte mtt jenenganz anders gearteten Tätern gemein habe. Immerhin scheine ein solcher Vergleich wenig glücklich gewählt, wie strafbar und verwerflich die Untaten desAngeklagten an sich auch sein mögen. Die Geschworenen erkannten nach mehr als zweistündig« Beratung de» Angeklagten in& von den 7 eingeklagten Fällen schuldig und bejahten« allen diese»sechs Fällen auch die angeführten Zusatzfragen. Mtt diesem Wahrspruch war eine Oualifika-tion gegeben, die in den vom Strafgesetz- aufgestellten Rahmen von zehn bis zwanzig Jahren fällt. D«Schwurgerichtshof des G.-R. Dr. Trost verkündetenach erfolgter Urteilsberatung das Urteil, durch welches Drobilek zu vierzehn Jahren schweren Kerkersverurteilt wurde. Der Verurteilt« nahm den Urteilsspruch mtt größter Ruhe hin und meldete Nichtig«kettsbeschwerde und Berufung an.WieSner wandte sich in schärfster Weise gegen dieSchreibweise des„Völkischen Beobachter" sowieanderer reichsdeutscher Blätter und erklärte, dieser Ton stelle eine Einmischung in rein innereösterreichjsche Angelegenheiten dar, welche Deutsch-land gar nichts angingen. Wir lassen uns einesolche Einmischung, welche unter falschen Berufungen auf ein internattonales Abkommen erfolgt, nicht gefallen. Es ist das Recht und diePflicht eines österreichischen Staatsmannes, sichbei jeder Gelegenheit mtt Staatsmännern vonNachbarstaaten über wirffchaftliche Angelegenheiten auszusprechen. Wir wünschen, daß dies auchweiterhin geschehe, und zwar auch mit Staatsmännern anderer Nachbarstaaten, da wir einewirtschaftliche Einheit der mit-teleuropäischen Staaten wünschen.(Wesner ist in jüngster Zett xinigemaleauch in der legttimistischen Presse für denwirtschaftlichen Zusammenschluß Mitteleuropaseingetreten.)Das Ende der„Morningpost"Am 1. Oktober hat, wie b«ichtet, die ältesteenglische Tageszeitung, die Londoner„Morningpost", ihr Erscheinen wegen Lesermangels einge-stellt. Lord Camrose, der Besitzer des„DailyTelegraph" und der„Financial Times", hat die„Morningpost" erworben und mtt dem„DailyTelegraph" vereinigt. Wie die Redaktton der„Morningpost" in d« letzten Nummer des Blattes erklärte, ist die Leserzahl in den letzten Jahren dauernd zurückgegangen, und die Bilanz desBlattes schließt mit einem Verlust von 40.000Pfund. Die„Morningpost" erschien seit 1773»war anfangs ein liberales. Blatt der damalsradttalen Linken, wurde aber seit 1820 konservativ und ein« Zeitlang das führende Blatt Englands, das durch die Mitarbeit von Coleridge,WordSworth und Charles Lamb auch literarischeBedeutung erhielt. Später wurde seine Bedeutungdurch die(um 13 Jahre jüngeren)„Times" inden Schatten gestellt und sein Absatz durch diegroßen Preffekonz«ne der Northcliff-Rothermereund Lord Beaverbrook empfindlich geschmälert.Zuletzt war die„Morningpost" nur noch das traditionelle Blatt des konservativen Adels und derhohen anglikanischen Geistlichkeit.Mexiko. Alle Mattosen, Maschinisten und Stewards der mexikanischen Handelsflotte im Golfvon Mexiko sind aus BerufSgründen in den Streikgetreten.