Sozial- emokratZentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakische» RepublikErscheint mit Ausnahme de» Montag täglich früh/ Einzelpreis 70 HellerRedaktion und Verwaltung k Prag XU., Fochvva 62- Telephon 83077- Herausgeber: Siegfried Taub- Verantwortlicher Redakteur: Karl Kern, PragNur dem Inhalt:Die innerpolitische SituationDas Tagesgespräch:Die HomosexuellenDer Velgo-ProzeßHeute Kantonalwahlenin Frankreich17. JahrgangSonntag, 10. Oktober 1937Nr. 239gegen Madrid?Ablehnende NotejtallensEnttäuschung ihres Lebens offen zu bekennen unddaraus die Konsequenzen zu ziehen. Dessen sinddangen, Insbesondere auf Rohstoffe, die zur Erzeugung von Kriegsmaterial dienen.Morgen boten die von den Bomben aufgeriffenenGräber und zerfetzten Bäume einen schauerlichenEindruck. Es mutz bemerkt werden, datz sich in derNähe dieses Friedhofes keinerlej militärischen Objekte befinden.Diegehörender Flugplatz bei Iantsepu wurde eben»will das franzöfische Kabinett sich sofort schlüssigwerden. In Paris wird erklärt, daß man dieRote als unzureichend ansehe und in kürzester Frist beantworten werde. Es heißt, daßnunmehr her. Präsident der Französischen Republik, Lebrun, und Ministerpräsident C h ante m p S noch Bedenken gegen die Oeffnungder Grenzen hätten, während Herriot undsämtliche sozialistischen Führer sichdafür aussprechen. D e l b» S, der sich im Besitze der englischen Zustimmung zur Orffuung derGrenzen befinde, habe Rom wissen lassen, daß dieEntsendung von Mannschaften und Waffen nachSpanien vorbereitet werde.England erkenne völlig den Ernst der Lageund will dafür Sorge tragen, daß daS spanischeVolk ohne fremde Intervention über sein Schicksal entscheiden könne.(Es liegt nahe, hinter dieser vieldeutigen Formulierung Meinungsverschiedenheiten im britischen Kabinett und neues Zögernim letzten Angenblick z« vermuten.)Der französische Botschafter in Spanien,Hrrbette, dessen Sympathisieren mit FrancoSchanghai. In Schanghai nehmen die hartnäckigen Kämpfe ihren Fortgang. Derjapanische linke Flügel konnte bisher nicht Vordringen, doch rückt der rechte Flügel trotz deshartnäckigen Widerstandes der Chinesen allmählich vor. Die Japaner sind gegen Kating, einerder Hauptpositionen der zweite« chinesischen Lrrteidigungslinie, vorgedrungen und von ihrnurmchr noch etwa vier Kilometer entfernt. In der Nacht entwickelte sich neuerlich ein Artilleriekämpf zwischen den japanischen Kriegsschiffen und den chinesischen Batterien in Putung.Chinesen habe,? die japanischen Positionen in wirksamer Weise bombardiert und ein Pulverlager in die Luft gesprengt. Tin den Japanernfalls beschossen und drei Flugzeuge vernichtet.Umgekehrt Ist such gefahrenTokio. Das Außenministerium veröffentlichtöin Kommunique, in welchem die japanische Re-London.(Eigenbericht.) Die italienische Rote, die" hier Samstag überreichtwurde, entspricht den Ankündigungen der italienischen Presse. Italien entwickelt in dieser Rotevom neuen die bekannte Theorie, die die Freiwil-,ligen der republikanische« Armee den von Italienzu Franco abkommandierten Truppen glrichstel-len will, und verzichtet auch nicht auf den längstdementierten Hinweis, daß die Freiwilligen aufder Regirrungsseite naturalisiert würden und daher nicht abberufen werden könnten. Im übrigenwird dir Beteuerung, daß die Integrität und Unabhängigkeit Spaniens nicht angetastet würde, erneuert. Die Einladung zur Konferenz wirdjedoch abgelehnt. Italien werde an keiner Konferenz mehr teilnehmen,an der nicht auch deutsche Vertreteranwesend seien.Gleichzeitig mit dieser Rote hat Italien eineErklärung abgegeben, di« unter Berufung aufMussolinis letzten Artikel im mittwöchigen„Po-polo d'Jtalia" Japan, daS nur das Recht derSelbstverteidigung ausübe, volle Unterstützungdurch Italien zubillige.Während das britische Kabinett erst amMittwoch über die italienische Rote beraten wird,Gibraltar. 5000 Italic-«er sind während der letzten Septemberwochen in Cadiz angenommen.Außerdem Kommen fast j e d e W o ch eitalienische Sch i f f e in Begleitung von italienischen Kriegsschiffen inMalaga an mit italienischen Soldatenan Bord. Anderseits ist viel Kriegsmaterial in Cadiz ausgeladen worden, das ttalienische und spanische Handelsschiffe dorthin transportiert haben.Diese dauernden Nachschübe von neuenitalienischen Soldaten stehen zweifellosdamit in Zusammenhang, datz Musio-linieine große Offensive ge-genMadrid vorbereitet, welcheser noch vor der Regenzett zu Fall bringen will. Rach Berichten von Reisenden, aus Sevilla kommend, werden inSevilla große Truppenkontingente konzentriert, die bestimmt sind, die Offensive gegen Madrid durchzuführen.*flugzeugen, welche von Jagdflugzeugen geschütztwaren, angegriffen. Die Flugzeuge überflogenauch di« Stadt Gijon, wurden aber zur Umkehrgezwungen. Zeitig morgens unternahmen dieAufständischen einige Angriffe gegen die Regierungspositionen auf Cote 430, doch wurdendiese Angriffezurückg,e s chlag en. Im Abschnitt Los Puertos eroberten die Republikanerzwei Positionen zurück, welche sie tagsvorher verloren hatten.Franco-Bomben auf einen FriedhofMadrid. Im Verlauf der vorvergangenenNacht hüben Rebellenflieger mit großer Heftigkeitden Friedhof San^doro bombardiert. AmBoykott!\Stockholm. Der Vollzugsausschuß derschwedischen Gewerkschaftsverein i g u n g und der Vollzugsausschuß der sozialdemokratischen Partei sowie einige andere Organisationen haben eine gemeinsame Erklärungveröffentlicht, worin sie zum Boykott japanischerWaren auffordern.Ottawa. Der Vorsitzende der kana-.dischen Gewerkschaftsvereini«'gung Draper hat einen Aufruf an die kanadische Arbeiterschaft zum Boykott japanischer Wa-ren gerichtet. Er verlangt die Verhängung deSEmbargos auf nach Japan bestimmte Sen-gierung ihr Bedauern darüber ausspricht, datz! dir vorgegaukelt und zugleich wurden di« uner-der Völkerbund(und der amerikanische Staats-s fahrenen Jungens— ihre' Zahl ist Wahrscheinsekretär Hüll) Japan der Verletzung des Kriegs- l lich größer als wir ahnen— der fürchterlichstenächtungspaktes und des Neunmächtevertrages be-1 Dekadenz in die Arme getrieben. Manche mögenschuldigt haben. In der Erklärung wird ausge- heute über diese Erfahrungen kritisch nachdenken,führt, datz es nicht Japan, sondern China war, wenn sie auch nicht den Mut haben, die grötztewelches den gegenwärtigen Konflikt im Fernen“Osten hervorgerufen hat.Meuterei auf einem getroffenenFranco-KreuzerValencia. Das Kriegsministerium hat Einzelheiten über das Gefecht zwischen dem Regierungskreuzer„Libertad" und dem Aufständischenkreuzer„Baleares", das am 7. d. M. auf offener See auf der Höhe von Alicante stattfand, bekanntgegeben. Darnach floh die„Baleares", nachdem sie durch zwei Salven getroffen worden war,mit 15 Toten und 60 Verletzten an Bord. DerBesatzung bemächtigte sich Panik und es habesich als notwendig erwiesen, die energischestenMahnahmen zur Aufrechterhaltung der Ordnungzu ergreifen. Der Kapitän sei genötigt gewesen,gegen die Besatzung zur Waffe zu greifen.Blomberg In MadeiraF n n ch o l. Der reichsdeutsche Aviso„Grille" mit Marschall von Blomberg an Bordist Samstag vormittags in Madeira eingelaufen.VormarschBarcelona. Der republikanische Vormarsch im Ober-Aragon hält an. Der Druck derrepublikanischen Truppen auf die Rebellenstellun-gen ist unwiderstehlich in diesem Abschnitt,oValencia. An der Gijoner Front warenFreitag die Positionen der Regierungstruppen imöstlichen Frontabschnitt von 28 Bombardierungs«Mussolini-OffensiveValencia-Notean EnglandLondon. Am Samstag überreichte der spanische Botschafter inLondon der britischen Regierung eineRote, worin die Regierung von Valencia ihrer Beunruhigung über dieandauernden Truppen» undKriegsmaterialsendungenvon Italien nach Franco-Spanien Ausdruck verleiht. Ferner wird in der Rotebehauptet, daß Italktn eine großeProvokationskampagnegegen die Dalenciaregierung vorberei tet, G i f t g a sbomben-Angriffe aus dierepublikanischen Städte plant und dierepublikanischen Hafenstädte durch U n>terseeboote beschießen lassen will.*Mussolini juniorParis. Der römische Korrespondent des„Figaro" meldet, daß man bereits als beinahesicher annehmen kann, daß Bruno Mussolini nachSpanien mit der Flirgereskadrille abgcgangen ist,deren Kommandant Bizeo und deren Mitgliederhervorragende italienische Flieger sind. Die Es-kadrille hat hochwertige Maschinen allerletztenTyps. Aus Rom ist sie am 26. September nachMallorca gestartet.»Angriff auf MaiorcaLondon. Die gesamte engllscheMorgenpreffe veröffentlicht Rachrich-ten über einen angeblich unmittelbarbevorstehenden Angriff der auf Mal-lorca stationierten Streitkräfte auf dasim Besitze Daleneias befindliche Mi-norca. 30.000 ttalienische FreiwMgeund ei« mächtiges Fluggeschwader sol-len zu diesem Zwecke berett« in vollerBereitschaft stehen.*Vor Oeffnungder Pyrenäen-Grenze?Eine Entscheidungsschlachtin Nordchina?Tokio. Südlich von P a o t i n g stehen Japaner und Chinesen an einer 120 Kilometerlangen Front einander gegenüber. 20 chinesische Divisionen, insgesamt über 200.000 Mann, dieunter dem Kommando des Generals Tschentschen stehen, sind wie es scheint,entschlossen, umjeden Preis den japanischen Bormarsch aufzuhalten. Die bisher größte Schlacht in Rordchinckhat gestern begonnen.Armes Volk!Unter den verhafteten Freunden des HerrnRutha befindet sich auch der Herausgeber derSdP-Zeitschrift„Volk und Führung". Der Titelsteht nicht ohne Beziehung zu den letzten Ereignissen. Es ist richtig, datz sich die Herrn vom KBals'Führung des sudetendeutschen Volles aufgespielt haben. Hat aber das Volk eine solche Führung verdient?Die Nachricht von den Verhaftungen imKreise um Rutha ist wie ein greller Blitz in dietrübe Atmosphäre hineingefahren, welche den ganzen Betrieb der sogenannten SudetendeutschenPartei umgibt. Das Volk darf wieder einen Blickhinter die Kulissen des Führerprinzips tun undcs hat einige Ursache, sich angewidert abzuwenden. Aus der Werkstatt der völlischen Sittenprediger und Erneuerer verbreitet sich ein penetranter Gestank. Sollen wir dadurch unser ganze?öffentliches Leben verpesten lassen?Die peinlichen Sachen, die nun aufgeflogensind, waren schon längst ein öffenlliches Geheimnis. Seit Monaten hat die ausgezeichnet organisierte Flüsterpropaganda der patentierten Volks-gemeinschafter Parteiklatsch allerschlimmster Sortedurch ihre Kanäle geleitet. Gemunkel, Beschuldigungen und^ Gegenbeschuldigungen der haderndenGruppen nahmen da den Weg auch zu den Ohrender politischen Widersacher der SdP. In einzelnenPrager Redaktionen herrschte zeitweise ein Ueber-angebot an Enthüllungen unter Volksgenossen.Echtes und gMlschtes Material Lbtt die Internader SdP wurden in solchen Menge« auf denMarkt geworfen, datz schließlich die Nachfrage bisauf de» Nullpunkt sank. Es war wohl das Beste,die Einiger des Sudetendeutschtums untereinander raufen zu lassen. So ist denn auch im Eiferdes Gefechtes neuerdings ei« Vorhangzipfel gelüftet worden. Der Einblick in die Häuslichkeitdes Kameradschaftsbundes ist frei. Voll, sieh deineFühreriDie schmutzige Affäre wäre, nur halb soschlimm, wenn nicht die Allüren gewisser Volks-beglücker die ganze Oeffentlichkeit zu einem Vergleich ihres äußeren Getues mit ihren heimlichenLastern geradezu herausgefordert hätten. Seitdemin sudetendeutschen Landen Politik gemacht wird,hat sich noch niemand eine derart systematischeVerunglimpfung aller politischen Widersacher geleistet. Die Propagierung der sogenannten Volksgemeinschaft wurde ungefähr auf folgende Prin-zipien aufgebaut: 1. Alle, die vor Konrad HM»bekannt ist, ist abbernfen worden und wird llin sudetendeutsche Politik gemacht haben, warendurch L a b o n n e ersetzt werden, der bisher am j entweder Trottel oder Schurken, 2. Wer nicht dasQuai d'Orsay eine bedeutende Stellung innehatte.' Parteimitgliedsbuch der SdP in der Tasche bat,| ift ein Volksverräter, 3. Wer nicht hinter demHorch-Wagen des Führer- nachläuft oder gar anden Praktiken des Kameradschaftsbundes etwasauszusetzen hat, ist ein Separatist.— Wenn wirnicht irren, war es gerade'Herr Rutha, der fürdie sudetendeutschen Henleingegner das Schimpfwort„Separatisten" geprägt hat.Ein biederer Waldbauer hat alles vorausgeahnt. Als er kopfschüttelnd von einer großartt»gen SdP-Kundgebung heimging, meinte er:„I etztwei ß ich nicht, bin ichnochno r»mal, oder sind die anderen verrückt." Der gute Mann kann jetzt von seinerNormalität fest überzeugt sein. Verirrungen einzelner hat es immer gegeben und wird es auchweiterhin geben. Aber was wir in den letztenJahren erlebten, das war der Einbruch der Abnormalität— und nicht nur der sexuellen— indie sudetendeutsche Politik. Dieser Pflanz, dieseSelbstvergötterung, diese hysterischen Haßausbrüche gegen die Träger jeder positiven Arbeit—all das wäre in normalen Zeiten einfach nichtmöglich.Armes Volk! Wieviel Glauben undBegeisterung hast du an die falschen Messtasse ver-schwendet! Was werden jetzt die armen Teufeldazu sagen, die so oft stundenlang gewandert findoder ihre letzten Groschen verfahren haben', umdiesen oder jenen Sonderbeauftragten des„Führers" zu hören? ArmeIugend! Ein gesundes, kraftvolles Vollstuw aufzubauen hat man