Geile 4 Sonntag, 10. Oktober 1937 Nr. 23» Heute Kantonalwahlen in Frankreich 3600 Selbstverwaltungsmandate werden besetzt Paris . In ganz Frankreich , mit Ausnahme von Paris und des Pariser (Seine -). Departements, welche ein eigenes Selbstverwaltungsregime' besitzen, finden am 10. Oktober Er- gänzungsbezirks Wahlen statt; in einer Woche darauf entscheiden dann engere Wahlen. Es handelt iich um ungefähr 3600 Be- zirksräte, die gewählt werden, und zwar annähernd 1600 Mitglieder der sogenannten Be- zirkSgeneralräte(Conseils gLneraux) und um ungefähr 2000 Mitglieder der Bezirksvertretungen(conseils d'arrondessements), deren sechsjähriges Mandat erlischt. Die Mitglieder der Generalräte waren poli- tisch wie folgt gruppiert: Radikale und republikanische Sozialisten 702 Mandate, Sozialisten 160 Mandate, Kommunisten 6 Mandate, Nationale und Gemäßigte 641 Mandate. Nach der Stimmenzahl sah das Bild, gemäß der amtlichen Statistik, wie folgt aus: Zahl der eingeschriebenen Wähler: 8,534.368; Zahl der stimmenden Wähler: 3,608.240. Es erhielten die Konservativen 147.722, die Republikanische Föderation 657.462, die Republikanische Linke (Mitte) 473.04, die Unabhängigen Radikalen 275.902, Radikalsozialisten 939.817, Republikanische Sozialisten 148.435, Sozialisten 5 7 4.6 14, Kommunisten 175.162 Stimmen. Es ist auf den ersten Blick klar, daß das Wahlsystem sich stark zuungunsten vor allem der Sozialisten und Kommunisten ausgewirkt hat, die nicht annähernd so viel Mandate besitzen wie sie nach dem Verhältnis-Wahlrecht erhalten hätten. Seit dem Jahre 1931 hat sich die innerpolitische Lage in Frankreich bedeutend geändert. Die Sozialisten, die Kommunisten und die Radikalen standen sich damals gegenüber und zum Großteil behielten sie im zweiten Wahlgang getrennte Kandidatenlisten. Bei den Ergänzungswahlen im Oktober des Jahres 1934, als eine bedeutende Verschiebung nach links erfolgte, versuchten die Parteien damals zum ersten Mate im Führerworte zum Fall Rutha Goebbels („Der Angriff" 2. Juli 1934): „Ohne Widerstand zu finden, können wir in dar Haus eindringen und die Verschwörergilde noch beim Schlaf überraschen und sofort dingfest machen. Der Führer selbst nimmt die Verhaftung mit einem Mut ohnegleichen persönlich vor." „Es sei mir erspart die widerlichen und fast Brechreiz verursachenden Szenen zu schildern, die sich dabei unseren Augen bieten." „Sie haben durch Protzentum und Schlemmereien den Gesetzen der Bewegung auf Einfachheit und persönliche Sauberkeit offen Hohn gesprochen. Sie, waren im Begriff, die ganze Führung der Partei in den Verdacht einer schimpflichen und ekelerregenden sexuellen Abnormität zu bringen.", Offizieller Pressebericht: ,Zn dem unmittelbar gegenüberliegenden Zimmer von'Heines bot sich den Eintretenden ein schamloses Bild. Heines lag mit einem homosexuellen Jüngling im^Bett. Die widerliche Szene, die sich dann bei der Verhaftung von Heines und seinem Genossen abspielte, ist nicht zu beschreiben. SD wirft schlagartig ein Licht auf die Zustände in der Umgebung des bisherigen Stabschefs." Hitler vor dem Reichstag : „Das schlimmste aber war, daß sich allmählich aus einer bestimmten gemeinsamen Veranlagung heraus, in der SA eine Sekte zu bilden begann, die den Kern einer Verschwörung nicht Nur gegen die Moral, sondern auch gegen die Staatssicherheit abgab." „Ich habe den Befehl gegeben, die Geschwüre unserer inneren Vergiftung auszubrennen bis auf das rohe Fleisch." Zwei Tote auf den Schienen. Am 8. Oktober ist unweit der Station Starä Turä der Strecke Veselh n. Mor.— Nove MLsto n. Väh. der 45- jährige Robert Stepänek von dem Personenzug Nr.«1602 überfahren und getötet worden. Stepänek war geisteskrank. Die Ursache des Unglückes wird von der Maatsbahndirektion Brünn erhoben. Samstag um 7 Uhr wurde in der Station Otrokovice der Vertragsarbeiter Josef Kris- thnek von dem Lastzug Nr. 1181 erfaßt und getötet. KriZthnek war an einen Mast der elektrischen Leitung angestoßen, aus dem Gleichgewicht und damit unter die Räder des Zuges geraten. Fünfzehn Arbeiter unter erttgrstürztem Dach. In einer Fabrik in Brescia (Italien ) stürzte das Dach einer Maschinenhalle, an dem Ausbesserungsarbeiten vorgenommen wurden, ein und begrub 15 Arbeiter unter den Trümmern. Zwei Tote und acht Schwerverletzte wurden geborgen. Drei englische Offiziere in Palästina abge-, stürzt. Das englische Ministevium für Flugwesen teilt mit, daß Freitag bei einem Flugzeugun-1 zweiten Wahlgang gemeinsam, vielfach jedoch noch ohne Kommunisten, vorzugehen. Diese Solidarität der Parteien der Volksfront, welche bei den Parlamentswahlen im Vorjahre zum Ausdruck kam und dem Parlament sowie der Regierungsmehrheit in Frankreich ein anderes Gepräge gab, wird in der Mehrzahl der Fälle auch bei den gegenwärtigen Bezirkswahlen be ibehalt e n werden. Im ersten Wahlgang kandidieren alle Parteien der Volksfront(Sozialisten, Kommunisten, Radikalsozialisten und republikanischsozialistische Vereinigung) gesondert, um ihre Kräfte zu messen und erst im zweiten Wahlgang besteht die Absicht, die Parteidisziplin derBolksfront für denjenigen Kandidaten, der im ersten Wahlgang die meisten Stimmen erhielt, in Wirksamkeit treten zu lassen. In zahlreichen Bezirken macht sich unter den Radikalen die Tendenz gegen den Kommunismus geltend. Die Oppositionsparteien und-Gruppen aus den Reihen der Rechten und der Mitte kandidieren größtenteils selbständig; in der letzten Zeit waren jedoch in den Landbezirken Bestrebungen rin Gange, die Kandidatenlisten zu einer sogenannten Nationalen Bereinigung, der„Freiheitsfront" u. ä. zu koppeln. Die Wahlen werden in politischen Kreisen mit großem Interesse als Zeiger der gegenwärfigen politischen Gesinnung erwartet. Um die Wahl, bzw. Wiederwahl in die De- zirksräte bewerben sich auch acht Minister, darunter der Minister des Innern D o r m o y und Finanzminister Bonnet sowie fünf Unterstaatssekretäre. Weiters bewerben sich 182 De- putierte und 84 Senatoren aller Parteischattierungen. Es befinden sich unter ihnen z. B. Kammerpräsident H e r r i o t, der in Lyon kandidiert, der Obmann des Finanzkomitees des Senats Caillaux und der Vorsitzende des Außenausschusses der Kammer Mistler. glück in Palästina drei Offiziere ums Leben kamen. Das Flugzeug stürzte bei Mudavary ab. Ein Lukas Crgnach gestohlen. Aus dem städtischen geschichtlichen Museum in Leipzig wurde Samstag ein wertvolles Oelgemälde von Lukas Cranach gestohlen. Das Bild stellt Moses mit den Gesetzestafeln und im Hintergründe daS Lager der Israeliten dar. Das Bild hat eine Größe von 33X21 Zentimeter und wird auf mindestens 25.000 Reichsmark geschätzt.- Obzwar der Diebstahl bald entdeckt wurde, ist es dem Täter gelungen, unerkannt zu entkommen. Ein« furchtbave Familientragödie hat sich in Eberstvalde, nördlich von Berlin , abgespielt. Der 37 Jahre alte Ehemann Czech, seine Frau und seine drei Kinder im Alter von ein bis sechs Jahren wurden nach einer heftigen Schießerei, die von den Hausbewohnern vernommen worden war, in ihrem Blute liegend aufgefunden. Die Frau und zwei Kinder waren bereits tot, während der Mann und das älteste Kind mit dem Tode ringen. Czech scheint d^e Tat auf Grund einer Gemütsdepreffion verübt zu haben. -rb- Den Abschluß der freitägigen Verhandlung bildete die Einvernahme der Mutter der An-, geklagten Antonie Havlik. Die Zeugin schildert, wie sie ihrer Tochter von der Heirat mit dem OGR Velgo abgeraten habe, der um soviel älter war und mit dem ein glücklicher Eheleben nicht zu erwarten war, wie sich gleich aus seiner Forderung ergab, daß seine Gattin bei ihren Eltern wohnen sollte. Im weiteren Verlauf dieser abnormalen Ehe habe sich OGR Velgo um seine Gattin wenig gekümmert und zu deren Lebensunterhalt im ganzen nur zweimal je 200 KL beigesteuert und auch dies erst nach dringlicher Aufforderung. Bei dieser Gelegenheit habe er sich in so verletzender Weise zu seiner Frau geäußert, daß diese ihm das Geld vor die Füße warf. Im übrigen mußten sich die Eltern um den Lebensunterhalt ihrer mit dem Herrn Obergerichtsrat verheirateten Tochter bekümmern, obwohl ihr Vater auf die Arbeitslosenunterstützung angewiesen war... „Der vierte Verhandlungstag" brachte die Einvernahme der 51jährigen Schwester des ermordeten Obergerichtsrates, der Lehrerin Irene Velgo. Di« Zeugin erklärte nach Belehrung durch den Vorsitzenden, daß sie sich als Schwägerin der Angeklagten der Zeugenaussage enffchla- gen könne, aussagen zu wollen, weil dies die„höhere Gerechtigkeit" erfordere. Die Zeugin berichtet, daß sie seinerzeit im Jahre 1934 von einer Bekanntschaft ihres Bruders mit einem sehr leichtsinnigen Mädchen erfahren habe. Im Jahre 1935 habe Obergerichtsrat Velgo ihr von seinen HeiratS- plänen mit der Angeklagten Mitteilung gemacht, worauf fie ihm unter Hinweis auf den Altersunterschied und auf di« Persönlichkeit der Angeklagten abgeraten habe.(Marie Belgo ist eine ehemalige Schülerin der Zeugin.) Die Zeugin schildert die große Liebe d«S ermordeten OGR Velgo, die dieser ihrer Darstellung nach zu seiner Gattin bekundet habe.„Wünsche mir Glück, fie hat mich gern".. so habe sich dieser in jener Zeit mehrfach geäußert und keinerlei Vorstellungen seiner Verwandten Gehör geschenkt, die ihm vorhielten, daß eine solch« Ehe nicht zum guten ausschlagen könne. Besonders habe sich ObergerichtSrat Velgo darauf berufen, daß seine Braut davon wisse. Fliegerhavarie bei Malarky, Freitag abends havarierte beim Neben von Nachtflügen auf dem Flugplatz in Malacky ein Militärflugzeug nut einer zweigliedrigen Besatzung. Beide Mitglieder der Besatzung wurden am Kopfe verletzt. Der Pilot-Korporal Oldtich Srsen leicht, der Schütze- Korporal Herman Trnka ernster. Beide wurden in das Militärkrankenhaus in Prcßburg übergeführt. Ein ungewöhnlicher Berkebröunsall ereignete sich in dem Ort Gary in Indiana (USA ). Hier stießen zwei Kraftwagen auf einem Bahnübergang in dem Augenblick zusammen, als ein Eisen- bahnzug die Strecke passierte. Beide Autos wurden von dem Züge erfaßt. Sieben Personen kamen ums Leben, vier wurden schwer verletzt. Die Elektrifizierung Schwedens . In Schwe den ist die Elektrifizierung sehr verbreitet. Dies ermöglicht vor allem die große Zahl von Wasserfällen und es erfordert dies andererseits der Mangel an Petroleum und Kohle. Der Staat ist der Besitzer mehrerer großer Elektrizitätswerke, die auch von ihm verwaltet werden. Die dort gewonnene Elektrizität wird von den Staatsbahnen und den großen Industrie-Unternehmungen verwendet. Im Jahre 1936 wurden an Hand einer amtlichen Stafistik 7413 Millionen Kilowattstunden erzeugt und verbraucht, d. i. um 7.5 v. H. mehr als im Jahre 1935. Auch in der Zeitspanne bis Ende September 1937 zeigt sich ein weiterer Ansteigen der Erzeugung von elettrischer Energie, deren Verbrauch etwa 7700 Millionen Kilowattstunden ausmacht. Die Verlesung der Gewinste der 5. Klasse der Klaffenlotterie wird am 18. Oktober 1937 beginnen und wird am 19., 20., 21., 22., 23., 25., 26., 27., 29., 30. Oktober und 2- 3., 4., 5., 6., 8., 9., 10. und 13. November 1987 um 8 Uhr fortgesetzt werden. Verlost werden im ganzen 47.010 Gewinste und eine Prämie von 1,000.000 KL im Gesamtbeträge von 39,646.000 KL, welche den Spielern ohne Abzug auSgezahlt werden. Von-höheren Gewinsten werden auSgelost: Ein Gewinn zu 1,000.000 Kd, einer zu 800.000 KL, einer zu 200.000 KL, einer zu 100.000, zwei'zu je 90.000, zwei zu je 80.000 KL, zwei zu je 70.000 KL,, zwei zu je 60.000 KL, zwei zu je 50.000 KL, drei zu je 40.000 KL, vier zu je 30.000 KL, 85 zu je 20.000 KL, 100 zu je 10.000 KL, 460 zu je 5000 KL, 1800 zu je 2000 KL ufw. Die Gewinnröllchen der fünften Klaffe werden am 16. Oktober 1937 um 10 Uhr öffentlich in daS.Glücksrad eingeschüttet werden. Keine Wetteränderung zu erwarte«. Aus einem Gebiet höheren Drucks, daS SamStag nachmittags zwischen Island und den britischen Inseln lag, wird noch in den nächsten Tagen Mitteleuropa mäßig kühle und feuchte ozeanische Luft zuftrömcn. Es ist daher zu erwarten, daß der Himmel bei uns auch am Sonntag ziemlich bedeckt bleiben wird. In der Wh« von Gebirgskämmen und besonders im Osten des Staates dürfte zeitweise noch leichter Regen oder Sprühregen auftreten. Die Temperaturen werden in den westlichen und mittleren Teilen des Staates wenig unter dem Normale verbleiben und auch in Karpathorußland wird voraussichtlich bereits ein Temperaturrückgang eintreten. Wahrscheinliches Wetter Sonntag: Ziemlich bewölkt, zeitweise noch leichter Regen oder Sprühregen, besonders im Osten des Staates, in den böhmischen Ländern Temperaturschwankung um 10 Grad, in Karpathorußland Abkühlung. Ruhig oder schwacher Westwind. Wetter- auSsichten für morgen: Veränderlich, nur ganz vereinzelte Schauer, vergrößerte Tagesschwankung der Temperaturen, Rordwestwind. daß er infolge des Hauskaufes, der nur durch ein Darlehen seines Schwagers ermöglicht wurde, durch welches er sich mit 40.000 KL verschuldete, in bedrängten finanziellen VerhälMiffen befinde und er von der Uneigennützigkeit ihrer Liebe überzeugt sei. Der Vorsitzende Hielt hier zum erstenmal der Zeugin vor— und dies wiederholte er noch mehrere Male, daß in ihrer Aussage Widersprüche zu Tatsache« zutage träte«, die d«rch andere absolut verläßliche Zeugen festgestellt feie«. Die angeblich so große Liebe des OGR Velgo zu seiner Oattin steht allerdings in keinem rechten Einklang zu der Tatsache, daß er ihr jedes Zusammenleben verweigerte, ihr die notwendigsten Mittel zur Bestreitung ihres Lebensunterhaltes versagte, sie vor seinen Bekannten verleugnet« und alle Vorkehrungen traf, die Ehescheidung um jeden Preis herbeizuführen. Im weiteren Verlauf« ihres Verhörs äußerte die Zeugin die Vermutung, daß ihr toter Bruder die Angeklagte mit allen erdenklichen Annehmlichkeitenüber- schüttet haben würde, wenn diese mit der Ausführung des Mordplanes wenigstens solange zugewartet hätte,'bis das Kind»zur Welt gekommen wäre. Der Vorsitzende bemerkte hiezu, daß eS sich bei dieser Behauptung nur um Hypothesen der Zeugin handle, da verschiedene Zeugen über di« besondere Sparsamkeit des OGR Velgo Zeugenschaft abgelegt hätten. In ihrer weiteren Aussage deutete die Angeklagte an, daß ihr Bruder durch sein Verhalten zu erkennen gegeben habe, daß er von seiner Frau irgendetwas befürchte, dem er sich nicht Ausdruck zu geben getraute. Der Vorsitzende hielt der Zeugin neuerlich unter Hinweis auf die bisherigen Ergebnisse deS BeweiSverfabrenS die Unglaubwürdigkeit ihres Vorbringen- vor. Einen bemerkenswerten Punkt dieses Zeugenverhörs bildete die Auseinandersetzung um d«S Testament des Ermordeten, daS erst nach vielen Monaten in einem Haufen amtlicher Drncksorten bei Ausräumung der Badezimmer? der Wohnung VelgoS aufgefunden wurde. Auf Befragen des Verteidigers erklärt die Zeugin, sich einen Passus gemuckt zu haben, der da lautete:„Ich ent« Insklp fordert Rüstungsverstärkung London . Der Minister für Rüstungen Sir Thomas Jnskip warnte Freitag in einer Versammlung vor jeglichem Abenteuer, denn Groß britannien trage eine große Verantwortung:„Die übrigen europäischen Nationen, von denen eingroßer Teil mit uns in sehr freundschaftlichen Beziehungen lebt, wenden sich an uns und richten ihr Vorgehen nach unserem Verhalten ein. Wir müssen aber unsere Rüstung verstärken, um genug stark zur U e b e r n a hm eder Führung zu sein. Der Minister erwähnte den Erfolg des britischfranzösischen Vorgehens im Kampf gegen di« Piraterie und erklärte, es sei kein Grund, den Kopf zu verlieren; bewahren wir die Ruhe, welche unsere phlegmatische Raffe so auszeichnet. Bezeichnend ist, daß der Minister die zahlreichen Briefe erwähnte, in welchen Maßnahmen gegen Japan verlangt werden. erbe meine Gattin und vermache meinem Kinde sein gesetzljcheS Erbteil!" Der Verteidiger konstatiert als psychowgisch bemerkenswerte Tatsache, daß der Zeugin, die sich sonst den Wortlaut gut gemerkt hatte, die darin enthaltenen Worte„mit Bedauern" aus dem Gedächtnisse entschwunden sind. Der weitere Zeuge, Polizeikommiffär Dr.Heinrich P r o ch ä z k a, der über die polizeiliche Einvernahme der Belgo einvernommen wurde, wurde von dem Verteidiger befragt, ob ihm bekannt sei, daß der Ermordete Beziehungen-zu jungen Mädchen unterhalten habe. Als der Zeuge sich an den Vorsitzenden mit der Frage wendete, ob er in öffentlicher Verhandlung auf. diese Frage antworten müsse und der Unklagevertreter Prokurator Dr. Lexa den Ausschluß der Oeffeyflichkeit beantragte, zog Dr. Loria seine Frage zurück mit dem Hinweis, daß ihm di« Antwort des Zeugen genüge. Als^letzter Zeuge der Samstagverhandlung wurde der Brünner Advokat Dr. Kreutz«übernommen, der von der Angeklagten als Anwalt in der Scheidungssache in Aussicht genommen, worden war. Als er den OGR. Velgo in seine Kanzlei einlud, erklärte sich dieser in aufgeregtem Ton als„Bettler". Als Dr. Kreutz kurz nach dem Mord als Kurator des noch nicht geborenen Kindes bestellt wurde, wie eS das Gesetz in solchen Fällen vorschreibt, hatte er Gelegenheit, die Wohnung deS Ermordeten näher kennen M lernen. Die abschreckende« Schilderungen von der Unsauber- keit des OGR. Belg», die von früheren Zeugen gegeben worden waren, fanden ihre Ergänzung in dieser Zeugenaussage. DaS Bett, in welchem Velgo schlief, sei unbeschreiblich schmutzig gewesen, in der Speisekammer, die sich als Ablagerungsstätte stinkender Lumpen präsen- tierte, herrschte eini gräßlicher Geruch. Im weiteren Verlauf der Behandlung kam es zu heftigen Zusammenstößen zwischen dem Verteidiger und dem Privatbeteiligtenvertteter, bzw. dem Staatsanwalt, als der Verteidiger die Vermutung äußerte, daß Mädchen, die von OGR. Belg» schwanger grwor. den Warrn, diesem Schuldverschreibungen für die Koste» der Fruchtaitreibungen unterzeichnen mußten, was den Zeugen durch verschiedene Gespräche mit richterlichen Funkttonären bekannt sein dürfte. Der Zeuge ersuchte unter Berufung aus die Bestimmungen der Sttafprozeßordnung, vor der Beantwortung dieser Frage entbunden zu werden, da sie geeignet sei, ihm in beruflicher Hinsicht Schaden zu verursachen. Daraufhin zog der Verteidiger seinen ursvrünglichen Anttag. in die Korrespondenz des Privatbeteiligtenvertreters Dr. Lochmann zur Erhärtung dieser Angaben Einsicht nehmen zu dürfen, zurück, der jedoch vom Staatsanwalt ausgenommen wurde, zumal der Zeug« Dr. Kreutz noch erklärte, bei einem Besuch« eine solche Verschreibung selbst gesehen zu haben. Der Schwurgerichtshof lehnte den Antrag ab und vertagte hierauf die Verhandlung auf Montag. Vom Rundfunk Empfehlenswertes«es den Programmen: Montag Prag , Tender I: 10.05: Deuffch« Presse. 14.05: Deuffche Sendung: Dr. Schmid: Industriebilanz. 16.35: Aus Schubertliedern. 18.10: Deutsche Sendung: Ueber gute und schlechte Nahrungsmittel, Dr. Maras besichtigt das Institut für Nahrungsforschung. 18.45: Deutsche Presse. 21.05: Schubert: Geigenquintett.— Prag , Sender II: 14.20: Deutsche Sendung: Aus Wäldern und Feldern, drei Studien von Urzidil. 14.55: Deutsche Presse. 18.10: Lieder von Dvotäk.— Brünn: 17.40: Deutsche Sendung: Jng. Kürschner: Der Kampf gegen das Altern'— Berufsberatung.— Preßburg : 16.35: Klavierkonzert. 17.40: Violoncellokonzert. 19.15: Rundfunkorchesterkonzert.— Kascha«: 15.80: Rundfunkorchesterkonzert. — Kascha«: 15.80: Rundfunkorchesterkonzert: FuLik, Friml etc.— Mähr.-Ostra«: 12.35: Rundfunkorchesterkonzert. 18.10: Deutsche Arbeitersendung: Rohnar: Au» dem Leben des Dicht«-Autodidakten Josef Schiller,— Klavierkonzert. DienStag Prag , Sender Ir 7.00: Morgenmusik. 10.05; Deutsche Presse. 10.15: Deutsch « Sendung: Bildung der Mütter. 11.05: Rundfunk für deuffche Schulen. 12.35: Orchesterkonzert FlOK: Bizet , Nedbal etc. 14.00: Deuffche Sendung: Dr. Eisner: Aus dem ffchechoslowakischen Kulturleben. 18.Ist: Deuffche Sendung: Legenden von Feix, Vortragender Trapp- schuh-Branden. 18.45: Deutsche Presse. 20.20: Violoncellokonzert. 20.55: Novak: Herbstsinfonie.— Prag , Send« II: 14.20: Deutsche Sendung. Oskar Baum : Ueber die Liehe. 14.55: Deuffche Presse.— Brünn: 17.40: Deutsche Arbeiterfandung: Sozial- insornmtionm; Hünlinger: Arbeitsgruvven dm arbeitslosen Jugend. — Preßburg : 15.80: Rundfunkorchesterkonzert. 17.30: Brahms : Trio für Klavier. Geige und Waldhorn.— Kascha«: 19.15; Rundfunkorchesterkonzert. Der vierte Tas des Velso-Prozesses Die Zeugenschaft der nächsten Verwandten
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17 (10.10.1937) 239
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