Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen   sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh Einzelpreis 70 Heller Redaktion und Verwaltung: Prag   XII., Fochova 62- Telephon 53077- Herausgeber: Siegfried Taub Verantwortlicher Redakteur: Karl Kern, Prag  

17. Jahrgang

Am 30. Oktober

Neun- Mächte- Konferenz in Brüssel  

Brüssel  . Das Ministerium für Auswär­tige Angelegenheiten teilte Freitag abends auf Ersuchen der britischen   Regierung und im Ein­vernehmen mit den Vereinigten Staaten   von Amerika   mit, daß die belgische Regierung den Sig­natar- Staaten des Neun- Mächte- Abkommens vor­zuschlagen beabsichtigt, Ende Oktober in Brüssel  eine gemeinsame Konferenz zwecks Ueberprüfung der Lage im Fernen Osten abzuhalten. Der Be­ginn der Konferenz wurde für den 30. Oktober auberaumt.

An der Spike der amerikanischen   Delegation zur Neunmächte- Konferenz dürfte Norma a Davis stehen.

Japan   beteiligt sich?

Samstag, 16. Oktober 1937

Eden wird deutlich

.

Weiterer Aufschub gefährlich Wir schreiben nicht mehr 1935 Die Nemesis wird kommen

dienen.

London  . Außenminister Eden hielt Tradition sind, die sie geerbt haben und die Freitag in Llandudno eine große außenpolitische erhalten werden müssen, da sie es ver­Nede. Seine präzisen, zum Teile sehr schar­fen Ausführungen begegneten einem ganz un­gewöhnlichem Interesse.

Der Außenminister ließ keinen Zweifel darüber, daß Großbritannien   die Nichtinterben tionspolitik und deren strikte Einhaltung Präsident Roosevelt   erklärte zu Journalisten. nach wie vor für die einzig richtige halte. Man müsse ein Vermittlungsversuch im chinesisch aber flar unterscheiden zwischen Nichtintervention japanischen Konflikt werde einer der ersten Punkte und Gleichgültigteit. England stehe eben­im Verhandlungsprogramm der Neunmächte- sowenig der Außenpolitit jeder fünftigen spanischen  konferenz sein. Regierung gleichgültig gegenüber, wie den lebens wichtigen britischen   Interessen im Mittelmeer  . Zwi­schen Nichtintervention in rein spanischen Fragen und Nichtintervention, wo britische Interessen auf dem Spiele stehen, müsse klar geschieden werden. Wenn im Nichtinterventionskomitee eine baldige Verständigung nicht gelänge, müßte die Lage als in ho hem Grade besorgniserregend bezeichnet werden, wie dies Chamberlain in seiner Rede auf dem konservativen Parteitag gesagt habe. Großbritannien   habe zugestimmt, das Problem dem Nichtinterventionskomitee nochmals vorzulegen. Dies bedeute aber keinesweg 8, daß eine dila. torische Taktik ruhig hingenommen werde. Wenn sich innerhalb weniger Tage nicht ein Geist internatio, naler Zusammenarbeit durchsetze, dann könne er den Ernst der Lage, der man gegenübergestellt sei, nicht verfehlen.

Tokio  . Auf Befragen ausländischer Journa­listen erklärte der Sprecher des japanischen Außen­ministeriums, daß der Standpunkt Japans   zur Neun- Mächte- Konferenz erst nach dem Empfang der Einladung festgesetzt werden wird. Der Spre cher fügte hinzu, daß die Möglichkeit der Annahme der Einladung durch Japan   nicht ausge= schlossen sei, daß aber die Annahme insolange unmöglich wäre, als Japan   für den Angreifer gehalten würde.

Arabische Terrorakte häufen sich

Jerufalem. Freitag zeitlich früh kam es zu einem Zusammenstoß zwischen der bri­ tischen   Polizei und einer größeren Gruppe be­waffneter Araber unweit von Bethlehem  . Bei dem Zusammenstoß wurden zwei britische   Poli­zisten getötet.

Außer einem Eisenbahnanschlag bei Lydda Raffelein ereigneten sich in verschiedenen Teilen Balästinas noch weitere Terrorakte, namentlich in Beisan und in Beschebe, wo die Telephon­leitungen unterbrochen wurden. Bei dem Atten­tat auf der Strecke Lydda  - Rasselein soll es sich um einen Personenzug handeln. Dem Zugs­attentat sollen drei Menschenleben zum Opfer gefallen sein. Die Polizei, welche den Eisenbahn­zug begleitete, sichtete flüchtende Araber und er­schoß zwei von ihnen.

Anderen Meldungen aus Beifan zufolge, wurde im Irak   die Oelleitung an zwei Stellenangebohrt und das ausfließende Naphtha angezündet.

Großbritannien   kümmert sich nicht darum, welche Regierungsform in fremden Staaten herrscht; eine solche Verträglichkeit muß aber allgemein sein. Wenn wir nicht die Absicht haben, uns zu bemühen, daß alle europäische Staaten demokratisch seien, dann sollen sich andere also auch nicht bemühen, alle europäischen   Staaten faschistisch oder kommunistisch zu machen.

Wir selbst bleiben eine freie Demo fratie, müssen aber beweisen, daß wir bereit sind, der Demokratie ebenso große Opfer zu bringen, wie sie die Exponenten andere politischer Bekenntnisse bringen wollen. Das ist ein sehr wich­tiger Bestandteil des Preises, den wir für die Auf­rechterhaltung des Friedens zahlen müssen, und eben deshalb begrüße ich so herzlich den Fortschritt, den wir bereits gemacht haben und den wir noch in unserer Rüstung machen werden, die nach den Worten des Premierministers auch weiter beschleu­

Aus dem Inhalt:

Die Fristen für

die Gemeindewahlen

In welchen deutschen  Gemeinden wird gewählt?

SdP beruft sich auf Hitler Stabskapitän Tesař als Zeuge

Nr. 244

Auf dem falschen Geleise

Der Nazismus und die deutschen  Minderheiten

Die Reise Konrad Henlein  ? nach London   ist diesmal ein ausgesprochener und eindeutiger Mi Berfolg. Daß der Chef der Auslandspropaganda im letzten Augenblick verhindert war, an der Reise teilzunehmen, daß über die Affäre besagten Chefs auch in England genügend viel bekannt wurde, um die Londoner Gesellschaft vorsichtig zu stimmen. das sind ges wiß zwei Momente, die den Mißerfolg Henleins bergrößert haben, sie sind aber nicht die entschei­denden Ursachen. Bevor noch der Propaganda­feldzug Henleins in England scheiterte und der Stammesführer vor einer Privatgesellschaft von zweieinhalb Dußend Leuten auftreten mußte, um den Schein einer Betrachtung durch die englische Deffentlichkeit" zu wahren, lange vor dieser ver­fehlten Reise ist Henleins Feldzug in Genf  trotz Rutha und Kundt und anderen geschickten Propagandisten im Sande verlaufen. Die Vorstöße der SdP ins Ausland, in die inter­nationale Politit, die Versuche, zu einer inter­nationalen Diskussion und Lösung der Minder Ich wünsche so lebhaft wie kaum jemand, daß heitenfrage zu gelangen, sind fläglich stecken ges ein für allemal alle Mißverständnisse mit Deutsch   blieben. Daran tragen nicht zufälle und Beiläu= land, Italien   und mit jedem anderen Lande befei- figkeiten die Schuld, sondern das ist bedingt durch tigt werden, wir müssen aber die Sicherheit die Verbindung der SdP mit dem Nazismus und haben, daß sich bei dem Versuche, eine Besserung durch das Versagen des nazistischen Deutschland  in diefer Richtung herbeizuführen, die Lage nicht in auf dem großen Gebiete des Minderheitenschutzes. andorer Richtung verschlechtert. Wir befinden uns Die Rechtsstellung der Minderheiten in jekt in einer Sturmperiode, wo offen zugegeben Europa   zu ordnen, deren die Friedensverträge so Im zweiten Teil seiner Rede sprach Eden über wird, daß die internationale Unruhe einen wirk. viele geschaffen haben, wobei vor allem die deuts die Lage im Fernen Osten. Dann hob er die Zu- famen Widerstand gegen Inge fe lichkeischen Voltsgruppen einen beträchtlichen Anteil sammenarbeit mit Frankreich   ganz besonders hervor: ten, in welchem Teile der Welt immer, verhindert. verzeichnen, den Schutz der Minderheiten, die Be­Eines der bedeutsamsten Dinge, das im Laufe Es ist dies eine sehr gefährliche Dok seitigung irredentistischer Brandherde und die dieses Jahres so sehr in den Vordergrund trat, ist trin und jene, die sie verkünden, werden schließlich Verwirklichung jener Grundsäße zu fördern, die die Stärkung unseres Verhältnisses zu Frankreich  . Keinen Vorteil daraus ziehen. Die Neme einst in den 14 Punkten Wilsons festgelegt waren, Sie brachte die erwünschte Aenderung fis wird kommen. das war nach 1919 eine der großen geschichts gegenüber der Situation, wie sie noch In der gegenwärtigen Verwirrung müssen wir Iichen Aufgaben, die dem neuen im Jahre 1935 best and. Es ist dies nicht nur unsere Bemühungen nur darauf konzentrieren, was Deutschland   erwuchsen. In Deutschland  eine Interessenverbundenheit, es ist dies ein gemein- erreicht und durchgeführt werden kann, wir dürfen famer Gefichtspunkt dieser zwei europäischen   Demo- nicht 8 11 nmöglich es wollen, denn tratien, die sich immer mehr und mehr zum Be- dann würden wir gerade die Folgen hervorrufen, die wußtsein brachten, daß sie Hüter der großen wir verhindern wollen.

Paris   und London  

nigt werden wird.

Frankreichs   insofern nachgeben werde, als er be­reit fei, 5000 Mann zurückzuberufen. Es werde völlig einig fid dabei allerdings nur um krante und Verwundete handeln.

Paris  . An informierten Pariser   Stellen wurde Freting abends erklärt, daß die französische In Jerusalem   wurde amtlich verfügt, daß und die britische   Regierung nach dem letzten in der Zeit ab 18 Uhr die Einwohner sich nicht diplomatischen Meinungsaustausch zwischen Ba­auf den Straßen aufhalten dürfen. In verschie- ris und London   nunmehr über den Sinn der benen Landesteilen wurden zahlreiche Verhaf- gleichlautenden Erklärungen, welche ihre Vertre­tungen vorgenommen. Die Verhafteten wurden ter Samstag vormittags bei der Tagung des ins Konzentrationslager geschicht. Fünf weitere Nichtinterventions- Unterausschusses abgeben wer­Mitglieder des hohen arabischen Ausschusses wurden, völlig einig sind. Der Sinn dieser Er­den aus Palästina ausgewiesen.

Eine Armee, auf die Frankreich  rechnen kann...

flärung entspricht den schon früher erteilten In­formationen.

weilenden Generale Teruzzi und Pastico   sollen Die beiden in Nom zur Berichterstattung nicht mehr nach Spanien   zurückkehren, sondern durch neue Männer ersetzt werden, die besser

qualifiziert sind.

Chinesischer Vorstoß

Außenminister von Delbos hegt vorläufig nicht die Absicht, sich nach London   zu begeben. König Carol   an General Gamelin Der französische   Botschafter in Berlin  Bukarest  . Nach Abschluß der großen rumä- François Poncet  , der Freitag in Paris   iapanischen Linien und erreichten in nischen Manöver hielt König Carol   in Sibiu   eingetroffen ist, wurde vom Ministerpräsidenten beim Bankett eine Rede, in der er u. a. auch den Chau temps empfangen, den er über die anwesenden französischen   Generalstabschef Ga- aktuellen Fragen im französisch- deutschen Ver­melin mit den Worten apostrophierte: hältnis informierte.

Ich werde glücklich sein, wenn Sie mit dem

Baris. Gesandter Dr. Osuský wurde am

Bewußtsein in Ihre Heimat zurückkehren, daß Sie Osuský bei Delbos hier nicht eine Armee gesehen haben, welche auf| dem Papier verbündet ist, sondern daß Sie eine Armee gesehen haben, mit welcher Sie reitag von Außenminister Delbos empfan­gen, mit dem er die Ansichten über alle aktuellen technen können." Die Rede des Königs wurde von den An- außenpolitischen Fragen austauschte. Minister wesenden mit langanhaltendem Beifall aufge- die Unterredungen, die er mit dem jugoslawischen Die Rede des Königs wurde von den An- Delbos informierte außerdem den Gesandten über Ministerpräsidenten Dr. Stojadinovič gepflo­

nommen.

Gegen das Ghetto im Lehrsaal Die jüdischen Studenten aller

Warschau  .

Warschauer   Hochschulen haben am Donnerstag zum Zeichen des Protestes gegen die Einführung| fogenannten Lehrfaal- Ghettos und die Sepa­

des

rierung von den arischen Studenten einen zwei­

gen hat. Mussolini   bereit

... die Kranken und Verwundeten zurückzuziehen

London.( Eigenbericht.) Pariser   Be­

sahen unterdrückte Völker und sahen unzufriedene Minderheiten damals den natürlichen Anwalt einer besseren Rechtsordnung, denn der Kampf um die Revision der Verträge, um die Ordnung Europas   nach den Grundsäßen der Gleichberech tigung und der dauernden Befriedung, den Deutschland   notwendig führen mußte, schloß auch den Kampf für die Minderheiten, insbesondere natürlich für die deutschen   Minderheiten ein, deren Rechtsstellung aber auch nur im Rahmen und der internationalen, zwischenstaatlichen Bin­einer Verstärkung der internationalen Sicherheit dungen möglich war. Nun war Deutschland   aller­dings zunächst schwach. Seine Stimme wurde nicht

gehört, seine Proteste verhallten, es hatte feine Macht, sich Gehör zu verschaffen. Das änderte sich aber seit dem Eintritt Deutschlands   in den Vr an der Tschapeifront ferbund und seit dem Abschluß des Locarnover­trages. Mit jedem Jahr wuchs Deutschlands   Be­Shanghai. An allen Fronten des hie deutung in der europäischen   Politik und wurden figen Kampfabschnittes herrschte am Freitag nach deutlicher und deutlicher gewisse Präfteverschie­den vorausgegangenen Großkampfhandlungen bungen sichtbar, die eine Lockerung der Ordnun außergewöhnliche Gefechtruhe. An der Tschapeigen von 1919 signalisierten. Stresemann und front unternahmen die Chinesen am Donnerstag Hermann Müller   haben das Genfer   Forum be einen Erkundungsvorstoß, durch bra chen die nüßt, um die Minderheitenfrage, etwa die Be­handlung der deutschen   Minderheit in Polen  , zur einer Stunde die Nordszechnenroad. Die Japaner   Diskussion zu stellen. Wenn sich auch die große sollen bei diesen Kämpfen mehr als 300 Tote wirtschaftliche und politische Krise, die 1930 über verloren haben. Deutschland   hereinbrach, als ein Hemmnis wei­terer Emanzipation erivies, so war doch auch unter Brüning das Deutsche Reich auf dem Wege zu einer vernünftigen und friedlichen Revision der Verträge im Sinne einer engeren Zusam menarbeit und unmittelbaren Verständigung der europäischen   Völker, die zugleich mit der Ab­rüstung auch eine allgemeine Lösung der Minder­heitenprobleme ermöglicht hätte.

Auch im Frontabschnitt südwestlich von Liu­hang, wo die Japaner in den letzten Tagen ihre Angriffe konzentrierten, sollen die chinesischen Truppen ihre Stellungen um mehrere hundert Meter nordwärts vorgeschoben haben. Britische Protestnote

Totio. Der britische   Botschafter überreichte fend den Zwischenfall bei Minhon. dem Außenminister Hirota einen Protest betref

Wichtiger Ministerrat in Valencia  

Seit 1933 ist das anders geworden. Deutschland   hat den moralischen An= spruch verwirkt, im Namen der Min­derheiten zu sprechen, denn es hat gegen seine Valencia  . In der sechs Stunden dauernden eigenen Minderheiten, vor allem gegen die an­Sigung des spanischen   Ministerrates prüften die gebliche rassische Minderheit der Juden, aber auch Regierungsmitglieder die politische und mili- gegen Wenden, Dänen, Polen   und nicht zuletzi tärische Situation und verwirklichten einige Maß- gegen die politischen Minderheiten der eigenen nahmen innerpolitischen Charakters. Weitere Nation und gegen die religiösen Bekenntnisgrup­über die wurden so brutalen Terror, ein so barbarisches

ten die jüdischen Hochschüler eine Blockade des vom Donnerstag, daß in Cadiz   neuerlich einige nicht bekannt gegeben. Man glaubt jedoch, daß Regime installiert, daß jeder deutsche Appell an jüdischen akademischen Hauses in der Vorstadt taufend Italiener gelandet wurden. Andererseits die Regierung sich auch mit der von Tompa- das Rechtsgefühl der anderen Nationen als Heu­Praga durch. verlautet hier, daß Mussolini   dem Drängen nys veröffentlichten Entscheidung befaßt hat. chelei und Lüge wirten muß. Deutschland   ver