Sir. 248 Donnerstag, 21. Oktober 1937 Veite 5 Li»« Briefmarke mit Georg VI ; Die erste Briefmarke mit dem Porträt des englischen Königs für Grenada , einer Insel in Britisch-Westindien . allen Kreisen, die sich soziales Empfinden und gesunde Urteilsfähigkeit bewahrt haben, das Vorgehen des Gremialvorstandes, das jeder demokratischen und sozialen Auffassung widerspricht, verurteilt werden. Unksltdsre Arbeitsbedingungen Im Reichenberger Handelsgewerbe Gerade im Reichenberger Handels- und Speditionsgewerbe haben die Angestellten in den schweren Krisenjahren volles Verständnis für die sAvierige Lage der Kaufleute und Spediteure bekundet und alle Opfer gebracht, die von ihnen verlangt wurden. Die Gehaltseinbußen, die sie dadurch auf sich genommen haben, hat ihre Kaufkraft stark beeinträchtigt. Sie brachten diese Opfer, um die Existenz der Unternehmen, in denen sie beschäftigt sind, zu erhalten und in dem Bewußtsein, daß man ihnen für das Entgegenkommen, das sie unter dem Drucke der Krise bewiesen haben, späterhin eine ausreichende Entschädigung bieten werde. Der erwartete Wiederaufstieg der Wirtschaft hat sowohl im ganzen Staate als auch im Reichenberger Gebiete begonnen. Die Voraussetzungen, unter denen die Angestellten ihre Besserstellung erwarten konnten, sind eingetreten. Dennoch werden von den Angestellten im Reichenberger Handels- und Speditionsgewerbe derzeit nicht nur höhere-Leistungen als in den hinter uns liegenden Krisenjahren bei gesteigertem Geschäftsgang verlangt,- sondern es wird ihnen auch das Recht vor enthalten, höhere Gehältevzu verlangen. Die Tatsache, daß die Preise der wichtigsten Bedarfsgegenstände gegenüber dem Vorjahre eine wesentliche Erhöhung erfuhren, bringt mit sich, daß die aus dem Mehrumsatz entspringende Mehrarbeit bei gleichem Gehalte zu einer doppelten Senkung des Monatseinkommens führt. Durchschnittsgehälter von K£ 250.— monatlich für jüngere Angestellte und Kä 700.— für ältere, vielfach verheiratete Angestellte sind an der Tagesordnung. Dabei müssen die Angestellten durchschnittlich, obschon es noch genug Arbeitslose gibt, neun bis zehn Stunden täglich arbeiten, eine Feststellung; die keinesfalls übersehen werden darf. Wie überall im Staate, haben sich auch in Reichende>' die Gewerkschaften gemeinsam mit dem Geh.ausschusse an das Handelsgremium gewende:,.n über Auftrag der am 1. Juni abgehaltenen Massenversammlung der Handels- und Speditionsangestellten Verhandlungen herbeizuführen. Der Gremialvorstand hat jedoch trotz des wiederholten Ersuchen solche Berhandlnngen mit den Gewerkschaften abgelehnt; er wollte lediglich mit dem Gehilfenausschuß verhandeln, also mit Personen, die von den Mitgliedern des Gremiums wirtschaftlich abhängig sind und daher, wie es der Oeffentlichkeit gewiß verständlich ist, die Belange der Angestellten nicht so wahren können wie unabhängige Vollmachtsträger. Ueberall im Staate anerkennt man die Gewerkschasten als Treuhänder der Arbeitnehmerschaft und der Verhandlungsweg hat sich stets bewährt. Nur dem Reichenberger Gremialvor- stande bleibt es Vorbehalten, durch seinen unverständlichen Standpunkt den sozialen Frieden zu gefährden. Der Gremialvorstand hat am 4. August l. I. einen Beschluß verlautbart, wonach bescheidene Erhöhungen bei Gehältern unter XL 1000.— empfohlen wurden. Während sich ein geringer Teil der Reichenberger Firmen an diese Empfehlung hielt, hat der Großteil die Weisung nicht beachtet. So treibt ein Teil der Kaufmannschaft Wettbewerb auf Kosten der Angestellten, ihrer Kaufiraft und ihrer unhaltbaren wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse. Daß ein solches Vorgehen Konflikte heraufbeschwören muß, wird gewiß allen vernünftig Denkenden klar sein. Diese beispiellose Notlage der Handels- und Speditionsangestellten ruft gebieterisch nach einer Regelung. Die Gewerkschaften haben nach dem Scheitern des Versuches, direkte Verhandlungen mit dem Gremialvorstande anzubahnen, sich gemeinsam mit dem Gehilfenausschusse an die Behörden gewandt und diese um Vermittlung ersucht, womit der Wille der Gewerkschaften zur friedlichen Bereinigung erneut bekundet wird. Falls auch dieser Versuch scheitern sollte, lehnen die Gewerkschaften jegliche Verantwortung für di« Wahrung des Arbeitsfriedens ab. Angestellten, deren Einkünfte nicht zureichen, um auch nur die bescheidensten Bedürfnisse zu decken und deren Existenz ständig bedroht ist, kann nicht zugemutet werden, daß sie im Zeichen der Wiederbelebung der Wirtschaft solche Zustände schweigend ertragen. Durch derart unzulängliche Bezüge wird auch der Handel selbst in seiner Entfaltung gefährdet, weil die Kaufiraft der Angestellten geschwächt wird. Die Gewerkschaften sind sich dessen bewußt, daß auf ihrer Seite die Anteilnahme der gesam- 1 ten kaufenden Bevölkerung steht, daß aber auch jene Kaufleute, welche das Vorgehen des Gremialvorstandes nicht billigen, dieser Bewegung ;hre Svmpathie schenken. Umso schärfer wird in Den Ausweg aus diesem Konflikte haben die Gewerkschaften aufgezeigt; Verhandlungen über die Regelung der Gehaltsverhältnisse der Handels- und Speditionsangestellten, die Durchführung und Sicherstellung von- allgemeinen Gehaltserhöhungen l DHB— Deutscher Handels- und Industrie« angestelltenverband. AAV— Allgemeiner Angestelltenverband, Reichenberg . §OB— Cefioslovenskä obchodnickä beseda, Prag . EBP.— Einheitsverband der Privatangestellten, Prag . VdwA— Verband der deutschen weiblichen Angestellten. Ole Börst verlief am Mittwoch unter dem Eindruck der amtlichen Erklärungen und auch des Umschwunges an der New Aorker Börse in einer Atmosphäre der Kurssteigerungen, die teilweise sehr bedeutend waren. Diese stelle Wandlung ist für den wahren Charakter der letzten Börsenvorgänge nicht weniger charakteristisch als die Börsenderoute selbst es gewesen ist. Die Berkaufsaufträge wurden von den Besitzern der Papiere zurückgezogen, es liefen demgegenüber sogar so viele Kaufordres! ein, daß die Nachftage kaum gedeckt werden konnte. Da die Begrenzung der Kursschwankungen nach oben, die als Schutz gegen Kurscxzesse eingeführt worden war, nunmehr aufgehoben ist, können die Kurssteigerungen weit deutlicher zum Ausdruck kommen als früher. Ein Börsenintermezzo, das tells durch Leichtgläubigkeit, teils durch Böswilligkeit verursacht wurde, geht dem - Abschluß zu. Schlüsselstellung Menorka (MTP) Die Inselgruppe der Balearen besteht aus drei verschiedenen Teilen, die durch eine Durchfahrt von 40 bis 90 Kilometer voneinander getrennt sind. Die westlichsten Inseln Ibiza und Formentera sind die kleinsten, die mittlere Mal lorca , die größte und die westliche Menorca, die umstrittenste des Archipels, das insgesamt 5014 Quadratkilometer groß ist und rund 350.000 Einwohner hat. Mallorca , Ibiza und Formentera sind fast seit dem Beginn des Bürgerkrieges dauernd em Besitz von Franco, Menorca dagegen ist—- fast könnte man sagen, M e n o r c a ist nämlich historisch schon immer als der S ch l L s s e i p u n k t der gesamten Stellung betrachtet worden. Es ist außerordentlich interessant, daran zu erinnern, daß England in dem Vertrage von Utrecht 1713 nicht nur Gibraltar erhalten hat, sondern es auch durch« gesetzt hat, daß ihm Menorca zugesprochen wurde, das es 1708 besetzte. Die Insel blieb bis 1783 in englischem Besitz, war aber dazwischen stark zwischen England Und Frankreich umkämpft worden; von 1786 bis 1703 mußten die Engländer Wf den- Besitz-di^eU- Insel verzichtend-«ü fall—"Visheüte im Besitz"der Bakencia-Reffie- rung geblieben. Die Inseln spielen eine außerordentlich große Rolle als Flugzeug st ütz- punkt; sämtliche nattonalistischen Luftangriffe sowohl auf Valencia wie auf Barcelona , wie auch die auf die Grenzstation zwischen Frankreich und Spanien sind von hieraus unternommen worden. Menorca ist zweifellos den Nationalisten ein Dorn im Auge, und die Vorbereitungen für die Verstärkung des Stützpunktes mit italienischer Hilfe werden gewiß die Folge haben, daß der so lange ausgebliebene Generalangriff auf Menorca unternommen wird. Und damit würde sich die Situation namentlich für Frankreich entscheidend ändern. EinBlick-auf die Karte genügst nur die? verständlich zu machen. Der direkte Weg von Marseille nach den französischen Departements in j Nordafrika — man darf niemals vergessen, daß Algier und Marollo für Frankreich keine Kolo- ' nien mehr darstellen, sondern zum Mutterlande gehörige Departements»d'o u t r e m e r" — führt zwischen den drei Gruppen der Balearen hindurch. Der Schiffsweg von Marseille nach Oran geht unmittelbar an Ä>iza vorbei, der kürzeste Weg von Marseille nach Algier führt durch die Straße zwischen Mallorca und Menorca . Je unsicherer die Verhältnisse wurden, desto weniger konnten diese beiden Wege benutzt werden. Die französische Schiffahrt, die in Zeiten des Frie dens eine der mächtigsten Arterien der franzö- sischen Wirtschaft und in Kriegszeiten die lebenswichtige Ader für die Durchführung der Mobilisierung und Herüberschaffung der Truppen aus Nordafrika bedeutet, hat sich bisher damit geholfen, Kurs westlich von Menorca zu nehmen und die breite Durchfahrt zwischen der Insel und Sar dinien zu benutzen. Die Einnahme Menorcas durch die Nationalisten oder gar die Anlage eines italienischen Stützpunttes auf dieser Insel würde bedeuten, daß nicht nur der Weg noch mehr verlängert wird, sondern daß er im Ernstfälle überhaupt gesperrt werden kann. Man versteht also unmittelbar die wirlliche Lebenswichtigkeit der Frage für Frankreich ., Für England liegen, die Dinge etwas anders; die Westostdurchfahrt ist für sie durch den Ausbau von Pantellaria zwischen Sizilien -und dem afrikanischen Festland sowieso schon gesperrt, und England muß sich auf das„Gent leinen-Agreement" über das Mittelmeer verlassen. Trotzdem hat aber Eden in voller Klarheit ausgesprochen, daß England die Besorgnisse Frankreichs wegen der Balearen vollkommen teile. Diese Besorgnisse verbleiben nach wie vor, und es ist, da man wieder Entscheidungen ausgewichen ist, auch nicht abzusehen, wie sie behoben werden können. Man erhält für Ke -100* Reichsmark»«’-»< -^-413.— '* Markinunzrn'.; ---.-i 995.— 100 österreichische Schilling . 526.50 100 rumänische Lei... . 16.40 100 polnische Zloty... . 515.50 100 ungarische Pengö.. . 554.50 100 Schweizer Franken . 654.50 100 ftanzösische Francs. . 96.70 1 englisches Pfund.. . 140.75 1 amerikanischer Dollar. . 28.40 100 italienische Lire.. . 117.40 100 holländische Gulden. . 1575.— 109 jugoslawische Dinare. . 60.30 100 Bellas . 479— 100 dänische Kronen.. . 628.— 100 schwedische Kronen . 726.— Emert Rutherford t Der Zertriimmerer der Atome London . Lord Rutherford , der bekannte englische Physiker, ist Dienstag im Alter von 66 Jahren gestorben. Ernest Rutherford ist tot. Sein Name wird in unserem Zeitaller unlöslich mit der Epoche einer neuen Naturbetrachtung verknüpft bleiben, zu der uns die Atomzertrümmerung die Tore geöffnet hat. Im Jahre 1911 bombardierte Rutherford mit den auS dem Radium geschleuderten Helium- Atomkernen, den sogenannten Alphastrahlen, verschiedene Elemente. Es gelang ihm zuerst, einwandfrei Stickstoff zu zertrümmern. Dies« Zer« ttümmerung eines Elementes bedeutete das Ende einer Epoche physikalischen Denkens, die in den Atomen, den kleinsten Teilchen der Elemente, unzerstörbare letzte Einheiten, die Bausteine des Weltalls sah. Welch ein langer Weg war es von der Alchimie des Mittelalters, von den vier Elementen Wasser» Feuer, Luft und Erde, den Bausteinen der Natur, zu dem modernen System der zweiundneunzig Elemente gewesen. Wie überlegen fühlte sich der Mensch um die Jahrhundertwende dem mittelalterlichen Goldmacher, der aus geheimnisvollen Mixturen in komplizierten Kesseln und Rohri cblangen Gold zu machen sucht«. Der Mensch um 1900 wußte, daß Gold eines der zweiundneunzig Elemente, einer der letzten unveränderlichen Bausteine des Weltalls sei. Diese hausbackene Sicherheit hat Rutherford mtt seinem Experiment gründlich zerstört. Wir glauben heute wieder, daß man mit den richtigen Apparaturen und dem richtigen Grundstoff auch Gold machen kann. Schon der NiBelpreisträger William Ram- s a y glaubte, mit Hilfe von Radium die Umwandlung von Elementen erreicht zu haben. Der Entdecker der chemisch unangreifbaren Edelgase Argon , Helium, Lenon und Neon glaubte, dar Edelgas Neon mit Hilfe von Radiumemanation auS Wasser erzeugt zu haben. Ebenso wollte er bereits aus dem Metall Kupfer mit Einwirkung von Radium das Metall Lithium erhalten haben. Die Nachprüfungen dieser Versuche hatten jedoch keinerlei Ergebnis. Später hat dann Rutherford einwandfrei zuerst beim Stickstoff und später auch bei anderen Elementen, unter anderem bei Aluminium und Phosphor, aus den Atomkernen Stücke— Wasserstoffkerne— herausgeschossen. Auf diese Weise wurden die bombardierten Elemente in andere, leichtere, verwandelt. Auf diese Art wurde Aluminium in Magnesium und Phosphor in Silizium verwandelt. Heute ist dieser Um« Wandlungsprozeß schon bei einer großen Anzahl von Elementen durchgeführt worden. Man darf sich nun aber nicht etwa vorstel- lcn,' daß der Atomzertümmerer ein Stück Magnesium in eine Umwandlungskammer legt, dort Radiumstrahlen eine Zeitlang auf das Stück rinwirken läßt und dann dafür sein Stück Na- trum herausnimmt. Es werden immer nur von einer unvorstellbar großen Zahl von Atomen, die so ein Stückchen eines Elementes enthält, einige wenige in das andere Element umgewandell. Diese winzigen Spuren des neuen Elementes überhaupt nachweisbar zu machen, das ist allein ein schwieriger Bezirk der Wissenschaften. Wenn wir sagen, es sind schon ein« große Zahl von Elementen in andere umgewandelt worden, so ist es nicht der Zufall, der diese bereits bezwungenen Elemente aus dem Periodischen System der Elemente ausgewählt hat. ES sind die leichten Elemente, die dem Bombardement der Radiumstrahlen nicht standgehalten haben. Um nun nicht mehr auf die beschränkte Kraft keiner Quantitäten von Radium angewiesen zu fein, baut man heute in den Hauptstädten der Weltmächte gigantische Apparaturen, in denen mit elektrischen Spannungen von Millionen Bolt ungeheuer schnell stoßende Schwärme von Mattriestrahlen erzeugt werden. Diese Bündel überschneller Kathodenstrahlen sollen die aktiven. Kräfte mehrerer Kilogramm Radium ersetzen. Heute liegt die Grenze der zertrümmerbaren Elemente etwa beim Jod, das im System der Elemente die Nummer 53 hat. Um das schwere Quecksilber zu zerttümmern, das die Nummer— Kernladungszahl•— 80 hat, sind noch erheblich größere Energien, als die bis jetzt einsetzbaren, notwendig. Mit der Zertrümmerungsmöglichkeit von Quecksilber ist dann aber auch der uralte Traum der Menschen, Gold zu machen, erfüllbar. Die Beschießung des Quecksilbers und seine Umwandlung in ein Element mit einer um eins kleineren Ordnungszahl bedeutet seine Umwandlung in Gold. Gold hat die Ordnungszahl 79/ Wie wunderbgr ist es, daß die Theorie heute uns bestätigt, was der primttive Glaube von tausend Alchimisten in langen Jahrhunderten war: Quecksilber ist der Ausgangsstoff zur Erzeugung künstlichen Goldes I Bor Jahren hat der Berliner Chemiker M i e t h e ungeheuresAüfsehen erregt, als erGold in einer Quecksilberdampflampe nach langwährendem Durchfluß starker elekttischerSttöme nachweisen konnte. Es stellte sich aber heraus, daß das vorhandene Gold bereits als Verunreinigung in dem verwendeten Quecksilber enthalttn war. Gold wirklich künstlich zu erzeugen, dazu dürfte erst die Sttahlenkraft der im Bau befindlichen gewattigen Atomzertrümmerungsanlagen ausreichen. Drei Millionen Bott will das Kaiser-Wilhelr.»Institut für Physfi zur Erzeugung eines Trommelfeuers gegen die Atomkerne einsetzen. Ein riesiges Bauwerk, das einen Durchmesser von neun Metern hat und mit seiner Höhe von fünfzehn Metern auf einer schmalen Basis, wie«ine Birne auf der Spitze steht, errichtet eine Forschungsgesellschaft in Easts Pittsburg in Nordamerika . Spannungen bis fünf Millionen Volt sollen hier zur Zertrümmerung der Atome eingesetzt werden. „Wenn wir bei fünf Millionen Bott angelangt sein werden"« prophezette Ernest Rutherford ,„wird es möglich sein,, jedes Element, das sich auf der Erde befindet, zu zerbrechen und in andere Bestandteile zu zerlegen." Ernest Rutherford hat bereits zu seinen Lebzeiten dafür gesorgt, daß selbst sein Tod keine Arbeitspause mehr bei diesem großen Werk bedeuten wird Er hat in seinem Laboratorium einen Stab junger Wissenschaftler herangeholt, die sein Werk ohne Unterbrechung fortsetzen werden. Als Rutherford mit diesem Stab junger Forscher vor einigen Jahren auf einer Versammlung englischer Naturforscher erschien, begrüßte sie Sir Oliver L o d g e, ein weißbärtiger Zweiundachtzigjähriger, indem er sagte, daß diese jungen Männer— im Durchschnitt noch nicht dreißigjährige— in den letzten eineinhalb Jahren mehr zum Studium deS Atoms beigettagen haben, als die Männer, die sich in den vorangegangenen fünfundzwanzig Jahren um die Erforschung dieses Bausteins der Materie bemühten. Stolz antwortete ihm Ernest Ruther- fordc „Wir finden immer neue Wege, noch größere und noch gewaltigere Energiemengen zu erzeugen." „Wir können heute nicht ahnen, was wir in zwanzig oder dreißig Jahren wissen werden." Ein Jahr nach dttser denkwürdigen Versammlung sprach Professor Einstein in New Nork vor vierhundert amerikanischen Wissenschaftlern. Dort zeigte Einstein, daß Atome, die Bausteine deS Universums, nicht nur zertrümmerbckr find, sondern noch mehr, daß sie nichts sind als eine Form der Energie. Diese letzten Erkenntnisse, für die bei diesem Borttag die amerikanischen Gelehrten pro Person noch fünfzig Dollar Eintrittsgeld bcrahlen mußten, sind heute bereits auf dem Wege, Allgemeingut zu werden. Es ist ohne Zweifel, daß Ernest Rutherford , der Mann, der aus dem fernen Neu seeland kam, den Hauptanteil daran hat. Kurt Doderer
Ausgabe
17 (21.10.1937) 248
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten