Nr. 250

Samstag. 23. Oktober 1937

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MilKN IM UHU Die SdP gegen die Konsumgenossenschaften Ole Rundschau gegen dieSelbsthilfe** der Konsumenten Wir haben bereit- einige Mal« berichtet, baß die Sudetendeutsche Partei eine Kampagne gegen die Konsumgenossenschaften eingeleitet hat. Der General stab des Kampfes gegen die Genossen» schäften ist die Zentralstelle der SdP für Handel und. Gewerbe, die Blätter der SdP sind da- Sprachrohr dieser Stelle. DieRundschau", Herausgeber Konrad Henlein , vom 16. Oktober, gibt mit zwei Artikeln das Angrkffssignal. Weil sich 305.000 deutsche Familien zu kon­sumgenossenschaftlicher Selbsthilfe vereinigt haben, werden die Konsumgenossenschaften alsmarkt­störende Elemente" bezeichnet, offenbar deshalb, weil sie mit gerechten Preisen und mit einer viele Millionen Kronen betragenden Rückvergütung aus dem Ertrage ihrer Wirtschaft an die Mitglieder die Geschäfte der Privatwirtschaftstören". Den Konsumgenoffenschaften werdenun­berechtigte Begünstigungen durch Steuererleich­terungen" vorgeworfen. Dabei gelten für dir Konsumgenoffenschaften in der Regel die gleichen Steuerbestimmungen wie für alle anderen Selbft- hilfegenoffenschaften. Die Gewerbetreibenden selbst besitzen 1500 Genoflenschaften. De« 227 tätigen deutschen Konsumgenossen­schaften stehe« 247 tätige deutsch « gaoertlichv Genossenschaften gegenüber. Die SdP-Kauftnannschaft hat wahrscheinlich nichts dagegen einzuwenden, wenn die kaufmän­nischen Selbsthilfegenoffenschaften nach einem gegenüber anderen der öffentlichen Rechnungs­legung unterliegenden Unternehmungen ermäßig­ten Steuersätze Erwerbsteuer zahlen. Aber den 305.000 deutsche Familien vereinigenden Kon- sumgenossenschasten wird dieses Recht streitig ge­macht! Dabei versichert die.Mundschau", sie kämpfekeinesfalls gegen di« Konsumvereine als genossenschaftliche Selbsthilfeeinrichtungen" l DieRundschau" scheint einen sonderbaren Begriff von genoffenschaftlicher Selbsthilfe zu haben, denn sie stellt sichgegendiegenos- senschaftlichen Produktions­betriebe. Wenn sich die Berbraucher au- eigenen Mitteln mit eigenen Fabriken vom pri­vatkapitalistischen Unternehmertum unabhängig machen, so ist da- nach derRundschau"eine kapitalistische Wirtschaftsform" l Der SdP-Kaufmannschast paßt e- offenbar nicht, daß die Genossenschaftsmitglieder ihren eigenen Unternehmungen, den Konsum und Spargenossenschaften, ihre Ersparnisse anver­trauen, ,I>eil sie(die Konsumgenoffenschaften) sich durch die Einsatzmöglichkeiten sauer ersparter Arbeiter­kronen ihre mißbrauchten wirtschaftlichen Positio­nen zum Schaden der kleinen Selbständigen und Arbeiter stützen und mit aller Macht soziale Spannungen vergrößern wollen." Also rund heraus gesagt, die Arbefter füllen ihre Ersparnisse anvertrauen wem sie wollen, nur nicht ihrem eigenen genoffenschaftlichen Unternehmen. Die offenbar grohangelegte Aktion der SdP- Kaufleute gegen die Konsumgenossenschaften Hai also einen verdammt eigennützigenHin« tergrun d. Ist man wirklich so naiv, zu glau­ben, daß di« 305.000 in den Konsumgenossen­schaften vereinigten deutschen Verbraucherfamilien von der Erweiterung ihrer genossenschaftlichen Einrichtungen nur deshalb abgehen könnten, weil es die SdP-Kaufleute wollen? Was di« Konsuni gen offen schaftStewogung stark gemacht hat, das find ihre positive« wirtschaft­lichen Leistungen für hunderttanwnde Ber- braucherfnmilien, das ist letzt« Endes di« von der kapitalistischen Ideologie grundsätzlich un­terschiedene Wirtschaftsauffassung, daß die Berbraucher als solche die Träger und die Be­sitzer der Wirtschaft sein sollen. Die Angriff« der SdP-Kaufmannschast gegen die Konsumgenossenschaften werden ihr Ziel nicht erreichen! Die Solidarität hunderttau- sender genossenschaftlich organisierter Berbraucher und die unbesiegbare Idee der genoffenschaftlichen Selbsthilfe werden über allen Krämergeist trium­phieren! 190.000 Beschäftigte mehr als Im Vorjahr um 30.000 mehr als Im August Im September waren bei den 295 Kran­kenversicherungsanstalten, welche der ZSBA un­terstehen, versichert: a) nach dem Gesetz 221/24(Arbeiter): Männer.... 1,525.513 Frauen.... e_872; 014__ zusammen... 2,397.527 Segen August 1987 mehr um 28.641 Segen Sept. 1936 mehr um 174.044 b) nach dem Gesetz 117/26(Pensionsvers.) Männer.... 130.252 Frauen.... 56.724 zusammen... 186.876 gegen August mehr um.. 3.734 legen September mehr um. 10.140.

die große Gefahr!

Die Wissenschaft hat nicht nur die Gefährlichkeit des Zahn* steins erkannt, seine Entste* hung und Struktur erforscht; sondern auch Kalodont gegen Zahnstein geschaffen. Kalodont befreit Sie von der größten Sorge um Ihre£ähne: Lockerwerden durch Zahnstein. In der Tschechoslowakei ent«. hält nur Kalodont Sulforizin« Oleat nach Dr. Bräunlich. Da«' durch entfernt es beim Zähne« putzen allmählich den Zahnstein« verhindert seine- Neubildung.

LODONT GEGEN ZAHNSTEIN

Offener Brief an Konrad Henlein Eine Kundgebung der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands

Der Vorstand der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands richtet im.Neuen Bor« *^ctS" einen Offenen Brief an Konrad Hen- »«tn. Das Thema, das der Brief behandelt, ist insbesondere für jeden Deutschen von größtem Interesse und es dürste kaum einen Kulturmenschen geben, der dieser würdigen «brechmmg mst Henlein nicht zustimmte. Wir geben den Offenen Brief, der ein historische- Dokument ist, nachstehend wieder:

Mit Hilfe eines ausgezeichneten Propa­gandaapparates, des besten der Welt, haben Sie, H^rr Konrad Henlein , einen Sturm der Welt- öffentlichkeit wegen der Vorgänge von Teplitz » Schönau zu inszenieren versucht. Die Regie klappte ausgezeichnet. In balkendicken Buchstaben meldete der»Völkische Beobachter" einen»bruta­len Ueberfall der tschechischen Polizei auf sude­tendeutsche Abgeordnete".-Die Stimme der reichs­deutschen Rundfunkansager bebte in vorgeschrie­benen Entrüstungstönen. Ein Juristentag in Leit» meritz geriet sogar in solche Aufregung, daß er sich außerstande sah, seine segensreiche Arbeit wei­ter fortzusetzen. Ihre Parlamentsfraktion wandte sich beschwerdeführend an die Regierung und kün­digte eine Interpellation im Parlament an. DaS alles in einer Zeit, in der wahrlich noch schlim­mer« Dinge passieren, wegen einer Affäre, die er­freulicherweise keinen Toten, keinen Verwundeten gekostet und nur eine einzige Verhaftung zur Folge gehabt hat. Wir reich s deutsche«Sozial» demokraten haben nicht die Absicht, uns in die inneren Angelegenheiten Ihres Landes ein­zumischen. Wir hätten auch in diesem Fall ge­schwiegen, würden uns nicht drei Umstände zum Reden geradezu zwingen. Ersten- macht die Parteinahme Berlins diese Angelegenheit auch zu der unseren. Zweiten- haben Sie sich selber in Ihrer Tep- litzer Rede über daSDentscheReichin einer Weise geäußert, die«ns z« einer Entgegnung herausfordert. Drittens haben Sie erklärt, daß durch Bor­fälle, wie den von Teplitz , der Friede« Europas gefährdet werde? das ist eine An­gelegenheit, die«ns albe angeht. Um das Zweite vorwegzunehmen: Sie haben in Teplitz geäußert, es gehe nicht mehr an, wie 1918 im Haß gegen da- Deutsche Reich zu stehen, sondern man müsse erkennen, daß diese? Reich in der Gegenwart von vielen geehrt und geliebt werde. Nun, Herr Henlein , laffen Sie uns reichs­deutsche Sozialdemokraten bekennen, daß wir nie stärker für Deutschland empfunden haben als da­mals 1918, als es besiegt am Boden lag. Wir haben unser Volk nie größerer Ehre würdig« funden al- damals, da e- sich dazu aufrafft«, sein nationale» Leben auf einer neuen, seiner Kultur und seiner großen Denker würdigen Grundlage wieder aufzftbauen. Wir reichsdeutschen Sozialdemokraten haben schon in einer Zeit, da Sie, Herr Henlein , noch in den Windeln lagen, für Deutschland gekämpft und in Deutschland gearbeitet. In Gemeinschaft mit einsichtigen bürgerlichen Politikern haben wir Deutschlands Freiheft auch nach-außen wieder

hergestellt Hitler hat sie nur mißbraucht. Die Reparationen und die Militärklauseln von Ver­ sailles fielen schon vor seinem Machtantritt. Es kennzeichnet Sie, Herr Henlein , daß Sie Haß­gefühle gegenüber dem besiegten Deutschland von 1918 verständlich finden, und daß Sie für das Reich erst wieder Liebe und Verehrungen finden, seit es von Heilgeschrei und klirrender Marsch- musft erfüllt ist. Nicht zum ersten Male, nicht zum letzten Male zeigt sich hier, daß eine besiegte Sache, mag sie auch die beste der Welt sein, nur auf wenige Freunde rechnen kann, während erfolgreiche Pos­senreißer Millionen von Nachahmern und Be­wunderern hinter sich herziehen. Wir reichsdeutschen Sozialdemokraten haben nun mit großem Interesse beobachtet, welchen Lärm es in der Tschechoslowakischen Republik ver­ursacht, wenn einmal unglücklicherweise«in Polt- zeiknüppel mit einem Staatsbürger in Berüh­rung kommt. Aber während Sie, Herr Henlein , diese« Lärm vorführen denken Sie denn gar nicht daran, wie sich ein ähnlicher Fall in Deutschland , das Sie ehren und lieben, wohl ab- spielen würde? Welcher Parteiführer würde dort drohend an das Staatsoberhaupt appellieren? Welche Parlamentsftaktion würde dort eine In­terpellation einbringen? Bemerken Sie nicht, wie Ihre Enttüstung gegen da- Objekt Ihrer Lieb« und Verehrung ausschlägt? Wissen Sie nicht, Herr Konrad Henlein , daß in dem Deutschland , das Sie lieben und ehren, Tausende ihrer Gesinnung wegen grausam abge­schlachtet worden find? Welchem deutschen Volks­genossen ist in der gleiche« Zeit in der Tschecho- slowakri AehnlicheS widerfahren? Wisse« Sie nicht, daß in den deutschen Konzrntratio,nSlagern tau­sende deutscher Volksgenossen schmachten, nicht nur Marxisten", auch Konservativ«, auch katholische und evangelische Geistliche? Wo finden Sie der­gleichen in Ihrem Lande? Wissen Sie nicht, daß drüben Menschen an Prügelböcke geschnallt und gepeitscht werden? Wissen Sir nicht, daß zahlreiche Abgeordnete des Deutschen Reichstage-, Kriegsfreiwillige mit dem E. K I-, seit Jahren Insassen dieser grauenhaften Lager sind und dort die viehischsten Mißhandlungen zu erdulden ha­ben? Wo gibt es ähnliche Dinge in der Tschecho­ slowakei ? Wenn Sie sich über ein paar Schläge ent­rüsten, di« einige Ihrer Abgeordneten bei einem Aufkauf erlitten haben, auf der anderen Seite aber einem Regierungssystem, daS solche Zu- stände zeitigt, Ihr« Liebe und Verehrung bekun­den, gllt da nicht auch für Sie da» Bibelwort von den Leuten, die Mücke» sehen und Kamele schlucken? Wenn in der Tschechoslowakei wegen eine­verhältnismäßig so geringen Zwischenfalle- der ganze Apparat eine» Rechtsstaates aufgeboten werden kann, während sich in Deutschland über tausendmal schlimmere Dinge eine undurchdring­liche Nacht de» Schweigens au-breitet, beweist das nicht, daß bei dem gegenwärtigen Stand der Dinge Ihr Land weit mehr Liebe und Verehrung verdient als leider! das unsere?

Gerade Teplitz-Schönau im Vergleich mit den Dingen, di« sich in Deutschland absvftlen. zeigt un- dies eine klar und deutlich: Jeder Srwetendeutsche, der da- Herz auf dem rechten Fleck und für zehn Pfennige Verstand im Kopfe hat, muß unter den heutigen Umständen seinem Gott auf den Knien danken, daß er ein Bürger der Tschechoslowakischen Republik und nicht ein rechtloser Untertan des Dritten Reiches istl Sie» Herr Konrad Henlein , billigen der Welt nicht daS Recht zu, sich zu beunruhigen, wenn in Deutschland eine Hetzjagd auf alle Frie­densfreunde veranstaltet wird. Aber durch ein Ereignis wie daS von Teplitz sehen Sie den Frie­den Europa - bedroht und"lassen diese Bedrohung durch den reich-deutschen Rundfunk der ganzen Welt verkünden. Möge die Welt sie auch nur hören und recht verstehen! Denn da e- bei Ihnen liegt, heute oder morgen einen ähnlichen Zwi­schenfall zu provozieren, liegt es wohl auch bei Ihnen und Ihren Auftraggebern, wie lange noch der Frieden Europa - erhalten bleiben und wann der totale Krieg ohne Kriegserklärung begin­nen soll. . Sie wollten Anklage erhebe« und Sie haben ein Geständnis abgelegt. Die Welt braucht sich nicht noch einmal überraschen zu laffen wie da­mals beim Reichstagsbrand. Diesmal gibt es einen, der schon am hellen Tage mit der bren­nenden Fackel in der Hand her umläuft, und der, Herr Konrad Henlein , sind Sie!

üu-icuul Gestapo -Agenten Rußland- perhastrt Moskau . Ende des Monates Juni 1937 ver­hafteten die Organe deS Volkskommissariates für innere Angelegenheiten der USSS die Gestapo - Agenten Paul Silberhorn und Erwin Klein, welche in der Sowjet-Union unter der Maske ausländischer Touristen eintrafen, wobei sie ge­fälscht« schweizerische Reisepässe besaßen, die auf den Namen Max Schild und Joseph Lesau aus­gestellt waren. Die beiden waren zwecks Spio- nagetättgkeft nach der Sowjet-Union gekommen. Die amtliche Untersuchung ergab nun, daß Paul Silberhorn recte Max Schild«in Agent des deutschen Spionagedienstes gewesen war, welcher zum ersten Male im Jahr« 1930, getarnt als ausländischer Spezialist, nach der Sowjet-Union gesandt worden war» um in Sowjettußland Spio­nage zu treiben. Paul Silberhorn wurde im No­vember 1936 aus der Sowjet-Union au-gewiesen. Ungeachtet des Verbote- ist aber Silberhorn zu- rückgekehrt. Er traf zusammen mit einem anderen Agenten namens Erwin Klein im Juni des Jah­res 1937 in Sowjetrußland ein, wobei beide mit der Aufgabe betraut worden wärest, mit den Mit­arbeitern einer diplomatischen Vertretung eines ausländischen Staate» in Verbindung zu treten und deren Aufträge im Rahmen der Spionage» und Diversionstätigkeit auszuführen. Das Unter­suchungsverfahren gegen P. Silberhorn und Er­win Klein wurde nunmehr abgeschlossen und die Sache dem Militättribunal des Leninggrader Mi­litärbezirkes zur Prüfung übergeben. Polen gegen Hakenkreuz Kattowitz . Die Polizei hat in den Redak­tionsräumlichkeiten derKattowitzer Zeitung" eine Haussuchung vorgenommen, wobei viele Exemplare einer geheimen Monatsschrift Blaue Briefe" entdeckt wurden, die im Schmuggelwege aus Deutschland nach Polnisch- Schlesien eingeführt wurden und tendenziöse» gegen Polen gerichtete Artikel sowie die in der Katwwitzer Zeitung" behördlich konfiszierten Artikel enthielt. Die Polizei verhaftete den Direk­tor der»Mittowitzer Zeitung, Kriedt, den Chef­redakteur Weber und zwei Redaktion-Mitglieder. Demonstrativ« rumänischer Parteiführer Vor kurzem fand in Alba Julia die Enthüllung eine» Denkmale» für die vor 150 Jahren von den Ungarn Hingerichteten rumänischen Bauern Horra, C l o s c a und C r i s a n statt. Zu dieser Feier hatte die Regierung an die meisten im politischen Leben stehenden Persönlichkeiten Einladungen ergehen laffen. Dieser Einladung haben nun eine Reihe der Geladenen, so unter anderem die ehemaligen Mini­sterpräsidenten Jorga, Mirone-eu und M a n i u, ferner die beiden Marschälle P r e z a n und AvereSeu nicht Folge geleistet. Das Fern­bleiben eine- Teile» der zur Feier Geladenen stellt eine Demonstration gegen die liberale Regierung und ihre Methoden dar. To hat der weltbekannte Histori­ker I o r g a erklätt, daß er nicht au» Gesundheits­rücksichten der Feier ferngeblieben sei.(th.)

Man erMIt für

Ke

100 Reichsmarkt..

620.50

Markmünze«...

690.

100 österreichisch« Schilling

526.50

100

rumänische Lei.«

E

16.30

100 polnische Zlotq...

515.50

100

ungarische Pengö.«

9

556 50

100

Schweizer Franken ,

655.50

100

französische Franc».

96.80

1

englisches Pfund..

140 50

1

amerikanischer Dollar.

28.40

100

italienische Lire..

114 40

100

holländische Gulden,

1575,

100

jugoslawische Dinare,

60.30

100

Bel»aS.....

479.

10»

dänisch « Kronen,,

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628.

100

schwedische Kronen.

726.