ent
57
Sozialdemokrat
der Eighechoſlomatif den Stepubl
Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh
uppering
Einzelpreis 70 Heller
Redaktion und Verwaltung: Prag XII., Fochova 62 Telephon 53077- Herausgeber: Siegfried Taub Verantwortlicher Redakteur: Karl Kern, Prag
17. Jahrgang
Samstag, 30. Oktober 1937
kennt seinen Platz! Nach dem Raubkrieg
Lille( Eig. Ber.) Außenminister Delbo8 hielt auf dem Parteitag der Radikalsozialisten eine Rede von großer außenpolitischer Bedeutung. Delbos unterstrich die Treue Frankreichs zu seinen Vertragsverpflichtungen, die für jeden Angriff auf eine befreundete Macht gelten, gleichgültig, in welcher Form ein solcher Angriff erfolgen sollte.
Delbos nannte die Tschech . o slowakei hiebei zwar nicht namentlich, aber wenn er kurz vorher von einer Kampagne der Aufreizungen und der Falschmeldungen sprach, so enthüllt sich in voller Klarheit, was gemeint war. Daß sich Frankreich bei jeder Form des Angriffs gebunden fühlt, ist eine wichtige Präzisierung. der Beistandsverträge, die bisher noch fehlte, und die zu verkünden die letzten Drohungen geboten,
der Raubfrieden
Was Japan den Chinesen zu bieten wagt
245
London.( Eigenbericht.) Das japanische Außenministerium hat bekanntgegeben, daß es bereit sei, in direkte Friedensverhandlungen mit China einzutreten. Ueber die Bedingungen, die Japan , wie es heißt, dem Marschall Tschiangkaischek bereits mitteilen ließ, wird bekannt, daß Japan folgendes fordert:
1. Die Anerkennung des unabhängigen innermongolischen Staates;
2. Die Anerkennung der Souveränität der nordchinesischen Provinzen, die selbst über ihre Regierungsform entscheiden sollen;
3. Abtretung der vor Schanghai besetzten Zone an Japan ; 4. Fischereikonzeffionen entlang der ganzen chinesischen Küste;
stischer Seite ausgesetzt war.
Noch in manchen anderen Punkten sind die Aeußerungen Delbos ein Warnungssignal an die autoritären Regierungen.
Zwar bekannte sich der Minister zu den lezten Versuchen einer Rettung der Nichtinterven= tionspolitik im Interesse der Friedenswahrung, aber es wurde deutlich erklärt, daß die Sympa= thien des offiziellen Frankreich bei der f pa= nischen Republik und nicht bei den Rebellen liegen. Delbos sprach ausdrücklich von Rebellen, womit er dartat, daß die französische Regierung sich in der spanischen Frage zu keinem Opportunitätsstandpunkt bekehren läßt.
Mussolini bekam für seine geftrige provo fatorische Rede manche bittere Wahrheit zu hören. " Man wird nicht größer, so belehrte ihn Delbos, wenn man den Sinn für das Maß verliert.“
Der Minister fand zum Schluß eine flaffi sche Formel für das Wesen der franzöfifchen Politik, wenn er sagte: Frankreich setzt seinen Ruhm daran, den Krieg zu verhindern und nicht ihn zu gewinnen, aber es weiß auch, daß es zum Zwecke der Kriegsverhinderung imftande sein muß, ihn zu gewinnen, wenn er ihm aufgezwungen wird."
Aus dem Inhalt:
Der Kampf
gegen die Herzkrankheiten
Nr. 255
Die Niederlage der SdP
"
Die Eröffnung der parlamentarischen Beratungen ist ohne die Zwischenfälle und Aufregun gen vor sich gegangen, die man nach den Tepliẞer Ereignissen und nach der Hezaktion der reichs= deutschen Presse erwarten mußte. Die ersten Erflärungen der SdP lauteten dahin, daß sie aus den Teplizer Vorfällen eine Haupt- und Staatsaktion machen, daß sie aber zumindest im Parlament intervenieren werde. Während jedoch die reichsdeutsche Presse ihre Heße aus außenpolitis. schen Erwägungen fortseßt, hat die Presse der SdP schon lange zum Ton der Beschwichtigunges. hofräte zurückgefunden und die Erklärung, die der Abgeordnete Birke im Parlament abgegeben hat, ist nichts als ein Rückzug. Die Tribüne des Parlaments, von der aus die SdP alle die Vorwürfe hätte erhärten und beweisen können, die sie auf dem Wege über die reichsdeutsche Presse und den reichsdeutschen Rundfunk gegen die System= polizei" und die„ Systemregierung" erhoben hat, wurde von der SdP lediglich dazu benutzt, allge= meine Behauptungen aufzustellen, die auch im Ton von den ersten Erklärungen der Frant, Kundt und Sandner abweichen. Von dem Offenen Brief des Herrn Konrad Henlein an unferen Staatspräsidenten ist ebensowenig mehr die Rede wie von den weitgespannten Forderungen, die dies fer Brief enthielt, obwohl doch Herr Abgeordneter Birke, der die Erklärung abgab, durch seine Immunität vor der Strafverfolgung geschüßt wäre. Die reichsdeutsche Presse benüßt jenen Offenen Brief noch immer als Grundlage für die fortge fette Hebe gegen die Tschechoslowakei . Wie konnte der Klub der SdP den Vorsißenden der Partei nur so brüstieren, daß nun plöglich teine Uebers Präsident Masaryk pflegte zu sagen, daß das einstimmung mehr zwischen ihm und ihr besteht? Programm unserer humanitären Demokratie erfors Hat Konrad Henlein , der unfehlbare Führer, den dere, daß jede Nationalität dieses Staates nach ihrer Brief vielleicht zurückgenommen, ohne daß die verhältnismäßigen Stärke am öffentlichen Leben, an fudetendeutsche Oeffentlichkeit, in deren Namen er der Staatsgewalt und an dem täglichen Leben des zu sprechen vorgegeben hatte, etwas von diesem Staatsapparates teilnehme. Das Abkommen vom 18. Feber 1937 zwischen den tschechischen und den deutschen politischen Parteien bringt die gleichen Gedanken zum Ausdruck.
Grundzüge unserer Politik
Das Vermächtnis Masaryks: sozialer und nationaler Frieden Evolution und Demokratie
An der Spitze des diplomatischen Korps erfchien am 28. Ottober der päpstliche Nuntius Dr. Ritter auf der Burg und sprach in längerer Rede dem Präsidenten und der Republik die Glückwünsche der hier aftreditierten Gesandten aus. Der Nuntius gedachte in seiner Rede in bewegten Worten des verstorbenen Präsidenten, der zu den Menschen gehört habe, die nicht ster ben sollten". Der Präsident der Republit erwiberte auf die Glückwünsche des Doyens des diplo matischen Korps in längerer Rede. Er führte die Probleme an, die dem jungen Staat gestellt was ren und sprach über die Methoden zu ihrer Löfung. Eines der brennendsten Probleme sei das foziale gewesen. Wir haben es mit der evolutio= nären Methode gemeistert. Wir werden an dieser Methode festhalten. Der, Präsident führte des
weiteren aus:
Bekenntnis zur Evolution
Unser Grundproblem war das soziale Problem, welches nach dem Krieg in allen europäischen Staaten entstanden ist. Der Zutritt des jogenannten vierten Standes zur Macht vollzog sich
igen Stärke geführten Zusammenarbeit der Mehrheitsnation mit den Minderheitsnationalitäten gemäß dem Vermächtnis des Präsident- Befreiers anfehen wird.
Als sein Nachfolger halte ich es für meine Pflicht und für meine spezielle Mission, die ses Programm im Einbernehmen mit der Regie rung der Republik boll zu berwirtlichen
Es ist auch mein Programm. Dieses Programm wird verwirklicht wer
den.
Faktum erfuhr? Hat die SDP- Fraktion ganz einfach keinen Mut, zu den Worten ihres Führers zu stehen, die nicht nur anklagen, sondern auch drohen? Oder legen die Parlamentarier der SdP Wert darauf, ihren Führer Lügen zu strafen, zu einer Zeit, da er immer noch als der einzig berechtigte Wortführer des Sudetendeutschtums hingestellt wird? Sonderbare, verwickelte Zustände Zur Durchführung dieses Programme werden sind in der SdP! Erst war Teplitz der Kriegsfall, bei uns während der Zeit von 19 Jahren durch eine die gleichen Methoden zur Anwendung gelangen, jebt ist alles auf Moll gestimmt. Und die Partei, Os I v. Am 18. Oktober fanden in ganz ruhige Evolution ohne größere soziale Birren, mit welche wir in anderen Abschnitten unserer Innen- die auszog, die Sympathie der tschechischen AgraNorwegen Gemeindewahlen statt. Von der Ge- Hilfe der Zusammenarbeit aller Schichten, aller politik angewendet haben. Im Vorjahre sagten wir rier zu gewinnen, und die den Innenminister imsamtzahl von 747 Gemeinden ist das Wahlergeb- Klassen der Bevölkerung, mit Hilfe eines vernünf- uns mit dem Vorsitzenden der Regierung Dr. Hodža mer wieder zu veranlassen versuchte, mit ihr zu nis von 630 Gemeinden bekannt. Es erzielten: tigen Kompromisses unserer städtischen und ländli- und mit den Vertretern der Regierungsparteien, tokettieren, muß von demselben Innenminister Die norwegische Arbeiterpartei 5251 chen Bourgeoisie und dadurch, daß unsere Arbeiter- daß es Zeit sei, mit der Verwirklichung des Gesetzes hören, daß es eine Forderung des parlamentari( früher 4717), die bürgerlichen Listen 2143 und Bauernschichten die politischen, wirtschaftlichen über die Autonomie Karpathorußlands zu beginnen. fchen Anstands sei, die Ergebnisse der angekündig ( 2191), die liberale Partei 1381( 1345), die und nationalen Notwendigkeiten begriffen. Nach den Das Gesetz wurde angenommen und am 8. Oftober ten Untersuchung abzuwarten. Auch der Exodus, Agrarpartei 1200( 1186), die konservative und revolutionären Ereignissen der letzten Kriegsjahre 1937 trat die erſte Etappe der Autonomie dieser den die SdP nach der Abgabe ihrer Erklärung Weitere Etappen werden in veranstaltete, ist nicht ſehr ernst zu nehmen. Se liberale Volkspartei 854( 749), die Kommuni- und der ersten acht Nachkriegsjahre ist eine Norma- Proving ins Leben. ſten 135( 170), die Liste der Arbeiter, Klein- lisierung unserer sozialen Verhältnisse eingetreten einer Zeit kommen, welche sicherlich nicht allzu ist Tausend gegen Gins zu wetten, daß die Sdplandwirte u. Fischer 125( 105), die Antialkohol- und eine friebliche Zusammenarbeit aller unserer ferne iſt. Wie oft wurden in dieser Hinsicht Zweifel Parlamentarier sich am Ersten des kommende und Religionsvereinigungen 108( 96), die Par- sozialen Klassen erreicht worden. All das haben wir an unseren Absichten geäußert! Es ist möglich, daß Monats pünktlich in der Parlamentskanzlei eintei der nationalen Einigung( fasz istischer durch unsere Evolutionsmethoden und durch unsere sie auch wegen der übrigen Etappen werden ge- stellen werden, um ihre Diäten zu beheben. Wah= Tendenz 8( 58) Mandate. demokratischen konstitutionellen Institutionen er- äußert werden. Wir werden aber unerschütrenddem wird die Presse des Dritten Reichs, die reicht. Wir hatten dabei im ganzen Erfolg. Wir terlich unseren Weg weitergehen. von der Existenz Südtirols nichts weiß, weiter werden daher so wie bisher in der Organisierung Am 18. Feber 1937 wurde nach gründlichen über die„ maßlose Unterdrückung der Sudeten unseres politischen, sozialen und wirtschaftlichen Le- Diskussionen aller leitenden Faktoren dieses Staa- deutschen" schreiben und die unschuldigen Parlabens durch die Methoden und Wege, welche uns tes ein Programm besonderer Maßnahmen ausge- mentarier der SdP als die bedauernswerten Masaryk vererbt hat, fortfahren, wobei wir die An- arbeitet, welche die Zusammenarbeit zwischen den Opfer brutaler polizeilicher Willkür hinstellen. fichten, das Vorgehen und die Methoden der übrigen tschechischen und den deutschen politischen Parteien Dazu haben also die Berge gefreist, dazu wurde Staaten respektieren werden. sowie zwischen der Mehrheitsnation und den Min- ganz Europa in Unruhe verseßt, daß nun das Unser Staat wird daher auch weiterhin ein derheits- Nationalitäten betreffen. Das ist die Grund- Mäuslein dieser Erklärung geboren wurde, die ver- 2 and der Ordnung, der evolutionären lage einer Evolutionspolitik, deren Ziel es ist, die nicht einmal andeutet, es sei in Teplitz um jene Synthese und der demokratischen Verwirklichung des bereits erwähnten Programms Dinge gegangen, die Herrn Henlein zur AbfasRegierungsform bleiben und wird sich des Präsident- Befreiers zu erreichen, fung feines Offenen Briefes veranlaßten. Man hiebei der allgemeinen Entwicklung in der übrigen Es ist der Beginn einer neuen fyftematischen muß schon sagen: gründlicher hat sich eine ParWelt flug anpassen. politischen Arbeit und die Fortsetzung jener neuen tei schon selten blamiert als diese SdP, schmäh Beriode im innerpolitischen Leben des Staates, und licher hat noch kein Parteiführer von seinem wie jede demokratische Politik erfordert auch diese Worte gelassen als dieser Konrad Henlein . vor allem Zeit, Geduld und insbesondere guten Willen.
Die Listen der unpolitischen und Ortsvereinigungen erhielten 1523( 2035) Mandate.
In Oslo erhielt die Arbeiterpartei 45( 43) Mandate, die konservative Partei 35( 35), die liberale Partei 2( 3) und die christliche Boltshartei 2( 0) Mandate. Die Partei der nationalen Einigung, die früher über 3 Mandate fügte, hat heuer kein Mandat gewonnen.
geht nicht nach Brüssel Brüssel . Amtlich wird mitgeteilt: Im Einbernehmen mit den Regierungen der Staaten, die am Vertrag der Neunmächte teilhaben und die ihre Teilnahme an der Konferenz in Brüssel zugesagt haben, hat die belgische Regierung die Regierung Deutschlands und der Sowjet- Union eingeladen, gleichfalls an der Zusammenkunft teilzunehmen.
-
Das zweite Grundproblem des täglichen politischen Alltagslebens dieses Staates welches wir niemals aus dem Auge verloren haben ist die Frage der
Zusammenarbeit
der Mehrheitsnation mit den Minderheitsnationen.
*
Die Allerseelenstimmung, von der die Sd In einem Staate, wo die Nationalitätenkämpfe erfaßt ist, kommt auch in dem Artikel zum Ausihre jahrhundertealten Traditionen, bisweilen auch bruck, den die Zeit" dem Staatsjubiläum genicht ganz gute haben und wo häufig und mit gro- widmet hat. Da wird allen Ernstes behauptet, die Ben Schwierigkeiten daran gearbeitet wird, aus die- dp sei nur zu dem Zwecke gegründet worden, In diesem zweiten Abschnitt unseres politischen sen in den Seelen aller politischen Schichten ohne das Sudetendeutschtum bündnis- und regierungsLebens hat mit dem Eintritt der Minderheitspar- Unterschied der Nationalität, sehr tief verankerten fähig zu machen. Das Sudetendeutschtum habe note an die belgische Regierung lehnt die deutsche mt dem Abkommen der tschechischen Barteien mit ebenso methodisch und besonnen als energisch und sich, einen Strich unter die Vergangenheit gemacht, Berlin. ( DNB) In der deutschen Antwort teien im Jahre 1926 in die Regierungsmehrheit und Traditionen herauszufommen, ist es notwendig, bamals, unter Führung Konrad Denleins verſtect Regierung die Teilnahme an der für den 3. No- den deutschen Parteien vom 18. Feber 1937 jene 3ähe vorzugehen; und es ist nötig, sehr offen zu jas eine Verständnis und Einsicht heischende Geste. bember nach Brüsel einberufenen Tagung der Un- Beriode unserer Innenpolitik begonnen, welche eine gen, daß dies voraussetzt, daß wir R e a listen Das heißt, vor Henlein sei niemand anderer da terzeichnermächte des Neunmächtevertrages ab, nahe 3ukunft als die Periode der defini- feien und uns Biele auf eine manchmal ziemlich weil Deutschland nicht Vertragspartner dieses tiven Gestaltung der demokratischen, pazi- entlegene 3eit stellen, welche das Könner, und Wis- gewesen, der diese Verständigung gewollt hat. DaWis- bei werden die attiviſtiſchen, Batteien bat. Daz Bertrages ist. fistischen, gerechten und im Geiste der verhältnismä ( Fortsetzung auf Seite 2) gleichen SdP seit mehr als vier Jahren ob ihres