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Nr. 260

Volkswirtschaft und Sozialpolitik

Wir dürfen

optimistisch sein! Fürsorgeminister Ing. Nečas über den Kampf

gegen die strukturelle Arbeitslosigkeit Vor einer zahlreichen Zuhörerschaft sprach Fürsorgeminister Ing. Nečas am Mittwoch im Klub Přítomnost" über den heutigen Stand der Arbeitslosigkeit und den Kampf gegen die foge­nannte dauernde Arbeitslosigkeit. Sein Vortrag var ein großer Rückblick auf die Arbeit der letz­ten Jahre und eine systematische Behandlung aller Mittel, die zur weiteren Förderung unseres Wirt­schaftslebens und zum entscheidenden Ausholen gegen die Strijenreste notwendig sind.

Freitag, 5. November 1937

,, Právo lidu" und das Verbandsorgan des, Svaz die Voraussetzungen für ein ersprießliches Ver­horníků", der ,, Nazdar", zum jezigen Stand der handeln zu schaffen. Bekanntlich sei es ihnen ge= Lohnbewegung Stellung. Es sei im Hinblick auf lungen, die übrigen Bergarbeiterverbände ebens den Tatbestand nicht verwunderlich, daß Stimmen falls für dieses Vorgehen zu gewinnen. Begreif­laut werden, die für einen eintägigen Demonstra- licherweise könne jedoch diese Taktik bloß dann tionsstreit der Bergarbeiter aller Reviere eintreten. sinnvoll sein, wenn die Unternehmer alles unter­Auf diesem Wege solle den Unternehmern nahe- lassen, was auf eine überflüssige Verzögerung des gelegt werden, ihre Bereitschaft zu Verhandlungen Verhandlungsbeginnes hinausläuft. Treffen diese bekanntzugeben und die Verhandlungen selbst Vorausseßungen nicht zu, könne nicht erwartet ehestens stattfinden zu lassen. Dieser Stimmung werden, daß den Bergarbeitern geraten wird, wei­verleiht der ,, Nazdar" Ausdruck, indem er unum ter geduldig zuzuwarten. Werden die Unterneh wunden die Vermutung ausspricht, daß die von mer nicht ehestens ihre Bereitschaft zeigen, in den Grubenbesizern eingeschlagene Verschlep Verhandlungen zu treten, müßten sich wohl die pungtattit auf eine entsprechende Direktive des foalierten Bergarbeiterverbände gezwungen sehen, Verbandes der Grubenbefizer zurückzuführen sei. sich an die Spike einer Bewegung zu stellen, die Won seiten der foalierten Bergarbeiterverbände die Unternehmer awingt, ihre provokatorische fei nichts unterlassen worden, um in den Revieren Verhaltungsweise zu ändern.

Es lebt sich herrlich im Dritten Reich!

Lohnrückgang

in den faschistischen Staaten

dem Ergebnis, daß dieser qualifizierte Metall­arbeiter weit weniger verdient als anderswo weniger qualifizierte Kräfte.

Der Minister trat der Behauptung entgegen, die von Uebelwollenden verbreitet wird, daß uns die Wirtschaftsbesserung unerwartet in den Schoß gefallen und daß sie in gewissen Sektoren einzig und allein der Rüstungstonjunktur zuzuschreiben Das vom Völkerbund herausgegebene bolts­sei. Er hielt diesen Behauptungen entgegen, daß wirtschaftliche Jahrbuch für das Jahr 1936/37 Mit den hier angeführten Abzügen ist es nicht nur in den Gebieten der Metallindustrie, enthält charakteristische Daten über die Entwick- aber noch nicht getan. Das Uebermaß an sonstigen sondern auch in den Textil- und Glasgegenden lung der Stundenlöhne der Arbeiter in den letz- ordentlichen und außerordentlichen Abgaben für eine starte Besserung eingetreten ist( Abnahme der ten Jahren. Ein Vergleich zwischen den demokra- alle möglichen Zwecke mußte sogar offiziell von Arbeitslosen im Reichenberger Gebiet um 2464, tischen und den faschistischen Staaten ergibt den reichsdeutschen Stellen zugegeben werden, ohne in Auſsig   um 3400, in Tepliß- Schönau um 2900, überzeugenden Beweis, daß das autoritäre und daß das System der Auspowerung abgestellt wor­in Starlsbad um 5500, in Schluckenau   um 3000 faschistische Regime für die Arbeiter das Ende den wäre. Tatsächlich bleiben dem reichsdeutschen usiv.) und zu dieser Beſſerung eine Reihe durch ihrer Aussichten auf besseren Lohn und bessere Arbeiter in zahllosen Fällen nicht mehr als 50 dachter Eingriffe der Regierung beigetragen hat. Lebenshaltung bedeutet. In allen demokratischen Prozent feines Nominaleinkommens übrig! Es bestehen heute, ohne daß man mit Bestimmt Staaten ist seit der Krisenwende der Goldwert heit die weitere Entwicklung voraussagen könnte, der Löhne gestiegen, nur in Japan   und in Deutsch­Voraussetzungen für eine dauerhafte Konjunktur, land ist ein Stillstand und sogar Rückgang eins Wirtschafts ,, auf" bau allerdings mit Ausschlägen nach unten. Die Vor getreten. Wenn man das Jahr 1929 gleich 100 räte sind einigermaßen erschöpft und man muß einkaufen. Die Stauftraft ist ein wenig gewachsen nimmt, betrugen die Löhne im Jahre ( durch Einstellung neuer Tausende in den Ar­beitsprozeß, weniger durch die geringfügige Er- England( durchschn. Wochenlohn) 96 höhung der Löhne), es haben sich Voraussetzun- Norwegen  ( durchschn. Tageslohn) 98 gen für die Belebung der Ausfuhr eingestellt usw. Schweden  ( Stundenlohn) Es ist in diesem Jahre gelungen, rund eine Dänemark  ( Stundenlohn)) Biertelmillion Menschen einzustellen, es gab im USA  ( Stundenlohn) Frankreich  ( Stundenlohn)

Durchschnitt in den ersten neun Monaten des Jah­

res heuer rund 431.000 Arbeitslose gegen hingegen: 655.000 im vergangenen Jahr und dieser Unter- Japan  ( Tageslohn) schied von 200.000 bis 250.000 wird auch bleis Deutschland  ( Stundenlohn) ben, obwohl wir in den Wintermonaten wieder Mit einem Arbeitslosenanstieg auf vielleicht 400.000 rechnen müssen.

1932 1936

100

102.

102

84

104

100 101 105 105 116

92 82

92 79

im Dritten Reich  

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Nach einer im ersten Oktoberheft von ,, Wirt­schaft und Statistik" gegebenen Uebersicht über die Produktion der bergbaulichen Betriebe im Jahre 1936 war die Steinkohlenförderung in Deutschland   im Jahr 1936 noch um 3,2 Prozent niedriger als 1929. Rechnet man noch die Stein­fohlenförderung der Saargruben ab, die 1929 auch nicht berücksichtigt waren, ergibt sich eine Minderförderung von mehr als 4 Prozent.

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Von 1935 bis 1936 ist die Zahl der im Es ist dabei zu bedenken, daß die Daten auf Steinkohlenbergbau beschäftigten Personen um den offiziellen Angaben der einzelnen Länder be- 5,9 Prozent gestiegen. Dagegen wurde die Stein­ruhen, die übrigens überall leichter kontrolliert fohlenförderung in der gleichen Zeit um 10,7 werden können als in Deutschland  . Ueber die Prozent erhöht. Die Ausbeutung der menschlichen ohnentwicklung im Dritten Reich   ſagt der Jah- Arbeitskraft iſt demnach wesentlich intensiver Deutschland   nicht nur die Löhne gesunken find, resbericht:... Man muß bedenken, daß in geworden. sondern daß überdies ein bedeutender Teil des ochenverdienstes auf die erhöhten Beiträge und lichen Produktion, der im Jahre 1929 auf 8,3 Von dem Wert der gesamten baugewerb Steuern entfällt." Diesen tatsächlichen Rückgang Milliarden RM geschätzt wurde, entfielen in fenem Jahre 2,9 Milliarden NM over nahezu 35 Prozent auf den Wohnungsbau. Im Jahre 1936 wurden für etwa 2 Milliarden RM Woh nungen erbaut, und der Anteil am Gesamtwert der baugewerblichen Produktion, der sich auf etwa 9.2 Milliarden RM erhöht hat, betrug nur etiva 21 Prozent.

Gegen diese Arbeitslosigkeit gibt es kein aus­schließliches, kein Allheilmittel, sondern es müſſen alle Möglichkeiten ausgenügt werden. An Spise der erfolgversprechenden und notwendigen Maßnahmen stellte der Fürsorgeminister die Förderung unseres Exports, die zu den wichtigsten Aufgaben des Staates zu zählen ſei. Die Exportbelebung kann nicht nur das erz jeben, was nach Ablauf der Rüstungskonjunktur der Rebenshaltung kann auch die aufgeregtefte Propaganda Deutschlands   nicht verschleiern; die eingebüßt werden würde, sondern sie könnte noch Bahlen sprechen nur aus, was alle neutralen Be weiteren Hunderttausenden Arbeit bieten. Wir hatten eine Ausfuhr von 20 Milliarden und wer-| obachter längst erkannt und berichtet haben. den heuer vermutlich rund 12 Milliarden errei chen. Allein aus diesen beiden Zahlen geht her=| bor  , welche Möglichkeiten sich uns noch bieten. Treffend illustriert die Lohnverhältnisse im Als nächstes Mittel nannte Ing. Nečas die Dritten Reich   ein Bericht des V. Č. Sl.", das öffentlichen Arbeiten und die produktive Arbeits einen faksimilierten Lohnzettel eines Arbeiters der Tosenfürsorge. Es wäre ein schwerer Fehler wenn rein fiskalische oder einseitige, dienst dieses Metallarbeiters betrug in vierzehn Tagen 49.10 Mt., aber davon wurde ihm sofort

fagte

er

Lösung

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50 Prozent Lohnabzüge!

Lohnsteuer. Deutsche Arbeitsfront  Krankenkassa. Arbeitslosen- Versicherung Invaliden- Versicherung.

Mt. 2.10

1.80

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6.05

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5.17 4.50 Zusammen Mt. 19.62

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Bis zum Juli 1937 wurden insgesamt 1419 Kilometer Reichsautobahnen   dem Verkehr über­geben. Verausgabt wurden für den Bau von Reichsautobahnen   1 Milliarde 828 Millionen Reichsmart. Ein Kilometer fertige Reichsauto­bahn kostet demnach rund 1,3 Millionen RM.

Zu den Großverdienern der deutschen   Ston­junktur gehört die Bauindustrie. Der Betriebs­ertrag ist von 100,0 im Jahre 1934 auf 185,6 im Jahre 1936 gestiegen. Nach beträchtlichen Ab­schreibungen weist die Bauindustrie eine Erhöhung des Gesamt- Reinertrages aus, die gegenüber dem Jahre 1934 um 80 Prozent gestiegen ist. Dafür also hat sich die Arbeiterschaft der Bauindustrie die Löhne kürzen und den Achtstundentag rauben

schränkung des Wirtschaftslebens führen würden. abgezogen: nur vom Finanzkapital gehegte Gründe zur Be­Ein großes Verdienst an der Senkung der Ar­beitslosigkeit hat auch die private Bautätigkeit, die bom Staate durch eine Reihe guter Geseze geför­dert wurde. Die weiteren Ausführungen des Vor­tragenden waren den Möglichkeiten gewidmet, welche in der Rekultivierung, der Kolonisation, der Schaffung von Ersazindustrien, der Förde-| rung des Automobilismus und schließlich in einer der Auswandererfrage liegen. Von sozial- Das allein jind 40 Prozent des Nominalverdien politischen Maßnahmen hob Ing. Neras vor allem ſtes, so daß diesem Arbeiter für die Woche nicht die Verkürzung der Arbeitszeit her- ganz 15 Mark für sich und seine Familie bleiben. ligem und gutem Kredit. Der Fürsorgemini- den fleineren Kaufwert der Mark, kommt man zu lassen müssen! bor  , von finanzpolitiſchen die Forderung nach bil- Bedenkt man die höheren Preise in Deutschland  , ster schloß diese seine Darlegungen damit ab, daß er die Unerläßlichkeit hervorhob, die Konsum traft der Bevölkerung zu heben. Nur diejenigen Länder, wiederholte der Fürsorgemini ster, die die Löhne in anständiger Weise geregelt haben, haben die Krise bereits überwunden und befinden sich auf dem Wege zur Prosperität. Niedrige Löhne und Gehälter sind ein Hindernis der wirtschaftlichen Gesundung und ein Hemm nis der wirtschaftlichen Entfaltung.

Die Bewegung im Bergbau

Wir haben über die ausweichende Antwort berichtet, welche die Grubenbesizer im Ostrau­Starwiner Revier auf die Lohnforderungen der Ge­wertschaften gegeben haben. Nunmehr nehmen das

Man erhält für 100 Neichsmark.. Markmünzen

100 österreichische Schilling 100 rumänische Lei 100 polnische Zloty 100 ungarische Bengö 100 Schweizer Franken 100 französische Francs 1 englisches Pfund

618.­

685.­

526.50

15.85

508.50

550.50

658.50

96.20

140.50

28.40

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118.40

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1575.­

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60.80

481.­

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B

1 amerikanischer Dollar.

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100 italienische Lire 100 holländische Gulden 100 jugoslawische Dinare

100 Belgas

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Hier tagt die Fern- Ost- Konferenz

Blick in den großen Sigungssaal des Akademie- Palastes in Brüssel  , wo die Pazifik  - Konferenz eröffnet wurde.

Seite 5 George  

Raft und Gary Cooper  in ,, Schiff der berlorenen Seelen"

Ausland

Dr. Schachts ,, Sitzstreik"

Wie der Londoner   ,, Daily Herald" meldet, hat Dr. Schacht sein Rücktrittsgesuch nicht nur als Wirtschaftsminister, sondern auch als Reichsbankpräsident eingereicht, aber Hitler   hat in beiden Fällen die Demission Schachts abge= lehnt. Schacht habe num damit geantwortet, daž er sich weigert, seine Funktionen weiter auszu­üben und irgendeine Verantwortung für die Ent­scheidungen zu übernehmen, die trotzdem in sei­nem Namen erfolgen. Bis zum April nächsten Jahres werden alle Dokumente der Reichsbank noch immer seine Unterschrift tragen, weil man das Ansehen seines Namens im Auslande be­nügen will. Inzwischen habe Schacht es abge­lehnt, an wichtigen Sizungen oder an Bespre= chungen und Beschlüssen politischer Art teilzunch­men. In der Reichsbank arbeite er schon seit An­fang der vorigen Woche nicht mehr.

Nur der Terror schafft's!

Diejenigen Deutschlandsreisenden, die nur die Oberfläche des Lebens im Dritten Reiche sehen, gewinnen mitunter den Eindruck, als vs

die große Mehrheit des Volkes nicht nur willige, sondern auch überzeugte Nationalsozialisten ge= worden seien und aus innerer Bereitschaft den

nationalsozialistischen Barolen Folge leisteten.

= Sie sehen nicht den Terror, der heute noch in ungemilderter Schärfe auf dem Bolle lastet. Weil heute nicht mehr auf der Straße Anders­denkende niedergeschlagen, weil heute nicht mehr Treibjagden auf sozialdemokratische Arbeiter ver­anstaltet werden, und die Unglücklichen, die in den Konzentrationslagern noch immer täglich Mißhandlungen erfahren, ihre Qualen nicht in die Welt hinausschreien können, darum meinen so viele, alles das gäbe es nicht mehr.

Es sind aber nur die Terrormethoden er= gänzt und verfeinert worden. Es steht den Natio= nalsozialisten der ganze staatliche Machtapparat samt der Justiz zur Verfügung, und sie verstehen es, dem Einzelnen seine völlige Wehrlosigkeit zu demonstrieren.

Dennoch stoßen die Nationalsozialisten wei­ter auf Ablehnung ihres Regimes. Der passive Widerstand, vor allem der Betriebsarbeiterschaft, ist nicht nur nicht zu brechen, sondern er scheint gelegentlich sogar stärker aufzuflammen. Am ehesten ist diese Erscheinung an dem spärlicher werdenden Besuch der verschiedenen Veranstaltun gen festzustellen. Trotz der verschärften Stontrolle der Teilnahme lehnen es viele Arbeiter ab, die 3wangsveranstaltungen zu besuchen.

So sieht sich das Regime gezivungen, mit offenen Drohungen die Belegschaften der Betriebe einzuschüchtern. In den Berliner   Großbetrieben wurde den Arbeitern dieser Tage folgendes durch gedrucktes Birkular eingeschärft:

,, Wir machen darauf aufmerksam, daß die Teilnahme am Betriebsappell für alle Gefolg schaftsmitglieder( ausgenommen Spätschichten) Pflicht ist und verweisen auf verschiedene vom Arbeitsgericht erlassene Urteile."

Der Hinweis auf verschiedene, vom Ar­beitsgericht erlassene Urteile" ist nichts anderes als die unmißverständliche Drohung mit der frist­losen Entlassung für den Fall, daß sich das Per­sonal weiter der Teilnahme an den Betriebs­appellen entzieht. Dieser Terror ist es, der jeden einzelnen im deutschen   Volke bedroht und mit dessen Hilfe die Nationalsozialisten die Massen= aufmärsche, die Massenbegeisterung und auch die scheinbare Zufriedenheit mit den herrschenden Zu­ständen vortäuschen.

Gärung im Franco- Lager

Der Reuterberichterstatter erfährt aus glau- s würdiger Quelle, daß in den letzten Tagen in Algeciras   und La Linea mehr als 80 Carabi­nieri und Polizisten verhaftet wurden, weil sie Anhängern der Valenciaregierung bei der Flucht aus dem Gebiete der Aufständischen nach Gibral tar geholfen haben sollen. Leßten Sonntag sollen aus Algeciras   mehr als 100 Persoen, größten teils Frauen, auf Ruderbooten entflohen sein. Zwanzig dieser Ruderboote sind bereits in Gibraltar   eingetroffen.