Nr. 266 Freitag, 12. November 1937 Seite 3 %£Üs' WFfFvW tschechische Volk ist ziemlich einig in dem Willen, die nationale Einheitlichkeit seines Siedlungs­gebietes zu erhalten. Wo außerhalb der histori­schen deutschen   Sprachinseln auch nur das Embryo eines kollektiven deutschen   Daseins auftaucht, er­tönt sofort der laute Protest gegen die Gefahr der Germanisierung. Vereinzelte deutsche Staats­angestellte im rein tschechischen Gebiete werden noch geduldet, aber wenn wir eine Minderheits­schule für deutsche Eisenbahner in Nymburk   oder Königgrätz   fordern würden, bräche sofort ein Sturm der tschechischen Entrüstung aus. Unlängst hat die Stkibrnh-Preffe Alarm geschlagen, daß in Neuhaus   eine deutsche Sprengelbürgerschule errich­tet werden soll. Im Gerichtsbezirt Neuhaus   woh­nen mehr als zwanzig Prozent Deutsche   und die Bezirksstadt ist auch ihr natürlicher wirtschaftlich­kultureller Mittelpunkt. Auf der anderen Seite wird es als eine Selbstverständlichkeit betrachtet, daß in deutschen   Orten tschechische Minderheits­bürgerschulen errichtet werden, auch wenn die deut­sche Mehrheit des Sprengels selbst noch keine Bür­gerschule besitzt. Oft lesen wir in tschechischen Blättern den Aufschrei, daß in dieser oder jener deutschen   Fabrik zu wenig tschechische Arbeiter be­schäftigt werden. Eine analoge Forderung, daß in den Prager   Fabriken sagen wir zwanzig Prozent deutscher   Arbeiter eingestellt werden sollen, würde als glatte Provokation aufgefaßt. Es ist schon in Städten mit deutschem Hinterland, wie z. B. Pil- i sen, unmöglich, eine angemessene Zahl deutscher  Arbeitsloser unterzubringen, auch wenn der be­treffende Großbetrieb Staatsaufträge hat, die von der deutschen   Bevölkerung mitbezahlt werden. Ter Standpunkt der einseitigen nationalen Expansion läßt sich nicht demokratisch, sondern nur macht­politisch begründen. Das ist der eigentliche Kri­senpunkt der nationalen Zusammenarbeit. Wir denken nicht daran,,dem tschechischen Arbeitslosen Vorwürfe zu machen, daß er alle denkbaren Ver­bindungen ausnützt, um Arbeit zu bekommen. Es sei nur darauf aufmerksam gemacht, daß sich die praktische Geltendmachung des Nationalstaats­begriffes als wirtschaftlich-soziale und daher auch nationale Diskriminierung der deutschen   Bevöl­kerung auswirkt. neuerliche Obduktion Ruthas bestätigt den Befund»Selbstmord'* Reichenberg  . Das Präsidium des KreiS- gerichtes in Reichenberg   veröffentlicht folgenoe Mitteilung: Da tendenziöse Meldungen des Inhaltes berbreitet wurden, als ob Architekt Rutha im Gefängnis schlecht behandelt worden wäre und als ob diese schlechte Behandlung auch Spuren an sei­nem Körper hinterlassen hätte, ist eine nachträg­liche gerichtliche Obduktion angeordnet worden, welche unter Leitung drs Untersuchungsrichters des Kreisgerichtes in Reichenberg die ärztlichen Sachverständigen Dr. Gustav G i n tz, Obersani­tätsrat aus Böhm. Leipa, Dr. Walter Neuge­ bauer  , erster Bsiistent des deutschen   Institutes für gerichtliche Medizin in Prag  , und Dr. Jaro- flav T e s a k, erster Assistent des tschechischen In­stitutes für gerichtSärztliche Medizin in Prag  , durchgeführt haben. Durch die Obduktion wurde festgestellt, daß dem Architekten Rutha bei Leb­zeiten auch nicht die mindeste Verletzung zuge­fügt wurde. Rutha starb infolge Selbst­mordes durch Erhängen. An der Leiche wurden Beschädigungen fest­gestellt, die jedoch erst nach demLode ent­standen sind. Es wurden nämlich an der rechten Seite des Brustkorbes Abschürfungen gefunden, unter welchen dann ein Bruch der vierten, fünften und sechsten Rippe gefu.-'.^rn wurde. Rutha litt an Osteoporose   und die Brüche traten durch einen geringen stumpfen Druck ein, der entweder durch einen Fall der Leiche und die Manipulatio- nen bei der Durchführung der künstlichen Atmung oder auf eine andere ähnliche Weise verursacht wurde. Derartige Beschädigungen treten bei Osteoporose   bei Leichen häufig auf und wer­den vollkommen unbewußt zugefügt. Der Präsident der Republik empfing am Donnerstag die Delegation der Stadt Riga  unter Führung ihres Bürgermeisters L i e- Pins, die vom Primator Dv. Zenkl und dem litauischen Gesandten borgestellt wurde. Ferner empfing der Präsident den Abt Kothz aus Rajhrad  . London  . Als»charakteristisch für die Art und Weise, in welcher Besuche obskurer niittcleuropäischer Politiker in London   zu Pro­pagandazwecken auswärts mißbraucht werden", bezeichnet der»Manckester Guardian" den kürzlichen Artikel der»Rundschau" über die letzte Reise Henleins nach England. Unter dem Titel.Nazipropaganda gegen die Tschechen, Ausbeutung deS Londoner Besuches von Henlein, Trost für seine sudetendeutschen Anhänger" macht sich das Blatt über die dort enthaltenen Uebertreibungen lustig. Unter Anführungszei­chen wird»die volle Aufmerksamkeit und ernste Anerkennung in allen in Betracht kommenden ausschlaggebenden diplomatischen und wirtschaft­lichen Kreisen", die Henlein   bezeigt wurde, an­geführt, als dieser mit so viel Geschick in London  seine Verhandlungen führte, die natürlich»viel wichtiger" waren als viele der internationalen> Auf Kriegsfuß mit der deutschen Sprache DieGesellschaft für Propa­ganda der Selb st Verwaltungs­körper in der§SR"(Prag II, Hälkova 3) hat jetzt unter dem TitelDas Herz Europas  " eine Herbstnummer herausgege­ben, die sich in geradezu strahlendem Gewände repräsentiert und deren Bilder- und Photo- graPhien-Schmuck beweist, daß man für dieses Heft außerordentlich viel(auch finanziell) auf- gewendet hat, um auch deutschsprachig für den tschechostowakischen Fremdenverkehr zu werben. Der Text dieser noblen Zeitschrift ist ausschließlich deutsch   das heißt: deutsch ist er sben leider nicht. Schon bei der Lektüre des ersten Aufsatzes stößt man auf l ä ch e r l i ch st e Sprachwidrigkeiten und je mehr man in dem Hefte liest, desto zuwiderer wirkt das Deutsch  , in dem die Artikel verfaßt sind. Einfachste grammatische Regeln sind da vernach- lässigt, Subjefte in der Einzahl werden mit Prädikaten in der Mehrzahl verbunden(und umgekehrt), Worte werden gebildet, die das gute Deutsch nicht kennt, JnterpunktionSfehler häufen sich. Am schlimmsten aber steht es um den S t i l, der unzweifelhaft erkennen läßt, daß eS sich zum großen Teil um Aufsatze handelt, die von Ni'btdsutschen verfaßt oder übersetzt wurden. Wir zitieren beispielsweise miS einem Artikel über Prostöjov(dem übrigens die Bei- fügung des deutschen  P r o ß n i tz" nicht ge- schadet hätte), das Folgende: »Der Aufstieg" der Stadt erfolgte in diesem Jahrhundert, als hier die Konfektionsindustrie ge­boren wurde(1858). Sie ist der Lebens­nerv von Prostöjov, einer Stadt, die vom Schneidergewerbe ganz durchdrungen ist. Dies ist nicht nur in den großen Werkstätten der Konfektionsfabriken zu sehen, sondern auch in den Straßen der Stadt, wo wir auf Schritt und Tritt Menschen mit Kleiderbündeln am Arm oder Rük- ken antreffen können. Prostejov   ist wie ein Bie­nenstock der Kleider» von hier aus strömen die An­züge und Kleider in alle Welt, um die breite­sten Schichten der kleinen Leute zu wärmen und zu bekleiden. Fast in jeder Stadl der Republik   finden Sie eine Filiale irgendeiner Proßnitzer Konfektionsfirma, sei es nun für Män­ner-, Frauen- oder Kinderbekleidung. Außer die- ser wichtigen Industrie ist es die landwirffchaff-1 liche Maschinen-Jndustrie und das bis in der Uebersee so berühmte Hanna-Malz, was diese Stadt so auSzeichnet. Prostejov   verfügt nicht nur über ein reges Jndustrielebcn, sondern auch über ein traditions­reiches Kunstverständnis eines stilgerechten Bau­wesens. Durch die groß« Menge hervorragender Baudenkmäler kann man di« Stadt mit unter die ersten Städte Mährens rechnen. Davon überzeugt man sich am bestens am Hauptplatz... In den Jahren 19051908 ging das städtische VereinS- hauS und daS Theater hervor. Dies letztere gehört... Hier kann man auch das geschäftige Leben und Treiben dieser Stadt am besten beob­achten, daß diese Stadt bereits über den Rahmen der Bezirksstadt herausgegangen ist." Aehnliches deutsches Gestammel findet sich an vielen, vielen anderen Stellen. Aber auch die Diktion der Aufsätze wirkt wiederholt lächerlich. Zum Beispiel sind in einer Würdigung Kolins folgende Bemerkungen un­mittelbar aneiüander gekoppelt: Von Kulturdenkmälern befinden sich hier vor allem ein schöner goftscher Dom des hl. Bar­tholomäus, den Pkemysi Otokar II.   aufbauen ließ, mit vielen seltenen Erinnerungen, weiterS mehrere barocke Baudenkmäler und eine berühmte Sammlung prähistorischer Funde im städtischen Museum. Tagungen, mit denen gegenwärtig so viel Auf­hebens gemacht wird. lieber'einen Vortrag in Chatham-Haus, der überdies ein Privatvortrag war, und der nicht seitens des Klubs, sondern seitens eines Mitgliedes arrangiert und in einem Klubzimmer daselbst abgehalten wurde,, wird berichtet, so heißt es in dem Artikel weiter, wie über eine Staatsfunktion, wobei die häufige Wiederholung des Wortes»königlich" offenbar den Eindruck erweaen soll, daß Henlein   seinen Vortrag quasiunter königlichem Schutze" abge­halten habe. Berichte dieser Art, die deq Ein­druck erwecken sollen, daß Großbritannien   ein tiefes und syinpathisches Interesse an der Zu­kunft des dem Nationalsozialismus zngeneigten Teiles des Sudetendeutschtums nimmt, werden für Zwecke der reichsdeutschen antitschechoslo­wakischen Zerstückelungspropaganda verwendet. Endlich dürfen wir nicht auf die bekannte Musikkapelle Kmoch vergessen, die Heuer in Nizza   den ersten Preis erhielt." Es ist sehr traurig, daß eine doch gewisser, maßen offizielle Zeftschrist sich auf solche Weise um einen guten Teil ihres Wertes bringt, denn der Deutsche  , Oesterreicher  , Schweizer  , der solches Gesalbader liest, wird gleich in dem Augenblick, da er zum Besuch der CSR geworben werden soll, nicht gerade den glücklichsten Eindruck ge­winnen. Man ftagt sich, warum die verant­wortlichen Männer dieser Gesellschaft ihre Zeit­schrift nicht von Deutschen   redigieren oder wenigstens überprüfen lassen. Hofienllich gehen die Herren nunmehr mit sich zu Rate! Zwei Turnvereine einserteilt In Neudek   und Breitenbach Am Mittwoch wurde von der Staatspolizei die Tätigkeit des deutschen   Turnvereins in Neu- dek und der deutschen   Turngemeinde in Brei­te n b a ch wegen Verletzung der öffentlichen Ordnung und des Paragraphen 25, Absatz 2, des Vereinsgesetzes, eingestellt. In der Begründung heißt es, daß die beiden Turnvereine den statuta­rischen Bereich ihrer Tätigkeit überschritten haben. Wie erinnerlich, wurde vor einiger Zeit bei Hausdurchsuchungen verschiedenes Jnstruk- t io n s ma t er i al aus dem Dritten Reich   gefunden, das als Grundlage für die Er­ziehung der Jungturner diente. Dieses Material wurde beschlagnahmt und einige junge Leute aus Neudek   und Bärringen in Untersuchung gezogen. Ihr Ergebnis scheint nun in der Einstellung der Tätigkeit der oben genannten Vereine zu liegen. 25 Jahre nordböhmischer Konsumverein Teichstatt Große Festversammlung In Warnsdorf Am Sonntag fand in Warnsdorf eine große Festversammlung des Konsumvereins Teichstatt statt, welche zu einer imposanten Kundgebung für die genossenschaftliche Idee wurde. Nach der! Einleitung durch die Sänger und die Mufft be-| grüßte der Geschäftsführer Müller-Teichstatt die j Überaps zahlreichen Teilnehmer. Als erster Gratulant ergreift Bizebürger-! meister Goth-Warnsdorf das Wort und über­bringt die Glückwünsche der deutschen sozial­demokratischen Arbeiterpartei. ,/Der Kampf, um die Erhaltung. und Ausgestaltung der Demo­kratie, den unsere Partei führt", sagte Goth  ,ist die beste Unterstützung für die Genossenschafts­bewegung, denn ohne Demokratie gibt es auch keine freie Entfaltung der Genossenschaft." Löwi- Warnsdorf bringt als Vorsitzender der KreiS- gewerkschaftskommisiion die Glückwünsche zum Jubiläum dar. Er versichert weiter, daß gerade jetzt die Gewerkschaften alles tun werden, um durch unablässige Agitation an dem weiteren Ausbau der Genossenschaft mitzuarbeiten. Hier­auf kam der Geschäftsführer deS Cec-Berbandes, Rudolf Fischer, zu Worte, der in längeren Aus­führungen die Entwicklungsgeschichte deS nord­böhmischen Konsumvereines schilderte.Mögen unsere Feinde noch so heftig gegen unsere Be­wegung zu Felde ziehen, so schloß Fischer seine Ausführungen, wir sind von der Sieghastigkeit der genossenschaftlichen Idee felsenfest überzeugt und wir werden das große Werk vollbringen!"^ Als letzter Redner spricht der Vertreter der An­gestellten und Arbeiter-Schalansky, der die Ver­sicherung gibt, daß sie bisher nicht nur Angestellte der Genossenschaft waren, sondern auch alle Pflichten als Genossenschafter voll erfüllt haben; dies soll auch in Zukunft so bleiben! Dann folgt ein frohes Festprogramm, an dem auch die Turner und Sänger mitwirken und welches mit viel Beifall ausgenommen wurde. Alle, die das Jubiläum des Konsumvereines mit­feierten, werden das gegebene Versprechen ein­lösen und weiterhin alle Kräfte der Genossen­schaft zur Verfügung stellen! ein SdP-ler verhaftet Budweis  . In der Budweiser deutschen  Oeffentlichkeit hat die Verhaftung des Privat­beamten Josef K ö p P l nicht geringes Aufsehen erregt. Köppl, der als eifriger Parteigänger der SdP bekannt ist und vor nicht allzulanger Zeit eine Reise nach Deutschland  unternommen hatte, wurde dem Kreisgerichte Budweis   eingeliefert. Es verlautet aus Kreisen der SdP, daß die Verhaftung Köppls wegen eines Vergehens nach dem Re­ publik  -Schutzgesetz erfolgt ist. An amt­lichen Stellen ist nichts Näheres über die Ur­sachen dieser Verhaftung zu erfahren. Ole Henleins und deroffene Brief an Dr. BeneS Budweis  . Gegen den Angestellten der Ver­lagsanstattMoldavia  ", der auf den urgerma­nischen Namen Navratil hört, sowie gegen eine zweite Person, die in eng st en verwandschaftlichen Beziehun­gen zu einem der Budweiser! S d P-F ü h r e r" steht, wurde ein Straf­verfahren eingeleitet, weil sie denbe­rühmten" offenen Brief, den Herr Konrad Henlein   anläßlich der sogenannten Teplitzer Affäre" an den'Staatspräsidenten Dr. Benes zu schreiben für gut befunden hat, verbreitet haben, obwohl ihnen bekannt sein mußte, daß dieses Kabinettstück Henleinscher Staatskunst von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt worden ist. Wo die Vervielfältigungen dieses Konrad- schen Meisterwerkes hergestellt wurden, ist bis­her nicht bekanntgegeben worden. Eine notwendige Feststellung. Einige Blätter I darunter dieBohemia" und dieLidove Noviny" melden, daß an dem Leichenbegängnis Ruthas am Mittwoch in Reichenberg   auch Dr. Emil Franzel, und zwar als Vertreter der ».Deutschen Völkerbundliga in der Tschechoslowaki- schen Republik" teilgenommen hat. Wir stellen fest, daß die Deutsche   sozialdemokratische Arbeiterpartei mit dieser Delegierung Dr. Franzels, der sich zur Zeit auf Urlaub befindet, und mit der Teilnahme Franzels an diesem Begräbnis nichts zu tun hat. Masaryk  -Benes-Ausstellung in der Aussiger Stadtbüchvei. Deutsche   und tschechische Bezirks- bildungsausschüffe werden im Frühjahr nächsten Jahres in den Ausstellungssälen der Aussiger Stadtbücherei eine Masaryk  -Bcnes-Ausstellung veranstalten. Den EhrenauSschuß bilden die Be- zirkShauptmänner der Bezirke Aussig  , Tetschen  , Tevlitz-Schönau und Leitmerih, Bürgermeister Pölzl, Aussig  , der Befehlshaber der 3. Division General Melichar und die deutschen   und tschechi­schen Bezirksschulinspektoren des Kreisgebietes. Staatspolizei in Mies. Das Innenministe­rium veröffentlicht eine Verordnung, wonach in Mies die Staatspolizei eingeführt wird, und zwar für die Gerichtsbezirke Mies und Tusch­kau. Die Staatspolizei wird ihre Tätigkeit noch in diesem Monat beginnen. Gleichzeitig wird der Geltungsbereich der Polizeidirektion in Pilsen   so ausgedehnt, daß vom 29. November angefangen eine Expositur in Staab mit dem Wir­kungskreis für die Gerichtsbezirke Staab uno D o b k a n eingerichtet wird. Staatspolizei auch in Saaz  . Wie im Amts­blatt mitgeteilt wird, wird mit 31. Jänner 1938 auch in Saaz   die Staatspolizei installiert. Jbr Wirkungskreis wird sich auch auf die Orte Li«- b o t s ch a n und Stankowitz erstrecken. Bis­her bestehen in der Stadt Saaz   noch Schwierig­keiten wegen der Unterbringung, doch wird man aller Wahrscheinlichkeit nach die Frage so lösen, daß vorderhand eine Unterteilung der gesamten Agenda in verschiedene Gebäude vorgenommen wird, bis durch die Durchführung eines Neubaues die Möglichkeit einer Zentralisierung gegeben ist. Kampf gegen die Säuglingssterblichkeit. Die umfassenden Erhebungen, welche die Deutsche Jugendfürsorge in Böhmen   in 76 Bezir­ken ihres Arbeitsgebietes durchführt, um neu« Grundlagen für die Abwehr der unverhältnis­mäßig hohen Säuglingssterblichkeit zu schaffen, haben die größte Beachtung der öffentlichen Sa­nitätsstellen'gefunden. Die LanbeSbehörde hat ihre Amtsärzte in den Bezirken zur Mithilfe bei der Aktion angewiesen. Die Tschechische Jugend­fürsorge beabsichtigt, die von deutscher   Seite ein­geleiteten Erhebungen in ihrem Arbeitsgebiet! ebenfalls durchzuführen. Ei» Lehrlinge abgängig. Der am 18. Dezem­ber 1923 in Komotau   geborene und in Wurzoies wohnhafte Bäckerlehrling Willibald Böhm, der bei dem Bäckermeister Hahn in der Plattnerstraße be­schäftigt ist, ist seit dem 1. November d. I. abgän­gig. Er fuhr auf einem, seinem Vater gehörigen Damenfahrrad weg. Der Junge hat weder Geld noch Papiere bei sich und er hat auch keinerlei Aufzeich­nung darüber hinterlassen, wohin er sich wendet. Böhm ist etwa 140 Zentimeter groß, stark, hat ein rundes Gesicht und blondes Haar. Bekleidet war er vermutlich mit einem Arbeitsanzug. Meldungen über den Verbleib des Burschen mögen dem Polizeiamt Komotau   gemacht werden. Die Deutsche   Jugendfürsorge dantt. Der Kin­derschutzmonat ist vorüber. Noch steht sein Errrag nicht fest, aber die au- allen Teilen des Arbeits­gebietes eingehenden Berichte lassen hoffen, daß das vorjährige Ergebnis wiederum überschritten wurde. Damit wäre der Deutschen Jugendfürsorge die Mög­lichkeit zur weiteren Ausgestaltung ihrer Arbeit ge­schaffen. Die Deutsche Jugendfürsorge dankt allen herzlichst, die am Weiterbau des Gemeinschaftswer­kes mitgoholfen haben. Der Oktober war aber nich: nur Sammelmonat. Er war gleichzeitig der Aufruf an alle, ihren Teil an Verantwortung gegenüber unserem Nachwuchs zu übernehmen. Es ist ein erfreulicher Beweis für das Denken unserer Bevöl­kerung, daß sie die Spenden im Kinderschutzmonat aus der tiefen Ueberzeugung von der Notwendigkeit der Jugendschuharbeit heraus gibt. Mit der Zu­nahme der Erkenntnis, daß ein« planmäßige Für­sorge von der Zufälligkeit mildtätiger Zuwendungen freigemacht und auf die sichere und breite Grundlage einer tiefen sozialen Verantwortlichkeit der Volks­gruppe gestellt werden mutz, wird die Jugendfürsorge befähigt,, ihre bedeutenden sozialen und volkspoliti- schen Aufgaben zu erfüllen. Der heurige Kinder­schutzmonat war ein weiterer Schritt auf diesem Wege. verkundschau" hinter den Spiegel I »Manchester Guardian Ironisiert die Lobhudeleien Uber Henleins Londoner   Reise