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Nr. 22.

Erscheint täglich außer Montags. Abonnements Preis für Berlin : Bierteljährlich 3,30 Mart, monat­lich 1,10 Mart, wöchentlich 28 Pfg. frei in's Haus. Einzelne Nummer 5 Pfg. Sonntags- Nummer mit bem ,, Sonntags= Blatt" 10 Pfg. Bost- Abonnement: 3,30 Mart pro Quartal. Unter Kreuzband : Für Deutschlandu.Desterreich- Ungarn 2 Mart, für das übrige Ausland 3 Mark pro Monat. Eingetragen in der Post- Zeitungs- Preisliste

für 1891 unter Nr. 6469.

Vorwärts

8. Jahrg.

Insertions- Gebühr beträgt für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren

Raum 40 Pfg., für Vereins- und Versammlungs- Anzeigen 20 Pfg. Inserate für die nächste Nummer müssen bis 4 Uhr Nachmittags in ber Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochentagen bis 1 Uhr Mittags und von 3 bis 7 Uhr Nachmittags, an Sonn- und Festtagen bis 9 Uhr Vormittags geöffnet.

Fernsprecher: Amt 6, v. 4106.

Berliner Bolksblatt.

Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: Beuth- Straße 2.

Dienstag, den 27. Januar 1891.

Expedition: Beuth- Straße 3.

Der Arbeiterfeiertag ber nicht in Betracht kommt, angeſehen wurde, der man ab und Kurzsichtige Bureaukratie gegenüberſtand, da kam es zu in Oefferreich.

zu höchstens die Ehre eines Ausnahmegesetzes oder persönlicher Erzessen, die, so traurige Folgen für den Einzelnen Drangsalirung der Wortführer angedeihen läßt, die man aber sie auch hatten, für die Machthaber eine nachdrückliche im Uebrigen zu ignoriren berechtigt ist. Da kam das Warnung und Belehrung wurden. Es fizzt sich eben

Auch in diesem Jahre sind es die Arbeiter Dester- Frühjahr 1890 und die Maibewegung. Anfänglich ver- nicht bequem auf Bajonetten. reichs, welche als die Ersten die Agitation für den Ar- höhnt und verspottet, zeigte es sich bald, daß die Aktion So hat im vorigen Jahre das Unternehmerthum beiterfeiertag am 1. Mai mit allem Nachdruck aufge- jener närrischen Sozialdemokraten eine Wirkung in die und die Staatsbehörden vor der Arbeiterbewegung nommen haben. Alle die zahlreichen Gewerkschafts- Tiefe der Volksmassen habe, die Alle überraschte, es zeigte kapitulirt und die Sozialdemokratie Desterreichs hat rück­fongresse, die zwischen September und Neujahr stattge- sich, daß unsere Partei das Ohr der breiten Schichten der sichtslos die Konsequenzen aus dieser Kapitulation ge­funden haben, sprachen sich ausnahmslos für die Maifeier Bevölkerung besitze und daß ihr ein überraschendes Ver- zogen. Die Bewegung hat seither einen Aufschwung ge­aus; sämmtliche Arbeiterblätter bringen Artikel und Aufständniß entgegengebracht werde. Während alle andern nommen, der geradezu überraschend ist. In Oesterreich rufe, welche die Aufmerksamkeit des Volkes in diese Barteien ihren Einfluß selbst überschätzen und überschätzt sprechen also alle möglichen Gründe dafür, an dem Richtung zu lenken bestimmt sind; eine große Bahl von werden, offenbarte sich plötzlich, daß da eine Macht vor- Arbeiterfeiertag am 1. Mai unbeirrt festzuhalten. Mag Versaminlungen in Wien und den Provinzen dient dem- handen sei, deren Eigenart und Größe politisch noch gar- es in anderen Ländern mehr oder weniger triftige selben Zwecke. Es kann heute schon gesagt werden, daß nicht zum Ausdruck, ja sich selbst kaum voll zum Bewußtsein Gründe geben, zu überlegen, ob die Feier nicht etwa auf der 1. Mai 1891 den Erfolg des vorigen Jahres erheb- gekommen war. Da änderte sich plötzlich das Bild. Ueber- den Sonntag verlegt werden sollte, für Oesterreich giebt lich übertroffen wird. all waren die Behörden gezwungen, mit den Arbeitern, es keine Wahl. Die Arbeiter Desterreichs mundtodt, wie

Will man sich über die Bedeutung der Maifeier deren Organisation für sie bisher nicht eristirt hatte, sie sind, können nur eine Form ihrer Willensäußerung gerade für das Proletariat Oesterreichs klar werden, so als mit einer Macht zu verhandeln; überall mußte an- wählen, die im Nothfalle auch stumm sein kann, und muß man die ganz besonderen Verhältnisse dieses Landes erkannt werden, daß die Organisation auch könne, was das ist allein die Arbeitsruhe. Verständlich nach in Rechnung ziehen. Es giebt heute faktisch keinen euro - sie wolle. So wurde der 1. Mai 1890 ein Datum von Unten, deutlich nach Oben ist diese stumme Sprache, und durch Nichts kann sie behindert werden. Der künftige päischen Staat, in welchem die politische Knebelung der politischer Bedeutung allerersten Ranges. Arbeiter noch solche Orgien feiern könnte wie in Dester- Ohne Zweifel war es die Forderung des Acht- 1. Mai wird noch friedlicher, aber auch noch imposanter reich. Sie giebt den Stempel der Gesetzgebung, sie wird stundentages, welche den breiten, noch indifferenten Massen verlaufen, als der letzte. Es ist eine natürliche Konsequenz des Umstandes, daß in der Praxis mit jener naiven Brutalität gehandhabt, das Verständniß über die Ziele der Arbeiterbewegung er­die der Landesfremde verblüfft als jene berühmte Ge- öffnete. Aber es zeigte sich sofort und zwar auch dort, die Reichsrathswahlen im Sommer 1891*) bevorstehen, müthlichkeit" ansieht, von der er so viel gehört. Heute hat wo lange in der Bewegung stehende Parteigenossen nicht daß bei der Maifeier neben der Achtstundenforderung in selbst Spanien das Wahlrecht und der belgische Arbeiter, der am Plate waren, daß der Zusammenhang dieses einen zweiter Reihe auch die Forderung nach dem allgemeinen im Begriffe ist, es zu erkämpfen, ist im Besitze einer Rede-, Punktes unseres Programms mit allen anderen ein unzerreiß- Wahlrechte zum Ausdruck kommen wird und die Wahlreform­Preß- und Vereinsfreiheit, die ihm die Agitation auf barer ist und überall trug die Achtſtunden- Demonstration Bewegung dürfte grade dadurch einen großen Fortschritt machen. breitester Grundlage ermöglicht. Dem Proletariate Defter- einen voll und ganz sozialdemokratischen Charakter. reichs jedoch fehlt jede gesetzliche Möglichkeit, sich als Gewiß ist, daß die Verhältnisse manches Mißverständniß Noch läßt sich nicht voraussehen, welche Stellung politischer Faktor zu bethätigen. Wenn auch die Zeiten beförderten, daß die zahllosen Streits hie und da von Unternehmerthum und Behörden einnehmen werden. längst vorbei sind, wo ein österreichischer Minister, ohne dem Irrthume beeinflußt waren, es handle sich um die Sicher ist, daß die Arbeiter Desterreichs, gestützt auf ihr selbst von seinen ebenso weisen Kollegen ausgelacht zu augenblickliche Durchsetzung der Verkürzung der Arbeitszeit gutes Recht, auf die Klarheit ihrer Ziele, auf ihre ge­werden, sagen konnte: Bei Bodenbach hört die soziale gegenüber dem einzelnen Unternehmer. Daran war aber schlossene Organisation ihren Gegnern ruhig und kühl ins Frage auf", wenn heute nicht nur die ökonomische Um- vor Allem Schuld, daß anfänglich der Aufklärung der Auge sehen. So schwer es ist, in Oesterreich auf dem wälzung Riesenschritte gemacht hat, sondern auch das Bewußt- Maffen in Bezug auf den Sinn der Bewegung ein hart- gesetzlichen Boden" zu bleiben, der fortwährend unter sein des Klassenkampfes in breite Schichten der Arbeiter näckiger Widerstand entgegengesetzt wurde und daß die den Füßen entweicht, die Sozialdemokratie hat gelernt mit Hoffen wir, daß Re­schaft gedrungen ist, so sehlt noch immer die Möglichkeit, Bourgeoispresse in tausendfältigen Lügen und Entstellungen dem Gesetz" fertig zu werden. diesen Thatsachen einen entsprechenden Ausdruck in der unermüdlich die Maifeier als Generalstreit" hinzustellen gierung und Bourgeoisie jenes Minimum von Verstand Politik zu geben, fehlt der Arbeiterpartei selbst jeder Maß- suchte. Andererseits darf aber nicht verkannt werden, daß und Rechtssinn haben werden, das man stab, ihre eigene Kraft abzuschätzen. Die Wahlen als Zähl- jenes Maisieber" in hunderten von Unternehmen einiger Herrschenden billigerweise verlangen darf. apparat zu benützen ist ihr versagt; politische Vereine, maßen günstigere Arbeitsbedingungen schuf, die der ent- nicht dann nicht. Die österreichischen Sozialdemokraten welche durch die Zahl ihrer Mitglieder bedeutend sind und schlossen und geschlossen auftretenden Arbeiterschaft fast sind in dieser Beziehung nicht eben verwöhnt und werden fich über das ganze Reich erstrecken, macht die Handhabung ohne Kampf gewährt wurden, während sie ihr vorher jeder Lage gewachsen sein. des Vereinsgesetzes unmöglich. Da ist es denn nicht zum absolut verweigert worden waren. Verwundern, daß von den Bourgeoisparteien und ihren disziplinirten Arbeitern, die infolge des Polizeidruckes jeder schreibung der Reichsrathswahlen geschrieben worden. Ueber die Schulung eine prozige, zialdemokratie als eine quantité négligeable, als Faktor, größenwahnsinnige Unternehmerschaft und eine brutale, Korrefpondenten bald eine korrespondenz mittheilen zu können.

Feuillefont.

Nachdrud verboten.]

Bei Mama.

Roman von Arne Garborg .

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Freilich, wo wenig

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von den Wenn aber

*) Wie unsere Leser ersehen, ist dieser Artikel vor Aus­

durch diese Thüre hinaus; die Sammlung ist nun zu­gesperrt. Adieu, adieu, mein Kind; Du bist mir stets will­kommen!"

Hast Du vielleicht schon feine junge Mädchen dort ge­fehen?" Das nächste Mal blieb Fanny daheim. Aber das nächst nächste Mal wurde die Lust in ihr zu stark. Sie schlich da Verwirrt und aufgeregt stürzte Fanny fort. Eine finn­von; Mama brauchte davon nichts zu wissen. lose Angst trieb und jagte sie; sie lief und lief; auf Unt­' Diesmal war sie allein in Professor Borchgrevinch's wegen gerieth sie in den Park; da sank sie nieder auf eine Kabinet. Weder Ingeborg noch Anna zeigten sich. Fanny Bank; Thränen und Mattigkeit überwältigten sie. Opfui, fühlte sich ein wenig unbehaglich. Allein, nachdem sie schon o pfui! Pfui, welch ein ordinäres Mädchen sie war! Nie­gekommen, mußte sie doch eine Weile bleiben, es würde mals wagte sie mehr einem Menschen in die Augen zu Ein ungemein lieber alter Mann führte sie herum und er- sonderbar aussehen, wenn sie sogleich ginge, meinte fie; der sehen. Denkt Euch, wenn Grethe wüßte... und wenn alle die anderen wohlerzogenen Mädchen wüßten... und Mama klärte ihnen; es sei ein alter Professor, sagte Ingeborg. Professor war freundlich und lieb wie immer. Er zeigte ihr Bilder und erzählte ihr Geschichten;... und Lea, ah; pfui. und dann er, der alles wußte; Er wußte schrecklich viel und als sie fortgingen, bat er sie wiederzukommen. Sie besuchten mehrere Male die zoologische als sie endlich Miene machte zu gehen, sagte er ihr: o, sie war für ewig unglüdlich. O pfui, wie ordinär! O Sammlung. Und der Professor wurde immer gemüthlicher. warte noch ein bischen; dann bekommst Du etwas sehr pfui, o pfui... Nicht vor ihm hatte sie sich gefürchtet, nein, Er ließ sie schließlich in sein eigenes Kabinet treten; da hatte Komisches zu sehen." Er brachte eine Figur herbei, die nicht vor ihm... oh, sie war schlechter als Emilie und er die allermerkwürdigsten Dinge und da erzählte er ihnen einer großen Puppe glich. Dieser Figur öffnete er den Leib. Karoline. Denkt Guch, so etwas anzuhören und alles Mögliche, sowehl von der inneren Einrichtung, als Fanny wurde feuerroth; nun mußte sie gehen. D, fast... unterhaltend zu finden, uf! Gott , o Gott , einmal von der Lebensweise der Thiere. Er war so genau, daß sie jest mußte sie gehen. Allein sie ging nicht. Er legte väter- tam es wohl an den Tag, wie sie war; sie hätte sich die manchmal ganz verlegen wurden; aber es schien, als mache lich seinen Armi um ihre Mitte und begann zu erklären. Zunge abbeißen mögen; ach, sie wagte keinem Menschen in Sie wollte gehen; nun die Augen zu sehen, niemals wagte sie mehr Jemand in die es ihm Spaß, sie in Verlegenheit zu bringen. Als er ihnen Es war entseglich unangenehm. von der Paarung der Vögel sprach, war er so komisch wollte sie gehen; jedoch sie ging nicht. Sie hörte den Augen zu sehen; wie in aller Welt sollte sie da zu Mama schelmenhaft, daß sie sich nicht zu helfen wußten; sie barsten größten Theil von dem, was er sagte. Hie und da nach Hause kommen!- fast vor Lachen und schämten sich doch so sehr, daß sie sich zog er sie näher an sich: Du mußt schauen, Du Den ganzen Nachmittag lag fie daheim auf dem Sopha nicht anzublicken wagten. Eines Tages, als sie die Samm- mnßt schauen!" sprach er. Plötzlich begann er allerlei und weinte. Ich bin krank, ich bin krank," klagte sie. Inng verließen, begegneten ihnen ein paar Studenten, welche Fürchterliches zu erwähnen fie" Professor Borchgrevinch's kleine Schäßchen" nannten; sich los; sie war dem Weinen nah; ich muß nach das dünkte sie lustig. Fanny ging nach Hause und erzählte Hause, ich muß nach Hause!" stöhnte fie; cilends und den­es. Da wurde Mama ernst." Du gehst nicht mehr in noch zögernd näherte sie sich der Thür." Nun, gehst Du die Sammlung", sagte sie. -Warum nicht?" feagte Fanny. jetzt?" fragte der Professor mit seiner freundlichen Das ist nichts für junge Mädchen", versetzte Mama. Stimme. Also dann lebe wohl und komm bald wieder ... Wie gesagt, wenn Du mich dort, wo ich wohne, auf " Dieser Professor Borchgrevinch ist ein abscheulicher Kerl. Ach, beständig bist Du auch, wo Dit nicht hingehörst! suchst, so lehre ich Dich die Vögel ausstopfen. Du mußt

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hui!

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Was fehlt Dir denn?" fragte Mama.

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Ich habe Kopfschmerzen... ich fürchte mich so schrecklich!" Du fürchtest Dich? Was ist Dir denn eigenlich? Ach, bist Du sonderbar, Kind! Ich weiß wahrhaftig nicht, was Dich plagt!" ,,, ich habe entsetzliche Angst, Mama!"