Seite LDonnerstag, 18. November 1Q37Nr. 271gehen sollte, auf 20 Heller pro Liter herabzudrücken. Was aber das Bier anbelangt, so ist esnicht möglich gewesen, sich auf den Standpunkt zustellen, die Republik müsse.»miedenPreis gegen alle Gefahren gesichert, aberdasK rsü g e l B i e rdürfe nicht um fünf Heller teuererwerden. Bleibt, wenn wir von der für diebreiten Massen wenig in Betracht kommendenVerteuerung der künstlichen S ü ß st o f f e absehen, die Erhöhung derKunstfett-sieuer, die seit langem gefordert, seit langemeine schwere Sorge für uns bildet. Hier ist beieinem erwarteten^ Mehrerträgnis von 66 Millionen eine Preissteigerung bei den teuern Sortenunvermeidlich gewesen. Aber das billigeKunst fett darf nicht verteuertwerden. Hier muß die Steuer von der Industrie getragen werden. Eine nicht zu unterschätzende Erleichterung für die Produktion wurdedurch ein Zugeständnis der Agrarier herbeigeführt: der Zwang der Beimischung von Schweinefett zu den künstlichen Speisefetten ist gefallen.Die Regierung wird dafür sorgen müssen, daß diebilligen Sorten nicht vom Markte verschwinden.Zu den Gebühren ist nicht viel zu sagen. Aneine Erhöhung der Sähe wird hier, abgesehen vonder im Effekt unbedeutenden Erhöhung desSpielkartenstempels, nicht gedacht,der Mehrertrag resultiert zum Teil aus einer erwarteten Steigerung der Eingänge an Rechtsgebühren, vor allem aber daraus, daß die Eisenbahnen, denen in den letzten Krisenjahren der Ertrag der Verkehrs st euer zur Gänzeüberlassen blieb, im Jahre 1S38 der Staatskasse100 Millionen an Steuern abführen sollen. D:esehr wesentliche Verminderung desEisenbahndefizits hat übrigens einein der bisherigen Diskussion wenig beachtete Entlastung unseres Voranschlages bedeutet. Sie hates ermöglicht, bei im wesentlichen' unverändertemErtrag der aktiven staatlichen Unternehmungen1336 statt 1065 Millionen als Aktivsaldo derstaatlichen Unternehmungen in Rechnung zustellen.Wenn wir alle diese Tatsachen berücksichtigen, können wir von der indirekten Belastung diegute Hälfte, streichen, da sie als Massenbelastungnicht in Betracht kommt, ja zum Teil überhauptkeine neue Belastung bildet, und wir können insbesondere die Verhinderung einer Preissteigerungbei den billigen Kunstfettsorten als Erfolg der sozialistischen Bemühungen buchen. Wir dürfen sagen, daß alles geschehen ist, was bei den gegebenenpolitischen Machtverhältnissen geschehen konnte,um das im kapitalistischen Gsstem überhaupt erreichbare Maß von Steuergerechtigkeit zu sichern.Bleibt die Frage, wer die neuen direkt en Ste u ernzu zahlen habenwird. Hier ist"zunächst die nvch" zu erwartendeKartellsteuer eine Belastung der Besitzenden. Aberauch die Steuer von außerordentlichen Gewinnen,die erst Gewinne von mehr als 50.000 XL erfaßtund, soweit sie sich an die allgemeine Erwerbsteueranschließt, progressiv gestaffelt ist, kann mit ihremErträgnis von 150 Millionen als Besitzbelastungangesprochen werden.Dar StaatsverteidigungsbeitragUnser Interesse wird sich also darauf konzentrieren,, wie der Staatsverteidigungsbeitrag auf die einzelnen Bevölkerungsschichten verteilt wird..Rekapitulieren wirzunächst kurz die in unserem Blatt schon besprochenen Bestimmungen des Gesetzes. Der Staats«Verteidigungsbeitrag ist zunächst von allen einkommensteuerpflichtigen Personen zu zahlen. Wirhaben drei Gruppen zu,unterscheiden: DieArbeiter und Angestellten bei Einkommen bis23.556 XL, welche der reinen Abzugsteuer unterliegen. Hier beträgt der Staatsver-,teidigungsbeitrag 60 Prozent der Einkommensteuer. Daher kann die Höhe des Beitrags nachder im Par. 30 des Steuergesetzes enthaltenenTabelle leicht berechnet werden. Sie beginnt betWochenlöhnen pon 193 bis 194 XL sehr niedrigmit 15 Hellem, bei einem Lohn von 250 XL wirdsie beispielsweise 90 Heller betragen, bei einemMonatseinkommen von 1500 XL monatlich XL9.12. Die zweite Gruppe bilden die Einkommenaus Dienstbezügen, bei denen der Steuerabzug nur«inen Vorschuß auf die Steuer bildetund die nachträglich der Bemesiung unterzogenwerden. Diese Einnahmen werden mit 1.5 Prozent der Steuevgrundlage belastet, wobei der Iker-teidizungsbeitrag 60 Prozent der Einkommensteuer einschließlich des vorübergehenden Zuschlages nicht übersteigen darf. Bei einem Reineinkommen jiber 60.000 XL steigt der Beitrag auf 2.5Prozent, über 100.000 XL auf 4 Prozent'undüber 200.000 XL auf 5 Prozent. Die übrigenEinkommen, die dritte Gruppe, unterliegenohne Rücksicht auf die Höhe einem Staatsbeitragvon 4 Prozent des reinen, steuerpflichtigen Einkommens. Bon einer progressiven Staffelungwurde hier abgesehen, doch werden diese hohenEinkommen, soweit sie Erwerbseinkommen sind,von der Gewinnsteuer betroffen. Dieser schärfermErfassung mtgehen freilich die Einkommen ausKapitalien, Grundbesitz und HauSbesitz, was wirals Mangel zu rügen nicht unterlaßen wollen.Den der besonderen Erwerb st euerunterliegenden Unternehmungen undden Unternehmungen von Vereinen, alsosolchen Unternehmungen, bei denen kein Steuersubjekt vorhanden ist, das durch die Erhöhung derEnüommensteuer getroffen werden könnte, wirddie Erwerbsteuer um 40 Prozent erhöht, doch unterliegt dieser Betrag keinerlei autonomen Zuschlägen. Die von der Erwerbsteuer befreiten Un-ternehmungen zahlen auch keinen Verteidigungsbeitrag mit Ausnahme der gemeinnützigen Elektrizitätsunternehmungen,. deren Beitrag der Er-wevbsteuer gleichkommt, die sie ansonsten zu zahlen hätten.Es scheint nun auf den ersten Blick, daßdurch diese Art der Besteuerung der bei der Einkommensteuer geltende GrundsatzderPro-gression verletzt, daß die MehÄela-stung der tragfähigen Steuersubjekte hier preisgegeben wurde. In der Tat sehen wir nur beiDiensteinkommen eine fleine Progression, bei anderen Einkommen überhaupt keine, und nach unten nur einen gewißen Schutz durch Begrenzungdes Staatsbeitrages auf 60 Prozent, bzw. 80Prozent der bisherigen Steuer. Es kann auch keineswegs än'ber Tatsachevorübevgegangen werden, daß die Belastung des Diensteinkommens mit1% Prozent, der übrigen Einkommen mit 4 Prozent eine sehr schwere Last ist, die bei den kleine-ren und mittleren Einkommen zweifellos drük-kend empfunden werden muß. Wer eine Analyseder Lastenverteilung nach Einkommensstufen wirduns zeigen, daß der Grundsatz der Steuergerech-tigkeit dennoch gewahrt bleibt.Leider stehen uns nur die Daten der Einkommensteuerpolitik vom Jahre 1933 zur Verfügung. Wer seither haben sich wohl die Einkommen geändert,«ine wesentliche Verschiebung inder Einkommens Verteilung ist aber wohlkaum eingetreten. 1933 haben von einem Gr-samterträgnis der Einkommensteuer in der Höhevon ungefähr einer Milliarde die Steuerträgermit einbekannten Einkommen von mehr als100.000 XL nicht weniger als.328 Millionen XLbezahlt, die Einkommen von 60.000 bis 100.000XL 424 Millionen. Zusammen haben von insgesamt etwa 860.000 Steuerzahlern, welche derBemessung unterliegen, 28.000 Personen miteinem Reineinkommen von mehr als 60.000 XL,also einem Bruttoeinkommen von etwa 75.000XL, nicht weniger als 45 Prozent der gesamtenEinkommensteuer aufgebracht, während 1,282.000Träger der Lohnakzugssteuer 94 Millionen andie Staatskasse abgeführt haben. Mit einem Wort,der vorübergehende Zuschlagzur Einkommensteuer hat dieProgression dieserSteuar sostark' gesteigert, daß eine weitere Steigerung in kapitalistischen Berhältnißen einfach nichtmöglich war. An diesen Berhältnißen wird sichauch durch Einführung des Staatsverteidigungsbeitrages nichts Wesentliches ändern.Die Einkommensteuerpflichtigen mit mehrals 100.000 XL Jahreseinkommen hatten imJahre 1933 em Einkommen von 4801 Millionen XL, wovon 213 Millionen auf Diensteinkommen über 200.000 XL entfielen. Sie hättenalso an vierprozentigem Verteidigungsbeitrag 72Millionen XL zu bezahlen gehabt, die sich durch1 Prozent mehr von den höchsten Diensteinkommen auf 74 Millionen XL erhöhen. Die Personen mit einem Einkommen von mehr als 60.000XL fütterten 1404 Millionen XL Einkommen,wovon 495 Millionen auf Diensteinkommen entfielen. Die restlichen 909 Millionen bedeuten«inen Staatsverteidigungsbeitrag von 36 Mil-lionen, der 2^prozentige Beitrag von denDiensteinkommen bringt etwas mehr als 12 Millionen ein. Zusammen hätten also diese 28.000Steuerträger 122 Millionen, ein DreißigstelLondon.(E.-B.) Auch am Mittwochwurde von den britischen Tageszeitungen diePolemik über die Hintergründe der Halifax-Reisefortgesetzt.„Vorkshire-Post", die verschiedentlichdem Außenminister als Sprachrohr dient, betontdabei, daß tatsächlich ein Tauschgeschäft,nämlich freie Hand in Mitteleuropa für Hitlergegen Einstellung der Kolonialpropaganda, g e-plant war.„Manchester Guardian" erklärt,daß ein Erfolg der deuffchen Bemühungen, England zu neutralisieren, schließlich zur Isolierung Englands angesichts des ungeheuren Erstarkens DeuffchlandS führen würde. Wennauch derzeit nicht recht zu ersehen sei, welcheAktionsmöglichkeiten England gegebenenfalls inMittel- und Osteuropa zu Gebote stünde», könneEngland doch nicht angesichts der Entwicklung aufdem Kontinent auf seine Aktionsfreiheit verzichten.Gleichzeitig wird auch das Gerücht, daßEden über Halifax' Reise nicht informiert gewesen sei, dementiert, wobei freilich nicht Harze-stellt wird, ob Eden mit der Annahme der Einladung durch Halifax völlig einverstanden war.Eden gilt als vorbehaltloser Anhänger der englisch-französischen Zusammenarbeit. Deutschlandbemüht sich, Halifax und vor allem Chamberlain, von denen Berlin glaubt, daß sie eher zuKonzessionen gegenüber Hitler zu haben wären,gegen Eden auSzuspielen. Aber dieses deutscheManöver verebbt bereits. Die Mission Halifax'ist als eine informatorische zu werten, Englandsaller Steuerträger weit mehr als ein Viertel deSganzen Staatsverteidigungsbeitrages zu zahlengehabt. Mit der Einkommensteuer und dem vorübergehenden Zuschlag zusammen beträgt dieSteuerlast dieser Wohlhabenden nach den Datendes Jahres 1933 nicht weniger als 574 Millionen XL, das heißt, bei einem Gesamtaufkommenvon Einkommensteuer und Verteidigungsbeittagvon 1440 entfallen auf die Einkommen über60.000 XL auch nach Einführung des Staats-vcrteidigungsbeittages rund 40 Prozent des Ge-samterträgniffes. Die Wzugssteuer der Arbeiterund Angestellten aber würde sich nach dem Ergebnis des Jahres 1833 um 56 Millionen XL erhöhen. Dabei werden die Arbeiter zum großenTeil durch den Staatsverteidigungsbeitrag überhaupt nicht belastet, denn wieviele Arbeiter habenheute ein Einkommen von mehr als 193 XC inder Woche? Wie mancher würde gerne einenStaatsverteidigungsbeitrag von 15 Heller in derWoche bezahlen, wenn er einen Wvchenlohn von193 XL bezöge!Damit sollen die Schattenseiten der neuenSteuervorlagen keineswegs beschönigt werden.Wir haben sie in unserer Besprechung ausdrücklich hervorgehoben. Es ist auch Aber die Gestaltung dieser Vorlagen das letzte Wort noch nichtgesprochen. Aber wie immer die Regelung gewißer Einzelheiten ausfallen mag, bei Betrachtung deS Gesamtergebnisses dürfen wir mitgutem Gewissen sagen, daß die sozialisttschenParteien durch ihre Einwirkung auf die staatlicheSteuerpolitik auch in dieser überaus schwierigenLage alles zum Schutze der breiten BollSschichttngetan und alles erreicht haben, was sich bei denbestehenden Machtverhältniffen überhaupt erreichen ließ.Ziel bleibt unverändert die gesamteuropäische Regelung.Halifax in BerlinBerlin. Lordpräsident Halifax traf Mittwochfrüh um 8.43 Uhr in Berlin ein. Zu seiner Be!-grüßung hatten sich auf dem Bahnhof der britischeBotschafter Stt Neville Henderson und der Chefdes Protokolls, Gesandter von Bülow-SDvante,eingefunden. Noch am selben Tag stattete derGast der Internationalen Jagdausftcllung seinen ersten Besuch, in Begleitung des BotschaftersHenderson ab.Lord Halifax Witt» sich am Donnerstag in Begleitung des Reichsaußenministers von Neurathnach Berchtesgaden begeben. Er wird mit demReichskanzler wahrscheinlich am Freitag eine Unterredung haben und dann nochmals nach Berlinzurückkehren.König Leopold In LondonLondon. Der König der Belgier ist amDienstag zu seinem ersten Staatsbesuch in London eingetroffen, wo ihm ein außerordentlichherzlicher Empfang bereitet wurde. Bei einemBankett im Buckingham-Palast, das der englischeKönig veranstaltete, sprach der belgische Königdie Hoffnung aus, daß im Falle eines UnglückesBelgien wiederum mtt der englischen Unterstützungrechnen könne.Halifax-Mission verebbtEnsland beharrt auf seiner Aktionsfreiheitund auf gesamteuropäischer Regelungder kleineVON EUGlNE DA BITBerechtigte Debertragnne au* dem Französischen von Bejot„Du hast mich in meinem Entschluß bestärkt,Papa. Du bist ein ganz anderer geworden sett-dem."„Man hat allerhand kennengelrrnt, was manfrüher nicht kannte..."Er klopft auf seinen Brotbeutel.„Wenn die Sache hier klappt, haben wirausgesorgt, Boiteux und ich. Jetzt gib mir einenKuß. Man muß Abschied nehmen."Ich werfe mich an seinen Hals.„Genug, genug. Sei ein Mann!"Er gibt mir die Hand.„Wir sehen uns vielleicht draußen. Lebwohl."Er dreht sich zum erstenmal um, hebt denArm, wackelt mit dem Kopfe und lächelt mir zu.Er dreht sich wieder um, aber ich kann sein Gesichtnicht mehr erkennen. Ich sehe nur noch seinenHelm. Dann verschwindet er ganz.Ein Gefühl der Erleichterung, der Befreiungund des Stolzes überkommt mich.Ich blicke den Soldaten nach.Bald werde ich sein wie siel8. KapitelAuf der Treppe stintt'S nach Fett undschmutzigem Wasser. Weiber mit jaulenden Kindern hören auf zu schwatzen und erwidern meinenGruß. Ich höre Gekeif.Wieder liegt sich die Mutter Cornet mit deraltcn Plantard in den Haaren, denke ich. Nein.LS sind zwei andere. Plötzlich erkenne ich MamasStimme und das durchdringende Organ der RoseGallais, die ihr anwottet. Ich laufe die Treppehinauf und bleibe im fünften Stock stehen.Mama brüllt, aber ihre Wut überrascht michnicht. Seit Vater abgefahren ist, beherrscht sie sichnicht mehr und tobt gegen die Nachbarinnen, derenMänner in den Munitionsfabriken arbeiten undreklamiert sind.»Henri ist kein Drückeberger wie Ihrer» verstehen Sie! Ich setze ihm auch keine Hörner auf."„Sie neunen nur von allen Seiten Unterstützung an."„Das ist mein gutes Recht. Wer Sie findeine Hure. Das weiß das ganze Haus. Kein an-stünoiger Mensch spricht mehr mit Ihnen. Ichkann iedem in die Augen sehen, jawohl, das kannich."--Ich pfeif« was auf Ihre Mieter. Wer HhrKnirpS wäre Ihnen gern davongelaufen, wenn ichmir die Müh: gegeben hätte, ihn zu rufen. Undauf Ihren Mann, das Ekel, sollten Sie besser aufpassen. Nur ein Wort brauchte ich zu sagen..Ich höre Schläge klatschen, WutgebrAl, undin drei Sätzen bin ich oben.Mama und Rose GallaiS prügeln sich. Siestoßen sich mtt den Füßen, reihen sich an denHaaren, zerkratzen sich das Gesicht. Ich werfe michdazwischen, und mtt vieler Mühe gelingt es mir,sie zu trennen. Marie Primault und Louise Thö-venard weinen. Ich dränge Rose Gallais gegenchre Türe uud fasse dann Mama um die Schultern..„Komm, Mama."Sie schüttell den Kvmpf. Ihre Augen quellenaus den Höhlen, ihr Mund ist ganz verzerrt, ihreAdern sind geschwollen.„Ich bitte dich, komm!"„Soll ich vor diesem Stück Mist das Feldraumen? Laß mich los! Oder willst du sie gar nochin Schutz nehmen? Da höhnt sie noch! Die Augenj lratze ich ihr aus..* Sie will mich zur Sette schieben. Mit einemArm umschlinge ich ihre Taille, mit der freienHand halte ich mich am Geländer fest. Rose Gallais rufe ich zu:„So gehen Sie doch fott!"Sie rührt sich nicht, schneidet Fratzen. Manmwehrt sich. Jetzt packe ich sie mit Gewalt und zerresie in die Wohnung.Sie sind auf einen Stuhl. Schluchzen erschüttert ihren Körper, der mager und verbrauchtist wie der einer Greisin. Unter Stöhnen,Schimpfen und kindlichem Klagen wiederholt sieVaters Namen, den sie mit Zärtlichkeit ausspricht.Ich knie vor ihr hin und sage, beide Hände ausihre Schultern legend:„Weine dich aus, Mama, das eäeichtertdich."Sie murmelt:,Sag, daß es nicht wahr ist, mein Kleiner!"„WaS, Mama?"„Daß du mich verlassen willst..."„Oh, wie ich dieses Weib, diese GallaiS,hasse!"Ein bitteres Lächeln verzieht ihre weißenLippen.„Vater hat mir alles erzählt. Ich habe ebeneinen Brief von ihm bekommen. Ist es wahr,mein Kleiner?"Ihre trüben, rot umränderten Augen verlassen mich nicht mehr. Ich senke die Stirn. Siebeugt sich über mich, und ihre brennenden Tränentropfen auf mein Gesicht.-«Ich will dir ja keinen Borwurf machen",jammert sie.„Bielleichr habt ihr recht. Vater sagt,früher oder später müßtest du doch fort, selbstwenn man dich jetzt zurückstellt. So brauchst duwenigstens nicht zur Infanterie. Wer ich sah dichimmer noch als Kind und dachte nicht daran, daßauch du mich verlassen würdest."Mmählich gewinnt ihr farbloses Gesichtwieder Leben und nimmt einen sanften, hoffnungsvollen Ausdruck an. Sie legt die Stirn anmeine Schulter.Ich trockne ihre Augen.„Ruh dich aus, Mama. Heute will ich dasEssen zurechtmachen."Die Kolonne hält vor einer düsteren Bastionim Festungsrayon. Lesueur hat mich untergefaßt.Da ich mich freiwillig melde, verzeiht er mir meine„anarchistischen" Ansichten. Der jüngere Buzon,der in den„Schwadronserlebnissen" einmal einenWachtmeister gespielt hat, gibt Korporalschaftsgeschichten zum desten.„Man erwartet euch. Jungens", sa^Lesueur.Tavernier und ich tteten ein, die Mütze inder Hand.In einem dunllen Raum entlleiden si»Männer. Auch wir fangen an, uns auszuziehen.Rekruten kommen einzeln aus dem Nebenraum. in dem die Aushebungskommission Versaw«melt ist. Ein paar mächtige Burschen sind darunter, die meisten aber sind blaß und dürftig, alshätten sie weder Muskeln noch Knochen. Man rüstmich auf. Ich trete in eine Stube mit grüngestrichenen Wänden, halb Büro, halb Operattonssaa^Ein Offizier mtt kahlem Schädel undHängebauch kommt auf mich zu, legt sein£$(an meine Brust und läßt mich tief Atem holen«Dann richtet er sich auf und stellt mir Fragen-.Steine erblichen Krankheiten?" Er gibt ein Zeichen. Ein Soldat stößt mich unter ein Brett, dannführt er mich zu einer Waage. Bor einem Alphabet muß ich lesen.„Ä. v." brummt der Stabsarzt.„Ziehensich an."Tavernier, der bereits angelleidet ist, ste"inmitten einer Gruppe und doziert.„Genommen?" fragt er.„Feste."Arm in Arm, ziehen wir grölend los.„Nun?" fragt Lesueur.«Zuerst wollen wir mal einen heben", lt>widert Tavernier..(Fortsetzung folgt.)s