Seite 2 GamStag, 4. Dezember 1937 Nr. 285 Auseinandersetzung Zischka-SdP Population*Arbeit für 300.000# Die Resolution von Hohenelbe Die Budgetdebatte im Abgeordnetenhaus erfaßte im Laufe des Freitags auch die dritte und letzte GruppeWirtschaft, Verkehr und Finanzen"., Um 9.Uhr abends war sie soweit zum Abschluß gekommen, daß für TamStag früh nur mehr zwei Redner, Kundt und Dr. Marko viö, angekündigt sind. Dann wird der Refevent R e m e s das Schlußwort halte«. Freitag nachmittag- kam in der Debatte Ge­nosse A i s ch k a zu Wort, der in temperament­voller Weise auf die Reden einiger SdP-Leute reagierte und gleich mit den ersten Sätzen die Hen­ lein -Leute so in Harnisch brachte, daß fast die ganze Redezeit mit unausgesetzten Plänkeleien mit der SdP ausgefüllt blieb. Je mehr 5krawall die Henlein -Leute machten, desto schärfer griff sre Zischka an, der dabei auch bei seinen Klubkollegen eine wirksame Unterstützung fand. In unbedachten Zwischenrufen gaben sich Kundt und Holube von der SdP arge Blöße«. Im ersten Teil sei ­ner Rede befaßte sich Zischka nach einem Hinweis darauf, wie uugünstia die beutiae Zeitdes Rüstunas« Wettlaufes ,, für die große« aesellschaftli- chen und sozialen Probleme ist. mit je- «en sozialpolitischen. Aufgaben, die wir trotz aller Ungunst der Zeit doch unverlveilt lösen müssen. Avbnlich wie im Budgetausschuß formulierte er daS Problem so: Schützen wir die gesunden Men­schen vor Krankheit und sozialer Not. heilen wir die kranken und helfen wir den sozial gefährdeten Menschen! Dem SdP-Geschwäd über PopullrtionSfragen stellte er eine Statistik entgegen, aus der eindeutig' hervorgeht, daß alle europäischen Länder schwc. mit dem Geburtenrückgang zu kämpfen haben, den man also keineswegs auf das Konto desMaterialis­mus" setzen kann. Unsere Sorge muß daher vor allem - darauf gerichtet sein, am Lgben zu erhalten, was am Leben ist. Artalt für 300.000 In einer scharfen Polemik mit den SdP-Abge- ordneten erinnert sie Zischka an die BroschüreArbeit für 300.000", Das war eine Sache der P r o p a- ganda. Wir aber haben immerhin im Zusam­menhang mit der allgemeinen Belebung erreicht, daß die Zahl der Arbeitslosen von rund 960.000 auf . 220.000 zurück«egaugen ist. also aevierteilr wurde. Wo bleiben Sie(zur SdPgewendet), jetzt mit lÄrer Broschüre?(Zwischenrufe.) Jeder Einsichtige auch unter Ihne« muß zu­geben, daß die Maßnahmen der Regierung in vielen Fällen dazu beigttragen haben, dir Not unserer Ge­biete z« lindern und Arbeit zu beschaffen. Aba. W o l l n e r: Warum kämpfen Sie gegen die deutsche Volkshilfe? Zischka: Wenn die sudetendeutsche Volkshilfe eine wirklich objektive Organisation wär«...(Krawall bei der SdP)... wenn zum Maßstab für die Zutei­lung von Unterstützungen die Not des einzelnen und nicht seine politische Einstellung gemacht würde, dann wären wir für die sudetendeutsche Bolkshilfe. An Ihnen liegt eS also, di« Voraussetzungen zu schaff««, damit solche Organisattonen mit unserer Zustim­mung arbeiten können.(Neuer Lärm bei der SdP Rufe: Heraus mit den Gemeindewahlen etc.) Unter ständigem Geplänkel mit de« SdP-Abge« ordneten machte Zischka darauf aufmerksam, daßDie Zeit" dem Abgeordneten Wollner den Passus von der Aufteilung der Güter" aus seiner Rede gestrichen hat. Zischka ist überzeugt, daß nicht nurDie Zeit", sondern auch die maßgebenden Her­ren in der SdP da anderer Meinung find als Herr Wollner. Zum Schluß hat sich Wollner auch noch als der Mann offeriert, der sich noch zum loyalsten Staatsbürger entwickeln kann, nachdem er zu Beginn seiner Rede stark über die Grenze geschielt hatte. Das ist wahrlich ein buntes Pro­gramm.(Zwischenrufe Wollners.) Wer hat zuersttschediisiert? Zischka ruft ihm zu: Sie haben auch viel von der Tschechisierung geredet, ei» Wort, dar mir sehr unsympathisch ist.(Zwischenrufe:Weü Ihr mitschuldig seid!) Zischka: Nein, ich höre es genau so ungern, wenn von tschechischer Seite dem Wortg e r- r.r a n i s a c e" gearbeitet wird. Ueberdies: Wer har denn das deutsche Koblengebiet von Nordböhmen tschechisiert? Das wäre« di« deutsche« Koh­lenbarone!(Lärm.) Wer hat auf die Meier­höfe im deutschen Gebiet die tschechischen und slowa­kischen Arbeiter gebracht? Das waren die deut- schenGroßgrundbesitzerl(Neuer Lärm.) Und wer hat etwa Kratz au in einem solchen Ausmaß mit tschechischen Arbeitern bedacht? Die deutschen Fabrikanten! Sie haben also'keine Ursache, dem tschechischen Volk besonder- Vorwürfe zu machen! Die Resolution von Hohenelbe Im Laufe weiterer Auseinandersetzungen mit Zwischenrufern aus den Reihen der SdP befaßt sich Zischka unter wütenden Protesten der Henleinleut« mir der bekannten Resolution von Ho- henelbe. die der Bund der Deutschen zur Frage des Geburtenrückganges gefaßt hat. Kundt ruft: Das ist ja unsere Resolu­tion! Sofort stellen unsere Genossen fest, daß also der Bund der Deutschen gleichgeschaltet ist. .Kundt sucht dann den Eindruck des Zwischenrufes dadurch abzuschwächen, daß er darauf hinweift, daß sie eben alle Mitglieder der BdD seien. Zischka liest die Resolution stückweise vor: die Unternehmer müssen schon aus wirt­schaftlichen Gründen ein besonders Interesse an der Steigerung der Geburtenzahl haben... Gewiß ist das Geburtenproblem in erster Linie, «ine Frage der geistig-seelischen Haltung, also des Charakters eines Menschen: aber eS steht anderer­seits fest, daß ohne die entsprechende.. Wenn ich jetzt etwas sagen wollte über di«(bekannt­lich zumeist kinderlosen!) Führer im Dritten Reich , da würde ich wahrscheinlich hei euch(zur SdP gewen­det) einen Sturm der Entrüstung Hervorrufen. Wenn das.Kinderkriegen eine Frage des Charakters und der aeistig-seelische« Haltung ist. dann hört wirklich jede Argumentation auf! Zischka zitiert dann weiter: erfüllt von tiefster Sorge um unsere völ­kische Zukunft, weil durch die wirtschaftliche Not unsere letzten Geburtenreserven, die lebenstüchti­gen sudetendeutschen Arbeitsmenschen zu versagen beginnen, wendet sich die Bundesleiiung an alle Unternehmer. Arbeiter und Angestellten in einer Zeit steigender Lebenshaltungskosten ausfreien Stücken durch Gewährung von angemessenen Lohn- und Gehaltserhöhungen, insbesondere aber durch ausreichende und gestaffelte Kinder« z u l a g« n die Gründung und Erhaltung kinder­reicher Vollfamilien zu ermöglichen, auch Kinder­reiche bei der Aufnahme von Arbeitern und. Ange­stellten zu bevorzugen, nach dem Beispiel des Bun­des der Deutschen ...."(Neuer Lärm.) Wo bleiben die Kinderzulagen?- Zischka: Ich frage nun die Herren v« der SdP, 'wo ist daS. deutsche Unternehmen, daS jetzt sind . sechs Monate seit Hohruelde verflossen sichauS freien Stücken" bereit grfunden hätte, einer kinder­reiche» Arbeiterfamilie die Zulagen z» geben, von denen hier in der Resolution die Rede ist. Darauf geben Sie mir eine positive Antwott und dann«er­den wir Ihnen empfehlen, diese« Man» zur Rach- ahmsng i» den deutschen Gebieten hrrumzirführrn! H o l l u b e von der SdP ruft dazwischen: Da soll doch euer Staat den Anfang damit machen! Auf Anfragen, welches denn dann ihr Staat sei, geben die Herren von der SdP keine Antwort! 3 i s ch k a: llm jede Krone, um jeden Heller mußten die deutschen Arbeiter in den letzten Jahren einen schweren, erbitterten Kampf führen: freiwillig ist ihnen von dar Unternehmern nichts gegeben worden. Sie sprechen von der.Motgemeinschaft der Opfer." Wenn Die heute hier als Moralpauker auf­treten wollen, dann muß es Ihnen auch recht fein, wenn wir hier von den Watschen in den Weinkellern reden. Sie reden von dersitt­lichen Erneuerung", ich rede vom Prozeß in Leipa. Sie reden vomVersagen der 18. Feber" und Ihre Mitglieder im Budgetausschuß stimmen für die Resolution Falsch. Setzen Sie sich nur an-rinander mit Ihrer stetig wachsende« Opposition, mit jenen Elementen i» Ihrer Battri, die nicht mehr willens find, zu schweigen, die heute offen rebellieren. Wir wollen, soweit eS sich um die Aufstellung von Forderungen handelt, nicht mit Ihnen kon- kurriercn. Wir setzen Ihre« sich demagogisch über­schlagende« Anträgen dir positiveArbeit entgegen. Wir werden auch in aller Zuknyft alles tun, um für unsere Heimat, für unser schwer geprüf­tes Volk, für die sudttendrutsche Arbeiterschaft zu arbeiten.(Lebhafter Beifall.) *» Jaksch: Kein nationalpolitischer Verfolgungswahn Letzter Redner des Tages war Genosse Falsch, der aus der Diskussion den Schluß zog, daß wir uns nicht gegenseitig in einen national- politischen Verfolgungswahn hineinleben dürfen; auf tschechischer wie auf deutscher Seit« dürfen die höheren menschlichen Gesichtspunkte nicht verloren gehen. Der SdP, die sehr verlegen zuhörte, hielt Jaksch eindringlich vor, wie unsinnig die Hoffnung auf das Ausland sei. An Hand des so gerühmten deutsch -polnischen Minderheitenvertrages stellt« Jaksch fest, daß wir aus eigener Kraft weit mehr erreicht haben als jene deutschen Minderheiten, die sich auf die Hilfe Berlins ver­ließen. Die Ehrendelegierten vom Nürnberger Parteitag sollten bei uns lieber nicht alS Vor­kämpfer der-Demokratie. auftreten. Als Jaksch nachwieS, daß der deutsche Mensch in der Tschechoslowakei mehr Freiheit genießt alS die Deutschen im Dritten Reich und alle an­deren deutschen Minderheiten, gab es auf der tschechischen Linken starken Beifall, der sich, noch steigerte, als Redner erklätte, daß heute in Böh- misch-Leipa nicht die Verführten, sondern die Führer angeklagt sind. Als Jaksch unter Hinweis auf den 18. Feber damtt schloß, daß auf.unserem Boden immer ein Bündnis der vernünftigen, besonnenen, anständigen Menschen nötig sein werde, stimmte auch die tschechische Re<Me in den starken Beifall ein.(Einen aus­führlicheren Auszug der Rede tragen wir morgen nach.) 29 DER KLEINE VON EUGENE DABIT Bertthtifte üebertragun« an« dem Französischen von Bejot Sie ist nicht genug auf dem Pasten", hat mir Herr Gaston anvertraut.Sie könnte, wenn sie wollte, die beste Offiziersiundschaft haben." Wir sind aber gute Freunde, Lily und ich Sie hat mich schon öfter gebeten, ihr etwas in der Stadt zu besorgen. Und da sie Feldblumen so liebt, habe ich ihr einmal einen großen Strauß mitge­bracht. Mit Carmen und Blanche sind Gäste hinauf­gegangen. . Lily singt auS vollem Halse, Du hast heute mal wieder den Teufel im Leib", sagt ihr Herr Gaston. Sie singt noch lauter und bewegt sich im Tafte hin und her. Neben ihr wirken alle anderen schlafmützig, blöde und häßlich, selbst die Wirtin. Kleiner, richtigen Champagner! Ich spen­diere", ruft sie. Sie reiht mir die Flasche aus der Hand? füllt die Gläser, gießt die Hälfte auf den Tisch. Du bist wohl schon betrunken?" fragt die Wittin lachend. Nein, das heulende Elend habe ich." Ich starre sie an, bin wie behext. Plötzlich werde ich angepackt und zu ihr ge­drängt. Gib schon dem Jungen«inen Kuß", sagt Herr Gaston.Er verschlingt dich ja mtt den Klugen.". Sie drückt mich an sich. Das Blut braust in mei­nen Ohren, da ich das strahlende Gesicht, die roten Lippen so nahe vor mir sehe. Lilys Zunge schlüpft jn meinen Mund. Sie umschlingt mich mtt Armen und Beinen. Als sie sich von mir löst, steigt Wut in mir auf und das brennende Verlangen, meine Zähne in ihr Fleisch zu schlagen. Ich taumle an die Wand. Lily sieht mich lä­chelnd an. Auf das Wohl der Verliebten" ruft Herr Gaston, das Glas hebend, uns zu. Eine grölende Sttmme beherrscht das Getöse: Ernestine, den nächsten Gang!" Ich öffne die Tür zum Eßzimmer. Tavernier begrüßt mich. Herr Gaston wendet sich nach mir um. Wieder zu spät. Kleiner. Hast wohl tüchtig schuften müssen?" Der Stuhl zu seiner Linken ist frei. Ich setze mich. Teller an Teller, Glas an Glas, Mensch an Mensch. Man stopft und trinkt sich voll. Es ist ein lärmendes Genießen. Dabei die Behaglichkeit des Familienlebens. Zwölf Mädchen, die mich duzen und verwöhnen, und denen ich kleine Gefälligkeiten erweise. Sympathische Wirtsleute. Ein Freund. Du machst ja ein Gesicht wie zehn Tage Regenwetter", sagt Herr Gaston.Das hast du denn?" Schlechte Nachrichten von zu Hause. Mama hat keine Arbeit mehr, und fast jede Nacht gibt's Fliegerangriffe." Wenn deine Mutter kommen wollte? Wir suchen eine tüchtige Aufwärterin. Soll ich ihr schreiben?" Bitte. Aber das ist nicht alles. Ich gehe morgen früh zur Front." Au, verdammt..." Er schlägt mit der Faust auf den Tisch, daß die Gläser ftirren. Zuhören! Der Kleine verläßt uns, meine Dmnen." Einen Augenblick sind alle ganz entsetzt Dann bestürmen sie mich mit Fragen, schreien durcheinander. Man versteht kein Wort.' Vielleicht habt ihr bald ausgeblöft", dröhnt Herrn Gaswns Stimme dazwischen.Aendern läßt sich die Sache doch nicht mehr." Er legt seine mächtige Tatze auf meine Schulter. «Mach dir nichts draus, Kleiner. Es dauert nicht mehr lange. Sekt, Ernestine!" Die Tafel wird aufgehoben. Die Damen gehen in den großen Salon. Ich folge den Wirts­leuten und meinem Freunde in den Hinterraum. Mut, Kleiner", wiederholt" Herr Gaston. Man riskiert nichts bei der Artillerie." Du mußt uns recht bald besuchen", sagt seine Frau. Tavernier brummt: Mir tut's leid, daß du abrückst. Bald bin ich dran." List» kommt, hinter ihr Jeanne»«inen Fin­ger auf dem Mund. Augen zu", flüstert sie. Dann nimmt sie meine Hand und stopft etwaS binein. Ich schlage die Augen auf. Geldscheine. Einer, zwei, drei... siebzig Franken. Wir haben für dich gesammelt." lXnfc hier hast du noch dreißig, dann ist ein Hunderter voll", sagt Herr Gaston.. Ich halte, ganz gerührt, ein kleines Ver­mögen in der Hand. Nun gib uns einen Kutz", sagt Jeanne. Auf ihre mageren Wangen drücke ich zwei lange Küsse, so daß sie auflacht. Wo bleib« ich?" ftagt Lily.Wir werden doch nicht so auSetnandergehen." Ich berühre ihr Haar mit den Lippen. Aber sie hebt schnell den Kopf und küßt mich auf den Mund. Bor meinen Augen dreht sich alles. Willst du mit ihr schlafen?" raunt mir Herr Gaston ins Ohr .Ich, in deinem Alter.. Und laut: Du gehst jetzt hinauf, Lily, und nimmst den Jungen mit. Er kommt sonst um vor Sehnsucht." Sie legt ihren Arm um meine Schuver und führt mich fort. Ein Pärchen begegnet uns auf Erklärung Za dem in unserem Blatte vom 28. Mai 1987 unter der Ueberschrift,Der Stammesführer schamlos im Nehmen" veröftenllichten Artikel, in welchem wir über den Herrn Konrad Henlein ge« schenkte« Horch-Wagen schrieben,«klären wir, daß wtt d i e Aeußerungen, welche die Grenze erlaubt« Kritik überschritten, zurücknehmen und Herrn Konrad Henlein hiemst Genugtuung geben. Die Redaktion. Die Bedeckungsvorlagen umstritten Das Subkomitee des BudgetauSschuffes ver­handelte Freitag dir Bedeckungsvorlagen zu» Budget. Der offizielle Bericht erftätt lediglich, dass in einigen der verhandelten Dinge ein« völlige Uebereinsttmmung erzielt wurde, llebcr die stritttgen Fragen wttd mit der Regierung im Beisein der Borsitzenden der koalierten Parteien verhandelt werden. Das Subkomitee wttd seine Arbeiten Montag fortsetzen; für Mo«tag nach­mittags ist bereit- das Plenum des Ausschusses cinberufen worden. Sldor erhält einen Ordnungsruf Die Zwischenfälle» die sich Donnerstag bei der Rede des Hlinka-Abgeordneten Sidor er­eigneten, wurden am Freitag dadurch beigelegt, daß der Vorsitzende Langr zu Beginn der Sitzung mitteilte, Vizepräsident S i v a k habe in dem herrschenden Lärm einige besonder- scharfe und beleidigende Ausdrücke Sidors nicht erfassen kön­nen. Rach Einsicht in daS stenographische Pro- tokoll rufe er daher an Sivaks Stelle den Abge­ordneten Sidor nachträglich zur Ordnung. Im Laufe des Freitag hat Sivak offen­bar über internen Beschluß des Präsidiums nicht präsidiert. Wie es heißt, wird er auch künftighin bei Reden seiner Klubkollegen den Vorsitz abgeben. Noch Donnerstag, abends hatte für die Koali­tion Abg. D u b i ck h die Angriffe Sidors auf die tschechischen Angestellten zurückgewiesen, die nach dem Umsturz in der Slowakei tätig waren. Einen solche» Undank hätten sie nicht verdient. Am Freitag nahm der Agrarier D e v e L k a gegen Sidor Stellung. Er bedauett, daß sich ein Slowake gefun­den habe, der TukaS Hochverrat entschuldigen oder gar billigen wollte. Die ganze ehrliche Slowakei der« folge mit größter Achtsamkeit die Arbeit derer, die gegen die Freiheit der Tschechoslowakei wühlens Die Slowakei fordert, daß diese destruftiven Elemente auf das strengste bestraft werden.(Beifall.) Auch der Agrarier L i ch n e r verurteilte die unerhörten Provokationen Sidors- Im Klub der slowakischen Bolkspartei fänden sich viele, die noch nach dem Um­sturz nicht gewußt haben, ob sie Slowaken sind, und die in Budapest die Unterschrift der FriedenSver« träge abgewartet haben-.-Üd»A Der Präsident der Republik empfing am Freitag, den 3. Dezember, den außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Mimst« in Sofia , Prokop Maxa, und den Minister für Auswärtige Angelegenheiten, Dr. Emil Krosta. Der parlamentarische Sparausschutz befaßte sich am Freitag mtt dem Bau und der weiteren Ausstattung des Flugplatzes in Prag -Ruzyne, mit der Reorganisation der staatlichen Eisenwerke in Podbrezova in der Slowakei , di« bekanntlich schwer passiv sind, mit der Regelung der Kohlen- Wirtschaft und mit der Aenderung in der Kapi- talsbeteiligung bei der Donau-Dampfschiffahrts- Gesellschaft . Den Nachmittag widmete der Aus­schuß der Besichtigung des Ruzynir Flugplätze-, der Treppe. Wir gehen einen langen, schmalen Gang. Türen öffnen sich, fallen ins Schloß. Mädchen, Soldaten streichen an uns vorüber. Hier wären wir", sagt Lily leist. Ein Stübchen, fast ausgefüllt von dem gro­ßen Bett. In der Ecke eine Kommode mit einer Lampe, einem Krug, einem Waschbecken und Hand­tüchern. Uber einer Stuhllehne das Flitterkleid, das ich so gut kenne. Achte nicht auf die Unordnung, Kleiner. Aber mit all den Soldaten, weißt du...". Sie drückt mich an ihre Brust. Ich wende den Kopf ab. Soll ich auslöschen? Nein? So setze dick' ich ziehe mich indessen aus." Es ist das drittemal, daß ich bei einem Mädchen bin. In Paris war«8 ein Metallbett mit Mesfingkugeln, die mich hypnotisierten. I" Poitiers war eS ein Mädchen mit einer Stumps- nase und Raubtierzähnen, das meine Taschen durchwühlte und mir mein Geld fortnahm. Im­mer diese Badezimmeratmosphäre, dieser Geruck nach Seife, Parfüm und Apotheke. Lily wischte sich die Schminke vom Gesicht. Ich erkenne sie kaum wieder. Bisher sah ick sie immer so frisch und heiter, und jetzt, plötzlick' sehe ich sie müde und angewidert. Sie kämmt sick das Haar. Es fällt wellig über ihre Schultern. Ihre Bewegungen sind von einer schweren, machte vollen Zärtlichkeit. Sie kommt, nackt ünttr dem Frisiermantel' der daS leuchtend« Fleisch ihrer Beine hervorschim­mern läßt, auf mich zu. Ihre Augen sind durck- sichtig, ihre Lippen, die mich verbrannten, bleich» Schweigend sehen wir einander an. Auf dem Tische steht«ine Photographie. Ick nehme sie in die Hand. Rein Bruder", sagt Lily.Er ist in Argonnen . Auch er wird draußen bleiben." Sie zieht mich sanft an sich. (Fortsetzung folgt)'