Erscheint mit Ausnahme des Montag tSglich früh/ Einzelpreis 70 Heller Redaktion und Derwaltung: Prag XL, Fochova 62- Telephon 53077- Herausgeber: Siegfried Taub - Verantwortlicher Redakteur: Karl Kern, Prag pur dem Inhalt: Delbos Schlußwort Partei-Gründung der SdP-Opposition Die SdP und die Frauen Französische Stimme zur sudetendeutschen Frage Sonntag, 19. Dezember 1937 Nr. 298 17. Jahrgang Abwarten gegenüber Deutschland die einzis richtige Politik Die Auffassung In Pariser Linkskreisen Drei britische Schlacht­schiffe nach China ? London , tEigenbericht.) Das britische Kabinett hat beschlossen, drei britische Schlacht, schiffe bercitzustelle«, die nötigenfalls nach China abgehen sollen. Damit soll die Jntereffengemein. schäft zwischen England«nd Amerika hervorgeho. ben werden. Man hofft, daß diese Zusammenarbeit stärkste Wirkung auf Tokio ausüben wird. Der britische Admiralstab hat erklärt, daß die Abkom­mandierung dieser drei Schlachtschiffe keinerlei Folgen für die strategische Situation in Europa habe» würde. DerStar" berichtet von einer wtchtigen Sitzung deS Unterausschusses des britischen Ber- teidigungsrates, in welcher alle Pläne hinsichtlich der Bereitschaft im Fernen Osten, vor allem hin­sichtlich der Verteidigung Hongkongs , be­raten«nd festgelegt und die Verstärkung der Flotte im Fernen Osten beschlossen worden sei. Tlmes-Korrespondent als Augenzeuge Der Ueberfall gefilmt? London . Die britische Samstag-Morgenpresse veröffentlicht lange und ausführliche Berichte von zahlreichen Augenzeugen über die Versenkung der .Panay ". Besonders die Schilderungen des an Bord deS Schiffes gewesenen Korrespondenten der .T i-m es" in' Nanking , M a c d o n a l d, sind wohl die dramatischesten.' Sie vermitteln ein er­schreckendes Bild japanischer Kriegsführung. Der genannte Berichterstatter schildert auch eingehend die Schreckensszenen bei der Besetzung Nankings durch die japanischen Truppenabteilun» gen und berichtet über zahllos eExekutio- n e n usw. Ein auf derPanay " befindlicher eng­lischer Kameramann hat, wie mitgeteilt wird, die ganze Bombardierung im Bilde Fstgehalten, wel­cher Film möglicherweise als Beweis bei den Ver­handlungen mit Japan eine Rolle spielen dürfte. DaS amerikanische AdmiralsschiffA« gu- ft a" wird Sonntag nach Manila in Dee gehen. DaS zur Untersuchung des Panay -Zwischenfalles eingesetzte Gericht hat bereits die Einvernahme der Zivilzeugrn beendet. Die Einvernahme der Zeugen aus den Reihen der Marinrangehörigen der Vereinigten Staaten wird unterwegs nach Manila durchgeführt werden. Japan bestreitet Verwendung von Maschinengewehren Schanghai. (Reuter.) Die japanischen Mili­tärbehörden haben eine neue Untersu­chung desPanah"-Zwischenfalles, und zwar infolge der wiederholten Behauptungen angeord­net, daß das Kanonenboot vor seiner Versenkung von japanischen Schiffen unter Maschinengewehr­feuer genommen worden sein soll, was die japa­nischen Kreise bisher chestreiten. Nongleons bedroht? Hongkong.(Reuter.) Dreißig japanische Kriegsschiffe aller Kategorien versammelten sich unweit von Amoy bei Kimoi. Informationen aus Amoy ' zufolge ist die Lage hier sehr ge­spannt. Meldungen aus dmtlichen Kreisen zufolge werden entlang'der Grenze von Hongkong in einer Länge von 32 Kilometern Befestigungsarbeiten durchgeführt» welche einem etwaigen Einfall den Truppen den ersten Widerstand entgegensetzen sollen. Drei javanische Torpedobootzerstörer beschos­sen am 16. Dezember die Stadt Bntun bei Amoy , woraus geschlossen wird, daß es sich um einen Landung.s versuch gehandelt Hal. Sie wurden jedoch durch daS Feuer der chinesischen Küstenbatterien vertrieben. Lieber Einstellung als japanische Zensur DaS in Schanghai erscheinende einflußreiche chinesische BlattS i n w a n p a o", dessen Di­rektion die japanische Zensur angenommen hat, hat SamStag früh sein Erscheinen eingestellt, da die Redakteure und Angestellten in den Streik getreten sind. Die Streikenden besetzten die Räumlichkeiten des Gebäudes und fordern, daß daS Blatt eher sein Erscheinen in Schanghai ein­stellen solle, als sich der Zensur durch die Japa­ner zu unterwerfen. Paris.(E.-B.) Hier wird hrrvorgehobe«, daß die Prager Gespräche eine vollständig« Ueber- rinstimmung in den außenpolittsche« Fragen zwi­schen Frankreich und der Tschechoslowakei gezeigt hätten, was für die anderen Staaten, die Delbos auf seiner'Reise besuchte, nicht im gleichen Maße zutreffe. Da in Paris der Eindruck besteht, daß die Prager Gespräche von Einfluß auf die weiteren Verhandlungen mit R om und Berlin sein können, versucht man sich klarzumachen, welches die Grenzen einer deutsch -tschechoslowaki­schen Verständigung sein können. In Kreisen, die dem General st ab nahestehen, wird ebenso wie in Linkskreisen dabei«in gewisser Zweifel an der Taktik von Del­bos sichtbar. Man hält die Vereinbarung vom 18. Feber für die gegebene BasiS a l l e r innenpolitischen Zugeständnisse, die Prag den britischen Wünschen, deren Bote Delbos war, machen könnte. So macht Pertinax darauf aufmerksam, daß in allen Wesentlich erscheinen namentlich die Ausfüh­rungen des Ministerpräsidenten H o d j a, der von der Sendung der tschechoslowakischen Staates in Mitteleuropa sprach, innerhalb dessen sich Deutsche und Slawen berührten, so also einerseits die Mög­lichkeit für Konflikte gegeben sei, andererseits aber auch di« Möglichkeit bestünde, da- freundschaftliche Zusammenleben der Ausländer dieser beiden große« Stämme Mitteleuropas vorzubrreiten«nd sicherzn- stellen. Die Hauptaufgabe der Tschechoslowakischen Republik sei die Vorbereitung und Organisierung des Friedens zwischen den Rassen und Völ­kern Mitteleuropas . London.(Eigenbericht.) Zn der neuen amerikanischen Rote an Japan wird bekannt, daß sie auf Grund der letzten Meldungen über den P a n a y"-Zwischenfall erfolgte. Der amerika­ nische Kongreß hat es taktisch für richtig gehalten, angesichts der starken Erregung in den Vereinig­ ten Staaten die Führung der Außenpolitik völlig in die Hand Roosevelts zu legen. Daß Roosevelt persönlich zu scharfen Maßnahmen, wie sie auch in Marinekreisen gewünscht werden, bereit ist, unter­liegt keinem Zweifel, Die in Washington ziemlich offen geführte Debatte über die Möglichkeiten einer Flottendemonstration gegen Japan zeugt dafür. Alle Wahrscheinlichkeit läßt aber annehmen, Fragen, die mtt der Landesverteidi­gung zusammenhängen, die Tschechoslowakei «.nm ö glich Konzessionen machen könne. Die Gegensätze innerhalb des Landes könnten aber gemildert werden, wenn die Kolonisattonswünsche Deutschlands im slawischen Land anfgegrbrn würden. Solange aber der deutsche Drang n ach dem Oste n" andauert, würde die Tschechoslowakei sich selbst zum Verlust einer neuen Schlacht auf dem Weißen Berg verurteilen, wenn sie darauf einginge, weniger einheitlich«nd weniger geschlossen zu sein. Auf der Linken wird weiter hervorgehoben, daß es angesichts der Zugeständnisse, die Dr. Be­nes für die Läge der Deutschen in L-w Tschecho­slowakei zu machen bereit sei» Deutschland auch seinerseits Zugeständnisse machen müßte. Dar­über sei aber trotz den seit zwei Monaten ver­suchten Unterhandlungen k e i n F o ri­sch r i t tzu erzielen gewesen. Solange in Berlin kein Zeichen deS Willens ehrlicher Zusam­menarbeit sichtbar werde, sei A t w a r t e n die richtige Politik. t-et Grlmbsatz ber lUlelchberechkkgung sein muß, beweist di« Erfahrung anderer Nation«- liiätenstaaten. Niemaird wird heute behäup- ten können, daß dieses Ziel in der Tschechoslowakei auch nur annähernd erreicht sei. Im Gegenteil. Ueberall in der Well besteht heute der Wunsch, daß die Spannungen, wie sie von Prag aus- g ehe n(!) endlich behoben werden möchten. Opfer vom Standpunkt wahrer Demokratie und rechtver­standener Friedensgesinnung kommen hiebei um so weniger in Frage, als es sich geradezu um den Be­weis solcher Gesinnung handelt.Opfer" hat höch­stens jener tschechische Chauvinismus zu bringest, der den Weltkrieg in seinen Folgen verewigen möchte und der heute mit anderen Mitteln, mit der Uebermacht eines Regierungsapparates, seine feindseligen Ziele gegen das Deutschtum durchzusetzen wünscht. Wohl selten'ist ein Augenblick psychologisch so günstig für einen Entschluß gewesen, im wohlverstandenen In­teresse des tschechischen Voller selbst dem Frieden und der Gerechtigkeit den pflichtgemäßen Beitrag zu daß Roosevelt von einem solchen Projekt Abstand nehmen wird, da eine Flottendemonstration nach amerikanischer Auffassung nur dann in Japan Eindruck machen würde» wenn man zu«och schärferen Maßnahmen im Notfall bereit wäre. Dazu ist aber die amerikanische Oeffentlichkeit noch nicht genügend erzogen. ES kann aber bei Andauern oder bei Wiederholung solcher Zwischenfälle in Bälde dazu kommen, daß die amerikanische Oeffentlichkeit auch st ä r k st e Maßnahmen gegen Japan akzeptieren würde. Washington sucht die Gelegenheit auSzunützen, um alle ökonomischen Recht« der fremden Mächte in China zu sichern. Mit London besteht ein ständi­ger Kontakt. Das Ergebnis Der Sinn meiner Reis« war, der euro­ päischen Entspannung und Verständigung zu dienen, die Treue zu den eingegangcnen Ver­pflichtungen und die innige Verbundenheit mit den Freunden Frankreichs zu manifestieren. Mit diesen Worten, die der französische Außenminister Samstag vormittags, unmittelbar vor seiner Abreise nach Paris , in Prag zu den Journalisten sprach, hat Delbos selbst das Ergeb­nis seiner Reise nach Warschau , Bukarest , Belgrad und Prag gekennzeichnet. Frankreich wird seinen Verbündeten die Treue halten, das gilt besonders der Tschechoslowakei gegenüber, die seit dem Ab­schluß des Bündnisses mit Frankreich , seit mehr als 13 Jahren, durch ihre Politik niemals den geringsten Zweifel an ihrer Vertragstreue hat aufkommen lassen. Diejenigen, welche die Locke­rung des Verhältnisses zwischen den beiden Staa­ten angestrebt haben, werden gut daran tun, alle diesbezüglichen Hoffnungen schwinden zu lassen. Das Resultat der. Aussprachen des französischen Außenministers mit Benes, Hodza und Krofta ist die> völlige Harmonie in der Auffassung der euro­ päischen Lage und der sich daraus ergebenden Auf­gaben Frankreichs und der Tschechoslowakei . Was die Demokraten an diesem Bündnis be­sonders befriedigt,, ist die Tatsache, daß dieser Bund dem Frieden dient.'Im französischen Volke ist- daS Bedürfnis, nach Frieden ein tiefes, es ist eng verbunden mit den politischen Idealen der Brüderlichkeit und Menschlichkeit, die hinter der gegenwärtigen französischen Regierung stehen. Dem Zweck derEntspannung und Verständi­gung" hat nach seinen eigenen Worten auch Del­bos' Reise gedient, dieallgemein« Zusammen­arbeit" ist die Methode der beiden Sraaten, wie es in dem amtlichen Kommunique heißt. Die franzö­ sische Außenpolitik hält ebenso wie die unsere daran fest, daß der allgemeine Friede nur durch allge­meine Abmachungen erhalten werden kann und da*» zweiseitige Verträge keine Sicherheit gegen einen allgemeinen Weltbrand bieten, wobei für begrenzte Probleme zweiseitige Verträge schon einen Nutzen haben können. Aber der Zusammen­hang des kleinsten zwischen zwei Staaten stritti- gen Problems mit den großen die Völker bewe­genden Fragen ist ein so enger, daß nur das Zu­sammenwirken aller den haufenweise in Europa liegenden Zündstoff unschädlich machen kann. Del­bos hat sich in Prag überzeugst, daß die Linie der tschechoslowakischen Außenpolitik gerade und unge­brochen ist, daß man in Prag trotz der zenttalen Lage deS Staates nicht nervös ist. Wir sind fried­liebend, aber vorbereitet. Der französische Außenminister ist auch mit der Ueberzeugung abgereist, daß die Tschechoslowa­ kei auf ein gutes Verhältnis mit allen ihren Nach­barn mit Zähigkeit und Geduld unermüdlich hinarbeitet. DaS gilt gegenüber unseren Schick­salsgefährten im Donauraum genau so wie unse­rem größten Nachbar gegenüber. Die Größe der beiden Staaten, um die es sich hier handelt, schließt jede Agressivität der Tschechoslowakei von vornherein aus. Allerdings ist jede Einmischung des Dritten Reiches in die inneren Verhältnisse der Tschechoslowakischen Republik unmöglich. Wir sind ein souveräner Staat mit einer demoiratischen Verfassung, ein Land, das sein Eigenleben führt und das, wie der Besuch Delbos' wieder gezeigt hat, Freunde in der Welt besitzt. Deutschland ist iy Zentraleuropa nicht allein, eS ist ein Partner neben anderen und die demokratischen Deutschen dieses Landes werden sich am allerwenigsten Wei­sungen, die aus Berlin kommen, fügen. Möge Herr Henlein ängstlich die Wetterfahne auf seinem Haus betrachten, die ihm anzeigt, wie der Wind aus Deutschland weht. Weder wird die Sympathie Berlins Herrn Henlein in die Regierung bringen, noch wird die SdP in die Lage kommen, Deutsch­ lands Einfluß auf die Tschechoslowakei zu stärken. Erfreulich ist, daß während der Anwesenheit des französischen Ministers in Prag auch über die Handelsbeziehungen der beiden Länder gesprochen wurde. Wir hoffen, daß die tschechoslowakischen Wünsch: Herrn Delbos deutlich gesagt wurden. Daran ist die sudetendeutsche Industrie, daran sind die deutschen Arbeiter dieses Londe» lebhaft inter­essiert. Unser Handelsverkehr mit Frankreich ist seit Jahren passiv, die Steigerung unserer Ausfuhr von Glas, Porzellan, Textilien. Papier , Leder usw. ist für uns ein Lebensbedürfnis- Bei den Berlin sucht sich einzuschalten Un.er neuen Ausfallen gegen Prag Berkin. DieDeutsche diplomatische Korrespondenz", die dem Reichsaußenministerium untersteht, veröffentlicht eine längere Betrachtung über den Deldos-Besuch in Prag , worin eS u. a. heißt: Man wird in Paris und in Prag sicher sem 'können, daß ein derartiges Programm, auf­richtig durchgeführt, nirgend» auf Widerspruch sto­ben wird.... Daß Voraussetzung für den fried-[ leisten. Pazific-Flotte zum Auslaufen bereit Kommandierender Admiral bei Roosevelt* Washington.(HavaS.) Admiral L e a h y, der Kommandant der amerikanischen See­streitkräfte, hatte Samstag eine Unterredung mit Präsident Roosevelt über denPanay "- Zwischenfall. Di« amerikanischen Marinekreise hegen volle» Vertrauen zur amerikanischen Flotte «nd meinen, daß im Falle der Notwendigkeit einige Stunden genügen, damit die Einheiten der Pazific-Flotte in China eintreffen,« m jeder Eventualität zu begegnen. Eine solche Demonst ration hätte individuellen Charakter, denn die öffentliche Meinung Amerikas ist in ihrer Mehrheit gegen«ine gemeinsame Demonstration mit England, ins­besondere in dem Falle, wen« der Anstoß dazu auS England käme. Es soll jeder Schein vermiede« werden, alS ob die Bereinigte« Staaten nur eine Figur auf dem britischen Schachbrett wären. Nach dem Besuche des Admirals Leahy beim Präsidenten Roosevelt wird nach einer Reuter- Meldung erklärt, daß die Lage ziemlich gespannt sei. Admiral Leahy fügte hinzu, Amerika habe im Pazifik soviel Schiffe, alS es dort vorläufig-rauche. Doch keine Flottendemonstration?