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SamStag, 35. Dezember 1837
Nr. SOS
Vie Veihnachtlbotrchakt su§5psnien
Nun»feiert* das unglückliche Spanien   die zweite Kriegs-Weihnacht. Unendliches Leid ist über das Land gekommen, Tod und Entbehrung zeichnen ihre Spuren in das Antlitz dieses stolzen Volks. Wie lange noch? Das ist die Frage, die uns alle bewegt. Mft welchem Ende? Das ist die zweite Frage, die wir stellen. Diese spanische Weihnacht ist von einem Freudefunken erhellt: T e r u e l, eine befestigte Stadt, die sich schon seit Beginn des Bürgerkriegs in den Händen der Rebellen befindet, ist von den Republikanern erobert worden. Die letzten Reste versprengter Phalangisten, die sich noch in der Stadt befinden, können an dieser Tatsache nichts mehr ändern. Die Fahnen der Republik   wehen von allen Bergen in der Umgebung von Teruel  , sie wehen über der Stadt. Eine strategische Gefahr ist gebannt, die drückend war: die Zerschneidung des republikanischen Spanien   durch einen Vorstotz von Teruel   gegen die Küste ist unwahrscheinlich! geworden, der ganze Offensivplan der Franco- Armee, dessen Verwirklichung seit fünf Wochen aufgeschoben wird, wurde über den Haufen ge­worfen. Ungeheuer ist der moralische Eindruck die­ses Sieges in der spanischen Republik, in der gan­zen Welt:«S ist erwiesen, daß die Sache der spa­nischen Republik besser steht denn je. Die Franco- Propaganda in Spanien   und in aller Welt, die den Sieg der Rebellen als eine unumstössliche Tatsache verkündete, ist auf das glänzendste wider­legt worden. Die Bedeutung des Sieges von Teruel   ist aber nicht nur im Strategischen   und Moralischen  zu suchen. Viel wichtiger ist dieser Sieg als Aus­druck der Kampfkraft und des Kampfwerts der spanischen   Volksarmee. Die ersten Niederlagen der RepMik waren vor allem auf das militärische Missverhältnis -wischen den Kräften der Regierung und jenen der Rebellen zurückzuführen. Die Volksmilizen waren schlecht bewaffnet, hatten kein Kommando und duldeten auch keinS l, kämpften in losen Verbänden, hatten keine Rachschuborganisatimr. keine Artillerie, keine Fahrzeuge. Ein Offiziers­korps war nicht vorhanden, der Armee fehlte die einheitliche strategische Leitung. All dies wurde von Woche zu Woche, von Monat zu Monat bes­ser. Noch vor der Umwandlung der Milizen in die Volksarmee, die, gegliedert in reguläre mili­tärische Verbände, einem einheitlichem Kommando gehorcht und von Offizieren geführt wird, wuroe die Schlacht von Guadalajara   im März diese» Jahres geschlagen. Sie wurde der erste grosse Sieg der republikanischen Waffen, ein Sieg, der im Abwehrkampf errungen wurde und Madrid   zum zweiten Male rettete. Im Juni wm die Reorganisation de» Heeres vorläufig beendet. Der spanische Generalstab trat in Funktion, die Vereinheitlichung des Kommandos hatte Fort­schritte gemacht, das junge, aus Freiwilligen aller Bevölkerungsschichten gebildete Offizierskorps hatte im Laufe des Krieges einige Erfahrungen gesammelt, die Nachschuborganisation war verbes­sert worden, die Disziplin der Truppen hatte einen hohen Grad erreicht: es konnte die erste organisierte Offensivhandlung der Republikaner  gesetzt werden; aber hier, bei der Schlacht von Brunete, handelte es sich um einen ersten Versuch, der nur von einem verhältnismässig ge­ringen lokalen Erfolg begleitet war. Es zeigte sich» dass zwar die Soldaten und Offiziere genü­gend Kriegserfahrung haben, dass aber die Bc-'
waffnung der Armee unzureichend ist und dass insbesondere Offensivwaffen fehlen. Die Gegner gruben sich dann an den Hauptfronten fest. Franco zog wertvolle Kräfte nach dem Norden ab, errang hier einen»Sieg*, obwohl ihn die Tapferkeit der Basken und der Asturier zwang, ungeheure Mittel einzusetzen. Der unerwartet lange und heftige Widerstand, den die Republikaner im Nor­den auf einem von vorneherein verlorenen Posten leisteten, schaffte der republikanischen Armeefüh­rung einen entscheidenden Zeitgewinn: während es der republikanischen Leitung durch die Abkommandierung von Francotruppen nach dem Norden erleichtert worden war, die Hauptfronten zu hallen, wurde im Hinterland die Durchorga­nisierung der republikanischen Armee vollendet. Die Kriegsindustrie wurde auf Höchstleistung ge­bracht, die Armee wurde motorisiert, die Flug­waffe und die Tankwaffe auSgebaut, die Artillerie ergänzt. Neue Rekrutierungen füllten die Armee auf, aus der planmässig und erfolgreich störende politische Einflüsse entfernt wurden. Erst vor wenigen Wochen hat der Verteidigungsminister Prieto die Abschaffung der politischen Kommis­säre verfügt. Der Zeitgewinn, den die für die Republik   optisch sehr verlustreichen Kämpfe im Norden bedeutete, war vor allem ein militärischer Kraftgewinn. DaS haben Kenner der spanischen  Verhältnisse immer gewusst und gesagt, und ihre Ansicht wurde jetzt durch den Sieg von Teruel   be­stätigt. Dass der Bürgerkrieg solange dauert, ist kein Zeichen für die Schwäche der Republik  , sondern eher ein Beweis für die Schwäche der Faschisten. Deren militärische Ueberlegenheit war früher so gross, dass man sich kaum erklären kann, wie sie das Kunststück zuwege brachten, die militärisch schwache Republik nicht zu besiegen, obwohl doch Franco auch italienische und deutsche Unterstützung hatte. Die spanische Republik hat mehr Zeit als die spanischen   Faschisten! Ihre militärische und politische Kraft wächst, während jene der Faschisten abnimmt. Es ist bemerkenswert, dass die Offensive von Teruel   die erste war, die mit motorisierten Abteilungen durchgeführt wurde. Der gleichzeitige Zangenangriff vom Norden und vom Süden her, der grosse Verbände der Verteidiger ganz einfach abschnitt, kam so schnell und so überraschend, dass der Erfolg um so sicherer war, als es eine Folge der gesteigerten Disziplin in der republika­nischen Armee! gelungen war. das Geheimnis der AngriffSvorbereitungen bis zum letzten Augen ­
blick zu wahren. Das war bei früheren Offensiv­stössen, insbesondere aber bei* dem Kampfe um Brunete, nicht erreicht worden. Bei Teruel   han­delte es sich aber auch nicht um einen Angriff iso­lierter Verbände, sondern um die Erfüllung eines vom Generalstab sorgfältig, ausgearbciteten PlanS, welcher der strategischen Kunst des jungen Generalstabschefs Rojo   alle Ehre macht. Man hatte bei diesem Angriff mft allen Möglichkei­ten gerechnet, auch mit der Möglichkeit von Ge­genangriffen im Rücken der vorstoßenden Trup­pen. Diese Gegenangriffe wurden aufgefangen, wodurch die Zernierung TeruelS und die schliess­liche Eroberung der Stadt ermöglicht wurde. Der spanischen Republik haben in den letzten Wochen grosse BerpflegungSschwierigkeiten ge­droht. Aber die Sorge ist jetzt nicht mehr so bren­nend wie etwa zu Ende Oktober. Die Blockade- Ankündigung Francos hat sich als großsprecheri­scher Bluff erwiesen. Die RegierungShäfen wer-
Der amtliche Frontbericht Barcelona  . Ag. Esp. Das BerteidigungSmini- sterium gibt unter dem 23. Dezember bekannt: In de» erste» Morgenstunden find die letz­ten Rebellenstellungen in Teruel   gefallen, im neuen Friedhof bei Santa Barbara   und Elman- snelo. Unsere Truppen beherrschen die ganze Lpe- rationSzone. Mittwoch abends ist eine Kompagnie Maschinen- Gewehrschützen, Donnerstag eine
den nach wie vor von Lebensmittelschiffen ange­laufen.'Es fehll an Milch und Fleisch, alle an­deren Lebensmittel sind in zureichenden Mengen vorhanden. Die Verpflegung der Bevölkerung ist also sichergestellt. Die Moral der Republikaner  ist im Hinterland und an der Front unerschüttert, der Wille zum endgültigen Sieg ist lebendiger denn je. Der Erfolg von Teruel   wird diesen Siegeswillen nur noch steigern. Man darf die begründete Hoffnung haben, dass Spanien   keine dritte Kriegsweihnacht erleben wird, sondern dass die nächsten Wochen und Monate im Zeichen weiterer Siege der republika­nischen Truppen stehen werden. Die Waag« des Sieges neigt sich der Republik   zu. Daran können auch etwaige örtliche Misserfolge und Rückschläge nichts ändern.- Spaniens   Volk blutet seit käst anderthalb Jahren für seine Freiheit. Es wird nicht vergeblich geblutet, nicht vergeblich gekämpft I haben. K. K.
Kompagnie Infanterie von den Rebelle» zu uns übergegangen. Die Truppen, die Teruel   im Sturm genommen haben, räumten mft den letzten Rebel» lcnnestern im Stadtinnern, im Seminar und im Zivilgouvernement auf.' Donnerstag nachmittags waren bereits drei Viertel der Zivilbevölkerung von Teruel   aus der Stadt auSgezogen. Einige Rebellen führer, die sich unter der Zivilbevölkerung befanden, find isoliert worden. Bon Barcelona ist eine Kara­wane mit Lebensmitteln und Kleidungsstücken für die Zivilbevöllerung unterwegs. ArveitS-«nd Wohlfahrtsminister Avuade leitet daS Fürsorge­werk von hier aus. Rebellenflugzeuge warfen Bomben auf Puebla deBalverde» wo zahl­reiche Flüchtlinge, Frauen und Kinder, Schütz ge« funden habe«. Glücklicherweise hatte der Mord­anschlag keine Folgen. Entlarvter Faschistenschwindel Paris.(Ag. Esp.) Auf eine telegraphische Anftage hat der spanische Botschafter vom Ver­teidigungsminister Prieto aus Teruel   die Ant­wort erhalten, dass an der Meldung, die Rebellen unter General Aranda   hätten ihre verlorene Stel­lung LosmoroneS wiedererobert, kein wahres Wort ist. Der Minister fügt hinzu, dass keine der vor der Einnahme Teruels von der Vollsarmee besetzte Stellung wieder an den Feind gefallen ist, und dass alle seine(des Feindes) Anstrengungen völlig gescheitert sind.
««« Zehn Kilometer hinter Teruel  ! Säuberung In der eroberten Stadt Bareelona. Nach den auS Teruel   vorliegende« Berichten wurden dort auch die letz­ten Rrbellennester auSgeräumt. Der hartnäckige Widerstand, den die versprengten Teil« der Be­satzung in vereinzelten Gebäuden leisteten, ist darauf zurückzuführen, daß es sich bei ihnen nicht um rekrutierte Soldaten handelt von diesen ist ein erheblicher Teft zu den Republikanern übergegangen, sondern um Phalangisten, die wahrscheinlich annehmen, daß sie keine Gnade zu erwarten haben. Die gesamte Besatzung Teruels war etwa 10.800 Mann stark, davon wurden bisher gegen 5000 Mann gefangen, ein großer Teil der Rebellentruppen fiel in den Kämpfen. ES konnte sich also bei den letzten Widerstandsnestern nur um versprengte und klei­nere Gruppen handeln, so daß die Annahme, es könnte sich hier in Toledo   die Geschichte oes AlcazarS von Toledo   wiederholen, vollkommen abwegig ist. Die faschistische Propaganda will allerdings den Berlust von Toledo   nicht zngeben und kann eS auch nicht, eS würde sonst daS gauze von ihr aufgebaute Lügengebäude zusammenstürzcn, in dessen Schutz die Rebellengenerale leben. Die Front befindet sich zehn Kilometer von Toledo   entfernt und man weiß, daß sich für die Rebellen der Weg zieht... Ihre Angriffe, im Rordwesten von Teruel  , die einen Durchbruch der republikanischen Front zum Zwecke einer Befreiung der in Toledo   eingeschlossenen Besat- zungSreste bezweckten, kamen nicht nur zu spät, sondern wurden auch alle abgeschlagen.
Mr laßt den Armen schuldig werden... Ton Margarete Neumann
Marion und Adele schliessen einen Liebes- pakt, dem keine Eheversprechungen vorausginzen oder folgten. Adele fragt nach solchen Dingen nicht. Marion berührt das Thema. Einmal müsse man davon sprechen. Einmal werde ich reisen müssen ». hinaus... in di« Welt... »Ja, Geliebter, ich weiß, dann wirst du mir schreiben, ich werde immer bei dir sein, alles mit dir erleben!* Marion erschrickt über die Tiefe die­ser Liebe. Er küßt ihre Augen, ihren Mund. »Mein Mädel! mein liebes» fleines Mädel!* Nachher lebt Dele nur noch der Erinnerung. Zärtliche Briefe kommen, voll des Dankes an die schöne Zeit. Dann verstummen auch diese Boten de» Gedenkens an die Vergangenheit. Die Jnflatton fraß alle Ersparnisse. Adele musste irgendwie versuchen durchzukommen, wollt« sie nicht durch Selbstmord, wie viele andere, daS Leben abschliessen. Nichts als einige Möbelstücke, die Keram« Modelle und daS Türschild:Adele Brrgner, Kunstgewerblerin* erinnern an daS frühere Leben de» alternden Mädchen». Geft Jahren ist Del« Heimarbeiterin, sie nähte, was sie gerade zugeteilt bekam, Schürzen, Unterhosen, Bauchbin­den, das aber taten nur die Hände. Im Kopf, tief drinnen, modellierte sie, hielt Zwiegespräche mit Marion. Rur   diese Zweispaltung ihres We­sen» ließ sie da» erbärmliche Leben ertragen. Längst ist sie ein« der ärmsten Proletinnen, fand weder den Weg zu einer politischen, noch gewerk« jchaftlichen Organisation. Sie selbst merkte nichts I
von dem Unterschied, der sich in ihrer gesellschaft­lichen Stellung vollzog. 'Dele Bergner, Kunstgewerblerin!* ja, und nicht» anderes. Dann kam wieder ein kleiner Auf­stieg. Die FirmaWollheim", der sie früher Modelle lieferte, erinnerte sich an sie. Statt Un­terwäsche, näht Adele nun Felle, manchmal be­kam sie den Auftrag, ein Modellstück zu liefern. Versuche der vielen anderen Heimarbeiterin- nen der Firma Wollheim, Adele Bergner zu be­wegen, sich der Interessengemeinschaft anzuschlie« hcn, scheiterten an dem Unverständnis Adele», an ihrer Furcht vor jeder Art Kollektivismus. Dem schweren Schicksalsschlag, der sie dann gerade an dem Tag ttaf, als sie selbstzuftieden und stolz auf ihren Erfolg bei Wollheim», in die Einsamkeit ihrer Stube flüchtete, stand sie deshalb völlig emsam, hilflo» und innerlich gebrochen gegenüber. Hilfe! Von der nahen Turnruhr schlägt es zwölf­mal. Der Westwind trägt den Schall über die Dächer der Stadt, durch die schmale Gaffe, bis in Adele Bergner» Stube. Gleichzeitig versucht ein kecker Sonnenstrahl der Wintersonne in den Raum einzudringen, wo das Mädchen, im Traume lächelnd, entrückt der Gegenwart, fried­lich schläft. Es ist Hochsommer. Grinzing  ! Noch einen Schluck, Del«!* Ich bin ja schon beschwipst Liebster I* «Deine Augen leuchten so schön, Dele!" Marion, küsse mich!" Und wie wundervoll du in dem Tape aus­siehst, Liebling!" Eape?? Ich? Im Hochsommer? Du trämnst wohl, Liebster?" Sieh, da» herrliche Silbergrau in deinem Haar! Ich muß es küssen!" Nicht doch! O, Marion! Sieh dort die
grauen Wollen es donnert schon, ich fürchte mich so!" Bumbumbum! Adele hat Angst vor Gewitter, selbst im Traum. Bor Angst erwacht sie, sitzt auf: Bumbumbum! HiIfel Hilsei Adele schaut um sich. Träumt sie noch im­mer? Um Christi willen, nein, gellende Hilferufe sind deutlich vernehmbar. Wer ruft? Adele ist aufgesprungen. Entsetzt steht sie, horcht. Ja, dort, von Weiler» Wohnung muffen die Rufe kommen. ,4?ilfe! Hilfe!" dann nichts mehr. Adele steht noch ein Weilchen, lauscht, kein Laut mehr dringt an ihr Ohr. Da faßt sie den Entschluß, sich um nichts mehr zu künunern. Was geht das mich an? Wer weiß, wen der Alte wieder mal bei sich hat! Kümmere ich mich darum, weiß Gott  , muß ich vielleicht als Zeugin vor Gericht aussagen." Adele geht leise in die Nische, holl verschie­dene» Material. Beginnt die mitgebrachten Felle zu sortieren. Jetzt sitzt sie an der Wand, dicht an der Tür, die auf den Korridor führt. Noch schlägt da» Herz ungleichmäßig, die unverhoffte Störung aus dem tiefen Schlaf ist noch nicht überwunden. Es ist doch hellichter Tag! Kein Mensch dringt um diese Zett in eine Wohnung ein! Es ist also wirklich nurTratsch", was die Nachbar­schaft über Weiler verbreitet, er nimmt Burschen in seine Wohnung." So tröstet sich Adele und die fllnken Finger fassen nach der übernommenen Ware. Die ist kostbar, bevor sie verarbeitet wird, will Adele prüfen, ob sie nicht schadhaft ist. Beschädigte Felle sorttert sie aus, legt sie beiseite. Nachdem sie diese Vorarbeit erledigt hatte, erhebt sie sich, will das Mittagmahl aufwärmen. Kaum nähert sie sich einen Schritt dem Tischchen, wo der Spiri­tuskocher steht, zuckt sie zusammen. Ganz deutlich vernimmt sie ein Geräusch, als ob ein« Tür ge­öffnet oder geschloffen würde, dann ein Rascheln.
als ob jemand die Mauer im Vorbeigehen streife. Adele ist nervös, sie weicht zurück, unheimlich ist ihr zumute.«Ich bin überarbeftetl Was ich mir alle» einbilde I" tröstet sie sich. Sie lauscht wie­der, e» ist alles ruhig, ftiedlich, nur der Wecker tickt aufdringlich laut. Adele beruhigt sich, nimmt sich vor, die Nervosität zu überwinden. Bald riecht es in der Stube nach Sauerkraut. Hungrig, aber ohne Appetft ißt Adele, dabei gewohnheits­mäßig hastig, den Mahlzeiten widmet sie wenig Zeit. Gott   im Himmel!" Wieder erschrickt Adele. Wer rumort denn schon wieder nebenan? Man kommt ja nicht zur Ruhe, ist denn der Alte heute ganz besessen?" Der Aerger über den Nachbar gibt Adele den Mut, den die aus dem Schlaf jäh Erwachte vorhin nicht hatte. Adele geht energisch zur Tür, enffernt die Sicherheitskette, öffnet und schaut - hinüber. Weilers Türe ist nur angelehnt, Adele bleibt vor ihrer Türe stehen, ruft aber laut: »Herr Weiler! Herr Weiler l* Kein« Antwort, aber Schritte nähern sich. »Pst! Machen Sie keinen Lärm, kommen Sie herein!" antwortet die Binder. Sie kommt aus der Wohnung Weilers, faßt Adele beim Arm, zieht das Mädchen mit zurück in Weilers Küche, durch das Zimmer in«ine kleine Kammer. Adele will schreien, so unheimlich erscheint ihr die Bin­der, keinen Ton bringt sie über die,Lippen. Die Binder aber lacht. Ihr Finger spielen mtt Geld­stücken. Wie ein kleines Kind schaut sie auf die Münzen. Eine Handvoll reicht sie Adele. Die wehrt ab, die Münzen fallen auf den Fußboden. Jetzt lenken die rollenden Geldstücke des Mädchens Blick auf sich. Alles wankt rings um Adele, di« Kammer dreht sich, der Boden schwantt: »Mord! Hilfe! Hilfe!" ^Fortsetzung folgte