Nr. 303
SamStag, 25. Dezember 1937
Sette 11
»MM M WM Die Tschechoslowakei  in der Weltproduktion (b) Vergleichen wir die Gestaltung der in« dustriellen Produktion der Welt und der Tsche­ choslowakei   in der Perwde seit 1929 bis Mitte 1937, so ergibt sich das folgende Bild: Es be­trug der Index der Industrieproduktion:
Well ahne Lowjctrußlaud Xf<üe4«fl«Mlei  
1929
100
100
1930
86,3
89,2
1931
74,8
80,7
1932
63,0
63,5
1933
71,3
60,2
1934
77,0
66,5
1935
85,2
70,1
1936
95,4
80,2
Juni 1937
106,2(Mai)
98,7
Aus dieser
Gegenüberstellung
des indu-
striellen Produktionsindex der Welt den wir der vom Völlerbund herausgegebenenWeltwirt« schaftlichen Uebersicht" für 1936/37 entnehmen . mit dem der Tschechoslowakei   geht hervor, daß sich der Rückgang der industriellen Produktion in unserem Staate bis zum Jahre 1931 in lang­samerem Tempo vollzog als im Wrltdurch» schnitt. In jenem Jahre lag die Industrieproduktion der Tschechoslowakei   um 19,3 Prozent unter dem Stand von 1929, während die Industrieproduk­tion der Welt bereits um 25,2 Prozent ringe« büßt hatte. Im Jahre 1932 liegt die Index­ziffer der tschechoslowakischen Industrieproduk­tion nur unbedeutend unter dem Weltindex. Erst vom Jahre 1983 ab bleibt für die folgenden Jahre die industrielle Erzeugung unserer Wirt­schaft weit hinter dem Wettdurchschnitt zurück. Der größte Abstand wird im Jahre 1936 erreicht. Mit einem Produktionsinder von 80,2 ist die tschechoslowakische Jndustrieerzeugung im Jah­resdurchschnitt 1936 noch um 19,8 Prozent vom Stand des JahreS 1929 entfernt, wäh­rend die Jndustrieerzeugung der Welt nur noch 4,6 Prozent aufzuholen hat. In den ersten Monaten des Jahres 1937 konnte die Industrie unseres Staates ihre Erzeugung über den Welldurchschnitt auSwetten. Im Mai betrug der Wettindex 106,2, der der Tschecho­ slowakei   101,2. Der Unterschied betrug demnach in diesem Monat nur noch 5. In den späteren Monaten verzeichnet unsere Jndusttieerzeugung wieder einen leichten Rückschlag, doch dürfte auch der Weltindex der Industrieproduktion sich kaum wesentlich weiter erhöht haben. Innerhalb- der. bedeutenden europäischen  Staaten rangiert nach der Annahme der industriellen Produktion vom Jah­resdurchschnitt 1936 bis Mitte 1937 die Tsche­ choslowakei   an dritter Stelle. Ihr Produk- tionLindex ist in dieser Zeit von 80,2 auf 98,7, also um rund 23 Prozent gestiegen. Nach der Völlevvunds-Statistik erhöhte sich der Produk- twnsindex: in Oesterreich   von 81,0 auf 112,0 oder um 40 Prozent, in Holland   von 71,9 auf 102,5 oder um 42,5 Prozent» in Deutschland  von 106,3 auf 118,1 oder um 11,1 Prozent, in Schweden   von 129,0 auf 142,0 oder um 10 Pro­zent, in Dänemark   von 124,0 auf 134,0 oder um 8 Prozent, in England von 116,2 auf 125,5 oder um 8 Prozent, in Belgien   von 87,1 auf 90,8 oder um 3,7 Prozent und in Frankreich   von 70,3 auf 72,4 oder um 3,4 Prozent. Also nur Oesterreich und Holland   konnten in den ersten sechs Monaten des laufenden JahreS das Tempo des tschechoslowakischen JnduftrieaufschwungS überholen, wobei noch zu berücksichtigen ist, daß Holland   bis Ende 1936 noch weit zurückgeblie­ben war. In den einzelnen Produkttonsgebieten ist durch den Rückgang in den Krisenjahren und durch die ungleiche Intensität des Konjunktur- aufschwunges eine Veränderung des Anteils der tschechoslowakischen Produktion an der Wettpro­duktion festzustellen. So hatte die Stein­kohlenproduktion der Wett im Jahre 1929 1 Milliarde 329 Millionen Tonnen be­tragen. Die Tschechoslowakei   förderte im gleichen Jahre 16.521.000 Tonnen, so daß ihr Anteil an per Weltförderung im Jahre 1929 rund 1,2 Prozent betrug. Im Jahre 1936 bettug die Weltproduktion 1.234,900.000 Tonnen, die tschechoslowakische Produktton 12,850.000 Ton­nen. Die Weltproduktion konnte sich dem Stande von 1929 mehr nähern als die der Tschecho­ slowakei  , so daß deren Anteil auf 1 Pro« zent im Jahre 1936 zurückging. Noch stärker ist der Anteilverlust an der Weltförderung von Braunkohle. 1929 wurden insgesamt 230,2 Millionen Tonnen Braunkohle gefördert, dagegen 1936 222,2 Millionen Ton­nen. Die Weltförderung war demnach nur noch um 8 Millionen Tonnen niedriger. Die Braunkohlenförderung der Tschecho­ slowakei   aber ist von 22,6 Millionen Tonnen im Jähre 1929 auf 16,1 Millionen Tonnen im Jahre 1936 zurückgegangen. Sie bleibt damit noch um rund 25 Prozent hinter 1929 zurück und ihr Anteil an der Wcltförderung ist ungleich tiefer als im letz­ten Hochkonjunkturjahr. Bemerkenswert ist auch die Gegenüberstellung der tschechoslowakischen und der Weltproduktion in Rohstahl und Roheisen. In Rohftahl wurde 1936 von der Weltproduktton mit 119,9 Mil­lionen Tonnen fast die gleiche Höhe erreicht wie
1929, wo sie 121,9 Millionen Tonnen b,etrug. In der Tschechoslowakei   liegt jedoch im Jahre 1936 die Produktion.mit 1,6 Millionen Tonnen noch um etwa 28 Prozent niedriger als im Jahre 1929, wo sie 2,2 Millionen Tonnen erreichte. Bei Roheisen konnte sich die'Weltproduktion 1936 wieder bis zu 90 Prozent dem Stande von 1929 nähern, während die tschechoslowakische Produktion erst 70 Prozent jenes Standes er­reicht hat. Obwohl gerade die Roheisen- und
Rechtsunsicherheit< Immer wird die Bedeutung des Handels- vertreters hervorgehoben, dem als Mittler im in» ternationalen Güteraustausch eine wichtige Auf­gabe zukommt. Die Heranbildung geeigneter Per­sönlichkeiten, die mtt den nötigen Branchenkennt­nissen ausgestattet, recht viele Fremdsprachen be­herrschen sollen, um in den Auslandsstaaten un­sere tschechoslowakischen Jndustrierzeugnisse im ge­steigerten Umfange an den Mann zu bringen, wird dabei immer wieder zum Ausdruck gebracht. Dieses Verständnis läßt jedoch bisher auf sozialpolitischm Gebiete stark zu wünschen übrig. Würdigt die Arbeitgeberschaft die ungemein ver- antworttiche Funktion des Handelsvertreters? Trägt die Gesetzgebung der Bedeutung der Han­delsvertreter im Wirtschaftsleben zufriedenstellend Rechnung? Die Wirtschaftspiloten sind Stiefkinder unserer Gesetzge­bung. Unsere Behörden beurteilen die Tätigkeit der Geschäftsreisenden noch aus der Vorkriegs­zeit und haben die längst vollzogene Struktur­wandlung im Verhältnis des Vertteters zu seinem Hause nicht erfaßt. Die Tendenz, das Geschäfts­risiko auf die Schulter des wirtschaftlich schwä­cheren Handelsvertreters abzuwälzen, macht sich immer stärker fühlbar. Die sogenannte»Mitnahme" der Vertte« tung bürgert sich immer mehr ein, wobei Reisende mit eigenem Auto gesucht sind. Abge­sehen davon, daß der Vertreter für die Auwspe­sen, also für Benzin, Reparaturen, Reinigung, Abnützung usw. selbst aufzukommen hat und alle durch die Reisetätigkeit entstehenden Ausgaben für Hotelübernachtung und Verpflegung wochenlang aus eigenen Mitteln bestreiten muß, ja unter Um­ständen mehrere Monate warten darf, bis er auf­grund hereingebrachter Geschäftsausträge die erste Provisionsabrechnung zu Gesicht bekommt, erlebt er zumeist die grötzte Ueberraschung, sofern er beim Abschluß seines Vollmachtsvertrages als Generalvertreter" oder»Reisechef" Titel sind billig und verpflichten zu nichts nicht die ent­sprechende Vorsicht walten ließ. Die ungerechtfertigte Kürzung der Pcovi- .swnsabrechaung des»Außenministers" des Hau-. scS, die Verweigerung von Zuschüssen zur JahreS«, karte oder zu den vorher aus eigenen Barmitteln verausgabten Reisespesen vermag nur der zu be­urteilen, der selbst, wenn auch nur vorübergehend, als Vertreter tätig war. Unter dem Deckmantel der Freizügigkest desselbständigen Kaufmanns" hat sich im Bertreterberufe ein A u s b e u- tungssystem breit gemacht, das nach Beseiti­gung schreit. Auf dem Umwege über das Del­kredere wird versucht, das Arbeitgeberrisikö auf den Vertreter zu überwälzen, der auch sonst dem Hause für dieBonität" des Kunden haften soll. Der Unternehmer entschlägt sich jeder wie immer gearteten Verpflichtung, fordert aber von dem angeblich selbständigen Kaufmann, der sein »Repräsentant" beim Kunden ist und den er mit der Legitimation der Handelskammer als seinen bcvollnlächtigtenHandelsvertreter" ausstattet, tunlichst tägliche Berichterstattung, intensive Be­arbeitung des Kundenkreises und strengste Wah­rung aller Geschäftsgeheimnisse. Wehe aber dem Handelsvertreter, der zu­fällig krank wird oder den ein unvorhergesehenes Unglück ereilt. Da wie unsere Verwaltungs­behörden so schön sagen- in seinem Falle kein Verhältnis der Unterordnung und Gebundenheit vorliegt, weil in der ausgestellten Legitimation der Handelskammer, in der täglichen Berichter­stattung, in dem Verkauf nach vorgeschriebenen Preisen, in der Wahrung der Geschäftsgeheimnisse» in der Regelung der Reklamationen beim Kunden und in ihrer ständigen Bearbeitung kein Bestand
Rohstahlproduktion in der Tschechoslowakei   in den ersten acht Monaten des laufenden Jahres stark angestiegen ist, ist doch eine wesentliche Aenderung im Verhältnis zur Weltproduktion nicht zu verzeichnen, da auch die Weltziffern eine beträchtliche Erhöhung erfahren haben. Gegen­über dem ersten Halbjahr 1936 verzeichnet aller­dings die Tschechoslowakei   im ersten Halbjahr 1937 von allen Rohstcrhl erzeugenden Ländern mit 57,1 Prozent die stärkste Zunahme.
ler Handelsvertreter eines Dienstverhältnisses erblickt werden kann, da der Vertreter über die Zusam­menstellung der Reiseroute selbst zu disponieren vermag und nur im Provisionsbezuge steht, also damit gestraft ist, daß ihm sein Arbeitgeber kerne festen Bezüge zu«eben gewillt ist, hat er keinen Anspruch auf Anerkennung des Angestelltenrechtes, keinen Anspruch auf Entgelt im Erkrankungsfalle, auf Krankengeld, auf Arzt und Medikamente aus einer öffentlich-rechtlichen Versicherung, keinen Anspruch auf Urlaub, noch weniger auf dessen Be­zahlung, keinen Schutz vor ungerechtfertigter Entlassung, kein Klagerecht vor dem Arbeitsge­richt, keine Hoffnung, im Falle eingctretener Be­rufsunfähigkeit Anspruch auf Invaliden- oder Altersrente erheben zu können, weil nun, weil eben kein Verhältnis der Unterordnung und Ge«
Wirtschaftliche Englische   Erfahrungen In derHospodärstä Politika" befindet sich ein Auffatz von Milos S t ä d n k k, in welchem dieser die Maßnahmen beschreibt, welche in den englischen Notgebieten distrast areaS zur Bekämpfung des Notstandes der industriellen Massen angewandt werden. Wir geben einiges auS diesem Artikel nachstehend wieder, da ja dieses Problem auch bei uns sehr aktuell ist, und wrr allen Grund haben, aus den englischen Erfahrun­gen zu lernen. Das Problem der von der Wirtschaftskrise besonders arg betroffenen Gebiete ist noch nicht gelöst. Es hat sich zwar infolge des Wirtschafts­aufschwunges vereinfacht, aber es bleibt noch immer, da eS sich gezeigt hat, daß eS nicht über­all zu einem wirklichen wirtschaftlichen Auf­schwung gekommen ist. Gerade aus diesem Grunde erfordert das Programm unsere Aufmerksamkeit. Dabei ist zu beachten, daß jedes Notgebiet eine besondere Physiognomie hat. Vergleichen wir etwa Nord- und Südböhmen  : Hier Mangel an Kapital'und Ausfuhr von Arbeitskraft, dort ge- njiaend. KApital,.u»K.Mapgel an qualifizierten Arbeitern. Gewisse. Umstände sind. jedoch. Men Notgebieten gemeinsam, wie die englische Erfah­rung gezeigt hat. Was hat man in England getan? Im De­zember 1934 hat ein besonderes GesetzSpezial Areas Bill" zwei Kommissäre mit großen Voll­machten eingesetzt. Der Bericht des Kommissärs Sir Malcolm Stewart lautete, daß die Arbeitslosigkeit insolange nicht bedeutend abnehmen wird, solange es nicht zur Gründung neuer Unternehmungen und zur Erweiterung bereits bestehender Industrien kommen wird. Auf Grund dieses Berichtes wurde im Jahre 1936 eine eigene Gesellschaft eingesetzt, um klei­nen Unternehmern, welche sich in den Notgebie­ten(Südwales  , Durham   und Tyneside, West Cumberland, mittleres Schottland  ) festsetzen wollen, finanzielle Hilfe gewährt, soweit sie nicht Bankkredit auf normalem Wege erhalten. In dieser wurde die Gesellschaft unter­stützt durch den sogenannten Nuffield Trust, wel­cher 43 industriellen Unternehmern eine finan­zielle Aushilfe von 1,346.000 Pfund Sterling gewährte. Im März 1937 wurde das Gesetz noch vervollständigt und es wurde den Kommissaren möglich gemacht, Darlehen zu gewähren, welche die Mieten für die neugegründeten Unternehmun­gen, die Gebühren und die Steuern auf die Dauer von fünf Jahren decken sollen. Außerdem wurde der Regierung empfohlen, den betrefefnden Unter­nehmern den Wehrbeittag zu erlassen. Das eng-
bundettheit, kein Dienstverhältnis vorliegt» dos allein zur Anmeldung bei der Pensions  - ustd Krankenversicherungsanstalt berechtigen lvürde. Kurz für ihn gibt eS keinerlei sozialen Schutz, wogegen sein Haus ihm gegenüber das Recht auf Ausbeutung in unbeschränktem' Umfange hat. Nach der gegenwärtigen Rechtslage stehen in der Praxis dem Unternehmer alle R e cht e, dem Handelsvertreter dagegen alle Pflichten zu. Im November hat das Subkomitee des so- zialpolittschen Ausschusses zu dem von den frei­gewerkschaftlichen Reisendenverbänden(der Union  der Geschäftsreisenden im EBP und dem Bunde der Vertteter und Reisenden im AAB, Allgemei­nen Angestelltenverband, Reichenberg) vor zwei Jahren überreichten Gesetzentwurf des Geschästs- reisendengesetzes Stellung genommen. Obgleich die Vertteter der ffchechischen Gewerbepartei und der Nationalen Vereinigung die Dringlichkeit dieses Gesetzes verneinten, hoffen die Geschäftsreisenden und Provisionsvertreter doch, daß ihrem Verlan­gen enffprochen und mit ihrer bisherigen Recht­losigkeit Schluß gemacht wird. Die zuständigen Be­rufsverbände der Handelsvertreter erwarten, daß die breite Oeffentlichkeit, vor allem aber alle werk­tätigen Kreise, das nur allzu berechtigte Begehren einer Berufsgruppe unterstützen, deren arbeits­rechtliche Sicherstellung tim Gesamtinteresse der tschechoslowakischen Wirtschaft und damit auch des Staates gelegen ist. E. F, Plohs.
Notgebiete
lische Schatzamt selbst wurde ermächtigt, Darle­hen in der Höhe von zwei Millwnen Pfund Ster­ ling   zu gewähren, wovon bisher 532.500 Pfund ausgezahlt wurden. Außerdem wird die Bürg­schaft für Darlehen gewährt, und zwar bisher im Betrage von vier Millwnen Pfund. Nach Mit­teilungen des Wirtschaftsberaters der englischen  Regierung, Lord Portal, wurden bisher durch die Tätigkeit zweier GesellschaftenTrading estantes Companies" in den Rotgeviete« 25 neue Fabriken errichtet, 56 find im Bau und 6 werden vorbereitet. An Stelle von Sir Malcolm Stewart als Regierungskommissär für die Notgebirte ist in letzter Zeit Sir George G i ll e t getreten. Die­ser berichtet, daß die Zahl der ArbeitSwsen in den Notgebieten im Dezember 1934 348.992, im September 1937 210.608 betragen hat. In dieser Zeit ist die Anzahl der Arbeitslosen in den Notgebieten demnach um 38.8 Prozent gesun­ken. Dem hält nun der Verfasser des Artikels in der Hospodätskä Politika" entgegen, daß in 22 Beziäen Böhmens  , in welchen mehr als 80 Prozent Deutsche   wohnen, die'Arbeitslosigkeit' im Dezember 1984 l39.560, i'm'September' 1937 aber nur 66.817 betragen hat. DaS war also ein Rückgang von 52.3 Prozent. Wenn auch der Rückgang der Arbeitslosig­keit in den deutschen   Gebieten der Tschechoslowakei  in den letzten Jahren unbezweifelbar ist, und il Kampfe gegen die Arbeitslosigkeit auch hier be deutende Erfolge errungen wurden, so gibt eS doch noch ganze Gegenden, in denen der Auf­schwung wenig fühlbar wird und in denen man die Erfahrungen des englischen Wiederaufbaues, der vor allem in der Schaffung von neuen In­dustrien,svBerettstellung des Kredit- hiefür und Gewährung besonderer Begünstigungen liegt, ver­werten könnte. Rationalisierung und Angestellte In der ZeitschriftWeg der Wirtschaft" be­faßt sich S. A. Hauser mit den Wirkungen der Rationalisierung auf die Angestellten. Er ver­öffentlicht eine Statistik, die interessant ist. Es handelt sich hiebei um die Anglobank, in der Ende 1932 1147 Böamte und 335 Skontisten, im August 1937 aber 1026 Beamte und 870 Skon­tisten angestellt gewesen sind. Während sich also die Anzahl der Beamten um 10.5 Prozent ver­ringert hat, ist die Zahl der Skontisten um 10.4 Prozent gestiegen. In derselben Nummer die­ser Zeitschrift findet sich auch ein Aufsatz von Alfred WerreWas geschieht mit den älte­ren Angestellten?"
Die Locarno  -Katze Paris.  (MTP) Vor einigen Tagen^erstarb in Paris   der Inhaber eines»zoologischen" Ge­schäftes, Leon Camouche. Derlei Geschäfte gibt es in Paris   eine ganze Menge, und sw sind vor allem am Seine-Kai gegenüber dem Justizpalast konzenttiert. Hier kann man Tauben, preisge­krönte Hennen, Karnickel, Kanarienvögel, Hunde und Katzen kaufen von den Aquarien ganz zu schweigen. Die Kundschaft setzt sich in der Regel aus dem Mittelstand zusammen, aus Portiers­frauen und alwn Tanten, die sich hier ihre Lieb­linge hown. Aber Zion Camouche hat es seiner­zeit fertig gebracht, in seinen Laden Fremde und Staatsmänner anzulocken. Eine Zettlang gab eS eine wahre Pilgerfahrt dorthin, und vor fünf­zehn Jahren waren alle Zeitungen voll von Bil­dern, die nicht nur den Laden und Löon Camouche, sondern vor allem die-Locarno  -Katze" zeigten. Damit hatte eS eine besondere Bewandtnis. Unmittelbar nach der Locarno  -Konferenz kam eine Anekdote in Umlauf, von der böse Zungen behaup­ten, daß sie Lion Camouche selbst erfunden hat. Da aber die historische Unterredung zwischen Briand   und Stresemann   tatsächlich unter vier Augen vor sich gegangen war, konnte man die
Richtigkett dieser Anekdote zunächst nicht nachprü­fen. Kurz gesagt handelte es sich um folgendes: Briand   und Stresemann   saßen einander gegen­über und waren von tiefstem Mißtrauen gegen­einander erfüllt. Die Verhandlungen stockten im­mer wieder, Briand   brummte in seiner Art» und Stresemann   schaute erbittert in die Luft. Schon schien es soweit, daß man ohne Resultat ausein­andergehen würde. Da plötzlich kam eine entzük- kende kleine Katze, genannt Jossie, in den Raum. Briand   begann das Tier sofort zu streicheln, auch Stresemanns Gesicht hellte sich auf, auch er sttei» chelte die Katze, und siehe da, so fanden sich die Hände beider Staatsmänner zu einem energischen Freundschaftsdruck. Die Katze hatw die Locarno  - Konferenz gerettet! Unmttwlüar nachdem diese Anekdote bekannt wurde, wurde ein geräumiger und auSgepolster- ter Käfig vor daS Geschäft von Camouche gestellt. Eine Tafel verkündete, daß dies die berühmte Locarno  -Katze Jossie sei. Sehr bald fand sich ein Amerikaner, der sie für viel Geld kaufte, und Ca- mouche beschaffte ihm sogar Dokumente, daß die Katze tatsächlich aus Locarno   stammte. Einige Wo­chen später prangte am Läden ein Brief auS Ame­ rika  , worin der Käufer bestätigte, daß die Katze auch ihm Glück gebracht habe: seine Tochter, die
an Kinderlähmung gelitten hatte, war gesund ge­worden. Und wieder einige Wochen später erschien erneut Jossie im Käfig. Jedem, der es hören wollte, versicherte Camouche, daß der Amerikaner eine Weltteise angetreten und ihm die Katze zu­rückgebracht habe. Wieder fanden sich Käufer, aber seltsamerweise gaben sie alle die Katze zurück, denn in kurzen Abständen baute Camouche den Käfig immer wieder auf. Das Tier wurde auch langsam älwr, aber eS war immer die authen­tische Jossie, und Camouche, der stolz in einem Fauwuil vor seinem Laden saß, erzählte zum hundertswn und' tausendsten Male jedem ihre Ge- schichte. Rur   ein einziger Mann ist auf dwse Ge­schichte nicht hineingefallen, und daS war Briand  . Camouche hatte nämlich eines Tages den Einfall. Briand   eine junge Katze zu schicken, von der er erklärte, sie sei die natürlich« Tochwr von Jossie. Jossw habe ihm Glück gebracht, und als Zeichen dec Dankbarkeit solle Briand   daS kleine Twr be­halten. Briand   antwortete schriftlich, daß er mit bestem Dank ablehnen müsse, da er sich erstens an keine Jossie erinnere und zweitens sich um ein« Katze in seinem Haushalt nicht kümmern könne. Camouche, keineswegs über diese Abfuhr verlegen, rahmte den Brief ein und hängte ihn neben den Käfig der Locarno  -Katze