Celft 6SamStaz, 1. Jänner 1038Nr. rDeuttchland und derAntikominterpaktUnter feierlichem Gepränge wurde vor ein!«gen Wochen in Rom der Beitritt Italiens zumAnti-Kominternpakt vollzogen. Das„dynamische" Dreieck Berlin—Rom—Tolio kündigte beidieser Gelegenheit eine gemeinsame Politik anund stellte auch anderen Ländern den Beitrittzum Antilominternpakt frei. Von der freundlichen Einladung hat noch niemand Gebrauch qe«nmcht. Die drei sind unter sich geblieben undwerden auch in Hinkunft nicht so leicht einenvierten oder fünften in ihren Bund aufnehmenkönnen. ES hat sich nämlich allmählich doch inder Welt herumgesprochen, daß die wahren Zieledes AntilomintcrnpaktcS nichts zu tun habenmit dem Aushängeschild, das sich die Firma angeschafft hat.Es fällt auf, daß Italien, das voreinigen Jahren rin FreundschaftSabkommen mitder Sowjetunion gefeiert hat, auch nach demBeitritt zum Antikominternpalt gar keine Mienemacht, feine Beziehungen zur Sowjetunion zuändern. Der heftige Lärm, von dem der Abschluß des Antikominternpaktes begleitet war,kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß Italienauch gar nicht den Willen hatte, sein Verhaltenzur Sowjetunion zu korrigieren. Die Sowjetunion aber hat, davon darf man überzeugt sein,immer weniger Grund, die ideologischen Kampf-ansagen gegen den Kommunismus als gegen sichgerichtet zu betrachten: in keinem Lande derWelt werden die Bolschewiken härter und grausamer verfolgt als in der Sotvjctunion.ES mag sein, daß es Deutschland mitseiner Kampfstellung gegen die Sowjetunion ernstwar. Als Deutschland den Antikominternpakt mitden Japanern abschloß, hatte eS seine östlichenExpansionsbestrebungen im Auge, die eö zweifellos in dem Augenblicke zu verwirklichen versuchthätte, da es im Fernen Osten zu einem Konfliktzwischen Japan und der Sowjetunion gekommenwäre. Auf die Möglichkeit, ja die Wahrscheinlichkeit eines solchen Konflikte- hat die nationalsozialistische Außenpoltik spekuliert, und der Abschluß deS Antikominternpaktes mit Japan warnur die ideologische Verschleierung deS nationalsozialistischen Machtstrebens in Osteuropa. Dienationalsozialistische Außenpolitik hat dabeiosfenbar keine andere Möglichkeit im Auge gehabtals die eines Zusammenstoßes zwischen Japanund der S o w j e t u n i o n. Sie ist durch denKrieg, den die Japaner im Namen des Kampfesgegen den Bolschewismus gegen C h i n a begannen, böse überrascht worden.Italien hat, als es dem Antikominternpakt beitrag überhaupt nicht an die Sowjetunionals Gegner gedacht, sondern an England. Eskonnte eine Beunruhigung der englischen Interessen im Fernen Osten sehr gut brauchen, um beiseiner antienglischen Mittclmecrpolitik entlastetzu werden. Eine Stärkung der japanischen Position im Fernen Osten bedeutet— so rechnetedie italienische Außenpolitik— eine Stärkungder italienischen Position in Südeuropa und inNordafrika. Italiens Beitritt zum Antikomin«rernpakt sollte osfenbar Japan in seiner Chinapolitik ermutigen. Gleichzeitig Ivar der Beitrittdarauf berechnet, dem bis dahin immer nur g e-b e n d e n deutschen Bundesgenossen, der sich indem Freundschaftöbund mit Japan sehr wenigwohl fühlte, zu beruhigen. Gangster haben manchmal ein genieinsaincs Interesse gegenüber derPolizei, auch wenn jeder in einer anderen Bankrinbrechen will. Der Antilominternpakt ist in derinternationalen Politik der Ausdruck jenes gc-meinsaikien Interesses, aber die Raubgier derdrei Partner richtet sich gegen drei verschiedeneObjekte. Und das schlimme ist, daß sie dabei einander sogar in die Quere kommen.Die deutschen Wirtschaftsinteressen im Fernen Osten sind jenen Japans direkt entgegengesetzt. Laßt China erst einmal zur Gänze— imNamen des Kampfes gegen den Bolschewismus!— durch die Japaner erobern: ihr werdet euchwundern, wie wenig Interesse das neue japanische Herrschaftsgebiet an europäischen, besondersaber an deutschen Jndustricprodukten hatl Da ist«S nur ein geringer Trost, daß auch England inMitleidenschaft gezogen würde. Italien hatsicherlich weniger Handels- und Jndustricinter«essen in China als Deutschland. Um so verwunderlicher ist die fernöstliche Selbstmordpolitik deSDritten Reiches, die eine soziale Mordpolitik anden deutschen A r b e i t e r n ist. 2m Namendes AntikominternpakteS wird den gelben Räubern das chinesische Absatzgebiet für deutsche, füreuropäische Jndustrieprodukte überlassen.Der Abschluß des AntikominternpakteS istkeine Summierung der dynamische» KräfteDeutschlands, Italiens und Japans gewesen,sondern der Zusammenschluß von Gesetzesbrechern, die angesichts der Bereitschaft der Polizeisich und der Welt ein Stückchen vorpfeifen. Sich— uni sich selber Mut zu machen, der Welt, umsie zu schrecken.Aber die Welt sieht, daß deutsche Offiziereim Generalstab der chinesischen Armee sitzen,deutsche Offiziere, die durchaus im Einvernehmen mit ihren Heimatbehörden dort sind. DieWelt sieht, wie Deutschland um eine Beilegungdes chinesisch-japanischen Konfliktes bemüht istund seine Verhandlungen anbietet. Japan reagiert mehr als sauer darauf und beruft sich beiseinen Vorstellungen in Berlin auf die Verpflichtungen, die Deutschland im Antilominternpaktübernommen hat. Deutschland kann, Insbesondere nach dem Beitritt Italiens, nicht von derPlattform des Paktes abspringen, andererseitskann es den Folgerungen nicht zustimmcn, dieJapan für seinen Chinakrieg* auS dem Paktezieht. Die nationalsozialistische Außenpolitik hatDeutschland im Zeichen deS AntibolschcwiSmnS Ineine fürchterliche Situation manövriert, die dadurch nicht angenehmer wird, daß die fernöstlicheEntwicklung auch die Bereingten Staaten vonAmerika auf den Plan rief. Dieses InteresseAmerikas läuft mit jenem Englands parallel undläßt die italienische Spekulation auf eine Schwächung Englands im Fernen Osten als Fehlspekulation erscheinen.Das deutsche Volk ist, ebenso wie die anderen europäischen Völker daran interessiert, daßdie gelbe Gefahr nicht übermächtig wird, die sichjetzt durch das Vorgehen Japans sehr vernehmlichankündigt. Aber dem Interesse deS deutschenVolkes, das auf eine gesamteuropäische Solidarität gerichtet ist, steht das Interesse deS natio«Die Politik des VatikansDer Staatsstreich Faruksformuliert wurde. Er ist nicht das letzte Wort eineskranken Mannes, sondern er kann den Wendepunktder Vatikanpolitik bedeuten, denn die Botschaft anFrankreich erfolgte nach Anhörung deS geheimenKonsistoriums der Kardinäle. Das Haupt derkatholischen Welt wollte nicht allein sein Herz erleichtern, sondern die gesamte römische Kirchesuchte nach einer Rückendeckung gegen die AchseRom—Berlin—Tokio. Die Kirche hat lange genuggezögert, lange genug versucht, auf dem Wege deSKompromisses den ihr durch die faschistische Weltdrohenden Gefahren zu begegnen. Heute bleibt derKirche keine Wahl mehr, wenn sie sich nicht selbstaufgebcn will, darum trotzt sie mit aller OffenheitMussolini, indem sie schonungslos mit dessenFreunden am Spree und Isar abrechnet. Die Beziehungen zwischen Vatikan und Quirinal sind auchsonst recht gespannt. Die Hierarchie sieht dieSchwierigkeiten des faschistischen Regimes, dieökonomische Krise, die militärischen Mißerfolge inSpanien und Aethiopien aus nächster Nähe undwas ihr lange Zeit als ein Gebot politischer Klug«heit erschien, widerstrebt ihr heute: sie will ihrSchicksal nicht länger an das Mussolinis binden.Es gibt für die Kurie jedoch auch ideologischeGrenzen, die nicht überschritten werden können.Sie kann einem Mann nicht mehr die Hand reichen, der sich zum Beschützer deS Islam proklamiert hat. Sie kann eS nicht dulden, daß die mitRom und Berlin verbündete japanische Soldateskaeine jahrzehntelange katholische Missionsarbeitzerstört. Dieser ostasiatische Konflikt, in dem derVatikan im Gegensatz zu Aethiopien und zu Spanien auf feiten des Angegriffenen und des Rechtessteht, übt auf die Haltung des Papstes einen weitgrößeren Einfluß aus, als gewöhnlich angenommen wird. Die katholischen Interessen liegen aufder chinesischen Seite, die hervorragendsten Vertreter der Chinesen nehmen dem Katholizismusgegenüber eine wohlwollende Haltung ein und gewisse diplomatische Emissäre Tschangkaischek» inEuropa sind selbst Katholiken und stehen mit Romin enger Fühlung. Vergessen wir schließlich nicht,daß PiuS XI. und Achille Ratti eine Person sind.Als die rote Armee auf Warschau heranrückte, verließ daS diplomatische Korps die polnische Hauptstadt, mit zwei Ausnahmen: der italienische Gesandte und der päpstliche Nuntius wollten die Gelegenheit benutzen, um mit den Sowjets die Fühlung aufzunehmen. Seitdem die Russen mitPeter dem Großen nach Europa gekommen sind,bemüht sich die römische Kirche, die„Orthodoxen"zurückzugewinnen. Der Umstand, daß mit demZarismus die hierarchische Spitze des östlichenChristentums wegfiel, hat diese Bestrebungen trotzdes Bolschewismus nur verstärkt. Die Entwicklung der Stalinischen Politik läßt die Möglichkeitoffen, daß den bisher unterirdisch geführten Verhandlungen eine offizielle Sanktion aufgedrücktwird. Auch dies mag ein Grund dafür fein, warumsich Rom nach allen Selten hin die Hände frei lassen will. Vor allem aber scheint man in den Gefilden des Vatikans erkannt zu haben, daß di«Kirche selbst In einer antiklerikalen Demokratieweit mehr gesichert und geachtet ist, als in denautoritären Staaten, die neue Götter auf denAltar zu heben suchen. Darum war man derMeinung, daß Paris nicht nur eine Messe, sondernsogar eine WeihnachiSbotschaft wert ist.nalsoztalistischen Regimes entgegen. In Deutschland mag eS diesem Regime gelingen, noch seineSchwierigkeiten als Erfolge und Vorteile glaubhaft zu machen. Außerhalb der Reichsgrenzenaber hat man die Möglichkeit, sich ein Urteil überdie verbrecherische und dem deutschen Volke gefährliche Außenpolitik des Dritten Reiches zubilden. Von allen moralischen Erwägungen abgesehen, aus denen heraus der japanische Raubkrieg gegen China abgelehnt werden muß, sprichtda- Lebensbedürfnis der deutschen Nation—auch der Deutschen in der Tschechoslowakei—gegen die Antikominternpoliuk des HitlerregimeS.Eine vernünftige, dem Interesse des deutschenVolkes entsprechende Außenpolitik Deutschlandsist von seinem gegenwärtigen faschistischen Regime nicht zu erwarten. Die faschistische Außenpolitik muß zwangsläufig zur Gefährdung dereigenen Volksinteressen führen. So ergibt sichauch daraus die Notwendigkeit, an dem Sturzdes nationalsozialistischen Regime- mit allerKraft zu arbeiten. K. K.Kampf gegen den König aufPartei im Kampfe für die Verfassung zu unterstützen.Neues slowakisches Tagblatt. Ab 1. Jänner1038 erscheint— in Sillein gedruckt— einneues slowakisches Tagblatt, welches keiner Partei angehört, aber eine konstruktive Staatspolitiktreiben will. Es bezeichnet sich als Blatt der jüngeren siowakischen Generation, Leiter der politischen Redaltion, die sich in Prag befindet, istDr. Rudinsktz.•Die Pariser Blätter befassen sich mit der ägyptischen Regierungskrise..Figaro" schreibt: Auch inAegvpten ist ein« Regierungskrise ausgebrochen undim Hintergrund derselben ist die Rivalitat derenglischen und des italienischen Einflusses zu bemerken. Dies geschieht einige Tagevor dem Jahrestag deS Abschlusses der englisch-italienischen Gentlemen» Agreement-. Künftighin kannniemand willkürlich daS Mittelmeer beherrschen. EinStreit im Mittelmeere könnte viel vernichten, abernicht- schaffen. Die gegenwärtige Rivalität könntenur jenen nützen, welche nicht an ihr beteiligt sind.Bis die Tatsache eindringlich genug erkannt sein wird,wird daS Mißtrauen ohne Zweifel schtvinden undeinem praktischeren Sinne weichen. Dann wird eSmöglich sein, an die Vereinbarung eine- Mittelmeer«Statuts zu denken, da- eine Garantie für die ganzeWelt darstellen wird.B. B. Paris. Der achtzigjährige, von schwerer Krankheit noch kaum genesene Träger derTiara hat zu Weihnachten seine beiden großenEnzykliken retuschiert. Mit einer Botschaft über dieLage der katholischen Kirche in Deutschland, diean Deutlichkeit nicht- zu wünschen übrig läßt, batder Vatikan jene Kampfstellung gegen den Nationalsozialismus, wie sie im Hirtenbrief»Mit brennender Sorge" formuliert wurde, noch klarer präzisiert Auf der anderen Seite wurde von der antimarxistischen Enzyklika„Divini RedemptoriS"zwar ausdrücklich nichts abgestrichen, aber eS folgtekein bittere- oder gar verdammende- Wort nachLinks mehr. Papst PiuS XI. leiht denen ein geneigtes Ohr, die von der„Politik der auSgestreck-ten Hand" sprechen und den Katholiken nicht nurWaffenstillstand, sondern ein Bündnis antragcn.In Frankreich hat Löon Blum den Katholikenin würdiger Weise die Zusammenarbeit am gesellschaftlichen Fortschritt vorgeschlagen, der Radikalsozialist Henri Guernut, prominenter Vertreterder antiklerikalsten Partei deS Lande-, empfiehltdaS Bündnis mit den„spirituellen Kräften desVatikan", der kommunistische GeneralsekretärMaurice Thorez hat auS der«Politik der au-gestreckten Hand"— ein Wort, da- auf ihn zurückgeht— ein Manöver für seine Meetings gemacht.Angesicht- der Wandelbarkeit der kommunistischenTaktil verlohnt eS nicht, bei der Katholikenpropaganda Thorez' länger zu verweilen. Die Antwortd«S Papstes hingegen verdient höchste Beachtung,sie hat ganz Frankreich in diesen Tagen tiefbeeindruckt.Ein hochbetagter Greis steht an der Fülle"einer Tage, er überblickt sein Leben und eS quältihn der Gedanke, ob er immer dort gestanden, woder Platz des wahren Christentum- gewesen ist: imäthiopischen Konflikt, im Kampfe um Spanien, imRingen deS italienischen Volke- mit den Schwarzhemden. An der Schwelle des Tode-, von physischenLeiden geplagt, läßt PiuS durch den Mund deSPrimas von Gallien den Katholiken Frankreichseine Botschaft unterbreiten, er wendet sich an da-Land und an daS Volk, das die Ideale der Gerechtigkeit und deS Friedens hochhält, er flüchtet sichan die demokratische Oefsentlichkeit mit einer Proklamation, die ergreifend ist für Christen wie fürNichtchristen und die der Hauch deS Evangelium-zu durchwehen scheint.„Vergesset nicht", so sagt dieBotschaft auS Nom,„daß Christus sich niemalsvon jenen abwandte, die ihm bittende Hände ent«gegenstreckten. Der gute Arzt verweigert seineHilfe der Hand nicht, die von Schmerz bewegt naa>ihm ruft. Der gute Hirte trägt größere Sorge unidas verlorene Schaf als um 09 andere, die in derHerde verblieben. Jawohl, man muß edel, christlich, mit unendlicher Liebe jenen, die uns von weither rufen, zur Antwort geben:„Wir grüßen Euchim Namen Christi, der Euch liebt." Nach einer kurzen Gegenüberstellung von Spiritualismus undMaterialismus fährt der Papst fort:„Wir Christen wollen da- Los derer, die leiden, erleichternund sie trösten. Wir wollen dem Arbeiterhelfen, sein Recht zu fordern und für morgen die Versühnung allerMenschen in Gerechtigkeit und Nächstenliebe vorbereiten. Wenn diese Geste der ausgestreckten Handeuer» Wunsch ausdrückt, euere katholischen Brüderbesser kennenznlcrnen, damit ihr mit deren Religion ihre Ueberzeugung, ihre Gefühle und ihreWerke mehr achten könnt, so wird sich die Kirchedieser Tat deS Lichtes nicht versagen." Die füh»rende demokratisch-katholische Zeitung„Aube" begleitet daS päpstliche Wort mit einem äußerstbezeichnenden Kommentar. Der Papst, so erklärtdaS Blatt, habe nicht mit einem Manöver, sondernmit einem Appell geantwortet, er habe so gesprochen, wie die ersten Apostel und damit einen dergrößten Alte der Apologetik, welche die Geschichtekennt, vollbracht. Selb st auf politischem Gebiete, so fügt„Aube" hinzu,lann die Botschaft auS RomKonsequenzen haben.ES ist völlig belanglos, daß möglicherweiseeine kommunistische Parole daS Stichwort für einepäpstliche Erklärung gegebcii hat. PiuS Antwortgalt ohne Zweifel der gesamten Arbeiterbewegung,der gesamten fortschrittlichen, freiheitlichen Welt,llebcrträgt man den Stil der Kurie in die Sprachedes Alltag-, so kann man nicht übersehen, daß einWunsch zur Versöhnung und zur ZusammenarbeitVerwirrung In derkommunistischen ParteiWie das»Ceskö Slovo" berichtet, entwickelnsich in der kommunistischen Partei die Verhältnisse in einer für die Partei unerfreulichen Weise.Es herrscht große ideologische Verwirrung und dieVersammlungen der Lolalorganisationen in Pragund den Städten draußen erwecken den Eindruckder Ratlosigkeit. Man merkt gar nicht, daß diekommunistische Partei organisatorisch funktioniert.Insbesondere die kommunistischen Gewerkschaftensind völlig ohnmächtig. Unter den Mitgliedernherrscht große Unzufriedenheit mit dem»Führer"Gottwald. Alle Resolutionen, die das Pol-Büroveröffentlicht, find Seifenblasen. Um so mehr mußes verwundern, daß von gewisser ausländischerSeite immer wieder gesagt wird, daß die Tfche-choslowalci bolschewisiert wird.Handelsvertrag mit VSnemarkverlängertKopenhagen. Der tschechoflowalische Gesandte in Kopenhagen Dr. Jbl unterzeichnete Imdänischen Außenministerium das Abkommen, mitwelchem der tschechoflowakisch-dänische Handelsvertrag, der Ende 1037 abläuft, provisorisch bisEnde März des Jahres 1938 verlängert wird.Bis dahin werden die Verhandlungen über Sieweitere Regelung des Handelsverkehrs mit Dänemark aufgenommen werden. Inzwischen werden Kontingente im früheren Umfang bewilligtwerden, die dann in die neue Regelung eingerechnet werden.Unzufriedenheit in ItalienIn einem Ärmel unter dem Titel»Was geschieht in talien" wird in den.Mdovö Noviny"erzählt:Es ist überflüssig, weitgehende Schlüsse zuziehen, aber es wäre auch unrichtig zu unterfchät-zen, daß Italien in den heurigen Winter mit einertatsächlich bedrohlichen finanziellen Situation eintritt. Drei große militärische Unternehmungen:Abessinien, Spanien und Lybien losten so vielGeld, daß der Ivirschaftliche Bau Italiens unterdiesem Druck bi- in seinen Grundfesten erzittert.Und eS Ist kein Wunder— denn der Bau warschon im Jahre 1934(vor dem abessinischenKrieg) so brüchig, so daß selbst Mussolini vonihm sagte, er sei schlecht und daß für daS italienische Volk eine Zeit deS Sparens und der Opferanbreche. Diese Epoche ist heute nahe der äußersten Grenze. Die italienischen Vorräte werdenKeiner und gewisse industrielle und andere Erzeugnisse bekommt man einfach nicht mehr. Italienischer Ersav erblickt das Licht der Welt. Außerden notwendigsten Bedürfnissen, deren Preis unerbittlich durch strenge Aussicht auf achtenswerterHöhe erhalten wird, fliegen die Preise hinauf. Diefinanzielle Unzufriedenheit ist groß. Der FiSkuSerhebt immer größere und größere Forderungenund die Kaufleute werden jeden Augenblick zu denAemtern gerufen, um ihren Steuerverpflichtungennachzukommen, wozu sie aber wirtschaftlich nichtin der Lage sind.(In Rom gibt eS Fälle, da dieKaufleute anstatt der heurigen 4000 Lire Steuernim künftigen Jahre 8000 werden zahlest müssen.)In den Sälen der Kinos herrscht eisige Ruhe,wenn die Bilder von den spanischen Kämpfen gezeigt werden. In Italien wächst die Unzufriedenheit— und sie nimmt zuweilen sogar organisierteFormen an.Wafd nimmt denKairo.(HavaS.) Der Reuter-Korrespondentmeldet aus Kairo, daß Mohammed MahmudPascha das neu« Kabinett gebildet hat, in welchemer selbst die Leitung der Regierung sowie daSInnenministerium übernahm. Mit dem Außenministerium betraute er den ehemaligen Ministerpräsidenten Abd el Fatiah Aehia Pascha.In ganz Aegypten herrscht Ruhe. Die Blauhemden haben während der Nacht ihre Lager verlassen, die von der Polizei früh leer vorgefundenwurden. Die Blauhemden haben gleichfalls ihrHauptquartier geräumt, das die Polizei nunmehrbesetzt hat. Die Parlamentsarbeiten werdenwahrscheinlich für einen Monat unterbrochen werden. NahaS Pascha erklärte, daß er den Kampfbis zum letzten Atemzuge fortsetzen werde. DieWafd-Partei wird ein Manifest erlassen, in demsie die Fragen berühren wird, die strittig sind,sie wird die Oesfentlichkeit auffordern, die Wafd-