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Samstag, 1. Sinnet 1088
Die Silvestersfocken Wenn ich in der Silvesternacht die Glocken das neue Jahr einläuten höre, denke ich immer an das Gleiche: an das Silvestergeläut in meiner Heimat, einer sehr alten, ziemlich kleinen und herzlich unbedeutenden Stadt im Schwarz- tvald. Ich sehe den engen Kirchturm, in dem zivei Kerzen brennen, eine unten, auf gleicher Höbe mit dem Kirchenschiff, eine ein Stockwerk höher. Unten hing der Strick zur mittleren, oben, auf dem Treppenabsatz, wurde von zweie» die grohe, und einige Treppenstufen höher, wie» der von einem einzelnen, die ganz kleine Glocke geläutet. Wir waren eine kleine Diasporagemeinde und hatten nur drei; die Katholiken In ihrer stattlichen Barockkirche hatten sieben. Mein Vater war damals im Nebenberuf Kirchendiener, woran ich ziemlich viel Mitschuld trug. AIS mein Pate den Dienst abgab, um sich endgültig seiner Schuhmacherei und einem Nebenberuf als Bankbote zu widmen, wurde der Posten meinem Vater angetragen. Bor meinem Paten hatte ihn mein Großvater verwaltet. Ich war damatt, glaub ich, in der zweltuntersten Realschulllasse und hatte einen gewissen historischen Sinn, der ein heftiges Gefühl für Tradition mit umfabte. Es schien mir Ehrensache, daß das Amt in der Familie gehalten werde; so ließ ich meinem Vater, der lange grübelnd, überlegend, unentschlossen herumging, keine Ruhe, und Ich bin heute noch des Glaubens, das; er eigentlich nur Kirchendiener'geworden ist, weil er mir einen Gefallen tun wollte. Es war leine leichte Arbeit für ihn, zumal er nicht wie mein Pate vier oder gar wie mein Großvater sechs Buben und für leichtere Arbeit noch Mädchen hatte, die ihm helfen konnten. Er hatte nur einen und der war jung und noch nicht viel wert, dabei verzogen und unpraktisch, und dazu ein jüngeres Mädchen. Aber er nahm den Dienst an. Ich war ein leidenschaftlicher Glockenläuter und half, obgleich eü im Grunde unter meiner Würde att Realschüler lag, auch an der Orgel beim BlaSbalgtreten aushalf, wenn Not an Mann war. Att wir diese Sache anfingen, war ich vielleicht elf Jahre alt. Mit dreizehn» als festgestellt wurde, wer nächste Ostern konfirmiert werden sollte, schrieb ich an den Briefkasten der„Frei- burger Zeitung" und fragte an, wie alt man sein müsse, um aus der Kirche ohne elterliche Erlaub- nis auütreten zu dürfen. Der Briefkasten antwortete:„Sechzehn." Ich biß also in den saueren Apfel und ließ mich konfirmieren, wobei ich, ohne et> zu wiffen, Gottfried Keller nachahmte, der bei dem gemeinsam gesprochenen„Ja" auf dir Frage, ob man sich zum Herrn bekenne, leise aber entschieden ein„Nein" vor sich hin sagte. Att ich später den„Grünen Heinrich" laS, freute ich mich-herzlich über den pfiffigen Ausweg, den meine Ehrlichkeit gefunden hatte, und zwar doppelt-, weil sie mich nun irgendwie mit dem— was in.unserer Zeit natürlich ein beschämendes Geständnis ist(aber in solchen Dingen pfeif ich auf die Zeit)— geliebten, verehrten und sogar großen Dichter verband. Meine Loslösung vom Glauben war so zwischen dem zwölften und dreizehnten Lebensjahr von selbst gekommen. Soll heißen: ich hatte keinen Lehrer auf dem Wege von der Kircke zur-Vernunft. Außer Büchern natürlich. Und in doppeltem Sinn hat die Kirche bei meiner Befreiung mitgeholfen. Der Einblick in ihren Betrieb entgeheimnißte alles. Ich wußte, daß die Frau Seifried, die Besitzerin der Kunstmühl.', das Abendmahlbrot und der Daumwollfabrikant Mann den Abendmahlswein stiftete. Nach dem. Abendmahl wurde das nicht geschnittene und das geschnittene aber nicht verteilte Brot verteilt: der Pfarrer nahm für sich und seine Familie den oder die übriggebliebenen ganzen und halben Stollen; der Kirchendiener bekam die abgefal« lenen Krusten, die bereits vorgeschnittenen Stück' chen und von den kompakteren Brocken den und jene. Mit dem übrigen Wein warS ähnlich: dem Pfarrer die vollen Flaschen, dem Kirchendiener die angebrochene. Beim Abendmahl selbst hatte ich, lange bevor ich nach kirchlicher Auffassung für die heilige Handlung reif war, die Teil
nehmer zu zählen. Mein Vater war stark kurzsichtig. Ich saß, dem Altar gegenüber, droben auf dem Chor und zählte, damit der Pfarrer ordnungsgemäß Buch führen, seiner vorgesetzten Behörde und am Jahresende der Gemeinde über den seelischen GesundheitSstand der Gemeinde- glieder berichten konnte. Der Pfarrer selbst half mir auf den Weg zum Unglauben, weil er allerhand unangenehme Menschlichkeiten an sich batte, wovon sein Geiz eine der hervorstechendsten war. Außerdem verfolgte er als zeimlich fanatischer Protestant mit großem Interesse die damaligen Unstimmigkeiten im Katholizismus. Er hielt sogar das„Zwanzigste Jahrhundert", die Zeitschrift der Modernisten, der katholischen Priester, die gegen bestimmte Grundforderungen der Kirche auftraten, unter anderem gegen daS Zölibat, und da er mich bilden wollte, bekam ich von ihm außer Blättern für Kunst sich danke eS ihm, daß Ich frühzeitig Hodler kennen gelernt habe), religiös-theoretischen, vor allem kirchlichliberalen Zeitschriften auch diese Moderinsten« revue, die mich stark erregte und weiter vorantrieb, att ihre Herausgeber und Schreiber gegangen waren. So haben mir die negativen und positiven Eigenschaften unseres Pfarrers frühzeitig geholfen und mir Umwege erspart. Aus der Kirche ausgetreten bin ich erst viel später. Meine Patin hielt mir einen Nachruf. Sie war vom Land, trug aber städtische Tracht. Sie hatte Geld auf der Sparkasse, und wenn ich kirchentreu geblieben wäre, hätte ich wahrscheinlich vor einigen Jahren von ihr geerbt. Sie war eine alte Jungfer, herzensgut und von handfester protestantischer Frömmigkeit, hinkte, weil sie ein kurze? Bein hatte, und war nie ohne eine Aktentasche zu sehen; denn beniflich war sie eine Art Dürofaktotum in einer Tertilsabrik. Sie gehörte zu den unentbehrlichen gesanalichen und gesellschaftlichen Gnindsteinen des Evangelischen Kir« chenchoreS; sie fang Alt, aber ich hatte immer den Verdacht, daß sie. Ihrer Stimme nach in Wirklichkeit nur Bast singen könne. Diese Patin also widmete mir später einen Nachruf: Als man einmal von den glücklich ans dem Krieg Heimgekehr« ten sprach und jemand mich nannte, sagte st" „ES wäre beNer gewesen, er wäre nicht zurück« aekommen." Sie war eben eine Frau von solider Frömmigkeit. Obgleich Ich innerlich längst nichts mehr mit der Kirche zu tun hatte, hielt ich aber strikt an der Erfüllung meiner kirchlichen Pflichten fest — ich meine die lirchendienerischen. Unter anderem versäumte ich die. Beteiligung am Läuten nicht ohne zwingenden Grund. Der Höhepunkt deS LäutegeschäfteS kam in der Silvesternacht. Um halb Zwölf— wir sind so eine Familie: um nicht unpünktlich zu sein, kommen wir immer viel zu früh, zum Beispiel mindesten? zwanzig Minuten vor Abgang, dcS Zuges, usw.— um halb Zwölf gingen ber Väter und ich schon unruhig in der leeren Kirche'rum.
schauten nervö? alle paar Minuten tn die Oefen, die schon für den BormittagSdienst gefüllt und angesteckt waren, und liefen immer wieder vor die Tür, in steter Sorge, ob auch meine-Kameraden, die beim Läuten helfen sollten,, wirklich kämen. Mag brauchte nun einmal vier Personen, und zwar mindestens. Mehr war besser; denn daS NeujahrSgeläut war eine pompöse, luxuriöse Sache. ES wurde in drei Absätzen zu je zehn oder fünfzehn Minuten serviert, so daß also eine runde' Stunde draufging. Und da lagen zwei Pausen zu fünf Minuten; wenn unser Geläut aufhärte, schwang eS noch einige Sekunden in der Luft, dann wurde das Ohr frei, und nun kam die vollere, schönere(sieben Glocken!) Harmonie von der-katholischen Kirche majestätisch durch die kalte Nacht gesegelt wie ein herrenhafteS Schiff. Nach getanem Läuten wurde die Kirche verschlossen; wir zogen ab und:h« men in der.Östrone" daS Glas Punsch zu uni, das jedem Gast zu Neujahr alter Sitte gemäß zusteht. Dann gab eS-zu Hause noch ein— ebenfalls traditionelle?— Neujahrsesten:<? heißt, glaube ich, in den meisten Gegenden „Sülze"; bei un? nennt man? Gallert. Die Einzelheiten feiner Zubereitung sind mir ein Geheimnis; im wesentlichen scheint sie aber so vor sich zu gehen, daß man Schweinsknöchel und anderes Schweinefleisch kocht und mitsamt der Brühe in Teller füllt und die Sache dann der Kälte auSsetzt, so daß die Brühe zur Gallert erstarrt. Auf alle Fälle: ohne daS WarS bei un? kein richtiges Neujahr.>" Diesen ganzen Weg vom Glockenläuten btt zur Gallert— oder vielmehr, im Dialekt gesprochen: Gallere— mache ich. ob Ich? will oder nicht, jedes Jahr, wenn ich die NeusahrSstunde nicht grade verschlafe. Die Glockentöne von heute ziehen die von damals und mit ihnen einen ganzen Abschnitt einer, wenn man? so in einigem Feitabstand betrachtet, gar nicht so unbewegten Jugend miS irgendeinem Winkel de? Hirn? (oder des Herzen?) an» Licht. Komisch— aber e? ist so viele» komisch an unü Menschen. M a x B ä r t h.
Der Volksverräter „WaS ist lo»? Warum schaut Ihr alle so finster drein? Komme ich vielelicht zu spät tn die Sitzung deS Demokratischen Verein? und störe euch in wichtigen Beschlüssen?" fragte der tschechische-Dichter und Schriftsteller Karel Sa, b i n a, att er an einem heißen Juliabend 1872 in die Wohnung de? jungtschechischen Advokaten Dr. Kukera kam. Um einen langen Tisch herum sahen dort die Dichter Jan Neruda , Vitözslav Hälek und Jos. B. Slädek, der Heraus« aeber.der„Närodni Lisch" Dr. Julius G.r t g r, der Redakteur und-. Axbeiterorganisatpr Jösef Baral. und andere in der Oeffentliöhkelt be«
»I«»«i» larval Rechts hinten das Seminar, In dem sich die Rebellen verschanzt hatten
Gedicht vom Wandkalender Von Joseph Roth In meiner Kindheit(und vielleicht nur in dem Land, In dem ich sie verlebt habe) gab eS eine besondere Art von Wandkalendern, an die ich mich jede? Jahr in den Wintermonaten erinnere, wie man sich an Weihnachtsbäume und Großmütter erinnert, an Bilderbücher und Bonbons, an alle Personen und Dinge, die einen Glanz, eine Süße und eine Wärme hatten und die in ein gläsernes Grab gesunken scheinen, immer noch sichtbar, aber tot, Reliquien der heiligen Kindheit .- Die Wandkalender bestanden, wie hie heutigen auch, aus einem dicken Bündel neuer, glänzender, schwarzer und roter Tage, über die wie ein Bühnenvorhang ein bunte? Blättchen gelegt war; darstellend einen Ast voll rotev Kirschen oder ein Büschel Veilchen , jeden« fallS immer ein blühendes Versprechen des neuen noch zugeklappten Jahres. DaS Bündel der vüo Tage steckte an einem ziemlich großen und breiten Pappdeckel» der die Wand, da? senkrechte Fundament war, auf dem sich daS neue Jahr zu erheben gedachte. Dieses harte Papier wär von »wem noch härteren Glanz überzogen, von einer
lackierten Schicht, einer spiegelnden.gewölbten Oberfläche, in der sich die Sonne konzentrierte, wenn der Wandkalender gegenüber dem Fenster hing, und in der, wie eine ferne Erzählung vom Wetter, die Färbungen deS Himmels und der Luft zu lesen waren. Doch war diese Eigenschaft deS Glanzes nur eine angenehm sekundäre. Während das Wichtigste die gepreßte, erhabene Illustration auf dem Pappdeckel war, die, obwohl sie da? ganze Jahr naturgemäß nicht wechselte, dennoch nicht die gleiche zu bleiben schien und ihre Aktualität bis zum ersten Dezember bewahrte, zu welcher Zeit schon die Erlvartung deS neuen Kalender? das Bild auf dem alten gewohnt und gewöhnlich machte. WaS waren das für Illustrationen! Wie leuchteten die starken und einfachen Farben, Rot. Blau, Gold, Grün hochsommerlich mitten im Winter, von jener Kraft, hinter, der die Kraft der Phantasie zurückbleibt und von der die Träume dennoch befruchtet werden I Eine Fran, schwarz von Haar, das ein tiefroteS Kopftuch zur Hälfte bedeckte, mit roten Wangen und knallblauen Augen, mit einem Hals und einer Büste wie weißer, noch vom Master glänzender und In Sonne segelnder Schwan, mit schweren Zöpfen, die sich an der Brust zusammenfanden, wie von eine« koketten Wind hingelegt— solch eine Fran
hielt mit beiden Armen-ein papierene? Körbchen, das schräg im Pappdeckel steckte, wie mit der Laubsäge gearbeitet schien und nicht? qtt einen Korb voll Weintrauben darstellte, saftiger, grüner und dunkelblauer, deren Farbe zwar an. Karbonpapier erinnern mochte, aber an ein Karbonpapier, das man nur in der Kistdheit kennt; da? eine Art Wunder bedeutet, weil- e? ferne Striche und Buchstaben fernen Blättern vermittelt und daS noch umständlicheren Schmutz erzeugt att ein Tintenstift. Welch eine Frau! Sie war offenbar vom Lande, eine Winzerin, ihre roten Lippen waren so weit geöffnet, daß man den siegreichen und gefährlichen Glanz ihrer Zähne sehen konnte. Obwohl sie aus Papier wqr und offensichtlich ohne Unterleib« schien sie dennoch im ganzen Zimmer einen merkwürdigen und erregenden Duft von Fleisch, Milch und Som»' merregen zu verbreiten, sie ivar-lebendig und mehr noch: eine Persönlichkeit, Vertreterin all^? Weiblichen und Irdischen.. Mit ihr verband'sch den Begriff deS„Heidnischen" und der Liebt zuerst,'und lange Jahre später, al? ich in'nach«" oarlichen Dörfern die Bauernmädchen suchte; trug Ich ein kindisches Verlangen nachjenerKa« lenderfrau und jedem röten Kopftuch, da? zwischen Grün auftauchte, entsprach ein kleine? rote» Feuer in meinem' Herzt«. Ja, heute noch lebt
Ihr. 1
Beuge dich nicht I Halte dir Fahne fester Und trag' sie entgegen De« Licht. Ring» um Dich halt Brrderbe« Ernte mit blutigem Schnitt. Tief in den dampfende« Bode« Stoff Deine« trotzige« Schritt. Beuge Dich nicht! Wirf dem Sturm Dich Entgegen Und biet' ihm Dein Angesicht. Fällst D«— getroffen Boa Hiebe«— Stockt vor dem Ziele Dein Schritt: War es doch Borwärtsdringea Und Deine Fahne War mit. Beuge Dich nicht! Erloschene Kämpferangen Trage« ei« ewige» Licht. Hell an? dem brechende« Herze« Rauscht Kraft«och De« aader« zur Tat. Bist Du nicht Bolleaduug Gewese«— Warst D« doch Heilige Saat. Erna Haberzettl.
kannte Männer.»Last du e? geschrieben oder nicht?" herrschte ihn Dr. Grtgr an, ihm ein Schriftstück vor Augen haltend.„Ja, ich habe e» geschrieben", gab Sabina kaltblütig zur Antwort. „Und diese Polizeiberichte auch?"„Ja, auch." „Du warst also mit der Polizei att ihr Konfident, att Geheimagent in Verbindung, du hast unter dem Decknamen Roman der Polizei berichtet und wurdest von ihr dafür bezahlt?!" .Ha, ich gestehe alle» ein, aber ich tat e» nur deshalb, weil man mich mit meiner Familie hungern ließ, weil ich trotz aller schriftstellerische« Arbeit nicht soviel verdienen konnte, um leben zw' können. Vor zehn Jahren, att ich erkrankte,«ahm sich meiner niemand, an und ich bat alle vergeblich' um Hilfe. E» ging mir ärger att.einem Bettler. Da traf ich zufällig einen bekannten. Polizeibeamten, welcher erschrak, att er mich sghj Ich erzählte ihm von meiner Not und da sägte er: »Hörxn Sie zu, Sabina! Wenn alle Sie verlassen haben»,versuchen Sie selbst, da? Leben zu retten. Wir würden von Wien über Veranlassung der türkischen Regierung aufgefordert, einen Po« lizelbericht über bulgarische Studenten in Prag zu liefern. Schreiben Sie un» etwa» darüber, möge e? sein, wa» e» wolle! Die Polizeidirektton wird e» Ihnen honorieren.— In meiner Bedrängnis willigte ich ein und seitdem konnte ich mich nicht mehr von der Polizei loSlösen. Diese Berichte wären meine einzige sichere Geldquelle. Auch später wollte mir ja niemand helfen." Die Anwesenden horchten gespannt diesen Worten. Dr. Grögr aber sprach schroff:„Nach all dem bist du in der tschechischen Gesellschaft unmöglich geworden; Du hast die Wahl: Entweder wanderst du binnen acht Tagen au» und meldest un? telegraphisch deine Ankunft im AuSlande oder du wirst in allen Zeitungen öffentlich al? Polizeiagent gebrandmarkt werden!" Sabina war durch da? Urteil de? nationalen Gericht» ganz erschüttert und versuchte sich vergeblich durch die Ausrede zu retten, er hätte seit zehn Jahren der Polizei keinen Bericht mehr erstattet. Auf seine Einwendung^ er habe kein Geld für die Reise, wurden, ihm von Dr. Grögr hundert Gulden gegeben. Sabina reiste nach Dresden , wo er aber nach einigen Tagen in Wiener Blättern la?, daß die Prager Zeitungen ungeachtet de? Versprechen? des nationalen Gericht» über ihn al» Voll»«
in d«m von Skepsis verschont gebliebenen Teil meister'Seele die Sehnsucht nach dem schwarzen Mädchen— und obwohl ich das kurze Haar der Frauen.liebe, kann ich an die Zöpfe nicht ohne Wehmut denken. Und jede? Jahr kam eine andere Frau. ES kamen Wandkalender mit sentimentalen zarten blonden Feen, mit halbwüchstgest Backfischen, die an Schokolade erinnern, mit Feen, die Kränze im Häar trugen. Und jede Frau versank bi» zur Brust im Körbchen, daS, wie. ick später einmal erfuhr, dazu dienen sollte, Briefe aufzubewahren, in den; ich aber gefundene Haarnadeln gerne verbarg. Aber so weit ich mich heute erinnere^ wurden die Wandkalender immer sachlicher, nach den blassen Frauen kamen nur noch Firmeninschriften, e» scheint, daß sich die Phan« taste der Kalenderfabrikanten allmählich erschöpft^ oder-daß-sie die Erfahrung, gemacht hatten, daß die Reklame wirksamer sei, wenn kein Bild von ihr ablenkte. Vielleicht»aber gab es diese Kalender auch später noch,..nur ich. sah sie nicht, weil ich inzwischen so groß geworden war, daß ich die Nägel überragte, an denen, die Kalender hingen. Denn wir wgchsen über unsere alten Freunde hinaus, andern entgegen» die so hoch hängen, daß wir sie nie'erretchtn.