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Die Neujahrsemp: änge

Dienstag, 4. Jänner 1938

Neujahrsgruß

Nr. 2

nischen Partei, ihre tschechischen Partner in schwes sind weit davon entfernt, Henlein von der Fort benden Streitfragen kompromißbereiter zu" mas fegung seiner Glückwunsch- Politik etwa abzuraten. an die spanische Volksarmee auf der Burghen. So oft nämlich in den letzten Jahren der 3m 8eichen derinneren Abwen Prag . Der Präsident der Republik Dr. radikale tschechische Agrarismus mit seinen nicht dung des Arbeiterelements von Barcelona. ( Ag. Esp.) Allen Soldaten der Edvard Beneš , der die Weihnachtstage in Sezis immer bescheidenen Ansprüchen auf Schwierigkei der SdP können wir die neue LiRepublit ist folgende Botschaft des Ministerpräsi movo Üsti verbrachte, kehrte zu Neujahr, am ten stieß, wurde der Schatten des Aktivisten" nie" Senleins nur mit dem auf denten an den Verteidigungsminister befanntges 1. Jänner früh, nach Prag zurück und empfing Henlein als Wau- Wau an die Wand der Vers richtigen Wunsch begrüßen, daß geben worden:" An der Schwelle des neuen Jah vormittags in der Burg die üblichen Neujahrs- handlungszimmer gezaubert. Henlein hat diesmal sie nicht nach einigen Wochen durch res, das den Armeen der Republit den Sieg brins Gratulationsbesuche. Die Reihe der Gratulanten persönlich den Beweis geliefert, daß er das Spiel einen neuen Offenen Brief " gen muß, entbiete ich Euch allen meine Glück. ecöffneten für die Nationalversammlung der der tschechischen Rechten mitzuspielen bereit ist. unterbrochen wird, sondern so wünsche und tiefe Dankbarkeit als Spanier und Borjizende des Abgeordnetenhauses Jan Ma Damit tritt seine Partei endlich offen als das in lange dauert, bis dem Ießten Chef der Regierung der Republik. Vorwärts zum Iypetr und der Senatsvorsitzende Dr. Frans Erscheinung, was sie ist: ein politisches SdP Arbeiter die Augen aufge- Endsieg, der die Belohnung für alle sein wird, dis tiset Soukup, worauf Präsident Dr. Beneš Nese eve bataillon des tschechi- ben, in wessen Dienste erge ſte II t fämpfen und sterben für die Unabhängigkeit und den Vorjizenden der Regierung Dr. Milansch en Agrar kapitalismu 8. Wir werden soll! die Würde Spaniens und um den Frieden und die Hoda empfing. Im Namen des Prager diplo­Freiheit der Welt aufrechtzuerhalten!". matischen Korps war dessen Doyen, der aposto­Kapitel Nichteinmischung" lische Nuntius Msgr. Dr. Ritter erschienen. Im Namen der Wehrmacht hatte sich beim Präsiden ten der Republik eine Delegation unter Führung des Nationalverteidigungsministers Machnik eins gefunden. Offizielle Sundgebungen fanden feine statt und alle Audienzen hatten den Charakter freundschaftlicher Unterredungen.

seffel für SdV- Führer gemuntelt werden. Es tommt der Tag" einmal so, einmal anders,

ſolange ſich noch jemand von den Kameradschafts­

bündlern an der Nase herumführen läßt.

Den politischen Hintergrund für den Hen­lein Glückwunsch bilden einige wohlwollende Be­merkungen, welche der agrarische Abgeordnete Beran in der gleichen Neujahrsnummer des Venkov" der SdP gewidmet hat. Beran bekennt sich zu den Vereinbarungen des 18. Feber und gibt der Hoffnung Ausdruck, daß sich von dieser Bajis aus auch eine Verständigung mit der SdP erzielen laſſen wird. Nachdem Henlein immerhin in seiner Botschaft an den Ventov" eine beschei= dene Anspielung auf die Volksschutzgesetze", die vom SdP- Klub beantragt wurden, nicht unter­Tassen fonnte, hat Herr Beran, der auf dem Boden der Feber- Vereinbarungen steht, genau soweit zur attivistischen" SdP, wie die deutschen Aktivisten. Von unserem Standpunkte aus können wir also in aller Ruhe abwarten, ob sich Herr Veran in Zufunft zu den Volksschutzgesetzen" der SdP be­

Heftige Kämpfe um Teruel

Gegenoffensive der Rebellen

gefangener, darunter viele Frauen."

Flugangriff auf Barcelona Flugangriff auf Barcelona

Barcelona.( Ag. Esp.) Am Neujahrstag 7 Uhr abends famen in sehr großzer Höhe mehrere Rebellenflugzeuge von Palma de Mallorca , gin gen im Gleitflug herunter, so daß sie nicht durch Motorenlärm verraten wurden und warfen Bom ben, von denen eine ein Haus ganz durchschlug, ohne zu platzen. Einige aber erplodierten in Hauptstraßen. Sie töteten 49 Menschen und ver­

wundeten 60.

Drel Journalisten

Gibraltar. ( Ag. Esp. 5000 italienische Sol. baten sind, von Ceuta fommend, auf dem spanis schen Dampfer Vincente Buchol" am 80. Dezems ber in Santa Maria eingetroffen und sollen an die Teruelfront geschickt werden. Jtalienische Flies geroffiziere sind in Ceuta für den Dienſt in Spanisch- Marokko angekommen.

Reichstagsbrand" in Bilbao ! Dugondon wird gemeldet, daß der

Aus

..Daily Herald" vom 4. Jänner eine Erklärung des Vertreters der baskischen Regierung ver öffentlicht. Don José Ignacio de Lizaso sagt darin, daß die Rebellenbehörden von Bilbao für den Dienstag eine sogenannte..Revolution" vors bereitet haben, um den Vorwand zu gewinnen für die längst geplante Hinrichtung zahlreicher prominenter Basten. Die sichersten und schlüssig­sten Beweise für diese teuflischen Pläne sind vors handen, ebenso die Beweise dafür, wo die bas fischen Militäruniformen hergestellt worden sind, die von den Agent Provokateurs getragen werden sollen, deren Befehlshaber der Eggeneral Mar tinez Amido ist.

Teruel.( Vom Sonderberichterstatter stoßende Hotel Aragon , mit der Absicht, dort der Agence Espagne unter dem 2. Jän- Widerstand zu leisten. Man hat aus dem erober­ner.) Die Behauptung der Rebellen, Teruel ein- ten Gebäude viele Tote hervorgezogen, darunter genommen zu haben, ist absolut falsch. Teruel einige Kinder, die offenfundig verhungert find. ist nach wie vor gänzlich im Besitz der Republi- Aus den Kellern befreite man eine Reihe Zivil­kaner. Der mächtige Gegenangriff der Rebellen in den letzten Tagen hat die Republikaner veranlaßt. räumen. Aber die republikanischen Linien sind die Dörfer Campillo, Concud und Caudete z sofort darauf wiedergebildet worden und haben halten. Die republikanischen Truppen haben ihre seitdem allen Anstürmen der Nebellen standge­Kraft bewiesen, indem sie eine der wichtigsten Höhen westlich von Teruel wiedereroberten. Die Operationen der Volksarmee bei Teruel haben die großze Bedeutung, die von den Rebellen vorher geplante und schon bevorstehende Offensive ver eitelt zu yaben. Durch ihre Versuche, Teruel wie­verzuerobern, zerstören die Rebellen ihre Sto truppen. Sie haben fast ihre ganze bewegliche Armee famt Material an die Ostfront geworfen bei Teruel getötet Labour- Abgeordnete nach Spanien und sind im Begriffe, diefe Armee zu erschöpfen. Hendaye.( Havas.) Während der Schlacht Einige Kilometer mehr oder weniger spielen in um Teruel wurde am Freitag vor dem Dorfe dung der Republikanischen Regierung neun Ab­London. Nach Spanien sind auf Einla diesem Krieg keine entscheidende Rolle. Wesentlich Gaude in einer Entfernung von 10 Km. von geordnete der Arbeiterpartei abgereift, die u ist es, die Kraft der Rebellen zu zerstören und Teruel eine Gruppe ausländischer Journalisten, nächst Barcelona besuchen werden, worauf sie die fehren wird, oder Herr Henlein zu dem 18. Feber nach dieser Richtung haben die letzten Wochen und die die Kriegshandlungen verfolgten, durch Ar- Arragon- und die Madrider Front besichtigen der Attiviſten und der tschechischen Regierungs- Tage ſehr viel beigetragen. Der auch im Ausland tilleriefeuer getroffen. Elf Journaliſten fuhren werden. bekannte Major 2 ister ist für seine besonderen in fünf Automobilen, als vor einem der Wagen Verdienste an der Teruelfront zum Oberstleut eine 7.5- Rentimeter- Granate explodierte. Der nant ernannt worden. Wagen wurde vollständig zertümmert. Zwei hin Hoher Schnee und scharfer Sturm verhinter ihm fahrende Autos hielten sofort an, gerieten dern an der ganzen Levantefront größere Ope- icdoch auf der von Glatteis bedeckten Straße ins rationen und hindern stark die Gegenoffensive der Schleudern. Ihre Insassen, Journalisten und Rebellen. Von vier Francoflugzeugen deutscher Presseattachés, eilten dem getroffenen Auto zu Marke, die wegen schlechter Sicht niedrig über ilfe. die republikanischen Linien flogen, wurde eines durch unſer Flatfeuer gezwungen, auf republi- Porter Wochenblattes, New York Weekly", John, wies und in zweiter Leſung mit einem Defizit von kanischem Gebiet notzulanden.

(" arteien...

Um den ganzen Vorgang auf das richtige Maß an Bedeutung, das ihm zukommt, zurückzu führen, sind noch einige Bemerkungen notwendig. Vor allem ist einmal auszusprechen, daß das in­nerpolitische Verhältnis zur SdP nicht von der tschechischen Agrarpartei und auch nicht von Herrn Beran persönlich beſtimmt wird, sondern von der gesamten Soalition. Es wäre be­stimmt eine lebertreibung, nach der Entscheidung am 18. Dezember 1935 annehmen zu wollen, daß Herr Veran das maßgebende Wort in der Innen­politit hat. Gerade die Präsidentenwahl hat ge­zeigt, daß die Wünsche des Herrn Beran für die weitere Entwidlung der Staatspolitit nicht im mer entscheidend sind. Die Anregungen des agras rischen Parteiführers fönnten nur dann eine Aus­ficht auf Realisierung gewinnen, wenn es dem

Herrn Beran gelingt, für sie im tschechischen Lager

Rebellennest erobert

Beweises bedurft hätte, die Lügenhaftigkeit der Barcelona.( Ag. Esp.) Wenn es noch eines Rebellenmeldungen über die Einnahme von Te­ ruel durch die Francotruppen zu widerlegen, so tut dies die Erklärung, die Verteidigungsminister Prieto am Montag ausgab. Sie hat folgenden

Wortlaut:

eine Mehrheit zu gewinnen. Ein solcher Versuch, über dessen Ausgang unter Stennern der inner­politischen Kräfteverteilung kein Zweifel möglich ,, Montag morgens haben unsere Truppen iſt, dürfte über die erſten Taſtverſuche nicht weit im Sturm das Gebäude der Zivilregierung in hinauskommen. Viel näher liegt die Vermutung. Teruel genommen und sofort die republikanische daß die jüngsten agrarischen Komplimente für Flagge auf dem Dache gehißt. Ein Teil der Ne­Senlein ſonſt nichts bedeuten, als einen neuen bellen, die im Gebäude waren, warde gefangen. taktischen Versuch gewisser Kreise der republika genommen, die anderen flüchteten in das an

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Ihr laẞt den Armen schuldig werden...

Von Margarete Neumann

Weiter kommt sie nicht, Matthias nimmt sie ar der Hand, zieht sie weg. Dann stellt er sich in die Mitte des Lokales:

Matthias Strobel blickt vom Schachbrett auf, Poldi winkt ihm zu.

Zuerst wurde der Berichterstatter des New­son, aus den Trümmern des Autos gezogen, der durch einen Granatsplitter getötet worden war. Als zweiter wurde der Reuterkorrespondent Ri­chard Sheepshanks befreit, der schwer vers beten befanden sich ferner der Vertreter der Agen­wundet und bewußtlos war. Unter den Vertvun­tur Preß Association, Eduard Neil, und der Be­richterstatter der Times", H. A. N. Philb. In dem Augenblide, als die Retter Philb auf­hoben, explodierte in einer Entfernung von 20 Meter noch eine Granate, welcher fünf Soldaten zum Opfer fielen, die gerade ihre Dedung ver­ließen. Die unverletzten Insassen der übrigen Wagen riefen sofort Lon einem nahegelegenen Verbandsplaße Tragbahren und einen Arzt herbei. Sen letzten Nachrichten zu dae sind Sheep ihants und Neil gestorben.

es von Herrn Matthias! Wart, ich ruf ihn, er| Was sie im" Tschecher!" verdient, ist nicht viel, tann's dir selbst fagen! Herr Matthias!" deshalb mußte sie noch die Aushilfe in der Bar annehmen. Die arbeitslosen Kellner machten ihr wegen des Doppelverdienens Vorwürfe und Poldi litt darunter, empfand die ungerechtigkeit dieser Vorwürfe. Es waren doch schwer erarbeitete wenige Schillinge, auf die sie nicht verzichten fonnte. Manchmal wehrte sie sich:

Guten Tag, Fräulein Reser!! Wie gehts?" Reserl hüstelt, es flingt trocken, dumpf. Dann räuspert sie sich, die Stimme ist heiser, das Räu­spern ändert daran nichts:" Immer schlechter, Herr Matthias!" Nicht nur aus der Stimme, auch aus dem Blick spricht Angst.

" Nicht so pessimistisch sein, Refert. Paar Tu­berkulininjektionen, passens auf, alles wird wieder und dann wird g'heiratet!" Resert ist rot geworden, Matthias scherzt

Liebe Gäste! Begreiflicherweise ist unsere Boldi aufgeregt,' s Refert, die Schwester, liegt im gut Sterben. Wer ohne Sünd ist- wverse den ersten Stein nach ihr!"

Einen Augenblid ist alles still im Lokal, dann hört man Beileidsäußerungen. Matthias Strobel hat die Situation gerettet. Die Gäste blieben noch cin Weilchen, dann entferne sich einer nach dem andern. Zurück blieben Malchen Seibt, Poldi und der Stammgast Matthias Strobel. Er hat viel Mühe, die beiden Frauen zu beruhigen, denn Poldi weint unausgesezt und die Seibt hilft ihr dabei. Der Hausbesorger hatte längst das Eisen­gitter vor den Zugang zum Café Seibt" gestellt, die großen Fensterscheiben sind dicht verhängt, aber die drei saßen noch lang beisammen.

Poldi und Matthias denten, auf dem Weg zu Poldis Wohnung, an einen anderen Tag.

weiter:

,, Nur nicht leugnen. Hab's mit eigenen Ohren gehört, Fräulein Reserl. Im Votivpart. Sie tvaren ganz verliebt in den Loisl, ich bin vorbei­gegangen, hab gegrüßt, aber wo, niemand hat ge= antwortet, aber Sie, Resert, haben gerade gesagt: und dann- Loisl- dann- heiraten wir!"

Na?"

" Wirklich, Herr Matthias? Das haben Sie gehört? Und sonst nichts?"

" Sonst nichis, ich werd doch nicht horchen, Fräulein Reser!!"

Refert hat aufgeatmet, gehustet, man hörte aber, dieser Husten ist gewollt. Dann hat Resert von Poldi Abschied genommen.

Frankreichs Budget genehmigt

Paris . Tas Parlament, das mit zu Mitter nacht vom 31. Dezember auf Neujahr angehal tenen Uhren den ganzen Samstag und die Nacht auf Sonntag durcharbeitete, hat am Sonntag um 5 Uhr früh das Staatsbudget für 1988 angenom men. Das Budget, das anfänglich einen Uebers von mehr als einer Milliarde Francs aus­400 Millionen Francs schloß, ist nach der definia tiven Annahme mit 37 Millionen France aftib. je rund 54.750 Millionen France . Tas Barlas Die Einnahmen und Ausgaben belaufen sich auf es verfassungsmäßig zur ordentlichen Seffion gu ment vertagte sich dann auf den 11. Jänner, wo sammentritt.

Wien . Der österreichische Gesandte in Berlin ,

Ing. Tauichib, ist über Auftrag des Wiener Aus­wärtigen Amtes an Berliner kompetenten Stellen gegen die Einschmuggelung nationalsozialistischen Propagandamaterials nach Desterreich eingeſchritten. jüngsten nationalsozialistischen Affäre in Schärding , Seine Intervention steht im Zusammenhange mit der wo ein reichsdeutsches Auto mit Brovagandamaterial angehalten wurde, welches nach Desterreich einge­

schmuggelt werden sollte

und jest? Die Schwindsucht rafft ein junges Leben hinweg.

Matthias geht in Gedanken versunken, achtet des Wegs nicht. Plöglich erinnert er sich:

" Dort, an dem anderen Ufer, dort, in einer der Winkelgäßchen, dort, wo das Elend in dichten Massen beisammenhaust, dort irgendwo- wohnt auch der unglüdsel'ge Loist, der Mörder des alten Weiler!"

" Ihr seid nie zu finden, wo es gilt, für unsere Rechte einzutreten! Ihr seht immer nur, ob einer von uns Armen paar Schilling mehr ver­In der engen Armeleutgasse dient, auf die wirtlichen Doppelverdiener achtet Ihr nicht! Schämt Euch!" wohnt die Familie Wimmer. Der Vater ist tot, Boldis Lebensmut. Matthias, der jest neben Poldi ging, fchätzte die Mutter verfrüppelt, drei Kinder ernährt sie durch ihrer Hände Arbeit. Der älteste, Loist, ist " Weißt du, Matthias, ich lieb dich sehr, aber ein aufgewedter Junge. In der Schule lernt er nicht an Heirat denten, gut, ist nur au verträumt. Die Mutter tadelt ihn wistern werden?" deshalb nicht, sie weiß: wenn man schon als Das antwortet dem Matthias die Poldi. Kind Milchaustragen muß, dann im Winter wenn er von der Zukunft spricht. Auch heute sagt schlecht geschütt gegen die Kälte ganz durchfroren nach Haus tommt, hungrig und von dem wenigen sie zu ihm: noch den bettelnden kleinen Brüdern abgibt, dann wird's wohl stimmen, daß man in der Schule, wo es warm ist, einnidt. Dafür wird sie ihren Jun­gen doch nicht strafen. Da müßte Gott sie selbst ftrafen. Loift ist ein gutes Sind, herzensgut. Er wächst heran, wie viele seinesgleichen. In Not, Entbehrung und doch voll Sehnsucht nach Liebe und Leben. Die Liebe findet er bald. Neserl ist es. Loisl macht jede Arbeit, die sich bietet. Alles bringt er der Mutter. Nur weh tut es, daß es nicht mehr sein kann. Und dem Reserl möchte man

" Du mußt dein Tottorat machen, an mich dent nicht, ich schlag mich schon durch. Nächstes Jahr wird es schon besser, den Gusti nimmt Ontel Franz in die Lehre, und das Reserl...!" Poldi schweigt ein Weilchen, sagt dann traurig:

Das Reserl wird wohl niemanden mehr brauchen! Der Arzt meint, der Krankheitsprozeß ist schon sehr vorgeschritten!"

Poldi ist tagsüber im Seibt- Tschecherl" an­Vor dem Hause, in dem Poldi wohnt, ver­gestellt, ab zehn Uhr abends in einer Bar beschäf- abschiedet sich Matthias. Auch er ist traurig und Jm Seibt- Tschechert" sißt Poldi hinter dem tigt. So war Mesert ins Tschechert" gekommen, in Sorgen um Poldi. Sie soll aus der rauchigen doch auch mal was schenken. Eine Tafel Schoko Büfett. Vor ihr, auf einem Hocker Therese, Reum Abschied zu nehmen. Poldi schlang die Arme schlechten Luft herauskommen, Alpenluft atmen lade, ein Blumerl. Kauft man es, gleich sagt das fert" genannt, die Zwillingsschwester. Poldi um den Hals der Schwester, füßte sie herzlich auf fönnen, Denn, Matthias beobachtet schon einige Gewissen: Und die beiden Kleinen? Bergißt du blond, blauäugig, immer fidel; Resert dunkelhaa- die Stirne, traurig war ihr zumute. Sie weiß: Beit, daß auch Poldi hüstelt, die frische Röte der an sie, Loist?" Referl ist lieb, aber sie ist mit rig. Augen wie Kirschen, immer ernst, zu ernst. Reserl hat vom Vater die Schwindsucht geerbt, ob Wangen nimmt manchesmal typische Färbung an, dem Leben unzufrieden. Immer schwärmt sie von Lachen sieht man Reserl selten. verrät die erhöhte Temperatur. Meichfeinwollen. Manchmal fagt fie Dinge, die Loist sehr weh tun.

" Ich versteh dich nicht. Resert! Machst eben die Kur mit und nachher bist du ganz gesund!" Ein leises Hüsteln ist die Antwort. " Dös Husten hört dann auch auf! Ich weiß

eine Heilung noch möglich, fann nicht vorausgefagt werden. Die Familie lebt in schlechten Verhält nissen. Reserl verdient sehr wenig, sie ist bei einem Friseur als Lehrmädchen. Die Mutter und drei fleine Geschwister werden von Poldi erhalten.

Ich werde der Mutter schreiben, Poldi soll den Urlaub bei uns verbringen!" Die Angst um Poldi will nicht weichen, Reserl, Poldis Zwil lingsschwester, begann vor einem Jahr au hüfteln

( Fortsetzung folgt.).