Donnerstag, 6. Jänner 1938 Nr. L Rumänien wurde schon auf dem Berliner Kongreß im Jahre 1873 verpflichtet, seine Juden al» Staatsbürger zu behandeln. Es hat freilich immer wieder versucht, sich dieser Pflicht zu ent­ziehen. Aber die Friedenöverträge von 1910, die das neue Großrumänicn schufen, das von den Rumänen gewollte große Reich mit Einschluß der Bukowina und Bessarabiens , zweier Länder mit zahlreicher jüdischer Bevölkerung, verpflichteten Rumänien zur Anerkennung der Juden als Staatsbürger und sie legten auch Rumänien Min« derheitenschutz-Verpflichtungen auf. Und wie zur Wahrung aller Bestimmungen der Verträge ist auch zur Uebcrwachung dieser Schubverträge der Völkerbund berufen. Nun mag man freilich ein­wenden^ daß der Völkerbund sich zu einem recht schwachen Gebilde zurückentwickelt hat. Aber: noch können im Namen des Völkerbundes angesehene und einflußreiche und starke Staaten sprechen und die Einhaltung der Verträge verlangen. Der französische und der englische Gesandte in Buka­ rest haben bereits eine Demarche unternommen und den Ministerpräsidenten darauf aufmerksam gemacht, daß, falls Minderheitenfragen radikal in Angriff genommen würden, dies vor den Völ­kerbund gebracht werden würde. Wirksam wird dabei wohl weniger der Hinweis auf den Völker­bund sein, als die Tatsache, daß Frankreich und England es waren, die zum Schuh der Minder­heiten einschritten. Und dieser diplomatische Druck kann verstärkt werden. Es gibt noch andere Staa­ten, deren Sympathien oder Antipathien Rumä­ nien nicht gleichgültig sind. Ja, eS sollten sich wohl alle demokratischen Staaten zu ähnlichen und womöglich gleichartigen Aktionen entschlie­ßen und dann könnte wohl der schlimmste Druck von den rumänischen Juden genommen werden. In allen Ehren der Grundsatz der Nichtein­mischung in die inneren Angelegenheiten anderer Länder! Aber wenn Rumänien seine Juden zur Berzweiflung treibt, ist das keine rein rumänische Angelegenheit. Denn wenn die Juden nur die Wahl haben, entweder sich in ihrer Heim.» demütigen, drangsalieren und dem Hunger au»« liefern zu lassen oder sich ins Schwarze Merr zu stürzen oder doch zu versuchen, in anderen Ländern Unterkunft zu finden, so werden sie, legal oder illegal, versuchen, in andere Länder zu gelangen. Und da keine» der Nachbarländer zehntausenden, hunderttausenden Juden Existenz­möglichkeiten bieten kann, sind aUe Länder sehr interessiert daran, daß Rumänien seine volle innere Handlungsfreiheit nicht zu Judenverfol­gungen benützt. Einer der Staaten, die ganz be­sonder» daran interessiert sind, ist die Tschechoslo­ wakei . die der rumänische Bundesgenosse durch seinenationale Erneuerung" in eine heikle Situation zu bringen droht. Also muß gerade die Tschechoslowakei besonder» stark wünschen, daß die von Frankreich und England eingeleiteten diplomatischen Aktionen Erfolg haben. Die Antisemiten aber, fall» sie überhaupt durch irgend«in Ereignis zum Nachdenken ver­lockt werden können, müßten, fall» sie nachden­ken, erkennen, wohin der Antisemitismu» führt zu einem Weltwirrwarr, wenn di« Parole »Juden hinau-k" in mehr al» einem Lande poli­tisch bestimmend wird. UeberaU»Juden hinaus!" wohin? Will man die Juden nirgends leben lassen will man sie überall vertreiben dann muß der Antisemitismus in seiner letzten Kon­sequenz zu schtveren internationalen Verwicklun­gen führen. Außerdem aber überall dort, wo er sich durchsetzt, mich zur Verfolgung und Unter­drückung jeglicher Minderheit. Zuletzt zu einem Kampfe aller gegen alle. Wohin seht die Entwicklung? Ein Artikel Karel Oapeks Die neueste Nummer derPtitomnost" ent­hält an leitender Stelle einen Artikel de» tschechi­schen Dichter» Karel Eapek, in dem dieser die Fragen untersucht, wohin die Entwicklung strebt. Nachdem der Autor dargelegt hat, man müsse die Entwicklung der Menschheit über längere Zeit­räume betrachten, al» über die Zeit der letzten paar Jahre, fährt er fort: Wird sich di« menschliche Gerechtigkeit im Laufe der Jahrhunderte in der Richtung zu grö­ßerer Grausamkeit und zu blinder Abhängigkeit von den Mächtigen dieser Welt entwickeln oder gerade umgekehrt? Wird sich die Gesellschaftsord­nung von der Morgenröte der Geschichte bis heute zu größerer Ungleichheit zwischen den Kasten, Ständen und Raffen entwickeln oder zeigt ge­rade umgekehrt die ganze Tendenz der Mensch­heitsgeschichte allmählich, ständig und stets gewich­tiger zum allmählichen Ausgleich aller rechtlichen und bürgerlichen Unterschied« zwischen den Men­schen? Führt die tausendjährige Entwicklung zur Vermehrung der menschlichen und bürgerlichen Freiheiten für jedermann oder im Gegenteil zu ihrer Unterdrückung und zur skavischen Reglemen­tierung im menschlichen Wesen! Gibt e» irgend welche Belege dafür, daß unsere Welt, welche von Eäsariümu» und Feudalismus zur Emanzipation breitet: und breiter Volksschichten übergegangen ist, sich in dieser Richtung entwickeln könnte! Ich bezweifle, daß jemand den Versuch machen könnte, die europäische Geschichte so weit umzu­wälzen. Oder weiter-: hat sich in zwei, drei Jahr­tausenden der europäischen Kultur der menschliche Geist zu immer größerer Freiheit des Denkens entwickelt, hat er sie während dieser Zeit der welt­lichen und geistlichen Macht abgerungen, Ivar da­sein ständige» und unabläffigeS Bestreben oder nicht? Wa» hat mit der tatsächlichen Entwicklung irgend eine Doktrine zu tun, welche diese jahr- hundcrtalte Freiheit de» Geiste- unterdrückt? Neu, tatsächlich neu in der Welt ist nur da-, worin diese alte und beständige Entwicklung sich fortsetzt was sich gegen sie stellt, ist nicht neu; eS ist die- nur ein Anachronismus, eine Abwei­chung und rin zeitweiser Umsturz. Wir wissen noch nickt, ob das Werhaupt zu irgend etwas gut sein wird; aber soweit wir wirklich fragen, wohin die Entwicklung führt, finden wir in dem, was heute am meisten der Welt und der Geschichte seinen Stempel aufprägen will, die fieberhafte Aktualität von etlvaS, das im vorhinein dazu verurteilt ist. nur eine Episode zu bleiben, welche früher oder später der Teufel holen wird. ES ist allerdings eine furchtbar ernste Sache für Europa , daß ihm diese- historisch« Extempore nicht zu teuer zu stehen kommt. Nur diese Sicher­heit braucht niemand von un- zu verlieren: Daß die Entwicklung der Welt weiterhin dorthin füh­ren wird, wohin ihre tausendjährige Geschichte weist. Jede andere Auffassung hat einen gar zu kurzen Verstand. Neue Emigration Stimmen der tschechischen Presse Mehrere tschechische Blätter befassen sich mit der Möglichkeit, daß au- Rumänien in die Tsche­ choslowakei eine politische Emigration insbeson­dere von Juden fiattfinden wird.»Venkov" be­merkt dazu, daß die ESR nicht das Land eines i künstlichen Antisemitismus sei.»Wenn aber", sol fährt das Blatt fort,»leine Gefahr de» Antise­mitismus besteht, heißt das nicht, daß nicht Vor­bereitungen getroffen werden müssen, daß diese Gefahr In künftiger Zeit nicht eintrete." Durch die Veränderung der wirtschastlichen Verhältnisse in einzelnen unserer Nachbarstaaten kommen viele Emigranten zu uns herüber. Demgegenüber müssen wir unseren heimischen Arbeitsmarkt für unsere Staatsangehörigen sichern. Deswegen empfiehlt das Blatt eine Revision aller bisher er­folgten Arbeitsbewilligungen durchzuführen. Auch die»Lidovi Listy" beschäftigen sich mit dem glei­chen Problem. Wenn, so meint das Blatt, eine Wanderung des Judentums von Ost» nach West­ europa stattfindet, so darf diese Wanderung nicht gerade hauptsächlich die Tschechoslowakei treffen. Die Judenfrage wird ein internationales Prob­lem und muß international geregelt werden. DaS «Eeflö Slovo" meint, daß eine weitere Erhöhung der Zahl der Emigration verhütet werden muß, weil der Arbeitsmarkt bei uns gesättigt ist. Die Einwanderung politischer Emigranten aus Rumä­ nien würde auch die Beziehung der TSR zu Ru­ mänien verschlechtern, weil sich die Emigranten bemühen würden, eine Tätigkeit gegen die jetzige rumänische Regierung zu entfalten. Wir schreiben zu dieser bedeutsamen Frage an leitender Stelle. Für ein Propaganda- Ministerium DaS MittagSblatt derLidovi Listy" vom 6. Jänner setzt sich an leitender Stelle für eine Ausgestaltung der tschechoslowakischen Propa­ganda ein. DaS Blatt schreibt: »Ww brauchen ein Ministerium, welche- die Tschechoslowakei im In- und Au-land propagieren würde und dem sowohl die Presse al» auch die Rund­funk- und Filmpropaganda unterstünde. Andere Swaten widmen einer solchen Propaganda große Geldbeträge, nur wir hinken ständig nach und da» deshalb, weil die einen niemanden an den Rund­funk. die anderen niemanden an die Fremdenver­kehrspropaganda und die dritten niemanden an die Pressevropaganda hcrankommen lassen wollen. Da» Bedürfnis de» modernen Staate» aber gebietet, daß alle Zweige der Propaganda konzentriert und von einem verantwortlichen Kopf geleitet werden, wel­cher ihr Ziel und Mittel weist. Wir würden natür­lich nicht wünschen, daß da» neue Ministerium büro­kratisiert wird und nicht au» den Propaganda- Erfahrungen Nutzen zieht, welche im Ausland ins­besondere unsere Wirtschaft gewonnen hat. Wir stel­len un» da- so vor, daß da» neue Amt eine Gnivpe erfahrener und bewährter, wirtschaftlicher, touristi­scher, Runlfunk-, Film- und Kulturpraktiker bei der Hand hätte, über deren Auffassung man nicht Hin­wegschreiten dürft«. Man wird dem gegenüber einwenden, daß da­mit neue Kosten verbunden kein werden. E» ist die» nicht so arg. wenn wir bedenken, daß uns schon letzt untere Propaganda genug Geld kostet und daß man dafür, wa» man darauf anwendet, viel mehr erwir­ken könnte, wenn man alle» konzentrierte. Aber wir dürfen vor allem njcht an«ine» vergessen: Eine gute staatliche Propaganda ist ein wichtiger und un­entbehrlicher Teil unserer Staatsverteidigung. Wenn wir Festungen an den Grenzen aufführen, müssen wir durch«ine staatliche Propaganda die Sympathien zum tschechoslowakischen Staate im Ausland wecken. Und eine so wichtige Sache vergessen, würde eine gefährliche Vernachlässigung der pflichtgemäßen Sorg« um die Republik sein." Tatsächlich soll, wie«AZet" mittcilt, eine zentrale Propagandastelle geschaffen werden, ein »Amt für Staatspropaganda", welches dem Mi­nisterrat angegliedert und seiner Aussicht unter­stellt werden soll. Der Plan zu diesem Amte soll [' vom Pressechef der Stadt Prag , Dr. Grmela, I stammen. Ihr Iaht den Armen schuldig werden... Ton Marfiorete Neumann Und wenn Loisl nicht wiederkäme, dann ja, der alte Weiler sei auch kein Narr, dann macht er die Anzeige, denn bis jetzt hat Loisl keinen Heller zurückgezahlt. Loisi lacht. Du bist verrückt, da lies!" Loifl liest:»Und verpflichtet sich, den Be­trag In sechs Monaten mit 15 Prozent abgezahlt zu haben, di« erste Nate ist am fünfzehnten No­vember fällig." »Das hab ich niemals nicht unterschrie­ben!" Jetzt lacht Weiler, kichert. »Beweis mir da» mal!" Bevor Loifl sich von dem Schreck erholt, sagt der Weiler: »Dummer Bub, kommst und alles ist gut!" Ende November Reser! war bereits im Erholungsheim traf er den Alten zufällig auf der Straße. »Morgen letzter Termin, ich wart vormit­tag» imSeibt-Cafi" auf dich, wenn du nicht kommst, dann ist Schluß!" Loisl überlegt, beschließt zum Weiler zu gehen, diese»«ine Mal noch, dann nie wieder. Er kommt spät nach Hause, wieder liegt die Mutter wach: »Loifl, Loifl, fängst du am Ende wie der Vater an?" ..Wein' nicht, ich kann da» nicht anhören. Wa» fällt dir ein. ich trink doch nicht! Diese» Hundeleben jetzt weinst du auch noch!" Sie liegen in zwei Besten, Muster, Loisl und die zwei Kleinen. Muffig riecht eS im Raum, kalt und feucht ist eS. »Weihnachten werden wir diesmal doch feiern!" sagt Loisl. »Loifl, du spinnst schon wieder mal!" »Nein,, Mutterl, wirst sehen, diesmal be­weis ich's dir!" Loisl hört noch die ruhigen Atemzüge der Brüder. Endlich ist auch die Mutter eingeschlafen. Lange liegt er wach, dann umfängt auch ihn Schlaf. Der Loifl Am anderen Tag, die Mutter ist schon weg, geht Loisl den»Gürtel" entlang, immerzu, iumierzu. Dann dreht er linkSum und ver­schwindet in dem Gewirre der Seitengähchen, jetzt steht er vor dem Seibt-Tschecherl, lugt vor­sichtig durch die Glastür, sieht Weiler. »Er sitzt und wartet wirklich!" denkt Loisl, dreht dem Tscheche»:! den Rücken und steht bald darauf vor dem Haus in der LengSfeldstraße, in dem Weiler wohnt. »Der Hausbesorger kann mich nicht sehen, der wohnt nach dem Hof zu Im ersten Stock, die Witwe ist taub und wie Weiler sagte, verläßt die Wohnung fast nie. Das Büro im zweiten Stock? Es wird über Mittag geschlossen" beruhigt sich Loifl. »Bleibt nur die Nachbarin de» Weiler, die Bergner. Die Steppmaschine macht genug Lärni, die Bergner arbeitet, kümmert sich um nichts." Das denkt Loifl und entschließt sich, den» Weiler in dessen Abwesenheit«inen Besuch ab* zustatten. Steigt die drei Treppen hinauf, ist schm» fast oben, hört, wie jemand«in Türschloß absperrt, dann eiligst die Treppen heruntergeht, so eilig, daß Loifl nicht mehr ausweichen kann und die beiden zusammenstoßen. Verzeihung" sagt Loisl, die Bergner schaut nicht auf, sie will ja mit dem Cape pünktlich bei Wollheim sein. Gott sei Dank, die geht liefern!" Loisl ist nun ganz ruhig, er sah daS große Paket, das die Bergner in der Hand hielt. »Vorsichtshalber werde ich läuten!" Loifl tut eS. Niemand öffnet, Loifl er ist Spezialist auf dein Gebiete von Schlössern ist in den nächsten Sekunden in Weilers Wohnung. Aufatmet er, tief und befreit, begin»»t zu suchen. Alle Schubladen werden geöffnet, wieder ver­schlossen. Nichts findet Loifl, der:U:e bat wohl den Vertrag bei sich, »Ich muß den Wisch wiederhaben, muß!" Loisl steht, überlegt. Er hat schon zu viel Zeit versäumt. Fast eine Stunde. NervöS wird Loifl, unsicher. Da horch? Schritte. Der Weiler? Kein Zweifel. Loifl versteckt sich in d'.r Ecke, hinter einem dicken Vorhang. Eng an die alten Sachen gedrückt, die Weiler da verwahrt» wartet er. Sein Puls fliegt, alles tanzt vor den Augen. Weiler ist eingetreten. Er geht zum Kleiderschrank, holt den Anzug für die Binder. Die Türe hat er von innen zugesperrt, den Schlüssel stecken lassen. Er hantiert im Zimmer herum, schaut auf die Uhr, noch nicht zwölf. Mit einem ganz besonderen Schlüssel öffnet er die Türe zu der Kammer. Geht hinein. Loifl hat den Vorhang ein klein wenig weggerückt, lugt durch den Spalt. Fast hatte er aufgeschrlen. Dort hat er seine Schätze, dort also auch den Vertrag!" Weiler steht bor einer Lade, nimmt etwas heraus, dann hört Loisl ein leises Kichern, ein Murmeln und Kichern de» Alten. Loifl wagt sein Versteck zu verlassen. Weiler ist mit Zählen von Münzen fo beschäftigt, dgß er Loisl nicht härt. Der aber ist mit einem Sprung bei Weiler. Packt ihn von rückwärts, drückt den Alten an der Kehle zu Boden, Weiler haut mit Händen und Füßen um sich, Loifl gibt ihn nicht mehr frei. Jetzt lieg? Weiler, Loifl kniet auf ihm. Den Vertrag, alter Wucherer, den Ver­trag!" Loifls Griff lockert sich, Weiler kann Atem holen.«Mörder! Hilfe!" Baxa gestorben In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch ist in Prag der frühere Primator der Hauptstadt Dr. Karel B a x a im Alter von 76 Jahren ge» swrben. Baxa stammte au» Südböhmen , hatte in Prag studiert und sich schon al» Student politisch betätigt. Im Jahre 1898 wurde er bereits zum böhmischen Landtagsabgeordneten gewählt, er war in der tschechischen staatsrechtlichen Partei tätig, deren Obmann er war. Er wurde Advokat und hat als Verteidiger zunächst die Angeklagten aus dem Omladlna-Prozeß vertreten und auch tschechische Sozialdemokraten verteidigt. Weniger »ühmlich war seine Tätigkeit im Jglauer Mord­prozeß gegen Hilüner, wo er die Angehörigen der ermordeten Agne» Hrüza vertrat und sich von der antisemitischen Welle der damaligen Zeit emportragen ließ, während bekanntlich Masaryk in diesem Prozeß auf selten des Rechte» stand und sich insbesondere gegen den Ritualmordglau­ben wandt«, 1003 wurde Baxa zum ReichSratS« abgeordneten für die Prager Altstadt gewählt, 1907 und 1911 wurde er wlcdergewählt. Nach dem Nmsturz 1919 an die Spitz« der Prager Stadtvertretung berufen, wurde er der erfte Bürgermeister oder wie fein Titel lautete, Pri­mator der zu Groß-Prag vereinigten Gemeinden. Er wurde immer wieder zu diesem Amte berufen, bi» er es am 2. April 1937 mit Rücksicht auf sein Alter nicderlcgte. Er war auch Mitglied der böh­mischen Landesvertretung von 1928 bi» 1988 und Vorsitzender des BerfassungSgerichte». Als Primator hat er nicht immer die großen Aufgaben, die der neuen Hauptstadt gesetzt waren, erkannt. Vor allem hat er jegliche» Entgegen­kommen an die deutsche Minderheit in Prag zu« rückgewicsen, ohne zu bedenken, daß Prag auch die Hauptstadt der deutschen Bewohner diese» Staate» Ist. Wenn die Vertretung der Hauptstadt tatsächlich sich die Achtung der Minderheiten die­se» Staates erringen will, so wird deren Ber « walstmg andere Wege wandeln müssen, al» sie der Verstorbene gewiesen hat. Der Leichnam Baxa » wird im Pantheon de» Museum » ausgestellt werden, da» Begräbnis findet von dieser Stelle au» SamStag um 1» Uhr statt, um 18 Uhr ist die Trauerfeier im Krema­torium der Stadt Prag . Der Vorsitzende der Regierung Dr. Milan Hodjja empfing Mittwoch kurz nach Mittag im Ministerratsprastdium den Gesandten de» König­reiche» Rumänien in Prag , bevoflmächtigten Minister Aurelian , in Audienz. Fester wird der Griff an der Gurgel, wieder röchelt der Alte. Wo ist der Wisch?" Weiler gibt ein Zeichen nach der Kommode. Loifl folgt der Richtung mit den Blicken, gelöst hat sich der Griff feiner Hände. Weller benützt den Augenblick, mit dem Kopf stößt er gegen Loifl» Magen, den packt die Wut, ein Handgemenge ent­steht, die Männer wälzen sich, Weiler gelingt eS aufzustehen. Loifl hängt sich an ihn, wieder schreit Weiler um Hilfe, er hat sich bis zu einer Ecke der Kammer geflüchtet, Loisl, der ihn nm- armt hält, kann nicht mehr den ÄalS des Alten packen. Da plötzlich schreit Weiler nicht, ist ganz ruhig, seine Hand langt In die Ecke, Loifl sieht ein Beil. Jetzt denkt er nur noch:Er oder Ich!" Alles andere dauert kaum zwei Sekunden Loifl war flinker, er schwingt daS Beil gegen den Schädel Weilers. Der Hieb traf sofort tödlich. Von LoislS Gesicht rinnt Schweiß. Er achtet dessen nicht. Den Vertrag, den Vertrag, er ist zu teuer erkauft!" Loifl neigt sich über Weiler, nimmt ihm d!« Brieftasche weg, dann treibt eS ihn zur Kom­mode, nicht lange sucht er, Bargeld findet er, wie­viel? Zeit bis später, in einer Kassette un­versperrt Schmuckstücke, Sparkassenbücher. Alles nimmt Loifl an sich: Reserl, Mutterl" Ganz unberührt läßt ihn der Weller, er; schaut gar nicht mehr auf ihn, nur raus! Türe aufgesperrt, Schlüssel innen lassen, ganz leise Türe zuklappen, vorbeischleichen vielleicht ist die Bergner inzwischen zurück? Er drückt sich gegen die Wand, zu nahe, sein Anzug streift di« Mauer. Die Banknoten in der Rocktasche rascheln. Wie spät kann es wohl sein? Loifl hat vor nicht langer Zeit, gerade als er an die Komode ging, die Böllerschüsse gehört: 12 Uhr. Die im zweiten Stock sind sehr pünktlich, da» Büro schon ge« schossen. (Fortsetzung folgt.)