Seite 2

Sonntag, 9. Jänner 1938

Nr. 7

Spannung London - Tokio verschärft Was wird Micescu hören?

-

Ergänzung

des britischen Seeoffiziers- Korps

Am Sonntag trifft der rumänische Außen­minister Micescu au einem furzen Aufenthalt in Prag ein. Das Tschechoslowakische Pressebüro hat das genaue Programm dieses Besuches veröffent licht, in dem die Unterredung, die Micescu mit dem Präsidenten der Republik und dem tscheches Slowakischen Außenminister haben wird, wohl der wichtigste Punkt ist. Es darf angenommen wer ben, daß dem rumänischen Außenminister sehr London. ( Havas.) Die britische Admiralität tonkrete Fragen über das künftige Verhältnis hat sich um ihre Marinefaders in Ueberein- Rumäniens zur Kleinen Entente und insbeson ſtimmung mit dem zahlenmäßigen Stand und dere zur Tschechoslowakei , aber auch zu Deutsch­der schnellen Entwicklung der Zahl der Schlacht- land und Italien werden vorgelegt werden. Daß schiffe aufrecht zu erhalten entschlossen, für Micescu auf seiner Rundreise zuerst in Prag unbestimmte Zeit die Offiziere der königlich Station macht, hat wohl symptomatische Bedens britischen Kriegsmarine in der Reserve, d. s. die tung: es kommt dadurch das besondere Interesse Offiziere der Handelsschiffahrt, auch weiterhin in zum Ausdruck, das die Tschechoslowakei an der die Ergänzungslisten der Kriegsmarine einzu Entwicklung in Rumänien nimmt. Der Regie­tragen, d. H., daß sie schon in der Zeit des Frierung Goga, die im Innern eine ganze Reihe von dens zu den Offizieren der Kriegsmarine gehören. gewaltigen Schwierigkeiten hat, werden durch den rumänischen Außenminister zweifellos eine ganze Reihe von konkreten Wünschen vermittelt werden, von deren Erfüllung für das weiter: Verhältnis Rumäniens zu feinen bisherigen Freunden viel abhängen wird.

finnung anzutreffen. Unverkennbar ist aber, daß in der gleichen Partei auch mächtige Kräfte Zu­flucht gefunden haben, welche von ihrer totalitä ren agrarkapitalistischen Gesinnung nicht weit zur Flaggenzwischenfall in Schanghai Chamberlain informiert sich Totalität nazistischer Prägung haben. Das poli­tische Ideal dieser Gruppe ist eine Regierung London. ( Eigenbericht.) Nach bleiben. Der Kapitän des Dampfers erklärt, daß ohne Soziali ste n. Von dieser Lösung einer Reutermeldung haben japanische Soldaten er wegen einer Havarie genötigt war, diese Bon: bis zu einer Regierung ohne Demo in Shanghai ein britisches Hotel besetzt und zwei aufzusuchen. fraten wäre nicht sehr weit. Daß es in dieser britische Flaggen abgerissen, die durch japanische Form auch im tschechischen Volke reaktionäre Strö- Flaggen ersetzt wurden. Chamberlain, der am mungen gibt, die von der faschistischen Konjunktur Montag nach London zurückkommen wird, wird auf dem Kontinent profitieren wollen, ist ein aus sich sofort mit den zuständigen Ministern über die der internationalen Lage resultierendes Faktum. Lage im Fernen Often beraten. Die Miß Auch in Frankreich , in England und in Nord- handlung britischer Polizisten in Schanghai hat emerika gibt es Leute, die aus kapitaliſtiſchem die englische Oeffentlichkeit sehr erregt und der Klaſſenhaß heraus unbedenklich mit dem Landes- Daily Expreß schreibt, daß die Beziehungen feind paktieren, um die Demokratie im eigenen London - Tokio zum Versten gespannt seien. Bei Lande zu untergraben. Es ist daher ein Frage einer Wiederholung derartiger Zwischenfälle von erstrangiger innenpolitischer Bedeutung, werde es zur Abberufung des briti welche Kräfte in der tschechischen Agrarpartei die fchen Botschafters in Tokio kommen. Oberhand behalten. Ein wichtiger Maßstab, wie In Schanghai kam es am Samstag zu weit das demokratische Staatsinteresse oder das einem Streit zwischen russischen Freiwilligen und antistaatliche Klasseninteresse obsiegt, ist das Ver- Japanern. Französische Polizei, die in die Aus­halten der einzelnen Faktoren zur deutschen akti einanderseßung eingriff, wurde von den Japas vistischen Bewegung. Die platonischen Bekenntnern mit Maschinengewehren bedroht. nisse zum 18. Feber nüßen sehr wenig, wenn sie mit taftischen Schachzügen verbunden werden, welche einer Dolchstoßpolitik gegenüber den deut­ schen Regierungsparteien gleichkommen. Wollen

die Herren um Beran die Fortführung des natio­

nalen Befriedungswerkes, dann darf die Ver trauensbasis der tschechisch- deutschen Zusammen­

Noch ein Zwischenfall

Tokio.( hs.) Die Gendarmerie im Hafen Jokosuka hält den Kapitän und fünf Offiziere des britischen Frachtdampfers Marion Moller" in Gewahrsam, weil dieser Dampfer ohne Geneh migung in die befestigte Zone der Bucht von arbeit nicht durch politische Winkelzüge erschüt Tokio eingefahren ist. Die Hafenbehörden haben tert werden. Was der Staat braucht, ist die Festim Demeter bie Orber erteilt, bis zum Abſchluj, der Untersuchung an Ort und Stelle beranfert zu

gung und Verbreitung einer demokratischen Staatsgesinnung in der deutschen Bevölkerung. Mit einem Ativismus ohne akti vistische Gesinnung wäre weder dem Staate noch dem betreffenden tschechischen Part­ner viel geholfen. Die Führung der republikani­schen Partei sollte einmal die deutsch - tschechische Frage unter diesem höheren Gesichtspunkte ernst­lich nachprüfen. Es gibt Werte, die sich nicht zif­fernmäßig offenbaren. Wir wünschen nicht, daß der Fall eintrete, aber es könnte sich in ernſten Stunden erweisen, daß dreihunderttausend deutsche Sozialdemokraten für die Republik wichtiger sind als die fünfviertel Million Wähler der SdP. Kombination oder Aktion?

Keine Koalition währt ewig. Es wird nach diefer Parlamentsperiode wieder Wahlen geben. Jede Partei hat dann die Freiheit, sich ihre Bart­

ner für die nächste Arbeitsperiode auszusuchen. Das Bedürfnis nach Abwechslung braucht nicht nur im Lager der Rechten vorhanden zu sein. Man muß aber die Frage stellen, ob unser innen­politisches Leben so frei von Sorgen ist, daß wir die Zwischenzeit sozusagen mit politischer Star­tenaufschlägerei verbringen können. Die Wirts schaftskurve verzeichnet einen wenig erfreulichen Einbruch. Das muß nicht das Ende aller Kon­junktur- Tendenzen bedeuten, ſtellt uns aber vor die Aufgabe, alle Kräfte zur Unterſtüßung der Aufwärtsbewegung zusammenzufaffen. Folgen der, der Zeitschrift Pionier" entnommener In­der der Industrieproduktion des Jahres 1937( im perzentuellen Vergleich zum Jahre 1929) zeigt, wieviel die Tschechoslowakei noch nachzuholen und aufzuholen hat:

169,0

Auch die ungarischen Bischöfe gegen den Rassismus

Nach dem polnischen Episkopat veröffentlicht Micescu wird am Sonntag um 16.55 Uhr nun auch der ungarische zum Jahresbeginn 1938, das als St. Stephans - Jahr bezeichnet wird, einen in Prag eintreffen und am Montag um 18.55 Sirtenbrief, worin es unter anderem heißt: Uhr verlaſſen. Von Prag wird er sich nach Vel­Die heutige Generation muß sich die uralten grad begeben. Vermächtnisse sozialer Gesetzgebung und Toleranz vor Augen halten; diese sollen als Schild gegen bas Heibentum und gegen die Raſſen- und Bus Osterreich und Deutschland anbetung dienen."( DND).

"

Chautemps' Vermittlung

Wieder einmal verschlechterte Beziehungen

Die im Daily Telegraph " veröffentlichte Unterredung mit dem Bundeskanzler Schuschnigg , die Worte Schuschniggs, Desterreich trenne ein Abgrund vom Nationalsozialismus, haben selbst­und die Zeitungen ergehen sich, kommandogemäß,

wird angenommen endlich in Deutſchland heftigen Zorn erived:

Paris. ( Havas.) Ministerpräsident Chau- Leon Jouhaug erklärte im Namen fei- in heftigen Angriffen gegen die österreichische temps empfing am Samstag den Vorstand des ner Kollegen, daß die Regierung, falls die ge- Außenpolitit." Daily Telegraph " glaubte sogar Allgemeinen Arbeitsverbandes, der ihm bekannt- forderten gesetzlichen Garantien gegeben würden, melden zu können, es sei wegen dieses am mei­gab, daß er den Vorschlag annehme, am Mitt- mit dem Allgemeinen Arbeitsverband rechnen sten störenden Zwischenfalles in der Geschichte der woch eine Beratung von Vertretern der Arbeit könne, der seine Mitglieder auffordern werde, deutsch- östereichischen Beziehungen" eine Vor­geber mit den Vertretern der Arbeiterklasse ab- stets nur das gesetzlich festgelegte Vorgehen zu sprache Papens bei der österreichischen Regierung zuhalten, auf der ein Abkommen über die Ar- wählen und Ruhe zu bewahren. zu erwarten. Davon scheint man nun aber in Außer dem Allgemeinen Arbeitsverband Berlin wieder abgekommen zu sein, doch gehen beitsbedingungen erzielt werden soll. Der Mini­sterpräsident teilte den Delegierten mit, daß er haben heute auch die Konföderation der geistigen die Presseangriffe weiter. Die offigiöse Wiener die Absicht habe, verschiedene geſetzgeberiſche Arbeiter, der Zentralverband der Ingenieure, Zeitung" antwortet sehr energisch auf die Aus­Maßnahmen zur Erhöhung der Garantierung der Zentralverband der Industriellen und der fälle der Berliner Börsen- Zeitung" und der der Koalitionsfreiheit sowie zur Sicherung der Verband der Werkmeister die Einladung zu Ver- Essener Nationalzeitung" und sagt, Oesterreich Wirksamkeit der Schiedssprüche vorzuschlagen. Handlungen günstig beantwortet. lasse sich keine Vorschriften über seine Politik machen. Die Identifizierung von national­sozialistisch und deutsch werde es immer stritt abs lehnen. Auf die Anklagen, daß österreichische Staatsmänner Reifen nach Paris und Bespre chungen mit Hodža gehabt hätten, wird geant­mortet, es sei richtig, daß Oesterreich sich mit feinem Staat schlecht stellen wolle. Niemals aber das Problem seines Verhältnisses au Deutschland habe es bei seinen Verhandlungen im Ausland behandelt, während man wisse, daß dies von deutscher Seite nicht so gehandhabt wurde.

Die Deutschen in Polen

Berlin . Die Deutsche Allgemeine Zeitung" gangenen Jahre 1100 deutsche Arbei bringt aus Kattowiß eine eigene Meldung fer und Beamte aus oberschlesi­Eine traurige Jahresbilanz". Es ſchen Industrie werken wegen heißt darin, daß außer den schon mitgeteilten ihres Deutschtums entlassen wor Sündigungen deutscher Beam- den, während dafür auf Gruben und Hütten rund ter zum Jahreswec fe I noch von fol- 25.000 polnische Arbeiter neuein­senden Unternehmen deutsche Beamte gestellt wurden. entlassen wurden: Hohenlohe- Werke, Und dies alles geschieht in einem mit The Hendels Donnersmark 2md, Gieschegrube, Deutschland befreundeten Staat und es Gr.- Britannien 124,1 Rudaer Steinkohlengewerkschaft und Kohlenhan- geschicht nach dem Abschluß eines als großer Er­Deutschland 112,9 delsgesellschaft Progreß. Die Mislowiger Grube folg auspofaunten Minderheiten- Abkommens! 103,5 hat die Kündigung des lebten deutschen Aber freilich, es geschieht in einem Staat, für 97.5 Beamten ausgesprochen. Nach der Aufstellung dessen fast autoritäres Regime das Dritte Reich 97,1 eines deutschen Minderheitenblattes sind im ver- besondere Sympathien hat.

Desterreich

Japan Finnland

146,8

Lettland

145,5

Griechenland

144,1

Stanada

Schweden

140,4

USA

Ungarn

136,5

Italien

96,8

Estland

136,4

CSR

96,1

Dänemark

134,7

Holland

94,5

Rumänien

126,2

Belgien

90,0

Chile

125,9 Polen

84,8

Norwegen

124,8 Frankreich

72,1

Die Arbeitslosenziffer von 451.484 Ende Dezember verstärkt noch die Mahnung zu positi­ver wirtschaftlich- sozialer Arbeit.

14

Ihr laẞt den Armen schuldig werden...

Von Margarete Neumann

Wir stimmen dem Herrn Abgeordneten Be­ran zu, daß aus dem Wahlergebnis vom Mai Poldi hat sehr mit sich gerungen, bevor sie 1935 endlich die entsprechenden Folgerun­das tote Reserl so belastete. Aber hat Reserl gen zu ziehen sind. Diese Folgerungen ergeben nicht selbst, schon im Todeskampf, gebeten: Hilf sich aus der tatsächlichen wirtschaftlich- sozialen dem Loist, Hilf!" Hatte nicht Matthias gesagt: Lage im Grenzgebiet und aus den ungelösten ,, Das arme Rejert ist tot Loist aber lebt nationalen Streitfragen sehr leicht. Wohl dem noch, er hat den Mord vollbracht, kein Mensch Staate und seinen Bürgern, wenn die Folgerun. tann einen Word billigen, nein, aber man muß gen darin bestehen, die Wiederbelebung von fünf- doch alle Beweggründe genau prüfen, die einen hundert stillgelegten Fabriken mit aller Energie Menschen, der bisher so brav und gut war, wie in Angriff zu nehmen, die Fürsorge für das Loisl, zu einer solchen entseglichen Tat führen. Halbmillionenheer der Arbeitslosen nicht abzu= bauen, sondern auszubauen und die Durchführung des nationalpolitischen Feber- Abkommens endlich in ein beschleunigteres Tempo zu bringen!

,, Reserls Drängen hat Loist beeinflußt, er liebte Reserl doch so sehr!"

Ihm liegt nichts mehr an seinem Leben, Reserl ist tot, was will er noch auf dieser Welt.

Adele Bergner wird aus dem Krankenhaus entlassen, wohin man sie damals, als sie auf der Straße zusammenbrach, geschafft hatte. Sie kommt in ihre Stube. Wüste Unordnung grinst sie an. Fast konnte man glauben: Einbrecher waren am Wert. Aber es war die Polizei. Alles hatte sie durchsucht, Matrazen zerschnitten, nichts blieb vers schont. Weder Schmucksachen, noch Bargeld, auch nicht die Sparkassenbücher wurden gefunden.

Es wird ja nichts weiter geschehen, der Pressekampf wird wieder abflauen aber doch nur für kurze Zeit. Interessant ist die gegenwär tige beiderseitige Kampagne als Feststellung, wie dynamisch" seit der Erneuerung Deutschlands , seit dem Anbruch der großen allgemeinen politi fchen Unruhe, auch die früher so klaren, geregels' ten, flaglosen Beziehungen zwischen den beiden 1 deutschen Staaten geworden sind.

Um die Binder aber fümmert sich überhaupt niemand.

,, Sie hat die Behörden irregeführt, foll froh sein, so glimpflich davongekommen zu sein!"

Die Binder ist aber durch die Ereignisse start mitgenommen, nicht mehr ganz zurechnungsfähig. Starrt vor sich hin, versuchte schon einigemal Selbstmord zu verüben. Ihr Mann und die Kati wachen nachts abwechselnd, damit sie nicht zum Fenster hinunterspringt. Sie hat das schon einige­mal beabsichtigt.

Eines Tages sprach sie ganz vernünftig zu Die Bergner, noch von der Krankheit ge- dem Binder: ,, Geh, bring Stohle aus dem Keller, schwächt, bekommt einen Rückfall, als sie sieht, man ich will heut das Essen selbst machen!" Der Binder hat auch die teueren Felle der Firma Wollheim freut sich, denkt: wenn sie nur erst wieder Ar­beschädigt. Langſam nur erholt ſie ſich. Denkt: beitslust hat, dann ist es schon gut!" Er eilt aus ,, Wollheim, jowohl, ich muß zu Wollheim!" der Wohnung. Kaum hat die Binder gehört, daß ,, Liebes Fräulein Dele, verstehen Sie doch, ihr Mann wirklich die Stiegen hinuntergeht, eilt wir konnten nicht warten und überhaupt!" sie zum Fenster. Geschlossen sind die Augen, als sie oben steht.

Sehr verlegen ist die Direttrice, sie muß den Auftrag des Chefs durchführen. Der lautete: ,, Diese Person darf mein Haus nicht wieder be­

Adele schleicht zurück in ihre Stube, erinnert sich: Haftentschädigungsansprüche!"

Poldi hat sich bemüht, dies dem Gericht ver­ständlich zu machen. Zitternd harrt sie, was über treten!" Loisl beschlossen wird. Sie hofft, das Gericht wird Wer die Politik nicht als Feld machtpoliti- auch durch die Bitte der Mutter milde gestimmt. scher Spekulationen, sondern als eine positive Saben nicht viele der Zuhörer, während die Mut Aufgabe gegenüber Staat und Volt betrachtet, ter Loisls sprach, laut geweint? Auch Loist hat ge­wird diese unsere Folgerungen als richtig aner- weint, das erstemal während der ganzen schweren

Tennen müssen.

Tage.

Dann wurde das Todesurteil verkündet. Mit einem Aufschrei fällt Loists Mutter vornüber. Allgemeiner Rückzug. Der Slovenský Hlas", Man schafft die Ohnmächtige aus dem Saal. Wei­das neue in Sillein erscheinende slowatische Tag- nend flammern sich an ihren Rock die beiden klei­blatt, hat, wie wir berichtet haben, dem Abgeordnen Brüder Loisls.

neten Bean nach seiner Neujahrstundgebung im Nehmen Sie das Urteil an?" fragt der " Ventov" beigepflichtet. Das Blatt tritt nun den Vorsißende. Rückzug an und sagt, jeder wisse genau, daß nie- Ja, und ich bitte um sofortige Voll­mand an eine Teilnahme der SdP in der Regie- stredung!" rung dente. Nach dem neuen Jahr könne es sich nur um die Rekonstruktion der bisherigen Regie­rung und nicht um eine neue Regierung, die von Der bisherigen völlig verschieden wäre, handeln.

Loist wird abgeführt.

Jest wartet er in der Relle auf die Voll­strestung des Urteils. Er weiß noch nicht, daß seine Mutter für ihn ein Gnadengesuch eingereicht hat.

Ganz in der Nähe findet sie einen Rechts­anivalt, er verspricht zu helfen. Es kommt zur Verhandlung vor dem Gericht. Das erstemal ohne Erfolg. Das zweitemal wird um jeden Schilling gefeilscht. Empört ruft der Anwalt:

-

,, Gott im Himmel, verzeih' mir!" betet sie Taut. Schon tappt der rechte Fuß ins Leere- ein Aufschreiein dumpfes Auffallen!

,, Was war das?".

Neugierig schaut die Nachbarin aus dem Fen ster. Unten, auf dem Hof liegt etwas, schon um­ringt von Kindern und Jugendlichen. Die sind immer auf dem Hof, die Wohnungen zu eng und im Sommer stickig.

,, Die Binder ist's!" rufen die Kinder.

,, Unerhört! Diese arme Person ist um alles gekommen, um den guten Ruf, um die Arbeit, man hat ihre Wohnungseinrichtung fast demoliert. Durch die Brigittenau bewegt sich ein Trauer­Jept steht sie da, hilflos, noch krant von den Auf­regungen, niemand gibt ihr Heimarbeit, jeder meis Aug. Viele Neugierige sind gekommen. Neben der det sie und diese Frau ist doch so unschuldig Kati Binder geht Adele Bergner. Am Grabe der wie wir. Unschuldig hat man sie sieben Monate Mutter, nachdem alle anderen weggegangen sind, eingesperrt, die Zeitungen haben sie als Mörderin ist Stati der Bergner um den Hals gefallen: gebrandmarkt und jeßt feilscht der Staat um jeden ,, Sie hat ihre Schuld abgebüßt, verzeihen Schilling, die er als Entschädigung für die schuld- Sie ihr!" Seither verbindet die beiden Frauen los erlittene Haft zu zahlen verpflichtet ist!" innige Freundschaft. ( Ende.)