Seite 2 Dienstag, 11. Jänner 1938 «r. 8 keineswegs zu jedem„'dynamischen" Versuch zu gebrauchen. Dich Rundreise des Außenministers MieeSeu ist nicht die einzige politische bedeutsame Reise dieser'Tüge. Stt Budapest kommen die Vertreter der Staaten der römischen Protokolle zusammen, und nach der Annäherung Rumäniens an Ita lien ist zu erlvarten, daß Italien versuchen wird, irgendwie auch Rumänien in ein engeres, wenn auch nickt so engeö Verhältnis zu sich, also unter seinen Einfluß zu bringen, wie Oesterreich . Aber es ist auch kein Geheimnis, daß die wirtsckaftlichen Das Blatt der katholischen Volkspartei„L i- dov 6 L i st y". richtet im Zusammenhang mit der NeusahrSkundgebung des Abgeordneten Beran ungetvöhntick scharfe Angriffe auf d«e tschechische Agrarpartei. Das Blatt geht davon aus, daß von Seite des organisierten tschechoslowakischen Faschismus eines Gajda und Konsorten der tschechoslowakischen Demokratie keine Gefahr mehr drohe. Der politische Tod deS tschechischen Faschismus wäre aber schon früher eingetreten, wenn-.ihm die Agrarpartei glicht künstlich da! Leben dadurch verlängert hätte, daß sie ihm die Äandidatnr ins Parlament im Jahre 1035 ermöglichte. Nicht von Gajda, sondern von anders- wo droht heute die Gefahr. DaS Blatt sagt darüber mit nngewöhnlicher Offenheit: linseren HitleriSmuS heimischen AeprägeS stellt heule die Agrarpartei mit ihren politischen Ueberläufern dar. Tarin verbirgt sich für unsere Tenrokratie eine viel ärgere Drohung als im Faschismus in seinen besten Jahren. Wir sind unS dessen bewußt, daß wir ein sehr ernstes und weitgehendes Urteil fällen. Mer es gibt hier handgreifliche Fakten, welche diesen Schluß mit vollem Reckt begründen. Tas Blatt geht dann insbesondere auf die Beziehungen zwischen der Agrarpartei und SdP ein. Es wird da gesagt: Die Politik der Agrarpartei hat im Jahre 1085 der Henleinparlei, deren Organisationsstatut im Gegensatz zu unserer demokratischen Verfassung stand, erzwungen, daß sie kandidieren kann. Die Poliiik der Agrarpartei im Ministerium des Innern verschließt nicht ein Auge, aber beide Augen vor den Aktionen Henleins, so'daß uirS bei den Minderheiten die Verhältnisse im wahren Sinne de» Worte» über den Kopf gewachsen sind... die Partei Henlein » ist wie ihre Kundgebungen und insbesondere die Neujahrskundgebung Henlein» im„Venlov" gezeigt haben, auf tschechoslowakischem Gebiete der lauteste Exponent antidemokratischer Strömungen in der Politik und der Brennpunkt der Feindschaft gegen die geltende Verfassung unsere» Staate», Das Blatt greift dann den Obmann der Agrarpartei Beran persönlich an: Man glaubte lange, daß gewisse Pläne nur das Eigentum und der Traum deS verstorbenen I. Vranlf sind und daß sie von den entscheiden- den Faktoren der Agrarpartei nicht geteilt werden. DaS war aber ein Irrtum. Nach den Neu- jahrSkundgebungen der Herren Beran und Hen lein im„Venkov" ist zu sehen, wie sich Beran durch Jahre hinter Branls gescheit zu verstecken Verstand und wie er immer zu rechter Zeit, da Gefahr drohte, da» Spiel sei durchschaut, abblasen und die wirklichen Bestrebungen seiner Vorteile, die vor allem Oesterreich von seinem Vertrag mit Italien hatte, stark zusammenge- schmolzen sind. Italien » elende Wirtschaftslage macht es ihm ummöglich, alle Verheißungen einzuhalten. Und da Italien wirtschaftlich vielleicht viel zu versprechen, aber wenig zu geben hat, da cS nur politisch lockt, ist vielleicht seine Anziehungskraft geringer, als es zunächst scheint. Und auch damit darf man, ohne Illusionist zu sein, rechnen— rechnen im Interesse der Aufrechterhaltung der.Kleinen Entente und der Erfüllung diese» Bündnisies mit neuem tieferen Gehalt. Partei hinter gefälligen demokratischen Phrasen verbergen konnte. Die antidemokratische Richtung in der Agrarpartei lebt daher auch nach dem Tode VrauljS und an ihrer Spitze stehen der Vorsitzende, der Agrarpartei selbst, Herr Beran und ihr Generalsekretär Herr Jng. Zilka. Im„E e f l i Slovo" schreibt Kärrl I i 4 e einen Artikel unter dem Titel„Ist e» möglich, mit Henlein zu verhandeln?". De: Verfasser des Aufsatzes charakterisiert Henlein Ivie folgt: Herr Henlein ist überhaupt kein Führer. Er führt niemanden, sondern er wird geführt. Die größte Oualifikatiön dafür, daß er vor drei Jahren an die Spitze einer neuen Partei gestellt wurde, waren mehr die Anfangsbuchstaben seines Namen» als politische Eigenschaften. Im Ka- meradschaftSbund, welcher der Vater des Ruhmes deS Herrn Henlein ist, entschied mehr, daß die zwei H H auf jede Wand gemalt als Heil Henlein auSgegeben werden konnten, weil Heil Hitler verboten war. Herr Henlein war in der Tat ein lieber Mensch, aber die Probleme, welche ein politischer Führer heute beherrschen muß, waren ihm völlig fremd. Er.nahm sich im Lichte der Reflektoren gut auS, aber er würde schwer die Prüfung bestehen bei Verhandlungen über soziale, wirtschaftliche, finanzielle und politische Probleme, da erst der Mann sich als Mann zeigt und der Führer als wahrer Führer... Henlein ist nur möglich als Mensch, geführt an der Hand der Mitglieder des Kamerad- fchaftsbundes. Sie schreiben ihm die Reden auf, sie diktieren ihm, waS er bei Enqueten antworten, wa» er Deputationen sagen und Ivie er auf Par« teikundgebungen reden soll. Dort, wo Herr Henlein auf sich selbst angewiesen ist, ist er unsicher. Deswegen wurde er nicht in» Parlament gesandt, denn der parlamentarische Boden ist heiß und die Minister und Führer der Abgeordnetenklubs sind gescheite, gebildete, erfahrene Leute, mit denen e» Herr Henlein nicht aufnehmen'könnte.' Einst sprach für ihn in London Herr Rutha. Später la» Henlein seine Reden und Rutha antwortet: auf Anfragen. Beim letzten Besuch mußte Hen lein selbst antworten und— verlor. Bei dem Prozeß mit dem Sekretär der deutschen Agrarpartei machte Henlein bei Gericht einen wenig ' führerniäßigen Eindruck und sein Verteidiger Abgeordneter Dr. Nemoirth könnte, wenn f wollte, sagen, wie er nervös war.,. Ist e» möglich mit einer solchen Partei und einem solchen Führer zu verhandeln? Der„Venkov" selbst treibt sein alte! Spiel weiter. An leitender Stelle wird in dem Blatt ein Artikel veröffentlicht, der ebenso fü: die geringe Intelligenz seine» Verfassers wir» für besten schlechte Absichten spricht. E» wird da erzählt, es gäbe zwei Großmächte, welche durch eine Minderheit auf die tschechoslolvakische Politik Einfluß nehmen wollen. Die eine sei Deutsch land und die zweite— Rußland. Deutschland habe bei un» eine nationale. Rußland eine ideologische Minderheit. „ES werden sich ztvar Leute finden", so er» . zählt daS Blatt,„welche auch die deutsche Minderheit eine ideologische nennen werden. E» ist aber eine Analyse notwendig, um zu sehen, daß da» nicht der Fall ist. Sicherlich werden alle vor allem bereit sein, au» der Bezeichnung ideologisch die deutschen Aktivisten autzunehmen und sie nur der Sudelendeutschen Partei zuzulaffen. Aber auch da sind große Unterschiede, welche sie von der Moskauer Minderheit unterscheiden. E» sind die» vor allem ihre wiederholten Kundgebungen, daß sie auf dem Boden ihre» Staate» stehen. Ihr sichtbare» Programm ist nicht irredentiststch und da» sichtbare Programm Ist etwa», womit der real denkende Mensch rechnen muß." Danach unterscheidet sich also die SdP ideologisch überhaupt nicht von der tschechoslowakischen Demokratie und inan braucht eine Partei nicht danach zn beurteilen, wa» sie wirklich ist, sondern, was sie vorgibt zn sein. Der„Venkov" will eben die SdP unter allen Umständen verteidigen. Da die Kundgebung Beran» bei allen übrigen Koalitionsparteien vollkommene Ablehnung Hervorgernfen hat, wird in derselben Nummer de»„Venkov" nackzuweisen versucht, daß einige Partien des Artikels Berans falsch auSgelegi wurden. Im übrigen wird gesggt, daß Beran nicht» zurückzunehmen habe. Aber daS ist d-.r Rückzug, den da» Blatt antritt, weil eben di: Kundgebung DeranS einmütige Ablehnung seitens der übrigen Koalitionsparteien erfahren Hai. ES Ist geradez» lächerlich, wenn der„Beker", das Nachmittagsblatt der Agrarier, behauptet. Berans Kundgebung habe in den sozialistischen Reihen Verwirrung hervorgerufen. Nicht Verwirrung, sondern klare, einmütige Ablehnung, da» ist die Antwort der sozialistischen Parteien auf den verunglückten Neu- jahrSartikel des Herrn Beran, der sich hier abennal» nickt al» Nackfolger, sondern al» wenig vorauSblickender, gern Intriguei' anzettelnder Mann erwiesen hat. Reckt hat das Blatt der katholischen Volkspartei, welches zum Schluß deS oben zitierten Artikels sagt, daß Beran sesi'st da» Feuer löschen muß. welches er hervorgerufen habe. Berans Feldzug. eine bester» Stimmung für die SdP zu schaffen, ist verunglückt, wa» aber durchaus kein Hindernis ist. daß die Agrarparlc> bzw. ihr Vorsitzender nickt weiter versuchen werden, für.die Sudetendeutsche Partei die Situation zu verbessern. Erfolg werden sie keinen haben, weil die anderen Parteien der Koalition, vor allem die Sozialisten und die Vollsparte:, auf der Wacht sind. Netas für„gesunde Innenpolitik“ Nichtdemokratische Parteien pidit In die Koalition Sonntag hielt Minister NekaS in Tabor«ine Rede, in welcher er bervorhob. daß die Festigung und Sicherung der'Republik , vor allem durch eine gute Außenpolitik im Geiste Masaryk» und Bene»' erzielt werden müssen. Wir müssen unsere» Demokratischer VorstoB in Polen Warschau . Am Sonntag veranstalteten die sozialistische Partei, die Bereinigte Bolk»partei sowie die vor kurzem in Warschau neu errichtete demokratische Gruppe„Demokratischer Klub" unter der Devise:„Die Demokratie in der Offensive" eine gemeinsame Kundgebung. Hiebei spro- chen hervorragende Berlreter der erwähnten demokratischen Parteien, darunter der Führer der sozialisttschen Partei, der ehemalige Abgeordnete Riedzialkowski und der Obmanustell- vertreter der Bereinigten Volkspartei Gra> linski; sie stellten übereinstimmend seft, daß die Polnische Staatsraison die Wiederherstellung der parla ulen«arischen Demokratie erfordere. Beide Redner konstatierten gleichzeitig, daß die saschistische RegierungSform für Polen verderblich wäre und daß sowohl der Faschismus al» auch der Kommunismus Todfeinde der demokratischen SlaatSform seien. Oberst Koc zurückgetreten Warschau . Der Führer de»„Lagers der nationalen Vereinigung", Oberst K o e, ist von seinem Posten zurückgetreten. Man ist in Polen der Meinung, daß unter der neuen Führung de» „Lager» der nationalen Vereinigung", die Dr. SkwarezYnski innehaben wird, eine Annäherung der Bereinigung an daü Links lager möglich fein wird, das die Demokratie Polen » fordert. Koc begründet seinen Rücktritt mit seinem geschwächten Gesundheitszustand, doch sind für den Rücktritt ausschließlich politische Gründe maßgebend. Es ist kein Geheimnis, daß der polnische Staatspräsident ein Gegner der faschistischen Tendenzen ist. bisherigen Verbündeten treu bleiben und uns bewußt sein, daß eine Politik, welche nach allen Seiten hi>r schön und gegenüber allen treu sein toill. schließlich niemandem treu ist. ES wäre überaus riskant für unsere Republik , wenn wir unsere traditionellen Freundschaften lockern, neue unsichere Bündnisse suchen und die bisherigen be- «vährten Bündnisse verlieren würden. Auch in der Innenpolitik muh jetzt Besonnenheit ebenso wie Festigkeit und Stärke gewahrt werden. ES wäre nicht zweckmäßig und richtig, die bisherige Regierungsmehrheit um Parteien zu ■ erweitern, die bisher kein positives Verhältnis I zum Staat« und zur Demokratie gefunden haben. Wir sind für ein Einvernehmen und. fstr Rude ! und- Frieden mit allen, welche sich nicht in unsere inneren Angelegenheiten einmischen uird die im Innern aufrichtig für den Staat und für Unser,- demokratisch« Verfassung sind. Wir müssen die Republik auch durch eine gesunde Innenpolitik sichern. Bei der Lage, in welcher wir leben, ist e» notwendig, daß die Republik ordentlich gerüstet und militärisch gesickert sei und daß auch die Wirtschafts- und Sozialpolitik unseres Staates die Bevölkerung zufrieden macht und auf sic als fefie Stütze des Staates baut. Der Präsident der Republik empfing Montag, den 10. Jänner, den außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister im Haag Dr. Ivan Krno. Auseinandersetzungen um Beran Scharfer Angriff der Volkspartei auf die Agrarier Der Man» osttre gewissen Von Jack London (Copyright by UnJvors!taa-Verlag durch Dr. Prliger-Pr«wedlenst, Wien ). Für die Weihnachtsfeier auf der Jacht„Samoset" waren umfassende Vorbereitungen getroffen worden. Da da» Schiff seit Monaten leinen Zivilisierten Hafen angelaufen hatte, konnte der Proviantvorrat nur mit wenigen Delikatessen aufwarten, aber dennoch hatte Minnie Duncan sich für die Kajüte und für die Back cttvaS wirklich Festliches auSgedacht. „Hör, Boyd", sagte sie zu ihrem Mann. „Hier sind die Menüs. Für die Kajüte: Frische BonitaS nach Eingeborenenart, Schildkrötensuppe, Omelette ä la Samoset—" „Was zum Kuckuck?" unterbrach Boyd Dun« Can sie. .Nun ja, wenn du eö wissen willst, ich habe eine Dose Champignons und ein Paket mit Eierpulver gefunden, daö hinter die Truhe gefallen war, und im übrigen können wir auch noch andere Dinge dazu nehmen. Aber unterbrich mich jetzt nicht. Marmelade, geröstet« Taros, Alligatorbirnenkompott— ja, jetzt hast du mir alles ganz durcheinandergebracht.. Und dann hab« ich noch ein halbes Pfund prachtvollen getrockneten Tintenfisch gesunden. Wir werden geröstet« mexikanische Bohnen auftischen, wenn ich Toyama die Zubereitung beibringen kann; außerdem gebackene PapaiaS mit Märquesohonig und schließlich eine wundervolle Pastete, deren Zusammensetzung Toyama nicht verraten will." „Ich möchte wissen, ob eS möglich wäre, «inen Punsch oder einen Cocktail m>S gewöhnlichem Schiffsrum zu machen?" murmelte Duncan niedergeschlagen.„Ach, das hab ich ganz vergessen! Komm mitl" Seine Frau nahm ihn bei der Hand und jihrte ihn durch die kleine Seitentür in ihre windige Kabine. Ohne feine Hand loszulassen, suchte äe in einer Hutschachtel und zog eine Flasche Chainpagner hervor. „Da» Essen ist vollkommen I" rief er. „Warte." Wieder suchte sie in der Schachtel und fand eine Whiskyflasche mit silberner Kapsel. Sie hielt ie vor ein Bullauge und sah, daß die Flasche zu einem Viertel gefüllt war. «Die habe ich wochenlang aufbewahrt", erklärte sie.„Da» ist wohl genug für dich und Kapitän Dettmar." „Piel ist eS nicht", erklärte Duncan. «E» wäre mehr gewesen, aber ich gab Lorenzo davon zu trinken, als er krank war." «Du hättest ihin Rum geben sollen", knurrte Duncan scherzhaft.' «DaS scheußliche Zeugs I Einem Kranken! Sei doch nicht so geizig, Boyd. Ich freue mich sogar, daß es nicht mehr isti Kapitän Dettmars wegen. Er wird immer so reizbar, wenn er etwas trinkt. Und nun das Essen für die Leut«: Sodakuchen, süße Kuchen, Konfekt—" „Ein recht kräftiges Essen, muß ich sagen." «Sei still. Reis und Curry, FamS, Taros, selbstverständlich Bonite,«in größer Kuchen, den Toyama bäckt, Schweinebraten—" „Na, nai" protestierte er. «Jawohl, Boyd. In drei Togen sind wir in Attu -Attu . UebrigenS ist«S mein Schwein. Der alt« Häuptling-— wie heißt es doch noch— hat eS ausdrücklich mir geschenkt. Du hast ihn selbst gesehen. Und dann zwei Dosen Gulasch. DaS ist ihr Mittagessen. Und nun die Geschenk«. Wollen wir bis morgen warten, oder sie ihnen schon heute abend geben?" «Weihnachtsabend, selbstverständlich", lautete die Entscheidung deS Mannes.„Um acht Glas rufen wir sie alle zusammen; ich gebe ihnen jedem ein Glas Rum, und dann gibst du ihnen die Geschenke. Komm mit an Deck. Hier unten ist eS zum Ersticken. Ich hoff«, daß Lorenzo den Dynamo in Ordnung bringen kann; ohne die Ben« tilatorcn kriegen tvir heute nacht wenig Schlaf, wenn«vir. unten bleiben müssen." Sie gingen durch die Heine Hauptkajüte, kletterten die steile Treppe hinauf und begaben sich an Deck. Die Sonne ging gerade unter, und cS versprach eine klar« Tropennacht zu werden. Die„Sainoset" hatte Vorsegel und Großsegel Ivie Flügel nach beiden Seiten ausgespannt und glitt träge, mit einer SchneUigkeit von vier Knoten durch die ruhige See. Und durch daS Skylight des Maschinenraumes drang das Geräusch von Hammerschlägen heraus. Sie gingen nach achtern, wo Kapitän Dettmar, den einen Fuß auf die Reeling gesetzt, stand, und das Patentlog schmierte. Am Rad stand ein großer Südseeinsulaner in weißem Hemd und mit scharlachrotem Lendentuch. Boyd Duncan war eiv Original. Da» war jedenfalls die Ansicht seiner Freunde. Da er sehr begütert war und sich nichts anderes vorzuneh». men brauchte, als seine Bequemlichkeit zu pflegen, wählte er es, auf die ausgefallenste und unbequemste Art und Weife um die Welt zu reifen. Hin und wieder interessiert« er sich für Korallenriffe, war auf diesem Gebiet völlig uneins mit Darwin , hatte seine Meinungen in verschiedenen Abhandlungen sowie in einem Buch ntedergeleyt und war jetzt zu seiner Lieblingsbeschäftigung zurückgekehrt, indem er mit einer kleinen Jacht von dreißig Tonnen in der Süds« kreuzte und die Riffbildungen studierte. Di«„Sainoset" war ursprünglich ein Frachtschoner gewesen, den Duncan in Dan Franzisko gekauft und geändert hatte. Da» Innere war ganz umgebaut, so daß au» dem Lastraym HayPtkgMq und Schlafkabinen wurden, während achtern und mitschiff» die Maschinen, eine Dynamo, eine Eismaschine und der Akkumulator und ganz hinten im Achtersteven die Benzintank» eingebaut wurden. Das Fahrzeug konnte.natürlich nur eine lleine Besetzung haben, Boyd, Minnie und Kapitän Dettmar waren die einzigen Weißen an Bord, wenn auch Lorenzo, der kleine schmuddlige Ingenieur, teilweise auch Anspruch darauf erhob, zu einem Weißen gerechnet zu werden, da er ein portugiesischer Mischling war. Ein Japaner war Koch und ein Chinese Steward. Ursprünglich hatten vier weiße Matrosen die Besatzung vorn gebildet, aber einer nach dem andern war von der Schönheit der palmenrauschenden Südseeinseln verlockt und durch eingeborene Insulaner ersetzt worden. So stammte einer der dunkelhäutigen Matrosen von der Osterinsel , der zweite von den Karolinen , der dritte von den Paumotu», während der vierte ein riesiger Samoaner- war. Auf See ging Boyd Duncan, der selbst seemännische Kenntnisse besaß, die Steuermannswache mit Kapitän Dettmar zusammen, und beide standen hin und wieder am Rad oder auf Ausguck. Gelegentlich-konnte sogar Minnie da» Rad einmal übernehmen, und in solchen schwierigen Augenblicken erwies sie sich als besserer Rudergast denn die eingeborenen Matrosen. Um acht Gla» versammelten sich alle Man«: um da» Rad, und Boyd Duncan erschien mit einer schwarzen Flasche und einem Becher. Er goß selbst den Rum ein— einen halben Becher für jeden Mann. Sie schluckten die Flüssigkeit mit vielen begeisterten Grimassen, von einem anerkennenden laute«« Schmatzen, begleitet, obwohl der Rum so scharf und ätzend war, daß er ihnen die Schleimhäute verbrennen mußte. Alle tranken, außer Li Gum, dem enthaltsamen Steward. Nachdem diese Zeremonie beendet war, warteten' sie«ruf da» Austeilen der Geschenke. So prächtig diese starken, muskulösen Polynesier auch anzuseh»n waren, sie waren Kinder, die über jede Kleinigkeit vergnügt lachten, während ihre eifrigen schwarzen Augen im Laternenlicht funkelten und die großen Leiber im Takt der Schiffsbewegung hin und her schaukelten. (Fortsetzung folgt.)
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18 (11.1.1938) 8
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