(Seife 2 Freitag, 14. Jänner 1038 Nr. 11 lich ein einheitliches Wirtschaftsgebiet werden. Daraus ist nun nichts geworden: teils weil Italien au» politischen Gründen den Jugoslawen dieselben wirtschaftlichen Vorteile bieten will, teils deswegen, weil Italien eine autarkische Politik macht wie Deutschland und infolge seiner wirtschaftlichen Bedrängnis seine Einfuhr au» Oester reich nicht steigern kann. Dieimmerschwie- rigere Wirtschaftslage der bei- bctt totalitären Großmächte vermindert ihre Anziehungskraft a u f d i e K l e i n e n^ Bei allen Sympathien für das Dritte Reich Ivird Herr Goga Herrn Hitler Weizen und Petroleum nicht umsonst liefern können und wird Valuten verlangen, die Deutschland nickt hat. Ebenso muß Oesterreich für seine Jn- dustriewaren einen Abfluß suchen; da Italien nicht zahlen will, muß cs nach anderen Kundschaften Ausschau halten. Die außenpolitische Expansion der Diktaturstaaten gcxät zwar langsam, aber unaufhaltsam in Widerspruch zu ihren wirtschaftlichen Kräften und bereitet so für die wirtschaftlich stärkeren Demokratien die Möglichkeit vor, verlorenes Terrain zurückzugewinnen. England und flrankreich müßten die Gelegenheit allerdings auSnühen und auch für di« Tschechoslowakei ergibt sich die Chance, daß die Neuordnung im Donauraum so erfolge, daß ihre Interessen dabei nicht zu kurz kommen. Die Außenpolitik der Demokratien dürst« sich dabei nicht nur in der Abwehr de» „DynamiSmuS" der faschistischen Staaten erschöpfen, sondern müßte planmäßig abzielen auf den Neuaufbau Europas in Frieden und Wohlstand. Noch ein weiterer Mord den Cagoulards zur Last gelegt Paris . Die staatliche Sicherheitspolizei hat zwei der vier Mörder der Brüder Roselli, Ja« k u b i e z und T e n a i l l e, in der Hand, die beide wegen Teilnahme an der umstürzlerischen Verschwörerbewegung im Gefängnis sitzen. Die zwei anderen, F i l l i o l und H u g u e t, sind fcstgestellt, sind aber flüchtig. Von den vier indirekten Teilnehmern wurden bereit» drei festgenommen, und zwar Puireux, Fauran und B o u v i e r. Dieser letztere macht eben Militärdienst in Constantine in Algier und hat zugegeben, damit betraut gewesen zu sein, die Brüder Roselli, die in der Normandie weilten, zu überwachen; er hat über deren Reisen auch Bericht erstattet. Der ältere Roselli war nämlich aus dem republikanischen Spanien zurückgekehrt und suchte in kleinen Bädern der Normandie Heilung. Sein jüngerer Bruder, der sich für die Politik nicht interessiert, war aus Italien zu ihm auf Besuch gekommen. Die staatliche Sicherheitspolizei ist überzeugt, dast dies« geheime Organisation auch an der Ermordung de» sowjetischen WirtschastSschriftstellerS R a w a s ch i n beteiligt war, dir vor einem Jahre, al» er im BotS de Boulogne spazieren ging, erfolgte und bisher unaufgeklärt blieb. Auf die direkte Spur der Mörder RoselliS führte die Polizei Ing. Locuty, der beim Verhör angab, daß ihm Ing. Metenier direkt die Teilnahme der geheimen Verschwörerorganisation an diesem Morde angedeutet habe. Noch drei Terroristen verhaftet Clermont Ferrand . Donnerstag mittags wurden in Clernwnt Ferrand drei weitere Personen verhaftet, und zwar der Handelsvertreter ! Roger Mandereau, der Handwerker A. F u st i e r und der Chauffeur der Michelinwerke I. Forrot. Sie werden der Aufbewahrung und der Beförderung von Waffen und des Handels mit ihnen beschuldigt. London zur Budapester Konferenz Kein italienischer Erfolg . London . Die Ergebnisie der Budapester Tagung der Staaten der römischen Protokolle werden von der britischen Morgenpresie nicht einheitlich besprochen. Die„TimeS" sehen bin wichtigste Tatsache in der Verlautbarung der bevorstehenden Anerkennung Francos durch Oesterreick und Ungarn . „Daily TelegraphS" Ueberschrift hingegen lautet, Oesterreich und Ungarn widerstehen Rom und verlassen nicht den Völkerbund. DaS Blatt hebt hervor, daß es trotz scharfem italienischem Druck nicht gelungen sei, Wien oder Budapest zum Austritt au» dem Völkerbund oder zum Beitritt in den Antikomintern-Pakt zu veranlassen.„Daily Expreß " sieht in dem Teil de» SchlußkommuniqutS, in Ivelchem die Haltung zum Völkerbund präzisiert wird, eine Warnuna an die Adresse von Genf.„News Chronicle" betitelt seine Meldung„Abrücken von Rom " und schreibt, e» sei klar, daß Oesterreich und Ungarn eine deutliche Tendenz zeigen, sich von der italienischen Bevormundung zu befreien. Wal Wien sagte Wien . In den Kommentaren der Morgenblätter zur Budapester Konferenz wird deren Ergebnis als ein österreichischer Erfolg dargestellt, der der klugen Führung des Bunde »« kanzler» Schuschnigg zuzuschrciben ist. Die Freundschaft der drei europäischen Staaten biete eine Gewähr für eine gedeihliche Entwicklung und für die Festigung der Friedensfront, zumal das in Budapest unterzeichnete diplomatische Instrument mit einem vollen Bekenntnis zur Zusammenarbeit mit allen Staaten auch auf wirtschaftlichem Gebiete schließt. Da» Interesse Italien » an den Vorgängen in Mitteleuropa und im Donauraum ist keineSwcg^übgeschwächt, sondern eher intensiviert, eine Tatsache, mit der sich auch die Um- ivelt wird abiinden müssen. Immer wieder Schonzeit für Nazis Wien . Die Mehrzahl der nationalsozialistischen Demonstranten, die am Dienstag bei den monarchistischen Versammlungen verhaftet wurden, wurde auf freien Fuß gesetzt. In Haft verblieben bloß 43 Personen, gegen die ein Strafverfahren wegen Störung der öffentlichen Ordnung und wegen Gewalttätigkeiten gegen die Po« l zeiorgane eingeleitet werden wird. Tschechische Sozialdemokratie völlig hinter Dr. Derer Donnerstag fand eine Sitzung de» Zentral« Exekutivkomitees der tschechoslowakischen sozialdemokratischen Arbeiterpartei statt. Der Partei- vorsitzende, Abg. H a m p I, eröffnete mit einem Bericht über die inner« und außenpolitischen Ereignisse, insbesondere erläuterte er die Hintergründe der Pressepolemil, die sich in den ersten Jännertagen entwickelte, und erklärte unter der Zustimmung aller Mitglieder des Vorstandes, die Tschechoslowakische sozialdemokratische Arbeiterpartei bestehe darauf, daß keine Koalitionspartei da» gleiche Ressort in der Regierung durch ihr Mitglied länger al» eine Wahlperiode verwalten solle. Er erinnerte daran, daß die ganze demokratische Oeffentlichkeit unserer Republik dem Justizminister Dr. Döre r dafür dankbar gewesen sei, daß er im Abgeordnetenhause so energisch gegen da» dem Staate schädliche Vorgehen de» Abgeordneten S i d o r ausgetreten ist, sowie gegen jenen Teil der Ludovä strana, der ihn unterstützt. Unter dem Beifall aller Mitglieder des Vorstände» betonte Abg. Hampl, der Vorstand der Tschechoslowakischen sozialdemokratischen Arbeiterpartei weise alle Angriffe auf den Justizminister Dr. Dörcr energisch zurück und billige Därerü Vorgehen völlig. lieber sozial-wirtschaftliche Angelegenheiten berichtete Minister Ing. N e L a», der bemerkte, daß der Streit um die M i l ch p r e i s e nicht so gelöst werden dürfe, daß die Verbraucher geschädigt würden. Man müsse die verläßliche Feststellung der KaUulation sowohl der Landwirte al» auch insbesondere der Molkereien fortsehen. Die Pasteurisierung müsse in Hinkunft natürlich nur nnobligatorisch sein. Da» Zementkartell strebe eine Erhöhung der Zementpreise an, durch welche die Baubewegung gebremst und die Arbeitslosigkeit erhöht werden würde. Weil aber diese Erhöhung wirtschaftlich nicht begründet ist, werden sich mit der Angelegenheit die Behörden befassen und eine Erhöhung der Zementpreise nicht zulassen. Er behandelte sodann einige internationale Angelegenheiten, besonder» den B a n Zeeland -Plan, und verwies darauf, daß die Tschechoslowakei vorsichtig bandeln müsse, nm ihre sich bessernde internationale wirtschaftliche Lage nicht zu schädigen. Minister Dr. D ö r e r besprach eingehend die gegenwärtigen politischen Strömungen in der Slowakei und erklärte die Hintergründe einiger politischer und journalistischer Ereignisse dep letzten Zeit in der Slowakei . Warum sich StojadlnovIC nicht In Prag aufhäit Au» Berlin wird dem DND berichtet: Der Umstand, daß der jugoslawische Ministerpräsident Stojadinoviä nach Berlin ohne Berührung Prags reist, scheint in der Tschechoslowakei Aufmerksamkeit gefunden zu haben, zumal vorher gerüchtweise verlautete, daß Stojadinovic diese Reise auch mit einem Besuche Prags verbinden werde, was bei den freundschaftlichen Beziehungen zwischen Prag und Belgrad nur verständlich | wäre. Wenn Stojadinoviö diesen Besuch dennoch i unterläßt, so gibt die» Anlaß, daran zu erinnern. I daß auch seinerzeit beim Besuche Mussolinis bei Hitler der italienische Staatschef unterwegs keine Aussprache mit dem Bundeskanzler Schuschnigg hatte. Der Grund dafür war der gleiche wie im Falle der Reise Stojadinovit», daß es nämlich In Berlin nicht gerne gesehen wird, wenn ein Staatsmann einen Besuch bei Hitler, der i? nicht nur Reichskanzler, sondern auch deutsches Staatsoberhaupt ist, mit Konferenzen oder Aussprachen unterwegck verbindet. Da» ist für die Festlegung der Reiseroute de» jugoslowischen Ministerpräsi« deuten ohne Berithrung Prags eine sehr einfach: Erklärung, die zu keinerlei Vermutungen Anlaß gibt. Stojadinovlö und Deutschland Berlin .. StojadinoviL hat der Zeitschrift „Volk und Reich" einen Artikel zur Verfügung gestellt, in welchem er die Gesichtspunkte zusam« menfaht, unter denen er zu seiner Reise nach Deutschland rüstet, und n. a. sagt: „Wir sind uns immer der Tatsache beivußt, daß Deutschland im Donauraum eine entscheidende Rolle spielt und daß keine Lösung der sogenannten Donauraumfragen ohne die Mitwirkung Deutschlands möglich ist. Die deutsche Politik hat ihrerseits stets ein volles Verständnis für die Bedürfnisse und Interessen Jugoslawien » bewiesen,— und die Unabhängigkeit unserer Außenpolitik, die sich immer nur an unseren eigenen Interessen ausrichten kann, stet» in vollem Umfange gewürdigt. Auf dieser Grundlage haben sich die jugoslawisch-deutschen Beziehungen auch auf politischem Gebiet ungetrübt freundschaftlich gestaltet. Der Prästdent der Republik empfing ain Donnerstag den außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister Spaniens L. I. de A s u a. Ferner empfing der Präsident den Brigadegeneral S i p e k und den Brigadegeneral V i e st. Schließlich empfing der Präsident der Republik Deputationen mehrerer Gemeinden, die ihm Ehrenbürgerschaftsdiplome überreichten. Aufrollung der Irischen Frage London . Die bevorstehende britisch-irischen Verhandlungen scheinen zu einer Aufrollung d:S gesamten irischen Problems zu führen, wobei beide Teile auch in eine Ueberprüfung der Lage in Nordirland eingewilligt haben dürften. So Ivird in Londoner politischen Kreisen die Nachricht von der Auflösung deü Parlament» in Ulster aufgefaßt, dessen Neuwahl am 9. Feber stattfin« det.. Der Ministerpräsident von.Ulster gao zu d:r Bekanntgabe der Parlamentöauflösung und der Ausschreibung von Neuwahlen eine Erklärung ab, in der es u. a. heißt: Angesichts der kürzlichen Darlegung De Valera », derznfolge dies-.r beabsichtigt, auch die Frage der Teilung Irland S in den künftigen Gesprächen mit der bri tischen Regierung aufzuwerfen, halte ich e» für notwendig, die Stellung Ulster» vollständig klarzulegen. Seit ich mich im Amt befinde, haben alle Teile der Bevölkerung ihre loyale Solidarität in dieser Frage von grundsätzlichster Bedeutung zum Ausdruck gebracht. Nun ergibt sich die Gelegrp« beit, die Bevölkerung selbst anfzufordern. ihr Votum abzugebcn, über dessen Ausfall ich keinen Zweifel hege. Die Auflösung des nordirischen Parlament? ivar für den Mai erwartet worden. 4 Der Mann vstne^eunssen Von Jack London (Copyright by Unlver*tUi-V«rU< durch Dr. PrUger-PreMedlenat. Wien ). Dav blaue Licht erlosch, entweder weil e» angebrannt, oder weil es entzwei gegangen war. Al» sie sich auf einem glatten Wellnekamm hob, dreht« Duncan sich um und sah nach der„Samoset", die sich als ein undeutlicher Fleck in der Dunkelheit abzeichnete. Er sah kein Licht, hörte aber einen wilden Lärm. Und er hörte die Stimme Kapitän Dettmar», die da» Geschrei der anderen übertönte. „Ich muß sagen, daß er sich Zeit laßt", brummte Duncan.„Warum giekt er nicht? Na, jetzt kommen sie." Sie konnten hören, wie die Blöcke de» Baume» klapperten, al» da» Segel sich lockerte. „Da» war das Großsegel", murmelte er. „Er giekt nach Backbord, obwohl ich Steuerbord sagte." Sie hoben sich wieder auf einer Woge, immer wieder, und endlich sahen sie in der Ferne die grüne Steuerbordlaterne der„Samoset". Aber statt gerade vor ihnen zu bleiben, wa» gezeigt hätte, daß die Jacht auf sie zukam, begann das Licht quer durch ihr Gesichtsfeld zu gleiten. Duncan fluchte.„Warum hält der Esel dort hinüber?" fragte er.„Er hat doch seinen Kompaß und weiß, wo wir zu finhen sind." Aber da» grüne Licht, da» einzige, wa» sie sehen konnten, und auch da» nur, wenn sie sich auf einem Wogenkamm befanden, entfemte sich immer Welter von ihnen luvwärt» und wurde schwächer und schwächer. Duncan rief mehrmals laut, und dazwischen konnten sie jedesmal ganz schwach die Stimme Kapitän Dettmar» hären, der Befehle erteilte.. „Wie soll er mich auch bei dem Lärm hören können!" meinte Duncan. „DaS tut er nur, damit die Leute dich nicht hören", lautete Minnie» Antwort. In dem ruhigen Ton, womit sie das sagte, Ivar etwas, das die Aufmerksamkeit ihre» Man ne » erregte..Wie meinst du daS?" „Ich meine, daß er gar nicht versucht, un» zu finden", fuhr sie in demselben ruhigen Ton fort.„Er hat mich über Bord geworfen." „Du irrst dich da nicht?" „Wie sollte Ich? Ich stand am Großstag und hielt Ausschau, ob wir mehr Regen bekommen tvürden. Er muß da» Rad verlassen und sich hinter mich geschlichen haben. Ich hielt mich mit einer Hand am Stag fest. Da riß er von hinten meine Hand ko» und warf mich über Bord. Schade, daß du da» nicht wußtest— dann wärst du an Bord geblieben." Duncan stöhnte, sagt« aber mehrere Minuten nicht». DaS grüne Licht änderte jetzt seine Richtung. «Sie sind überStag gegangen", erklärte er. «Du hast recht. Er umgeht un» mit voller Ueber« legung und hält luvwärts. Dort kann man mich nicht hören. Aber ich will e» doch noch mal versuchen." Er rief laut mit minutenlangen Pausen. DaS grüne Licht verschwand, statt dessen erschien da» rote und zeigte, daß die Jacht abermals über Stag gegangen war. .Minnie", sagte er schließlich,„eS tut mir leid, daß ich eS sagen muh, aber du hast einen Dummkopf geheiratet. Nur ein Dummkopf konnte über Bord springen, wie ich eS getan habe." .Welche Chance habt» wir, hier aufgelesen zu werden... von irgendeinem'andern Schiff, meine ich?" fragte sie. „vielleicht«ine von zehntausend oder von zehn Milliarden. Weder Passagierschiffe noch Frachtdampfer befahren diesen Teil de» Ozean». Und Walfänger, die in der Südsee herumgondeln, gibt e» auch nicht. Vielleicht kommt mal ein Han« delsschoner von Tuttuwanga vorbei. Aber ich weiß zufällig, daß die Insel nur einmal jährlich angelaufen wird. Unsere Chance ist ein» zu einer Million." .Und mit dieser Chance müssen wir eben rechnen", erwiderte sie tapfer. .Du bist prachtvoll!",Er hob ihre Hand an seine Lippen..Und da hat Tante Elisabeth sich noch gewundert, was ich an dir fand! Natürlich rechnen wir mit dieser Chance. Und eS wird klappen. Anders ist es ganz undenkbar. Jetzt lassen wir die hier fahren." Er löste die schwere Pistol« vom Gürtel und ließ sie ins Wasser fallen. Den Gürtel behielt er jedoch. »Jetzt kriechst du in die Boje hinein und schläfst«in bißchen. Tauch mal unter." Sie tauchte gehorsam und kam innerhalb des schwimmenden Kreises wieder an die Oberfläche, Er band sie an den StropS fest und schnallte den Pistolengürtel um eine Schulter und die Außenseite der Boje. »Wir können un» noch den ganzen Tag und morgen halten", sagte er.»Gott sei Dank ist das Wasser warm. Die ersten vierundzwanzig Stunden wird e» nicht schlimm werden. Und wenn sie uns bis zum Abend nicht herauSgeholt haben, müssen wir eben noch einen Tag durchhalten, das ist alles." Eine halbe Stunde lang schwiegen sie. Duncan hatte den Kopf auf den Arm gelegt, der auf der Boje ruhte, und schien zu schlafen. „Boyd?" sagte Minnie leise. »Ich dachte, du schliefest", brummte ex. »Boyd, wenn wir nicht lebendig davonkommen—" »Halt den Mund", unterbrach er sie nicht gerade höflich.„Natürlich kommen wir davon. Da ist gar kein Zweifel. Irgendwo auf dem Ozean steuert in diesem Augenblick ein Schiff gerade auf un» lo». Warte nur ab. Dennoch hätte ich nicht» dagegen, daß mein Gehirn mit Radioeinrichtung versehen wäre. Und jetzt will ich schlafen, selbst wenn du nicht willst." Aber diesmal narrte der Schlaf ihn. Nach einer Stunde merkte er, wie Minnie sich bewegte und wach war. »Sag' mal, weißt du, was ich gerade gedacht habe?" fragte sie.„Nein. WaS denn?" „Daß ich dir frohe Weihnachten wünschen möchte." „Donnerwetter, da» hatte ich ganz vergessen. Richtig. eS ist ja Weihnachten heute. Und wir werden noch manches Weihnachten erleben. Aber weißt du, was ich denke? Daß eS eine Schande ist, daß wir um unser Weihnachtsessen kommen. Aber warte nur, bis ich Dettmar in die Finger kriege! Der soll WaS erleben. Und nicht mit einem eisernen Belegnagel. Nur mit zwei Fäusten, das ist aUeS." Trotz diesen scherzhaften Bemerkungen hatte Boyd Duncan nur wenig Hoffnung. Er wußte sehr gut, was eS hieß, eine Chance auf eine Million zu haben, und er war ziemlich sicher, daß seine Frau nicht mehr viele Stunden zu leben hatte— Stunden, die notgedrungen düster und schrecklich in ihrer Tragik werden mußten. Die Tropensonne ging an einem wolkenlosen Himmel auf. Nichts war zu sehen. Die„Samoset" befand sich hinter dem Horizont. Als die Sonne höher, stieg, zerriß Duncan seine Pyjamahosen in zwei Stücke und machte zwei primitive Turbane darau». In Seewasser getaucht, wehrten sie die Hitze ab. „Wenn ich an das Mittagessen denke, werde ich wahrhaftig wütend", erklärte er, als er einen ängstlichen Ausdruck in das Gesicht seiner Frau kommen sah.„Und ich möchte, daß du dabei bist, wenn ich mit Dettmar abrechne. Ich bin immer dagegen gewesen, daß Frauen dabei sind, wenn Blut vergossen wird, aber diesmal liegt die Sache anders. Er soll feine Keile kriegen." ^Schluß folgt.)!
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18 (14.1.1938) 11
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