Nr. 16 TonnerStag, 20. Jänner 1068 Sette 5 Bewilligung zu Entlassungen bei Etrich verweigert? 2er Deutsche Nachrichten-Dienst meldet, das; dar Ansuchen der Firma Etrich in Jungbuch um Bewilligung zur Entlassung von 300 Arbeitern von der Bezirksbehörde abgewiesen wurde. Etrich beabsichtigt, wie wir bereits gemeldet haben, nach der Wiederaufnahme der Arbeit von den bis­herigen 000 Arbeitern nur 600 wieder aufzuneh­men, obwohl die Arbeitervertreter bei den Ver­handlungen die Anwendung der bereits im Jahre 1086 bewährten Einigungsformel vorschlugen, welche das zeitweise Aussehen von Arbeitern be­inhaltet. Die Firma hat bei den Verhandlungen diesen Vorschlag, der für sie mit keiner Belastung verbunden wäre, abgelehnt. Die Vertreter der Ar­beiter erklärten sich außerstande, zu den Absichten der Firma ihre Zustimmung zu geben und lehn­ten die Bcranttvortung für die Nichteinigung ab. Drehende Betriebseinstellungen und Entlassungen in der Textilindustrie Die Firma Geduldiger in Parschnih suchte vm Bewilligung der Betriebsstillegung für mehr als 14 Tage und weniger als drei Monate an. ES wurde nun eine vorläufige Einigung getroffen, dah von den bisher beschäftigten 180 Arbeitern keiner entlassen, die bereits auSgesehien Arbeiter wieder eine Woche beschäftigt und die übrigen nicht länger als vier Wochen auSgeseht werden. Die Baunuoolltvebcrei I. H. Bergmann   nimmt vorderhand mangels genügender Beschäftigung das zeitweise Aussehen ihrer Arbeiterschaft vor, will jedoch, falls sich die BeschäftigungSlage nicht bis zum 31. März d. I. bessert, einen-Teil-der Arbeiterschaft entlasten. Schließlich wurden unter Mitwirkung der Gewerkschaftsvertreter und der Bczirlsbehörde in Böhm.-Leipa Verhandlungen über die Flottinachung der Kattundruckecei Rosen­thal in Böhm.-Leipa ausgenommen. DaS Unter­nehmen mußte am Ende des Vorjahrs wegen Äündigung des Bankkredits 800 Arbeiter entlas­se». ES wird nunmehr ein Stillhalteabkommen mit den Gläubigern zwecks Wiederaufnahme der Erzeugung angcstrcbt. Wie derTextilarbeiter" meldet, hat die Baumwollspinnerei Gebrüder Grohmann in Aisterschan bei Teplih mehrere Arbeiter infolge des ungünstigen Geschäftsganges entlasten. Auch bei der Firma H. Pollaks Söhne in Großdorf   bei und Glänzendes Ergebnis einer Betriebsausschußwahl In Altenberg   bei Jglaü fanden in der Tuchfabrik Lang die Wahlen in den Betriebs­ausschuß statt. DaS Ergebnis bedeutet für die Freien Gewerkschaften einen außerordentlichen Erfolg. BiS zum Mai 1037 gab es in diesem Be­trieb anher der völkischen DAG keine andere Ge­werkschaft. Bei den am 4. Jänner stattgcfundenen ActricbsauSschußtvahlen erhielt die U n i o n d e r Textilarbeiter 3 Mandate, sie stellt also den BetriebSratSobinann, und der tschechische sozialdemokratische Textilarbeiterverband in Brünn   bekam zwei Mandate. ES hat also der ganze Betrieb freigewerkschaftlich gewählt. DaS Ergebnis des Umschwunges seit-dem Mai 1937 ist daran zu erkennen, daß der heute restlos frei­gewerkschaftlich organisierte Betrieb einen Kok­le k t iv v e r t r a g und einen arbeiten­den Bet r i ebsauSschuh besitzt. Die­ses Wahlergebnis Ist ein neuer Beweis dafür, daß die Arbeiter immer mehr erkennen, daß ihre Le- benSintereffen in den Betrieben nur durch die Freien Gelverkschaftcn gewahrt Iverden können. Der Jglauer Arbeiterschaft kann zu diesem präch­tigen Erfolg gratuliert werden. Braunau   tvurden neuerlich Arbeiterentlassungen vorgenommen. Diese Firma hat im ganzen bis jetzt 200 Arbeiter entlassen und beschäftigt im Be­trieb nur noch 100 Personen. Enquete Uber die Arbeitslosigkeit in Reichenberg Am 17. Jänner fand in Reichenberg eine Enquete statt, die sich ausschließlich mit den Fragen der Arbeitslosigkeit beschäf­tigte und an der 40 Personen aus einer Reihe von Orten des Reichenberger Bezirkes teilnah­men. Die Beratung wurde durch den Reichenber­ger Bürgermeister K o st k a eingeleitet, der darauf verwies, daß eS im Reichenberger Bezirk gegenwärtig 8700 Arbeitslose gebe, in der Stadt Rrichenbcrg allein 1540. Der Redner schlug zur Abhilfe vor allem Notstandsarbeiten vor, weiters die Reform der Ernäh- rungSaktion und die Erreichung von Staatsaufträgen. In der Diskussion nahmen neben einer Reihe anderer Redner vor allem auch die Sozialdemokraten Drbohlav und H a w e l zu den Anregungen Stellung. Es wurde auch darauf hingcwicsen, daß die Strei- ckiung bei den Lebensmittelkarten außerordentlich rigoros vorgenommen wurde und daß vor allem auch der Regionalausschuß einberufen werden soll. Der Vorsitzende faßte als Ergebnis zusam­men, daß an das Fürsorgeministerium wegen einer entsprechenden Abänderung der für die Zu­weisung der Lebensmittelkarten geltenden Richt­linien herangetreten werden soll. Weiters wurde ein enger e r Ausschuß eingesetzt, der aus den Bürgermeistern jener Gemeinden bestehen soll, In denen mehr als 150 Arbeitslose gezählt werden. Aufgabe dieses Ausschusses wird es auch sein, dafür zu sorgen, daß in das Reichenberger Gebiet der schlüsselmäßige Anteil an dem im Jahre 1088 zur Vergabe gelangenden Staats­lieferungen gelangt. An den RegionalauS- schuß wird das Ersuchen um eine tatkräftige Mit­arbeit gestellt. Oie Frauen in der Sozialversicherung Seit sich der Beschäftigtenstand und damit auch- die Versichertenzahl Ivicdcr erhöht hat, ist ein Rückgang des Anteils der Frauen an der Zahl der Gesamt-Versicherten zu verzeichnen. Vom Jahre 1082 ab-betrug jeweils im Oktober die Zahl- der weiblichen Versicherten:. weibliche Per»- sicherte Versicherten tn Prozent der Gesamt- Versicherten 1082 708.755 37,47 1933. 760.456 88,89 1034 774.824 88,87 . 1035 704.720 88,41 1086 848.100 37,96 1087 898.848 36,81 Obwohl sich also gegenüber dem Oktober 1934 die Zahl der weiblichen Versicherten um 124.024 vermehrt hat, ist ihr Anteil an den Gesamt-Ver­sicherten um mehr als 2 Prozent zurückgegängen. Das ist ein Beweis dafür, daß die wirtschaftliche Wiederbelebung die Beschäftigung der männlichen Arbeitskräfte stärker hat ansteigen lasten als die der Frauen. Italiens   wirtschaftliche Schwierigkeiten in Abessinien DieTimeS" veröffentlichen einen Sonder­bericht ihres Korrespondenten über die wirtschaft­liche Entwicklung in Abessinien, Die Ausfuhr von Kaffee, Häuten und Fellen, die 1034 neun Zehn­tel der Gesamtausfuhr bildete und eine Million Pfund überschritt, ist beinahe zum Still st and gelangt, da die Eingeborenen eine Art passive Resistenz eingeschlagen haben. Anderseits gibt es noch keine andere Ausfuhrgüter, die diese Artikel ersehen könnten, da die angekündigte Banmtvollprodnktion noch viele Jahre bis zur Ausfuhrfähigkeit benötigen wird. An Weizen und Mehl besteht gegenwärtig ein Einfubrbedarf, wie denn überhaupt die Einfuhr g e Iv a l t i g g e st i e g e n ist. Die italienische Verwaltung hat strenge Ausfuhrregulierungen eingeführt, die namentlich darauf gerichtet sind, die Exporteure zur Ausfuhr in Länder hochwertiger Währungen zu veranlassen; die Ausfuhr nach Italien   wird an die Bedingung geknüpft, daß zugleich in entspre­chendem Umfang Verkäufe gegen AuölandSdevisen erfolgen, so daß Voraussetzung für Lieferungen in daS jetzt so genannte Mutterland Italien   ist, daß der italienischen Staatskaste Devisen aus an­deren Staaten verschafft werden. Die Ersetzung des in Abessinien noch gebräuchlichen Maria- Theresien-TalerS durch die Lira ist In der Praxis gleichfalls auf Hemmnisse gestoßen, da der Taler gehortet wird. Die Presse bewegen sich in aufsteigender Richtung; die Verwaltung versucht, dies durch HöchstpreiSvorschriften zu bekämpfen, die jedoch häufig die Schließung von Geschäften zur Folge haben. Man erhält für K6 100 Reichsmark.... . 598. Markmünzen.... i 640 100 österreichische Schilling. . 529. 100 rumänische Lei... . 15.35 100 polnische Zloty... 510.50 100 ungarische Pengö.. . 549.50 100 Schweizer Franken.» . 656.50 100 französische Francs.. . 94.20 1 englisches Pfund... . 141.75 1 amerikanischer Dollar. . 28.30 100 italienische Lire... . 117.40 100 holländische Gulden. . 1581. 100 jugoslawische Dinare«. . 61.05 100 BelgaS . 481. 100 dänische Kronen... . 631. 100 schwedische Kronen.. . 731. Ausland Berliner   Aufträge für Beck? Der Außenpolitiker des Londoner  Daily Herald" berichtet, daß der polnische Außenmini­ster Oberst Beck bei der nächsten Völkerbunds­tagung in Genf   daS Ergebnis der Unterhaltun­gen zur Sprache bringen wird, die er jüngst in Berlin   mit den Führern der derzeitigen deutschen  Regierung hatte. Angeblich sei Deutschland   be­reit, in den Völkerbund zurückzukehren, wenn der Völkerbund   entsprechend reformiert werde, und daS sei auch der Wunsch der polnischen Regie- rung. DieReform" des Völkerbundes solle in dem völligen Verzicht auf jede Art von Sank­tionen bestehen. Beck beabsichtige für den Fall, daß sein Vorschlag zurückgewiesen werde, die Erklärung abzugeben, daß Polen   sich an den Sanktionsparagraphen nicht mehr gebunden- er­achte und einer Reihe anderer Regierungen (man denkt wohl an die rumänische und an die Staaten der römischen Protokolle) werden ihm angeblich dabei folgen. Annäherung deVelera*Chamberlaln London  . Die britisch  -irischen Verhandlun­gen gelangten Mittwoch zu einem vorläufigen Abschluß. In London   ebenso wie in Dublin  herrscht über den Verlauf der Fühlungnahme Befriedigung. Man glaubt, daß sowohl in wirtschaftlicher Hinsicht wie auf dem Gebiet der VerteidigungSfragen bemerkenswerte Fort­schritte erzielt wurden. Bon beiden Seiten tvird besonders die freundschaftliche Atmosphäre der Aussprache unterstrichen. Vie republikanische Armee ist stärker'' Der frühere spanische Minister Portela Val­ ladares  , dem zur Zeit der spanischen   Frühjahrs­wahlen 1036 von Franco die Diktatur angetra­gen wurde, äußerte sich einem Vertreter des Nkanchester Guardian" wie folgt: Meiner Ucberzeugung nach ist die republi­kanische Armee stärker als die der Aufständischen, Ich sagte dies schon vor drei Monaten, und nun hat der Fall von Teruel   der Welt den Beweis hiefür erbracht. Die Nordsront brach zusammen, weil eS technisch unmöglich Ivar, sie zu halten, weil ein ein­heitliches Kommando fehlte und jener Kriegsschau­platz nicht erreichbar war. Trotz seinen 80.000 Ita­lienern und 10.000 Deutschen  , trotz den von den zwei befreundeten Nationen gelieferten Hilfsmitteln zieht nun Franco den kürzeren, weil er im spani» , scheu Volk den Geist der Unabhängigkeit geweckt hat. 10.000 Offiziere werden jährlich in der rcpu- blikanischen Armee ausgebildet. Die eigene Fabri­kation. von Kriegsmaterialien ist organisiert. DaS republikanische Kommando, zu dem 6000 Offiziere der früheren spanischen   Armee gehören, verfügt über einen wachsenden AufklärungS» und technischen Dienst. Aber nicht- ist für Franco so gefährlich, wie der Geist des Widerstandes, der allen bisherigen Niederlagen standgchalten hat. Der Krieg der Re- publtt steht erst in» Anfang. Die Regierung Negrin hat im republikanischen Spanien   die Ordnung der­maßen wiederhergestellt, daß der Prozentsatz an Verbrechen geringer ist, als je zuvor... Auf Seite der Aufständischen ist ein nationaler Syndikalismus errichtet worden, der für den Privatbesitz und den Kapitalismus eine starke Bedrohung bedeutet. Und Grausamkeit und Barbarei haben dort ein bisher i unbekannte» Ausmaß erreicht." 150 Jahre Australien  MIP, London  . Australien   rüstet zur Feier seines 160. Geburtstages. Zwar wurde es schon im Jahre 1606 von dem Spanier Torris entdeckt, aber die Geschichte Australiens   beginnt nicht in die­sen Jahre, ebensolvenig wie die Ainerikaner die ihre mit dem Tage beginnen lassen, an dem Kolumbus landete. Die Geschichte'der USA   beginnt am 21. Tezember 1620, an dem die ersten britischen Ein« ivandercr mit derMayslower" bei Plymouth   in Massachusetts   landeten, diejenige Australiens   am 20. Jänner 1788, an dem einige englische Kriegsschiffe die erstenConvicts"(Sträflinge) nach Botany Bay  in New-South-WaleS   brachten. Seit diesem Tage sind jetzt genau 150 Jahre vergangen. Die Gründung der Strafkolonie Botany Bay  tvar eine unmittelbare Folge des amerikanischen  UnabhängigkeitSkriegfS. Bis 1776 hatten die Eng­länder ihre Deportierten. zu Tausenden auf die Pflanzungen derNeuen Welt" geschickt; jetzt muß­ten sic dafür ein anderes Gebiet aussuchen. Ihre Wahl fiel zuerst auf Südafrika  , bis Joseph Banks  , ein Gefährte deS berühmten Wcltumseglers Cook, dem Parlament den Vorschlag unterbreitete, 4 die Sträflinge nach Australien   zu bringen, das damals noch seinen alten NamenNcuholland" trug. Australien   vor 1788 Ter neu« Kontinent war damals noch so gut" Ivie unbekannt. Tampicr hatte im Jahre 1688 seine Aerdlvestküstc erforscht, Cook 1770 die erste genaue Karte der Ostküste gezeichnet, aber beide hielten das neue Land mit seinen sandigen Küsten, düsteren Ur- lväldcr» und primitiven schwarzen Eingeborenen für so unwichtig, daß sie sich gar nicht erst die Mühe machten, sein Inneres näher zu erforschen. Cook erklärte vielmehr in feinem Reisebericht kurz und trocken, Neuholland   seiein trostloser Kontinent ohne Zukunst und ohne weitere» Interesse". Banks, der Botaniker der Expedition, war je­doch miderer Ansicht. Die üppige Vegetation der Südküste brachte ihn zu der Ueberzeugung, daß dies Land sehr wohl für Europäer bewohnbar sein müsse. Der britische   Innenminister Lord Sidney ließ sich von seinen begeisterten Schilderungen überzeugen, und am 18. Mai 1787 verließen elf Schiffe unter den: Befehl des Commodore Arthur Philipp   den Hafen von Plymouth, beladen mit 757Convicts" (566 Männern und 102 Frauen), einigen hundert Soldaten, Aerzten und Beamten. Die ersten Erfahrungen Die Ucbersahrt dauerte acht Monate. Am 20. Jänner 1788 erreichte die kleine Flotte die Reed« von Boiaw) Bay, aber die Landung erwies sich alS zu schwierig, und die Schiffe fuhren deshalb weiter, um fünf Tage später einige Meilen weiter nördlich bei Port Jackson   anzulegen. In der Gegend deS heutigen Sidney wurden Zelte aufgeschlagen, und am 7. Feber 1788 wurde die neue Kolonie feierlich gegründet. Die ersten Monate waren sehr schwierig. Da­unbekannte Land gab keine Hilfsmittel her, die Sträflinge verweigerten wiederholt die Arbeit, das Vieh lief davon, die Lebensmittel gingen rasch zur Neige, unter den Offizieren und Beamten gab eS täglich Streitigkeiten, ja sogar Duelle. Nur wenige unter, ihnen teilten den unverwüst­lichen Optimismus des Gouverneurs. Sein eigener Stellvertreter, Major Roß, erklärte, es sei billiger, die Sträflinge in der Londoner  Taverne"(dem da­maligen alten Lokal der Themsestadt) mit Trüffeln und Schnepfen zu ernähren, als sie-nach Australien  , zu schicken! Allmählich ging eS jedoch aufwärts. Sträfling« und Kolonisten Jin Jahre 1806 wurde der durch di« Meu­terei derBounty" berühmte Kapitän Bligh   zum Gouverneur- von Neusüdwales ernannt. Er hatte -kein Glück; seine Offiziere und Beamten behandel­ten ihn ebenso schlimm, wie«S vorher die meutern­den Matrosen getan hatten. Sie warfen ihm vor, den Landranb der Offiziere erschwert, den Alkohol­handel eingeschränkt, dieConvictS" und kleinen Siedler gegen die Beamten in Schuh genommen zu haben.' Anfang 1808 verhafteten sie ihn, hielten ihn«in Jahr lang gefangen und transportierten ihn dann zwangsweise nach England, wo der König ver­suchte, ihn durch die Beförderung zum Kontre- Admiral«inigermaßen für di« erlittene Unbill zu entschädigen. Seinem Nachfolger, dem Obersten MacyuariS, einem der bedeutendsten Männer Australien  -, erging eS etlvaS besser, aber auch er mußte die Kolonie ztoangStveise verlassen. Er hatte das unverzeihliche Verbrechen begangen, an seiner Tafel zusammen mit freien Kolonisten freigelasseneConvictS" zu emp­fangen! Kreolen",Uurrencieo",Sterlings" und andere Den moralisch und wirtschaftlich gesündesten Teil der Bevölkerung bildeten dieKreolen", die im Lande geborenen Nachkommen der ersten freien Kolo­nisten. Gerade sie wurden jedoch von den Neuan­kömmlingen auS England über die Achsel angesehen und verächtlich alsCurrency  "(Scheidemünze) be­zeichnet, während die Neu-Einwanderer sich jelber stolzSterling" nannten. Die Neuangekommenen Sträflinge, die sofort nach der Landung Kolonisten zugewiestn wurden, hießen wegen ihrer gelben JackenCanariS", Kana­rienvögel. Außerdem gab eS noch dieBushran- gerS", in den Urwald entwichene Sträflinge, die sich zeitweise zu mächtigen Banden zusammenschlossen und fast vier Jahrzehnte hindurch über den Ozean von NeusüdwaleS eine wahre Schreckensherrschaft aUSÜbten. Am schlimmsten hatten eS jedoch die unglück­lichen Eingeborenen, dieBlackyellowS" genannt wurden. Ihrer Jagdgebiete beraubt, verfolgt, mas­sakriert, von Alkohol und Seuchen verwüstet, würden sie sicher längst auSgestorben sein, wenn di« Behörden sie nicht rechtzeitig unter den Schuh besonderer Ge­setze gestellt hätten. Im Jahre 1021 lebten in den von der Bundesregierung eingerichteten Reservatio­nen 50.000 reinrassige Australneger, und die feit- her veröffentlichten Stattstiken verzeichnen eine zwar schwache, aber ständige Vennehrung. Die Zeit derDigger" 1850 wurde das erste australische Goldlager entdeckt, und nun begann derGreat Rush", der große Ansturm der Goldgräber, der selbst denjenigen Kaliforniens   weit übertraf. Die Städte leerten sich; Farnien, Läden und Schiffe wurden verlassen; sogar Polizisten nahmen ihren Abschied und zogen in die Sandwüste des unbekannten Innern hinaus, um Digger" zu werden. Die Einwanderung aus Europa  , Amerika   und Asien   erreichte Rekördziffern. Die Begeisterung dauerte mehrere Jahre; dann kehrten die meisten, enttäuscht und entmutigt, wie­der zuni Acker, zur Viehfarm, zum Handel, zur In­dustrie, in die Büros zurück. Da- neue Australien  Seit 1823 besaß die Strafkolonie von Botany Bah nur noch lokale Bedeutung; Anfang 1850 wurde sie endgültig aufgelöst. Seit dieser Zeit ist Australien   zu einem muster­gültigen, wohlgeordneten Staatswesen geworden, und seit dem 1. Jänner 1001 ist eS auch nach außenhin unabhängig geworden. An diesem Tage trat der am 0. Juli 1000 ztvischen den Staaten Neusüdwales, Victoria, Oucnsland, Südaustralien  , Westaustralien  , TeSmanien, dem Nord-Territorium und dem Di­strikt Canberra   abgeschlossene Staatsvertrag in Kraft, durch den sich diese Gebiete zumCommon­ wealth of Australia  " vereinigten, und Großbritan­ nien   verlieh dem neuen Staatswesen dieselben Rechte, wie sie Kanada   und die Südafrikanische Union   genie­ßen: freie Selbstverwaltung,, eigene Wehr- und Finanzhoheit, und das Recht, eigene diplomatische Vertretungen im AuSlande zu unterhalten. Während des Weltkriegs kämpften 830.000 australische Freiwillige auf feiten der Alliierten. Sie trugen den SpitznamenAnzacS", wie die Franzosen PoiluS", die EngländerTommies  " hießen. 60.000 von ihnen haben an der Somme, in Flandern  , bei Gallipolo und in Palästina den Tod gefunden. Edward Wetter.