Sozialdemokrat gkntralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik Erschetat mit««»»ahme des Montag tLgltch früh/ Einzelpreis 78 Heller Nedaktion».Verwaltung: PragXll.,Fochova 62- Telephon 88077- Herausgeber: Siegfried Taub - Verantwortlicher Redakteur: Karl Kern, Prag Aus dem Inhalt: Der 18. Feber auf den Eisenbahnen Der Millionentreffer der Baulose In Tepllfr Die russische Polarexpedition In Gefahr Ein Wort zur AffäreTavs" Der britische Vorschlag, den Eden llortin .*<ii i* nn, lörntc« batten die Italiener immer den Ruf, sehr . schlechte Soldaten zu sein. Hindenburg selbst gab Blick auf die Karte Europas fragen, wie ein deutsch -italienischer Block im Ernstfall, einge­klemmt-wischen der englisch -französischen Sperr­wand und dem Sowjetkoloß, abgeschnitten von den Weltmeeren und den Rohstoffzufuhren von Uebersee bestehen mag. Es wäre jedoch eine Illusion anzunehmen, daß die tatsächlich vorhandene Unruhe an den Spitzen der Armee zu einer lebensgefährlichen Ein kleiner Nervenanfall der Diktatur. So (etwas geht vorüber, und man lebt vergnügt wei­ter. Die Inlandspreise darf von den wilden Ge­rüchten, die Berlin und Deutschland erfüllen, nichts berichten, über die Ursachen der plötzlichen sRegieänderung nicht einmal Mutmaßungen äußern. Die Londoner und Pariser Presse spricht in langen Artikeln über krisenschwangere Span« !uungen zwischen den drei großen Machtfaktoren !deS SnstemS: der Partei, dem Großkapital und der Armee. Wir wollen uns unterdessen an die T a t« gierungen weiterleiten solle», umfaßt nach In ­formationen auS politischen Kreisen im wesent ­lichen zwei Punkte: 1. Erweiterung der Patrouillen aller drei von einem neuen 80. Iuni . GrosMächtr biS zu dem im Antipiratri-Abkommen| N vorgrsehenen Höchstmaße. 2. Bestimmte Abmachungen über dir. Unter ­seeboot-Schiffahrt im Mittrlmrer, denen zufolge diese künftighin nur an der Oberfläche gestattet sei» soll. Der Fall der Torptdirrung drS britischen Dampfers ,,E n d h m i o n" wird getrennt von der Frage der Sicherheit im Mittrlmerr behan ­delt und sei als ein Fall zu erachten, den Eng ­land allein mit Spanien zu erledigen hat. Bei den Beratungen im britischen Außenamt sollen die Selben Botschafter eine Reihe von Fragen gestellt! s a ch Tn* hatten. habe», um ihre Regierungen mit aubreichendrin Information-material versehen zu können. Bon britischer Seite wurde dir Notwendigkeit rasche ­sten Handelns unterstrichen, waö eine bal ­dige Entscheidung von Paris und Rom zur Vor­aussetzung hat. Ivel britische Kreuzer nach Valencia Gibraltar . Die britischen Kreuzer Z>»« t h a m p t o n" undRem E a st l e" sind DlenStag nach Balenria ausgelaufen. Wie verlautet, dürfte diese Verschiebung der bri ­tischen SchifsSeinheiten mit der Untersuchung der Torpedierung derE n d v m i o n" Zusammen ­hängen. Programmgemäß sollten die zwei ge ­nannten Kreuzer einen Besuch in Palma di M a l o r c a abstatten. England vereinheitlicht das Flottenkommando London. Amtlich wird gemeldet, daß der Oberbefehlshaber der britischen Heimatslotte, Ad ­miral B a ck h o i'. k e, zum ersten Lord der Ad ­miralität und zum Chef des MarinestabeS ernannt lverden wird. Die Admiralität bemerkt hiezu, daß auf diese Weise die hohen Aemtcr eines Chefs des MarinestabeS und des Ersten Lords der Admirali ­tät durch ein und dieselbe Persönlichkeit besetzt sein werden. Die erste unbestreitbare Tatsache ist, daß der Rücktritt Schachts eine wirkliche ernste Ver­trauenskrise zwischen dein Großkapital und dein Stzstem bedeutet. Schacht war zwischen ihnen bei­den der Verbindungsmann. Der Rest von Ver­trauen, den die Industrie in die Wirtschaftspolitik des Dritten Reiches setzte, beruhte aus dem Glau­ben an Schachts nie versagender Geschicklichkeit. Biele hielten ihn für einen Teufelskerl, der ans jeder Situation immer wieder einen Ausweg fin­den würde. Sein Nachfolger Funk war noch vor wenigen Jahren ein kleiner Börfenjournälist uitb tväre das immer noch, wenn er nicht rechtzeitig seine nazistische Gesinnung entdeckt hätte. Gö­ring aber, der Herr des BierjahrespkanS, ist nur ein Kraftmensch der politischen Schaubude, seine Betrauung mit wirtschaftlichen Aufgaben wäre unter normalen Verhältnissen nur als Faschings­scherz denkbar. Sympathien, die man im Kreise der Rü­stungslieferanten für Göring besaß, sind zer­stoben, seitdem er brüllend als Strafe für Wi­derstand die Verstaatlichung der2n» d u st r i e angedroht hat. Desto allgemeiner wer­den die Sorgen um die erzwungenen gigantischen Fehlinvestitionen und die von ihnen drohend« Katastrophe. Tiefe Unzufriedenheit ist heute die Grundstimmung der Kapitalistenllasse im Drit­ten Reich. Weniger durchsichtig sind die Berhältnisje in der Armee, d. h. in dem Offiziers­korps der Armee. Hier muß man unterscheiden zwischen den alten Reichstvehroffizieren, den reak­tivierten Offizieren der alten kaiserlichen Armee und dem jungen Nachwuchs., Die Generalität besteht wenn man von ein paar neugebackenen Paradegeneralen wie Göring absieht ausschließlich aus Reichswehr­offizieren. Die Bürogenerale des KriegSministe» riums in der Bendlerstraße und die Wehrkreis­kommandanten im Reich bilden eine ziemlich fest­gefügte Einheit, in deren Händen der ausschließ­liche Einfluß liegt. Sie sehen in den jüngeren Offizieren der Reichswehr ihr« Kameraden und die erprobten Soldaten, denen beim Avancement der Vorrang gebührt. Die Reaktivierten fühlen sich zurückgeseht und sind erbittert. Beide Grup­pen sind aber, soweit sie politisch interessiert sind, eher konservativ-monarchistisch als nazistisch ge­sinnt. Auch der junge Nachwuchs stammt mehr aus konservativen und gutbürgerlichen Schichten als aus nazistischen Parteikreisen. ES wird behauptet, daß die Generale mit der Außenpolitik und namentlich mit dem engen Anschluß an Italien sehr unzufrieden sind. Das ist wahrscheinlich richtig. Denn in der deutschen PariS. Die verschiedenen Meldungen über den Kampf hinter den Kulissen und über die Ein ­flüsse, die sich um den Reichskanzler geltend ma ­chen, sowie schließlich über die beabsichtigten Aeuderungen in der Rcichsregierung werden an politischen Siesten sowie in der Presse aufmerksam verfolgt. Die Informationen der englischen und der französischen Korrespondenten in Berlin stimmen in der Mehrzahl d'arin überein, daß Marschall B l o ni b e r g, der sich den Sechzigern nähert» da- Portefeuille deS KrirgSministeriumü niederzu ­legen beabsichtige und daß General Göring fein Nachfolger werden wird. Diese Informationen sprechen auch von an ­deren Acnderungen, besonders von neuen Mim, sterstellen für die Vorkämpfer der nationalsoziali ­stischen Partei. Wiewohl hierüber bisher nur Gerüchte vorliegen, glaubt man in Paris, dennoch sie nicht übersehen zu können, I blitzschnell ünd| 6ci jeder Gelegenheit seine'Geringschätzung der UN o herg s h n zu h dein . italienischen Armee zu erkennen. Darüber hinaus Laut Journal des DebatS" Handl« eS sich mag sich mancher Generalstabsoffizier mit einem bei alledem nicht nur um gegnerische Rivalitäten und einen Ehrgeiz persönlicher Natur, sondern um den Kampf zweier gegnerischen Richtungen: Eine, welche Deutschland bereit- jetzt in rin inter ­nationale- Abenteuer hinein ­ziehen möchte» und die andere, die z« großer Vorsicht mahnt. Die Ereigniffe in Deutsch ­land müsien daher, schreibt da- Blatt, genau ver ­folgt werden. 30Jänner- 30Juni? Am 80. Jänner 1938 sollte der fünfte Jahrestag der Ernennung Hitlers zum Reichs­kanzler durch eine Festsitzung des Reichstage-'ge­feiert werden. Die Einladungen zu der Sitzung Ivaren schon verschickt, die übliche pompöse AuS» stassierung des KrollsaaleS fertig. Plötzlich aber wurde alle- abgesagt, und ein Schwarm von Ge­rüchten flog auf. Man sprach auf einmal nicht §mehr vom 80. Jänner, dafür flüsterte man etwas Vor dem Rücktritt Blombergs Rätselraten über die Nachfolge London. Die Veränderungen in der deut ­schen Regierung, die nach Meldungen der britischen Presse auS Berlin in den nächsten Stunden durch amtliche Verlautbarung bekanntgegeben werden sollen, bilden de» Gegenstand zahlreicher Mel ­dungen. Sie stimmen überein in der Ankündigung de- bevorstehenden Rücktritte- Blomberg- <eventuell auch de- General- Fritsch), diffe ­riere» aber in der Frage, wer Nachfolger de- Marschalls werde» soll. Genannt werden sowohl Hitler und Göring, al- auch General von Reichenau, der erponierteste Vertreter de- Rationalsoztali-mu- in der Armee. TiineS" berichten, daß unter Umständen eine ähnliche Umbildung in Berlin zu erwarten ist, wie sie kürzlich in Pari- vorgenommen wurde. In diesem Falle würde Göring Krieg-Minister mit erweiterter Machtbefugnis, General von Üiei ­ch e n a u Ches der gesamten bewaffneten Macht in einer Stellung werden, die etwa der de- Gene ­ral- Gamelin in Frankreich entsprechen würde. Sollte Reichskanzler Hitler selbst in der neuen KabinettSliste figurieren» dani» wäre es nur vor ­übergehend als Platzhalter für Göring. Weiter« Acnderungen sollen darin bestehen, daß H i m m l e r, L e y und der Chef des natio ­nalen Arbeitsdienste- Oberst a. D. H i'e r l Ka» SinettSrang erhalten sollen.Daily Telegraph" meldet in diesem Zusammenhang, daß die for ­melle Einsetzung Funk- al- Nachfolger Schacht- im Wirtschaft-Ministerium DienStag hätte erfol ­gen sollen, aber auf unbestimmte Zeit ohne An ­gabe von Gründen verschoben wurde. Edenzutiefst empört Keine Entschuldigung für die Torpedierung derEndymlon möglich London. Auf eine Frage deS Führer-.. SDK der Opposition Major A t t l e e erklärte Außen-1 und Grandi vorlegte, welchen diese an ihre Re- minister Eden Mittwoch tm Unterhaus, die bri ­tische Regierung sei über den Ueberfall auf den DampferEndymion" zu tiefst empört. Dieser Ueberfall könne auf kein« Weise entschuldigt werden. Da, wie eS scheine , daS Piratentum im Mittelmeer wieder auslebe, habe die britische Regierung Vorsorge getroffen, daß bei einer Zusammenkunft mit den Vertretern der französischen und der italienischen Negierung über die geeigneten Maßnahmen zur Hintanhal ­tung derartiger Borsälle beraten werde. Mit lebhaftem Beifall der Opposition wurde eine Anfrage deS Deputierten Morrison ausge ­nommen, der sragte, ob sich Minister Eden deS zynischenHumorSder Situation be ­wußt sei, die sich daran- ergebe, daßwir in die ­ser Angelegenheit der torpedierenden Untersee ­boote mit der italienischen Regierung zu ­sammenarbeiten werden, die, wie die ganze Welt weiß» dem General, Franco dies« Unterseeboote geliefert hat". Auf diese Frage gab Außenmini ­ster Eden keine Antwort. Nach Auffassung von Whitehall und der britischen Admiralität handelt es sich im Fallt derEndymion" um den Angriff eines Untersee ­bootes Francos, daS von der Flotte in Mallorca kam. Der Vorfall hat bereits«in« Verstärkung der britischen Flottenpatrouillen im Mittelmeer bewirkt, die Duff Cooper am Dienstag im Un ­terhaus bekanntgab. Weitere Möglichkeiten,.di« entstehen können, betreffen sowohl die Spanien ­politik, als auch daS britisch-italienische Verhält ­nis, worüber die baldige Aufnahme neuer diplo ­matischer Gespräche erwartet wird. * Die für nachmittags angesetzte Beratung deS britischen Außenminister- Eden mit dem französischen und dem italienischen Botschafter im Foreign Office dauerte eine Stunde. Den Bot ­schafter» wurden von Minister Eden gewiss« Vorschläge unterbreitet, welche eine Ver ­stärkung des PatrouillensystemS zur Bekämpfung deS Piratentum- im Mittelmeer vorsehen. Die Botschafter werden diese Vorschläge ihren Regie ­rungen vorlegen. Ueber den Charakter dieser Vorschläge wurde nicht- mitgeteilt. Ein Kom» muniant über diese Sitzung wurde gleichfalls nicht auSgegebcn. 18. Jahrgang Donnerstag , 3. Feber 1938 Nr. 28 Abschluß In Genf Genf. Der 28er-AuSschuß trat Mittwoch nachmittag« zusammen, um sich mit dem im Lause der Nacht ausgearbeiteten Bericht an den Rat zu befassen, in dem eine Schilderung der Reiormarbeiten und der Anwendung der Grund­sätze des BölkerbundpakteS feit 10. Oktober 1986 aeaeben wird. Zum Wort meldeten sich lediglich drei Delegierte , die Vertreter Kolumbiens, Chiles und Schwedens, die einige Vorbehalte zu hem Bericht machten. Sodann wurde der Bericht einstimmig angenommen. Der Vorsitzende B o u r g u i n konstatierte ,um Schluß, daß trotz allen scheinbaren Gegen­sätzen aste Ausschußmitglieder in ihrer Treue «tun Völkerbund einig seien; inmitten von Wir­ren und Unruhen hätten der Böllerbund und seine Ideale ihren Wert behalten. Er werde niemals eine Koalition darstellen, sondern Immer ein gemeinsames Organ der Staaten, ein Nittel der Zusammenarbeit und der Versöhnung Hilden. China-Resolution genehmigt Genf. Der Völkerbund trat um 18 Uhr zu riner öffentlichen Sitzung zusammen. Der vom Vorsitzenden verlesene Resolutionsentwurf in der chinesischen Angelegenheit stimmt mit dem bereit­genehmigten Entwurf überein. In der Resolution »ird nachdrücklich an die Entschließung erinnert, hie am 6. Oktober 1837 von der Böllerbundver­sammlung angenommen wurde. Den Böllerbund­mitgliedern wird empfohlen, dem Passus der er­mähnten Resolution größte Aufmerksamkeit zu »idmcn, in dem e» heißt: Der Böllttbundrat empfiehlt jenen Ratsmitgliedern, welche ein b e- sand er es Interesse am Fernen Osten haben, sich keine Gelegenheit entgehen zu lassen und sich den übrigen Mächten, welche ähnliche Inter« eßen haben, über die Mittel zu beraten, wie man zu einer gerechten Lösung deS Konfliktes bei­tragen könne. Die Resolution wurde nach längerer De­batte in dieser Fassung von allen RatSmitglie - iern angenommen. Die Vertreter Perus und Palens enthielten sich der Stimme. Der Rats« darsitzende erllärte sodann die Tagung deS Pölkerbundrates für beendet. heuer Vormarsch Im Zentrum Dee amtliche spanische Frontbericht Barcelona. Zentrumsarmee: Die republika- liischcn Linien im Sektor Lozoya wurden durch Lrsetzung des Verdice de Collado Espino in der KäHe von Lillavicja zu unserem Vorteil berich- ügt. Republikanische Reiterpatrouillen haben mehrere wirkungsvolle Erkundigungsritte an der Kuadalajarafront durchgeführt und sind ohne Zwischenfall in ihre Basis zurückgckehrt. Von den anderen Fronten nicht- Neues. Die Minensprengung von Carabanchel Madrid. General Miaja teilte den Journa­listen mit, daß die von den Regierungstruppen im Leltor llarabanchel gelegten Minen eine Nebel« lenlascnie in die Luft gesprengt und die Möglich­leit gegeben haben, etlva 800 Häuser wiederzu­erobern. Die neuen Stellungen beherrschen die Töcstt Carabanchel Bajo und Carabanchel Alto md schneiden eine Eisenbahnlinie ab, die die Re­bellen benutzten. Die große Bedeutung dieser 2>ellungen veranlaßte die Rebellen zu heftigen viegenangrissen, um sie wiederzugewinnen, aber m wurden mit großen Verlusten abgeschlagen. Tie republikanische Artillerie hat dazu viel bei« kstragen, indem sie BerstärkungStransporte ver­binde rte. Der Leutnant Josk Gonzales Diaz, Chef der waiterie 521 von Deco an der Teruelfront, ist im Hauptmann ernannt worden, weil er meh- rrre Francoflugzeuge abgeschoffcn hat. Ausgasungen... Gibraltar.(Ag. Esp.s Der Francogeneral Lueipo de Llano sagte in seiner Sevillaer Radiorede am Dienstagabend, daß dies seine sttzte Rundfunkrede sei. Er schloß sie mit dem «uddruck seiner Hoffnung, Spanien werde bald irs-histisch sein.