Teile 6 Sozialdemokrat" Donnerstag, 8. Feier 1938. Nr. 28 Dir BolkSstnggemeinde unter neuer künstleri­scher Leitung. Infolge des Rücktrittes Janetschcks vom Chormeisteramte zu Jahresbeginn konnten die Gesangsproben in der letzten Zeit Nicht abgehalten werden. Der Ausschuss der Volkssinggemeinde hat nun die künstlerische Leitung Carl G r e u l I über« tragen. Greull wirkte bereits seit vielen Jahren in unserer Arbeiter-Tängerbetvegung. Er leitete lange Zeit den Chor-der Reichenberger.Ttzpographia" und wurde vom Deutschen Arbeiter-Sängerbund zum Gauchormeister des Gaues Reichenberg-Gablonz bestellt. Es ist zu hoffen,. dass di« Prager Volks- singgemeinde unter der Leitung GrcullS einen wei­teren Ausstieg verzeichnen wird. Als Chormei« stcrstellvertreter Ivurde Anton L i« b l gewonnen, der noch vor kurzem den Arbeiter-Gesangverein in Teichstatt als Chormcister leitete. Alle aktiven Sängerinnen und Sänger sowie alle Sangessreu« dlgen überhaupt werden ersucht, zu der am Dienstag, den 8. Feber, stattfindenden Probe zu kommen. Probelokal: Prag II., Smckkh 27, 6. Stock, sm Hanse derTt'pograsickä beseda". Frauenchor: Punkt 7 Uhr, gemischter Chor: Punkt halb acht Uhr. Kommet alle pünktlich! Arbeitsunfall. Dem Lllsäbrigen Arbeiter der, Elektrizitätswerke Josef Beselh aus Hloubitin zer­brach, als er gestern um 3 Uhr früh in der Hhbcrner» nasse das Strasienbabngcleise schliff, die Schleif­scheibe in der Hand und zerschnitt ihm die Puls­ader. Di« andere Hälfte der Scheibe flog ihm im Bogen aus"der. Hand und zerschlug die Auslags« scheibe der Kafscefirma Kulik, in der sie liegen blieb. Der Schaden steht noch nicht fest. Vesely. der außer­dem noch eine größere Rißwunde am Fuß erlitten hatte, wurde auf die Klinik Schlosser gebracht. Zwei GaSvergistete. Im HauS Nr. 460 in Prag -Kleinseite wurden gestern vormittags das Zliahrige Dienstmädchen A. S. und der 20jährige Schneidergehilfe R. I. durch Holzkohlendämvfe be­raubt aufgefunden. Die beiden wurden auf die Kli­nik Nonnenbruch gebracht, wo sie bald zu sich kamen und I. angab, er habe kurz vorher«ine Lose ge­bügelt; durch die dem Bügeleisen, das mit Holzkohle gefüllt war. entsteigenden Dämpfe seien wohl beide betäubt worden. Erhöhung der Grtränkepreise unzulässig! Wie wir bereits berichteten, wurden in einigen Prager Restaurants und Kaffeehäusern Kundmachungen auS- gehängt, durch die erhöbt« Preise für Bier. Soda- tvaller, Mineralwässer, Limonaden und Kaffee fest« ««setzt werden. TaS Gewerbereserat deS Prager Magistrate» macht darauf aufmerksam, daß iedr unbegründet« Berteuerung der erwähnten Getränke als Uebertrettma der Regierungsverordnung 204 86, bzw. nach Art. I l des Gesetzes 100/34 streng bestraft werden wird. Oss Urteil gegen die jugendlichen Räuber Prag ,-rb- Bor dem Jugendgericht wurde Mittwoch(Vorsitz OGR Dr. S v o b o d a) die Verhandlung gegen di« beiden 17- und 18jährigen Burschen zu Ende geführt, die in Gemeinschaft mit ihrem Kameraden Georg H a d r o v s k y am 26. September v. I. den Bcnzinwärter Otto Pergl aus seiner einsamen Station an einer Straßenkreuzung bei Jenö lockten und ihm dann mit vorgehaltenem Revolver di« Tageslosung abzunehmen gedachten. Dank der Geistesgegenwart des lleberfallcnen blieb es bei dem bloßen Versuch und die Räuber entka­men vorerst. Die Verhaftung der jugendlichen Räuber gelang nur durch eine« sonderbaren Zufall, den die eigene Mutter eines der Jugendlichen un­gewollt herbeisührte, als sie die Polizei wegen stän­diger Bettfederndiebstähle um Hilfe anging und da ­durch Veranlassung gab, daß diese sich auch ihren Sohn und dessen Kameraden näher besah. Wie sich später ergab, war der Plan bis in die kleinsten De­tails verabredet worden. Der unmittelbare Täter, der dem llebcrsallcnen den Revolver vorhielt, ist der ältere der beiden Jugendlichen, die ihrem Berufe nach beide Tapeziercrl'hrlinge sind. Dieser 18jäh» rige Ivar noch wegen eines zweiten RaubübcrfalleS angeklagt, da er am 2. Jänner in Dejwitz einer Frau das Handtäschchcn zu entreißen versuchte. Während er seine Schuld wenigsten» teilweise ge­stand, beharrte der jüngere der zwei jugendlichen Angeklagten hartnäckig darauf, daß er von der gan­zen Sache überhaupt nichts wisse, weshalb auch die erste Verhandlung vertagt werden mußte. Voll geständig war nur Georg Hadrovsktj, der überhaupt als Zeuge vor dem Jugendgericht von allen Dreien den besten Eindruck machte. Er ist nur wenige Wochen älter als der ältere der beiden Jugendlichen, hat aber das 18. Lebensjahr bereit» vollendet und unterliegt daher dem normalen Strafgesetz und dm ordentlichen Gerichten^ Hadrov- skh wird daher dank seinem geringfügigen AlicrS- vorsprung vor dem Schwurgericht erscheinen müffcn und wird nicht wegen derV e r f e h l u n g". sondern wegen des V e r b r e ch e n S des Raubes, bzw. der Mittäterschaft daran abgeurlcilt werden. Die Verhandlung vor dem Jugendgericht endete mit der Verurteilung beider Angeklagten, von denen der Aeltcre zu zweiJahre n Verschlie­ßung verurteilt wurde, woraus er unter Schutz­aufsicht gestellt werden wird. Da» Urteil gegen den Jüngeren lautete auf achtzehn Monate Verschließung und nachfolgender U e b e r- stellung in eine BessereungSan- stalt, eine Maßnahme, mit der der anwesende Vater des Burschen auf Fragen des Vorsitzenden nicht übereinzustimmcn erklärte. Zwei Jahre Fußballverbot Jugendliche FuSballfanatlker Prag ,«rb- Vor dem Jugendgericht verhandelt GR Dr. Sonin einen Fall, der wieder einmal zeigt, wie weit der Fanatismus von Fußballenthu« siasren gehen kann. Auf dem Vysoöaner Sportplatz kam es gelegentlich eines Wettspiels mit einem be­nachbarten und daher um so mißgünstiger betrach- «eten Klub zu Zusammenstößen, wobei die ver­haßten Rivalen die Oberhand behielten und da» Publikum raste. Dabei zeichnete, sich ein Fünfzehnjähriger aus, der einem Gegner eine solche Ohrscige versetzte, daß dieser bewußtlos zu Boden siel. AIS der jugendliche Klubsanatiker wegen Körperbeschädigung vor daS Jugendgericht kam, stellte sich als Zeuge ein gleich­altriger Kamerad ein, der sich ossenhar in den Kopf gesetzt hatte, den AngeklagtenHcrauszuhaucn". Ec suchte ihn in der sinnlosesten Weise zu entlasten, in­dem er im Widerspruch zu einer ganzen Reihe un­befangener Zeugen behauptete, sein Freund sei zu« erst angefallen worden und bade in Notwehr gehan­delt. AlS alle Vorstellungen und Ermahnungen ver­geblich blieben, wurde der Zeuge, auf Antrag des StaatSanwalteS im Gerichtssaal verhaf­tet und in Uniersuchungihaft gesetzt, fit hat ein« Anklage wegen falscher Zeugenaussage zu erwarten. Der Angeklagte erhielt sechSTageVer« s ch l i c ß u n g, bedingt ans zwei Jahre. Dar Gericht diktierte dem Angeklagten zu den üblichen allgemeinen Bedingungen des Strafaufschub» noch eine besondere: Der Verurteilte darf nämlich durch zwei Jahre keinen Fußballplatz betreten, wenn er nicht de» Strafaufschubs verlustig gehen will. Er machte ein tiefunglückliche» Gesicht, versprach aber, die Bedingung getreulich einzuhakten. Vortrags Masarhk-Pleskllschaft für Soziologie. Im Rah­men des VortragszNklu» über Mkafarhk sprechen heute um halb 20 Uhr im Sitzungssaal des Für» sorgcminislerium» Dr. E. S t e r n überMkasaryk al» Sozialreformator" und Dr. H. R i P k a über Masarhks politische Methoden". Eintritt frei. Iümst und Mssen, Voranzeige: DienstagDalibor " von Smetana lA 2). In neuer Inszenierung! Karl V." Die Titelpartie in Krencks gleich­namiger Oper, die im Juni im lliahmen der Festspiele im Deutschen Theater zur ltianjsührung kommt, wird P a u l L n d i k a r singen. Spirlplan de» Reuen Deutschen TbeatrrS. Donnerstag 7: König Heinrich IV, CI. Freitag 7'.-j: Wiener Blut, D. Samstag 7: König Hein­rich IV, A 1. Sonntag 2 Parfümerie, 0)4: Tie Fledermaus, Abonnement aufgehoben, Spielplan der Kleinen Bühne. Heute Donnerstag 8 Uhr: Einen Jux will er sich machen. Freitag 8 Uhr: Südfrüchte, Theater­gemeinde de» Kullurverbande» und freier Verkauf. SamSiag 8: Einen Jux will er sich machen. Sonntag 8: Hilde und das Lotteriespiel, 8: Delila. Literatur Bilanz Im Schubverband deutscher Schriftsteller in Paris hielt Alfred D ö b l i n einen Vortrag über Emigrationliteratur. Nach einem Ueberblick stellt« er fest, daß die innerhalb der deut­schen Grenzen erscheinende Literatur an Blutleere kranke, während sich die cniigrierte Literatur trotz aller Schwierigkeiten im allgemeinen gut entwickelr habe. Für ihre weitere Enttvicklung forderte er be­sonder» vom Romancier umfassende Gesellschafts­betrachtungohne dabei politische Etiketten zu tragen oder politischen For­meln zu erliegen..." In seinen Schlußforderungen sprach er noch einmal aus:Die Politiker und Parteien sollten nicht zu sehr auf den Schriftsteller cinwirken.. Wir zitieren nach dem Bericht derPariser Tageszeitung " und hoffen, daß Döblin In seinem > Vortrag deutlicher wurde, als aus dem Be- | richt zu ersehen ist. Es wäre schon zweckmäßig, wenn Die Verteidigung eines kleinen Staates lieber dieses Thema spricht am Freitag, de» 4. Feber,»in 20 Uhr im großen Saale dcö Handwerkersvereines in Prag II.» Smeöka 22, Oberst des Generalstabes Emanuel Floravec Zutritt nur gegen Einladungskarten, di^ ab Montag bei den Genossen Ullmann» G« und Bartos ch.Parteisekretaria«, gegen Vorweiö der Mitgliedskarte zu beheben sind. Republikanische Wehr, Ortsgruppe Prag . Flsdier Patzak Perth Ihr Kampf Die wahren Ziele der SdP Diese aufschlußreichste Schrift über Entstehung und Entwicklung der Sudetendeutschen Partei ist soeben in bedeutend erweiterter Fassung in deut­scher Sprache erschienen. 140 Seiten. Preis 14.. Organisationen erhalten Rabatt! Zur beziehen durch die Zentralstelle für da» Bil­ dungswesen , Prag XU., Slezska 13. bei solchfünfjähriger Bilanz" klar ausgesprochen würde, w e r denn dieParteien und Politiker" sind, di« zu sehr auf den emigrierten Schriftsteller ein­wirken. Wir haben an Hand einzelner Beispiele mehrfach dargetan, wie sehr da» Niveau antifaschi­stischer Belletristik gedrückt wird, wenn darin der sozialistisch-kommunistische Bruderkrieg getarnt fort­gesetzt und au» der Froschperspeltiv« Keiner partei­politischer Tagesparolen gesehen wird. Die schlechten Beispiele, di« wir anführten, tragen durchwegs kommunistischen Stempel. Die Sozialde­mokratie beharrt auf dem Grundsatz, daß der Dich­ter auf höherer Warte zu stehen habe, als es die Zinnen politischer Parolensabriken sein können. Ver­schiedene Verlage de» Westens, die Werte emigrier­ter Schriftsteller herausbrachten, könnten darüber Auskunft geben, mit welchen Mitteln von kommuni­stischer Seite versucht wird, den antifaschistischen Kampf zur kleinlichen kommunistischen Parleiagita- tion und Rechthaberei zu mißbrauchen. Auch Döblin wird, wie au» seinen Forderungen zu schließen ist, entsprechende unerfreuliche Erfahrungen gemacht haben. Der Schuhverband deutscher Schnftsteller wäre dazu berufen, zu diesem Thema einmal ener­gisch Stellung zu nehmen auch wenn es dem oder jenem Salonkommunisten in der Leitung nicht gefällt. Karel Mondrh: Volk und Raff« Im Lichte der Judenfrage. 1037 VerlagDie Brücke Most" Prag . Auch wenn man schon mehrere Bücher über die jetzt so aktuelle Rasienfrage gelesen ha», wird man dem Buch de» tschechisch-nationalsozialissi- schen Abgeordneten Prof. Dr. Moudrh Interesse entgegenbringen. Ter Verfasser beschäftigt sich zu­nächst allgemein mit" der Frage der Menschenrassen I und legt dar. daß alle Völker Europa » aus verschie­denen Rassenelementen bestehen. Der Gedanke der Rassereinheit irgend eine» Volke» wird abgelehnt. Die Volkseinheit liegt überhaupt nicht in körperlichen I Merkmalen .Die Unterschiede, die in der verschie­denen Schädelform, Hmit- und Haarfarbe, in: kleineren oder größeren Wuchs begründet liegen, sind allzu bedeutungslos gegenüber der mächtigen Gewißheit einer durch Verstand und Gefühl erfaß, ten Einheit, die den Gnmdtun der Volkskultur bil­det" lS. 28) Moudrh besaßt sich dann besonder» eingehend mit der Judenfrage. Er weist nach, daß die Juden keine eigene Rass«, sondern der Zweig einer Rasse sind, die sich insbesondere in vorchristlicher Zeit mit anderen Völkern vermischt haben. Der Ras- sen-AntisemitiSmu» beruht auf unwissenschaftlichen Argumenten,«r entspringt einerunkritischen und uruviffenschaftlichen tteberschätzung und Verhimme­lung der physischen Seite de» menschlichen Leben»". Der Materialismus de» Dritten Reiches steht im Widerspruch zu jener Geistigkeit, welche die Welt- geltung der deutschen Kultur begründet hat. 8. 8t, Max Herb: Südosteuropa . Form und Forde­rung. In einer Zeit, da die Fragen de» Donau- raumeS erörtert werden und die Politik Jugosla­ wiens und Rumäniens zur Diskussion steht, ist die Broschüre von Max Herb von hoher Aktualität, ßn informativer Weise werden die Verhältnisse in den drei Staaten der Kleinen Entente , in jenen der Balkanentente, in den Staaten der römischen Pro­tokoll« dargestellt und die Ostpolitik der Groß­mächte geschildert. Bei der Bedeutung der in dem Buche geschilderten Fragen ist die Lektüre lehrreich, st. il t Ceylon von zwei Selten Von Ruth Körner Aus dem Dschungel dringen die schrillen Schreie wilder Katzen und aufgescheuchter Vögel und die Pfiffe der Riesenschlangen. Betäubend mischt sich Lotosblumendust in die unnennbaren Gerüche des Urtoalds. Wanderer rufen.einander an gedehnt, verhallend. Ferne trompetet eine Elefantenherde. Der Vollmond strahlt. Im grellen Licht schimmern die weißen Dagoba's. Und in sehr langen Zügen wandern die Singhalesen und Tamilen, Männer und Frauen, Greise, Kin­der, zu ihren Tempeln, Klöstern, Heiligtümern. Und sind sehr glücklich. Denn der volle Mond ist eine der Inkarnationen Buddhas. Wenn er sich zeigt, lächelt der Gott und ist zufrieden. Und wird noch heißer, leidenschaftlicher verehrt, noch hemmungsloser angebetet und gefeiert als sonst. Im weiten Hof des Tempels von An'radscha- pura haben die Gläubigen sich angesammelt. Sie bilden einen Kreis. Gespenstig, im Schein der Fackeln, treten Männer vor: zwei Musikanten und sechs Tänzer in langen, prunkvollen Gewän­dern, absonderliche Turbane auf ihren Köpfen. Monoton schlagen die Musiker ihr Instrument. Langsam schreiten die Tänzer. Und dann schnel­ler. Und schneller. Drehen sich. Aus ihrem Tanzen wird ein Laufen, ein Rennen, Springen, ein Dahinfliegen. Ihre Gesichter sind verzerrt. Tie Turbane lösen sich, fallen sehr schmale, weiße Tücher in den Sand, und wirr flattern die schwarzen Haare um die Köpfe. Die Männer leuchen, tanzen weiter, und weiter, und die Menge schreit. Ein Rausch hat sie ersaßt, ein Taumel, sich steigernd bis zur Raserei. Dann kommt ein schußartiger Schlag der Trommeln. Tvr Tanz bricht ab. Geisterhaft still nehmen die Männer ihre Tücher, wind.n sie kunstvoll uni den Kopf und kauern sich zusammen, um zu ruhen. Und wenige Minuten später weiterzutanzen, immer lveiter, bis sich im Osten ein heller Streifen zeigt. Bis Morgenröte über den Riesenstatuen des Got­tes, über den Ruinen der ehemaligen Regierungs­städte Polonnaruwa, Sigiriya, Candy Ziel aller Forscher, aller Weltenbummler über den Seen und den Palmen leuchtet. Und bis die Ar­beit in den Granitbrüchen beginnt, den Zimmt-, Kakao- und Teeplantagen, den Häfen und den Eisenbahnstationen. Stündlich ihr Leben wagend'tauchen Kulis zu den berühmten Perlenbänken an der nördlichen Jnselküste. Müde zieht ein gezähmter Elefant die Straßenwalze hin und her, hin, her; seine Erhal­tung und der Lohn des Treibers find billiger als Tampferzeugung. Rastlos rupfen Männer, Frauen und Kinder Teeblätter, sortieren sie und bringen sie in die Fabrik. Verzweifelt schleichen Arbeitslose entlang den Gummiplantagen, die nicht mehr ausgebeutet werden. Atemlos rennen Lastträger und Rikschakulis durch die Straßen der internationalen Hafenstadt Colombo . Fast ohne Pause rattern Schreibmaschinen in den diversen Handelshäusern. Irgendwo draußen pflanzt ein Bauer Reis. Geschäftsleute berechnen den Pro­sit, die Einbuße. Im Galle-Faee-Hotel, dem un­wahrscheinlich großen und modernen, servieren braune Boys das Lunch. Apathisch hocken Rude­rer in ihren Kähnen und warten aus Erwerb. In Luxus-Limousinen fahren besonders reiche Ein­geborene und Fremde über den Ivundervollen Kai und durch die Stadt, die mit den hohen, gleich« förmigen Häusern und eleganten Läden europä­isch wirkt, lind unermüdlich vom Morgen bis zum späten Abend arbeitet Mister Goonesinha,'der Führer, Helfer und Berater von Format, im klei­nen, unscheinbaren Office der Ceylon Labour Party und der All Ceylon Trade Union. Er sitzt an einem Tisch aus Ebenholz und er erzählt, den Blick auf die Plakate an der Wand und ihre Aufschriften gerichtet:Heute Hunger und Arbeitslosigkeit und Elend morgen Er­werb, Freiheit und Prot!": Wir haben schwer zu kämpfen, furchtbar schwer. Doch wir sind jung und zuversichtlich. Ziveiunddreißig Gewerkschaften mit 18.000 Mit­gliedern sind schon in unserin Bund vereinigt. Im Staatsrat und Gemeinderat haben wir sieben Ar- beitervertreter. Die Bewegung entfaltet sich. Sie tvird von englischen Genossen unterstützt. Und von den Arbeitern und Angestellten und sogar einigen Beamten hier getragen. Wir fühlen uns als die Avantgarde und sind sie. 1023 zählten wir sechsunddreißig Mitglieder und führten einen Streik, an dem sich 25.009 Arbeiter beteiligten. 1925 setzten wir eine 20prozentige Lohnerhöhung für alle Staatsbeamten durch. Später organi­sierten wir den Generalstreik der Hafenarbeiter. Die Kulis verdienten in einem Arbeitstag von fünfzehn Sttinden eine Rupie(etwa 10 KC) und für die Nachtschicht eine Rupie und 25 Cents. T>er Streik dauerte 22 Tage und wir erreichten die Verdoppelmrg der Löhne. Auf den Plantagen, d. h. den Kokospslanzungen, errangen wir einen I Erfolg; die Kulis, die früher Naturallöhne er­hielten, bekommen nun den Lohn in Geld. Und die Hotelarbeiter ja. Auch sie haben gestreill. Sie hatte» einen Monatslohn von 15 Nupies und mutzten ihre Uniformen davon kaufen und täg­lich waschen und zum Essen gab man ihnen, ivai auf den Tellern stehen geblieben Ivar. Sie sieg­ten. Der Lohn lvurde hinaufgesetzt, die Unifor­men werden seither von der Hotelleitung bezahlt und auch gereinigt und jeder Angestellte wird aus­reichend und gut verpflegt. Es kam der Streik der Strassenbahner, es kam der vierstündige Ge­neralstreik in Colombo . Es kam der Kamps um Mindestlöhne und um den Workmens Compensa- tion Act, daS Arbeiterversicherungsgesetz. Wir baben die Errichtung einer Notstandsstelle für die Erwerbslosen erreicht, durch die diese von keiner Seite Unterstützten mit Aushilfsarbeiten beschäf­tigt werden. Dies ist der erste Schritt zu der von unS in Dutzenden von Petitionen und Em rürfen und Hunderten von Massenmeetings verlangten allgemeinen Arbeitslosenunterstützung. Wir haben viel geleistet. Biel liegt noch vor uns. Denn in die Teeplantagen konnten wir bis heute nicht ein­dringen. In den Granitbrüchen wird von den KuliS übermenschliches gefordert; unser Protest hat nichts genützt. Und-dann wurde Colombo durch die Einführung der neuen und umstrittenen Verfassung im nachbarlichen Indien zum Flug­zeug» und zum Flottenstützpunkt Englands. Wir sind gegen den Krieg. Wir sind gegen die Unge­rechtigkeit in allen Formen. Wir fordern Abbau der Profite und Rüstungen. Wir wollen Frie­den und ausreichenden Lohn und Freiheit für jeden einzelnen. Und werden siegen, weil wir an diesem Hiege arbeiten.". V e z u g S b e dingun a e n: Bei Zw'tollUna rnsSau» oder bei'»ezua durch d:e Poll monatlich Ke 17, vierteljährig Kt 51., halbjährig K6 102,, ganzjäbria K6 204. Inserate werden laut Tarn mlligst berechnet. Rückstellung von Manuskripten erfolgt nur b:i Einsendung der Retourmarken. Die Zeltungsfränkatur wurde von der Post- u. Telegraphendirektion mit Erlaß Nr. 13.800.VII/1VSn bewilligt. lKontullpostamt Praha 25. Druckerei:Orbis". Druck-. Verlags- u. ZeilungS-A.-G. Prag .