Sozialdemokrat Sentralor-arr der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik Erscheint mit««»«ahme de» Montag tLglich früh/ Ein-eiprei» 75 Heller Redaktionu.Verwaltung: PragXll.,Fochova82- Telephon 58077- Herausgeber: Siegfried Taub- Verantwortlicher Redakteur: Kar! Kern, Prag Schluß mit dem Aushungerungs* feldzug gegen die Saisonarbeiter! 18. Jahrgang Dienstag, 8. Feber 1938 Nr 32 Deutschland ist ruhig wie eine geladene Kanone Die Welt urteilt: Verschärfung des radikalen außenpolitischen Kurses RW besetzt ersten Platz lm25*ktn*Lauf bei den gesamtstaatlichen Skl-Wettkämpfen In Starkenbach a u den diesjährigen gesamtstaatlichen Ski- »olrouillen-Wettkänchfen der Wehrmacht , die vom Serband der tschechoslowakischen Offiziere am 6. Feder im Starkenbach veranstaltet wurden, hatte die Republikanische Wehr fünf Mannschaften ge­stellt. Trotz starker Konkurrenz und großer Ter- winschwierigkeiten vermochte»ine der Patrouil- kn in der 2. Klaffe de» 2S.Silomrtrr.Langlaufr» mit Gewehr mit einer Zeit von 1.50.20 den e e st e n V l a tz zu besetzen. Di« siegreiche Rannschast, die au» Johann und Gregor Hönig- IeachimSthal und Alfred Dreßler-Deffendorf be- ftend, errang damit den vom M. R. O. g» st i f< teten Wanderpreis und außerdem einen herrlichen.Kriftallpokal. Die Sieger wurden anch mit große» Bronceplaketten au», zeichnet. Auch die übrigen Mannschaften der Republikanische» Wehr konnten sich sehr gut placieren. Die prSchtigen Leistungen und die stress» Disziplin unserer RW-Männer haben bei »en Veranstaltern«nd bei den zahlreichen Zu- scheuern den besten Eindruck hinterlaffen. Die Republikanische Wehr kann auf die schönen Er­sel,e ihrer Winteesportler mit Recht stolz sein. Heftige Gegenangriffe Francos Barcelona. Das Ministerium für Rational - Verteidigung teilt mit: Rach einem heftigen Kampf ist es dem Feinde gelungen, die Positionen bei der Siedlung Pancrudo zu besehen. Im Ab­schnitte Muela de Teruel besetzten die republikani­schen Truppen die Tote 1040. An der Krönt in Andalusien entwickelt die Luftwaffe der Aufstän­dischen eine lebhafte Tätigkeit. Wir schaffen zwei feindliche Bombenflugzeuge ab und verloren rin Jagdflugzeug. Den Nationalisten ist e» gelungen, nach einem schweren Kampf, der ihnen starke Ber« lüste einbrachte, die Position bei Sierra Al­es r e o n zu besetzen. Der Bericht vom Montag kauiett An der Estremadura-Front setzten di» Auf- stilndischen ihren starken Druck gegen die repu« »manischen Positionen in Sierra Areallano» fort, »och nimmt der Widerstand der Regierungstruppen «n StSrke immer mehr zu. Die Aufständischen! baden-rost« Berlustt auszuwesen. i Gendarmerie Segen»Eiserne Garde Zwei Tote bei Bukarest Bukarest . In zwei Gemeinden de» Land- dezlrles Bukarest kam e» zu Zusammenstößen von Mitgliedern der Eisernen Garde mir der Gendar­merie, die auf die Reifen der Aulobuffe schoß, in denen die Eiserne Garde befördert wurde. Der -Timpul" meldet dazu, daß zwei der Gardisten ihren Berletzungen erlegen sind. London.(Reuter.) Außenminister Eden lam Montag im Unterhaus auf die Versenkung der britischen DampferE n d I) m t o n" und »llleira" zu sprechen, wobei er u. a. erklärte: Born heutigen Tage ab wird bei jedem Nn- strsreboot, da» in der Zone, in welcher britische «chlffe die Kontrolle auSiiben, unter Wasser fahrt, die Absicht vorausgesetzt, dass Handels­schiffe überfallen will. Den britischen Schiffen wurde die Weisung erteilt, auf solche Untersee - >»°te unverzüglich denAn griff Su eröffnen. Am Falle des Dampfer»Aleira" lasse sich E Recht vermuten, daß Flugzeuge Franco» den stugrisf unternommen haben. Der britische Vertreter in Sala» manea wurde daher beauftragt, de« dortigen Behörde« mitzuteilen, daß England unberechtigte Angriffe gege« britische Schiffe bisher mit der größte« Geduld ertragen hat, daß jedoch seine Der Sonntag und der Montag haben keine neuen Neberraschungen gebracht. Aber weil in diktatorischen Staaten sich do» Spiel der politischen Spannungen nicht in der Oeffentlichleit vollzieht, weil die einander widerstrebenden wirtschaftlichen und politischen Kräfte im Geheimen miteinander ringen und jede Lösung den Charakter de» Plötz­lichen, Explosionsartigen annimmt, und well von dem unterirdischen Kampf, von den Intrigen und Gegenintrlgen hinter den Kulissen so wenig be­kannt wird, muß an die Stelle der Tatsachen­berichte die Vermutung treten, da» Rätselraten, flattern fast selbstverständlich die verschiedensten Gerüchte auf. So auch diesmal. Von einer ge­planten Ermordung Pupen» wurde erzählt, von der Verhaftung de» Generalobersten Fritsch, von seiner Erschießung sogar, von einem geplanten und rechtzeitig vereitelten Militärputsch. ES ist eine billigeHeiterkeit", deren sichBerliner infor­mierte Kreise" rühmen, zugleich mit der Behaup­tung, alle» da», wo» da erzählt worden sei, fei eben nicht» andere» al» Gerücht. Denn da niemand die Vorgeschichte der neuen Umwälzung, der ja die vielen ÖfsizierSentlaffungen, die Errichtung de» Geheimen LabinettSrateS" und da» Großreine­machen im Außenpolitischen Amte gleichkommen, auch nur annähernd kennt,«nd da e» ja nach Hit» ler» eigener Behauptung vor der deutschen Bat-' thokomauönacht so etwa» wie eine« Umsturzversuch gegeben Haden soll, sind di» Gerüchte, die von Putschplänen der Generalität wissen wollten, all­zu verständlich. Ueber einen demokratischen Staat würden im Falle einer Neuorganisation seiner obersten Aemter Gerüchte ähnlicher Art nicht ver­breitet werden denn in aller Leffentlichkeit, mit Zustimmung de» Parlament», baut»in Staat freier Menschen seine Organisation au». So harmlo», wie dieDeutsche diplomatisch­politische Korrespondenz" di» Neuordnung dar­stellt: daß die neuen Formen, in denen der deut­ sch » Staat»apparat nunmehr erscheint, dazu ange­tan sind,»ine einheitlich und darum um so wirk­samer» Handhabung eine» sonst komplizierten In­strument» zu gewährleisten", so harmlo», al» eine Art administrativer Maßnahme, betrachtet die Welt diese Neuordnung nicht! Ja, eine wirksamere Handhabung de» Machtinstrumente» wird ermög­licht! Aber gerade diese Zusammenballung der Macht schasst die Erregung» besonder», da gleich­zeitig eine Reihe hoher Offiziere, die al» besonnen, al» Feinde einer abenteuerlichen Politik galten, verabschiedet wurde«nd die Außenpolitik in die Hände de» dilettantisch-geschäftigen, fahrig.aben­teuerlichen, aber fanatischen Nationalsozialisten Ribbentrop gelegt wurde. DieNeuorganisation", die jetzt begonnen wurde, ist sicher noch nicht abgeschlossen. Die der­zeitige Lösung ist, so sehr sie bereit» der Partei ««d daß England zu der Ansicht gelangt ist, daß es an der Zeit sek,«In für alle­mal zu erklären, daß eS auf diese An­griffe nicht mehrmitblotze« Protesten«nd Ersatzforderungen antworten könne.(Beifall.) Des­halb hat die britische Regierung der Franeo-Regiertzng mstgeteilt, daß sie sich in Hinkunft daS Recht Vorbehalte, ohne vorherige Ankündigung zu D e r- geltungSmatznah m e n zu grei­fen, wie sie dieser oder jener Angriffs» fast erfordern wird. In Gibraltar sind da» Schlachtschiff.Nel­son" und fünf weiters Einheiten der britischen Heimaiflotte eingetroffen. Sie werden an den FrühsahrSmanövern der britischen Streitkräfte Uilnehmen. einen Sieg brachte, doch noch rin Kompromiß. Der zum Generalfeldmarschall avanciert» Göring wird sich mit dem Titel nicht zufrieden geben. Er wird der wirkliche Herr über die Armee werden wollen. Aber e» ist durchaus möglich, daß er und derFüh­rer" auf dem Wege dazu noch weiter» Konflikte mit dem ReichSheer zu überwinden haben wer­den. DaS aber kann man wohl jetzt schon sagen, daß au» der Außenpolitik jeder mäßigende(Ein* In einer ausführlichen, au» Basel datierten Depesche einesgelegentlichen MitarbeilerS" be­richtet der Pariser Temps" über die Krise, die am Freitag auf so sensationelle Art gelöst wurde. Dieses Berichtes wegen wurde derTeinpS" in Deutschland s außer 28 anderen ausländischen Zeitungen) beschlagnahmt, die Darstellung deS französischen Blattes wurde vom Deutschen Nach- richtenbureau al»»freche und verantwortungslose Brunnenvergiftung" bezeichnet. Manche» an dieser Schilderung" scheint Mutmaßung zu sein, manches aber stimmt überein mit den Berichten anderer Beobachter. Der.Temps" berichtet, daß bei den Bera­tungen, die der für den 80. Jänner geplante» Red» Hitler » vorauSgingen, die Reichwehr einige Forderungen vorbrachte. Sie verlangte die Demission von Blomberg und die Konzentrierung des Oberbefehls über die Armee, die Marine und die Luftwaffe in den Händen des Oberkommandanten der Armee. Die Reichswehr kritisierte außerdem die Außenpolitik de» Reiches. Sie sprach sich gegen eine allzu enge Zu­sammenarbeit mit Italien , gegen die Intervention in Spanien und gegen die Zusammenarbeit mit Japan au» und verlangte eine Annäherung an London , ferner eine Entspannung mit Paris und vor allem eine Entspannung und hierauf eine An­näherung mit Moskau . Die Industriel­len und Junker kritisierten auch lebhaft den Bierjahresplan Görings. Der Reichs­kanzler hörte diese Beschwerden und Forderungen an, ohne dazu Stellung zu nehinen. Die Atmosphäre war aber sehr gespannt und damals schritt der Ehef der Polizei Himmler ein. Er legte dem Reichskanzler Hitler ein Pro­tokoll vor, au» dem hervorgeht, daß einige Gene­rale der Reichswehr mit dem General Fritsch an der Spitze einer geheimen Organisation angehö­ren. welche die Thronbesteigung des zweiten Soh­ne» de» Kronprinzen in Deutschland auf dem Pro­gramm hat. Ende Jänner herrschte in Berlin eine gedrückte Stimmung. eS begannen Gerüchte zu kursieren, daß Himmler eine Anzahl Reichswehr­generale verhaften werde. Damals entschloß sich General Fritsch, zu einer mutigen Tat, er berief einige Generale zu sich, um mit ihnen gemeinsam einen BerteidigungSplan zu beraten. Am 28. Jän­ner früh besetzte ein Zug der Reichswehr das Pa­lais, daS die Nummer 64 hat und in der Wil - helmstraße ganz nahe dem Reichskanzlerpalais liegt. Gleichzeitig wurden Maßnahmen an einigen strategischen Punkten der Hauptstadt getroffen, um einen eventuellen Putsch der Gestapo zu ver­hindern. Der 28. und 26. Jänner waren Tage drohender Spannung in Berlin . Eine große An­zahl hervorragender Persönlichkeiten, welche mehr oder weniger in dieses Komplott verwickelt waren, verlieb plötzlich die Hauptstadt. Am 29. Jänner abend» wurde bekannt, daß Reichskanzler Hitler die Demission von Blombergs, welche von der Reichswehr verlangt wurde, und die Dienstentlas­sung de» Generals Fritsch unterschrieben hatte. Am 81. Jänner nahm General Keitel seine Beratungen mit Hitler auf, die einige Tage hin- duxch andauerten. Die Reichswehr gab ihre Zu- stinunung zur Enthebung derNonalistengruppe" und erhielt hiefür die Ratifikation ihrer Forde­rungen: Bor allem vollkommene Autonomie und die Ersetzung von Blombergs durch General Keitel. Der Versuch des Generals Göring und Himmler sich des Kriegsministeriums zu bemäch­tigen. schlug fehl. Ferner sagte Reichskanzler Hit­ler der Reichswehr eine Reform zu.>vie sie kürz­lich Nationalverteidigungsminister Daladier in sluß verschwunden ist, daß da» Dritte Reich be­ginnt,»ine reinnatwnaksozialistische" Außen­politik zu machen und das ist eS, was ganz Europa In Erregung versetzt. Wie allüberall dort, wo»lan de» Frieden will, daö Dritte ikteich nach dieser Neuorganisation seines Machtapparates ge­sehen wird, daS hat am tresfendstrn da» englische BlattDaily Ezpeß" formuliert:«Deutschland ist so ruhig wie eine geladene Kanone." Frankreich durchführte. Schließlich gewährte Hit­ ler der Reichswehr einen Platz in der Kontrolle der Außenpolitik dadurch, daß er ihr drei Stellen im Geheimen Rate zuteilte, welcher dazu berufen wurde, die wichtigsten Entscheidungen in Sachen der Außenpolitik zu treffen. 62 stoße Offiziere pensioniert London . Randolph Churchill , der Sohn Winston Churchills, Sonderberichterstat­ter des»Evening Standard" in Berlin , berichtet, daß künftighin der Chef des deutschen Generalsta­bes und der Oberkommandierende direkten-Zutritt zum Reichskanzler haben werden, während sie mit ihm bisher nur über da» Kriegsministerium verkehren konnten. Die Uebernahme deS Kriegs« Ministerium» durch Hitler sei als vorübergehend zu erachten. Bisher seien 62 höher» Offiziere, also 40 außer den 13 Generalen, pensioniert worden. Englische Beurteilung' Die Londoner Beurteilung der Ereigniffe in Deutschland läßt sich in zwei Gruppen zuiam- menfaffen: Die Mehrheit sieht in der Entkaffung der Generale und der Bestellung Ribbentrops zum Außenminister die konsequente Durchführung des»r. sprünglichen nationalsozialiftifchen Programms und nimmt an, daß Deutschland nunmehr eine-mischte» denerr Außenpolitik hinsichtlich deS Antikommintern» Pakte» lalso Italien und Japan gegenüber», sowie im Verhältnis zu Oesterreich imd Osteuropa betrei­ben dürste. Die andere Richtung zu der auch Persönlichkeiten der Regierung zählen sollen meint(ohne eine Radikalisierung der deutschen Außenpolitik zu bezweifeln), die gegenwärtige Um­bildung in Deutschland sei so tiefgreifend, daß sie geraume Zeit erfordern werde, um zu einer prak­tischen Auswirkung im Heer und in der Administra­tive zu kommen. In diesen vielfach an die Sowjet­ union erinnernden Zuständen könne wohl'aum mit einer größeren wirksamen außenpolitischen Aktivität Berlins für die nächste Zeit gerechnet werden. Französische Auffassunsen An französischen politischen Stellen wird, wenn auch zugegeben wird, daß die Ereigniffe vom 4. Fe­ber noch mit einem gewiffen Geheimnis umgeben sind, doch den Berichten über eine Verschwörung in Deutschland wenig Glauben geschenkt. Dian nimmt eher an, daß die Offensive von den kämpferischen Führern der na­tionalsozialistischen Partei ausgegangen i st, die schon lange eine Ur­sache gesucht haben, sich bestimmter Elemente in der Armeeleitimg und in der Diplomatie zu entledigen, die sie für wenig sicher, wenig fähig und allzu unabhängig ansahen Göring bleibt Wirtschaftsdiktator Berlin. Bei der feierlichen Einführung des ReichSnilnisters Funk in on» Amt de» Reichswirtschaftsministers erklärte Göring , er sei jetzt erst recht in die Lage versetzt worden, den Bierjahröplan an oberster Stelle zu leiten. ReichSwirlschaftSiyittister Funk erklärte, der Wirtschaftöminister müsse den Geist In der Wirtschaft und die Ordnung deö Wirtschaftslebens so gestalten, daß beide den nationalsozialistischen Grundsätzen und den durch diese bedingten For­derungen der Partei entsprechen. Dieser Grund­satz müsse nach Dnrchführung der notwendigen GesinnnngS- und Kullurwandlung»»beding t Geltung haben. Englands Geduld zu Ende" Eden kündigt Repressalien für jeden Angriff auf britische Schiffe an Geduld nicht unerschöpflich ist Die Vorgeschichte des 4, Feber