DienStag, 8. Feber 1938
Seit« 8
Ar. 82
Botschaft der Demokratie: Botschaft des Geistes und der Menschlichkeit
Die hervorragendsten Persönlichkeiten des tschechischen geistigen Lebens in Brünn haben einen Aufruf erlassen, in dem eS u. a. heißt: WaS den Pressefrieden betrifft, so würden wir es begrüßen, wenn in der Presse beiderseits dar Prinzip des fair play herrschte. Aber keine Regierung der Tschechoslowakischen Republik darf aus eigenem Willen ihren Bürgern daS Recht auf freie Kritik nehmen, am allerivenigsten dann, wenn sich diese in den Dienst der Demokratie stellt. Wir hegen ernste Befürchtungen, daß jede andere Auslegung des beabsichtigten Pressefrie« denS die Sicherung unserer Demolratie, ja die Prinzipien der politischen Demokratie überhaupt erschweren, wenn nicht vernichten müsste, lieber» dies würden dadurch die offenen und geheimen antidemokratischen Kräfte bei uns unweigerlich gestärkt werden. Es ist klar, daß cS sich der reichsdeutschen Regierung in erster Linie darum handelt, diesen echten Demokraten nicht nur die Wirkungsmöglichkeit, sondern überhaupt die Möglichkeit drS Aufenthaltes bei uns zu nehmen. Demgegenüber sind wir der Meinung, daß wir durch die Erfüllung solcher Ansprüche und durch dir Aushebung des AsiilrechteS für dir, mit welchen uns die gleiche Ucberzrugnng verbindet, abfalle» würden von den Verpflichtungen, die auS dem Geist der Demokratie erwachsen. Wir haben noch nicht ver- geffen, daß jenen Männer», die sich um die Selbständigkeit unseres Staates am meisten verdient gemacht haben, das bittere Loö der politischen Emigration zuteil wurde; wir haben die Prinzipien nicht vergessen, in deren Namen sie jenen Kampf führten; und wir haben schließlich auch
daS Gelöbnis nicht vergessen, zu dem am Sarge des Präsident-Befreiers sein einstmals treuester Mitkämpfer und jetziger Nachfolger uns verband. Eingedenk dieses Gelöbnisses wenden wir uns an die verantioortlichen Männer dieses Staates mit dem Aufruf, daß auch sie dieses Gelöbnis stets achten mögen. Wir tun dies in der Ueberzeugung, im Namen der überwältigenden Mehrheit der Staatsbürger zu sprechen und weil wir es für unsere größte und heiligste Pflicht er» achten, den guten Namen und die Unabhängig» leit der Tschechoslowakischen Republik zu wahren. Unterzeichnet ist dieser Aufruf von folgen» den Persönlichkeiten: Professoren und Dozenten der Masaryk» Universität: Dr. In. A. Bläha, Dr. B. Cupr, Dr. L. Drastich, Dr. I. L. Fischer, Dr. Jos. Frejka, Dr. BI. Groh, Dr. Bl. Helfrrt, Dr. B. Havränek, Dr. I. tzybäöek, Dr. R. Jakobson, Dr. H. Iarntk, Dr. I. Macürek, Dr. I. Maröälek, Dr. B. Neumann, Dr. F. Ringer, Dr. I. Podpira, Rektor, Dr. L. Seifert, Dr. I. Sahänek, Dr. B. Slabkk, Dr. F. Stiebitz, Dr. F. Trävnliek, Dr. A. Trhb, Dr. I. Tvrdh, Dr. Bl. Mehla, Dr. F. Wollman, Dr. D. Zahälka, Dr. I. Zahradnkäek, Dr. L. Zatoöil. Professoren und Dozenten der Benes-Technik: Ing. I. BaZant, Dr. D. Bubeulk, Rektor, Ing. Bl. Fischer, Dr. I. Hro- nec, Ing. Dr. K. Hruban, Dr. I. Krijeneekß, Dr. I. Klima, Dr. M. Krondl, Dr. Bl. Kkivänek, Ing. Dr. Ad. Liebscher, Dr. Bl. Novckk, Dr. F. Ploek, Dr. B. Blick, Ing. Dr. L. Zäruba.
rungen im ausgeschriebenen Umfange. Die Mit» glieder der Deputation schilderten die wirtschaft« liche Lage der Arbeiter und der Gemeinde einer» seit- und jene des Betriebes andererseits und verwiesen darauf, daß es sich hier um eine Frage von Sein und Nichtsein handle, wenn der Betrieb in tzeinzendorf bei der Vergabe der Lieferungen leer auSgchen sollte. In diesem Falle bestehe so gut wie keine Aussicht, daß er überhaupt noch einmal in Gang gesetzt werden könne. Außer zwei entscheidenden Stellen im MNO wurden auch noch die Minister Czech und g a j i ö e k um Unterstützung der Bestrebungen der Gewerk« schäften, den Hcinzendorfer Arbeitern Arbeit und Derdlenst zu verschaffen und damit ihren Arbeit-» platz zu erhalten, ersucht, welchem Verlangen beide Minister zu entsprechen versprachen. Außerdem wurde auch sonst alles versucht, um einen Erfolg hcrauSzuholcn. Dieser Tage langte nun die erfreuliche Nachricht rin, daß die Firma Heinzrndorfer niech. Weberei A.-G. HeercSliefernngsauf» träge in der Höhe von rund 3 Millionen Kü zugeteilt bekommen habe. Den Bemühungen der freien Gewerkschaften und der aktivistischen Minister ist also ein voller Erfolg zuteil geworden, der um so höher anzu- schlagen ist, als durch ihn die setzt arbeitslose Belegschaft des Hcinzendorfer Betriebes schon in der nächsten Feit wieder in Arbeit kommen wird. Man darf nur neugierig sein, ob diesmal auch wieder die Hcnlelnlcute, die sich um die Beschaffung von Arbeit einen blauen Teufel geküm« wert und samt ihrem Kreisführer Hubert H. Birke bisher nicht nur in dieser, sondern auch in allen anderen Dingen von Bedeutung nichts ge» keiftet haben, von den entscheidenden Heilotcn im Betriebe auch wieder zuerst eigcstellt werden, wie daS die Jahre über manchmal sestzustellen ge» wesen ist.
Das Ist Aktlvlsmus! Die Heinzendorfer mech. Weberei A. G. erhält für rund 3. Mill. KC ärarische Aufträge Ter Heinzendorfer Webereibetrieb der Firma kl. Heinzcl, welcher vor Jahresfrist in eine A.-G. umgewandelt wurde, ist im Dezember 1937 wegen Auftragsmangel bis auf weiteres stillge» legt worden. Rund 850 Beschäftigte wurden in dieser Arbeitergemeinde auf unbestimmte Zeit arbeitslos. Dabei muh man tvissen, daß die ge, nannte Firma mit ihren Erzeugnissen in früheren Jahren fast ausschließlich auf den Export nach Ungarn und den Balkan angewiesen war und seit dem Scheitern der HandclSvertragSverhandlun- gen mit Ungarn in den Jahren 1924 und 1925 nur sehr stark eingeschränkt gearbeitet hat. Während in den meisten übrigen Textilbetrieben bis zum Jahre 1929 Hochkonjunktur zu verzeichnen war, mußte im Heinzendorfer Betriebe ständig ausgesetzt werden. Dieser Zustand dauert jetzt schon 12 Jahre an und wurde noch dadurch verschlimmert, daß zweimal Stillstände in der Dauer von fast einem Jahr in Kauf genommen werden mußte, während denen überhaupt niemand in dieser Fabrik arbeiten konnte. Hcinzendorf selbst ist eine arme Arbeitergemeinde, die mit diesem einzigen Webereibetrieb als Steuerquclle rechnen muß. Die Bewohner dieses Ortes haben in diesen letzten 12 Jahren gerade genug Elend und Rot durchzukosten Gelegenheit gehabt und wissen, was es bedeutet, wenn niemand zu sagen vermag, ob der Betrieb, in dem man vorher 20 und mehr
Jahre beschäftigt war, überhaupt noch einmal in Gang kommen wird oder nicht. An Gerüchten dieser Art, von ganz bestimmter Seite auSge- streut, hat eS in den lebten Jahren wahrhaft nicht gefehlt. Weim auch bei den StlllegungS- Verhandlungen bei der Bezirksbehörde in Brau nau anfangs Dezember 1987 nicht alle Hoff- nungen zerstört wurden, daß im Sommer wieder ein paar Wochen hindurch gearbeitet werden wird, so gab eS doch naseweise Großverstände, die bei dieser Gelegenheit ihr Irrlicht leuchten lassen wollten lind wahrscheinlich überzeugt davon waren, ihr Rezept sei daS beste. Wir wollen hier den Namen des Geschaftelhubers, den wir meinen, nicht nennen, sondern nur sagen, daß von feiten der frcigewerkschaftlichen Vertreter gleich an Ort und Stelle die Unterstütznng der Firma nach der Richtung zugesichert wurde, damit sie bei der Vergabe von ärarischen Lieferungen im Falle entsprechender Offertpreise von unseren freien Gewerkschaften bei der vergebenden Stelle unterstützt werden würde. Diese Zusicherung ist wahrgemacht worden. Am 12. Jänner l. I. sprach eine Deputation, bestehend aus den Genossen R e h w a l d, Reiche»berg. R a m b a u S k e. Braunau , von der Union der Textilarbeiter, dem Kollegen Stolzer vom Allgemeinen Angestelltcnverband, einem Vertreter der Christlichen und Herrn Dir. Ing. M o r a w e k als Vertreter des Verwaltungsrates im Ministerium für nationale Verteidigung vor und ersuchte um Berücksichtigung des Hein« zendorfcr Betriebes bei der Vergabe der Liefe-
Tkchechostowakei zweitgrößte» Handelspartner Rumäniens . Nach provisorischen Angaben ist die Tschechoslowakei im rumänischen Außenhandel im abgelaufenen Jahre auf die zweite Stelle vorgerückt. An erster Stelle stand Deutschland mit einem Am» sähe von 11.8(i. B. 8.4) Milliarden Lei, gefolgt von der Tschechoslowakei mit 8.27(i. B. 2.98) Mil« liarden Lei. Aus die Einfuhr entfielen 2.67(i. B. I 45) und auf die Ausfuhr 2.8(i. V. 1.5) Milliarden Lei. Jugoslawien« HopfmauSfuhr hast halbiert. Belgrad . Jugoslawischer Hopsen konnte sich im abgelaufenen Jahre nicht so im AuSlande durchsetzen, wie 1986. Es kamen nur 2411 Tonnen für 49.2 Millionen Dinar zur Ausfuhr gegen 8588 Tonnen für 87.1 Millionen Dinar in 1986. Beste Kunden leeren Großbritannien mit 1251 Tonnen und USA mit 815 Tonnen.
Man erhält für
KB
100 Reichsmark.>..
508.—
Markmünzen....
055.—
100 österreichische Schilling
533.50
100 rumönische Lei...
14.35
100 polnische Zloty...
519.50
100 ungarische Pengö..
•
558 50
100 Schweizer Franken.
600.25
100 französische Francs.
•
93.82
1 engUschcs Pfund..
142.25
1 amerikanischer Dollar.
28.30
100 italienische Lire..
121.40
100 holländische Gulden.
e
1587—
100 iugoslawische Dinare.
61 80
100«elgaS
481.50
100 dänische Kronen..
031.—
•
782.—
Der Trick Von Paul Bondy An einem angenehmen Frühlingsabend saß ein etwas älterer Herr, Erwin Kohl mit Namen, vor dem Schreibtisch seines Zimmers und arbeitete. Er schien sehr beschäftigt, denn bis morgen früh hatte er, der Versicherungsagent eines großen Konzerns war, seinem Vorstand«ine genaue llbrechnung aller im Lauf« der letzten Wochen durchgesührten Geschäfte vorzulegen. Da eS sich vm größere Betrage handelte, schien peinlichst« Ordnung mehr als angemessen. Eben hatte er den lebten Strich unter die Ausstellung gezogen, als plötzlich eine fremde Gestalt vor ihm stand. Erwin Kohl sprang erschrak» ken auf, doch der andere winkte ihm beruhigend zu. „Bitte, bleiben Sie nur ruhig sitzen und hären Sie mich an.* Bei diesen Worten zog er verbindlich lächelnd einen Browning aus der Tasche, so etwa, wie ein anderer ein Notizbuch oder eine Tabatiärc hervorzieht. „Cs soll Ihnen gar nichts geschehen", nur möchte ich die schönen Banknoten, die da auf dem Tisch liegen, mitnebmen. Auch für Ihre Uhr, Ihren schönen Ring und Ihre getviß nicht minder kostbare Tabatiöre habe ich Interesse. Also bitte, geben Sie mir die Dinge, aber.möglichst rasch, denn ich habe begreiflicherweise Eile." Der Neberfallcne zögerte nicht, dem Wunsche des Räubers nachzukommen,— was hätte er schließlich auch anderes tun können? Während er non die verschiedenen Gegen« stindc zusammeNrafste, warf er einen Blick auf den Eindringling. Und da stellte er zu seinem Erstaunen folgendes fest;
Tvr Mann hatte tinteubekleckste Finger, er mußte also vor kurzem geschrieben haben. Ferner bemerkte er, daß der Fremde eine ganze Reihe Bleistifte sowie zwei Füllfedern in seiner Westentasche stecken hatte. Und schließlich, als sein Blick abwärts wanderte, sah er, daß aus der Rocktasche des Räubers irgendein bedrucktes Papier, eine Art Formular hcrvorschaute. Den Bruchteil einer Sekunde sah er auf das so keck hervorlugende Pa pier — dann kam eine Erleuchtung über Herrn Kohl. Er hatte nur allzuoft von Agenten gehört, oder, besser gesagt, gelesen, die, um ein Geschäft zu bewerkstelligen, einen Uebcrfall vortäuschten. Naturgemäß Ivar dann der Uebertölpelte, wenn er kurz daraus hörte, warum er eigentlich überfallen worden war, gern bereit, eine Versicherung einzu« gehen, denn IvaS diesmal bloß grober Scherz gewesen, konnte ja nächstens bitterer Ernst werden. DaS Papier, das Erwin Kohl ans der Tasche deS Einbrechers gucken sah, war ein Versicherungsformular seiner eigenen Gesellschaft. Der Mann hier schien also gar kein wirklicher Verbrecher zu sein, sondern bloß ein Agent, der den alten, oft bewährten Trick anwenden wollte, um ihn, Erwin Kohl,„geschäftSreif" zu machen. Diese Gedanken zuckten blitzartig durch sein Hirn, als er auch schon beschloß, dieser Komödie freien Lauf zu lassen.«Ein Anfänger, wahrscheinlich ein junger Agent, der gleich mit einem schönen Auftrag sein« Stellung befestigen will", überlegte er weiter.„Aber Eile mit Weile, der Gute hat in seinem unbändigen Eifer wohl übersehen, daß auch ich aus dieser Branche bin und ihn durchschaue!" Er fühlte sich wieder vollkommen obenauf, übergab also erleichterten Herzens dem Eindringling die letzten Geldscheine, die dieser, wie es Erwin Kohl schien, ziemlich ungeschickt einsteckte.
So legte er z. D. seine Pistole während dieses Vorganges achtlos neben sich, so daß es Erwin .Kohl ein leichtes gewesen tväre, sich der Waffe zu bemächtigen. Tvch wollte er sich den Spaß nicht zu früh verderben und ließ den anderen gewäh- ren. Der nun nahm jetzt wieder den Browning zur Hand, ging, so wie eS in den Kriminalgeschichten steht, woran sich Erwin Kohl innerlich grinsend erinnerte, mit zur Tür gewandtem Rücken, sein Gegenüber scharf beobachtend, zurück, lüpfte dort seine Mütze, wünschte einen guten Abend und trat auS dem Zimmer. Kaum war er draußen, als Erivin Kohs das Lachen nicht mehr verbeißen konnte und sich auf die Ottomane warf, um der weiteren Entwicklung der Dinge möglichst bequem entgegcnzusehen. „Run steht«r wohl vor der Türe und glaubt, ich werde ihm nachstürzen oder, noch bester, laut um Hilfe rufen. Da wird er dann wie der denS ex machina erscheinen und alles aufklärcn. Aber dar, aus wird nichts, mein Lieber!" Nachdem ungefähr fünf Minuten vergangen waren, erhob sich Erwin Kohl und schlich, von Neugier getrieben, leise zur Tür. Kein Laut war jedoch zu hören. Ungeduldig riß er sie mit einem Ruck auf— niemand war zu sehen! Plötzlich fiel sein Blick auf den Boden, dort lag ein Brief, an ihn adressiert. Er hob ihn auf, öffnete und laS: „Geehrter Herr!— Das ist eben mein Trick! Ich„arbeite" nur mit Kollegen Ihres Faches. Die glauben nämlich alle, in mir einen einfältigech Neuling ihrer Branche zu sehen, der sie übertölpeln will. Sie, Herr Erwin Kohl, sind nicht der Ersie und werden auch nicht der Letzte sein, der mir zu einem angenehmen Leben verhalfen hat. Besten Dank!" Erwin Kohl wurde leichenblaß,,,
Neue Eiskunstlauf-Weltmeisterin Die in Stockholm auSgctragencn Weltmeisterschaften im Eiskunstläufen für Frauen endeten mit einer großen Ueberraschung: Die Titelhalterin Colledge lEngland) wurde durch ihre Landsmännin Megan Taylor knapp besiegt. Schon bei der Kür war der Vorsprung der Colledge minimal gewesen und bei der Kür wurde sie durch die Taylor überholt und des Titels entkleidet. Den dritten Platz besetzte die ehemalige Wienerin Hedy Stcnuf, welche für USA startete.
Mit dem Zeugnis des Kameraden... (Prager Bezirksgericht.) Prag ,-rb- In einem großen Restaurations- unternehmen waren zwei Köche angestellt. Einer dieser beiden mußte wegen einer kleinen Verfehlung eine kurze Arreststrase verbüßen. In der Zwischenzeit ging ein Schreiben ag rhn ein, in welchem ibm kür' Brüxer Restaurateur ein stmistigeS' Engagement anbot. Der„gure Kamerad" öffnete das Schreibe» und— fuhr sofort»ach Brüx , wo er dem betreffenden Chef an Stelle des eingesperrten Kollegen senie. Dienste anbot und auch angenommen tvurde. Gestern wurde diese Sache vor dem Bezirksgericht verhandelt, das den Angeklagten zu 200 KC Geldstrafe verurteilte. Wie der Richter bemerkte, wurde in diesem Fall ein erhöhtes Strafausmaß deshalb angewen- det, weil der Angeklagte sich unter Ansnützung der Zlvangslage seines Kollegen sich in eine Stellung eindrängie, die ihm nicht zustaud.
Ein Reigen Prag ,-rb- Der Restaurateur Emil B u r d y ch lvar seinerzeit der Uebertretung der Kuppelei angeklagt. Er ivac Besitzer eines Restaurants auf der Kleinseite und beschuldigt, daß er gegeir den Paragraph 512 verstoßen habe, nach den» sich diejenigen,„tvelche Schanddirncn zur Betreibung ihres unerlaubten Gewerbes bei sich einen ordentlichen Aufenthalt oder sonst Unterschleis geben" zu strengem Arrest in der Dauer von drei bis zu sechs Monaten zu verurteilen sind. Es ist nicht zu vergesien, daß unser Strafgesetz 135 Jahre alt ist! Herr Burdych war entrüstet und bestritt kategorisch, daß in seinem Betrieb etivas derartiges vorgefallen sei. Einer seiner Hauptzcugen war der Musiker Eduard K o l i n s k i), der den Pärchen in den diversen„Boxen" aufzuspielen pflegt,- und sich hoch und heilig vcrschlvor, daß der Chef nie„Animier- mädchen" gehalten habe Der Chef wurde freigesprochen, die Staatsanwaltschaft langte sich aber den Hauptzeugen, da inzwischen fcstgcslellt worden Ivar, daß dessen Aussage kaum auf Wahrheit beruhte. In diesem Prozeß machte zur Abtvcchsluug wieder einmal der Chef den Kronzeugen und versicherte unter Zeugeueid, daß sein gewesener Musikant die„reine und volle Wahrheit und nichts als die Wahrheit" ausgesagt habe und daß sein— des Zeugen— Lokal von ganz untadelbaftcr Beschaffenheit sei. Ta- Gericht erkannte aber den Musiker Kolinskl) angesichts des erdrückenden und zum Teil höchst widerwärtige» BeweiSinaterials des Verbrechens der falschen Zeugenaussage schuldig und verurteilte ibn wegen falscher Zeugenaussage, zu zwei Monaten Kerle r, bedingt auf zwei Jahre. Um den Reigen zn schließen, nahm sich der Staatsanwalt nach diesem Strafprozeß de» Restaurateur her, der die Richiig- keit der ihm entlastenden Zeugenaussage seine- verurteilten Angestellten als Zeuge bestätigt hatte. DaS Zeugenverfahren erlvieS neuerlich die Wahrheit der in der allerersten Anklage geltend gemachten Tatsachen, daß nämlich ieneS Restaurant ein Animierlokal lvar und die dort beschäftigien Mädchen von deut Wirt Provisionen von dem konsumierten Wein bezoaen batten. So tvurde also einmal auch der Herr Chef schuldig erkannt und der Strafsenat des G9l. Dr. KavIan verurteilte ibn zu drei Mona» tenKerkcr unbedingt.
Verlanget überall Volkszünder